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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.12.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131216015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913121601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913121601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-16
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
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Sehe 2. fit. 637. IHorgen-Husgaüi. teip^ßcr Tageblatt. Dienstag, 16. Dejemhet 1913. Politiktie Ueberlichl Schaffung t>on Scbensmittdn für die Arbeiter durdj die Unternehmer. D. I.-C. Außer ben fojialeu Saften, bie bie ©efefcgebnng brr beutfeßen ^nbuftrie jugiinften bet Arbeiterfürforge aitferlegt, cjiftieren in allen größeren Betrieben nvdj eine große Anzahl von Uinridjtungen unb ßeiftungen, bie bie Unter* neunter freiwillig auf fiel) genommen ßaben, roor* auf and) bie jum 9tegiernng$jubiläum be* Kai* fer§ erfrijienene JVeftidjrift beö ^»anfabunbceJ auf* merffam gcmariit bat. 3 U biefen Seiftungcn ge* hört aud) bie B e f d) a f f u n g von billigen 91 a ß r u n g S - unb CJenußmitteln für bie A r b c i t c r f dj a f t. ^m „fReicßgarbeitoblatt" 9lr. 11 ift ituiimcljr eine, ^ufammenftcllung (S. 838) crfdjicnen, aus ber ßervorgeßt, in Ivie mannigfaltiger Akife baö Unternehmertum biefer fokalen Aufgabe gcredjt ju werben fließt. So Ijabcu im Rcgicriingöbcjirt S i e g ti i ß Viele auf bem fianbe gelegene 'Ißcrtc für ißre Arbeiter unb ‘■Beamten ßcbenSmittcl im großen bezogen. Utroa 1600 Rentner ©eefifrfje, 12 000 Äcntner Kartoffeln, 1760 Beniner Kraut, 1500 Jcntner fßflanjenbutter, 100 Rentner ©peef, 125 Rentner Kafao, foivic für 1500 Aiarf Konfcröen nnb für 350 9J?art üDlaggittnirfel gelangten jur Verteilung. ftm fRegierungäbcjirt V r o m b c r g würben außer JVlcifd) unb jVifdjen aud) Kartof* fein unb Koßlen bezogen; einige Jyabrifen über* laffen ihren ©tammarbeitern padjtfrei ß a n b jum Anbau von Kartoffeln unb Gkmüfe. 3m Aegierungsbejirf B r c 31 a u waren in etwa 60 "Betrieben Fabritfantincn unb Ver* fauföftellen für falte unb warme ©peifen ein* gericljtct, bie jum Teil von bcn firmen felbft, jum Seil aud) unter '.Witwirfung brr Arbeiter verwaltet würben. ßaßlreicßc Verriebe haben ißren Arbeitern Sebcnömittcl ju ermäßigten Breifen verfdjafft; bie Verbilligungen waren jum teil feßr beträdjtiid), fo bei Kartoffeln 50 bis 60 Vfg., bei Koljl 10 Bfg. bis 1,10 SWarf für ben ßentner, Kohlen würben mit 67,5 bi§ 94 "Big. pro Beutner verlauft. Drei (ffierfe im ytegiernngsbejirf Cppcln haben große ^eit* gemäße ^leifdjcreien erridjtet, aus benen fic ißren Arbeitern ^leifeßtvaren erßeblirfi unter ORarft- preis unb in tabcllofer Vefdjaffcnßcit abgeben; anöre Betriebe hoben VerfaufSläben eingcricfj» tet, in benen ju billigen greifen alles erhält* lidi ift, was im Arbeiterhaushalt gebraudjt wirb. 3m Dicgierungsbejirf (Schleswig hat eine Kafaofabrif eine ©peifeanftalt errichtet, bie ben Arbeitern für bcn äußerft geringen Breis von .5 Bfg- ein fdjmacthafteS unb reicßlicßeS 9Rit* t a g c f f e n liefert; außerbent fönnen für 25 fßfg. fogenannte ftauSportionen mit nach $aufe ge* nonrmen werben. ©olcßc unb äßnlicße Einridj* tungen finben fiel) in allen Teilen SeiitfdjlaubS befonberS verbreitet^ weil aud) für bcn Heineren Unternehmer burrfjfiiljrbar, ift ber Brauch, burd) gelcgentlidje, ben jeweiligen Bebürfnifftn an» gepaßte Bejüge von ßebenSmittcln bic.^auS* haltungSfoftcn ber Arbeiter ju Verminbern. Aus* l'dilaggebcnb für bie rege Beteiligung ber Arbei ter an folcßen Beranftaltungcn ift ber llmftanb, baß bie SSaren Vom Arbeitgeber nirfit nur jinn ScIbftfoftenpreiS ober barunter abgegeben wer* bcn, fonbern and) bie Bezahlung in'bequemen, langfriftigen Teilbeträgen erfolgen barf. (gelegentlidi mad)t fidj leiber bei bcn Ar* beitem eine Abneigung bemerfbar, an bcn guten Abfidjten ber Arbeitgeber niitjiiwirfcn, Vielfad) verhält fid) bie Arbeitcrfcßaft fogar Völlig ab* leßnenb. $m großen unb ganzen aber laffen bie Berid)te erfennen, baß burd) bcn Bezug von fiebeiismitteln burd) bie Arbeitgeber ober burd) ähnliche (Einrichtungen Viel Segen geftiftet werben fann. Deutfdv-6erbi|ä)e ^andclspertroge» Verhandlungen. Aue ocr fcrbifdien B rc fl c ift bi c Aacßrid)t in einige beutfdje Beitungen übergegangen, baß fdjon in nädjfter ßcit jwifdjen ©eutidjlanb unb Serbien Verßanblungcn über bie Acvijion bes AjanbelsvertrageS aufgenommeu werben follen. Tic 9iachrid)t fann in biefer $orm nid)t ju- treffenb fein, llnfcr .’panbclSvertrag mit Ser* bien läuft bis (Snbe beS $al)reS 1917, b. I) bis jit bem Termin, an bem aud) bie anberen $an* bcisvcrträgc TeutfchlanbS ißt linbe erteichen. Tsiefe Uebcreinftimmung ift abfiditlid) herbei geführt. Aus biefeni (Brunbc ift es naturgemäß ausgefdiloffen, baß Deutfdjlanb jeßt in Ber- banblungen cintritt, bei benen irgenbweldje Aenberungcn bcS Zolltarifs in grage iommen fönnen. ®ill Serbien eine Acnbcrung bes gel» lenben Vertrages l^ecbcifhOlch, fo tonnte btefe nur in einer B c f f v r ft c 11 u u g bet beut* fd)cn (5inful)r beftcljen. Taß 'Serbien baS BebürfniS ßat, feine .^anbclSbcjichuitgeii ju Tcutfd)lanb ju erweitern, acht aud) baraus her vor, baß bie (Regierung in Beigrab ben (ißef ber Königl. StaatShanbclSagcntur Aifolitfd) nach Tleutfrijlanb entfanbte, um mit großen inbu- ftricllcn Unternehmungen in Verfd)iebcncn ^>n* buftriegebictcn $üt)lung ju nehmen. US unter liegt übrigens feinem Zweifel, baß ber geltenbe .öanbelSVcrtrag jwifdjeu beiben ßänbern, ein Tarifvertrag mit Bleiftbegünftigung, wefentlid) baju beigetragen hob bcn SßarenauStaufd) ju heben. Vor Bntrafttreteu beS Vertrages er* rcidjte unfcrc A u S f u l) r nad) Serbien nur einen Üßert Von 8 SRillioncn, injwifchen ift fie auf 23 SRillionen angeftiegen. Utiferc Uiufuhr auS Serbien hot faft biefclbc Untivicflung ge nommen, fie ftieg wäßrenb ber Vertragsöauer von 8 auf 20 'Millionen 9Rarf. Ausfuhr unb ßinfußr hoben in ben lebten brei Bohrjehntcn naI)CAu immer bie glcidjc §öl)e erreicht. Aoct) im (Jahre 1910 ftanb TJcutjailanb mit feiner Einfuhr in Serbien an erfter Stelle, injtoifdjen hat Ceftcrreid)»Ungarn uns von biefeni Bloß verbrängt. Heber 6pi’Md)oerh un J un 0 ^en deutfd)en Kolonien fdjrcibt T>r. Jyclij: § ä n f d) *ßeipjig in ben „Allbcutidien Blättern": „Kürzlich fah fid) ber ftellöertrctenbe GJou* vcrncur von Kamerun genötigt, bie Beam* ten unb Bflonjcr feiner Kolonie barauf auf- merffam ju madjen, baß fie fidj in einer beut* fd)cn Kolonie befäuben unb baß bort bie amt liche Spradjc bie beutfdje ift. Tenn cS hot fid) gezeigt, baß neun B c ^ nte l oller Beamten mit ben Eingeborenen A c g e r * U n g l i f ri) fpre* eßen, and) mit folchen, bie bie beut)d)e Spradjc verftehen nnb junt Teil fogar fließenb fpredjen. Ta hören wir Von bem weißen Unteroffizier, ber feine wollhaarigen Schwarten, bie irgenb* wo im Bufd) aufgelefen unb in eine Uniform gefteeft würben, mit ben Üöorten verbeffert: Gun more for right side! Ta ßören Wir, büß bie bort lebenben Anfiebler in einer „town" im in neren mit bem „king" beS „bush-people" ober bcS „country-people" etinaS fetteln (to settle), baß ba amtliche Berichte von heabman, clcrf, ßarb* bot), ftorc ufw. fpredjen, baß ein Beamter mel- bet, ein befangener fei ivicbergefätfd)t (!) worben (to catch). AJir erfahren cnblidj aus biefem Erlaffe, baß es Kameruner gibt, bie nid)t jeßn JBorte fpredjen tonnen, oßne einen eng» lifdjen AuSbrucf ju gebrauchen! . . . Auch in S ü b w e ft ift, wie uns Kenner berichten, bie befaßr ber Spradjverßunjung nod) nießt befeitigt, obwohl hier gegen früßer fd)on vieles beffer geworben ift. Vor bem Aufftanbc wimmelte cS in bem fübweftafrifanifdjcn Tcutfdj Von AuSbrüctcn aus bem § o II ä n b i f d) e n unb Englifcßen, auS ber $ e r e r o * unb .ftottentottenfpradje. Tic Söörter ftore, pab, rivicr, bambufe unb jaßlreidic anbere finb heute noch nicht befeitigt unb leben fogar in ber Sd)riftfprad)e Weiter. $n ben ©rtSnamen I)crrfd)t eine gerabeju babßlonifdje Sprachver wirrung, unb in allen Tingen, bie jum Bei* fpicl baS Aeifen mit bem Odßcnfarren — bie Bab — betreffen, ift baS Teutfd) mit ßollän* bifdjen Wörtern gefpirft. Tie 15 000 beutfeßen Solbaten, bie ber Aufftanb nad) Sübwcft ge» bradjt ßat, haben jwar Viel jur Sprachreini gung beigetragen unb manchen guten beutfdjcn AuSbrurf an stelle beS fremben gefeßt. And) für bie ßufunft liegen bie Tinge hier günftiger als anbcrSWo, Weil baS ®efüßl für Völfifcßc VJürbe bei ben Siebtem in Sübwcft ftärfer ift, aber cS bleibt bod) noch mandjcS ju Willi* fdjen übrig. Am merfwürbigften liegen bie Verhältniffe in Teutfd)*£)|tafrita, weil ßier ge* tviffermaßen bie Aegicrung fetbft eine frcittbe Spraye jur ßanbeSfprache cingefeßt hot- T)aS Kifuaßeli ift bie Ber» tvaltungs» unb öcriißtsfpradje. Aun ift ja baS Kijuaßeli jdwn feit alters bie Umgangöfpradjc in Tftajrita, unb gefcßidjtlidjc Wrünbc fpredjen für bie -IRaßnaßme bev bcutfdien Aegierung, bie fid) bem vorgeiunbeneii Webraudj angepaßt hat. Aber bei Bicßt befeßen, bleibt eS bod) eine Ungcheuerlid)feit, baß em Tcutfdjer, ber nad) Teutfd'rOitafrita will, Mijuaßcti lernen muß. Bei ber immer nod) bünnen Bcvölterung unb beut lAaugel jeber politifdjcn ©rganifation bes Suaheli-Volfes Wäre cS in früheren (Jahren fidjer möglidj gewefen, bie (iinwurjelung biefer UmgangSfpracfje ju verßiubern unb baS Teutfd) an ißre Stelle jn feßen. Bebeutcnbc ©ftafri» lauer haben biefe iAeinuna,auSgejprod)eit. feilte forgen wir bafür, baß biefe Spradjc and) allen Acgern, bie fein Kifuaßeli fpredjen, nad) unb nad) aufgejmungen wirb. (Jn ben beutfeßen Ae* gierungSfd)ulcn wirb Kifuaßeli gelehrt unb ba* mit jugleid) ber (53cift beS (JjlamS verbreitet unb in ber BePölferung eine Art Aational» bewußtfein, baS fid) auf bie gemeinfatne Spracßc ftüßt, ßcrangebilbet, ober eS wirb bod) wenig stens ber Glrunb baju gelegt. Unfere beutfeße Sprad)e muß fid) Bcreidjerungcn aud) aus biefer Spradjc gefallen laffen, unb wer heute ein Büch lein feßreibt über oftafrifanifdje ft-ahrten unb Grlcbniffe, Wirft mit barafa, ngoma, fafari, pori ufw. nur fo um fid), womögiidj fdjon auf ben Bücher titeln." ®eut?d?c« Keicß. * Ausjvirfjnung. Ter Kaiicr oerliel) bem fäcßfU fdjen (Seneralmaior Sreißerrn ßcudart v. AJeiß- borf, ffieneral ä la suite bes Königs unb Aiilitär* benollniärfjtigter in Berlin, ben Kronenorben ^weiter Klaffe mit Stern. * * 3ur Bctfeijung bes Kroiiprinjcn in ben General« ftab weiß ein Berliner Blatt noch au melben, baß in ber faijerlidjen Kabinettsorber ber Beitpuntt bes Kommanbowedjfels nidjt angegeben ift. (Es ift inbes bamit 3U rechnen, baß bas Kronprinjenpaar fpäteitens im Januar bauernb nad) Berlin über« liebeln wirb. Tic Bcrfeijung ift bem Kronprinzen völlig überrafdjcnb getommen. Tas geßt aud) baraus hervor, baß bie Aiietvertrüge für bie tronprinjlicßc Billa in Tansig-Uanafußr erft vor etwa jwei Alo» naten bis aum 1. Dttober 1914 erneuert worben waren. * Tie erfte S'efung bes (Entwurfes über bie Gr« Weiterung ber Sonntagsruhe wirb im (Reichstage halb nad) ber ASieberaufnahme ber Arbeiten im 3a= nuar vorgenommen werben. Ta vorläufig weiteres Alaterial nidjt plenarreif ift, wirb naeß (Erlebigung bes Sonntagsrußegefeßes mit ber (weiten (Etats» lefung begonnen werben, unb aunädjft mit ber Be ratung ber Telle, bie nidjt ber Kommißion über» wiefen finb. * Tementi. Tie „Aorb. Allg. 3tg " fdjreibt: Tie 3eitung „Befti fpirlap“ hat ein angebliches Snterview feines Berliner Alitarbeiters mit bem Aeidjstagsabgeorbneten Baffermann über ben Treibunb veröjfentlid);, bas auf ben erftenBlid oerbäeßtig erldjicn. Auf Anfrage ljat ber Abgeorb» ncte Baffermann ertlärt. baß bas Jnterview von A b i s 3 e t'i u n b e n ift * Aufhebung bes Srfjetfjtempels. Tas Btäfibium bes £>anfabunbes hat in einem (Schreiben an bie Sraltionen bes Acidjstags erfuefjt, barauf hinan« wirten, baß bie Aufhebung bes (Sdjedjtempels mög« lidjft halb erfolge. * Tie braunitfjweigijdje Tßronfolgefrage im preunifdjen üanbtage. üßie wir ßören, beabfidjtigt ber preußifdje Alinifterpräjibent o. Betßmann Ejollwea im preußiießen Abgeorbnetenßaufe bei ber erften ßefung bes (Etats eine (Ertlärung aur Ißron« folge in Braunjdjweig abaugeben. 3« biefer Gr« tlärung wirb er mitteilen, aus welchen (Srünben Bteußen eine Aeuorbnung ber Berßältniße in Braunjdjweig in bie Ejanb genommen hat. * Aiit ber Vertretung bes Leutnants von dorftner vor bem Straßburger Kriegsgericht ift Aecßtsanwalt Glaß« Alainj. ber Borfißenbe bes Allbeutfeßen Ber« banbes, betraut worben. Auslanb. Oenerrddj'Hngarn. * 3« bet Aiontags«Sit|ung ber Defterreidjifcßen Telegation richtete Sreißerr n. (5 d) w e g e l an ben Aliniuer bes Aeußern bie Anfrage, ob er entfdjloßen fei. bie vertragsmäßig fidjergeiiellten Sntereffen ber Alonarcßie in ber Orientbaßn«Angelegen« ßeit voll unb gana au wahren? Bulgarien. * «ulgatiidje Breßreform. 3m Alinifterium bes Aeußern ift einem Sofioter Telegramm gufolge eine neue Stelle, unb awar bie eines Btcffebtrettors, gefdiaffen worben, bem bas Bulqarifdje Telegraphen« bureau unb bas B^ßebureau unterließen. Tiefe Stelle ift bem befannten Bublijiften & e r b ft übet« tragen worben. , „ * Tet beutfdje (Sefanbte Tr. Alitßaßelles über» rcidjte am Alontag vormittag in Sofia bem Könige in jeierlidjet Aubiena fein Beglaubigungsfcßreiben. * Tie amtliche Gtnennung beo Generals ötman Sanbers jum Gßef ber Reformmiffion. Gin leie« gramm aus Konftantinopel, 15. Tejember, meldet uns: Tas Kriegs m int ft erium richtete an alle Armceforps ein Aunbidjreiben, in bem es ßeißt, baß General ßiman Saubers für bie Tauer von fünf Jnßren in türtifdje Tienfte genommen fei als Gßef ber Acformmiiiion. Gr werbe bas Kommanbo bes erften Armceforps, bas in Konftan» tinopel unb Umgebung liegt, übernehmen. Außer« bem werbe er Aiitglieb bes Kriegsratc« fein. Tas Aunbidjreiben veröffentlicht ferner bas vom 27. Aovcmber batierte 3iabc bcsSuItans, bas bas am 28. Ottober abgcfchloifene Abfommen über bie beutfeße Ai i l i t ä r m t f f i o n fanttio» niert. mexfFo. * Teutfdjc Srlüdjtliuge. Sßte ber „Aew Vvrt Tri« bune“ aus Gl Bafo gemelbet wirb, finb bort brei» ßunbert beutfdje Flüchtlinge aus Gßi» huaßua eingetroffen. €ine leipziger Kundgebung für die Beteiligung Dcutfdjtands an det WeUauapeUung in 6an ^rancieco. Gin 3’tbuitrtellcr, ein Bvlitifer unb ein Gelehrter hatten geftern abenb einen aaßlreidjen Bertretertrcis von Jnbuftrie, fjanbcl unb Gewerbe, Aßiffenfdjaft unb freien Berufen in bas Gefellfdjaftsßaus „fjar« monie“ gelabcn, um bort einen Vortrag bes §errn Aedjtsanwalts Tr. Sutro aus Aew Bort über „Tas Teutidjtum in Amerita unb bie Bonama« Bacific-ißeltausiteHung“ ju ßören. Gin SBerbevor« trat follte cs fein, ein letzter Appell an bie Teutfcßen, troß aller Sjinberniffe bie Sßeltausftenung in San Francisco 311 befeßiden Aiit biefen Sßorten ungefähr begrünbete Gcßeimrat ßampredjt ben 3mecf ber Ginlabung unb ßieß bie Anwefenben, insbefonbere bie von auswärts erfdjienenen Jjerren, augleid) im Aamen bes Canbtagsabgeorbneten Tr. Steiße unb bes Jjofrats SB c b e r willtommen. 3n wenigen einleitenben Sßorten begrünbete bann Geßeimrat ßamprecfjt vom Stanbpuntt bes Kulturßiftorifers aus bie Forberung nad) einer groß« aügigen Beteiligung Teutfcßlanbs an ber ameri« fanifdjen Anstellung. Tie heutige Kultur ift nicht meßt begrenat im engen Kreife. SBer weiter will, muß felbft Kultur, Kulturpolitit unb auswärtige Kulturpolitik treiben Sßir ßaben nacßaußolcn, was.* Gnglanb unb Frantreid) uns in ben leßtcn acßUj 3aljrcn vorweggenommen haben. Gine Aidjtbeteiti« gung an ber Banama=B icific-Ausftellung würbe uns auf biefem Sßege aber nicf>t vorwärtsbringen. hierauf ftellte ber ßeipaiger Gelehrte in einigen liebenswürbigcn Säßen bie „ßegitimationen“ für Aecßtsanwalt Sutro aus unb erteilte bann bem Vertreter bes Teutfcß-Ameritanifcßen Aationalbunbes bas Sßort. Aecßtsanwalt Sutro fpraeß aunäcfjft über bie Bewerte unb 3ide bes Aationalbunbes, verbreitete fid) bann über bie allgemeine wichtige Bcbeutung ber Teutfdjen für bas ameritanifdje Geiftcs« unb SBirt« fcßaitsleben, um hierauf au erörtern, wesßalb bie Teutfdjameritancr bringenb eine Beteiligung bes Aluttcrlanbes an ber Anstellung wünfdjten unb bie bisher angegebenen Grünbe für bie ableßncnbe Ejal« tung ber Aegierung als nidjt fticfjljaltig anfeßen lönnten. Sßir felb)t haben über bie Ausführungen bes Ejerrn Sutro ausführlich im Anfdjluß an feinen Tresbner Vortrag berichtet, unb fönnen besljalb von einem nochmaligen Gingeßen an biefer Stelle ab« feßen. Aadj bem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag naßen Geßeimrat Gurten, ber Bßilofopß ber 3ev«vfet Univerfität, basSBort. Gr wies auf bie große Bebeutung bes beutfdjen Geiftes für bas fieben in ben Vereinigten Staaten ßin unb rebete, ba beut« fdjer Geift unb beutfdje Snnerlicßfeit aud) ben Ar« beiten bes inbuftriellen Teutfdjlanbs innewoßnten, in berebten Sßorten ber Beteiligung ber beutfeßen Sir» beit bas Sßort. Tiefer Aufforberung fdjloß fid) fianbtagsabgeorb« neter Tr. S t e cß c, Biaepräfibent bes Jjanfa» Perfudjsperfonen. Von Grroin SBaiblingtr, fjamburg. £>eute ift mir's geglüdt. Gine reiaenbe flcinc Gng« länberin mit beftem Borliljirc Kings Gnglifß, unb ein Kräftiger Bole aus bem Bolsftj Sflep an ber Aiicßaelis|traße. Tic fiabi) befommt Gelber für ißre Bemühungen, ber ?>err Stanislaw bagegen eine fia» boratoriumsaigarrc. Aämlid) idj ljabe bie Gßre, muß als Alinifter bes Acußeren beim Bßonetifcßcn fiabora« torium vorauftcllcn. Jd) ßaoe bem Tottor unb Gßef bes fiaboratoriums von meiner ausgebreiteten Aten» idjentcnntnis eraäßlt, ba naßm er midj beim Sßort: ,,©ic tennen vielleicht auch Finnen, Bortugicjen, Ruffcn unb SEürttemberger?“ llnb fo betomme idj immer wieher ben Auftrag, fo eine ejotifeße Rarität tot ober lebenbig vor ben pßonetifdjen Slpparat ju liefern, wo ißre Sßorte ober fiaute ober Töne aum Segen ber Spracßwifienfdjaft verewigt werben Jollen, .fjier etliches Veriudjsfanindjenjägerlatcin, ganj wörtlidj aus meiner Jagöprajris. Alan braudjt, um Vertreter frember Spradjcn in Jamburg aufjujinben, erftens bie Bunerficfjt, baß man fie finben wirb; zweitens eine tiefe fiotaltennt» nis, b. ß. Kenntnis ber Gafes, Biertncipen, SBcin» ßäufer, llnteifünftc unb Austunftsftcllen. Sobann ein Univcrfalgenie für minbeftens brei SBörter aus jeber Spradjc. „Jonapot, uram“, „Guten Tag, mein jjjerr“, ober „Sacrctem önt, tifasaonrjaw“, „3dj liebe Sic, Fräulein“, tun wunberbate Tienfte. Viertens eine lajcße voll Aidel, um hier unb ba einen Grog ju fpenben. Fünftens ein Butt Siebenmeilenftiefcl. Unb fedjftens ein woßlgcjdjmiertes fiügenmaul. „Oh, come fta, fignore“, Jonft weiß id) leiber fein Jtaliaiw. barf idj 3ßnen erzählen: ich habe alle Sprachen ber SBelt unterfueßt, mit bem Bbonograpßen, wiffen Sie, nur ein Jtaliener fehlt mir noch — woher finb Sic, bitte?“ — „Sono Venezlano, Signore. — „Gcco, es feßlt mir gerabe nod» ein Venezianer, llna bitra, camarabo?" Unb bet burftige Arbeitslofe mit ben feßwermütigen Augen hinft Jein Sier unb ertennt bie jrjeiligfeit ber SBinenidjaft, bet man fid) opfern muß; unb er opfert fict); mit trotten eine halbe Stunoe lang jum fiaboratorium. Von ben „allen" Sprachen, bie id) fdjon unterfudjt ljabe, ift feine einzige waßr; bas Jtölienifcßc macht im Gegenteil ben Anfang. Aber mit foldjen fpedigen fiügen fängt man Aiäufe. Ter Venusberg ift unter anberen eine Straße in Jamburg, wo fiep in büfteren. Ijeimlicßen, unßeim« ließen Tiefen alles Volt ber Grbc jinbet. Sic ver» jteßen cinanbcr alle. Alan fdjludt in allen Sprachen mit bcn gleldjcn Keßlbewcgungcn. Gelb Hingt in allen fiänbern metaliiid); jebes fdjarfe Alcffcr fann in bet fjanb eines gebärbefunbigen Alannes ßals« abfeßneiberii^ büßen; ein Kuß ift ein Konjonant, ber bas Alphabet crfcht, unb bas feßöne fiieb „Bi’PP 5 eßen, bu bift mein Augenftern“ entjüdt aud) ben Tuala«Aeger, ber fieß in einer Venusbcrqljiöl)lc ftu» bierensfjalbct aufßält. Sie ift bas Gegenitüd jum Turm von Babel. Ta man mit ben Üßolfen heulen muß, fo fdjlude ich einen Grog, flinglc mit Aideln, lache ben Aiefferßelben aus, was ißm fidjtlicß im« poniert, werfe ber Tarne bes Kaufes ben £janbtuß iu unb begleite bas bem Bßonograpßen entitrömenbe fiieb auf einer Geige mit zwei Saiten, bie auf bem Tijd) verjtaubt. Sobalb fic fo bcn gebildeten Alcnfd) bei Alenfdjen je^en, werben fie menfdjlicß unb geßen auf meine SBun|cße ein. ,,3eig’ uns bas fjaus, wo man feßen fann, wie bie Sprache ausfiebt! Kann ich felbft meine eigene Stimme ßören? Jungs, ber feßreibt ein Such, ba ftebe ich brin, gebrueft, unb jeber fann’s laufen! A3eil im ißm in feint Treßorgel ober wat et is iptecße, Jdjreiot er bann auf, wie fdjön bas gewefen ift unb was es ßeißt, unb baß jeber Alenfcß (einen Tialeft ßat! Unb ba fannft du ßören, wie bie Kaffem fpredjen, bas fnallt nur fo, unb von ber japanifdjen Alilitärmuftt vor Bort Artßur, unb bie ganze SBiffenfcßaft, aC bie Abbetabe, weißt bu, wie nei n Baßnarjt, ber gueft aud) fo in’n fjals rein, bloß tut’s bei bem §etrn ba niet) weß; unb er jießt aud) feen 3aßn aus, fonbern gibt ’n f>alben aus un ’n poor Bifl 0 ®”!" Unb fic fommen mit. Sie finb alle weit jur See gefaßten unb haben bie mannigfadjften Berufe, Sdjauipieler, Schiffsbohrer, »feßneiber, «härter, Stewarbs, eßemals bem Gpmnafium entlaufen unb jeht als fiprifer, Kunftßänbler, Stiefelputzer unb Bßilofopßen tätig, alle ftolj auf ißre Sßeltfenntnis unb ißre Grlebnflfe — aber bas ßat noch feiner ge« feßen, unb bem einen, benen Sprache idj braudje, jdjließen ließ oßne meine Aufforberung jedjs anbere Rationen an. Gs gibt Sjis Britannic Alajejtps Gonjulate« General (3immericßmud»Tafeln mit ber Jnfdjrift: You are requested not to spit on the ground), Aliffions to Seamen, Gngliiß Acformeb Gßurd), Gnglifß Btivatc &otel, bas £wuerbureau, alle er« bentlicßen Kirdjen von ber finnifeßen bis jur §eils« armee ober bem 3ungfrauenverein, Gouvernanten» ßeime, wo man gebilbet unb mit vortrefflichem Scßei» tel auftreten muß, Stranblolale, bie üppige Alenge, wo fo ßübjdj bie 3öpfc ber truntenen Gßinefen ßin unb wiber penbeln — es finb nodj nießt alle ab« gefdjnitten —, bcn Alfterpavillon unb bas Tammtor« Gafe, wo man Scfanntjdjaften vom 3uune bredjen fann, bie nationalen Acitaurants, wie ben Ser» fagliere, bie türtifdj-griecßifdjen 3i0««ttenfabrifen — wenn man fie nadjßer in irgenbeinem Feuilleton er» wäßnt, tun fie cs gratis —, bie Ueberfeßungsbureaus unb Spracßfdjulcn, audj namentlich vereinfamte, ver» armte Ausländer, bie nichts fönnen als ißre Sprache, unb für ben Ginblicf in einen lebenbigen Betrieb fo banfbar finb wie für bas Honorar, Auslanbstorre« fponbenten großer Fit men > wo ju biefem 3wed meift Ausländer angeftellt Jinb. Agenten für Jwportartifel, tausgenoffen, Bcrufsfollegen, Fvtßleute» hie ben djera lange fennen, unb Stümper, benen bas Sjcrj ober bie Stimme entfinft, wenn fie in den Apparat fpredjen Jollen, JenJationsluftige Tarnen, vorneßme $err|djaften, vor benen man in bie Knie finten muß, ünb freudige Sßeltfafjrcr nadj jebem Aeulanb. Auf ber Straße fdjallt irgendein frembfpradjlidjcr fiaut; ein SBiß muß ben Kontaft ßeritenen zwijeßen bem fremben Sprecher unb bem Afcnftßenfifdjer. Öft wirb man für einen Tale-teller, einen Butfchneiber mit einem unnatürlich ehrlichen Gefidjt gehalten; ba müffen benn fiegitimationspapicre vorgewieien wer« ben, am heften eine veraltete lateinifdjc Afatrifel mit llniverfitätsroappen unb Acftoratsfiegcln. Tie Ungarn j. S. finben ftef). wo es Schnaps unb Afufif gibt, bei ber Altbeutidjen Sßeinjtube auf ber Rceperbaljn. Aacßts fonzertieren fie uniformiert im fiofal, tags fcßlafen fie, fo baß man fie aus bem Bett ßerausangeln muß. Sie ßaben meift ißre Familie bei fuh» häufig woßnen zwei Familien jufammen, Frau unb Kinber beraten eifrig, ob man ben Vater fortloffen“ Jod. Defterreicßer, Sacjcrn, überhaupt Süobeutjdje finbet man in allerlei Sräu|tübeln, außerbem jeben fianbs» mann in feinem lanbsmannjcßaftlidjen Verein. Gut, wenn man bas betreffenbe fiänbdjen einmal bereift hat unb feine unljeimlidjen Schönheiten preifen fann. 3m GcwerÜdjaftsßaus, Sefenbinberßof, wimmelt es von allen beutjdjen Alunbarten. Gs empfiehlt fid), auf ben Tifdj ju fpringen unb ein Golbjtüd zu jeigen, baneben eine Volfsrebe au halten. „3ft ein Sadjje ba?“ ift eine bumme Frage; es meldet fieß bann nämlicß jemand, ber 6ad)|e ßeißt, aber feinet ift. Tialcftftubien überfeßreiten ben poriaont. Grgiebig finb Volfsfpeiießallen, Kaffeeflappen, öffentliche An« lagen, bie fianbungsbrücfen, Aufläufe um einen Straßenverfäufer herum, Straßen« unb Gifenbaßn« faßrten, Theater, Konjerte. Tie Flucht in bie Deffentlidjteit, bie Annonce, ift bas letzte. Vorfjer vetfueßt man’s lieber gratis, fiieber effe ich unb bezahle idj eine Bortion Spaghetti ober eine „Aloß“ Salvator, baß ber italienifdje ober banttfdje Ober ben nötigen Refpeft friegt unb von JJbft mitgeßt. Schließlich muß man privatim Be» Ziehungen ßaben, am heften mit Ueberfeelaufleuten großen Stils, bie ßaben viele unb intelligente aus» iänbifdje Bclannte in Jamburg. Tie Scßwarjen vom Kolonialinjtitut fteßen bem fiaboratorium ohnehin jur Verfügung, SBoermann unb $agenberf find feßt entgegentommenb, unb ßin unb wieder ftellt jemand, ber unfere Bebürfniffe lennt, feinen feßwarzen ober gelben Bog aur Verfügung. Beliebt finb als Ver» ludjsperfonen Aliffionarsfößne, bie zwei Sprachen be» ßerrfdjcn, bie europäifdje unb bie e^oHfcße. Rein als Glüdsfinb Kommt man fieß aber vor, wenn man jemanb entbccft, bet urfprünglidj eine ßoße, feit Ver» lüft eines 3aßnes jeboeß eine tiefe Stimme ßat, ober ber eine SBolfsftimme befißt, ober ber bie Alelobie von „£>eil bir im Siegcrfranz“ pfeift unb bie Be« gleitung baju fingt, was noch waßr ift, ober bet «ine breiftimmige Fuge von Bacß richtig breiftimmig pfeifen fann, was vielleicht zu fchön ift, um waßr Zu fein.
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