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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110529020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911052902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911052902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-29
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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Di« Wahle« t« Portugal. Ltssaio», LS. Mai. (Tal.) Die Wahlen finden unter reger Beteiligung statt. Weder in Lissabon noch in der Provinz ereignete sich «in Zwischenfall. Da, «eue Mexikanische Kabinett. New Park. 29. Mai. (Tel.) Da» neue mexikanisch« Kabinett setzt sich wie folgt zusammen: Auswärtige Angelegenheiten: Francisco de la Barra, interi mistischer Präsident der Republik; Innere»: Emilio Basquez (Revolutionär)' Krieg: General Rascon (Partei Diaz); Justiz: Fernandez (ohne bestimmte Parteirichtung), Finanzen: Francesco Mäoero. der Onkel de« revolutionären (Generals; öffentliche Arbei ten: Manuel Calero y Sierra; öffentlicher Unterricht: Dr. Gomez (Revolutionär); Eisenbahnwesen: Bonilla. Außerdem noch zwei Unterstaatssekretär; für au»- wärtige Angelegenheiten: Larbajal (Diazpartei), und für die Föderalarmee: General Guellar (Diazpartei). Das neue Kabinett setzt sich also zur Hälfte aus An hängern von Diaz, zur Hälfte aus Revolutionären zu sammen. die wichtigeren Posten — der auswärtigen Angelegenheiten und des Krieges — liegen jedoch in Händen der Diazpartei. Zum Sachlen-Runüllug. * Leipzig, 29. Mai. Die Erwartung, das, der Flieger Hoffmann noch von Dresden hier eintreffen werde, um an der Fortsetzung des Fluges nach Plauen teilzunehmen, hat sich nicht erfüllt. Auch der Flieger Kahnt, der am Sonntagnachmittag bei Wahren niederging, ver zichtet auf die weitere Teilnahme an der Konkurrenz und hat den Flug nach Plauen aufgegeben. Der wagemutige Flieger Lindpaintner ist jetzt am Ziel der dritten Etappe Plauen glücklich ge landet. Ueder seine unfreiwilligen Zwischen landungen und seine Ankunft am Ziel liegen folgende Drahtnachrichten vor: Greiz, 29. Mai. Lindpaintner stieg zur Weiterfahrt nach Plauen um 6 Uhr 40 Min. bei Paitsdorf auf, passiert« gegen '/»8 Uhr Greiz, landete aber bald darauf beiNetzschkau. Plauen i. B., 29. Mai. Lindpintner stieg um 8 Uhr 30 Min. von seinem Landungsplatz bei Netzschkau auf und landete um 8 Uhr 58 Min. etwa zwei Kilometer vom Plauener Flugplatz entfernt zwischen Kauschwitz und Zwoschwitz wegen Motor- defekt». Plauen i. B., 29. Mai. Lindpaintner stieg früh 9 Uhr ist Lindpaintner auf dem hiesigen Flugplätze glatt gelandet. Der Start zum fliegen nach Zwickau erfolgt heut« um 4 Uhr nach mittags. Von Zwickau wird die Fahrt nach Chemnitz zur Teilnahme an dem neuen Flugtage fortgesetzt. O Die Flieger über den Sachsen-Rundflug. *' Plauen, 28. Mai. Der bisherige glückliche Verlauf des Sachsen- Nundflugcs har den Fliegern, die erst wenig Ver trauen in die Strecken setzten, sehr viel Mut ein- geflößt, und sie glauben auch all« an einen glücklichen Verlauf der noch zu überwindenden Etappen. Noch kurz vor der Abfahrt von Leipzig hatte unser Mit arbeiter Gelegenheit, die in Leipzig eingetrofsenen Flieger über ihre bisherigen Eindrücke zu befragen. Zuerst äußerte sich Laitsch, der erklärte, daß ihm die erste Etappe durch den Nebel sehr erschwert gewesen sei, während die zweit« Etappe gar keine Schwierigkeiten geboten hab«. Laitsch hatte bisher nur Ueberlandslüge in der Nähe von Berlin gemacht, die über flaches Gelände führten, und mußte nun zum ersten Male die vertikalen Windströmungen in auf- und abwärtsgehender Richtung kennen lernen, die, durch die Berge verursacht, sich recht unangenehm bemerkter machten. Er flog deshalb stets in Höhe von 400—500 Meter, da sich in 200 Meter Höhe noch plötzliche Windveränderunaen auch in horizontaler Richtung zeigten. Laitsch ist von dem bisherigen Ver lauf des Sachsen-Rundfluges sehr befriedigt und hält die nächsten Etappen für die schwierigeren. Dennoch ist Laitsch guten Mutes und hofft, au» der Kon kurrenz als Sieger hervorzugehen. Sitz Zum Glück hatte sich die Tür bereits hinter der Fortgchenden geschloffen, so daß sie die letzten bitteren Worte nicht mehr vernahm. Eine tiefe Stille blieb in dem großen, Hellen Raume zurück, und mitten darin der einsame Mann mit dem sich trotzig ausbäumenden Herzen. Ehe auch er den Saal verließ, warf er noch einen langen Blick auf das Bild jenes Knaben mit den entschlossen blickenden Augen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) Neruöle Tiere. Don r. o. Altwallstädt-Zena. (NaHdrur verboten.) Wer häufiger Gelegenheit gehabt hat, kranke Tiere zu pflegen, der weiß wohl, daß man bei diesen Sama riterdiensten nicht selten überraschende und trefere Einblicke in das seelische Leben der scheinbar geist losen Pfleglinge tun kann. Klagen, Bitte um Hilfe, Dankbarkeit treten uns da in klar verständlichen Acußerungen entgegen. Die Tierpsychologie sammelt auch am Krankenlager Erfahrungen und macht da ihre Entdeckungen. Co bringt unter anderem eine sorgfältige Beobachtung von Tieren, die von allerlei Nervenleiden befallen sind, interessante Aufschlüsse. Man findet di« seltsamsten Parallelen zwischen ner vösen Störungen bei Menschen und Nervenanfällen bei den Tieren: wir sehen Tiere an „eingebildeten Leiden" kranken, eigenen Suggestionen erliegen, regel rechte Lähmungen infolge von Schreck oder anderen Einflüssen zeitweilig durchmacken, und wir beob achten, wie Heilungen oder Besserungen mit den selben Mitteln erzielt werden, die sich auch beim Men schen erfolgreich erweisen. Auf diesem Gebiet könnten noch reicher« Erfahrun gen gesammelt werden, und der Zweck dieser Zeilen ist, Tierfreund« unter unseren Lesern zu ein schlägigen Beobachtungen aniuregen. Dazu ist ein größerer Tierbesitz durchaus nicht nötig. Der Zu- fall kann schon bei der kleinsten Tierhaltung inter essante und lehrreiche Vorgänge zeitig««. Die» war beispielsweise d«r Fall bei einem Ka- narienvogel, der sich als ein vorzüglicher Sän- ger auszeichnete. Eines Tage» bemerkte fein Besitzer, ein Dr. Hygyer, wie die Hauskatze plötzlich in, Zim mer kam, sich auf den Käfig de» Vogels stürzte und den Bauer umwarf. Augenblicklich schlug der Be sitzer der Tiere die Katz« in die Flucht; so kam es, daß der Vogel von der alten Erbfeindin seine» Geschlechts nicht v«rl«tzt, ja überhaupt nicht berührt wurde. Nichtsdestoweniger war der Schreck für den kleinen Sänger so überwältigend, daß er beivuhtlo» auf dem Um so unzufriedener »st Lindpaintner, d«r infolge der nicht mit besonderem Glück verfaßten Punktwertung 29 Strafpunkte erhielt, obwohl er al» Erster abg«flogen und nur eine Stund« später als Laitsch eingetroffen war, während die anderen Flieger, die den nächsten Tag erst abgeflogen sind, nur 15 Strafpunkte erhielten, ein Verlust, den sie über dies durch ihre deutschen Apparat« resp. Motoren zum Teil wieder gutmachten. Die erst« Etappe war ihm wegen des Nebels unangenehm, während di« zweite Etappe, wie er erklärt, der schönste Ueberlandflug war, den er je gemacht hat. Der Wind war stetig und so konnte er ein Tempo von 130 Kilometer durch halt«». Büchner erklärte, daß die erste Etappe sehr schwierig gewesen sei, weil ihm durch den Nebel die Orientierung sehr erschwert wurde. Er ist der Meinung, daß bei solcher Konkurrenz eher die Flieger, die ohne Passagier fahren, Gutpunkte erhalten müßten, als die mit Passagieren. Interessant ist cs, wie Büchner sich orientierte. Er prägt« sich auf der Karte vorher die markanten Punkte ein, in erster Linie die Wasser läufe und Berge oder besonders auffallende Bau werke. Co fuhr er die Etappe Dresden—Leipzig nach folgenden Dispositionen: Die Elbe abwärts, bei Niesa vorbei, die Burg in Meißen hat rechts zu bleiben, dann am Kollm vorüber, die Kasernen in Oschatz, das Völkerschlachtdsnkmal Leipzig und der Wasserturm. Er ist sehr befriedigt, insbesondere darüber, daß zum ersten Male die jungen Kräfte, die im größeren Ueberlandflug ungeübt sind, besser abgeschnitten haben, als man vorher annahm. Büch ner bevorzugt wie Laitsck 4—500 Meter Höhe, in denen die Orientierung besser und die Winde stetiger sind. Ueberlandslüge findet er viel interessanter, als das Fliegen auf Flugplätzen, wie z. B. in Dresden. Kahnt war ebenfalls sehr zufrieden, insbesondere über die letzte Etappe, wo sein Motor sehr gut funktionierte und er ein 90-Kilometer-Teinpo ohne Zwischenlan dung durchhalten konnte. Die Orientierung war be deutend leichter wie bei der ersten Etappe, bei d«r er mehrere Zwischenlandungen vornehmen mußte, »veil er zur ungünstigsten Tageszeit, mittags, geflogen ist, zu welcher Zeit di« Winde am widrigsten sind. Dor den nächsten Etappen hätte er keine Angst, da sein kleiner Apparat überall landen und starten könne. Auch er orientiert sich durch die markanten Punkte. Kahnt ist sowohl über seinen persönlichen Erfolg er freut, wi« darüber, daß deutsche Apparate und Motoren gut abgeschnitten haben. Er hält den Passa gier für einen großen Vorteil und glaubt, daß die besser« Bewertung für den Passagier zu hoch ist. Kahnt hat ebenfalls viel gelernt und hält Ueberland- flüge für das richtig« Betätigungsfeld der Flieger. Empfang der Flieger in Plauen. Plauen i. B., 28. Mai. Zum Empfang« der Flieger vom Sachsenrundflug strömten schon in den ersten Nachmittagsstunden un gezählte Menschenmassen nach dem großen Exerzierplätze der Garnison hinaus, der eine reichliche Stunde von der Stadt entfernt bei Kobitzsch walde liegt, umgeben von bewaldeten Höhen. Auf allen Hügeln standen die Menschen wie die Mauern, und auf der südwestlichen Seite des Geländes, der für di« Zuschauer freigegeben war, und wo auch, näher zum Zielbande, der erste und zweite Platz du'ch Leinen abgegrenzt war, hatten sich Zehntausende uuf- gestellt. In weitem Umkreise sperrte Mllrtär, Feuer- wehr, Gendarmerie und Schutzleute das Fluoseld selbst ab, das durch gelbe Fähnchen markiert war. Die vielen, vielen Zuschauer hielten tapfer aus, ob gleich sich gegen 5 Uhr ringsum drohende Gewitter wolken auftürmten und auch wiederholt kleine Regen güsse herniedersandten. Erst gegen 6 Uh: bellte sich der Horizont etwas auf. und bald darauf ging auch die Nachricht «in, daß die ersten Flieger in Leipzig zum Flug« nach Plauen aufgcstiegen ^ftn oder im Begriffe wären, es zu tun. Es verging aber immer noch fast ein« Stunde, ehe man sichere Nachrichten darüber empfing, daß der erste Flieger HL7 Uhr Alten burg passiert habe und 7 Uhr 5 Min. zwei Flieger in bedeutender Höhe über Meuselwitz gesehen sein sollten. s/z8 Uhr riß sich einer der beiden Pilotballons los, die in der Nähe der Wetterbeobachtungsstcrtion auf gelassen worden waren, und verschwand in den Wolken. Es war der rot«. Eine Viertelstunde später wi«derfuhr da» gleiche Schicksal dem gelben Pilot ballon, der am Teiche in 160 Meter Höhe stand. Jetzt war nur noch ein einziger vorhanden, der den nahen den Fliegern in dem immerhin schwierigen Hü'el- gelände den Weg zeigen sollte. Zum Glück hielt seir« Befestigung. Gleich nach ^8 Uhr sah man über den bewaldeten Hügeln, die den nördlichen Horizont ab- schließen, einem Riesenvogel gleich, das erste Flugzeug auftauchen. In glänzendem, sicherem Fluge schwebte es heran, direkt auf den Landungsplatz zu, und landete dicht hinter dem weißen Zielband, das sich deutlich von dem grünen Grund abhob. Es war Nr. 53, wie sich ergab, der Doppeldecker Büchners („Aviatik"), der mit Leut nant Steffens als Fahrgast die 100 Kilometer in 1 Stunde 12 Min. zurückgelegt hatte. Die Landung erfolgte ganz glatt 7 Minuten vor 8 Uhr. Eine halbe Stunde später — die Dämmerung war inzwischen hereingebrochen, man hatte Rotfeuer «»gezündet und Raketen aussteigen lassen — kam der zweit« Doppeldecker in Sicht. Er fuhr in ganz be deutender Höhe weit über den Platz hinaus, beschrieb dann eine glänzende Kurve und landete ebenfalls glatt, das Zielband von der entgegengesetzten Seite überfliegend. Es mar Felix Laitsch, der auf seinem .,Albatros"-Doppcldecker Leutnant Eyssen als Passagier mitbrachte. Er war durchschnittlich in einer Höhe von 900 Meter über dem Meer geflogen. Sus Leipzig uns Umgegenü. Leipzig, 29. Mai. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 30. Mai 1911. Wechselnde Winde, vorwiegend Nordost, meist heiter, warm, Neigung zu Gewitterbildung. PöhlLerg: Glänzender Sonnenunter- und -auf gang, Himmelsfärbung orange, ferne Gewitter nicht sehr weit nach Ost bis Süd. Fichtelberg: Starker anhaltender Tau. glän zender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot, ferne Gewitter weit entfernt nach Ost bis Nord, schwaches Wetterleuchten nach West bis Nord. * Des Königs Dank. Auf das Glückwunschtele gramm, das der Verein reichstreuer Männer zu Leip zig-Sellerhausen an den König anläßlich seines Ge burtstages gesandt hatte, ist folgendes Antworttele gramm eingegangen: „An den Verein reichstreuer Männer Leipzig-Sellerhausen. Seine Majestät der König lassen für die übersandten Glückwünsche aller höchst leinen Dank aussprechen, v. Schmalz, Major und Flügeladjutant." * Schulnachrichten. Der Zeichenlehrer Emil A. Ilau, seit Dezember 1890 an der 12. Bürgerschule in L.-Lindenau ständig angeftrllt, erhielt vom Kultus ministerium den Oberlehrertitel. * Bereinigung für das Hilfsschnlwesen Leipzigs. Unter diesem Namen ist in unserer Stadt ein« Ver einigung gegründet worden, di« den Zusammenschluß der im Hilfsschuldienste Leimig» stehenden Personen und der Interessenten und Freunde heilpädagogischer Bestrebungen zur Hebung des Hilfsschulwesens Leip zigs bezweckt. Zur Erreichung dieses Zweckes sind Vorträge und Vorführungen aus Wissenschaft und Praxis der pädagogischen Pathologie, Diskussionen über wichtige Fragen der Heilpädagogik, Berichte über Konferenzen, die fick mit der Fürsorge für geistig Abnorme beschäftigen, Besuche von Schulen und An stalten für Geistesschwache und Darlegung der dabei gewonnenen Erfahrungen, Referate über Werk« aus der Fachliteratur und auch gesellige Zusammenkünfte geplant. Als jährlicher Beitrag ist 1 zu entrichten. Vorsitzender ist zu^eit Lehrer Hermann Müller an der Hilfsschule (Iohannisplatz). Die Sitzungen der Vereinigung finden in der Regel am ersten Freitag jedes zweiten Monats statt. In der letzten Sitzung vom 26. v. M. gaben die Herren Direktor Böttger und Lehrer Lehmann Bericht« über den Lübecker Verbandstag. * Unterstützung hils»bedürstiger Wöchnerinnen. Der Verein der Loge Balduin zur Linde zur Unter stützung hilfsbedürftiger Wöchnerinnen hielt am Sonnaoendnachmittag im Logengebäude seine Jahres versammlung ab. Den Jahresbericht, den wir bereits vor einigen Tagen veröffentlicht haben, trua Herr Direktor Dr. Lehmann vor; den Kassenbericht er stattete Herr Wendlandt. der Schatzmeister dos Ver eins. Das Vereinsvermögen beziffert sich auf unge fähr 160 000 Bei d«n nachher vorgenommenen Wahlen wurden die ausschetdenden Vorsteherinnen wieder auf ihre Posten berufen. Von den Damen wurde di« Wahl dankend angenommen. ' Der Streik bei der Firma Julin» vlüthner ist nunmehr vollständig beigelegt, da sich die Firma bereit erklärt hat, den entlassenen Arbeiter wieder ein- z u st e ll e n. * Noch immer d«r Straßeurüuber au der Arbeit. Von dem schon oft beschriebenen 16 Jahre alten Burschen wurden am Sonnabend wieder einem neun jährigen Mädchen in der Nürnberger Straße 3 ab genommen; er trägt jetzt graues Jackett und graue karierte Mütze. * Razzia. Von einer größeren Anzahl Kriminal beamten wurde unter Leitung eines Kriminalkommis sars in der Nacht zum Sonntag eine ausgedehnte Razzia unternommen. Hierbei mußten besonders die Wartesäle hiesiger Lahnhöfe von zweifelhafte,» Per sonen gesäubert werden. * Die Bäckergehilfeu beabsichtigen, gleich ihren Be rufsgenossen in einigen Großstädten des Reiches, in eine Bewegung zur Aufbesserung ihrer Lohn- und Arbeitsverhältnisse einzutreten. In einer Versamm lung wurde nach einem Bericht über den Streik der Berliner Bäcker die Lage im Leipziger Bäckergewerbe einer Besprechung unterzogen: namentlich wurde der Arbeitsnachweis der Leipziger Väckerinnung abfällig kritisiert. Im Anschluß daran wurde ein Antrag, die örtliche Verdandsverwaltung zu beauftragen. Forde rungen zur Regelung und Aufbesserung der Lohn- und Arbeitsvcrhältnisse im Leipziger Bäckergewerbe aus- zu arbeiten und der nächsten Bäckergehilfenoersamm lung vorzulegen, einstimmig angenommen. * Ueberfahren. In der Berliner Straße wurde der vierjährige Knabe Paul Rockstroh von einem Kraftwagen umgerissen und am Kopfe und an den Armen leicht verletzt. Das Kind war in den Kraft wagen hineingelaufen. — Ebenfalls von einem Kraft wagen umgefahren wurde in der Gerberstraße das fünf Jahre alte Mädchen Irma Dickmann. Es erlitt Verletzungen an den Füßen. Auch in diesem Falle trifft den Wagenführer ein Verschulden nicht. * Zwei Kautionsschwindler unschädlich gemacht. In Wiesbaden erfolgte die Festnahme eines auch hier mehrfach aufgetretenen Betrügers, eines stellenlosen Kellners, der sich den Namen John beilegte und sich bald als Kaufmann, bald als Stud. jur. bezeichnete. In Wiesbaden verübte er außer einem Diebstahl auch einen Erpressungsversuch. Hier hat er in einer Reihe von Fällen jungen Mädchen vorgeschwindelt. Ver treter eines Zigarren-Engroshauses zu sein und eine Filiale am Otte errichten zu müssen, und dabei ver sucht, ihnen unter dem Vorgeben, sie als Kassiererin anstellen zu wollen, Kautionsgelder abzunehmen. Die Betreffenden haben jedoch dem Burschen nicht getraut, und da ihm deshalb hier der Boden zu heiß wurde, hat er anderwärts sein Glück versucht. — Ein anderer Kautionsschwindler wurde in einem arbeitslosen. 30 Jahre alten Maurer festgenommen. Durch Zeitungsinserate offerierte er kautionsfühigen Ver käufern Anstellung in einer zu errichtenden Zigarren- geschäftsfiliale und suchte bei den sich Meldenden da durch Vertrauen zu erwecken, daß er im Ostviertel ein größeres Lokal mietete. Die Polizei wurde aber auf den Schwindler aufmerksam und konnte ihn in dem Augenblick festnehmen, als ein Bewerber im Begriff war, 300 Kaution zu hinterlegen. * Ungetreuer Reisender. Mitte Mai sind dem Reisenden einer Berliner Firma 93 Seidenolusen im Wett« von 2000 übergeben worden, um Thüringen zu bereisen und Aufträge zu erlangen. Der Be treffende hat es jedoch voraezogen, nach Leipzig zu fahren, wo er sich in einem Hotel am Matthäikirchhof eingemietet hat, um hier die Blusen an Len Mann zu bringen. Dies ist ihm auch gelungen, er hat dabei u. a. auch einen großen Posten einem mit einer Dame erschienenen Herrn verkauft. Beide werden ersucht, sia» bei der Kriminalpolizei hier zu melden. Der Reisende ist flüchtig geworden. * Verhaftungen. Zur Verantwortung gezogen wurde ein 26 Jahre alter Tischler wegen unsittlichen Gebarens in einem Lokäle der Kolonnadenstraße; ver- haftet wurde ein 18 Jahre alter Schweizer aus Conne witz. der vom Amtsgericht in Meuselwitz wegen Dieb stahls verfolgt wird und e»n 33 Jahre alter ehemali ger Fleischer aus Wermsdorf wegen gewerbsmäßiger Vermittelung von Rennwetten. — Wegen Betrugs wurde ein 41 Jahre alter Reisender aus Goh- l i s festgenommen. Der wiederholt bestrafte Mann hatte sich zur Vermittlung von Geschäfts- Voden des Käfigs liegen bli«b. Als man ihn mit Wasser besprengt hatte, kam er zwar wieder zu sich, begann sogar augenblicklich im Bauer hcrumzuflat- tern wie zuvor — aber er war vollständig ver stummt! Diese Stimmlosigkeit hielt sechs Wochen an; nach Ablauf dieser Frist vernahm man ganz plötzlich wieder seinen schönen Gesang. Sttmmverlust infolge eines heftigen Schreckens ist bekanntlich ein Phänomen, das man seit alten Zeiten am Menschen beobachten kann. Irgend eine neue, starke Emotion ruft gewöhnlich in solchen Fällen eine plötzlich erfolgende Heilung herbei. Lei der ließ es sich nicht feststellen, ob die nervös« Störung des Kanarienvogels aus einem ähnlichen Anlaß zum Schwinden kam. Dagegen entzog sich in einem anderen Fall die Ursache der Heilung der Beobachtung Dr. Hygyers nicht. Es handelte sich diesmal um eine neun Monate alte Katze, die von einem Hunde verfolgt und gebissen wurde. Nachdem das Tierchen gepackt wor den war, bieb es wie tot liegen und schleppte von dem Moment an, da es wieder zu sich kam, die Hinterbeine nach. Das hinter« Drittel des Rumpfes, die Hinter beine und auch der Schwanz waren vollkommen ge- fühl- und bewegungslos. Nun befand sich im Hause ein Dienstmädchen, das sich durch allerlei phantastische Gedanken auszuzeichneu pflegte. Dieser Person ließ es keine Ruhe, festzustellen, ob gelähmte Katzen ebenso wie ungelähmte immer auf die Füße zu fallen kämen. Zwei Monate nach dem oben beschriebenen Unfall warf darum das Mädchen die Katze zu einem Fenster des ersten Stockwerks hinaus. Und tatsächlich siel das Tier nicht nur auf die Füße, sondern jagte auf allen Vieren davon, so schnell eine Katze zu laufen vermag. Der neue Schreck und die neue Angst hatten es von seiner Lähmung geheilt. Das erinnert an jene hysterischen Lähmungen, die urplötzlich schwinden können, wenn z. D. der Schreckensruf „Feuer!" er tönt, und eilige Flucht Rettung des Lebens bedeutet. Aehnliche Schrecklähmungen, wie die an dem Kätzchen beobachtete, stellen sich besonders häufig bei Pferden in unmittejbarem Anschluß an einen Unfall ein. Aber auch merkwürdigen A n g st s u g g e st i o n e n sind Tiere zugänglich. Hochinteressant ist ein Fall dieser Art, den Prof. Stoll in einem seiner Werke über Hypnotismus beschreibt. Im Besitz des For schers befand sich ein König Karls-HUndchcn, das in frühester Jugend ein Vorderbein gebrochen hatte und seitdem vor allen im Hochsprung zu nehmenden Distanzen eine große Angst an den Tag legre. In diese Angst steigerte es sich so hinein, daß cs nur mit großer Bedenklichkeit ans Treppensteigen ging. Eine Zeitlang trug darum Stoll, dem diese Reisen über die Treppe zu lange dauerten, das Hündchen auf dem Arme hinauf. Dadurch wurde di« Sache aber vollends schlimm, denn es bildete sich nun ein, nicht mehr imstande zu sein, di« ganze Treppe zu bewälti gen. Ließ man es sich jetzt allein über die einzelnen Stufen emporarbeiten, so machte es regelmäßig auf der zweitletzten Halt und schien es absolut nicht mehr fertig zu bringen, die Hinterbeine nachzuziehen. Legten dagegen Stoll oder dessen Frau nur ganz leicht die Hand auf den Rücken des Tieres, oder faßte man ein paar seiner Schweifhaare, dann bildete es sich ein, unterstützt zu werden, und nahm ohne weiteres auch die beiden obersten Stufen. Schon daraus ging die suggestive Natur seiner Bewegungshemmung her vor. Si« wurde aber noch glänzender bewiesen durch die folgend« Tatsache: Das Hündchen war ein leiden schaftlicher Mausejäger, und es war die im ersten Stockwerk gelegene Küche, in der die Mäuse sich zu nächtlicher Stund« r«g«linäßig einzustellen pflegten. Wenn sich nun Stoll am späten Abend mit dem Hunde im Garten aufhielt und plötzlich ausrief: „Horch, die Maus!", so brach in dem kleinen Tier die Jagdleidenschaft durch, und darüber vergaß es dann vollständig, daß es di« beiden obersten Stufen der Treppe nicht bewältigen konnte. Es setzte viel mehr in elegantester Weis« über die gesamte Treppe hinweg, um möglichst schleunig sein Jagdrevier zu erreichen. Nervenleiden scheinen bei Hunden über haupt etwas Häufiges zu sein. Sie erwachsen ihnen fast immer aus dem Gemütsleben. Es »st einerieits die Furcht vor Straf«, die Angst vor strengen oder gar rohen Herren, die namentlich bei jungen Hunden leicht zu nervösen Zufällen und Krämpfen führt. Andererseits ist es gerade wieder die Lieb« zum Herrn oder zur Herrin, die besonders treuen Tieren ver- lstingnisvoll werden kann. Wer bat nicht schon einen Hund gesehen, der aus Eifersucht von Melancholie ergriffen wurde! In diesem Zustand erheitern mit unter solche armen Tiere unbedachte Menschen durch hr seltsames Gebaren. E» ist aber mit der Eifer- ucht des Hundes nicht zu scherzen. Er kann an ihr ehr wohl zugrunde gehen. Wo es darum möglich ist, den Gegenstand der Eifersucht, etwa einen neuange- sckafften Hund zu entfernen, so tue man es, wenn einem der alte lieb ist. Durch dies einfache Mittel kann man «in erkranktes Tier selbst von schweren nervösen Erscheinungen wieder völlig befreien. Schlimmer liegt die Sache, wenn das Objekt der Eifersucht im Hause bleiben muß. So erkrankte z. D. eine sehr intelligente zweieinhalbjährige Hündin von der Stunde an, in der si« ihre Herrin mit dem neu geborenen Kinde erblickt«. Don diesem Augenblick an klang di« Stimme des Tieres seltsam verändert, seine Freßlust schwand, eine fortschreitende Lähmung der Gliedmaßen machte sich bemerkbar, schließlich verlor es gänzlich die Stimme, kurz: sein Zustand ward immer elender. Man tötete den armen Hund, und er wurde seziert. Es ließen sich aber keinerlei organische, krankhaft« Veränderungen Nachweisen. Also stand es fest, daß die Krankheit rein nervös ge wesen und durch seelisches Leiden hervorgerufen wor den war. Aehnliche Depressionszustände mit Lähmungser scheinungen treten auch bei Tieren als Folge der Gefangenschaft ein. Man hat dies noch wenig er forschte Leiden in Amerika geradezu „Käfiglähmung" pLrüI^käs) genannt. Melancholische Tiere sind «in trauriges Kapitel. Wenden wir uns einem harmloseren zu, dem der Idiosynkrasien! „Unüberwindliche Ab neigungen" gegen gewisse Gerüche, Geräusche, Ge- kchmackseindrücke oder den Anblick bestimmter Gegen stände sind bei den Menschen ungemein häufig. Es ist nun äußerst amüsant, daß Stoll etwas Aehnliches bei einem Maultier beobachtete. Das Tier, auf dem er während seiner Tätigkeit als Landarzt in Guate mala weite Berufsreisen unternahm, konnte absolut keine Schweine sehen. Ts machte mit Bestimmtheit beim Anblick eines solchen Borstentieres sofort kehrt und stürmte davon. Sollt« es vielleicht in seiner Jugend ein unangenehmes Rencontre mit einem Schwein gehabt haben? Es liegt wenigstens nabe, daß man sich aus diese Weise die wundersame Ab neigung zu erklären sucht. Aber auch auf geradezu unerklärliche psychische Störungen, für deren Entstehung wir keine Ursache anzugeben wüßten, kann man bei Tieren stoßen. Hier möge an einen seltsamen Fall erinnert werden, der in den Werken der Tierpsychologie häufig zitiert wird: Ein weißer Pfauentäuber ward ganz plötzlich von einer krankhaften Perversion des Gefühls ergriffen, indem er sich in eine Bierflasche verliebte. Dies» Flasche wurde eines Tages zufällig unter den Taubenschlag geworfen. Der bi» dahin ganz normale Täuber flog augenolicklich zu ihr hinab und führte «inen regelrechten Bewerbungstanz vor ihr aus. Sein Benehmen fiel auf, und man fing an, ihn zu beob achten. Es stellte sich heraus, daß er jedesmal, so oft man die Flasche wieder in den Hof bracht«, mit seinen verliebten und werbenden Possen begann. Da die Szene stark komisch anmutetc, unterhielten seine Be sitzer mit diesem ebenso seltsamen wie lustigen An blick einen ganzen Sommertag lang ihre Käste; so war der arm« Vogel dank seiner krankhaften Ver irrung die größte Attraktion de, Geflügelhofe» ge» worden. *
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