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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.04.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191104023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-02
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Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Teichanlagen und den umgebenden Dämmen. An den Wänden finden wir Ansichten des im Bau be griffenen Hauptbahnhose», eine Gesamtansicht, ein Zukunftsbild de» Hauptquerbahnsteige» und der - Wartesäle nach dem Entwarf von Lossow und Kühne. Aue dem Leipziger Kreis sind noch vertreten die städte Grimma und Rochlitz mit Bildern ihrer Gebäude und Umgebung. 2. Die Lausitz. Die alte historische Stadt Bautzen stellt Bilder aus von dem malerischen Spreetale, dem Schloß Ortenburg und seinen noch erhaltenen Stadtmauern. Ein hübsches plastische» Modell vertritt die Stadt Löbau, während Zittau nicht nur Abbildungen seiner Gebäude vorführt, sondern auch ein vortreff liches Diorama der Rodelbahn am Hochwald und des Oybin mit dem Hinweis, daß hier der Winter sport eifrig gepflegt wird. 3. Erzgebirge und Vogtland. Wenn auch eine Trennung beider sächsischen Gebirgsteile vorzuziehen und leicht ausführbar ge wesen wäre, so schadet die Zusammenfassung bei dieser Ausstellung gewiß nicht, da Annabera und Plauen, Oberwiesenthal und Elster gleiche Berech tigung zur Vertretung haben und in der Tat diele Gruppe in bester Weile anziehend gestaltet worden ist. Wer die Schönheiten des Erzgebirges kennen lernen will, bat die beste Gelegenheit, denn eine Reihe der prächtigsten Landschaften wird dem Be sucher vorgefiihrt. Von Oberwiesenthal, Wolkenstein, Gottleuba. Zöblitz und anderen Orten finden wir solche Bilder, von Annaberg aber außerdem eine Kollektion der prächtigsten und schönsten ncumodilchcn Posamenten. Der Touristik und dem Wintersport wird Rechnung getragen durch zwei schöne, gut aus geführte Modelle der llnterkunstshäuscr des sächsischen Erzgedirasvereins auf dem Fichtel- und Auersberg. Die König!. Spirlwareninduuriejchule in Grünhcn- nichen bat ein nettes plastisches Modell eines erzge- birgischen Dorfes ausgestellt. Die Goldne Worte nm Dom in Freiberg ist durch ein buntes Modell vertreten, eine reich ausgeslattcte Weihnachtskrippe wurde von dem Oberwiesenthaler Künstler geliefert, mährend echte schöne Altenberger Zinngeräte den Kenner erfreuen. Auch ein Modell des bekannten Frohenauer Hammers ist mit ausgestellt, ebenso ein Modell der alten wieder erstandenen Lauterbacher Kirche. Dos Vogtland ist nicht minder reich vertreten, da neben Plauen besonders das König!. Bad Elster sich beteiligt bat, seine Badecinrichtungen in Abbildungen, seine Neubauten in Modell und eine wertvolle Sammlung echter Elstcrperlen zur Schau gestellt hat. Deutsches Reich. Leipzig, 2. April. * Zur Metallarbeiteraussperrung. Am Freitag nachmittag fanden in Chemnitz. zu gleicher Zeit 6 Metallarbeiterversammlungen statt, in denen über den gegenwärtigen Stand des Kampfes be richtet wurde. Abends fand im Saale des Hotels „Preußischer Hof" eine vom Christlichen Metall arbeiter-Verband einberusenc und zahlreich besuchte Versammlung statt, in der die Herren Reichert (Bremerhaven) und Winter (Berlin) über das Thema: Wo stehen die wahren Arbeiter feinde? sprachen. Zum Schluß der Versammlung wurde folgende Resolution angenommen: Dir im christlichen Mctallarbeiterverdand organisierte Ar- bciterscyast von Chemnitz spricht erneut ihr Be dauern über die Art aus, wie der hiesige Lohn kampf seitens des sozialdemokratischen Metall arbeiterverbandes geführt wird. Durch das mit Zustimmung des Metallarbeitervcrbandcs heraus gegebene Flugblatt „Die Metaliarbcitcraussperrnng und die Presse" wurde der einseitig geleiteten hiesigen Bewegung offen der Stempel sozialdemo kratischer Agitationsmache zum großen Schaden der Beteiligten ausgedriickt. Auch die provokatorische beleidigende Sprache, die in den Versamm lungen, auf den Flugblättern und in der „Volks stimme" gegen die bürgerlichen Blätter und deren Lese publikum beliebt wird, schädigt die um eine Besserung ihrer Existenz kämpfenden Former und Gteßereiarbeiter sehr. Die Versammlung gelobt unverbrüchliche Treue und mit größtem Eifer für die Ausbreitung des heute schon über 87 (XX) Mit- . glieder und 1 Million Kassenvermögen besitzenden christlichen Metallarbeitervcrbandes tätig zu sern und sieht in der christlich - nationalen Gewerkschafts bewegung die einzige Möglichkeit, eine Lösung der Arbeiterfrage herbeizuführen. * Baron de Mathie». „Das Neue Jahrhundert" meldete vor etwa 14 Tagen, Baron de Mathies habe auf Ehrenwort versichert, daß er nicht die geringste Weisung von Rom bekommen habe, dem König von Sachsen gegenüber etwas gut zu machen. In seiner neuesten Nummer erklärt „Das Reue Jahrhundert" nunmehr, daß die Aeußeruna von Mathies zu einem sehr bekannten und beliebten schweizerischen Prafessor, Redner, Schrift steller und Kanonikus getan worden sei. — Run wird die sächsische Regierung den Wortlaut der Ent schuldigung von Mathies veröffentlichen müssen. * Gründung einer deutsche« Mittelstand»««» »inigung für Handel und Gewerbe. Schon des öste- ren Haden wir Gelegenheit genommen, auf diesen Plan hinzuweisen. Am 22. November 1909 tagte auf Anregung der Mittclstandsvereinigung im König reich Sachsen eine Versammlung von Delegierten aller großen deutschen Verbände des gewerblichen Mittel, jtandes. Ein Ausschuß zur Vorbereitung der Trün. dungsarbeiten wurde gewählt und hat in der Zwi schenzeit des öfteren getagt. Nachdem nunmehr die erforderlichen Mittel vorhanden sind, will man an die Durchführung des Planes gehen. Die Gründung soll inDrcsden aus dem erstenreichsdeutschen Mittelstandstage, der voraussichtlich in der Zeit vom 24.-26. Juni auf der Hygieneaus« sl ellu n g stattfinden wird, vor sich gehen. Die Orts gruppe Dresden der sächsischen Mittelstandsver- einigung hat bereits zwei Sitzungen abgehalten, in denen man sich mit dieser Angelegenheit beschäftigte. Oberbürgermeister Dr. Beutler nahm den ihm an gebotenen Ehrenvorsitz auf dem ersten rcichsdeutschen Mittelstandstasse an. Staatssekretär Delbrück hat sich bereit erklärt, eine Deputation des gewerblichen Mittelstandes aus allen Teilen Deutschlands zu empfangen. In der Sitzung, die am 24. November llllll in Leipzig stattfand, wurde Bürgermeister Dr. Eberle mit der Abfassung einer Denkschrift an die Regierung betraut. Zur Zuwahl wurden folgend« Vorstandsmitglieder der sächsischen Mittelstandsver- einiguna oorgeschlagen: Buchbinderobermeister Un rasch- Dresden, Oberjustizrat Dr. K iihlmorgen- Dresden, Bürgermeister Dr. Eber le-Rosien und Bäckcrobermeister Diener- Chemnitz. * Au» dem 3. Sächsischen Reichvtagswahlkreise Bautzen-Kamenz wird uns geschrieben: „Der Wahl kampf zwischen Konservativen, Liberalen und So zialdemokraten ist hier bereits in vollem Gange. Der fortschrittliche Reichstagskandidat Kaufmann Richard P u d o r - Klein-Storckwitz, der bereits gegen 2I> Versammlungen abgehalten hat, sprach dieser Tage in der agrarischen Hochl'urg Göda über „Liberale Bauernpolitik". Der Saal war derartig überfüllt, daß er bereits nach 8 Uhr polizeilich abgcsperrt wer den mußte. In 1'/»stündiger Rede entwickelte der Referent sein Programm und hatte beim größten Teil der Zuhörer starken Applaus. Die Debatte redner versuchten zuerst in persönlicher Weise für die konservativ-agrarische Sache Stimmung zu machen, doch wies Pudor die Redner sofort darauf hin, daß er sachliche Entgegnungen verlange. Nach jedem geg nerischen Redner — cs sprachen für die Bäudler zwei Gutsbesitzer und ein Pfarrer, für die Sozial demokratie der Reichstagskandidat Buck — cnnwor- tete der fortschrittliche Reichslagskandidat sofort, da mit die Bündler nicht die Debatten in die Länge ziehen konnten, um dann am Ende ihrer Rednerliste zu verschwinden, wie sie es schon am Abend vorher in einer anderen Versammlung in Dumitz gemacht hatten. Auf diese Weise mußten die Gegner wohl oder übel die Erwiderungen mit anhören. Inter essant war, das Herr Pfarrer Colditz aus Plohna, der am Abend vorher die Wähler aufgefordert hatte, bet einer eventuellen Stichwahl lieber den Sozial demotrat Buck, als den Fortschrittler Pudor zu wäh len. dies dahin umzudeuten versuchte, daß er gemeint hätte, die Konservativen würden in dem Falle „Gewehr bei Fuß" stehen. Pudor beleuchtete diese für die allgemeine Situation höchst bemerkens- rverte Tatsache, daß selbst heute ein evangelischer Geistlicher, hinter dcm die konservative händlerische Partei stehe, eine Wahlparole zugunsten des So- zialdemolraten ausgebcn dürfe. Die Versammlung dauerte bis Mitternacht und mochte von gegen 400 Personen aus dcm ganzen Umkreise besucht sein." » Der Nationale Wahlverein zu Leutzsch trieb in seiner letzten Monatsoeriaminlung wiederum Vor arbeit für die kommende Reichstagswahl. Landtags abgeordneter E. Nitzschke gab einen Ueberblick über die jetzige politische Lage, charakterisierte hier bei die Arbeit oes schwarzblauen Blockes und be dauerte die Spaltung des Liberalismus. Der Wahl kampf müsse mit Ausbietung aller Kräfte geführt werden. Wahlparole bleibe Kampf für Volkswoyl- fahrt, für Hebung unserer Kultur- und nationalen Güter. Die Diskussion brachte wichtige Ergänzungen zum Vortrag. Eine lussondcre Wahlparole seitens der Regierung erachtet man nicht für unbedingt not wendig. Für einen Zusammenschluß Les Liberalis mus ist mit allen Mitteln zu kämpfen. Man begrüßt daher die Schritte, die die heutig« Sitzung des Ratio- nalliberaten Landesvereins in Lieser Angelegenheit tun wird. — Die Vereinsamter wurden in der vrs- herigen Weise verteilt. In der nächsten Vereins sitzung spricht Dr. W ö r n e r - Leipzig über das Reichsversicherungsges-tz. O * Dt« letzten Dispositionen für die Kronprinzen« reisen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin wer. den bis zum 3. April in Korfu al» Gäste d«s Kaiser» auf dem Achilleion weilen. Anschließend hieran erfolgt die Fahrt nach Rom anläßlich der Iu- biläumsfeierlichkeiten Italien». Der Aufenthalt soll vom 5. bis 8. April währen. Von Rom aus begibt sich das Kronprinzenpaar zum Besuch« des Kaisers Franz Josef nach Wien, wo es am 9. April ein- trisst. Hier ist Aufenthalt für einen vollen Tag zu nächst vorgesehen. Man wird also damit rechnen können, daß die kronprinzlichen Herrschaften am l(). oder 11. April in Potsdam wieder ein treffen werden, wo sie zunächst zu verbleiben gedenken. * Zam Tode o. Schlichtinga. Die Offiziere des Regiments, das Schlichting befehligte, meistens Albanesen, veröffentlichen im ,/Tanin" einen Brief, in dem sic die Tätigkeit und die Verdienste Scklichtings rühmend hervorheben und ihr lebhaftes Bedauern ausdrückeu über den Tod des beliebten Offiziers, der einem feigen Mörder zum Opfer gefallen sei. * Der neue Marineattach5 für Wien. Der neu- geschaffene Posten eines Marineatdach6s bei der deut schen Botschaft in Wien wird in nächster Zeit besetzt werden. Korvettenkapitän Frhr. v. Bibra, der gegenwärtig zum Reichsmarineamt kommandiert worden ist, wird diesen Posten erhalten. Frhr. von Bibra, der von Geburt Bayer ist, ist bisher in prominenten Stellungen tätig gewesen. Er war vor seiner Kommandierung im Reichsmarinc- amt N4 Jahr lang erster Offizier auf dem Artillerie- Versuchsschiff „Prinz Adalbert", vordem 2 Jahre lang Admiralstabsofsizier beim Stabe der Hochseeflotte und vor dieser Zeit 2 Jahr« im Admiralstab der Ma rine tätig. * Ausreise des stellvertretenden Gouverneurs von Deutsch-Siidwestasrika. Der stellvertretend« Gouver neur von Deutsch-Südwcstafrika, Geh. Regierungsrat Hintrager, der im vorigen Jahre erkrankt war und deshalb das Schutzgebiet vorzeitig verlassen mußte, wird nach Wiederherstellung seiner Gesundheit mit dem am 10. April von Antwerpen abfahrenden Dampfer dl« Wiedcrausreise nach Deutsch Südwest afrika antretcn. * Da» preußische Herrenhaus und die reich«, ländische Verfasiungssrage. Die konservative Fraktion des Herrenhauses wird bei der Etatsberatung eben falls wie die konservative Fraktion Les Abge ordnetenhauses Stellung nehmen gegen die Zugeständnisse, die der Reichskanzler bei der Beratung der elsaß-lothringischen Verfassungsvorlagc unter Schädigung der preußischen Interessen gemacht hat. Die Opposition des Herrenhauses dürfte sich noch schärfer gegen den Reichskanzler wenden, als es seitens der Konservativen im Abgeordnetenhause geschehen ist. Die konservative Fraktion des Herren hauses wird am 4. April in einer Fraltionssitzung zu dieser Frage Stellung nehmen. * Die Lex Wagner, wie erinnerlich, eine Straf verschärfung bei Beleidigungen vor allem durch die Presse, wird von der „Nordd. Allg. Ztg." in Schutz ge nommen, als Regierungsvorlage reklamiert und zu gleich wird gesagt, daß man nach wie vor auf sic von feiten der Negierung Wert lege. * Aussichtslos« Gesetzentwürfe. Die langwierigen Beratungen der Kurpfuscherkommission des Reichstages dürften dem Zustandekommen des Ge setzes zur Bekämpfung der Kurpfuscherei kaum dien lich sein. Man nimmt au, daß dieser Entwurf auf befriedigende Weise nicht verabschiedet werden kann, und betrachtet ihn schon als gescheitert. Das gleiche Schicksal wird vielfach auch der neuen Fernsprech gebührenordnung prophezeit, di« ebenfalls unerledigt bleiben dürfte. * Die Geschästsordnungstommissio» des preußischen Abgeordnetenhauses fügte am Sonnabend neue Vor schriften über die Fraktionen, den Seniorenkouvcnt und die Bildung von Kommissionen in der Geschäfts ordnung ein. Als Fraktionen gelten solche Mit- gizederoereinigungen mit politischem Programm, die mindestens Ist Mitglieder haben. Der Seniorenkonvent wird aus den Vertretern der Frak tionen gebildet. Auf 2ö Mitglieder entfällt immer ein Vertreter, je'coch entsenden auch kleinere Frak tionen einen solchen. Die Kommissionsmitglieder werden nach einem vom Seniorenkonvent in rech nungsmäßiger Grundlage aufgestellten Plan von den Fraktionen und den dauernden Vereinigungen von mindestens fünf Mitgliedern gewählt. Die Vor sitzenden der Kommissionen werden von den Frak tionen nach einem bestimmten Turnus gewählt. * Ende der Kürfchnenmsfperrnng. Nachdem auch die Berliner Zurichtereibefitzer den Entschließungen de» Leipziger Nauchwarenzurichterei» und Färberei verbände», der sich mit den Arbeitnehmern verstän digt hat, beigetreten sind, ist die Kürschneraussperrung beendet und die Arbeit wird in allen Betrieben kommenden Montag wieder ausgenommen. * Dementierte» Abschied»gefuch. Die in mehrere Blätter übergegangene Meldung, der Präsident der Oberrechnungskammer, v. Magdeburg, habe sein Ab. fchiedsgesuch eingereicht, entbehrt, wie die „Nordd. Allg. Ztg." hört, jeder Begründung. Mslsnü. Frankreich. * Sommerreisen des Präsidenten Fallidres. Der englilche Botschafter Bertie wurde beauftragt, dem Präsidenten Fallieres mitzuteilen, daß sich die englische Regierung glücklich schätzen werde, ihn während seines Aufenthaltes in Tunis durch ein Geschwader begrüßen zu lassen, falls dieser Beweis herzlicher Sympathie ihm angenehm sei. — Im Ministerrat teilte Präsident Fallierer mit, daß er, der Einladung der Königin Wilhelmine entsprechend, im Juli Holland besuchen werde. Der Präsident wird sich auf dem Seewege nach Amster dam begeben. * Berräterei in Eumba. Ein Hauptmann und ein Leutnant, die beauftragt waren, den Walt von Gumba, einen fanatischen Marabut, fest zunehmen, wurden beim Einmarsch in das Dorf des Walis infolge Berräterei getötet. Tirailleurs bemächtigten sich der Dörfer und schlugen den Feind in die Flucht. Außer den beiden Offizieren wurden etwa zehn französische Soldaten getötet und sechzehn verwundet. Spanien. * Eine Kabinettkrise. In der Kammersitzung am Freitag ertlärte Lacierva (kons.), die Regierung habe der Revolution gegenüber ihre Pflicht getan. Die republikanischen Redner hätten zugunsten Ferrers nur Ungenaues und Unrichtiges vor gebracht. Die Anwendung eines besonderen Verfahrens gegen Ferrer sei berechtigt ge wesen, doch enthielten die auf den Prozeß bezüglichen Alten keinerlei Fälschungen und Verstümmelungen. Die Ausführungen Laciervgs wurden von den Konservativen mit lebhaftem Bei- satt ausgenommen. In parlamentarischen Kreisen wurde die Lage der Negierung ziemlich pessimistisch beurteilt. Mehrere Minister ließen dl« Möglichkeit durch'vlicken, daß das Kabinett zurücktreten werde. — 2m Ministerrat am Sonnabend hat das Kabinett seinen Rücktritt beschlossen. Kurland. * Für die Amurbahn. Die Reichsduma hat am Sonnabend ohne Debatte den Gesetzentwurf über die Baukosten für den östlichen Teil der Amurbahn bewilligt. Für 1911 sind zu diesem Zweck 1'/, MiN. zur Verfügung gestellt. Satti. * 24 Aufständische zum Tode verurteilt. Drrs Kriegsgericht verurteilte 24 Aufstänoijche zum Tove. DTe jremdeil Konsuln haben gegen die Hinrichtung Protest erhoben. Ultrsmontane Politik , u»ü deutsches Smmswm. * Leipzig, 2. Apr,l Ueber dieses Thema sprach Universitätsprofessor Dr. Brandenburg gestern abend in der öfsenr lichen Versammlung des N a t i o n a l 1 i b e r a l c u Vereins sürLeipzi g und Umgebung im Fejtsaal des Zentralthcaters vor einer dichtgedrängten Hörerschaft. Um 9 Uhr eröffnete Direktor Herxich den Abend mit dem Hinweis, oaß die Versammlung eine Fortsetzung der wegen des Verhaltens der Gegner im März abgebrochenen sei und sich nicht gegen die katholischen Mitbürger, sondern gegen di<* !lc Übergriffe Roms richte. Professor Branden bürg nahm hierauf das Wort und führte etwa aus: Der Gründer des Reickres, Bismarck. Hal den Ultramontanismus als seinen stärksten Geiler be kämpft, den einzigen, den er nicht besiegte. Wie schon nach 1896, so schloß auch bei der Neichsgründung der Ultramontanismus mit den Gegnern, hter besonders den Welfen, ein Bündnis. Der Redner legte be sonders fest: Ultramontan ist der, der di« Theater und Konzerte. Leipzig, 2. April. Leipziger Schsulpiellzaus. „GyjzeS «nd sein vttng" von Hebbel. Die für den April geplanten Sonderausführungen im Schauspielhaus begannen gestern abend mit Hebbels Tragödie „Gyges und sein R i n g". Es ist eine tiefgründige Dichtung, dieser ..Gyges", di« einer früheren Zeit so heroe und spröde erschien, daß noch Bulthaupt ihre Wiedergabe auf dcm Theater für unmöglich hielt. Dann hat aber das Deutsche Theater in Berlin unter Adolf LArronge >>en Geheimnissen des Werkes nachgespürt und es für die Bühnen gewonnen. Seitt>em halten cs unsere deutschen Theater für eine Ehrenpflicht, an dieser Dick luna nicht vorübcrzugehen. Im Leipziger Schauspiel haus wurde sie vor zwei Jahren mit denselben Gästen, die gestern zu un- gekommen waren, aufgeführt. In dieser Tragödie hanoelt sich alles um zarteste Seelen regungen: das keusche Empfinden einer reinen Frau, die nur dcm Gatten sich entschleiert, ist aufs tiefste verletzt durch die Erkenntnis, daß ein anderer Mann sie nachts erblickt hat. Und furchtbarer noch trifft sie das Leid, da sie erfährt, daß der Gatte selbst den Freund hereinpeführt hat, um ihir teilnehmen zu lassen an der Größe seines Glücks. Der König Kan- daulee hat das schönste Weib heimgeführt, aber sein Glück ist nicht vollkommen, weil niemand es ihm be stätigt, niemand ihn beneidet . . . Und um diesen i^nuß sich zu verschaffen, um in den Mienen de» liebsten Freundes die Wirkung wahrzunehmen, die von Rhodopens Schönheit ausgeht, fordert er Gyges auf, von dem unsichtbar machenden Ring Gebrauch zu machen und ins Schlafgemach zu drlnaen Die höchste Meisterschaft dramatischen Schaffens hat Hebbel nun damit bewiesen, wie er die Handlung weiter entwickelt. Wie sich da alles scheinbar zwang los und wie von selbst ergibt, und aus der sanften Rhodope schließlich eine streng richtende und strafend« Rachegöttin wird. Und alles ist eingehüllt in di« Pracht «iner Sprache, die Kraft und Schönheit aus- strahlt und tiefsinnige Gedanken in kurzer, treffender Form ausdrückt. Freilich, es ist eine Welt für sich, in der dies« Menschen leben, denken und fühlen, dies« Hebbelsche Welt mit der ehernen Strenge ihrer sitt lichen Begriffe und sittlichen Empfindungen, in d«r ein rein menschliches Problem durch Grübeln und Versenken in seine letzten Konsequenzen überverfeinert wird aber wenn wir uns in diese Welt hineingelobt haben, so werden wir auch ihre zwingende Gewalt er fahren und das echte Kunstwerk erkennen. Es ward uns in einer Weise dargestellt, daß wir unsere Freude daran haben mußten. Namen von lvstem Klang standen da auf dem Zettel. Paul Wegener vom Deutschen Theater in Berlin bot mit de» Kandaulee eine Gestalt von hohem Interesse. Es war ein Mann, nehmt alles nur in allem und dabei einKönig — freilich ein asiatischer Barbaren, könig, den Wegener sehr fein zeichnete, indem seine ursprüngliche, verborgen gehaltene Wildheit zuweilen der Selbstbeherrschung wich und ungezügelt hervor brach. Dabet aber kam der wahrhaft edle Sinn de» Königs (der bei Hebbel kein billiger Komödien-Edel» mut ist) kam sein warm fühlendes, gutes Herz nicht zu kurz, dieses Herz, in dem di« Freundschaft einen so großen Raum einnimmt, daß sie größer fast al» seine Liebe zum Weibe ist. Auch Friedrich Kayßler vom Deutschen Theater zeigte sich al, ein vorwiegend männlicher Künstler, der das inner« Leid des Eyges, den heftigen Widerstreit seiner Empfindungen kraft voll wlederzugeben wußte. Ein tiefer Ernst ist ihm eigen, eine Herbheit des Wesens, die ihn wohl so recht zu einem Darsteller Hebbelscher Helden macht. Und drese Eigenschaften schließen es auch aus, daß ihm die Leichtigkeit des Griechen gegeben ist, und der Gegensatz von Kultur und Natur, den Gysses und Kan- daule» därbieten, mit oollerKlarheit in dieErscheinung trat Zwischen beiden Männern stand Helene Fehdmer vom Deutschen Theater als Rhodope. Die schlanke Stattlichkeit der Erscheinung, die frau lich weichen Zuge des Antlitzes dieser schönen Schau spielerin kommen ihrer Darstellung der Königin zu gute. Wo sie Liebenswürdigkeit und- den Zauber weiblichen Lftesens entfalten konnte, war sie immer sehr reizend, und manchen zarten Ton der Klage und des Kummers vermag sie zu finden; aber wo Rhodope sich zur Größe erheben, wo aus der in stiller Häus lichkeit wirkenden Frau die Erynni« wirt, da ließ sie kühl und blieb äußerlich. Alfred Wötzel als Thoas und Lore B u s ch als Lesbia boten lebensvolle Leistungen; aber es machte sich doch «in wenig be merkbar, daß unsere heimischen Darsteller vielleicht allzulang« dem Stil des klassischen Dramas ent wöhnt sind. Die Regie führte Frietz Vieh weg. Die neue Biihneneinrichtung, die für dies« Sonder« aufführungen gewählt war, eine besonder« Art der Re» liefbühne, macht« einen vortrefflichen Eindruck. Gerade für die Hebbelsche Tragödie find Liefe ernsten, strengen Säulen, diese dunklen Zypressem diese aünze ein- fache Linienführung das rechte Milieu. Mit einem feinen malerischen Sinn sind prächtige malerische Wirkungen erzielt worden, die auch von den fein ab gestimmten Kostümen und dem Schmuck der Darsteller ausgingen. So ist denn den Fest spielen des Schau spielhauses ein schöner und vielversprechender Anfang beschieden gewesen, und ihrer Fortsetzung sehep wir mit freudiger Erwartung entgegen. I)r. T-u<ftvir; k?tettenfteim. klraussiihrung von Anttlie Nikischs „Meine Tante, deine Tante". 8. Dresden, 1. April. (Priv.-Tel.) Amelie Nikischs Operette „Mein« Tante, deine Tante" errang bei der Uraufführung im Residenz theater einen sehr großen herzlichen Erfolg Dem Textbuch zu der Operette, das die unglaub lich vielseitige Komponistin in Gemeinschaft mit Jls- Friedländer geschrieben hat, liegt die bekannte entzückende Novelle Zschokkes vom „Tantchen Ros marin" zugrunde. Die Schriftstellerinnen haben dar aus eine Operettengeschichte gemacht von dem Mädel, das in einer Walzernacht von einem feschen jungen Mann geküßt wird und nun nicht eher ruht, bis es den Liebsten gefunden hat. Da die Gräfin von und zu Schkvfsenberg aber der Nichten drei hat, so liegt es im Operettenusus, daß auch die beiden andern Mädel — eine singt mit Vorliebe lyrische Lieder, dir andere hat Theaterblut in den Adern und will zum Variete — zum Schluß den geliebten Männermund zum Verlobungskuß finden. Was die Musik anbetrifft, so neigt das Werk mehr zur Sptel- cver als zur Operette, die nun einmal den Schlager nicht entbehren kann. Alle Stellen, die Charakteristik verlang«» sz. B das Couplet des Verwalters im 3. Akt) sind recht hübsch gelungen, auch di« eigent lichen Operettennummern — wie da, Tanzlied „Za. so ein Walzer" — erzielten lebhaften Beifall. Da» best« Stück ist das „Lied vom blinden Bäuerlein" im 2. Akt. Aber auch sonst steckt in den gut gesetzten Chören manches Tüchtige und artig Erfundene.
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