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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110524029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911052402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911052402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-24
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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Inserat« von Ueddrden tm amt. ttch«» I«tl »t« ««tttirtl» S0 «». »e!d<ui«anietg«» mit Pla»o»rlchrine» ». t» der Ldendaurgad« im Pretie erhöht. Rabatt aochlarii Beilage,«bühr Tetaml» a»slag« L MI o Taalend erkl Postgebühr, leildetlag« Hüber. geftetteilt« Austräg« können ntldr »arück- aeiog«» werden. »ür da» Lrlchetnen a» oefttmaue» la,«» and Plä,«n wird t«t«a Larantt« übernommen. A»»«t,«n « Annahme: I»h»»»t»,«Is» », det sämtliche» Filialen ». allen Lnnon«». Expeditione» de» Io» »nd Au»land«a Brmk u» Verla» »«, ti«t»»t„, ?»,» blatte. E. v»>t- Inhaber: V«»I Riefte». Rrb«Ktaa »ad Grschist,stell«: Iohanntsgass« 8t p«»»1 - Filiale Dr«»d«»r vreftraft« < I lTelrpho» 4621). Nr. 143 Mittwoch, üen S4 Mot lSll los. Jahrgang. Die vorliegesde Ausgabe umfaßt 6 Seite». vlo LxpoMiollöll äea LvlpÄSvr VuLsdlLUva tulä 6 er I/Stprlxsr ^UASmviQvn 2s11un§ beflackoo sieb »irr uoeb LvIpÄß, öodiuwIsßLsso 8, V«rckvrx«dLnck» pnrterr« links Im VvdLuäs äs8 Ia§edlatts5. Ver Lnwurk Les verlicherungs- geletzes M Angestellte. der nunmehr de« Reichstage vorliegt, entspricht dem seinerzeit veröffentlichten Entwürfe in allen seinen Teilen. Neu eingesiigt ist ein Abschnitt über die Befugnisse der privaten Versicherungs kassen, die unter Umständen als der Reichsver sicherung gleichwertige Einrichtungen angesehen werden sollen. Es handelt sich um Zuschußkassen, Ersatz kassen, öffentlich-rechtliche Pensionskassen und um Versicherungsverträge mit Lebensversicherungs- Unternehmungen. So wird u. a. bestimmt, daß Angestellte, die zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes bei diesen privaten Lebensversicherungs unternehmungen versichert sind, auf ihren Antrag von der Beitragsleistung befreit werden können, wenn der Iahresbetrag der Beiträge für diese Ver sicherungen mindestens dem ihren Eehaltsverhält- nissen zur Zeit des Antrags entsprechenden Bei. »rügen gleichkommt, die sie nach diesem Ge setze zu tragen hätten. Diejenigen Versicherten, die bei Veröffentlichung dieses Gesetzes eine Lebensversicherung mit einer niedrigeren Bei tragsleistung als 4 v. H. ihres Jahreseinkommens abgeschlossen haben, sollen berechtigt sein, bis zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Gesetzes behufs Herbeiführung ihrer Befreiung ihre Versicherung zu erhöhen. In allen diesen Befreiungsfällen bleibt oie Verpflichtung des Arbeitgebers zur Zahlung der restlichen 4 v. H. des Einkommens als Beitrag zu der neuen Angestelltenversicherung bestehen. Durch diese Bestimmungen soll Privatangestellten, die be reits bei einer Lebensversicherung versichert sind, vor empfindlichen Schädigungen und Vermögensverlusten bewahrt werden, da sie meistenteils nicht in der Lage sein werden, neben den Prämien an die Verfiche- rnngsunternehmung auch noch die Beiträge zu zahlen, die ihnen durch die neue Versicherung auferlegt werden. — Dem Entwurf ist eine umfangreiche Be gründung beigegeben, die zum größten Teil auch schon bekannt ist. Untere üsnüetsbeziehungen zu Japan. Dem Reichstag ist der angekündigte Gesetzentwurf über die vorläufige Regelung der Handels beziehungen zu Japan zugegangen. Dadurch wird die Ermächtigung für den Bundesrat nach gesucht, einen etwa zustandekommenden Handelsver trag mit Japan, ebenso Vereinbarungen über das Konsulatswesen, über die Auslieferung usw. vor läufig in Kraft zu setzen. Wenn der Reichstag bis zum 31. März 1912 nicht die Zustimmung zu diesen Verabredungen erteilt, sind sie außer Wirksamkeit zu setzen und zwar spätestens bis zum 31. Dezember 1912. Wie der Gesetzentwurf, so ist seine Begrün dung kurz. Wir entnehmen ihr das Folgende: Die japanische Regierung beabsichtigt, ihre Han delsbeziehungen zu allen Ländern auf eine neue ver tragliche Grundlage zu stellen. Sie hat unter dem 14. April 1919 ein neues Zolltarifgesetz mit neuem Zolltarif erlassen, die am 17. Juli 1911 in Kraft treten werden. Japan hat im Juli und August 1910 tast alle im Laufe der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts geschloffenen Handelsverträge gekün digt. Infolgedessen treten die Verträge zwischen Japan und dem Deutschen Reiche mit Ablauf des 16. Juli d. 2. außer Kraft. Auf Anregung der japa nischen Regierung sind Verhandlungen über den Abschluß eines neuen Handels- und Schiffahrtsver trages eingeleitet worden. Diese haben bis jetzt zu keinem Ergebnis geführt. Nach dem Stande der Verhandlungen ist es ausgeschlossen, daß ein Ver trag frühzeitig genug vereinbart wird, um die Ge nehmigung des Reichstags vor seiner Vertagung ein zuholen. Um einen vertragslosen Zustand tunlich zu vermeiden, soll der Bundesrat ermächtigt werden, den etwa abzuschließenden Vertrag vorläufig in Kraft zu setzen. Bisher hat die japanische Regierung auf Grund des neuen Tarifs mit den Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien neue Handelsver träge geschloffen. Der erste Vertrag enthält von keiner «eite Tarifzugeständnisse: Großbritannien hat dagegen Zugeständnisse erhalten und gegeben. Ium Marsch üer /rsnzolen nach /ez. Die nachfolgenden Telegramme lassen erkennen, daß Moinier, ohne auf besonderen Widerstand zu stoßen, Fez erreicht hat. Tanger, 24. Mai. (Prrvattel«gramm.) Nach einem Funkentelegramm aus Lallaito wurde die Truppenabteilung Moinier auf ihrem Marsche nach Fez nur Sonnabend und Sonntag vor mittag beunruhigt. An diesen beiden Tagen wurde sie von Scherardakriegern angegriffen, doch konnte sie den Feind durch Keschützfeuer aus seinen Stellungen vertreiben. Die Ebene rings um Fez war. als die Abteilung dort eintraf, frei von feindlichen Stämmen. Moinier bestätigte durch Funkspruch an den Doyen des diplomatischen Korps, daß die Euro päer sich in Sicherheit befinden. Paris, 24. Mai. (Privattelegramm.) Nach einer Meldung aus Agibuzeri vom 22. Mai unterbrach die Mahalla am Ranis den Marsch, da in der Gegend von Aur ein neuer Roghi auftritt und den Heili gen Krieg verkündet. Dieser neue Kronprätendent verfügt über 1200 Krieger, die den Djebbalastämmen angehören. Die Kaids im Eharbgebiet treffen Vor bereitungen, um der Bewegung Einhalt zu tun. paUtflche Nachrichten. Kaiser Wilhelm und die Londoner Handelskammer. Loudon, 24. Mai. (Tel.) In Beantwortung der Bewillkommnungsadress«, di« die Londoner Han- delskammer dem Kaiser durch den deutschen Bot schafter überreichen ließ, richtete Graf Wolff- Metternich an die Handelskammer ein Schrei ben, in dem es heißt, es gereiche dem Kaiser zu großer Befriedigung, daß die Mitglieder der Londoner Handelskammer sich der Wichtigkeit der Aufrechterhaltung freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern im gemeinsamen Interesse der beiden Völker und der Förderung der Zivilisation bewußt seien. Postscheckverkehr mit Luxemburg. Berlin, 24. Mai. (Tel.) Die Großherzoglüb Luxemburgische Finanzverwaltung beschäftigt sich mit der Frage, die großen VorteiledesPostscheck- oerkehrs auch Luxemburg zuzuwenden der gestalt, daß der neue Verkehrszweig nicht nur in Luxemburg selbst eingeführt, sondern auch mit dem deutschen Postscheckverkehr in enge Be ziehung gebracht wird, in ähnlicher Weise, wie dies schon jetzt beim internattonalen Postgirodienst zwischen Deutschland, Oesterreich, Ungarn, der Schweiz und Belgien der Fall ist. Der Generaldirektor der Luxemburgischen Finanzen Man gen ast, der sich lebhaft für diesen Gegenstand interessiert, halt« dieser Tage deshalb mehrere Besprechungen im Reichspost amt in Berlin. Es steht danach zu erwarten, daß der Postscheckverkehr zwischen Deutschland und Luxem burg zur weiteren Förderung der Handelsbeziehungen beider Länder demnächst in Aufnahme kommen wird. Grey, der Optimist. London, 24. Mai. (Tel.) Auf einem Festmahl bei dem Premierminister der Kolonien hielt gestern Staatssekretär Grey eine Rede, in der er ausführte, der neue englisch-amerikanische Schieds gerichtsvertrag habe die Aussicht, etwas wie eine Grenzmark« in der Geschichte der Menschheit zu werden. Nach dem, was bisher von dem Vertrage bekannt sei, werde er sicher die Bahn zu einem sehr großen und praktischen Fort schritt in der friedlichen Beilegung von Streitigkeiten eröffnen. Er werde das Ziel sein, wonach jedes Land strebe, indem er den Ausbruch eines Krieges schwieriger mache. England habe d«n Vertrag zuerst mit den Vereinigten Staaten abgeschlossen, ohne vor. her zu erwägen, welcher Ausdehnung er fähig sei. Wenn aber die Initiative des Präsidenten Taft segenbringende Folgen für ander« Nationen haben sollte, werde England dies um so mehr begrüßen. Wichtige Anfragen im englischen Unterhause. London, 24. Mai. (Telegramm.) Der Staats sekretär des Aeußern Grey erklärte heute im Unterhause auf mehrere Anfragen, welcher Art der englisch-amerikanische Schieds gerichtsvertrag sei und ob jetzt Verhandlungen mit Frankreich oder irgendeiner anderen Macht bezüglich ihrer Einbeziehung in den Vertrag im Gange seien: „Ich habe den vollen Wortlaut des Vertrages bis jetzt zwar noch nicht erhalten, nehm« aber auch nicht an, daß der Vertrag zwischen drei Par teien beabsichtigt ist. Ich kann nur hinzufügen, daß nach dem, was ich von der Art der Vorschläge erfahren habe, jede Aussicht auf einen beträcht lichen Fortschritt in der Gewährleistung der praktischen Beilegung von Streittragen, ohn« einen Krieg herbeizuführen, vorhanden ist." Dillon fragte an, ob die b r i t i s che Regierung die französische dränge, das Borrücken der französischen Truppen aufFezzu beschleunigen und ob sie der französischen Regierung erklärt habe, daß sie sich gezwungen gefühlt haben würde, di« fran zösische Regierung zur Entsendung einer Ex pedition nach Fez aufzufordern, wenn dies« nicht ohnedies schon erfolgt wäre, und endlich, ob Grey alle Mitteilungen veröffentlichen wolle, die zwischen Frankreich und Großbritannien über di« Expedition ausgetauscht worden seien. Sir Edward Grey erwiderte: „Die britische Regierung drängt« die französische nicht zu irgendwelchen aktiven Schritten, aoer ich drückte in allen Unterhaltungen über diesen Gegen- stand meine Meinung dahin aus, daß ich ohn« die von der französischen Regierung ergriffenen Maßregeln nicht imstande gewesen wäre, auf an mich gestellte Fragen über die Sicherheit britischer Untertanen zu antworten, und daß die französische Negierung keine andere Wahl gehabt habe, als Fez mit möglichster Beschleunigung zu entsetzen. Den letzten T«N der Frage mutz ich verneinen." Di klon fragte, ob das Unterhaus nicht be- rechtigt wäre, zu erfahren, ob England mit der grausamen Expedition etwas zu tun habe. Grey antwortete, England habe nichts mit der Expedition zu tun. Inhibiertes Protefischreiben. Lissabon, 24. Mai. (Telegramm.) Die Zivil gouverneur« belegten viele Exemplare eines Pro test schreibens der Bischöfe gegen die Tren. nung von Kirche und Staat mit Beschlag. Der Ministerrat beschloß, gegen die Beschöfe vorzu gehen. Ein Wink aus Petersburg an die Türkei. Petersburg. 24. Mai. (Privattelegramm) Der russische Botschafter in Koktstanttnopel wurde beauftragt, der türkischen Regierung nachstehende Mitteilung zu unterbreiten: Seit dem Ausbruch der albanefischen U nruh en versicherte die tür kische Regierung unaufhörlich der Kaiserlich Russischen Regierung ihre unerschütterliche Absicht, daß der inter national« Friede nicht gestört werden solle. Aus den letzten Nachrichten ergibt sich, daß Truppen besonders in unmittelbarer Nähe der montenegrini schen Grenze zufammengezogen worden sind. Hieraus ergibt sich eine ernste Gefahr kur den Frieden, weil der geringste Zwi schenfall einen Grenzionflrkt Hervorrufen kann, dessen Folgen zurzeit schwer vorauszusehen sein würden. Gleichzeitig hält die russische Regierung es für notwendig, hinzuzrrfügen. daß die militärischen Maßregeln, die von der montenegrinischen Regie rung zum Schutze der montenegrinischen Grenze er griffen worden seien, nach ihrer und der russisischen Regierung Ansicht nicht als eine Drohung gegen das Nachbarland aufgefaßt werden können, sondern daß sic lediglich natürliche Maßnahmen darstellen, zum Zwecke der eigenen Verteidigung und Aufrechterhal tung der Ordnung auf dem eigenen Gebiete. In der Ueberzeugung, daß die Pforte diese Anschauung teilt, drückt die russische Regierung di« Hoffnung aus, daß die türkische Regierung zur Erhaltung der Ruhe und des Friedens es als möglich anerkennen wird, unverzüglich uno in kategorischer Form ihre durch Unter« Siüe. Roman von Haus v. Saltzwedel-Weimar. (Nachdruck verboten.) Die Schwadron war unterdes herangetrabt, und hinter dem Rittmeister in Schritt gefallen. Bald darauf sah dieser den Kommandeur aus sich zukommen, der ihm schon aus einiaer Entfernung zurief: „Mein lieber Rottnow, wir kommen ja heute in dasselbe Quartier, da wollen wir doch gemütlich zusammen reiten!", um dann, als sie nebeneinander waren, fortzufahren: „Das war ja beute der reine Glücks tag für Sie! — Donnerwetter ja! — Aber Sie howen's auch gaiu famos gemacht, das muß man Ihnen lassen. Jedenfalls sind Sie nun dicke durch, und auch Herrig wird Ihnen nicht mehr an den Wagen fahren." Da der so gnädige Vorgesetzte auf feine huldvoll«» Wort« gar k«ine Antwort erhielt, sah er den schweigsamen Untergebenen etwas ver wundert an, und als er den gequälten Ausdruck auf dessen Gesicht« erkannte, brach er in die Worte aus: „Aber Mensch, was ist Ihnen denn? — Sie sehen ja aus, wie ein Gerber, d«m all« Felle fortgeschwom men sind!" Als Antwort reichte ihm der Rittmeister nach einigen Augenblicken vvs Zögerns den Brief seines Rechtsanwaltes hin. „Bitte gehorsamst, diesen Brief lesen zu wollen, Herr Oberstleutnant!" Verdutzt sah ihn dieser an. „Nanu, was Schlimme, passiert?", damit ergriff er das Papier, setzte etwas umständlich den Kneifer auf das kleine blaurote Näschen und begann zu lesen. Gleich nach Len ersten Worten sah er erstaunt nach «einem Begleiter welcher starr geradeaus in die Fern« blickte. Dann las er kopfschüttelnd weiter. Dabei zogen sich die buschigen Augenbrauen bedenk lich in dr« Höhe, die Röte des Gesichts wurde um einige Schatten dunkler, die kurzen, strammen Bein chen begann«» vom Knie abwärts ungeduldig zu pen deln, so daß das alte, treue Schlachtroß loszackelte, der Kneifer rutschte immer tiefer auf die Nasenspitze, bis er schließlich ganz herabfiel, — und nun brach er los: „Das ist ja eine nette Bescherung! — Das ist ja eine ganz verfluchte Schweinerei! — So was ist ja noch gar nicht dag«wes«n! — Eine Offiziersdame meines Regiments als Verbrecherin verhaftet! Dos har gerade noch gefehlt! — Mit Fingern werden sic . auf do? ganze Regiment zeigen! — Herr, was denken I Sie sich eigentlich, solch eine, eine — hier in das alte, gute Regiment zu bringen? — Das ist ja ganz uner hört!" weiter konnte er aus Atemmangel nicht. Der Gescholtene sah kalt in das zornsprühende, krebsrot« Gesicht, und eisig kalt klang seine Stimm«, als er antwortete: „Was meine Frau getan, trifft mich gewiß am schwersten: ich kann doch aber schließlich nichts dafür." Doch diese kalte Ruhe steigerte nur Len sinnlosen Zorn des Oberstleutnants. „Ja, zum Donnerwetter, wer kann denn etivas dafür? — etwa ich? — Sind Sie nicht der Mann? — Haben Sie nicht die Verantwortung für das, was Ihre Frau tut?" „Im allbeineinen zweifellos: ich kann aber mir gutem Gewissen sagen, daß ich keine Mühe gescheut habe, meine Fran immer wieder zur Wahrheit an zuhalten." „Sir geben also zu, Laß Sie gewußt haben, wie Ihre Frau ist? — Dann hätten Sie sich eben beizeiten non ihr trennen müssen oder meinetwegen selber gehen, anstatt dem Regiment«: diese Schande zu machen! — Aber glauben Sie ja nicht. Laß ich Sie irgendwie schonen werde! — Wo der Ruf Les Regi ments auf dem Spiel steht, da kenne ich keine Schonung, da ist mir alles andere ganz egal! — Darauf können Sie sich verlassen! — Zch danke sehr!" Damit gab er seinem Gaule einen Ruck ins Maul, stieß ihm heftig die Sporen in die Flanken uno jagte davon. Aeußerlich ruhig, sah ihm der Zurückbleibende nach: in feinem Innern ober kochte und tobte es. — Was mußte er sich alles jiaen lassen! — Und das war nur erst den Anfang! - - Wenn schon dieser gutmütige Mann über die Sache so in Harnisch geriet, was wür den erst die anderen sagen. — „Es wird am besten sein, ich warte das gar nicht erst ab, sondern reiche meinen Abschied ein und ver dufte. Was aber dann? — Dann wäre ja mein ganzes bislstriges Streben, all mein jahrelanges Arbeiten und Sorgen umsonst gewesen! — Ich müßte wieder von vorne anfangen! -- Und ich wüßte auch gar nicht einmal was. ^>ch wäre ja ein verlorener Wann? — eine gescheiterte Existenz! zu nichts mehr nütz«:" — Ein« große Angst um seine Zukunft erfaßte ihn, und mit ihr wuchs fein Groll gegen diejenige, die ihn in diese vcrziveiielt-' Lage gebracht. Wie kennte sie ibm das an'un! Und da schrieb hm dieser Rechtsverdreher noch, der Gemütszustand der unglücklichen Frau verlange dringend seine sofortige Rückkehr, wenn diese an der Sache selber auch nichts zu ändern vermöge. „Was geht mich der Gemütszustand dieser Frau an, die meinen Namen in üen Schmutz zieht und mir mein ganzes Dasein verdirbt? — Was habe ich mit der Verbrecherin noch gemein? — Ich werbe mich schön hüten, durch unangebrachte Teilnahme gewisser- maßen moralisch ihr Mitschuldiger zu werden! Maa sic die Folgen ihrer Tat selber tragen, wie sic kann! — Ich habe wahrhaftig sowieso schon genug darun ter zu leiden!" Immer bitterer wurden seine Gedanken: immer dunkler wurde es in seiner --eele, und immer tiefer fraß sich der Zorn in sie hinein, bis ne ganz erfüllt war von wildem Hasse. — Hätte er sein Weib jetzt vor sich gehabt, er hätte cs prügeln — ja erwürgen hätte er es können! Aus diesen finsteren Gedanken wurde «r durch das Erscheinen Les Quartiermachers gerissen, welcher ihm zu seiner Erleichterung mitteilte, daß die Guts herrschaft, bei der sic einquartiert waren, verreist sei. Nun brauchte er in seinem trostlosen Gemüts zustände doch wenigstens nicht noch den Liebenswür digen zu spielen. Als er nach Unterbringung seiner Schwadron im Dorfe das Herrenhaus betrat, meldete ihm oer Die ner, daß sich die Herren des Regimentsstabes bereits zu Tische gesetzt hätten, weil der Herr Oberstleutnant gleich nachher wieder fort müsse. „Dcr Herr Ritt meister möchte doch gleich so, wie er sei, zum Essen kommen." Rottnow erwidert« dem Diener, er möge ocm Herrn Oberstleutnant bestellen, daß er über haupt nicht zum Essen kommen würde, weil er sich nicht ganz wohl fühle. „Sie können mir nachher etwas auf mein Zimmer besorgen: vielleicht eur Stück Braten oder was Sie gerade haben. — Viel Appetit hab« ich nicht. — Wo ist mein Zimmer?" Der Diener wies ihn zurecht, und Rottnow war froh, allein zu sein. Während er sich umkleidete. Höne er einen ilvagen vorfahren und sah, an das Fenster tretend, den Oberstleutnant Ansteigen. Der fuhr, wie er wußte, nach dem Quartier des kommandierenden Generals, wohin heute sämtliche Rrgimciztstommandeure der Division bestellt waren. Da würde ja der seinige die beste Gelegenheit haben, gleich mit allen Vorgesetzten über sein« Angelegen heit ^u ivrcchen. In wenigen Stunden also war sein ^ck.ickial entschieden; bis Lrhin hieß es, sich ge duld«». Er war gerade mit dem Umkleiden fettig, als ein I Mädchen ihm Essen bracht«, von dem er jedoch nur weni^ Bissen zu sich nahm. Dann legte er sich auf das sofa, um den versäumten Schlaf nachzuholen. In wildem Tanze wirbelten die Gedanken in sei. nem fiebernden Hirn umher, ohne daß er einen fest zuhalten vermochte. Schließlich sprang er mit einem jähen Ruck in die Höhe, ergriff seine Mütze und eilte, wie von Furien gehetzt, aus dem Zimmer, die Treppe hinab auf den Hof hinaus. „Nur nicht länger denken, — das ist nicht zu ertragen!" Auf dem großen viereckigen Hofe lag Heller Sonnenschein. Längs den Stallmauern standen die Schwadronspferde und wurden von ihren Reitern unter Aufsicht der B«rittführ«r geputzt. Der Wachtmeister, das gefürchtete Notrzbuch in der Hand, ging von einem Pferde zum anderen uno befühlte sorgfältig Beine und Rücken. Sobald er Len Rittmeister erblickte, trat er auf ihn zu und mel dete, bei welchen Pferden «r bisber Schäden gefun den; dann s«tzt«n beide gemeinschaftlich die Muste rung fort. Als sie auf dem Gutshof fertig waren, begaben sie sich rn das Dorf, um, von Gehöft zu Gehöft gehend, auch die dort untergebrachten Tiere zu besehen. Di« breite Dorfsiraße war hell von der Abendsonne be schienen. Man hörte nur ab und zu das Wiehern eines Pferdes auf einem der Höfe oder das Jauch zen eines der Kinder, welch« sich in einzelnen Grup pen spielend im Sande wälzten. Diese friedsame Ruhe tat dem tief erschütterten Gemüt« des gequäl ten Mannes unendlich wohl. Auch hatte die Sorge um die Schwadron sein« Gedanken eine Weile von der eigenen Not abgclenkt, so daß er in sehr viel ruhigerer Gemütsverfassung jein Zimmer betrat, in welchem sich eben die ersten Abendschatten auszu breiten begannen. Indes, je tiefer sie wurden, um so mehr verfinsterte sich auch wieder seine Seele. Nur mühsam gelang es ihm, sich zu ruhigem Denken zu zwingen und sich ,ein« Lage nochmals kaltblütig zu überlegen. — Wie würd« die so nah« bevorstehende Entscheidung über sein Schicksal wohl aussallcn? Würde man ihn einfach gehen heißen? Nach den Aeußcrungen des Kommandeurs war da wohl mit Bestimmtheit anzunehmen. — Dann gab es für hu keine Rettung, dann war sein Leben ver pfuscht. ^Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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