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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110530017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911053001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911053001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-30
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Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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?sl!t!sche Umschau. Gin Unfall ües Prinzen Joachim von Preußen. Der jüngste Sohn des Kaiserpaare». der im 21. Lebensjahre stehende Prinz Joachim, von Preußen. hat am Montag während der militärischen Üebungen bei Döberitz insolge eines Sturzes eine schwere Verletzung des rechten Beines erlitten, die seine Ueberführung in das Kabinettshaus nach Potsdam nötig gemacht hat. Ueber den Unfall liegt folgendes Telegramm vor: Potsdam, 29. Akai. (Tel.) Prinz Joachim von Preußen hat sich bei der militärischen Üebungen in Döberitz. die in Gegenwart des Kaisers stattgesunden haben, eine ernste Fuß verletzung zugezogen. Der Prinz wurde im Automobil nach dem Kabinettshause in Potsdam gebracht, wo die Aerzte untersuchten, ob der Fuß gebrochen ist. Die Kaiserin weilt am Krankenlager ihres Sohnes. Der Unfall des Prinzen Joachim von Preußen ist darauf zurückzusühren, daß der Prinz im Laufe der militärischen Üebungen in eine Bodenvertiefung getreten und zu Fall gekommen ist. Die ärztliche Untersuchung hat einen Blut erguß ins rechte Kniegelenk ergeben. Wir hoffen und wünschen, daß die Verletzung keine Komplikationen zur Folge hat und daß der Heilprozeij recht rasch und glücklich vonstatten geht. Ruhlanüs ütplomrttilche Nieüerlaye. Wie wir bereits meldeten, hat sich Rußland mit einer geradezu verblüffenden Ungeschicklichkeit durch di« Note, di« es mit rasselndem Säbel der Türkei zu gehen ließ, in die Nesseln gesetzt. Drohend hat es der Türkei geraten, ihre kriegerischen Maßnahmen gegen Montenegro einzustellen. Die anderen Mächte sind aber hörbar von Rußland abgerückt; mit der Begrün dung, nicht die Türkei, sondern das mit Rußland ver schwägerte Montenegro (die Gattin des russischen Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch ist die Tochter des Königs von Montenegro und somit di« indir«kte Ur heberin der russischen Note) sei der Friedensstörer. Es liegen darüber folgend« Telegramme vor: Konstantinopel, 29. Mai. (Tel.) Nach Informa tionen der Pforte begründeten England und Z t a- lien ihr ablehnendes Verhalten gegenüber der russischen Aufforderung, sich an dem Schritte in Kon stantinopel zu beteiligen, damit, daß der Schritt eher in Cetinje erfolgen solle. Frankreich gab bisher keine bestimmte Aniwort. Der russische Botschafter hatte gestern in der Angelegenheit eine Besprechung mit dem französischen Botschafter. In seiner Unter redung mit dem Minister des Aeußeren am Freitag sprach der russische Botschafter seine Befriedigung über die korrekte Beurteilung des russischen Schrittes durch die türkische Presse aus. Der Minister er widerte, dies sei nur dem beschwichtigenden Commu- niquö der Pforte zuzuschreiben. Paris, 29. Mai. (Tel.) Das „Echo de Paris", das bekanntlich gute Beziehungen zum Quai d'Orsay unterhält, weiß zu melden, Rußland habe von allen Kabinetten der Großmächte verlangt, daß sie sich sei nem diplomatischen Eingreifen in Konstantinopel und Cetinje anschließen sollen. Frankreich ist gewillt, dem Verlangen seines Verbündeten „in einer mil de n F o r m" zu entsprechen und zustimmend zu ant worten. Paris, 29. Mai. Aus „sicherer Quelle" will die „Agence L« l'Europe Orientale" erfahren haben, daß die russische Regierung vor Absendung ihrer Note Deutschland zu einem gemeinsamen Vorgehen aufgefordert habe. Dies Ansinnen sei jedoch von der deutschen Regierung zurückgewiesen worden. Die anderen Großmächte hätten die montenegri nische Regierung ersucht, strikte Neutralität zu be wahren. Konstantinopel, 29. Mai. Die russische Note an die Pforte hat seitens der hiesigen Vertreter der Großmächte ein« sehr kühle Aufnahme gefun den. In diplomatischen Kreisen schreibt man die russische Note und ihren Ton b«r Unerfahrenheit des Herrn N e r a t o w, gegenwärtigen Verwesers des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten in Petersburg, zu. Oie enylilche Reichskonlerenz. Die in London weilenden Premierminister der Kolonien und die übrigen Delegierten der Neichskonferenz wurden am Sonnabend zu einer Sitzung desReichsverteidigungskomitees zugezogen. Die Verhandlungen waren geheim, es wurde kein Bericht veröffentlicht, wie es sonst über die Beratungen dieses Komitees geschieht. Doch ver lautet nach den „Dtsch. Tagesztg." über den Verlauf der gestrigen Sitzung folgendes: Es handelt sich um die Reorganisation des Kolonialamtes. Ward bean tragte, daß der Kolonialsekretär von jetzt an den Titel Reichssekretär erhalten soll. Das Departement für die sich selbst regierenden Kolonien soll vollstän dig von den Kron-Kolonien abgetrennt werden, und die „High C o m m i s s i o n e r s", das sind die dauernden Vertreter der großen Kolonien in der Reichshauptstadt, sollen an den Beratungen des Reichsverteidigungsamtes teilnehmen dürfen. Der Kolonialsekretär Harcourt erklärte im Namen der Regierung, man sei bereit, zwei per manente Untersekretäre zu ernennen, und zwar einen für die großen Kolonien und einen für die Kronkolonien. Weiter sei die Regierung bereit, ein ständiges Komitee in der Konferenz einzurichten. Das sind Vorschläge, die lang« nicht so weit gehen, wie es die Kolonien wünschen und di« schwerlich bei ihnen Anklang finden dürften. Mr. Fisher, der Premierminister de» australischen Staatenbundes, führte aus, daß man in den Kolonien den Wunsch habe, daß jene Fragen, die sie betreffen, nicht mehr von dem Kolonialamte, sondern von dem auswär tigen Amte erledigt werden sollen. Die Kolonien hätten den Wunsch, immer mehr in den Dang der Neichspolitik eingeführt zu werden. Di« Be schlußfassung über diese Frage wurde verschoben. Sanüerunllormerr tltr Felü unü Garnison? Kürzlich wurde rnitgeteilt, daß bei den Karser- manöoern die Felduniformen nicht zur Verwendung gelangen. In den Bekleidungswerkstätten wird außerdem das alte blau« Tuch in der bisherigen Werse »erarbeitet. Ter Grund ist aber «richt etwa in einer heimlichen Sinnesänderung unserer Heeresverwal tung, sondern in lobenswerter Sparsamkeit zu suchen. Die großen Lag-rbestände an blauem Tuch müss-n na- türlich au den Mann gebracht werden, was nur recht und billig in weitestem Sinne des Wortes ist Ob man nach Auiorauchung der jetzigen Vorräte n^ch be sondere „Friedensuniformen" beibehalten will oder nicht, ist eine Frage, über die bis jetzt eine Klärung nicht erfolgt ist. Es gibt Stimmen, die meinen, daß das jetzige Feldgrau mit dem bequemeren Schnitt flotter und reizvoller ausschaue wie die alten Uni formen, während anderseits Ansichten laut werden, die an der Tradition festhalten und sie für die Gar nison retten wollen. Unbedingt wird man dem all gemeinen Satze zustimmen, daß der Wert einer schmucken Tracht, die den Soldaten auszeichnet, nicht niedrig eingeschätzt werden darf. Für ;unqe Leute, die eingezogen werden, bietet der kleidsame Waffen rack die Anziehungskraft, die ihn für vieles entschädigt. Die alten, liebgewordenen Uniformen bilden den Stolz der Truppenteile mit Recht, da sich an sie zum Teil ihre Geschichte knüpft. Wenn man nun vielfach vorgeschlagen hat, den Offizieren eine besondere Gala, und Gesellschaftsuniform zu belasten oder neu zu ver leihen, so ist nicht einzusehen, weshalb man den Mannschaften nicht auch einen Rack läßt, der kür den Garnisandlenst und für Urlaub «sw. tauglich ist. Aber anderseits darf man sich in dieser Frage nicht auf einen orthodoxen Standpunkt stellen und muß be kennen. daß wir nie vom Spieß- und Gewalthaufen lasgekommen wären, wenn nicht der Fortschritt der Zeiten für eine den Bedürfnissen angevaßt; B«, kleidung aesargt hätte. Aus dickem Grunde müst-n wir uns auch damit abnnden. wenn das alte fällt und das neue einzi-cht. So sieht man denn bei asten Armeen das Bestreben, die Truppen in eine im Ge lände möglichst w"nia auffastende Uni'arnt zu stecken. Merkwürdigerweise hinkt das sonst so eifrige und fortschrittseifrige Frankreich etwas nach. Man wist die historischen roten Hosen nicht aufgeben, und auch am blauen Mantel bangt das Herz der Armeevsrmal- tnna und des Volkes. Dies betrifft in Sonderheit die Infanterie. Jäger- und Alpentruvpen sind be reits seit Jahren in eine sehr praktische graue Uni form mit Kniehosen gekleidet. Proben mit einer eisenaraufarbenen Uniform für die Fußtruppe haben zu keinem rechten Resultat geführt, man sucht allo weiter. Oesterreich bevorzugt das Hechtgrau als Friedens- und Krieasrarbe. zumal ein Teil der Truppen bereits seit langem la gekleidet ist. Für die Kavallerie will man onk^einend eine besondere Kriegsuniform nicht anschaffen. Deutsches Reich. Leipzig, 30. Mai. * Reichsdeutscher Mittelstands - Verband. Nach den Beschlüssen, die der vorbereitende Ausschuß in seiner Sitzung vom 19. Mai in Berlin faßte, wird der unter dem Ehrenvorsitze des Oberbürgermeisters von Dresden, des Geh. Rates Dr. Beutler stehende Erste Reichsdeutsche Mittelstandstag am 23.. 24. und 2b. September in Dresden auf der Internatio nalen Hygiene-Ausstellung abgehalten. Die Reichs regierung und die Regierungen zahlreicher Bundes staaten werden Vertreter entsenden. Von der sächsischen Staatsregierung werden voraussichtlich einige Staatsminister die Tagung besuchen. Am 23. September finden neben dem Begriißungsabende Delegierlen-Versammlungen und Sonder-Tagungen beteiligter Verbände statt, am 24. September wird die Hauptversammlung abgehalten und am 25. Sep tember wird die Tagung mit einem Dampfer- Ausflug nach Meißen ihren Abschluß finden. * Zum Ausstand im mitteldeutschen Braunkohlen gebiet. In dem Inseratenteile der heutigen Nummer finden unsere Leser eine kurze Darlegung der Gründe, durch die die Werksverwaltungen des mitteldeutschen Vraunkohlengedietes zur einmütigen Ablehnung des von den Arbeiterverbünden geforderten Tarif vertrages bestimmt worden sind. Die Erklärung ist, woraus besonders hingewiesen sei, nicht nur von den sämtlichen vom Ausstande betroffenen Werken, son dern von allen größeren Braunkohlengesellschaften Mitteldeutschlands unterzeichnet. * Auf dem Parteitag der Fortschrittlichen Volks partei im Königreich Sachsen hat nicht, wie in der gestrigen Abendnummer zu lesen war, Fabrikbesitzer Götz, sondern Fabrikbesitzer G r a f - Leipzig das Re ferat über die Vorbereitungen zu den Wahlen für den Reichstag gehalten. * Der Kaiser in Döberitz. Der Kaiser traf Montag morgen auf dem Truppenübungsplatz Döberitz ein und begann um 6 Uhr 30 Min., wie alljährlich am 29. Mai, mit dem Exerzieren der zweiten Eardeinfanterie-Drigade. Das Exerzieren dauerte bis nach acht Uhr; daran schloß sich eine größere Ge fechtsübung unter Hinzuziehung von Truppenteilen aller Waffengattungen an, welche bis 12*/. Uhr dauerte. Nach der Kritik nahm der Kaiser einen Vorbeimarsch der Regimenter ab und führte mit dem kommandierenden General v. Löwenfeld das zweite Earderegiment zum Lager. Hier fand um 114 Uhr Frühstück statt. Das Wetter war schön, nur ein lebhafter Wind verursachte eine ungeheure Staubentwicklung. Der Hebung wohnten die Kaiserin und zahlreiche hohe Militärs bei. * Landwirtschaftsminister von Schorlemer amts müde? In der Presse werden Gerüchte wiederge geben, daß der preußische Landwirtschaftsminister Freiherr von Schorlemer amtsmüd« sei. In politi schen Kreisen finden die Gerüchte vorläufig reine positive Bestätigung. Immerhin ist der Gegensatz zwischen den Telegrammen, die der Kaiser und der Reichskanzler von Bethmann Hollweg an den Ost markenverein nach Posen gerichtet haben, und der Stellungnahme des Landwirtschaftsministers erheb lich, so daß der Gedanke eines Ministerwechsels ziem lich nah« liegt. * Die Deutsche Landwirtschaftsgesellfchaft wird mit Rücksicht auf den bedeutenden Umfang der Maul- und Klauenseuche die für das Jahr 1913 in Bres- lau geplante Wanderausstellung ausfallen lasten und sie auf das Jahr 1915 verschieben. f Auf dem Hansatage in Berlin am 12. Juni wer- den außer den schon genannten Referenten u. a. sprechen: Felix Marquart-Leipzig, Ge heimer Kommerzienrat Louis Ravenä - Berlin und Stadtrat Kölsch-Karl»ruhe. * Einigung zwischen Nationalliberalen und der Fortschrittlichen Voltspartei. Der am Sonnabend in Saarbrücken abgehaltene Rheinische national liberale Parteitag erklärte eine Einigung mit der Fortschrittlichen Volkspartei nach wie vor für erwünscht. Die Fortschrittliche Volkspartei hielt gestern in Bingen eine Landesparteiversammlung ab. Die Stellungnahme des Landesausschusses zu den Einigungsverbandlungen mit den Nationallibe ralen wurde gebilligt. * Eine Gesellschaft zur Bekämpfung der Arbeits losigkeit ist am Sonntag als deutsche Abteilung der im Vorjahr zu Paris gegründeten Internationalen Vereinigung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit errichtet worden. Bei der Konstituieruno wurde zum ersten Vorsitzenden Dr. Freund gewählt, zu Stell vertretern der Direktor des Kaiserlichen Statistischen Amts Dr. Zacher (Berlin) und Beigeordneter Fuchs (Köln), zum Schatzmeister der Direktor der Dresdner Bank Hermann Gutmann und zum Schriftführer der Kaiserliche Regierungsrat Feig berufen. Der Ge schäftsführer des Verbandes deutscher Arbeitsnach weise Dr. Becker (Berlin) wurde ehrenamtlich zum Geschäftsführer gewählt. * Ein neuer automatischer kewehrtyp. In der österreichisch-ungarischen Armee finden zurzelt ein geh nde Versuche nut dem Selbstladegewehr System Bang statt, das insofern eine ganz neue Art automatischer Feuerwaffe darstellt, als die Lade- vorrichtung in Verbindung mit einem an der Laufmündung angebrachten Schalldämpfer selbsttätig betrieben wird. Der Schalldämpfer ist der artig auf den Lauf aufgesetzt, daß er Gleitspielraum nach vorwärts und rückwärts hat. Die Gasentwick lung des Schusses treibt den Schalldämpfer (Maxim- scher Art) etwa 3 Zentimeter nach vorn. Hierbei üoerträgt ein unter dem Lauf gelagerter Hebel diese Bewegung auf den Lademechanismus, der sich also durch den Druck der Pulveraase öffnet und wieder schließt. Beim Schließen der Patronenkammer wirkt, erneut, eine Feder auf den Schalldämpfer unü zieht ihn in seine alte Stellung, abwärts der Mündung, zurück. Als besonderer Vorteil des Bangsystems gegen die anderen Selbstladevorrichtungen wird be zeichnet, daß man hierbei von dem Anbohren ües Ge- wehrlaufes hat abfehen dürfen und damit Lade hemmungen durch Verschleimung der Bohrlöcher ver meiden konnte. Nachteilig muß das durch den Schall dämpfer veranlaßte grögere Gewicht der neuen Waffe wirken. Auch scheint die Frage des Auf- pflanzens des Seitengewehrs noch nicht befriedigend gelöst zu sein. * Jubiläumsbriefmarkeu in Bayern. Zur Er innerung an di« 25 jährige Regentschaft des Punzregenten von Bayern werden am 10. Juni von der bayrischen Postverwaltung zwei besondere Freimarken zu 5 und 10 Pfennigen ausgegeben. Diese Marken sind nur vom 10. bis 30. Juni gültig und nur für den deutschen und deutsch-österreichischen Verkehr bestimmt. * Streikexzesse. Aus Anlaß des Streiks in der Norddeutschen Zellulosefabrik in Königsberg kam es am Sonntag zwischen Streikposten und Ar beitswilligen zu einer großen Schlägerei. Mehrere hundert Mann bewarfen sich mit Steinen, wobei mehrere Arbeiter verletzt wurden. Ein starkes Aufgebot von Gendarmerie und Polizei stellte die Ruhe wiedex her. * Die neue amtliche Marine-Schiffahrtsliste. 128 Kriegsschiffe führt die neue amtliche Schiffs liste der Marine auf. Darunter sind 30 Linienschiffe, 8 Kllstenpanzerfchiffe, 17 große Kreuzer, 39 kleine Kreuzer, 7 Kanonenboote, 3 Flußkanonenboote, 10 Schulschiffe, 12 Spezialschiffe und 2 Hafenschiffe. Der Wert des Materials ist in seinen einzelnen Klassen und Typen ganz außerordentlich verschieden, denn die Liste enthält völlig neue, noch nicht einmal im Bau vollendete Schiffe uns solche, die über 20 Jahre alt sind und längst nicht mehr den Zwecken dienen, für die sie erbaut worden sind. Die Torpedo boote sind natürlich in der Liste nicht enthalten. Von den 128 Kriegsschiffen g>hören 70 zur Marine station der Ostsee und 58 zur Marinestation der Nord see. Dabei ist indessen die Zuteilung zu einer dieser Stationen nicht gleichbedeutend mit ihrer Zugehörig keit zur Werft Kiel oder Wilhelmshaven. Von beiden Stationen gehören nämlich Schiffe einzelner Klaffen zur Danziger Werft. Der Werft in Wilhelmshaven sind 53, der Werft in Kiel 48 und der Werft in Danzig 27 Schiffe zugeteilt. * Ter Handel Deutsch-Südwestafrikas im dritten Vierteljahr 1910 stellte sich nach den neuesten amt lichen Veröffentlichungen wie folgt: Die Einfuhr betrug 12,2 Millionen Mark gegen 8,7 Millionen Mark im gleichen Zeitraum des Vorjahres und gegen 11,6 Millionen Mark im zweiten Vierteljahre 1910. Sie hat also gegen das Vorjahr um 3,5 Millionen Mark und gegen das zweite Vierteljahr 1910 um 0,6 Millionen Mark zugcnommen. Die Ausfuhr weist mit 7,1 Millionen Mark gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres, wo sie 5,3 Millionen Mark betrug, eine Zunahme von 1,7 Millionen Mark auf, ist aber gegen das zweite Vierteljahr 1910, in dem für 8,6 Millionen Werte ausgeführt wurden, um 1,5 Millionen Mark zurückgeblieben. Der Gesamt händel mit 19,4 Millionen Mark hat gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres um 5,2 Millionen Mark zugenommen, aber gegen das zweite Viertel jahr 1910 eine Minderung um 0,9 Millionen Mark erfahren. Er betrug im gleichen Zeiträume des Vor jahres 14,1 Millionen Mark. Suslanü. Oesterreich-Ungarn. * Das Befinden Kaiser Franz Josefs. Di« „Korresp. Wilhelm" meldet: Die Aenderung des Witterungscharakters hat auf das Befinden des Kaisers die a l l e r g ü n st i g st e Wirkung aus geübt. Nach einer Meldung aus Eödöllö Hal der Aufenthalt im Freien dem Monarchen iehr wohl getan. Die katarrhalischen Erscheinun gen nehmen zusehends ab, und in absehbarer Zeit ist ein völliges Verschwinden des Katarrhs zu ge wärtigen. Mit dem 1. Juni, an dem der Kaiser in Wien eintrifst, beginnt für kurze Zeit der Aufent halt in Schönbrunn. Von der Witterung wird es abhängen, wie lange der Kaiser in Schönbrünn bleiben wird. Man nimmt an, daß der Kaiser noch in den ersten Wochen des Juni nach Lainz zu mehrwöchigem Aufenthalt übersiedeln wird, um dort ausschließlich seiner Erholung zu leben. Aus diesem Grunde wird der Empfang der Deputation seines 13. bayerischen Infanterie-Regiments, die dem Kaiser aus Anlaß seines sechzigjährigen In haberjubiläums ein Ehrengeschenk überrc:chen sollte, sowie der Empfang des Obersten Freiherrn Raitz v. Frentz, des neuen Kommandanten des preußischen Kaiser Franz Garde-Erenadier-Regiments Nr. 2, verschoben. Ob diese Empfänge noch vor Beginn des Aufenthalts in Ischl oder erst im Herbst nach der Rückkehr von Ischl stattfinden werden, steht noch da- hin und hängt von dem Charakter der Witterung ab. Frankreich. * Die ausständigen Landarbeiter im Gard-De- partement haben am Sonntag Ruhestörungen ver- ursacht und in zahlreichen Weinbergen große lfierwüstungen angerichtct. In Marsillarges (Dep. Herault) wurden 11 Streikagitatoren verhaftet. * Unruhen anläßlich des Festes der Jungfrau von Orleans. Am Sonntag kam es in Paris zwischen C a m e l o t s d u R o i, die die an dem Jean d'Arc- Denkmal niedergelegten Kränze wegnehmen wollten, und Schutzleuten zu einem Handgemenge, wobei meh rere der letzteren verwundet wurden. Zwei Camelots wurden trotz heftigen Wioerstondes verhaftet. Auch in Toulon bombardierten Camelots das Hous der Freimaurerloge mit Steinen, weil dasselbe anläßlich der Ieanne d'Arc-Feier beflaggt war. — Auch in Compiegne kam es anläßlich des Festes der Jungfrau von Orleans zu Ausschreitungen. Came lots du Roi bewarfen das beflaggte Haus der Frei maurerloge mit Steinen und richteten beträchtlichen Schaden an. Nachts wurden auf der LiKstbahnlinie bei Vernaeil 48 Telegraphendrähte zer schnitten. Bei Nueil wurden 500 Holzschwel- l e n mit Hilfe von Petroleum in Brand ge st eckt. * Meuterei in der französischen Kriegsmarine. Aus Dünkirchen meldet die „Dtsch. Tgsztg.", daß in folge der Verweigerung des Landurlaubs gestern die Mannschaften der Torpedoboote 256 und 342 meuterten. Die Behörden haben eine strenge Untersuchung eingeleitet. Wie gemeldet, wurde un längst auf dem Torpedoboote 256 die Schissskasse er brochen und ihres Geld- und Doknmenteninhaltes be raubt. Der Verdacht richtete sich gegen die Mann schaften der beiden Torpedoboote, die infolgedessen so lange keinen Urlaub erhalten sollten, als nicht der Dieb sestgestellt worden sei. Daher die Meuterei. Oorlnlial. * Die monarchistischen Umtriebe. Nach Londoner Privatdepeschen aus Lissabon erhalten sich die Ge rüchte von monarchistischen Umtrieben. Das 16. In- fanterie-Regiment soll auch mit den Umtrieben in Zu sammenhang stehen. Die Redaktionen der noch er scheinenden klerikalen Zeitungen gelten als Treff punkte der Royalisten. Zahlreiche rn den Provinzen verhaftete Verdächtige werden nach Lissa bon geschafft. Viele von ihnen sind Geistliche. Spanien. * Bei dem Zusammenstoß zwischen Karlistcn und Radikalen inSanFelice wurden ein Karlist, drei Radikale und ein Gendarm getötet, viele Personen wurden verwundet. Rußland. * Aus der Reichsduma. Die Vorlage des Land wirtschaftsministers über die Festsetzung der Z Wölf in e i l e n k ü st e n z o n e im Weißen Meer und im Eismeer wurde von dem Minister zurückgezogen. Die Ursack)« der letzten Minislerkrifis, die Sein st wo vor läge für das Westgebict, wurde bei Sessions schluß nicht eingebracht, die Einbringung erfolgt erst morgen, so daß Sie Neichsduma erst im H e r st e Gelegenl>eit finden wird. Stellung dazu nehmen zu S?>> dauert nur dis Ostern, dann erfolgen die Neuwahlen. * Der Präsident der Duma, Rodsian'o, wurde in Zcnxkoje Sselo vom Kaiser in einständiger Audienz empfangen, in der er über die Ergebnisse der Dumasession berichtet«, Türkei. * Zum letzten bulgarisch-türkischen Grcnzzwischen- fall. Das türkische Ministerium des Aeußern beauf tragte die Gesandtschaft in Sofia, bei der bulgarischen Negierung ernste Vorstellungen wegen der Erschießung eines türkischen Leutnants zu erhoben und eine ge meinsame Untersuchung und Bestrafung der Schuldi gen zu fordern. Zugleich solle die Gesandtschaft die Einstellung des Feuers verlangen. In Kreisen der Pforte hält man die Erschießung des Offiziers für einen vorbedachten R a ch e a k t, da die bulgarischen Soldaten aus solcher Nä!»e geschossen Haven, daß die Haare des Leutnants verbrannt worden sind. Nach einer Depesche des Vali vom Kossovo soll sich die Zahl der bulgarischen Soldaten, die nach der Er schießung des Leutnants das Feuer gegen die türki schen Grenzposten eröffneten, auf tausend lxllaufen haben. Da infolge des Zwischenfalls die Erregung der türkischen Grenzposten befürchtet wird, erließ das Kriegsministerium eine Zirkulardepesche, in der den Grenzgarnisonen nahegelegt wird, keine Zwischen fälle zu veranlassen und sich der Soldatenpflicht wür dig zu zeigen. f- Der Diebstahl in der Omar-Moschee. Aus Kon stantinopel melden die drei palästinensischen Kammer abgeordneten telegraphisch nach Jerusalem, daß der Pascha und Eendarmerieoberst von Jeru salem seines Postens enthoben worden ist. Diese seine Maßregelung ist das erste Ergebnis der Unter suchung über den Diebstahl in der Omar-Moschee. Nachfolger des abgesetzten Paschas wird vermutlich der Abgeordnete Ruchiel Haldi werden. * Zum Zwischenfall an der bulgarischen Grenze. Das türkische Ministerium des Aeußern beauftragte den in Wien weilcnten türkischen Gesandten in Sofia, wegen des Zwischenfalls an der bulgarischen Grenze auf seinen Posten zuriickzukehren. Die tür kische Presse greift Bulgarien in erregten Worten an. * Die Kammer sprach nach den Erklärungen des Ministers des Aeußern über das Vorgehen Ruß lands und nach den Mitteilungen des Großwesirs über den M a l l i s s o r e n a u f st a n d der Regierung mit 135 Stimmen ihr Vertrauen aus. 47 Abge ordnete enthielten sich der Abstimmung. pretzltlmmen. Das reichslündisthe Berfassungswerk und sein Zu standekommen gibt der ,.K r e u zz e i t u n g" nochmals zu abfprechenden Betrachtungen Anlaß: „Einmal ist. wie der Abgeordnete Schultz von der Neichspartei mit Recht betont hat, durch die leichte Bereitschaft der Regierung zu Konzessionen in den wichtigsten Fragen der Glaube an den Ernst und die Energie des Willens der Regie rung sehr geschwächt worden. Und zum zweiten ist die Zuziehung der sozialdemokratischen Fraktion zu Kompromißverhandlungen
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