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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110531025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911053102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911053102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-31
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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Nr. 150. 105. Jakrgany. LewNger Tageblatt. Mlnworb. 31. Mal 1911. Nm 2irl. Ueber di« Aiclunft d«r Flieger Büchner und Lind- paintner aus dem Flugplatz« in Chemnitz übermittelt un» unser 2pezialbericht«rjtatt«r jolgenden Draht- bericht: —a. Chemnitz, 31. Mai. Als es gestern abend hie», das, die Flieger in Plaue» heute um i/g4 Uhr früh aufsteigen würden, um die achttägig« Rundreise durch Sachsen zu beenden, war es uns klar, daß dies wieder einmal früh ausstehe» hieb. Aber der (be danke, nun wird's endlich erreicht, wirkte Wun der, und so ließ es uns gar nicht schlafen. Al» es dann um 3 Uhr aufstehen hieb, da war bei allen der erste Gedanke an das Wetter. Da war tadellos. Als wir auf dem weiten Platz an kamen, war noch niemand zu selben. Ein wunder barer Morgen. Die Sonne war bereits ausgegangen, versteckte sich jedoch noch hinter einer schwarzen Wolke. Nach und nach kamen die ersten Menschen, darunter der Monteur von Müller, der mit uns herausgekühren war. Er wollte gleich die Wind stille früh zu einem Aufstieg benutzen. Es dauerte auch nicht lange, da wurde der Apparat heraus gebracht und die Propeller angeworsen, und hierauf ging es in die Luft. Ein l)«rrliches Bild, L«n Appa rat so stolz in der Lust zu sohen, al» er gegen die Sonne ansuhr. Mehr und mehr Leut« kamen. Als die ersten mit auf dem Flugplätze waren die Eltern von Laitsch erschienen, die in Chemnitz wohnen und ihren Sohn mit Sehnsucht «rwarteten, der als voraus sichtlicher Sieger in die Heimatstadt «inzi«hen will. Bekannte und Freunde mit Blumen erschien«» zur Begrüßung der Wiederkehrenben. Die erste Meldung kam: Büchner war als Erster mit Leutnant Stef fen in Plauen ausgestiegen, ihm war Laitsch mit Leutnant Eyssen gefolgt und 4 Minuten später war auch Lindpaintner mit Leutnant Kor - mann aufgestiegen, um die Reise nach Chemnitz anzulreten. Aus Zwickau kam dann die Nachricht, dab Büchner angekommen und wieder aufgestiegen sei, und Lindpaintner ihm bald gefolgt war, Laitsch sei wohl in Sicht, aber noch nicht gelandet. Ehe noch eine rvcitere Meldung aus Zwickau eintraf, hörte man plötzlich den Ruf: „D a i st e i n e r!" Richtig, in »rest licher Richtung erschien als ein kleiner Punkt ein Ap- ;>arat am Horizont, der direkt auf den Flugplatz zukam. Es war Büchner. Innerhalb einiger Minuten war er aus dem Platz«, und in Höhe von etwa 80 Metern flog er, von brausenden Hurrarufen begrübt, über das Zielband. Noch eine Runde, dann landete er in glätt endem Gleitfluge. Ein endloses Gratulieren und Begrüben folgte. Dann wurden der Flieger und sein Begleiter zu dem vorbereiteten Kaffee geleitet. In zwilchen war auch Lindpaintner in Zwickau auf gestiegen, um die Reise zu beenden. Gleichzeitig kam eine etwas betrübende Nachricht. Laitsch sei in Zwickau mit einem Motordesekt wohl über die Ziel- linie gefahren, habe aber außerhalb des Exerzier platzes landen müssen und könit« nicht gleich wieder aufsteiaen. So kurz vor dem Siege kaltgestellt, durch einen häßlichen Zufall? Wieder der Ruf: „Es kommt einer! Ltndpaintners Apparat erschien am Horizont. In riesiger Höhe, etwa 600 Meter, kam «r in langsamer Fahrt näher, und wieder spielte sich derselbe Borgang ad, wie wir ihn vorher bei der An kunft Büchners erlebt batten. Jetzt fehlt nur noch Laitsch, dann ist das Ringen beendet. Die Punkt wertung zeigt nach privater Berechnung, dog Büchner 115 Punkte und Lindpaintner 114 Punkte erlangt hat. Es ist also nur ein Punkt Differenz zwischen den beiden. Es kommt nur noch darauf an, wann Laitsch kommt, lieber das Ergebnis kann man «in sicheres Urteil noch nicht abgebcn, bevor Laitsch hier nicht eingetroffcn ist. Die Fahrer haben heute früh eine sehr schöne Fahrt gehabt, die für sie ein wahrer Genuß und ein« Entschädigung für die auf der vorhergehenden Etappe erlittenen Strapazen war. Leutnant Kormann machte unserem Berichterstatter nach seiner Ankunft in Chemnitz folgende Mitteilungen über seine Fahrt mit Lindpaintner: Wir starteten kurz vor 4 Uhr als Dritte in Plauen bei herrlichem Wetter und einem Wind von 4 bis 5 Eekundenmetern. Wir fuhren auf den Bis marckturm zu, passierten bann das Göltzschtal, wo wir in eine Wolke kamen, die uns die Aussicht nach unten vollkommen versperrte. Reichenbach lieben wir rechts liegen und segelten auf Schlob Schönfels zu. Bei Netzschkau überholten wir bereits Laitsch, der 8 Minuten vor uns abgefahren war und anscheinend mit seinem Motor schwer zu kämpfen hatte. Nach Schlosz Schön fels flogen wir über das Krüppel heim dahin und fahcn dann endlich die Schietzstünde des Zwickauer Exerzierplatzes, auf dem wir dann bald glücklich landeten. Dort wurden wir mit grobem Jud«l empfangen, freundlichst bewirtet und stiege» nach 20 Minuten zur Wciterfahrt auf, um nach einigem Kreisen über dem Platz die Richtung nach Chemn'tz einzuschlagen. In dieser Gegend lag dichter Nebel auf den Bergen und Tälern, während wir selbst im herrlichsten Sonnenschein dahinsuhren. Wir passierte» Crossen, Lichtenstein - Callnberg, liehen Hohnstein- Ernstthal beiseite liegen und kamen nach Chemnitz, da» vollkommen in Nebel eingehüM war. Unter Motor versuchte einigemal zu streiken, doch brachte ihn Lindpaintner bald zur Raison, und so konnten wir um 5 Uhr 51 Min. glücklich landen. Aus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 31. Mai. Wetterbericht der König!. Sächf. La«de»»etterwart« zu Dresden. Voraussage für denl. Juni. Nordostwind«, wechselnd« Bewölkung, kühl, zeit- weis« Regen. Pöhl- und Fichtelberg: Starker anhalten der Tau, glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Auszeichnungen. Bon der Kgl. Kr«ishauptmann- schafr Leipzig ist den nachgenannten seit über 25 Jahren ununterbrochen in einer Stell« beschäftigten Personen je «ine Belobigungsurkunde ausgestellt worden, nämlich dem Schlosser Ernst Hermann Otto Son ne mann in L.-Lind«nau, dem Obermeister Paul Richard Höfler in L.-Anger Crottendorf, dem Meister Ernst Albrecht v. H a h n in L.-Anger-Croiten- darf, dem Meister Heinrich Otto Höfler in L.-Reud nitz, dem Fräser Karl Louis Klee i» L.-Lind«nau, dem Schlosser Karl Robert Max Kobmann in L.-Anger Crottendorf, dem Arbeiter Friedrich Wil- lrelm Doberstau in L.-Reudnitz, dem Monteur Friedrich Anton Maximilian Eöppner in L.- Reudnitz, dem Schlosser Florian Jeichtinger in L.-Anger-Crottendorf und dem Schlosser Eduard Eulenbcrger in L.-Sellerhausen, sämtlich in der Maschinenfabrik von Preuße <L Co. in L.-Anaer- Crortendorf, Zweinaundorfer Straße 64, beschäftigt, ferner dem seit 28. März 1886 in der Bauklempnerei von (siedr. Kuntz« in Leipzig, Lange Strotz« 26, be schäftigte» Gasschlosser Richard Emil Westphal in L -Reudnitz sowie der seit 1. April 1879 in dem Tapisjeriegefchäst von Emilie verw. Pardubitz in Leipzig. Markt 2, beschäftigten Verkäuferin Mathilde Olga König in Leipzig. Die Auszeichnungen wurden den Jubilaren heute in Gegenwart ihrer Ail-eitaeber an Raisstelle ausgehändigt. * Das Jubiläum 25jähnger ununterbrochener Tätigkeit in einer Stelle Hegehen morgen der Pro kurist Anton Riedel in der Glas-, Kristall- und Floschcn-Grotzhandlung von Otto Buhlmann und der Holzbildhauer Johann Georg Grotzmann in Leipzig bei dem Bildhauermeister Karl Grotzmann in Leipzig, Plagwitzer Strafte 9. * Turnertreue. Im Allgemeinen Turnverein zu L. Gohlis — gegründet 1848 — begeht morgen der Grobsteingeschüstsinhal>er Herr Louis Gärtner sein 50jähriges Mitgliedsfubiläum. Der Verein feiert diesen Ehrentag seines Vereinsältesten am Freitag durch ein festliches Turnen in der Turnhalle mit an- schlietzendem Festkommers im „Kaiser Friedrich", Menckestratze 24, und ladet alle Mitglieder und Freund« des Vereins zu beiden Veranstaltungen ein. * Dem hiesigen Wohltätigkeitsverein „Sächsische Fechtschule- (Schutzherr König Friedrich Augusts, ist auch dieses Jahr wieder die Genehmigung zur Abhal tung feiner 16. Warenlotterie erteilt worden. Der Preis des Loses beträgt nur 50 Pf., und es kommt als höchster Gewinn eine Zimmereinrichtung zur Verlo sung. als auch die übrigen Gewinne recht nützliche Wirtschaftsgegenstünde betreffen. Der Reinge- winndieserLotteriewirdlediglichzur Unterstützung armer Leute in unserer Stadt verwendet und wäre deshalb ein reoer Zuspruch zum Kaufe dieser Lose seitens unserer Be wohner recht erwünscht. * Der Weimarer C. C., Verband deutscher farben tragender Sängersclsaftcn, dem 22 Korporationen — darunter A r i o n und U.-V.-S. zu St. Pauli (Leipzigs — angehören, hält vom 1. bis 3. Jnni seine diesjährige Zkrtretersitzung (Chargierten-Konvents in Weimar ab. Zur Tagesordnung stehen neben Bundesangelegenheiten allgemeine studentisch« und akademische Fragen. Der neue Roms», mit besten Abdruck wir in der morgigen Abend nummer beginnen: Frau Welt von Erika Liirdbrrg gibt uns einen Blick frei in da» strzMklnde Auf und Nieder des Lebens, das den einen, der in der Tiefe mit unerfüllter Sehnsucht nach der Höhe langte, plötzlich emporträgt und den andern, der leichtgemut über klippige Höhen jagte, jäh hinunterfegt in die Niederung. Es ist nicht gesagt, das; dabei allein der erstere den Gewinn hat. gerade datz auch der Sturz von oben nach unten dem Fortgeristenen Erhebung zu bringen vermag, indem er ihm in schnellem Wandel der Weltbilder die Freiheit der Er kenntnis schenkt: das zu zeigen, hat sich der Roman zum Ziele gesetzt. An dem Faden einer in starkem Tempo sortftürmenden, spannenden Handlung zieht er — ein Panorama von Bild ausschnitten — an uns vorüber, wie es in so buntem, man möchte sagen: groteskem Wechsel eben nur der Künstler „Leben" zu malen weitz. Datz er in Wahrheit ein Künstler ist, soll uns im Schlüsse gezeigt werden, der den Ausgleich bringt und der vom verschleierten Bilde der Frau Welt noch einmal den Schleier reifst, indem er uns erschauern lätzt vor dem sphinx- haften Antlitz dieser ewigen Rütselgestalt. Die beliebte Schriftstellerin Erika Riedberg, Gattin des kürzlich verstorbenen bekannten Göttinger Gelehrten Prof. Dr. Adolf Ereef, bietet mit diesem Roman einen Teil ihres eigenen Selbst. Wir hoffen, mit dieser Gabe unseren Lesern eine Freude zu bereiten. * Einmieterdieb. Bei einer Vermieterin in der Kurprinzstraße mietete sich kürzlich ein angebliches Ehepaar ein, das wieder verschwand, ohne die aus gelaufene Schuld zu bezahlen. Der Mann ist 28 Jahre alt, von mittlerer schlanker Gestalt, hat hellblondes Haar, starken blonden Schnurrbart und war bekleidet mit schwarzem Eebrockanzug, dunklem modefarbigen Ueberzieher und schwarzem Hut. Seine Begleiterin war etwa 23 Jahre alt, schlank und hatte blonde Haare. * Auf ihre Gutgläubigkeit hineingesallen. Ende April o. I. stand m einer hiesigen Zeitung ein« Annonce, wonach Wäsch« zum Wachen und Bleichen gesucht wurde. Daraufhin schickte eine in der Wind- mühlenstratze wohnende Witwe eine Offerte ein. Nun erschien bei der Witwe eine unbekannte, etwa 30 Jahre alte Frau von korpulenter Gestalt und holte für ca. 100 Bett- und Leibwäsche, Kragen und Servietten ab. Die Unbekannte, die angab, datz sie mit ihrer Schwester zusammen in L.-Kleinzschocher wohne, konnte bisher nicht ermittelt werden: sie hat auch die Wäsche noch nicht abgeliefert. * Unhold. In Mockau verging sich ein Unbekann ter in unsittlicher Weise an einem Schulmädchen. Als er beobachtet wurde, ergriff er unter Zurücklassung eines Fahrrades, Marke „Opel", Nr. 235113, die Flucht und entkam. Der Unhold wird beschrieben als ca. 20 bis 24 Jahre alt, von mittlerer Gestalt und vollem Gesicht. * Fahrraddiebe stahlen aus einem öffentlichen Ge bäude am Augustusplatz ein „Opel-", aus der Gl«is- stratze ein „Exzelsior-" und aus der Kreuzstraße ein „Göricke-Westsalen-Rad" Nr. 215373. * Kellereinbrüche. Aus einem Kellerabt«il in der Augustenstratz« wurden eine Anzahl Flaschen Sekt, Rot- und ander« Weine im Werte von 100 ^tt gestoh len; aus Kellerabteilen in der Kreuz- und Fürsten- strahe wurden eine Anzahl Flaschen Wein und Frucht konserven entwendet. * Diebstähle. Diebe drangen in eine Wohnung der Zschocherschen Strotze und stahlen einen goldenen Damenring mit 3 Rubinen, gez. „1i." oder „L. s. I. Ost. 1892 oder 94", einen goldenen Damenring mit blauem Türkis, 6 silbern« Kaffselösf«l, auf der Vor derseite „1900". auf der Rückseite „k." graviert, ein« Anzahl in- und ausländischer Briesncarken und einen Geldbetrag. Ferner wurden gestohlen aus einer Wohnung in der Leutzscher Stratz« «ine goldene Damenr«montoiruhr, auf deren Hinterem D«ckel zwei Kle«blum«n mit kleinem grünen Stein sich befinden, «ine lange goldene, feingliederige Kett« mit Schieber, verziert mit blauem Stein, ein Herrensiegelring mit rctem Stein, ein Dam«nring mit Opal und ein Geld betrag. — In einem Lokal am Königsplatz ist ein echtes mattgoldenes Herrenarmband, mit 3 Brillan ten besetzt, im Werte von 240 abhanden gekommen. — Von einem Neubau in der Wintergartenstraße wurde eine Rolle mit 5 Tafeln Kupferdraht im Werte von zirka 100 gestohlen; aus einer Wohnung in der Erfurter Strafte eine starkgliederige Halskette im Werte von 120 .K; aus einer Fremdenstube eines Gasthauses in der Langen Stratz« eine silberne H«rrenremontoiruhr mit Goldrand, im Jnn«rn d«s Deckels der Name „August Fitzner" und das Bäcker wappen eingraviert. * Gaunertrick. Ein Unbekannter übergab kürz lich einer Botenfrau ein Paket mit dem Ersuchen, dieses an eine Familie in Lieb«rtwolkwitz abzugeben. Er ersucht« dann die Botenfrau, 2,50 zu verlegen, was sie auch tat. Als das Paket später geöffnet wurde, enthielt es nur rvertlose Holzwolle. Wahr scheinlich wird der Betrüger sein Glück noch weiter versuch«», weshalb Botenfuhrleute gewarnt seien. Beschrieben wird der Mensch als etwa 40 Jahre alt, mittelgroß, mit vollem Gesicht und dunklem Schnurr bart. * Erwischter Spitzbube. In der Nacht zum 26. Mai wurden aus einem Klubzimmer in der Nonnenstratze eine Anzahl Gegenstände im Werte von 600 -N gestohlen. Jetzt gelang es der Kriminal polizei, d«n Dieb in der Person eines 20 Jahre alten Arbeiters, der früher dort in Stellung war, zu er mitteln. Er war nach Halle geflohen, wurde dort festgenommen und von einem hiesigen Kriminal beamten nach Leipzig gebracht. Der größte Teil der gestohlenen Sachen konnte wieder herbeigeschafft werden. * Herrenloses Fahrrad. In Verwahrung Ser Kriminalpolizei befindet sich ein Fahrrad. Marke ..Exzelsior", Nr. 167 675, das am 24. Mai in nner Hausflur der Demmeringstratze in L.-Lindenau herrenlos aufgefunden wurde. Der Eigentümer kann sich melden. * Unehrlicher Angestellter. Zur Verantwortung gezogen wurde ein 22 Ihre alter Chauffeur, der zum Nachteil seines Arbeitgebers, eines Kaufmanns in L.-Schleutzig, 160 unterschlug und in seinem Nutzen verwendete. * Selbstmordversuch. In einer Gartenabteilung in der Grünen Gasse in L.-Anger-Crottendorf schoß sich Dienstag abend ein 45jühriger Oberbrienräoer in selbstmörderischer Absicht eine Kugel in den Kopf: er wurde noch lebend, aber bewußtlos ins Krankenhaus gebracht. Ein Grund zur Tat ist nicht bekannt. klus Sschlen. Dresden, 31. Mai. * Hofnachrichten. Der König wohnte heute früh der Besichtigung ter 7. Jnfanteri«brigade Nr. 88 in Zeithain bei und kehrte heute nachmittag im Auto mobil nach AZachwitz zurück. * Eröffnung des italienischen Pavillons aus der Hygiene-Ausstellung. Heute nachmittag fand auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung die Eröffnung des italienischen Pavillons statt, der auch der König beiwohnte. * spl. Niedersedlitz, 30. Mai. (Feuer imSachsen- werk.) Im hiesigen Sachsenwerke brach im Maga- zingebäudc ein Schadenfeuer aus, durch das eine An zahl elektrot«chnisck>er Apparate vernichtet wurden. Durch die angestrengte Tätigkeit der auf dem Brand plage erschienenen 9 Feuerwehren gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. * Bautzen, 31. Akai. (Protest gegen die L u st b a r k ei t s st e u e r.) In einer gestern hier abgehaltenen Versammlung der Saalinhaber im Be zirke der Amtshauptmannfchaft Bautzen wurde nach einem Referat des Verbandssekretärs Thomas (Dresdens eine Resolution angenommen, in der ein mütig Widerspruch erhoben wird gegen die von den Der Heilige von tteg^pten. Den Eingeborenen Aegyptens ist wieder einmal ein Prophet oder wenigstens ein Heiliger erstanden in der Person von Mohammed Moussa. Der be kannte Ethnologe Professor Se l i g m a n n, der im Auftrage der englischen Regierung schon zahlreiche Forschungen in Asien und Afrika ausgeführt hat, ver- ofsentlicht über diejen merkwürdigen Mann eine aus führliche Schilderung. Mohammed Moussa hatte mehrere Jahre für den Aegyptologen Professor Petri zur Winlcrzeit ge arbeitet und ist also mit curopäisck)er Kultur in enge Berührung gekommen. Von seinen Landsleuten und Glaubensgenossen wird er als Maburak bezeichnet, ein Titel, der nur ganz ungewöhnlich heiligen Leuten des Islams bcigelegt wird. Wenn die ihm erwiesene Verehrung noch weiter wächst, so kann er cs, nament lich nach seinem Tooe, noch zu etwas Autzerordent- licyem dringen. Er ist im übrigen ein ganz gesund ausschauender Mann von mittleren Jahren und mit der etwas untersetzten unxd gedrungenen Figur eines ägyptischen Fellachen. Damit allein, daß er die äußerste Genauigkeit in der Verrichtung der Gebete und aller anderen religiösen Bräuche beobachtet, läßt sich sein hoher Einfluß selbstverständlich nicht erklä- ren. Zu seinem Ruf ist er hauptsächlich dadurch ge langt, datz er zeitweilig von ekstatischen Zuständen be fallen wird, während er sonst ein tüchtiger Arbeiter ist und sich von feinen Nedenmenschen kaum unter scheidet. Als Kind litt er durchaus nicht an Krämp fen, vielmehr scheint der erste Anfall erst nach erreich ter Mannbarkeit im Alter zwischen 17 und 20 Iah- ren eingctreten zu sein. Professor Scligmann schildert in überaus lcbhaf- ter Darstellung eine religiöse Veranstal tung, die dort Zikr genannt wird, wobei Moham med Moussa nut seinem ungewöhnlichen Gebaren die Hauptrolle spielte Der Anlaß war die Darbringung von Danksagungen für die Heilung eines der Einge borenen von schwerer Krankheit. Der Name Zikr be deutet eigentlich Erinnerung (der Ehre Gottes), und ein« solche Feier wird auch für Tot« abgehalten, weil sie dem Glauben nach dazu mitwirkt, der Seele ins Paradies zu verhelfen. Ein wesentlicher Teil der Veranstaltung ist ein Tanz. Mohammed Moussa war unter den Tänzern und verfiel in sein« Ekstase, nach dem er etwa 20 Minuten getanzt hatte. Den Kennern kündigte sich der in ihn gefahrene lzeiligc Geist da durch an, daß er das mohammedanische Glaubens bekenntnis mchreremal hintereinander in einer von Heiserkeit beinahe erstickten Stimme hersagte. Dann zeigten sich auch die ersten sichtbaren Merkmale, indem sein ganzer Körper steif wurde. Ein Zittern überfiel ihn von den Beinen aufwärts, der Hals reckt« sich weit nach vorn, die Augen waren geschloffen, die Lip pen bewegten sich lautlos. Dann sprang er mehrmals auf den Zehenspitzen auf und nieder, warf den Kopf zurück und machte heftige Anstrengungen, um sich zu schlagen, worin er aber durch die Umstehenden ver hindert wurde. Sein Kampf wurde immer gewalt- lamer, der Atem ging tief und keuchend, di« Zähne waren fest aufeinandergebissen, und Schaum stand vor seinem Mund. Allmählich legten ihn seine Gefährten auf den Boden und hielten ihn dort in einer sitzenden Stellung. Der von dem Gelehrten oeprüfte Puls wies 96 Schläge in der Minute auf. Wieder begannen sich seine Lippen zu bewegen, und Professor Seligmann wurde darüber belehrt, datz der Heilige nun eine Vision habe. Sei» Kopf wurde leicht nach vorne geneigt, so daß er auf den Boden sehen konnte. Alle Männer setzten sich nun nieder und fingen an zu beten, während der Heilige schweigend sitzen blieb und nur seinen Körper zuweilen hin und her bewegte. Nach einigen Minuten flüsterte ein Mann ihm etwas ins Ohr. Dann sprang er auf und schien sofort wie der ganz zu sich zu kommen, sah erstaunt rund umher und hob dann mit einer Erzählung dessen an, was er in seiner Verzückung erfahren hatte. Dabei hatte er sich ein Tuch über den Kopf gezogen und ein anderes um feine Hand gefckilungen, das er hin und wieder küßte. Während seiner Erzählung beteten die übri gen unablässig. Die Vision des Heiligen ist immer di« gleiche. Er gelangt dabei ins Paradies, wo er die Heiligen und Propheten und auch viel grüne Vögel stehl. Nach dem der Anfall vorüber ist, fichlt er sich vollkommen frisch und ohne U'belkeit, da Allah nicht duldet, daß ihm irgendein Schade geschieht. Bei einer anderen Veransraltuna derselben Art wollt« sich der verzückte Zustand bei Moussa durchaus nicht cinstcllen, und er fing vielmehr immer wieder an zu tanzen und wollte schließlich aus der Gesellschaft fliehen. Als er daran verhindert wurde, fiel er in Ohnmacht, aus der er erwachte, ohne das Paradies gesehen zu haben, wenigstens vermochte er keine Vision mitzuteilen. Professor Seligmann bezeichnet den Zustand von Mohammed Moussa als «ine hochgradige Hysterie oder hysterische Epilepsie. Zu allen Zeiten des Altertums uns Mittelalters sind Leute mit dieser Veranlagung als Heilige verehrt worden. In Aegypten beschäftigen sich solche Leut« zum Nachweis ihrer Heiligkeit noch damit, lebende Schnecken zu essen und mit Skorpionen zu spielen. Auch andere Europäer haben den neuen Heiligen mehrfach beobachtet, und es hat danach den Anschein, datz er bereits weitere Fortschritte gemacht hat. Bei einer Vorführung soll er Ersenstücke benutzt haben, die mit einem Ende im Feuer zur Rotglut gebracht worden waren. Er hielt sie länger als 10 Sekunden an beiden Enden in den Händen und beleckte sie an der glühendsten Stelle, ein bei den Arabern ganz be kannter Trick. Eine Prüfung seiner Hände ergab allerdings, daß diese Spielerei nicht ganz ohne sicht- bare Folgen angegangen war, aber Moussa hatte nicht das geringste Bewußtsein davon. Die englische Regierung in Aegypten tut jedenfalls recht daran, solche Propheten scharf unter Beobachtung zu halten. Tb. Puccini auf der Probe. Gegenwärtig weilt Puccini in London, wo er die Proben zu der ersten europäischen Aufführung seines „Mädchens aus dem Goldenen Westen" geleitet hat. Wenn Puccini der Probe beiwohnt, zerfällt er ge wissermaßen in zwei Persönlichkeiten: den Musiker und den Theatermann. Als Musiker verhält er sich durchaus duldend, weil er am Covent Garden Theatcr den Taktstock nicht selbst hat führen können, als Theatermann dagegen ist er durchaus tatkräftig und handelnd und führt die Zügel der Regie mit großer Strenge. Sein Landsmann Guglielmo Emanuel hat den Vorzug gehabt, einer der Proben beizu wohnen und entwirft davon eine launige Schilderung. Der Leiter des Orchesters vom Covent Garden Theater ist Puccinis Landsmann Cleofonte Campa- nini. Sobald Maestro Campanini den Taktstock hebt und die Orchesterprobe beginnt, wird Puccini ganz Ohr. Er sitzt zuerst aanz ruhig in seinem Sessel, ab und zu huscht ein Lächeln über seine Züge, seine Brauen runzeln sich, wenn ihm etwas nicht gefällt, oder der Ausdruck der Unruhe zieht über sein Ge fickt. wenn das Orchester bei einer Schwierigkeit stolpert. Wenn aber alles klappt, schließt er wie be seligt die Augen und gibt sich ganz dem Genüsse seiner eigenen Musik hin, in die er verliebt ist, wie ein Vater in sein Erstgeborenes. Ohne daß er es weiß, greift seine Unke Hand Triller, die rechte fängt an zu dirigieren und gibt den einzelnen Instru menten die Einsätze. Sobald aber die Sänger auf der Bühne in Tätigkeit treten, wird Puccini ein ganz anderer Mann. Jetzt kommt Leben in ihn. er fleht auf, geht mit unruhigen Schritten hin und her und lätzt den Künstlern keinen Augen blick Ruhe. „Das geht so nicht", sagt er z. B. ganz kurz: „Noch einmal!" und dann muß wiederholt werden, dis alle» genau so geht, wie er es in feinem Kopf hat. „Denken Sie doch daran", sagt er immer wieder, „daß sie die Bar wt« Goldgräber betreten müssen, und nicht wie feine Herren." Schließlich kommen die Sängettdenn wirklich wie Goldgräber in die Schenke, und Puccini scheint zufrieden. Er scheint es aber nur, denn bei den beiden Prü geleien, die der erste Akt enthält, sind ihm die Sänger viel zu geziert. Er schreibt ihnen genau vor, wie roh und grob sie sein müssen und verlangt ausdrücklich, datz der Gefangene, den sie hereinschleppen, nicht zimperlich behandelt, sondern ganz grob an den Haaren gezogen zorrd, und dem Bassisten, der hierbei der Leidtragende ist, über schleicht einige Angst. Aber Puccini bleibt unerbitt lich, der Gefangene mutz an den Haaren gerissen werden und die Goldgräber dürfen nicht Männer von Welt jein, sondern Abenteurer, die nur nach Gold und Whisky dürsten und sich demgemäß be nehmen. So geht es stundenlang fort, ohne das Puccini die geringste Spur von Ermüdung zeigt, oder auf den Gedanken kommt, wie es die anderen tun, die Probe durch eine Mahlzeit zu unterbrechen. K. >. Eine neue Art der Radiumbrhandlung. Ei» Verfahren, das wegen seiner Eigenart und an scheinend großen Tragweite ein erhebliches Aufsehen in der Medizin gemacht hat, ist di« sogenannt« K a t a p h o r e s e, bei der Arzneimittel durch den elektrischen Strom in den Körper gebracht werden, und zwar einfach durch di« Haut hindurch. Die An wendung stellt sich ziemlich einfach dar, indem zwet Elektroden an verschiedenen Stellen auf den Körper gesetzt werden, so datz der Strom durch diesen hindurch fließt. Unter der einen Elektrode befindet sich eine Art von Verband, der mit einer Lösung des Arznei mittels getränkt ist. Der Strom reifst dann Teilchen dieser Lösung beim Eindringen in den Körper mit sich. Dr. Haret hat jetzt vor der Paris«! Akademie der Medizin Versuche beschrieben, bei denen dasselbe Verfahren auf die R ad i u m b« h a n d l u ng an gewandt worden ist. Ma» hat sich ja des Radiums schon mehrfach be dient, bisher aber immer nur in d«r Art, daß es in fester Form auf di« Oberfläche der erkrankte» Körper teil« gelegt oder in natürliche Hohlräume des Körpers eingeführt wurde. Dann wurde auch der Vorschlag gemacht, das Radium bis in den Kern einer (Geschwulst hineinzubringen, indem man einen Ein schnitt in dies« macht und ein mit Radium gefülltes Röhrchen hineinführt. Dasselbe will Dr. Haret be wirken, ohne daß irgendwelche Operation oder auch nur ein« Verletzung der Haut notwendig ist. Zunächst stellte er einige Versuche an Kaninchen und Kälbern
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