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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.04.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191104023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-02
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Bezugs-Pi ccr, Lnzelgen-Preis i-r »»« Pororu durch «M, Iräo« -o» bprdueu« 2»»i l 4,1 ich >»«H«i« ,«drachl:V0n.uaL, «.7*^, vi«LllLdrl V«1 ui>»«« ftüidl« «. nahmdßrllr» »d««d»l« 7» ch »,»iv„ ».» »-ttkijährt. D«rch dt« Vs» r !nn»««N> Xx»lict>>aiU>« und der domchch«» Nolsnten »ierrellädri. U.»« u«, 1.2- au.tchl. Poftbeftellgeld. ferner >n Belgien, Dänemark. den Doaaullaaten, ^lallen, curemdurg, Niederlande, Nor- n>»o«», Oesierrrich Ungarn, diukland, Schweden, Schweiz u. Spanien. I» allen übrige» Staaten nur direkt durch di« Ä«tchll!r»sl«lle »ei Blatte« rrhtitUch. Da« »leipziger Tageblatt «rlcheinl 2 «al l«glich. Sonn» u. Feiertag« mir morgen«. M»omwulmtt»lllllnai>mi - Bugullu«pl»tz 8, oer uaterrn Trägern, Filiale», Spediteuren und Bimahlneftellen, iowie PoslLnuer» und Bnejirägern. Sinzelverlautspret» der Morgen. au«gad« 10 2z, der Lbend:u«gad« Sch. KiWgrrNagMaü Handelszeitung. Amtsblatt -es Aales ««- des Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. chd Fcherat« au« Leipzig und UmgedtiNi di» »«lpalren« -0 »na breit» Pättzeil« L ch, die 74 »» d«tt» «eklamezeila l au «wärt« 20 2^ ««0»»«» 1-20 A^erak, »*» «ebärde» 'M amtliche» rei bt» 74 nana breit» Batttzetl« 40 2^ chesch»1t»an^>gen »it Plagporlchrifte» «d « der ÄvendauVaab« im Breil» erbäbt. Rabatt nach Taris. Brllagegedübr ä p. Laulenb «xkl. PoÖgrdühr. > eitert eilt» Auftrag« känae» nicht zurü-k. gezoge» werden. Mr da« ^rlchelnen an bestimmten Tagen un» Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen- Annahme: A»g»ft»«pl«tz »i, bei itmUiche» Filialen u. alle» Annoncen- Arpeditt»»«» de« In» u»d A»«!«»««. «eb.kti», M,» »eschistNiel«- Johaa-tsga-e rt. A»r»tpr»chrr: I46VL 14004. O«»vt-zut»lr »««den: S«rftrad« 4» 1 (Telephon 4621). Nr. 92 Sonntag, üen 2. UprU ISN. 105. Ishrgsng. Dss Wichtigste. * Der Reichstag erledigte am Sonnabend den Etat der Zölle und Steuern, sowie den Etat des Reichsschatzamtes in zweiter Lesung. (S. Reichstagsbericht.) * Die Aussperrung im Kürschnereige- werbe ist beendet. (S. Dtschs. R.) * Das spanische Kabinett hat seinen Rücktritt beschlossen. lS. Ausl.) * Auf Haiti wurden 24 Aufständische zum Tode verurteilt. (S. Ausl.) * Die Ortsgruppe Leipzig des „Künstler verbandes deutscher Bildhauer" protestierte energisch gegen Las Ergebnis des W e t t b e - werbs zum Bismarck-Nationaldenkmal bei Bingerbrück. sS. K. u. W.) * D«r bekannte Berliner Theaterdirektor Karl Weist ist gestorben. sS. K. u. W.) Die Krills in Oesterreich. Während der am 25. Januar 1907 gewählte deutsche Reichstag aus Furcht vor seinem Nach folger bis an sein natürliches Ende das Gnaden brot erhalten soll, hat Herr v. Bienerth dem erst im Mai jenes Jahres gebildeten Reichs rate schon jetzt den Lebenssaden abgeschnitten, trotz seines sechsjährigen Mandates. Die Erst -- >« der Auflösung erscheinen den Oesterreia-. .'.c ebensowenig wie uns recht plausibel. Die tschechische Obstruktion hatte neuerdings wieder eingesetzt.- Aber an solche Erschwerungen der parlamentarischen Arbeit haben drei Jahrzehnte österreichischer Geschichte in so hohem Erad^ gewöhnt, dast man sie kaum noch als etwas Außergewöhnliches empfindet. Und dieses Mal trat der Anfall gar nicht besonders heftig auf. Zudem gibt die gerade von den Tschechen be förderte „provisorische" Geschäftsordnung von 1909, dio zum Glücke noch immer besteht, wenigstens einige früher nicht vorhandene Mittel zur Bewältigung des Wider standes. Allerdings war die Aussicht auf rechtzeitige Erledigung des Budgets zer stört. Aber ein Notgesetz für den April war mit Hilfe der Geschäftsordnung sicher durch zudrücken. Auch gegen einige Tage „ex lex" war man früher nicht so empfindlich. Diese Unregel mäßigkeit ist doch lange nicht so schlimm, als dast zum Artikel 14 zurückgekehrt wird. Man must ja anerkennen, dast in Oesterreich der Artikel 14 nicht aus der Verfassung ent fernt werden kann, ohne unter Umständen die zisleithanische Staatsordnung einfach zu ruinie ren. Oesterreich hat nicht Rußlands gefügige Duma, hat nicht einmal das Fraktionssystem anderer Staaten, welches bei der Niederlage der regie renden Parteien den Wechsel der Herrschaft er möglicht. Seine Konservativen, Liberalen und Sozialisten bilden lediglich Gruppen im Gefüge der nationalen „Eemeinbürg- schaften". Anderwärts kann zuletzt einmal das nationale Empfinden aufgerufen, die Losung: „Das Vaterland nicht die Partei" in besonderen Stunden erfolgverheißend aus gegeben werden — je seltener, desto wirksamer. Unser nationales Empfinden fällt mit dem staatlichen zusammen. Der heutige Oesterreicher hat ein Uebermaß von nationalem Empfinden. An sich wäre das unverwerflich: aber leider fällt es dort mit dem staatlichen Empfinden geradezu auseinander. Wir würden das natio nale Erwachen unserer Sozialisten als einen Gewinn begrüßen. Die tschechischen Sozialdemo kraten sind national geblieben: aber für den österreichischen Staat ist das ein doppeltes Unglück, weil sie die ermattende Kampflust der bürgerlichen Tschechen immer wieder durch ihren unlauteren Wettbewerb um die Gunst der Wähler aufpeitschen. Die Parteiinteressen über die vaterländischen zu stellen hat bet uns wenigstens einen so schlechten Klang, daß es höchstens die Sozialdemokraten als Grund satz zu verkünden wagen, und auch sie in Weihestunden gesteigerter Erregung darüber erfahrungsmäßig einen Teil ihrer Mitläufer verlieren. Das Wort „nationale Eemeinbürg- schaft" klingt, trotz des himmelschreienden Miß brauchs durch sittlich sehr tiefstehende Cliquen so viel edler als „Partei", und die österreichische Staatsidee ist trotz aller pragmatischen Sank tionen noch heute so kümmerlich unterhalb der regierenden Zehntausend entwickelt, daß sie jener Tendenz sogar grundsätzlich untergeordnet, und selbst die „Staatsnotwendigkeiten" den verschwommensten Hoffnungen auf nationale Sonder-Profite unbedenklich geopfert werden. Da nun die Lahmlegung des parlamentarischen Geschäftsganges, auch wo cs sich um Staats notwendigkeiten handelte, sich unter schwachen Regierungen wiederholt als Kampfmittel zur Ertrotzung solcher Sondervorteile bewährt hat, so bleibt ein Verzicht der Staatsleitung auf den Artikel 14, den störenden absolutistischen Fleck auf Zisleithaniens parlamentarischem Schilde, vorderhand unmöglich. Aber der berühmte Artikel sollte so sparsam, als es an geht, benutzt werden. Ein früherer Ministerpräsident, Herr v. Körber, schämte sich dieses Notbehelfes so gewaltig, daß er sich feierlich verpflich tete. ihn während seiner Amtsdauer niemals anzuwenden. Darüber ist freilich seine Amts dauer sehr kurz ausgefallen. Es wäre unver zeihlich, wenn Herr v. Bienerth bloß um ungünstigen Budget-Abschlusses willen zu dem gewaltsamen Mittel griffe. Nun enthält aller dings das diesjährige Budget die außerordent lich staatsnotwendige Erhöhung des Re- kruten-Kontingentes. Aber der ungarische Reichstag ist doch auch noch im Rückstände: also kann in den allernächsten Wochen doch noch nichts geschehen, um die langjährige Versäumnis einzubringen! Bienerths Tat fehlt der zwingende Beweis seiner unbedingten Notwendigkeit und der vollständigen Hoffnungslosigkeit sanfterer Mittel. Und dieser Mangel ist schlimm, wenn ein Minister mit so unvollständigem Rüstzeug politischer Logik vor die Wähler treten soll! Er^ärlich wäre sein Verfahren, wenn irgend welche Hoffnung bestände, einen bester zusammen gesetzten Reichsrat von einem bester zu unter richtenden Volke zu erhalten. Allein für solche Wahrscheinlichkeit fehlt jeder Anhalt. Die rein nach nationalen Rücksichten ausgeklügelte Wahl kreiseinteilung hat tatsächlich ihre Schuldigkeit getan. Bis auf ein halbes Dutzend Bezirke am Ostrande der Karpathen, wo besonders die „Jüdisch-Nationalen", also die Zionisten, sich auf Kosten der Polen und der Deutschen vor gedrängt haben, sind alle 516 Mandate national so besetzt, wie es beabsichtigt war. Größere Verschiebungen sind ausgeschlossen. Wohl steht aber zu befürchten, daß die „National- Sozialen" und die sozialdemokratische Gruppe den Jungtschechen, den Fidler und Kramarsch noch weitere Mandate ent reißen werden. Hofft Herr v. Bienerth, daß Herr Klofatsch leichter mit sich reden läßt, wenn er sich an jungtschechischer Beute gesättigt hat? Ist er etwa gar bereit, der Pultdeckelklapperer einen als Landsmannminister in sein Kabinett herüberzunehmen? Ohne diese Bereitwilligkeit aber erscheint es als ein verwegenes Spiel, ohne Not den durch vier Jahre im ganzen leidlich arbeitsfähig gebliebenen Reichsrat zwei Jahre vor seinem natürlichen Ende um die Ecke zu bringen: obwohl man mit großer Bestimmtheit darauf rechnen kann, daß den gemäßigt tschechischen bösen Geist der Beelzebub des tschechischen Radikalismus ersetzen, und auch den regierungsfähigen hofpolnischen Klub der Sozialismus noch schlimmer zerreiben wird als das vorige Mal. Oder ist der Hauptzweck eine Stärkung der Christlich-Sozialen auf Kosten der Deutsch-Freiheitlichen? Auch auf ein solches Ergebnis scheinen die Zeichen der Zeit kaum zu deuten. Zur Stichwahl in eeipfig-Lsnü. Am Montag, den 3. April, findet im 23. län-d- lichen Landtagswahlkreise, Leipzig - Land, Stichwahl zwischen dem freikonservativen Kandi daten Feller und dem sozialdemokratischen Kandi daten Möller statt. Wir hatten es bereits bei der Besprechung des Ergebnisses der am 22. März vollzogenen Hauptwahl als selbstverständlich bezeichnet, daß die Wähler der beiden ausgefallenen liberalen Kandidaten am Stichwahltage für den nationalen Mandatsbewerber Feller votieren. Bon nationalliberaler Seite ist auch, wie nicht anders zu erwarten war, die Parole für diesen Kandidaten ausgegeben worden; die Fortschritt, liche Bolkspartei hat dagegen ihren An hängern von der Wahl Fellers abgeraten und Stimm- enthaltung empfohlen. Schon bei der Veröffent lichung dieser Parole haben wir der bestimmten Er wartung Ausdruck gegeben, daß es doch die Mehrzahl der Fortschrittler über sich gewinnen möchte, für Feller einzutreten und damit einen Sieg des sozial demokratischen Kandidaten zu vereiteln. Angesichts der bevorstehenden Entscheidung wieder- holen wir eindringlich unseren Wunsch verschieden« Moment« sollten den Fortschrittlern in der Tat den schweren Entschluß erleichtern, dem konservativen Kandidaten den Vorzug zu geben Feller hat erklärt, daß er bei Abstimmungen nicht an den Frak tionszwang der Konservativen gebunden sei, daß er zu dieser Partei nur in das losere Berhältnis eines Hospitanten treten werde. Diese Erklärung schließt die Möglichkeit in sich, daß er auch mit den liberalen Parteien gegen die Konservativen stimmen kann, wenn es ihm notwendig und nützlich erscheint. Schon aus diesem Anlaß könnte es einem Fort schrittler, der positive Arbeit vom Landtage und keine nutzlose Prinzipienreiterei -wünscht, nicht schwer fallen, für Feller einzutreten. Dazu kommt aber noch eine weitere, unseres Er achtens nicht minder zwingende Erwägung. Bei den Hauptwahlen im Jahre 1909 sind in manchem Wahlkreise die fortschrittlichen Kandidaten durch die Stich wahlhilfe der Konserva tiven zu Abgeordneten geworden. Jetzt bietet sich dem Fortschritt die erste Gelegenheit, diesen natio nalen Freundschaftsdienst zu erwidern. Sollte in den Kreisen der Fortschrittspartei kein Verständnis dafür vorhanden sein, wie außerordentlich verhäng nisvoll die Nachwirkungen einer Unterlassung dieser nationalen Pflicht für sie in Zukunft werden können? Die Nationalliberalen hätten wahrhaftig Grund genug zur Zurückhaltung gehabt, denn als in Leipzig V ihr Kandidat Dr. Zoephel in die Stich wahl gekommen war, vernahm man keine einzige Stimme aus den offiziellen Kreisen der konservativen Partei, die eine Stichwahlhilfe zusicherte. Daß da mals die konservativen Wähler aus eigener Ent schließung für Dr. Zoephel in der Stichwahl votierten, ist überall anerkannt worden. Vielleicht wird aber auch die offene Parole der nationallibe ralen Partei für Feller für die Zukunft auf die Konservativen einen erzieherischen Einfluß ausüben. Die Nationalliberalen haben also trotz der keines wegs ermutigenden Erfahrung mit der Leitung der konservativen Partei es für ihre Pflicht gehalten, die Kandidatur Feller für die engere Wahl zu be fürworten. Zu allen diesen Gründen kommt noch das durch schlagende Moment, daß in dem Kandidaten Feller ein nationaler Mann einem Bekenner der Internationale gegenübersteht. Mag es auch man chem fortschrittlichen Wähler in Leipzig-Land schwer fallen, für Feller zu stimmen, so mag er doch das Opfer einer gewissen Selbstverleugnung um des nationalen Einsatzes willen bringen. Die Sozial demokratie seht alle Hebel in Bewegung, den Sieg an ihre Fahnen zu heften. Wir hoffen und wünschen, -daß das nationale Bürgertum durch g e - schl offenes Eintreten für Feller diesen Träumen ein Ende bereitet; und darum kann am 3. April die Losung der nationalen Wähler nur lauten: Wählt Feller! O Zur Entgegennahme des Stichwahlresultates im 23. ländlichen Wahlkreise Leipzig-Land versammeln sich das Komitee und die Freunde des freikonserva tiven Kandidaten Feller-Oetzsch, die nunmehr auch vom nationalliberalen Komitee einmütig unterstützt wird, am 3. April von abends Uhr ab im Zagdzimmer des Ratskellers im Neuen Rathause zu Leipzig. Nnler Norüleekültenlchutz. Die neueste englische Spionage in Hamburg und Bremen lenkt die Aufmerksamkeit erneut auf den Stand unseres Nordseeküstenschutzcs. Wenn die englische Spionage im vorigen August die Inter essen unserer Landesverteidigung offenbar gefährdete, zumal der größte Teil der Beobachtungen und Skizzen an das englische Intelligence Departement gelangte, so ist dies beim gegenwärtigen Anlaß nur mittelbar und in geringem Grade der Fall, da es sich jetzt um die Ermittelung einer Operationsbasis für eine englische Landung und um sehr wertvolle Kund schaftsdienste für einen plötzlichen, unvorhergesehenen Angriff auf die deutschen Küsten handelt. Immer hin brauchte der Aufenthalt der englischen Spione in Hamburg und Bremen Abstecher non dort nach den Befestigungen und Batterien Kuxhavens und Bruns büttels, sowie der Wesermündung nicht auszu schließen. Zwar kann die Kriegsgefahr zwischen Deutschland und England für absehbare Zeit als be seitigt gelten, indes der jüngste Vorgang erinnert auch an den früheren Eindruck, als wenn von deutscher Seite etwa im Kriegsfall mit Frankreich oder Eng land, oder beiden, eine englische Landung an den deutschen Nordseeküsten zu befürchten sein würde. Allein wenn England auch die bereits bei früheren Erörterungen auf 30 000 Mann veranschlagte Lan dungsstreitmacht unter dem Schutz seiner überlegenen Flotte in der Nordsee austreten lassen könnte, so würde diese zwar wirksamer, jedoch, nur in weit stärkerer Anzahl, in unmittelbarem Anschluß an den nördlichen Flügel der französischen Heere über Calais, Dünkirchen, Havre und Boulogne in jenen Krieg eingreifcn können, zumal Frankreich in Anbe tracht der schnelleren deutschen Mobilmachung sich an fänglich in der Defensive befinden dürst«. Allein das Eingreifen einer englischen Landarmee aus dem Wege durch Frankreich in jenem Kampfe müßte die freie Verfügbarkeit des nordöstlichen fran zösischen Bahnnetzes für den englischen Truppen- und Heeresbedarfstransport und mindestens zweier Bahn linien als Verbindungslinien mit der Küste voraus fetzen, was in Anbetracht des eigenen Bedarfs Frankreichs in jenen Richtungen, zu Anfang eines Kriege», als mindestens zweifelhaft, wenn nicht als ausgeschlossen gelten kann. Daher könnten sich etwaige Landungsab sichten Englands, entweder, wie höchst wahrschein lich, auf Belgien, »der aber, wie schon aus einer Erkundung der Verhältnisse des dänischen Hafen» E»bjerg bet dem Erscheinen seiner Manöoerflotte im Sommer 1908 vor diesem Hafen und selbst einer dortigen Landunasübung hervor ging, entweder aus die dänische Nordseekaste oder aber auf die deutsche richten. Einer englischen Lan dung in Dänemark aber stehen ähnliche politisch« und militärische Verhältnisse wie bei Belgien und Holland entgegen, wenn auch Dänemark» Neutralität nicht wie diejenige Belgiens von den Mächten garan tiert ist, und wenn auch nicht hinsichtlich des Bahn netzes, so daß eine englische Landung an den deutschen Nordseetüsten politisch und militärisch am unabhängigsten wäre. Allein die dortigen geo graphischen, maritimen und militärischen Verhält nisse schließen die Aussicht auf Las Gelingen selbst einer überraschend erfolgenden Landung und In vasion eines englischen Landheeres, namentlich zwischen der Elbmündung und der holländischen Grenze, etwas weniger an der schleswig-holsteinischen Küste, hier hinsichtlich der ersten Operationen im Landinnern, aus. Die Gewässer unserer Nordseeküsten sind fast überall auf meilenweit infolge ihrer Untiefen und Sandbänke, ihrer Nebel und der Einwirkung der Ge zeiten, sowie ihrer schmalen Fahrwasser der Fluß mündungen der Elbe, Weser, Jahde und Ems schwer navigierbar, aber bei fortgcnommenen Seezeichen für ihrer nicht Kundige unpassierbar. Jene Flußmün dungen aber sind überdies durch starke Befestigungen und vorbereitete Minensperren geschützt, und die nur für Kriegsschiffe geringeren Tiefgangs passierbaren Zugänge zu den schleswig-holsteinischen Küsten gehen bekanntlich der Herstellung geeigneter Befestigungen entgegen. Schiffe größeren Tiefganges vermögen dort nicht an die Küste selbst heranzugelangen, um durch das Feuer ihrer denen der Feldartillerie des Ver teidigers überlegenen Kaliber eine Landung größeren Stils zu erzwingen. Das deutsche Nordseeküstenbahn netz aber und die Truppenlokation in jenen gesamten Küstengebieten, sowie die Bereitschaft starker Reserven zur Küstenverteidigung sind genügend entwickelt, um ledem feindlichen größeren Landungsversuch mit voller Aussicht auf Erfolg entgegentreten zu können. Die Torfmoore und Marschen Ostfrieslands und Oldenburgs, sowie die WeichlanLstrecken und zahl reichen Wasserläufe des nördlichen Hannovers er schweren überdies dort die Operationen einer Lan dungsarmee ungemein, so daß es sich bei den stattge fundenen englischen Rekognoszierungen kaum um die Vorbereitung der etwaigen Landungsoperation und Invasion einer englischen Armee, wie vielmehr um die Vorbereitung des Angriffs auf die der Küste vorliegenden Befestigungen und auf zur Landung geeignete Stellen, wegen Gewinnung von als Kohlen- und Munitionsdepots benutzbaren Stützpunkten, zu nächst für die enge Blockade und nur den späteren eventuellen Angriff auf Künstenbefeftigungen und wichtige offene Plätze, sowie um die Ermittelung der Navigierbarkeit der betreffenden Gewässer und ihrer Landungsbrücken überhaupt, gehandelt haben dürfte. Gegen eine wirksame enge Blockade und jenen An griff aber ergänzt unsere heutige starke, vorgeschobene Verteidigungslinie in der Nordsee den bereits vorhandenen Schutz. Sie erstreckt sich dem nächst von Sylt über Helgoland und Wangeroog bis Borkum. Die weitreichen den schweren Geschütze Helgolands aber beherrschen, vortrefflich gegen die Wirkung feindlicher Schiffs geschütze gedeckt, einen namhaften Teil des englischen und dänischen Kurses. Die Jns«l bildet den Lugaus posten und Stützpunkt schneller, im Kriegsfall von dort aufklärend gegen feindliche Geschwader und Kreuzer vergehender Kreuzer und mit ihrem Tor- pedoooothafen künftig einen vortrefflichen Stützpunkt für die Aktion einer Torpedobootflottille gegen jene Geschwader. Eie unterstützt derart im Verein mit dem Nordsee-Dreadnoughtgeschwader und anderen Schiffen der Nordleeflotte die Verteidigung der Elbe-, Weser- und Jahdemün düng und das Dsbouchieren jener Flotre aus dem Nordost seekanal und der Elbmündung, so daß unsere Flotte, da das Auftreten feindlicher Dreadnoughts in der Ostsee aus dem Wege der für sie sehr schwierig passier baren Belte so gut wie als ausgeschlossen gelten kann, mit ihren Hauptkräften vereint auf unserm wahrschein lichsten und wichtigsten Seekriegsschauplatz, dem der Nordsee, zu operieren vermaß. Somit aber können wir bei der Gesamtlage der in Betracht kommenden Verhältnisse, ungeachtet der erfolgreichen englischen Ermittelungen, nicht nur gegen das Landungsunter nehmen und die Invasion einer englischen Armee, sondern auch gegen eine enge Blockade unserer Haupt nordseehäfen als völlig gesichert gelten. « Sachten suk üer Berliner internationalen Bus- lteilung für Relle-unü /remüenoerkelir. Berlin, 1. April. Der großen Reiselust, die den Bewohnern unseres Sachsenlandes eigen ist, entsprechend, ist unser engeres Vaterland auch auf der jetzigen Berliner Ausstellung für Reiseverkehr reichlich vertreten, und da von dem Dresdner Verkehrsverein die Vertretung der Ausstellung in die Hand genommen wurde, ist auch eine einheitliche, wirkungsvolle Gruppe ge schaffen worden, welche in gewohnter Weise zur Er öffnung auch rechtzeitig fertiggestellt war. Die gesamte Ausstellung ist gegliedert in neun Abtei lungen, deren erste gebildet wird von den Landes ausstellungen deutscher und ausländischer Staaten. Hier ist naturgemäß die sächsische Landes ausstellung eingereiht worden und sie nimmt einen ansehnlichen Raum oder vielmehr eine Flucht von zehn einzelnen Sälen bzw. Kabinen ein. Die selben lassen sich in einem Rundgange bequem be sichtigen und bieten in fünf Abteilungen eine Fülle interessanten Materials. Es sei zunächst bemerkt, daß diese Abteilungen die geographische Teilung unseres Heimatlandes in den Leipziger Kreis, die Lausitz, das Erzgebirge und Vogtland, Dresden und die Sächsische Schwerz sowie da» Elbtal wieder geben und demgemäß die Besichtigung mit der Groß stadt Leipzig zu beginnen hat. 1. Der Leipziger Krei». Die Stadt Leipzig selbst ist vertreten durch Photographien des Neuen und Alten Rathauses, des Sudfrredhofes und einiger Ansichten unserer Fluß auen nebst Laubwäldern. In einer Nische Wirkung», voll eingebaut ist das große von Bildhauer Schöne angefertigte Modell des Dolkrrschlachtdenkmals mit
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