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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110527024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911052702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911052702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-27
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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aber wegen der Gelände, und Windverhältnisse kaum vor heute abend 8 Uhr erfolgen können. * Im Restaurant auf dem Flugplätze fand um 1 Uhr et, Frühstück statt, dem Vertreter des Leipziger Verein» für Luft- schiffahrt und der Militär- und Zivilbehörden bei. wohnten. Eemeindevorftand Lä 1 sch deutete auf den Aufschwung Lintenthals durch die Flugfahrt hin und trank auf das Wohl der Gäste. Dioistonsgeneral Ex zellenz Müller toastete auf di« Flieger. Geh Re gierungsrat Ayrer als Vertreter der Kreishaupt- mannschaft gedachte der Verdienste des Leipziger Ver eins für Luftschiffahrt. Zum Schluss sprach noch Ju welier Heinrich Schneider, der der Kreishaupt- mannschast und der Amtshauptmannschaft für die tat- kräftige Unterstützung der Luftschifsahrt im Rainen des Leipziger Vereins für Luftschiffahrt dankte. klus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 27. Mai. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 28. Mai. Nordostwinde, vorwiegend heiler, warm, meist troäen, Gewitterneigung. Pöhlberg: Glänzender Sonnenunter- und -aus. gang, Abend und Morgenrot. Fichtelberg: Starker Tau, glänzender Sonnenunter- und -aufgang. * Jubiläum. Am 24. Mai war es dem Sattler Herrn Carl Ke m n i tz vergönnt, aus ein« 25jährige ununterbrochene Tätigkeit >n der Koffer- und Leder- rvarensabrik von Moritz Mäoler zurückzublicken. * Die II. Höhere Bürgerschule beging am 24 Mai im Anschluss an den Königsgeburtstagsaktus die Feier ihres 25 j ä h r i g e n B e st e h e n s. Als Vertreter des Rates war Herr Stadtrat 2 a m p e er schienen. Nachdem Herr Schwob über: „Sitten und b>ebräuche im Sachsenlande" gesprochen hatte, führte Herr Direktor Heymann den Anwesenden die Be deutung des Tages vor Augen. Er gab der Freude und dem Dank Ausdruck für das Wohlwollen, das die Behörden der Stadt dem Schulwesen Leipzigs im ganzen und der 41. Höheren Bürgerschule im ein zelnen erwiesen. Er betonte insonderheit, dass das schlichte, prunklose Gebäude der Schule ein treffliches Sinnbild der stillen, schlichten, ehrlichen Arbeit sei, die in diesen Räumen geleistet werde. Mit einem Festgedichte des Herrn Oberlehrers Albin Mittel ba ch, vorgetragen von einer Schülerin, schloss die erhebende Feier. Das Lehrerkollegium vereinigte sich am Abend zu einem fröhlichen Beisammensein. » Platzmusik. Am Sonntag, den 28. Mai, findet die militärische Platzmusik auf dem Sch muckplatz an der Montbe st rasse vor dem Dienstwohn- aedäude des kommandierenden Generals durch das Trompeterkorps des 2. Kgl. Sächs. Ulanenregiments Nr. 18 statt. Beginn IN/z Uhr vorm. Musikpro- qramm: 1s „Ambrosianischer Lobgesang" von F. W. Voigt. 2s „Kürassiermarsch" non C. Machtanz. :i) Ouvertüre z. Op. „Zar und Zimmermann van A. Lortzing. 4> Fantasie a. d. Op. „Jaust und Mar garete" von Ch. Gounod. 5) ^kalthers Preislied ä. d. Op. „Dte Meistersinger" von R. Wagner. K> „Mohnblumen." Japanische Romanze von Moret. * Die Armendi^konre des Evang. Vereinshauses, Rassstrasse 14, Tel. 1690, wäre dankbar für gütige Zuwendung van Gegenständen aller Art zur lieber Weisung an ihre vielen äusserst bedürftigen Schütz linge. Insbesondere wird gegenwärtig lebhaft nach gefragt nach Federbetten, Decken, Bettstellen, sowie nach allerhand Kleidungsstücken, Kinder- und Frauen schuhen Die Baten der Inneren Mission Halen, mit Ausweis versehen, nach kurzer Benachrichtigung alles, was zu gedachtem Zweck Verwendung finden soll, ab. * Postalisches. Die Postagentur in Etzdorf lBez. Leipzig» führt fortan die Bezeichnung „Etzdorf sAmtsh. Döbeln)". * Von der ausaelösten Freis« Studentenschaft. Protestversammlung der Nichtinkorpo- rierten. Das bisherige Präsidium der Leipziger Freien Studentenschaft halte für vorigen Montag eine Versammlung einberufen, in der es über seine Tätigkeit Bericht erstatten und sich Entlastung er teilen wollte. Diese Versammlung ist jedoch vom Rektor nicht gestattet worden. Es wird nun mehr voraussichtlich am nächsten Dienstag eine von ehemaligen freien Studenten einbcrusene Protest versammlung slattfinden — Beschwerde beim Kul tusministerium. Die Mitglieder des bisherigen Präsidiums der Leipziger Freien Studentenschaft haben gegen die vom Akademischen Senat der Uni versität Leipzig ausgesprochene Auflösung der Orga nisation die nach der Disziplinarordnung innerhalb 8 Tagen zulässige Beschwerde beim Kgl. Sächsischen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts eingereicht. Die Beschwerde stützt sich aus folgende Punkte: erstens kann eine Auflösung nach derDisziplinar- ordnung durch den Senat überhaupt nicht beschlossen werden, sondern nur durch das Plenum des Univer sitätsgerichts: zweitens hätte die Auflösung nach der Disziplinarordnung nur erfolgen können, wenn die Organisation „andere als »atzungsgemässe Zwecke verfolgt", oder wenn sie „sich dem akademischen Leben als nachteilig erweist": beide Gründe können nicht in Betracht kommen. Das Ministerium wird daher gebeten, den Auslüsungsdeschluss als zu Unrecht erfolgt ausheben zu wollen. — Petitionen aus Nicht- inkorporrertenkreisen um Schaffung einer Vertretung der Nichtinkorporiertenschaft. Nachdem die Organisation der Leipziger Freien Stu dentenschaft aufgelöst ist. ist der alte Zustand, der einst zur Gründung der freistudentischen Organisation führte, wieder eingetreten: bei allen offiziellen Uni- versiiätsseierlichkeiten werden die Vertreter der Korporationen zugelassen, aber die Nichtinkorporicrien dürsen keine Vertreter entsenden. Bereits verschiedene Male ist dieser Zustand in den letzten Tagen offen in die Erscheinung getreten. Es sind daher bereits mehrere Petitionen aus Nichtinlorporiertenkreisen beim Rektor eingelaufen, in denen die Nichtinkorpo rierten diese Zurückweisung als ihrer unwürdig be zeichnen und um die Wahl einer ständigen Ver tretung der Nichtinkorporiertenichaft, wie sie die bisherige Organisation der Freien Studentenschaft darstellte, nachsuchen. * Kantoren-Hauptoersammlung. Auf der dies jährigen Hauptversammlung des Kanto ren- und Organistenoereins der Kreis- hauptmannschaft Leipzig, die Mittwoch, den 7. Juni, in Geringswalde stattfindet, wird Herr Sigfrid Karp-Elert den Hauptvortrag halten über das Thema: „Der Fortschritt in der Kirchenmusik." Am Abend wird Herr Kantor Stiehl ein Kirchenkonzert bieten. ' Der Vorstand des Vereins der deutschen Musi kalienhändler zu Leipzig jetzt sich nach den vollzogenen Neuwahlen aus folgenden Herren zusammen: Carl Reinecke in Leipzig, Vorsteher, Robert Lienau in Berlin, Vorsteher-Stellvertreter, Dr. Robert Astor in Leipzig, Schriftführer, Alfred Hoff mann in Leipzig, Schatzmeister, Albert Stahl in Berlin, Schriftführer-Stellvertreter und Heinrich Hothan in Halle a. E., Schatzmeister-Stellvertreter. * Samoanisches Bratfest. Die Besucher des Zoologischen Gartens hatten am Freitagnachmittag Gelegenheit, einem jener samoanischen Bratfeste bei zuwohnen, di«, mit voller Natürlichkeit inszeniert, einen interessanten Einblick in die häuslichen Ge pflogenheiten dieses lebensfrohen Naturvölkchens ge währen. Schon der Name „Bratfest" verrät, dass es sich hierbei nicht um eine unseren heimischen Schlacht festen ähnliche Veranstaltung handelt. Zwar spielt wie bei diesen, auch bei den samoanischen Bratsesten das Schwein die Hauptrolle, aber mit Wurstsuppe und Wellfleisch jfibt sich der Samoaner nicht ab. Er kann dem toten Schwein nur Geschmack abgewinnen, wenn es gebraten ist, und zwar möglichst knusprig und in seiner ganzen Grösse. Kein Wunder daher, wenn das durchaus „fa'a Samoa" — das heisst in samoanischer Weise — arrangierte Festmahl bei unseren braunen Landsleuten den freudigsten Anklang fand. llm 3 Uhr war das ca. 90 Pfund schwere Borstentier zur «ländlich blieb und daher auch im Grunde genommen bodenlos gleichgültig sein konnte. Ein Riss war durch ihre Seele gegangen, und wie der anschlagende Klöppel der geborstenen Glocke nur klanglose, ble cherne Töne zu entlocken vermag, so auch haben die harten Hammerschläae des grausam auf sic zuschla- oendcn Schicksals ihre Seele in keine Schwingungen zu versetzen vermocht. Alles, was fortan üoer sie kam, liess sie willen- und widerstandslos geschehen, trotz aller Ermahnungen ihres getreuen Sachverwalters, sich zusammenzurafsen und gegen das Geschick anzu< kämpfen. Ihren Heinz hatte sie verloren, etwas Schlimmeres konnte ihr ja nun doch nicht mehr ge schehen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) Geleitworte zum populären Dunüt. Don Dr. Julius A. Wentzel. *) lNachdruck verboten.) Die erste Entwicklungsstufe der Menschheit kennt nur ein Selbstschauen. Was ich nicht greifen kann, belasten und hören und sehen, glaube ich nicht, urteilt der naive Naturmensch. Und seine Naivität, seine anschauliche Betrachtungsweise überträgt «r von dem einzelnen Objekt auf di« ganze Welt. Sie scheint ihm ja nur eine Vielheit der anschaulich geschauten Ein heit. Sonne und Mond, die Gestirn«, die ihre Bahn regelmässig ziehen, Tag und Nacht, die regelmässig miteinander wechseln, gelten dem Naiven zuerst als Gütler, d. h. als erhaltende und ordnende Wächter des Universums. — Eines Tages, wie so viele andere Tage vorder, wandelte Thales aus Milet zum Meeresstrand. Weit dehnte sich hinter ihm die reiche Handelsstadt, in der man jetzt um kostbare käufliche Güter feilschte. Ein- sam lag der weite Strand. Thales streckte sich in den Sand und sah auf die Meeresfläche hinaus. Er sah die Wogen onschrvellen und versinken. Stundenlang wuchsen sie an und schlangen breite Streifen des Strandes in sich hinein: stundenlang zogen sie sich dann beharrlich zurück, und dann dehnte sich der Strand wohlig wieder aus. Rur ein Band hell *) Steclain« Untverlolblbttothek erscheint al» Nr. bLSl/vr demnächst: ^ur Psychologie und yihik. ljehn au.gkwaylN Abschnitte au» Wilhelm Wundt. Heraus» gegeben uird eingeleitet von Dr. Julius L. Wentzel." Die Auswahl bringt au» dem Leben» werk de» berühmtesten Philosophen und Psychologen der Nlegenwart. »Der Ursprung der Lprache — Psncho- logii>»e Nunstbetrachtung — Da» Märchen — Die Ausgaben der experimentellen Psychologie — tteber eutamvnistische Morolsysieme — Die sittliche«, Normen — Da» Necht Der !N«rns Der Ltaai al» Mesevichasl — Der wirtschasiliche Pvlkerverkehr." Wir sind in der Vage, au» den Audhange bogen einen Teil der (kinleitung abdrucken zu können, wann vom Herausgeber der tnteresiante versuch unternommen wird, den wtssenschastlichen Megriss Wnndt" populllr »n llisen durch kkinsügung »er T»«le» von «ile».»pts^r, »t« aus freier Einsühlu», derutz«. Di« Sie». glitzernder Muscheln blieb als Erinnerung an die Meerjlut zurück. Wie Thales dein regelmässigen An- fluten und Verebben zusah und die Meeresfläche be trachtete, die bis zum Horizont scheinbar bewegungs los dalag, da fiel es ihm wie eitle Erlösung auf seine Zweifel ein. die er seit langem mit sich herumtrug. Seit langem trug er in sich di« Frage: Was liegt dem Universum zugrunde, was regelt und ordilet sein Ergehen und Vergehen? Und jetzt sah Thales, wie das Meer, die Mutter der Wogen, die Mutter des Wassers ihm antwortete. „Das Wasser" liegt allein Lein und Werden zugrunde, die Antryort nahm Thales vom Meere mit und von der Wolke, die am Horizont aufzog und von dem Kreislauf des Wasser tropfens erzählte. Reicher als Krösus und der Weis heit näher als Salon, höher als seine beiden Zeit genossen dünkte sich Thales in diesem Augenblick«, als sich ihm aus der Anschauung heraus der Satz formu lierte: „Das Prinzip, der Urgrund aller Dinge, ist das Wasser' aus Wasser ist alles und in Wasser lehn alles zurück." Das kleine Erlebnis am Mccresstrande ist mehr als ein gelegentlicher Vorgang. Seine Bedeutung liegt darin, dass aus der realen Anschauung her aus eine Erkenntnis geschöpft wurde. Reale und ideale Anschauung bedeuten für das Problem der Welterklärung die beiden Pole. Der Vertreter der realen Anschauung sicht Las Prinzip aller Dinge in etwas Greifbarem, einer Materie: der Vertreter der idealen Richtung in einem Unstofslichen, etwas Geistigem. Diese zwei Grundanschauungcn gehen vom Altertum bis auf die Neuzeit friedlich oder feindlich nebeneinander. Sie beide miteinander in Einklang zu bringen, ihre Gegensätzlichkeiten zu versöhnen, das versuchen die grossen „Systematiker" der Philosophie von Plato bis Kant und weiter. Wie Thales begann Wundt mit realen Erkennt nissen. Als Medizin studierender vertiefte er sich in die Gehirn- und Nervenforschung u'd in vergleichend-anatomische Gebiete. Von Liesen rein naturwissenschaftlichen Studien stieg Wundt zu „sinncspsychologischen" auf, die philosophische Hilfs mittel verlangten, eine Betätigung, die in der Folge für ihn bedeutsam werden sollte. Die Namen E. H. Weber und Fechner bezeichnen auf dem Weg«, den Wundt konsequent ging, eine starke Vor arbeit. Das Grundlegende bei ihren Untersuchungen war, die Frage zu beantworten: „Inwieweit ist es möglich, das Experiment für Vorgänge anzuwenden, die in die seelische Sphäre hineinreichen?" Die reinen Naturwissenschaftler, die Physiologen kannten das Experiment längst. d«r entscheidende Schritt geschah, als Wundt das gleiche Recht für die Psychologie in Anspruch nahm, um damit z. B. das Wahrnehmungs problem zu erklären. Las man früher teilweise aus rein physiologischen Vorgängen erklären wollte. Die Worte Wundts: „Sobald man einmal die Seele als rin Ratnrphänomen und die Seelenlehrc als eine k Naturwissenschaft aufiasst, muss auch die experimentelle Methode aus diese Wissenschaft ihre voll« Anwenoung finden können", und die daran geknüpfte Hoffnung, I dass mit der neuen Methode für die Psychologie ein Stell«, sauber ausgeweidet und mit Salz und Pfeffer und Zwiebeln gewürzt. Neben der Tribüne hatten die samoanischen Männer eine Bratgrube ausgehoben und darin einen Scheiterhaufen errichtet, auf dem faustgrosse Steine erhitzt wurden. Das abgebrühte Schlachtopfer wurde dann in die mit Kastanienlaub ausgekleidete Grube gesenkt und ihm die heissen Steine in und auf den Leib gepackt. Dazu schüttete man Kartoffeln, stopfte abermals Laub in alle noch vorhandenen Löcher, breitet« einige Matten auf die Oefsnung und häufte schliesslich so lang« Erde auf, bis sich der Feuerbrathügel fusshoch wölbte. Nach ungefähr drei Stunden, während welcher Zeit die Samoaner ihre heimischen Tänze und Spiel« aufführ- ten, öffneten dre Männer den Erdofen, hoben das rauchend« Schwein heraus und legten es auf eine Matte. Während der von den Männern ausgeführ ten Zerlegung des Tieres nahmen die Frauen und Mädchen aus dem Tanzpodium Platz, und jede von ihnen erhielt ein stattliches Stück Fleisch zugeteilt. Die Mahlzeit begann, und man sah es den Leutchen an, wie vortrefflich ihnen das Fleisch mundete. Von der samoanischen Gastfreundschaft Gebrauch machend, liess sich auch ein Teil d«s Publikums die darge botenen „Kosthappen" gut schmecken. — Wiederholun gen des Bratfestes sind bei dem grossen Interesse, das die Veranstaltung bei den Zuschauern fand, in Aus sicht g«nommen. * Nnehrliche Angestellte. Festgenommen wurde ein 24 Jahre alt«r Handlungsgehilfe aus Paunsdorf wegen Unterschlagung von 300 zum Nachteil« seines Chefs; ebenso eine 32 Jahre alt« Kellnerin au» Lausigk, die der Unterschlagung eines grösseren Geldbetrags zum Nachteile eines Gastwirt in Leisnig beschuldigt wird; ferner ein 19 Jahre altes Dienstmädchen aus Wendisch-Luppa, die in einem Gemüse-Engrosgeschäft in Stellung war und sich dort noch und nach Geldbeträge, die schliesslich die Höhe von 300 -K erreichten, aneignete. Die Beträge hatte sie teils für sich verbraucht, teils auf einem Sparkassenbuche angelegt. * Mit unterschlagenen Geldern flüchtig geworden. Seit Freitag mittag ist der in einem hiesigen Engrosgeschäft angestcllt gewesene Handlungsgehilfe Richard Lang, geboren am 16. Juli 1890 in Karo linenthal bei Prag, flüchtig geworden, nachdem er zum Nachteile seines Chefs eine Summe von 3800 -A unterschlagen hat. Lang war erst wenige Wochen in dem Geschäft tätig, er hat sich, wie sich nunmehr her- ausftellt, bereits in Berlin eines Eigentumsvergehens schuldig gemacht und wird deshalb von dort ver folgt. Er ist etwa 1,80 Meter gross, von kräftiger Gegast, Hai volles, rundes Gesicht, kurzes, dunkel braunes, hochstehendes Haar, kleinen, englischen Schnurrbart und spricht deutsch, englisch und fran zösisch. * Ein« ansehnliche Beute machte ein Einbrecher, der in vergangener Nacht sich in das Klubhaus des Rudervereins „Sturmvogel", Nonnenstrasse 2, zu L.-Plagwitz gewaltsamen Eingang verschaffte, wo bei ihm äusser 100 an barem Geld« eine goldene Herren-Remontoiruhr mit schwacher goldener Panzer kette, zwei graue Regenmäntel, ein graugrüner Iackettanzug, ein Panamahut und verschiedene andere Sachen, die zusammen etwa 600 „tz an Wert repräsen tieren, in die Hände fielen. Ein früher dort bescyäs tigt gewesener Arbeiter» der seit dem Einbruch aus seiner Wohnung verschwunden ist, ist Les Diebstahls verdächtig. * Vor einem Einmieterdieb wird gewarnt, der sich bei Besichtigung der angebotenen Wohnungen als Vertreter von grossen Berliner oder Dresdner Firmen ausgibt, das Logis fast regelmässig sofort mietet, da bei aber äussert, dass er sich in momentaner Geldver legenheit befinde und zur Besorgung wichtiger ge schäftlicher Angelegenheiten grössere oder kleinere Geldbeträge benötige, die er auf diese Weise auch wiederholt, zum Teil in Höhe von 20 „tz, erlangt hat. Angestellte Erörterungen haben ergeben, dass man es in dem gefährlichen Burschen mit einem- 27 Jahre alten Handlungsgehilfen aus Siebeneichen zu tun hat, der bereits wegen schwerer Urkundenfälschung. Rück- fallsdiebstahls und Rücksallsbetruges zuletzt eine vier gleicher Aufschwung beoorstehen möchte, wie ihn die Naturwissenschaften seit Galilei und Bacon erlebt hatten, sanden ihre glänzende Bestätigung in der neu aufblühenden Wissenschaft der experimentellen Psychologie. Freilich musste der Gründer der neuen Wissenschaft von Leipzig aus, von wo aus er seinem Sonder gebiete ein neues Reich zu erobern hatte, heftig« Angriffe abschlagen. Man sprach von einer „Psychologie ohne Seele" oder auch von einem rohen Empirismus, wobei man sich auch gern auf Kants klassischen Ausspruch stützte, dass die empirische Seelen lehre „jederzeit von dem Range einer eigentlich so zu nennenden Naturwissenschaft entfernt bleiben werde, weil sich das Mannigfaltige der inneren Beobachtung nur durch blosse Eedantenteilung voneinander ab sondern, nicht aber gesondert aufbehalten und beliebig wiederum verknüpfen lasse". Diesen Einwürfen kann man sofort entgegenhalten, Lass unser Seelenleben dem Experiment nur indirekt zugänglich ist. Die experimentelle Psychologie setzt bei den äusseren Sinnesreizen ein, aber sie sind nur Mittel zum Zweck; die damit erzielten Erscheinungen sind das Haupt sächliche. aus denen sich Schlüsse in psychologischem Sinne ziehen lassen. Die Psychologie im Sinne Wundts sucht „Tatsachen der unmittelbaren Er fahrung, wie sie das subjektive Bewusstsein uns dar bietet, in ihrer Entstehung und in ihrem wechsel seitigen Zusammenhang zu erforschen". Ferner soll man bedenken, dass der alte Seelenbegriff bei Wundt gefallen ist, da man früher mit seiner Ausstellung ein Resultat vorweg nahm. Die exakte Einzeluntersuchung allein führt nach Wundt zur sogenannten „Seele" hin und bietet die richtige Lösung. Dabei will „die sogenannte Psycho logie ohne Seele keineswegs auf die Hilfe einer all gemeinen Hypothese verzichten, welche zur Ver knüpfung des Ganzen und zur Erleichterung des Ein zelnen dienen mag. Aber sic ist der Meinung, dass diese Hypothese dem Gebiet der psychologischen For schung selbst zu entnehmen sei, und dass sie daher nicht der Untersuchung vorausgehen, sondern ihr nachfolgen müsse." seinen Seclenbegriff versteht Wundt nicht als etwa» Substantielles, als etwas Reales, das hin ter den Erscheinungen stünde, sondern als den „stetigen Zusammenhang des psychischen Geschehens". Kurz nennt man ihn das „Aktualitätsprinzip". Dieses Prinzip kann man auf das Individuum und auf sein« Vielheit, die Völker, anwenden. Damit entspricht der Indivldualpsycholopie die Völkerpsycho logie, oder der Seele niederen Grade- korrespondiert eine solche höheren Grades, da das Volk als Zusam- menhanq von Willentndividualitäten aufgefasst wer den darf. Drei selbständige Gebiet«: Sprache, Mythus, Sitte, bezeichnen in der Völkerpsychologie di« Geistes vorgänge hälierer Art. Und sie dient wiederum als „Vorhalle" zur Ethik. . Von vorwiegend Naturwissenschaftlichem ist Wundt ständig zu Geisteswissenschaftlichem fort geschritten. Di« Ergebnisse der Einzelwissenlchaftin sind »hm Gesetz, sobald sie sich wie dl« Sprache oder jährige Gefängnisstrafe verbützt hat. Er wird be schrieben: 1F5 Meter gross, »tt blonde« Saar, blon dem Schnurrbart und zwei Leberflecken auf -er linken Wange. Bereits geschädigte Personen mögen die bis her unterlassenen Anzeigen im allgemeinen Iutercsse noch erstatten. Die Photographie befindet sich im Be sitze der Polizei. * Schadenfeuer. Heute vormittag gegen 10 Uhr entstand in einem Kellerraume de» Bahn- hofsPlagwitzein Schadenfeuer, dem eine grössere Menge Stroh zum Opfer fiel. Die Feuerwehr ver hinderte weitere Gefahr. * Unfälle. Am Georgiringe wurde ein lOjähriger Schulknabe von einem Radfahrer umgerissen, wo bei er den reckten Unterschenkel brach. Gegen den Radfahrer ist Anzeige erstattet worden. — Gestern abend wurde in der Tauchaer Strass« der 6jährige Harry Max Rüdinger von einer Kraftdroschke überfahren und schwer verletzt. Er wurde in bewusst losem Zustande in die elterliche Wohnung gebracht. * Gestohlen wurden aus einer Gastwirtschaft in Stötteritz drei Elfenbein-Billardbälle. * Fahrraddiebe entwendeten in der Elisen- strasse ein „Bravour"-, in der Markgrafen str a ss e ein „Komet"- und auf dem Thomasring ein „Wanderer"-Rad. * In Verwahrung der Kriminalpolizei befinden sich 5 Wasserleitungshähne von Messing, die in den Promenadenanlagen an der Frankfurter Strasse in einem Blecheimer aufgefunden wurden, und ohne Zweifel gestohlenes Gut sind. Der Dieb scheint vergeblich versucht zu haben, sie an den Mann zu bringen. * Festgenommen wurden ein 84 Jahre alter M e - t a l l s ch l e i f e r, der dabei ertappt wurde, als er Kleidungsstücke, die er aus einer Wohnung in der Bogislawstrasse gestohlen hatte, zu Gelde machen wollte: ein 26 Jahre alter Handelsmann aus Dolkmarsdorf wegen Diebstahls von Betten, Wäsche, Kleidungsstücken und einer goldenen Herrrn-Re- montoiruhr im Werte von einigen hundert Mark Der wegen Rückfalldiebstahls vorbestrafte Mensch hatte die ganze Beute bereits durch Verkauf und teils durch Versatz zu Gelde gemacht- Lsnüesverein vom Lotenkrem lm Königreich Sachten. ll) Dresden, 27. Mai. Der Landesverein vom Roten Kreuz hält heute im Saale des Oberverwaltungsgerichtes seine dies jährige Hauptversammlung ab. Der aus diesem An lass erstattete Geschäftsbericht auf die Jahre 1909 und 1910 konstatiert einen Abschnitt ruhiger Weiter entwickelung. Die 3. Rote-Kreuz-Lotterre hat dem Verein wiederum einen sehr erwünschten und drin gend nötigen Vermögenszuwachs gebracht, wodurch der Landesverein in der Lage war, in erhöhtem Masse für Kriegsinoaliden und Veteranen zu sorgen und seine Sanitätskolonnen materiell noch besser als bisher zu unterstützen. Er ist hierdurch seinen beiden wichtigen Friedensaufgaden gerecht geworden. Für die Jahre 1912 und 1914 erhofft der Landesverein abermals die Genehmigung von Lotterien, wo durch der Invaliden- und Veteranenfonds gestärkt, die Einkleidung der Kolonnen gänzlich durchge- führt und die Anschaffung von Geräten zur Aus übung des freiwilligen Rettungsdienstes ermöglicht werden soll. Besonders für die Behörden kleinerer Gemeinden sind die Sanitätskolonnen in Anbetracht der hohen Anforderungen, die das Reichsgesetz be züglich der Bekämpfung gemeingefährlicher Krank heiten an die Kommunalverwaltungen im Falle des Ausbruchs einer Seuche stellt, geradezu unentbehrlich geworden. Die dem Landesverein obliegenden Vor bereitungen für den Krieg wurden durch beide Ver eine im Königreiche Sachsen getrennt erledigt und zwar seitens des Albertvereins, soweit es die Be reitstellung des Larolahauses in Dresden und des Vereinskrankenhauses zu Gruna als Vereinslazarette sowie die des weiblichen Personale der freiwilligen Krankenpflege betraf. Im übrigen übernahm der Landesverein diese Vorbereitungen. Die Zahl der z. B. der Mythus im Märchen psychologisch ausweisen können, und der konsequente Denker Wundt, dessen „Logik" in der Fachwissenschaft als klassische- Kom pendium gilt, ist sogar bemüht, in einem „System der Philosophie" zu einem bis letzt zu wenig gekannten <systematiker und damit zum „eigentlichen Philo sophen" fortzuschreiten. Wie Thales aus Milet vom Meer einst die Ant wort empfing, verschmolz Wundt naturwissenschaft liche reale Erkenntnis mit geisteswissenschaftlichen, immateriellen Forderungen. Seine „Psychologie ohne Seele" horcht in di« Menschen hinein und will nur nichts von Mephistos Ratschlägen wissen: „Mit Worten lässt sich trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten. Das Flugwesen in den deutschen Kolonien. Die Verbreitung und Ausnutzung des Kunstflugs ist in unaufhaltsamem Fortschritt begriffen und überall werden darauf zielende Verhandlungen ge pflogen und Pläne erörtert. So haben auch schon Beratungen darüber stattgefunden, in welcher Weise sich die Flieger in überseeischen Schutzgebieten be tätigen könnten. Die „Deutsche Zeitschrift für Luft- ichiffahrt" veröffentlicht jetzt einen Bericht über die Verhandlungen, die zu diesem Zwecke der der Kolo nial-Technischen Kommission des Kolonial-Wirtschaft lichen Komitees unter Teilnahme von Vertretern des Reichs-Kolonialamts, des Handelsministeriums, des Kolonialinstituts in Hamburg und zahlreicher indu strieller Körperschaften und Verbände stattgefunden haben. Major von Tschudi hielt den Vortrag, der als fachmännische Grundlage für die Beratungen diente. Als verhältnismässig ungünstig für die Verwendung von Flugzeug in tropischen Ge bieten wurden die hohe Temperatur, bei der die Motoren schlechter arbeiten, und die heftigen Regen fälle jener Zone genannt. Mit Hindernissen für eine sichere Landung muss selbstverständlich gerechnet werden, aber nicht überall und nicht in dem Grade, dass man deswegen von der Erfüllung der Aufgabe zurücktreten müsste. Als hauptsächliche Zwecke für die Unternehmung von Flügen in den Kolonien werden genannt die Uebermittlung von Nachrichten, eine schnelle Beförderung einzelner Personen auf grosse Entfernungen, die Erkundung unbekannterer Gebiete, auch zur Unterstützung der Herstellung von Karten, und für später vielleicht auch die Beför derung wertvoller Lasten. Die Beratungen führten zu dem Beschluss, dass fortan die Erfahrungen, die in anderen tropischen Kolonien mit Flugversuchen gemacht worden find, dauernd verfolgt und auf ihre Ausnutzung in den deutschen Schutzgebieten geprüft werden sollen. Ferner sollen zunächst in die Schutztruppe für Ostafrika einige als Flugfiihrer ausgebildete Offiziere kommandiert werden. Zur Ausbildung von zwei Sckutztruppenosfizieren ist ein Stipendium von 4M0 ausgesetzt worden.
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