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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110725022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911072502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911072502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-25
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Good wood-Renne» angefichts der chm zu- geschickte» innerpolitifchen Situation, die durch die parlamentarischen Zwistigkeiten wegen der Vctobill geschaffen ist, v e r s ch o b e n. Z»r Reoolxtto» in Haiti. Re« York, 25 Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die Revolutionäre in Haiti benachrichtigten die amerikanische, die deutsche und die italienische Ge sandtschaft, das? sie für Leben, Sicherheit und Besitz der fremden Staatsangehörigen Garantie über» nehmen. Sus Leipzig unü llmgegenü. * Leipzig, 25. Juli. Wetterbericht der KönigU Sachs. Landeswetterwarle z» Dresden. Voraussage für den 2V. Juli 1S11. Nordoslwinde, heiter, schwache Abkühlung, vor- nnegend trocken, leichte (Gewitterneigung. Pöhlberg: Glänzender Sonnenunter- und «ausgang, Abend- und Morgenrot, ferne Gewitter nicht sehr lveit nach Nord bis Ost. Fichtelberg: Glänzender Eonnenunter- und »ausgang, Abend- und Morgenrot, ferne Gewitter uicht sehr weit n^ich Oftest bis Nord. Temperatur des Fluhwalsers. 3uli al>d». «> Uhr^ .7,. Juli lrül> > Uhr L>. 3uU milys.IH'Uhi Germaniabad <Piech«> 23,5" 0 23,0 0 23,0« e SchwimmanstalttEUtrr, Gemeindebad 23,5" 0 23,5' 0 23,0 » Schönefeld fParid«, 21,0 1 Hl- 20,0 0 21,0» 0 * Jubiläum. Am 28. d. M. begeht der Professor für landwirtschaftliches Rechnungswesen an der Uni versität Leipzig Ockonomierat Dr. Howard sein 25jähriges Professorenjubiläum. Aus diesem Anlatz veranstalten seine Schüler, Freunde und Anhänger an diesem Tage in den Räumen der Harmonie ein Festessen. Für den Abend plant der Akademisch- Landwirtschaftliche Verein „Agronomin" zu Ehren seines Gründers, Alten Herrn und Ehrenmitgliedes im Saale des Kaufmännischen Nereinshauscs einen Festkommers. * Platzmusik. Am Mittwoch, den 28. Juli, findet die militärische Platzmufik vor der Dienstwohnung des Garnisonältesten, Thomasring 2, durch das Trompcterkorps des 7. Feldartilleric »Regiments Nr. 77 statt. Beginn: 11 Uhr 15 Min. vormittags. Programm: 1) Klingende Grütze. Marsch von F. Güldner. 2) Jubel-Ouvertüre von E. Bach. 3» Fantasie a. d. Op. „Carmen" von G. Bizet. 4) Die Schonen von Valencia. Walzer von L. Morena. 5) Mohnblumen. Japanische Romanze von N. Moret. 6) Immer resch. Marsch von A. Wichert. * Die Armendiakonie des Ev. Vereinshause», Rotzstr. 14, Tel. 1880, bittet wohltätige Herrschaften der Stadt um gütige Zusendung von Möbeln aller Art, von Kindcrsachen und Kinderwäsche, sowie von Bettwäsche; daran mangelt es ihr gerade jetzt außer ordentlich, die Nachfrage bedürftiger Leute ist aber eine sehr große. Bei Benachrichtigung durch Karte oder Fernruf wird das gütigst Zugedachte gern durch legitimierte Boten abgeholt. * Aus dem Leipziger Gastwirtsgewerde. Für be reits bestehende Gast- und Schankwirtschaften er hielten in Leipzig und den Vororten anderweit Er laubnis: Zur Schaukwirtschaft: Melany Goldammer, L.-Slötteritz, Wasseriurmstraße 37, Otto Eberius. L. Möckern, Kantine des 107. Jn- santeric-Regimcnts, Arthur Helfer, Kramer straße 4/6, Hugo Andrä, Berliner Straße 119/121, Max Berger, L. Stötteritz, Eichslädtstraßc 15, Hermann Kober, Lößniger ätraß« 6, Otto Köh ler, L.-Plagwitz, Gietzerstrasze 50, Otto Hauschild, L. Möckern, König-AIliert-Straße 20, und Paul Wirth. L.-Möckern, Wiettinstratze 6/8. Die Geneh migung zum Ausschanke von nichlgeistigen (Getränken an die Gxrrteninhaber und deren Familienangehörige der Vereine „Naturfreunde" und „Waldesruh" (vom 16. März bis 15. Oktober jedes Jahres bis 11 Uhr abends!: Max Zeising, Gartenverein „Natur sreunte" L. Stötteritz. Zum Ausschank von nicht geistigen Oietränken erhielten ferner Konzession. (Ger trud Las le, L.-Lindenau, Kaiscrstrasst 11, und Elisabeth Heere. L.-Lindenau, Kuhturinstraße 26. Zum Ausschank von nichlgeistigen G»etränken während der Ladenzeit: Arthur Lehmann, Dnfourstratzc 21. * Absturz «ine» Leipziger» in der Schweiz. Au» Innsbruck erfahren wir: Die Lehrer Fritz Richter und Bewig aus Leipzig unternahmen eine Fels partie in den Oetztaler Bergen. Dabei trat Richter fehl und stürzte von der vorderen Sulztalalpe ad. Er ist von Hirten tot aufgefunden worden. Der Verunglückte war 33 Jahre alt und nicht ver heiratet. Er war an der 33. Bezirksschule zu Lindenau und vorher an der 10. Bczirksschule angestellt. Erst gestern abend erfuhr der Bruder des Toten von dem Unglücksfall. * Der Leipziger Verband von Freunden der frei studentischen Bewegung veranstaltet am Mittwoch, Len 28. Juli, abends S'.H Uhr im freistudentischen Kasino (Königstr. ig Hf «inen studentischen Autoren abend. Es soll damit studentischen Verfassern Ge legenheit geboten werden, Eigenes in Dichtung und Prosa vorzutragen. Manuskripte find mit dem Ver merk „Autorenabend" in das Kasino einzusenden. Der Eintritt ist frei. * Bedrohungen arbeitswilliger Bergleute. In der Probstheidaer Straße in Dölitz wurden Montag abend arbeitswillige Bergarbeiter von arbeilsun- willigen Bergarbeitern beschimpft und mit Schlägen bedroht. Gegen die Täter ist Anzeige erstattet worden. — Ein anderer arbeitswilliger Bergarbeiter mußte sogar in vergangener Nacht in Schutzhaft ge nommen werden, um ihn vor den Nachstellungen seiner Kollegen zu bewahren. Diese hatten ihn in einer Wirtschaft in der Bornaischen Straße in Dölitz mit Getränken traktiert, um ihn betrunken zu machen, währenddem auch sein Fahrrad durch Zerschneiden des Schlauches und des Mantels arg beschädigt. Ehe sie aber zu Tätlichkeiten gegen ihn übergehen konnten, nahm sich die Behörde seiner an. «e. Während de» Schlafe» in» Wasser gefalle». Montagabend fiel in der Nähe des Plahlbaurestau- rants ern junger Mann ins Wasser, wurde aber von Passanten lebend wieder herausgezogen und nach dem Krantenhausc gebracht. Er hatte am Ufer gesessen und war eingeschlafen. Bei einer Bewegung während des Schlafes war er ins Wasser gefallen und wieder munter geworden. * „Die Welt ist nicht gross . . Auswärts ver übte ein 16 Jabre alter Wirtschaftsgehilfe zum Nach, teil eines Schlafkollegen einen Diebstahl an Kler» dungsstücken und wurde flüchtig. Jetzt traf der Be stohlene den Spitzbuben hier und veranlaßte seine Festnahme. * Zeugeu gesucht. Am 21. v. M. vormittags gegen 8 Uhr hat ein Unbekannter in der Nähe der Schneider scheu Lampenfabrik ein 11 Jahre alte« Mädchen mit einem Messer bedroht und durch Faustschläge auf den Kopf mißhandelt. Ein dazukommender etwa 50 Jahre alter Mann setzte den Burschen zur Rede und kam mit ihm ins Handgemenge, doch gelang es dem Un bekannten, zu entkommen. Er flüchtete in der Rich tung nach Schönefeld zu. Geschildert wird er als etwa 20 Jahre alt, von mittelgroßer Gestalt, hat gebräuntes, bartloses Gesicht, trug blaue Leinewand- hosc und ebensolches Jackett. Erwünscht wäre es, wenn sich der Mann, sowie sonstige Personen, die sachdienliche Auskunft geben können, bei der Polizei melden würden. " /Blankoakzepte". Auf Ersuchen einer auswärtigen Behörde wurde hier wegen Beihilfe zum Betrug ein 47 Jahre alter Agent verhaftet. Obwohl der Mann vollständig mittellos war, hatte er einem Fabrikanten Blankoakzepte ausgestellt, womit sich dieser über Wasser hielt, bis der Zusammenbruch erfolgte. * Diebesbeute. Aufgefunden wurden im ab gelassenen Elstermühlgraben eine größere Partie icharic Gcwchrpatronen, teilweise mit Rahmen und der Bezeichnung „H. Uttendörfer, Nürnberg", die schon längere Zeit im Wasser gelegen haben dürften. Die Patronen scheinen von einem Diebstahl herzurühren und befinden sich jetzt in Verwahrung der Polizei. * Fledderer. Zwei Unbekannte im Alter von 23—30 Jahren, von denen einer einen weißen Ohr ring mit Kettchen und einer Münze trägt, sind ver dächtig, Personen, die auf Promenadenbänken ein geschlafen waren, um ihre Wertsachen bestohlen zu haben. * Folgen der Hitze. An der Bismarckftraßc in Schleunig wurde am Montag eine Arbeitersehefrnu aus Lindenau von einer Ohnmacht befallen und in behördliche Obhut genommen. * Diebereien. In eine Gesellenkammer in der Weststraße schlich sich ein Diev ein und entwendete zwei Uhren mit Ketten. Der Spitzbube war etwa 20 Jahre alt, trug braunen Anzug und schwarzen steifen Hut. — Aus einer Badeanstalt wurde ein Portemonnaie, das außer einer Studenten», eine Radfahrer» und eine Badekarte enthielt, gestohlen * Feuer im Kino. In einem Kinematograohen- theater am Roßplatz entstand Montagabend während der Vorstellung Feuer, bei dem etwa 60 m Film im Werte von 30 verbrannten. Das Feuer wurde bald gelöscht. * Lin Zusammenstoß zwischen einem Straßen bahnwagen und einem Kraftwagen fand auf der Kreuzung der Elisen- und Kantstraße statt. Letzterer war an den Straßenbahnwagen angefahren und dabei so stark beschädigt worden, daß er außer Be trieb gesetzt werden mußte. * Im Krankenhause gestorben ist eine unbekannte etwa 40 Jahre alte Dame, die Montag abend gegen V,8 Uhr in der Bayerschen Straße von einem Httz- schlag betroffen wurde. * 2« Hast genommen wurde ein 29 Jahre alter Schlosser, der wegen Diebstahls gesucht wurde. We gen Verdachts des Sittlichkeitsvergehens wurde ein 58 Jahre alter Handelsmann festgenonrmen. * Markranstädt. Die hiesigen sechs Milchhändler geben bekannt, daß sie infolge schwieriger Einkaufs verhältnisse gezwungen seien, die Mrlchvreise pro Liter um 2^ zu erhöhen, so daß nun 1 Liter Milch 20 kostet. — Anläßlich des Schleusenumbaues kann man fortgesetzt beobachten, daß Kinder im schul- und nichtschulpflichtigen Alter in den Ausschachtungen Herumkriechen, auf den Loren sich gegenseitig fahren und auf den Beschleusungskörpern mittels Bretter allerhand Schauspiele veranstalten. Hier muß inner halb der Ferien das Elternhaus einsetzen und auf die Gefahren aufmerksam machen, weil die Eltern für jeden Unfall verantwortlich und hastbar sind. Sus Lschlen. Dresde», 25. Juli. * Der erst« geistliche Rat im evangelisch-luthe rischen Landeskonsistorium Oberkonsistorialrat Dr. theol. et phil. Johannes Kohlschiittcr feiert am 25. Juli seinen 70. Geburtstag. * * Döbeln, 2b. Juli. (Schwerer Unfall.) Am Rathausneubau ereignet« sich heut« mittag aber mals ein schwerer Unfall. B«im Vernieten der eisernen Dachträger stürzte der 19 Jahre alte Schmied Lantzsch nach der Hofseite ab und erlitt schwere Rücken- und Betnverlehungen. zvp. Freiberg i. 24. Juli. (Selbstmord.) Am vergangenen Sonnabend hat sich der 15'/? Jahre alte Sohn Les Händlers Kr. durch Erhängen entleibt. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Da der junge Mann so stark an Epilepsie litt, daß jede be ruflich« Tätigkeit zur Unmöglichkeit wurd«, darf mit Sicherheit Schwermut als Motiv zur Tat an genommen werden. * Weida, 25. Juli. (Infolge der anhal ten Trockenheit) mußte der Betrieb in der Weidaer Jutespinnerei und Weberei eingestellt wer den, weil die Dampfkessel nicht mehr gespeist wer den konnten. In der Weberei werden etwa 600 Ar beiter beschäftigt. ü) Aue, 24. Juli. (T öd l iche r U n f a l l.) In einer hiesigen Fabrik benutzte der Schleiferlehrling Süß zum Auflegen eines Transmisfionsriemens eine Latte. Hierbei erbielt diese einen Rückschlag, durch den der jung« Arveiter so schwere Verletzungen am Unterleibe erhielt, daß er bald darauf starb. ID Wildenfels, 24. Juli. (Fahnengeschenke.) Dem Militärverein zu Friedrichsgrün sind anläßlich seines SOjährigeu Jubiläums Fahnenringe und Nägel gestiftet worden vom König von Sachsen, dem Grasen Solms-Wildenfels, vom Offizierkorps Zwickau u. a. HI Larlsseld, 24. Juli. (Ein größerer Waldbrand) entstand gestern auf Wildenthaler Revier, der erst nach mehrstündiger, schwerer Arbeit gelöscht wurde und großen Schaden anrichtete. * Adorf, 25. Juli. (Schwerer Unfall.) Heute vormittag wurden auf dem Bahnhof Mors beim Rangieren dem Hilfszugschaffner Pöhland aus Klingenthal beide Beine abgefahren. Er ist kurz darauf seinen Verletzungen erlegen. * Pirna, 25. Juli. (E l b s ch i f f a h r t.) Mit dem Elbwasserstand wird es von Stund« zu Stunde trauriger. Es handelt sich nur noch um wenige Zentimeter, und mit der Schiffahrt hat es ein Ende. * Cossebaude, 24. Juli. (Mit zwei Pferden in der Elbe ertrunken) ist der Kutscher Leo Zsnghin wsr! Janghin war — der berühmte und gefürchtete Feuerrui Konstantinopels ist jedem Türken geläufig, und wenn er sich nicht aus seinen eigenen Stadtteil bezieht, beunruhigt er ihn ziemlich wenig. Denn die Einwohner Konstantinopels sind an die Ricjenbrände nachgerade cewöhnt. Kein Jahrzehnt vergeht, in dem nicht ein Ricsenbrand einige tausend schlecht gebauter Holzhäuser auizchrl, und in ein zelnen Jahren verheert ^as gefräßige Element die Stadt am Goldenen Horn mcbrmais. In diesem Jahre ist es schon der zweite Riesenbrand, der aus Konstantinopel gemeldet wird. Im Anfänge des Aprils ist der groge und reiche Stadtteil Kadikoi ein Raub der Flammen geworden, und das Feuer hat auch auf den Billenvorort Mvda übergegriffen. Der Brand der Hohen Pforte, der im Februar d. I. das altehrwürdige Gebäude säst völlig vernichtet har, ist eigentlich auch unter die Riesenbrände zu zählen, wenn auch das Feuer auf seinen ursprüng lichen Herd cingedämmt werden konnte. Die Brandchronik Konstantinopels ist reich an solchen gewaltigen Ungliickssällen Im vergangenen Jahrhundert sind es vornehmlich drei Brände, die der Stadt und ihren Bewohnern gewaltigen Schaden angetan Haden, der vom September 1836, der vom August 1848 und das Riescnfeuer vom 5. Juni 1870, das ganz Pera einäschertc und auf eine Strecke von 1000 m Länge, die beinahe halb so breit war. über 7000 Häuser verzcbrlc, wodurch ein Sachschaden von beinahe 100 Millionen Mark angerichtet wurde. Amicis hat non dieser Katastrophe eine liöchst an ichauliche Schilderung gegeben. Sie brach am 5. Juni aus und hätte vielleicht schnell gelöscht werden können, hatte sich der Brunnenwächter nicht lange geweigert, den Wasserbrunnen auszuschließen, der. wie das in Konstantinopel die Regel ist. nach der Entnahme des Wassers durch die Wasserträger ge schloffen worden war. So breitete sich denn das Feuer, unglücklicherweise durch einen heftigen Wind unterstützt, rasend aus und ward zu einem Glutstrome, der sich in dämonischer Geschwindigkeit die Hauptstraßen von Pera hinabwälzic und, sich mit anderen Feuerströmen vereinigend, bald zu einem Meere auswuchs. Vergebens wurden oonze Batail. lone gegen das Element ins Treffen geschickt, ncrge bcns eilte eine ganze Schar hoher Beamter und Offiziere herbei; einen 'Augenblick zeigte sich sogar am Eingänge des brennenden Viertels der Sulla« , selbst zu Pferde, von seinem Gefolge umgeben, bleich I wie ein Toter, mit weit aufgerissenen Augen in die Glut starrend, als ob er an die Worte denke, die sein Vorgänger Selim I. bei ähnlicher Gelegenheit gesprochen hatte: „Das ist der glühende Atem meiner Opfer! Ich fühle ihn, der die Stadt zerstören wird, mein Serail und mich selbst!" Um 7 Uhr abends flammte noch der Palast der englischen Botschaft auf, dann legte sich der Wind, und das Feuer, das die Menschen nicht hatten besiegen können, erstarb größtenteils von selbst. Worauf die Riesennusdehnung der Brände beruht, zu der beinahe jedes Feuer in Konstantinovel ge langt. weiß man jn: eine große Anzahl von Häusern ist aus Holz gebaut, so daß ein Feuer, dns eins der Holzhnuier ergriffen hat, mit Bestimmtheit auch die Nachbarhäuser ergreift unü so die ganze Straße ver nichten muß. Die Hauptschuld an der Grötze der Brände aber trägt die — Feuerwehr. Man sollte meinen, eine Stadt, die besonders feuergefährlich gebaut ist und schon sehr oft unter Bränden hat leiden müssen, sollte ihrer Feuerwehr besondere Sorg falt widmen. Weit gefehlt! Das Feuerlöschwesen Konstantinopels ist gerade das Gegenteil von vor bildlich. Wegen des schlechten Strnßenpslasters und der vielen Sackgaffen, die die Annäherung a» die Brand stätte erschweren, haben die türkischen Spritzenicute schon mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Uebclstände werden aber durch andere Einrichtungen noch verstärkt. Jede andere Stadt — d. h. im west lichen Europa — richtet ihre Feuerwehr so ein, daß sie ioglcich nusrücken kann, wenn die Feuermeldung cintrifft. In Konstantinopel ist das nicht der Fall. Man muß damit rechnen, daß wenigstens eine halbe Stunde das Feuer ungestört brennen kann, wie und wo es mag, ehe die Feuerwehr ausrücken darf. Die Feuerwehr wird uicht etwa telephonisch oder tele graphisch benachrichtigt sondern durch ein Zeichen, das der Feuerwächter auf dem Galataturm aushängt; am Tage dienen große purpurrote Körbe, bei Nacht Feuerzeichen zur Benachrichtigung der Feuerwehr. Nun weiß die Feuerwehr Bescheid, alsbald öffnen sich ihre Tore und heraussprengt nicht etwa der Spritzen wagen mit den Hilfsmannschaften, sondern ein einzelner Reiter. Wohin? Zum Palaste des Sultans, denn ohne den Willen des Grotzherrn darf die Militärseuerwchr — um diese bandelt es sich hier — nichl ausriicken. und erst wenn der Reiter Las taiserlich- Jradeh zurückbringt, darf die Feuer wehr ihre Pflicht erfüllen! Konßantinopel hat aber noch eine Feuerwehr, die freiwillige. Die Militär feuerwehr ist, abgesehen von den Schwierigkeiten, gegen die sie selbst machtlos ist, so gut eingerichtet, wie es in der Türkei eben denkbar ist, und arbeitet auch recht wacker. Die freiwillige Feuerwehr dagegen ist eine höchst zweifelhafte Gesellschaft, und es gibt Leute, die behaupten, das Feuer selbst sei weniger zu fürcht ten, als diese freiwillige Feuerwehr. Ihre Mitglieder sind zwar verwegene Gesellen, leider aber kommt zu dieser höchst schätzenswerten Eigenschaft eine zweite, die alles Gute, was die Feuerwehr leisten könnte, wieder hinfällig macht: die wackeren Spritzenicute sind nämlich von großer Beutegier besessen, und wo ihnen etwas gefällt, scheuen sie durchaus nicht davor zurück, es mitgehen zu heißen. Die „Tulum- badschies", wie dieie wackeren Gesellen heißen, stellen sich bei genauer Betrachtung als eine Horde halb nackter Wilder dar; es sind Tagediebe mit höchst zweideutigen Gesichtern, die, sobald der Feuerruf er tönt, sich mit Spießen, Stricken, Achten und Picken bewaffnen, um der Brandstätte zuzueilen. Zur Ausrüstung der Feuerwehr gehört nach euro päischen Begriffen auch eine Feuerspritze. Diese, Tulumba genannt, haben sie auch, aber sie ist nicht der Rede wert, denn sic faßt nur wenige Liter Wasser, so daß sie zum Besprengen von Blumen gärten zwar vortrefflich, zur Löschung einer Feuers brunst dagegen weniger tauglich ift. Mit der Wasser beschaffung hapert es in Konstantinopel bei Bränden überhaupt. Zuweilen sind die Schlüssel zu den Hydranten nicht zu finden, und bei dem Riesenbrande im Jahre 1(108 mußte die freiwillige Feuerwehr in allen möglichen Gefäßen das Wasser aus den bcnach- barien Privathäujern herdcifchafsen. Dieses Wasser aber mußte sie erst — bezahlen. Snltav Saüellmrs begeht morgen seinen 60. Geburtstag. Er hatte längst als Schauspieler eine über Europas Grenzen hinaus gehende Anerkennung gefunden, bevor er zum ersten mal als Bühnenschriftsteller auftrat. Zu Pest ge boren, war er in Wien bei Alexander Strakosch u. a. vorgebildet worden und batte seine ersten Engage ments in Halle und Leipzig gefunden. Eigentlich entdeckt aber wurde er erst in Berlin am Wallner- thcater, an dem er seit 1871 beschäftigt war, als er dort eines Abends den Hermann in Len „Räubern" spielte, eine Rolle, die ihm, der sonst nur jugendliche Liebhaber, elegante Lebemänner und Offiziere dar stellte, durch einen Zufall übertragen worden war. pold Blazek. Er war mit den nicht ausgeschirrte» Tieren in den Strom geritten, doch gingen di« Pferd« infolge der Schwer« de» Leder-enge» unter. Die Leiche de» vlazek ist noch nicht gesunde«. * Buchholz, 24. Juli. (Tin bedeutender Brand) hat heut« in unserer Stadt gewütet. Den Entstehungsherd bildet« die alte Adelmühl«. Der hiesigen sowie fünf benachbarten Feuerwehren gelang es nicht, die Mühle vor der Zerstörung zu retten, di« Nachbargebäude hingegen, namentlich da« städtische Brauhaus, da» ebenfalls bereit« Feuer gefangen hatte, konnten erhalten bleiben. Als Brandursache nimmt man Selbstentzündung infolge herrschender großer Sonnenglut an. Tsgeschnmik. Eräkenthal, 24. Juli. (Der alte Magnus Ein echter und biüerer Thüringer Gastwirt, der frühere Schultheiß Magnus Hofmann in Reichmanns dorf, neben dem humvorvollen Waldsänger Dores Böhm in Ernstthal der bekannteste Gastwirt auf dem Thüringer Walde, ist im Alter von 72 Jahren an den Folgen eines schweren Schlaganfalls ge storben. Mancher wird sich des alten „Magnus" er innern und mit herzlicher Freude froher Stunden gedenken, die er bei einer Flasche „Eisfelder" in der Runde am grünen Tisch mit erleben durfte. Heiligenstadt, 24. Juli. (Schneckenzucht.) Im benachbarten Geisleden hat eine auswärtige Firma eine „Schneckenzuchtanstalt" anlegen lassen, die in diesem Jahre wieder in flottem Betriebe ist. Jn allen Ortschaften des Obereichsfeldes beschäftigen sich jetzt Kinder wie Erwachsene mit dem Sammeln der weißen Schnecken (Weinbergschnecken), wofür 4 »L für das Pfund gezahlt werden. Die Schnecken kommen in die „Schneckenzuchtanstalt" nach Geisleden, wo sie gemästet werden, um dann im Herbst in großen Mengen nach dem Auslande, besonders nach Frank reich, verschickt zu werden. Dort gelten sie bekannt lich als Leckerbissen. Rudolstadt. 24. Juli. (Die Großherzogin) Marie von Mecklenburg-Schwerin trifft heute zu mehrwöchigem Besuche des regierenden Fürstenpaares auf der Schwarzburg ein. Ohrdruf, 24. Juli. (MarsHunfähig.) Viele der hier befindlichen Mannschaften wurden infolge der großen Hitze marschnnfähig. Die Temperatur betrug 36—38 Grad Celsius. Unter den marschun- fähiaenMannschaften befanden sich20—25 Mann des 71. Infanterieregiments. Zwei Mann des 96. In fanterieregiments wurden nach Arnstadt ins Kranken haus geschafft, ein Mann der 4. Kompanie liegt dort schwer krank danieder, der andere, der der 12. Kompanie angehört, ist wieder wohlauf. Ein Mann des 94. Infanterieregiments, der infolge der Hitze schlapp geworden und gestolpert war, erlitt einen Oberschenkelbruch. — Das Gerücht, daß mehrere Soldaten infolge Hitzschlags gestorben seien, entbehrt der Begründung. Ohrdruf, 24. Juli. (Ein seltenes Jubiläum» kann Branddirektor Richard Strobel begehen. Heute sind nämlich 50 Jahre vergangen, seitdem er das Kommando über die hiesige Ortsfeuerwehr über nommen hat. Berlin, 25. Juli. (Die Cholera in Europa.) An amtlicher Berliner Stelle liegen weitere Nach richten über die Ausbreitung der Cholera in Europa vor. Die Verseuchung Süditaliens bzw. Siziliens wird nunmehr von der italienischen Regierung mit Einschränkung zugegeben. Das Auftreten von Tho- lerafällen in französischen Hafenstädten wird in der französischen Mitteilung an die Mächte nur als spo radisch bezeichnet. Wichtig ist, daß in den letzten Wochen in dem alten Cholerayerd in Rußland keine Choleraerkrankung zu verzeichnen ist, jo daß eine größere Verbreitung der Epidemie in Mitteleuropa für dieses Jahr nicht wahrscheinlich ist. Berlin, 25. Juli. (Bei dem Brandern Ko »- stantinopel) sind nach Mitteilung der dortigen Botschaft deutsche Staatsangehörige oder deutsche Waren nicht in Mitleidenschaft gezogen. Der Reichskanzler, ebenso der Staatssekretär des Auswär tigen haben schon in früher Morgenstunde der tür. kischen Regierung dura» Len hiesigen Botschafter die Anteilnahme der deutschen Regierung zu der Brand katastrophc in der türkischen Hauptstadt aussprechen lassen. Berlin, 25. Juli. (Einbrecher.) Eine sechs köpfige Einbrecherbande, dre feit Wochen in den westlichen Vororten leerstehende Villen geplün dert hat, wurde gestern beim Verletzen von Beute stücken durch die Kriminalpolizei üoerrascht und fest genommen. Der starke Eindruck, den er durch die Darstellung jener klassifchen Figur hervorrief, blieb im Gedächtnis der Berliner haften, und sie, die nun auf ihn auf merksam geworden waren, erhoben ihn allmählich zu einem ihrer erklärten Lieblinge. Nach einer vorüber gehenden Tätigkeit in Wien n»d einer Gastspielreise Lurch Amerika, auf der er überall den lebhaftesten Beifall erntete, errang er sein« größten schauspiele rischen Erfolge während seiner vieljährigen Tätigkeit unter L'Arronge an dessen Deutschem Theater in Berlin; von diesem nahm er erst in der Mitte der neunziger Jahre seinen Abschied, als seine schrift stellerische Arbeit ihm genügend Beschäftigung und genügende Erträge gewährte. Nachdem er mit einer Ausstattungskomödie „Der wilde Baron" sich die Sporen als Bühnenschriftsteller verdient hatte, hat er eine lange Reihe von Lust spielen und Schwänken geschrieben, die sich fast alle mühelos den Weg über die deutschen Bahnen gebahnt haben. Viele hat er allein verfaßt, aber die meisten, und wohl die besten — wir können sie nicht alle auf zählen und nennen, nur „Goldfische", „Großstadtluft", „Der Herr Senator", .Hm weißen Rötzl" — hat er im Bunde mit Blumenthal, Schönthan oder Skowronnek geliefert. Infolge dieser seiner GewoHnbeit, mit Kompagnons zu arbeiten, läßt sich natürlich schwer eine Charakteristik seiner „Eigenart" als Lustspiel dichter geben. Man möchte fast vermuten, daß gerade feine glücklichsten Lustspiele aus einzelnen Situationen heraus geboren sind, deren humoristisch theatralische Schlagkraft Kadelburg begriffen hatte: und wenn etwa bei dem Zusammenarbeiten mit Blumenthal die Durcharbeitung der Form von dem berrühren dürfte, so möchte man Kadelburg die komisch-drastischen Charaktere, di« schwank artigen Situationen und einschlagenden Aktabschlüssc, wie überhaupt einen großen Teil dessen, was nur ein alter Bühnenpraktiker leisten kann, zuschreiben. Kadelburg hat sich auch journalistisch vielfach be tätigt; in zahlreichen Zeitschriften sind Feuilletons. Plaudereien und Humoresken aus seiner Feder er schienen. Sicherlich auch ist noch nicht das letzte seiner Stücke über d ie Bretter gegangen, und vielen unserer Leser wird cs gewiß die anocnebmste Ueberraschunq sein, die er ihnen zu seinem Geburtstage bereiten kann, wenn sie hören, daß in kurzem die Erst aufführung eines neuen Lustspiels von ihm statt findet.
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