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flbend’fiusgobe für tcipj>0 und Vorort» öurcb unfer» Crflstt und VKJUUvpr»l|C» ept6ittur< 2 mal täglich Ins $auogcbrad)t:40Pf. monatlich. 4.7« Ulf. oltrttljäbrllcl). ®»i unfern Jillaltn und Annahme- fttUen abgebott: 75 Pf. monatlich, 4.45 Ulf.. oirrttUäbrücfe. VurCh 61t Pofti innerhalb Deutfchlando und Oer öeutfehen Kolonien oiertcljährllch 3.b0 WIL, monatlid) 1.40 Ulf., auefchlielMicb PoftbefleUgeid. Pao leipziger Tageblatt crfchcint 2mal täglich. Senn- u.Jeiertago nur Imal Rtöatfion und «cfchdftelUUet ^obanniegaffe tlr. 4. $ernfprectv»Anfchluft tlr. 14604. 14603 und 14604. Ur. 349. g————F— Amtsblatt besKates unb bes Polizeiamtes ber Stabt Leipzig 107. Jahrgang für Inferate ouo leipjig und Umgehung Oie nnjCigenpreijK. ifpoltiBtPttltj»ilt45Pf.,«ltn»flomMtllt1inf. oon auomäeto 30 pf., Reflamcn 1.20 Rif. Onferate oon Sehdrden im amtlldien (feil Oie Petitgelle 50 Pf. Sefchäftoanjeigen mit piaftoorpbrift im Prelle erhobt- Rabatt nach Jarlf. Oeilagegebühr: 0efamtauflage 5 Ulf. pro Kaufend exfL Poftgebübr. Seilbeilage bäber. Rngelgen* Rnnahmei lobannlogalfeS, bei fämtlichen Jlllalcn und allen Rnnonren«<xpcditionen Oeo 3n» und Ruolandeo. Serlinee Redaftiom Jn oen feiten o. Jernlprcch'RnfchluB; Amt Moabit tlr. 407. 1913 Sonnabend, den 12. Juli. I2> Curnfcft beit Kaifenbcrid)t. Tao Vermögen bet (Qoetj Stif« Dcr crjte Tag bcs grüßen zwölften ®eut)d)en lurnfeftes in Ceipjigs Mauern ift ba. Elus allen (Sauen Deutfdjlanbs, aus Defterreich, aus bem Sluslanbc unb felbft aus Slmerita finb bie lurner einmarjrf)iert in bie nefdjmücfte ge|t= ftabt. Gin „perzlid) willfonunen!“ haben wir unferen lurnbrübern bereits in ber heutigen Morgenausgabe unb in unserer bejonberen ge ft bei läge jugerufen. So bürten wir uns beute abenb barauf befchränten, bem Ijerjlidjften Sßunfd) Slusbruct zu geben: „@tit glürtlicVer unb fröhlicher 'Ber« lauf bem 12. Tcutfcben Xurnfcft! äauptoetfammlung öer Venilthen SatnerltftafL Die offiziellen Veranftaltungcn bes 12. Deutfdjen Turnfeites nahmen am Sreitag nachmittag mit ber paiiptrerfainmlung ber Deutfchen Turnerfdjaft im geftfaal bcs „Jjotel Rom" ihren Einfang. — Den SBorfiß führt ber langjährige, greife Vräjibent ber Deutjajen Turncrfd)aft, ber 87jährige Geh. Sanitäts« rat Dr. gerbinanb Gocß, ber erft vor turjem neben ■feinem 87. Geburtstag aud) bas gejt feiner goldenen pod)jeit begangen ljat unb bem aus biefem Einlaß bie Deutfdje Turneridjaft bas von ihm bcroohntc £>aus in Ccipzig«Cinbcnau als Eigentum überwies, bas fpäterhin als Mujeiim ber Deutfchen Turner« fdjaft einen bleibenden Vlaß in ber Gejdjidjtc bes beutidjen Turnwefcns erhalten wirb. — Dr. Go eh, bei bereits bas 3. Deutiche Turrvfeft in Ceipzig mit» gemadjt hat, mürbe bei feinem Grjdjcinen oon ben faß vollzählig erfchicnencn Mitgliedern bes Elus« fdjuffes ber Deutlichen Turncrfdjaft mit lebhaftem Beifall begrüßt. — Bon ben belannteren leilnch« mern ber Serfammlung feien genannt: Sanitätsrat Töplitz (Breslau), ötabtjdjulrat R ü h I (Stettin), Oberturnmart fjaeublcin (Nürnberg), Turnwart <Sdj r ober (E3erg.=Reutirchen), Volizeirat Elßrott (Steglitj), bie Turnwarte Sdjill (Dßhofen bei Worms), 33 r a u n (J>ilbesheiin), Müller (33rag) unb Spich (pamburg), Geheimrat Vrof. V a r t i cf) (Breslau), Vrofeßor Nebelung (Dortmunb), Di« reftor Jrohbcrg (Dresden), Canbtagsabgeorbne« ter tnoffmeifter (Üubwigsburg, Württemberg), Schulrat K n o dj (Darmftabt), ißrofeffor Jeters (Königsberg), ^rofeffor o. $ e n i g s l c b e n (Kaßel) unb Juftisrat Seiftner (Stettin). Der Koriitjenbe, Geh. Sanitätsrat Dr. Goch, leim in feiner Gröffnungsanfpradje, in ber er bie Teilnehmer mit herzlichen Worten begrüßte, aud) barauf ju fpredjen, bajj oon feiten ber „Sotols“ Ein griffe gegen bie Deutjche Durnerfihaft erhoben wor ben feien in ber Jiid>tunß, baß bie Deutfchc lurner fdjaft ein Silb bcs Sotol zu ÜRcflame’ 3 w e d e n o c r ro c n b e t habe. Der ESorfihcrtbc Ion» fiatierte, baß in ber lat in iRummcr 8 ber „5eft= Zeitung" ein '5ilb erfchicnen iit, bas bas Stabion in '-Brog zum $>intcrgrunb hat. Der Eiorjihcnbe be= bauerte bas. Die Sache fei baburd) aus ber Welt gcfdiaift roorben, baß ber SHebatteur ber geftgeitung eine Grtlärung abgab, worin er bebauerte, baß er bie Slufnahme biejes Silbes nicht ocrljinbert habe. Der ESorfihenbc tonftatiertc weiter, bah noch ein Zweiter 5 c h l c r feitens bes 2ln‘f<huffcs began* gen worben fei. G s f i n b n ä m l ich ® h r c « ' larten an ben fraget „Sotol“ für bas Dcutfihc Turnfcft abgefanbt worben. Elis ber Sorühenbe baoon erfuhr, habe er jid) gefaßt, bas gehe boch nicht. Gs ift bann nach ^ßrag gefcf)ri€= ben worben, baft bie Ginlabungcn gegen ben Grunb= faß ber Deutfchen Turnerid)ait oerftoßen, wonadj Tolcfjc Ginlabungcn nur mit Genehmigung bes 3lus= idjuifes ergehen bürfen. 3 n falgebefien würbe bic Ginlabung wieber zurüctgenommen. 'Sei ber Stcl= lungnahme ber lichedjen gegenüber bem Dcutfchtum tonnte feine Siebe baoon fein, baß bic Deutfdjc Iur= nerjehajt Vertreter ber Sotols als Ghrengäite emp= fing. Wenn bie fjerren als Ghrengäitc getommen wären, würbe (ich uielleicht Gelegenheit geboten haben, ihnen etwas Unangenehmes zu fagen, nach 1 bem fie bie Gefd)id)tc onn bemSilb in ber ^eftnummer ausgebcutet haben. Die Djdjcchcn haben bann auch bic Ghrentarten zurüefgejehiett mit ber Grtlärung, bie Ifchechen feien nicht jo fd)limun, wie fie gemacht würben. Sic würben trohbem zum lurnfeft tonv men, aber als '-Brioatleute. Der EJorfihenbc teilte weiter mit, baß bas preit= Rifche Äriogsminifterium einen SSertrcter zum Iurn= feit entfanbt hat. Elis E3orfitjcnber bes iReichsaus* fcf)uf)es für bic Oltjmpifchcn Spiele wirb Gjß. oon '•B o b b i c l i f i einer Ginlabgng bes Elusfdjuifes Solge leiftcn. — Weiterhin befchlofj ber Elusfchufi, eine Grinnerungstafet an bas Deutfche lurnfeft an bem Elcuen Elathaus anbringen ju laffen. Der Eiertrag mit ber „Deutfchen lurnseitung“ würbe erneuert. Der SBorfitjcnbc erstattete hierauf turz ben G e -- f dj ä f t s b c r i d) t. Gr wies barauf hin, baß bic Deutjdr.' Xurnerjchaft teinc bezahlten Kräfte habe, baher tönnc fie wegen anberweitiger Konturrcnz gan,) unbeforgt fein. Die 3aljl ber Ghrenurtunben habe bie 3iffer 1000 erreicht. Der ESorfihenbc fpradj bie Hoffnung aus. baß man ihn nach feinem 5lücf= tritt oom Elmtc zum „Ghrenurfunbenbrieffchreiber“ ernennen werbe. — ^Boliseirat El h t o 11 erjtattetc tung beträgt bemnach 1 112 464 dl, bas ESermögcn ber lurncrfdjaft 190 712 ,K, ber Kampfridjterfonbs 45 108 dl, bic Jahn-Stiftung 10 082 dl. 51 ü i) l (Stettin) gab hierauf eine Statiftif über bie Mit= glieber-ahl. Diejc beläuft jid) einfdjliefjlich ber grauen unb Kiitber auf 1 310 000 Mitglieber unb ift im Saufe bes lebten Jahres um über 60 000 Mit= glieber gewachfen. 937 000 finb männliir.c Mitglied ber; bie 3aht ber attioen Turner beläuft jid) auf über 500 000; im Eiltet oon 14 bis 17 Jahren fteljcn 193 000. Der EJerichterftatter tonftatiert ein froh» lithes Jortidjreitcn auf allen Gebieten bes beutfdjen Turnwefens. — Schm u d, ber ESorfihenbc bes Turn» ausidnijjes für Kaifcl, berichtete über bic Tätigfeit bcs Iurnausjd)ui)cs unb beantragte, 14 Sjilfsfampi richtet zu bewilligen. Der Eintrag würbe angenonv men. Gs würbe hierauf ber Gtat für bas fommenbe Jahr, ber in (Einnahmen unb Elusgaben 37 100 dl bilanziert, genehmigt. — 51 ü fj l (Stettin) berichtete fobann über Goeß=Stipcnbium. Gs würben 44 E3ers einen Untcrftüßuhgcn im Gefamtbctrage oon 12 900 Mart bewilligt. — EBeiter berichtete Stabtfdjulrat 51’ü h l über bas Verhältnis jum Jungbeiitjdilanbbiiiih. Gr wies barauf hin, bah <i”c Mißftimmiina ent-- ftanben fei über bic Elrt, wie ber Jungbeutfdjlanb- bunb oorgegangen ift. Vielfad) wirb cs jo auf gefaßt, hüben uub brühen, als ob bie lurnerfchaft heb in eine Elbl)ängigfeit oom Vunbc begeben hohe. Gs finb oom SBunb berartige Elnforbcrungcn getom men, baß man zu biefem Glauben fotnnicn mußte. Elm mciften wirb allcrbings nicht oon ber 3cntral= Icitung gejünbigt, fonbern oon ben Ortsgruppen unb Vezirtcn. Die ganze Juiigbeutfd)laiibbuiib*23ewegung ift übrigens nod) jebr im unflaren. Eins bem letzten Jahresbericht oon General Jung geht heroor, baß man im E3unb ein gewifies llcbergewid)t nach ber militärifdjen Seite hin pflegen will. Gs ift zwijdjen uns unb bem Vunb ein Gegenjat^ über bie Eluf= faffuiiji oom Turnen oorhanben. Jd) bin mir mit bem ^ungbeutjchlanbbunb barüber tlar geworben: bas gegenwärtige ESerhältnis tann nicht aujred)t= erhalten werben. Wenn wir zu einer Scheibung fommen wollen, müjjcn wir Substanzen haben. Webner beflagte noch, baß bic tonfcffionellen Vereine in bas Tätigfeitsgebiet ber Turnvereine eingreifen. Geh. Sanitätsrat Dr. Go eß: Gs jcheint ber Wunjch zu bcjtehcn, alle Vereine, welche für 2cibes= Übungen tämpfen, unter bas 'Jleidjsfomitee für bie olpmptjih-en Spiele zu ftcllen. Demgegenüber müffen wir uns untere Unabhängigteit wahren. '-Bei unfe= rer Größe tonnen wir bas ruhig ausjprcchen. Uns unter einen SRcichsocrbanb zu ftcllen, ber mehr ober weniger jtaatlidje Vebeutung hat, würbe bet erjtc Schritt zum Tobe bet Deutfchen Turnerirfjaft fein. Wir finb frei von jeber Varteirüdjidjt unb frei oon Elbhängiglcit nach oben unb nach unten, währenb ber Jiingtciitid)laubbunb oon oben geleitet wirb. Gs muß baliiit gewieft werben, baß iRcibungsfläihen mögihi'ft oermtebeii werben unb beibe Ekrbänoe £aiib in £>anb geben. ■ Töpliß (Vreslau): W’t bürfen nid)t fdjmolkiib bei fei leiteten, wir wollen Mitarbeiten. — 'Brofeffor Verger (Magbeburg). Wenn ber Jungbciiijäilaiibbunb iüd)t ba wäre, wäre es heftet; ba er nun aber einmal oorbanben ijt müften wir uns mit iijm auseüianoerießen. Die ESeriammlung ftellte jid) jd)ließlich auf ben Stanbpunft, ZJ>iäd;ft einmal bie :Reiultate ber ge> metnjamen Konferenz abzuwarten. Gel). Sanitätsrat Dr. Goctj bcridjtctc fobann üler ben 'JRetdjstagsbeid’luij vom 18. Juni brtr. Vertiirziing ber Dicnftzeit für tüchtige Turner. Diejc Vcrtüizung feil ähnlid) ber Ginjähriepgrei« willigcn=Dicnjtzeit geftaltet werben. Der Minifter bat auf eine Gingabe bie Elntwort erteilen laffen, cs fei nod) nid)t abzufehen, wie bie 'Prüfung geftaltet werben joll; unferc Elufgabe ift cs zu jeigen. auf welche Weijc bie 'Briijung vollzogen werben fann. — Die Elngelegcnhcit wirb bem Turnerausfdjuß zur weiteren Veratung iiberwiefen. Elis Ort ber iiddjften Tagung bcs Elueidjujjes ber Deutphen Turncrfdjaft würbe Vremen gewählt. hieran jdjlofz fid) eine nichtöffentliche Sitzung, in rocldjer u. a. über bic Verleihung von Gl)ren- urfunben beraten würbe. Die flusfteUintih Der iRufcin ber granffurtcr, bic 1908 bie erfte Turnaiisitellung ocranftaltet batten, lieft bic £cip* Ziger nicht icblafcn. Man will bieje Elusftellungen fn einem bauernben Veftanbteil ber Deutfchen Iian« eite madicn unb unterzog fid) bcshalb ebenfalls bet Elrbcit, einen Ueberblicf über bic ifiteratur unb bie forritigen Grrungenfchaften bes Turnens zu geben. $err Oberlehrer Otto Verlin, ber verbtenft« volle E3orfißenbc bcs Elusitellungsausfdjufjes, be« grüßte bie Elusfteller mit freunblicfren 'Worten unb erflärtc bic Elusitelluiig für eröffnet. Die Elusftellung ift in ber am gcftplaß telegenen Vürgcrfchule untergebradjt unb umfaßt 11 Gruppen. Den weiteften 5?aum nimmt bie erfte Gruppe „fiiteratur“ ein, bic in feltener Vollftänbigfeit bie auf bem Gebiete erfchicncne Literatur zuiammenfaßt. Die Literatur fall in elfter fitnie ben praftiiihen E3e= bürfniffen ber Turner bienen; fie enthält bemnach im allgemeinen Werfe, bic ben heutigen EIn> fchaiiungcn auf ben verjebiebenen turnc.-iichen Ge bieten entfprcchen unb bie barum ber S3or= uno Weiterbilbung bcs Turners. Turnwarts unb Turn« lehrers bienen fönnen. Daneben iit eine Etuswahl Werfe aus älterer 3eit cingefüqt, bie bis in bic Ein« fängc ber gtjmiutitifcheit Citeratur zuriiefgeben. Der Elusjchuß hat cs iid> aud) zur Elufgabe ge« mad)t, brei 'Muitcrbüchcreien zujammenzuitcllen, in fionöuner StraBeunerkehr*) E3on Geh. £>ofrat Vrof. Gornelnts Gurlitt (Dresbcn). 9lad) längerer 3eit bin ich wieber einmal in 2onbon, unb zwar biesmal mit ber Elbiidjt, bas ein- gehenber zu ftubieren, was jebem E3ejud;er als bet erfte ftarfe Ginbrud auffällt, nämlich ben Straßen- verfehr. Jd) möchte ihn mit bem von Varis unb ten beutfehen Groftftäbten vergleidjen unb fah mich na« mentlid) nad) ben Vorfehrungen um, bie beftimmt finb, bie Verfehrsgefahren unb «ftadungen z« ocr« mindern. Dem ßaien fällt es wohl weniger als bem mit E3er» fehrsfragen Vefdjäftigten auf, baß man in Gnglanb — wie in granfreich — linfs fährt, währenb in Deutfdjlanb rechts gefahren wirb. Man geht aber in Gnglanb ebenfo wie in Deutfchlanb rechts. Das heißt: Betrete ich bic gahrbafjn, fo habe id) fort« fchreitenb in Deutfchlanb ben Gefahr bringenben Wagen hinter mir, in Gnglanb lommt er mir ent« gegen. Gs ijt bas letztere woljl prattijdjer: man lieht bie Ijtranfommenbe Gefafji unb tann ihr aus; weichen. Da nun bas 3Ied)tsgehen in 2onbon ftarf ausgebilbet ift, fo baß ber grembe, ber fid) nidit ber Otbnung einzufügen gelernt h«t. leidjt auffällt unb als ftörenbes Glcment empfunben wirb, jo tommt in ben Gejamtvcrtehr eine ftrajfe Orbnung, um bic anbere Großftäbtc Conbon beneiben fönnen. gür biefe Orbnung jorgt nicht ber Voli’ijt, ber jid) um ben Verjonenverfehr nur infofern fümmert, als er Unbeholfene über ben gahrbamm führt, indem er ten Wagcnoertehr mit filier Sjanbtewcgung auf tune 3eit aufhält; Orbnung im gußvertehr Fjält vielmehr bas Vublifum felb|t. Jd) h^e zwar nie gejehen, baß ein falfd) Gehenber ungehalten unb ;,ured)tgewiefen worben fei, ater er merlt an den Unbequemlidjteiten tes gorttommens halb jelbft, baß er teftcr tut, fich bem Stabtgebraud) cinzufügen. Der Wagenverfehr hat fich feit bem Jahrzehnt meiner letzten Elnwcienheit in Vonbon wie überall fehr geähbert. Das Elutomobil überwiegt. Elllc Omnibuffe finb Kraftfahrzeuge. Unb bas ift für Conbon eine feljr bebeutungsooUe Sache, ba es in ben fjauptverfehrslinien feine Straßenbahnen gibt, auf beren Elusbau wir in Deutfchlanb fo ftolz finb: Gewiß fehlen ft« nicht aus Mangel an Unternehmungsgeift. Conbon hat fid) ihrer im Stabtinnern mit gutem '.Recht erwehrt; benn fie finb in ihrer ftarren Cinien« •) Etus ber 3«itid)tift „Der Städtebau“ Jahrgang X, £>eft 5. (Ettchitctturverlag G. Was« muth=Berlin). füljrung, in ber Unmöglid^feit ber Wagen aus,zu weichen, bem Verfehr fich anzupaffen, eine nicht immer erfreuliche E5elaftung bes galjrbammes. Con« bon hat bie erfte Untergrunbbahn gefd)afren. fein 'Jteß unferirbifd)er Bahnen großzügig ausgebaut, bic ftäbtifdx'ii Eßegc aber bem freien Wagenverfehr allein überlaften, Jn Gnglanb wirb nad) rechts überholt, in Deutfd)- larrb nad) linfs. Das Ijeiftt: Währenb bes liebet« holens müften zwei Wagen von gleicher Gefchwinbig« feit nebcncinanber fahren. Dies forbert breite Straßen. Gin gahrbamm von 5 'Meter Breite tann großen Wagenverfehr vollitänbig ciniranbfrei be« wältigen. wenn fein Gcfdjirr itchen bleibt unb feins bas anbere überholt, wenn alfo in ftrafeer Weif'' '.Reihe gehalten wirb, fo vielfach auf Brüden, auf benen Cajtfuhrwert nicht zugelaften wirb, g-rüher beftanben nur zwei Gefchwinbigfeitsgrabc, ber bes Sdjrittes unb ber bes Trabes ber Vferbe. £jeute ift ein britter htnzugetommen, ber außerordentliche Ein« ferberungen an bie Straßen ftcllt. Jn Varis teob« achtele ich. wie fehr bte Elutomobile ihre gäbiateit, raftf) zu fahren, ausniitzen. Jd) habe vielfad) be« bemertt, baß fie im rajcheften Tempo überholen. Kreuzt man als gußgänger bie gahrbahn. Io ficht man bas Eluto hinter ber Drofchfc zunächst nirfjt, wirb alfo von bielcm iibcrrafdt. wenn es plößlich verbrechend, ben Borberwigen überholt. Gs iit ja iclbitveritänblicf), baß ber Chauffeur ben Vorzug feines Waaens ausnüßt unb fein jiel fundier zu er« reichen fudjt. Jn Cnnbon taub ich wieber mehr 3udjt im Eier« fehr. Wohl gibt ber Virifer Chauffeur rctdjlich Sjupenfiqnale, um anbere zu warnen. Gs gebt lauter zu im Ekrtehr. Wie tei uns, wirb an allen Straßen« freuzungen getutet. Mit bet 3aßl ber Signale fchwinbet aber bic Möglichteit, fie fämtlidj zu be« adjten. Jn Conbon finb fie viel feltener, fahren bic Elutomobile mehr in fReihe, überholen fie nur, wenn fie wirtlich freie Bahn vor fid) fehen. Gs entfpricht bies bem gefeßmäßigen Sinne ber Gnglänber im Gegenfaß zum Jnbivibualismus ber granzefen. Der Volizüt fpielt babei eine große 5Rolle. Kaum gibt es in einer anderen Stabt fo viel Ekrfehrs« aufficht als in Conbon, unb find bie gahrenben fo gewöhnt, fid) ben Einordnungen biefer völlig zu unterwerfen. Das ift ein weiteres Moment ber Wiho im Straßcnocrtehr. Gin anderes ift burd) den Straßenbau gegeben, nirgends gibt es fo viel „Jnfeln“ als in Conbon. Jn ber verfebrsreiefjen Straße „Stranb“ folgen biefe in nicht zu weiten Elbftänben voncinanber in einer •bie Mitte ber Straße fefthaltenben 9?cihe. Sic haben bie Geftalt etwa eines gifches, beiteben aus einer erhöhten Granitflädje, in beren 'Mitte eine Straßen laterne ftebt, burd) bic ber guhrmann aufmertfam gemacht wirb. Ein ben Gnben unb oft aud) auf ben Seiten fteben turze Gifenfäulcn, vor biefen manchmal nod) 9?ababwcifer (Vtenböde). Jede Caternc trägt eine Jnfdjrift, bic auf bas Cintsfahren Ijinweift. Die Stationen für DrofcMen und Elutos finb in bic Mitte ber Straße hinter einer folchen Jnfel ongeorbnet. Jn gleider IReihc fteben zumeiit bic Behälter für bie Straßenreinigung. Gefährlich finb für ben Verlebt namentlich bic Straßeneinmünbungen unb «treuzungen. Bei folcßcn finb in Conbon überall bort, wo ber Ekrtebr ftarf ift, Jnfeln eingebaut, beren Svißc in ber glucftt ber Trottoir«E3orbectantc liegt. Gs befteben in allen Cänbern Ekrtchrsregeln, bie bie galjrlinien an fold'en Stellen feftlegcn. 9lad) rcd)ts foll ber gußr« mann bei uns in hirzem Bogen, nahe dem Trottoir wenben, nad) linfs in weitem Bogcrc. Umgctcbrt in Gnglanb. Tatfädjlidj wirb aber fo nur bann ge« fahren, wenn bic Gelchroinbigteit nicht zu groß ift. 'Namentlich Elutomobile ünb bei rafeß-er gahrt nicht imjtanbe, fo zu wenben, wie bie Ekrlehrsregcl cs forbert. Man fehe fid) eine Straßcntreuzung turz nad) einem Schneefall en, um zu ertennen, wie oft ber Vcrfchrsorbnung bei uns zuiviberpehanbelt wirb. Durch bie vorgefdiobenen Jnfeln wird nun ber gafjrcnbc 311m (Einhalten ber «hm gewiefenen Bahn gezwungen. Gr tann nicht fd>ncll um bic Gele fahren, er muß bas Tempo verringern. Der hierburd) bem Elutomobil auferlcqte 3wang wirft auf bie Ge« famtgefchwinbigteit tes Berichts hemmenb: Unb ich halte bies für einen Vorteil für bie Elllgemeinheit. greilid) muß ber Gefd)irrfühier fein fxinbroert ver« fteßen, wirb von ihm bie böchitc Elufmertiamtcit unb Sicherheit gefortert. Gerabc in ber Einlage ber Jnfeln werben wir in Deutfchlanb noch Diel non Conbon lernen tönnen. Ein Straßenfreuzungen mit ftartem Verlebt finb fünf Jnfeln angcorbnet, unb zwar an ten Gin« münbungen je eine unb eine in ber Mitte. Elehn« lidjes ift ja auch bei ben Kreuzungen ber Ceipziget Straße in Berlin angcorbnet worben, freilich hin« berte bic Straßenbahn bie Einlage ber Jnfeln im 3u(j biefer Strafte felbft. Dort jeigt ftd) am teut« lid)|ten bic Unzuträglid)tcit bes Glcisvertchrs in itäbtijdjen Straften. Das Eluslaten oft recht vcrtefjts« ungejdjicttcr Vetfonen mitten auf bem gahrbamm febeint mir Juftänbc ju bringen, bie fid) nicht halten laßen werben, wenn ber ESerlehr fid) nod) mehr fteißcrt. Elngefichts ber bort entftanbenen Verhält« nifte verficht man bic Elbneigung ber Conboner Ber« leljrstccbniter gegen Straßenbahnen im Stabt« innern. Trennung ber Verfehrsarten voncinanber, ift bie Cojung ber 3ulunft, namentlich Trennung bes Durch« gangsvertehrs vom Cotalvertehr. Wir haben in Deutjd)lanb nod) viel zu lernen, ehe wir zu einem für bie Jufunft haltbaren E3erlcljrswcfen lomnten. Elud) in Conbon ift nicht alles gelöft, was erledigt werben muß. Elber es ijt bod) lehrreich, bem Wo« gen ber bic Niejenjtabt burchzichenten Maßen auf« merfjam zu folgen. ftunlt uni Wißenfthaft. ♦ Elmtliche Vachrichten oon ber Univerßtät Ceip3ig. Elm 'Mittwod), ben 16. 3uli, vormittags 10 unb 11 Uhr werben bie außerordentlichen Vrofeßoren Dr. nied Elrtßur Cäwen unb Dr. mcd. Gbuarb Stäbler ihre Eintritts vorlefungen in be«. Elula ber Univerßtät halten. Vrof. Cäwen roirb über bas Thema „lieber bie phqfiologifdjen Grund lagen einiger Sqmptome ber atuten allgemeinen Bauchfellentzündung“ unb Vrof. Stäbler über „Der Ginßuß ber Muslelarbcit in Beruf unb Sport auf ben Blutfreislaui“ leien. — Dem Elßiftenzarzt an bet hiefip.cn medizinischen Klinit Dr. med. fjerbert Elftmann iit auf Grunb feiner fjabilitationsfthrift iowie nach feiner am greitag gehaltenen Vrobeoor« lefuni über bas Thema: „Die Grgebnißebet Röntgeno logie für bie Vhnftologie ber Speiferöhre, bes Magens unb bcs Darmes“ non ber hiefigen mebizi« nifeßen gatultät bie v e n i a 1 e q e n d i erteilt worben. Tas Kaiferlithe Vatcntaint auf ber Ceipjigee VuchgcrocrbesElusßennng. Der Vräßbent bes Kaifer« lidjen Vatentamtes hat ber Ceitung ber 3nter« nationalen Elusftellung für Buchgewerbe unb Graphit Ceipzig 1914 mitgeteilt, baß bas Kaiferlirfie Vatent« amt gern bereit ift, an ber görberung bes bebeut« famen Unternehmens mitzuwirten. So wirb fid) bie Bücherei bes Vatentamtes an ber befonberen Elb« teilung für Bibliothetswefen beteiligen. Elußerbem aber wirb nod) bas hochintereßante Jnformations« weien zur Vorführung tommen. Das Vatentamt, bas ja berufen ift, bas geiftige Gigentum ber Gr« Hnber zu fehüßen unb feine Verwertung zu ermög« liehen, hat eine gan; befonbers Ilare unb großzügige Organifation. beren Darjtellung auf ber Buchgewerbe« Elusftellung für jedermann non hödßtem Jntereße fein wirb.