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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.08.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110807024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-07
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Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Nr. 2l7. ros. Ianrysny. Monras, 7. Nugult iSll Lelmtyrr Tayrvlan. wirken der Konfessionen den gemeinsamen Kampf gegen den g e m e i n s a men F e i n d führen. Darin erblicken wir di« sichere Bürgschaft für unseren Tieg. (Lebhafter Beifall.) Dieser Kampf ist «in schwerer und heftiger, deshalb kommen wir alle jährlich zusamen, um uns in unserem Glauben zu festigen und zu stärken und um zu beraten, was uns der Zeiten Not auferlegt, namentlich auf sozialem und charitativem Gebiet. Wir haben also in diesen Tagen eine sehr großeAuf. gäbe zu erfüllen, so das; uns gar keine Zeit übrig bleibt, uns auch noch mit anderen Dingen zu beschäftigen. Aber wir beschäf tigen uns aus Prinzip bei unseren Beratungen aus schließlich mit u n se r e n e i g e ne n A n ge l e ge n -- heilen. (Lebhafte Zustimmung.) Politik und jegliche konfessionelle Polemik ist ausgeschlossen. (Bravo!) Wir haben mit Hubel wiederholt das Be k e n n t n i s un s« r e s Kaisers zur christlichen Weltanschauung und zu seiner Kirche begrüßt, aber wir verlangen, auch, daß, wenn der erlauchte Sproßeines katholischen Königshauses (Prinz Ludwig von Bayer». D. Red.) in feierlicher Beeise ein Bekenntnis zu seinem katholischen Glauben ablegt, dies gerade jo allgemein und rückbaltlos anerkannt wird, wie wir es aus voller Ueberzeugung bei Aeußerungcn des Kaisers getan haben. (Ttiirmischer, nicht enden wollender Beifall.) Aus voller Uel'erzeugung sprechen wir es aus, selbst wenn ein Enge! vom Himmel käme und uns etwas anderes lehren würde, als wes die Kirche uns lehrt, wir würden ihm nicht glauben. (Tlürnüicher Beisalb) In diesem ulijeren Glauben, in der rollen Anyanglichteit an unsere Kirche, in der Liebe und im Gehorsam gegen den Heiligen Pater sind sich die Katholiken auf dem ganzen Erdenrund einig ohne jeden Borbel-alt. (Lebhafter Beifall.) Man hat zwar in der letzten Zeit versucht, uns deutschen Katholiken Vorwürfe wegen der von uns beobachteten Prinzipien zu machen und deren Nichtigkeit in Zweifel zu ziehen. Man hat sogar versucht, bei uns in Deutschland einen gewissen Zwiespalt zwischen Klerus und Laien zu konstruieren. Man macht uns damit nicht irre. Wir deutschen Katholiken leben einig zusam men mit unseren Priestern unter Leitung unserer Bischöfe und in innigster Verbindung und absoluter Treue zu unserem Heiligen Vater, dem Papste. (Stür mischer Beifall.) To war es von f«l)er in Deutschland und so wird es mit Gottes Hilfe in Deutschland auch bleiben. (Stürmischer Beifall.) Man ist entweder Katholik mit allen seinen Konsequen zen, oder man ist cs nicht. (Stürmischer Beifall.) Wer irgendwie vom Glauben sich ent fernt, ist kein Katholik mehr. Meinungs verschiedenheiten kann es geben in Fragen der Opportunität der Taktik, und es gibt auch Richtungen bei uns bei Erörterung einzelner Fragen. Aber diese verschiedenen Rich tungen, aus denen« man so viel Aufsehen macht, sollen nicht sein und wollen nicht lein und sind nichts anderes als verschiedene Wege nach ein und demselben Ziel. (Stürm. Beifall.) Mit Entschlossenheit können wir dem Kampfe entgegen sehen, um so mehr als Staat und Kirche Zu sammenwirken zur Erhaltung des Glaubens im Herzen unseres Volkes. Mit einem begeistert auf genommenen Hoch aus den Papst, den Kaiser und den Krößherzosg v o°fz Hessen schloß der Redner. Olvrbürgerineister Göttelmann- Mainz begrüßte den Katholikentag namens der Stadt. Damit schloß die Versammlung. palitilche Nachrichten. Englische Ausstandsbeweguu-en. London, 7. August. (Eig. Drahtm.) Man nimmt an, daß hier gegen 60 000 Arbeiter zu ihrer Arbeits stätte nicht wieder zurückkchren werden. Di« Verhandlungen zwischen den verschiedenen Kategorien der Arbeiter und Arbeitgeber nehmen morgen ihren Anfang. Der Ausstand dehnt sich auch auf den Med- Richard Wagners letzte Stunde. Auf Grund authentischer schriftlicher und münd licher Mitteilunaen gibt der Verfasser des großen biographischen Standard Works über Richard Wagner, Carl Fr. Glajennpp. in dem soeben erschienenen sechsten Bande, der diese umfassendste Schilderung des Lebens des Meisters atnchließt, eine genaue Dar stellung von Waaners lehren Stunden. Der Meister mar ja nicht eigentlich krank gewesen, und so traf jein plötzliches Hinscheiden auch die ihm 'Nächsten ganz überraschend. Zwar halten die Proben, die großen Vorbereinmgen und die 16 Aufführungen, die zum erstenmal dem deutschen Publikum die Wunder des „Parsisal" vermittelten, Wagner sehr angestrengt, und als er Ende September 1882 in Venedig endlich Ruhe fand, machten sich die 'Nachwirkungen des Sommers in einer großen Er schöpfung geltend, und jene Krampfanfälle, die ihn schon längere Zeit plagten, traten häufiger auf. Dazu kam das schlechte Wetter, das bald eintrat: Regen und Sturm lasteten auf seiner Stimmung und nahmen ihn auch körperlich mit. Als im Fahre 1883 diese Krämpfe schwerer austraten und länger anhielten, zog der Wagner behandelnde Arzt Dr. Keppler einen zweiten Arzt, Dr. Kurz, hinzu, der das Leiden als eine gutartige Magenneuralalgie bezeichnete, sich aber durchaus beruhigend aussprach. Die verordnete Massagekur rat den» Kranken so gut. daß er sich gegen Ende des Monats wieder außerordentlich wohl fühlte und zu seiner Gattin scherzend sagte, „sie würden wohl nie mals sterben". Waoner zeigte gerade in diesen letzten Monaten eine Milde und Heiterkeit wie man sie bisher nicht an ihm bemerkt. Er machte seinen Vorsatz, sich „über nichts mehr zu ärgern", wahr, und war von großer Nachgiebigkeit. In seinem ganzen Auftreten machte sich bis in die letzten Tage eine große Elastizität und Zugendlichke't bemcrtbar: die Krampfanfälle konnten seine Rüstigkeit und Beweglichkeit nur kurze Zeit lähmen. Beim Fasching im Februar mischte er sich mitten in das ärgste Maskengewühl. „Sein Schritt war elastisch, ja tugcndlich, der Kopf hoch gehoben: man sah ihm an, daß er. weicher deräemeinenGclelligkeit gern den Rücken kehrte, sich wohlillhlte unter dieser rubelnden Schar, gleichsam mit teilnahm an diesem Faschingsichwank. der Unmaskierte unter dieser ver mummten. kindischen Mciige." Noch am Vorabend des verhängnisvollen 13. Februar war er im Fa milienkreise mild, ruhig und freudig. Er wollte sich gar nicht von den Semigen trennen: «Kinderchen, bleibt doch noch", sagte er immer, und so wurde es sehr spät. Gegen 11 Ubr spielte er — wohl durch die Lektüre der Fouqu schen Undine darauf gebracht — den Schluß des „Rbeingold". die Klage der Rhein töchter mit ihrem „Falsch und feig ist, was dort oben sich freut" „Wie aut", fuhr er dann fort, „daß wir schon zeitig es erkannt haben, daß es traulich und treu in der Tiefe ist!" Spät legte er sich an diesem letzten Abend seines Lebens zur Ruhe. Als er sich in der Frühe des wanfluß aus, wo in den Regierungsspeichern die Arbeit eingestellt wurde. London, 7. August. (Eigene Drahtmeld.) Ueder 6000 Lastträger der Lancashire-York- shire-Gisendahn sind in Manchester und Liverpool in den Ausstand getreten. Liverpool, 7. August. (Eig. Drahtmeld.) Der Streik, der unter den Lastträgern der Lancashire « Yorkshire - Eisenbahn in Manchester und Liverpool, sowie bei der Nordwestbahngesellsäfaft ausgebrochen ist, dehnt sich auch über andere Teile Lancashires aus und umfaßt bereits zwölftausend Mann. Rian fürchtet, daß er sich noch auf andere Gesell schaften ausdehnt und den ganzen Eisenbahnverkehr lahmleqt. Die spanische und französische Arbeitervereinigung in Madrid. Madrid, 7. August. (Eig. Drahtmeld.) Gestern vormittag fand hier eine vom Allgemeinen Arbeiternerbande Spaniens und der Allgemeinen A r b e i t e r v e r e i n i g u n g Frankreichs einberufene Versammlung statt, in der gegen jede kriegerisä>e Eroberung Marokkos Ver wahrung eingelegt wurde. Die französischen Ver treter gaben die Versicherung ab, das Proletariat Frankreichs werde sich jeder kriegerischen Unter nehmung durch Eeneralausftand und Sabotage widersetzen. Die Versammlung verlief ohne Zwischenfall. Mißglückte Meuterei auf einem spanischen Kreuzer. Madrid, 7. August. (Eig. DraytmelL.) Der ..Diario Universal" berichtet über einen schweren Fall von Insubordination an Bord des Kreuzers „Rumancia". Als sich das Schiff auf der Reede von Tanger befand, versuchten «in Heizer und mehrere Matrosen eine Meuterei gegen ihre Offiziere anzu zetteln. Die übrigen Mannschaften erstatteten jedoch Anzeige bei dem Kommandanten, der die Rädels führer festnehmen ließ. Der Kreuzer ging dann nach Kadix in See, und die alsbald eingelettete Unter suchung wurde von dem Kriegsminister, der zu diesem Zweck dort eingetroffen war, selbst geleitet. Es wird ausdrücklich betont, daß die Ursachen zu dieser In subordination keinen politischen Charakter tragen, sondern in den Verhältnissen des inneren Dienstes zu suchen sind. Die Regierung bewahrt strengstes Still schweigen über die Untersuchung, die über die Meuterei an Bord des Kreuzers „Numaneia" an gestellt wird. Doch geht das bisher noch unbestätigte Gerücht, daß die Meuterer schon in den nächsten Tagen standrechtlich erschossen werden sollen. Verhaftung eine» Royalisten in Portugal. Lissabon, 7. August. (Eig. Drahtmeld.) Hier wurde ein Unterleutnant der Reserve verhaftet. Ein in seinem Besitze befindliches Mani fest des Führers der Royalisten wurde be schlagnahmt. Zur Lage auf Haiti. New York, 7. August. (Eig. Drahtmeld.) Ein Telegramm aus Port-au-Prince meldet: Die erste Division der Aufständischen ist gestern früh hier eingerückt und hat die Ver- icidignngswerke in Besitz genommen. Die Anhänger Firmins haben sich ohne Unordnung zurückgezogen. Der Gesandte der Vereinigten Staaten erklärte, falls es zu Unruhen käme, werde er amerikanische Marine soldaten an Land beordern. Lecomte kommt heute, Firmin morgen hier an. Das Heer der Aufständischen hat Lecomte zum vorläufigen Chef der Exekutive ein gesetzt, seine Wahl zum Präsidenten sckeint gesichert. Sus Leipzig und Nmgeyenü. Leipzig 7. August. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für Len 8. August 1911. Südwestwinde, wechselnde Bewölkung, warm, trocken. Pöhlderg: Morgens Nebel, schwacher, lang anhaltender Tau. glänzender Sonnenunter- und -auf gang, Himmelssärbung orange, schwaches Wetter leuchten nach Südwest. Fichtelberg: Glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot, ferne Gewitter nach Südost, schwaches Wetterleuchte» nach Südwest. Temperatur des Flutzwaffer». O 6. August advs. «> Uhr 7. August Irüh Uhr 7 August mttgsu2Uhr Germaniabad — 22,5" V 23.0 t! Schwimmanstalftcklskrr) 22,5" 6 22,0" 0 22,5" V! Gemeindebad Schönefeld (PaNhr) 22,0" 0 19,0" 6 20,0» V * Ordensauszeichnung. Bei seinem Scheiden aus dem Dienst wurde dem Postsekretär Birkicht in Leipzig der Preußische Kronenorden 4. Klasse ver liehen. * Für Treue in der Arbeit. Vom Ministerium des Innern ist dem seit 7. August 1881 im Betriebe der Großen Leipziger Stratzenbahn beschäitigten Bahnhofsvcrwalter Heinrich Fritz Hermann Theodor Reinecke in Dölitz das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. — Weiter ist von der Kreishauptmannschaft Leipzig den seit über 25 Jahren in der chemischen Fabrik von M.B. Vogel in Lindenuu, Angcrstratze 82, beschäftigten Arbeitern Friedrich Augnst M artin und Johann Friedrich August Hiensch, beide in Lindenau, und dem seit 21. Juni 1886 in der Buch- und Kunstdruckerei von A. Th. Engelhardt in Leipzig, Sternwartenstraße 12, beschäftigten Marlthelfer und Bücherstubenvorsteher Louis Emil Gustav Odrich in Thonberg je eine Belobigungsurkunde ausgestellt worden. * Bon der Aussperrung im Metallarbeiter gewerbe. Nach einer oberflächlichen Schätzung dürften im Bezirk Leipzig etwa 6500 bis 7000 Metallarbeiter von der am Sonnabend, Len 5. d. M., begonnenen Aussperrung betroffen worden sein. Die größere Hälfte davon entfällt auf den Westen Leipzigs, wo sich die meisten Betriebe der Metallindustrie befinden. Die Zahl der dem Verbände der Metallindustriellen im Bezirk Leipzig angehörenden und an den Aussperrungsbeschluß dieses Verbandes gebundenen Betrieb« beträgt etwa 100. Die diesem Verbände nicht angeschlossencn Fabrikanten haben sich an der Aussperung nicht be teiligt. * Es ist kein Wassermangel im Diana-Bad, Königin-Carola-Bad und Marieu-Bad — so wird uns entgegen unilaufenden Gerüchten ge schrieben — und auch kein Mangel zu erwarten, da sie eigene und dauernd ergiebige Ärunnenanlagen haben und nicht von der städtischen Leitung abhängig sind. (May vergleiche das heutige Inserat.) w. Bon den Lohnbewegungen im Bäckergewerbe Nach einer Zusammenstellung des Vorstandes des Bäcker- und Konditorenverbandes waren die Mit glieder des Verbandes im ersten Halbjahr 1911 an 17 Streiks, 1 Aussperrung und 73 Lohnbewegungen ohne Arbeitseinstellung beteiligt. Diese 91 Bewegungen erstreckten sich auf 101 Orte init 10187 Betrieben und 19951 beschäftigten Personen. 86 Bewegungen waren beim Ablauf des ersten Halbjahres beendet. Dabei wurden 32 allgemeine und 53 Einzelverträge mit den Arbeitgebern abgeschlossen, die sich auf 4732 Betriebe mit 9907 Beschäftigten erstreckten, so daß zu Beginn des 2. Halbjahres 1911 186 Tarife für 16 752 Arbeiter und Arbeiterinnen in 7348 Betrieben für dasBäcker- und Konditorgewerbe bestanden. Durch diese Lohn bewegungen wurden erreicht für 9115 Personen 61237 Stunden Arbeitszeitverkürzung wöchentlich, für 9173 Personen 18455 N Lohnerhöhung wöchentlich, für 1130 Personen Be'eitigung des Kost- und Logis zwanges beim Arbeitgeber und noch einige andere Vergünstigungen. Durchschnittlich beträgt die Ver kürzung der wöchentlichenArbeitszeit für den einzelnen Arbeiter6-7 Stunden, die durchschnittliche Erhöhung des Wochenlohnes 2 * Einführung von Geschästssormularen mit an hängender Zahlkarte. 2m Postlcheckverkehr werden vom 1. September ab besondere Geschäfts formulare mit anhängender Zählkarte (Form. > > Rj eingeführt. Die Formulare werden aus lAldlauem Papier hergestellt und von den Post Scheck Aemtern zum Preise von 50 Pf. für je 50 Stück an die Kontoinhaber — vom 20. August ab - verabfolgt. Durch die übrigen Reichs-Post- ansralten werden die Formulare nicht vertrieben. Ihre Herstellung erfolgt ausschließlich in der Reichs druckerei. Das Bedrucken des eigentlichen Geschäfts formulars und die Ausführung von Vordrucken auf der Zahlkarte (Kontonummer usw.) bleiben der Privatindustrie überlassen. Auf Antrag der Konto inhaber bejorgen auch die Post-Scheck-Aemter solche Druckarbeiten gegen Erstattung der Kosten. ec. Das Sommerfest de» Deutschnationalen Hand lungsgehilfenverbandes im .^Deutschen Buchhändler haus" nahm einen schönen Verlauf. Das Philhar monische Orchester unter Leitung des Kapellmeister» Herllotz leitete Las Fest in gediegener Weise mit einem glänzenden Konzert ein. Das Programm wies durchweg moderne Meister der Oper und Operette auf. Einen feinen Eindruck hinterließ Joh. Ri- chardys aparte Komposition „So laug ich heiß und iung mein Blut" für Svlotrompete. Die Darbietung dieses sowie sämtlicher anderen Werke war vorzüg lich. — Auch sonst war mannigfach für Unterhaltung gesorgt. Schieß,eltc, Prümienkrgeln, Plattenwerfen und andere Unterhaltungsspiele gaben den Erwach jenen Gelegenheit ihre Kunst zu zeigen, während sich die junge Welt in Hellem Eifer abmühte, den großen Holzvogel nach und nach zu entfiedern. Im Festsaal waren unterdeßen sechs riesige Tcneln gedeckt worden, an denen die Kleinen sich's nach beendetem Spiele bei Kajfee und Kuchen wohl sein ließen. Punkt sieben Uhr vertündeten schallende Trompeten stöße den Veginn des langersehnten japanischen Lag feuerwerkes. Großen Jubel erregten die großen Platzbomben, die sich in sicherer Höhe mit einem Knall öffneten, um dann allerhand Ueder- raschungen, wie Masken, Tücher, Fahnen und Geldstücke zur Erde herniederzusenden. Un mittelbar an das Feuerwerk schloß sich der Aufstieg des großen blau-weiß-roten Zeppc linlumchiffes. Majestätisch erhob es sich, kreiste '«ang- sam über den Köpfen der Zuschaue, und entschwand allmählich den Blicken. — Mtt Anbruch der Dunkel heit wurde der große Garten durch chinesische Lam pions festlich illuminiert. Ein großer Fackelzug er höhte noch das heimliche Gepräge der Abendiestlich- reit. Gegen 9 Uhr gab es dann noch ein Pracht feuerwerk zu sehen, das die üblichen Ueverraschungen drachre. Der Festball verhalf dein Vergnügen end lich zu einem gediegenen Abschluß. * Ueberfall. Ein Vorgang, der noch der Auf klärung bedarf, hat sich am Sonnabendabend im Grundstück L.-Lindenau, K u h t u r m st r a ß e 24, ab gespielt. Zu der Zeit betrat eine Lagcrist n das Grundstück, um Verwandte zu besuchen. Schon von der Straße aus ist ihr ein junger Bursche gefolgt, der sie auf der Treppe angefallen, gewürgt und ihr die Handtasche unter Anwendung von Gewalt entrissen hat. In dem Handtäschchen be fanden sich 10 .k Bargeld und ein weißes init 11.1,. rotgezeichnetes Taschentuch. Kurz darauf wurde das Mädchen von Hausbewohnern in bewußtlosem Zustande üufgefunden. Der Täter wird be schrieben als etwa 16—17 Jahre alt, 1,60 groß, von schmächtiger Gestalt, war bekleidet mit dunlelgrauem Anzug, gelben halben Schuhen mit großen Schleifen, weißem Strohhut mit schwarzem Bande. Ferner soll er Kratzwunden im Gesicht haben. Sachdienliche Angaben in dieser Angelegenheit nimmt die Krimi nalabteilung entgegen. 6x. Kleinere Brände. Sonntag nachmittag kurz nach 4 Uhr wurde die Feuerwehr vom Hauptdepot nach der Berliner Straße 21 gerufen. Dort war in der 2. Etage ein Stubenbrand entstanden, den die Mannschaft bald beseitigte. — Um VF Uhr geriet in einer Buchdruckerei in der Grenzstraße 21 eine Partie Kohlen und Briketts in Brand. Hier sorgte die Mannschaft der II. Bezirkswnche für Unterdrückung des Brandes. — Montag früh '/«4 Uhr wurde der IV. Bezirksfeuerwache durch die 22. Polizeiwache ebenfalls „Feuer" gemeldet. In diesem Falle Han delte cs sich gleichfalls um einen größeren Kohlen 13. Februar erhob, sagte er zu seinem Diener Georg ahnungsvoll: „Heute muß ich mich in Acht nehmen." Nach dem Frühstück ging er auf sein Zimmer, um zu arbeiten: er war gerade dabei, eine Alhandlung „Ucber das Weibliche im Menschlichen" niederzufchreiben. Es regnete in Strömen, und der Himmel zeinte ein undurchdringliches Grau. Als der intime Freund des Hauses, Joukofsky. dessen vertrauliche Auszeichnungen eine genaue Schilderung des Sterbetages enthalten, gegen 2 Uhr zum Mittag essen kam, fand er alles wie gewöhnlich: man plauderte ruhig und wartete auf Wagner, bis dicker uhließlich sagen ließ, er fühle sich nicht ganz wohl. Nun grna man zu Tisch: vorher eilte noch Frau Waoner in des Meisters Arbeitszimmer und kam mit der Nachricht zurück: „Mein Mann hat seinen Krampf, und zwar ein wenig stark. Aber es war bester, daß ich ihn allein ließ." Wagner hatte unterdessen ruhig gearbeitet, seiner Gewohnheit gemäß beim Auf- und Abgchen seine Gedanken ausardeitend. um sie dann am Schreibtisch niederzuschreiben. Dabei hatte ihn der Anfall überwältigt, mit dem er, wie er es ge wohnt war, allein fertig werden wollte. 'Nur eine treue Dienerin war im 'Nebenraum. Sie hörte ein sich steigerndes heftiges Aufstoßen und Stöhnen: lpäter berichtete sie, so furchtbar wie diesmal habe er noch nie geächzt und gestöhnt. Der Meister saß an seinem Schreibtisch, hatte die Karte vor sich liegen, und schien den Ausgang wie so ost ruhig abwarten zu wollen. Plötzlich zog er heftig die Klingel und rief, vor «schmerzen kaum der Sprache mächtig: „Meine Frau und der Doktor!" Frau Wagner sand ihn bereits im deftigsten Ringen: immer gewaltsamer hatte sich der Kampf entwickelt, und er tonnte ibn weder durch Niederdrücken noch durch das Einnehmcn eines scharfen Medikamentes abjchwächen. Während dieser Kämpfe muß wohl in seinem Herzen ein Blutgefäß gesprungen sein, wo durch dann der Tod heroeigeführt wurde. Er mattet ließ er sich in seinem Ankleideraum aus ein kleines Bänkchen nieder. Der Diener hatte ihn von einigen lästigen Kleidungsstücken befreit: dabei fiel die «chöne, ihm von seiner Gattin geschenkte Taschenuhr aus den Teppich. Er ries noch: „Meine Uhr!" Diese Worte sollten seine letzten sein. Er schloß ermattet die Augen zum liefen, ewigen Schlummer. Als Dr. Keppler eintrat, war der Meister tot: alle Wiederbelebungsversuche waren fruchtlos. Unter dessen waren die Kinder ganz ahnungslos: man sprach von einem in Aussicht genommenen Ausflug, und die Nachricht vom Tode des Vaters wirkte wie ein Donnerschlag. Frau Wagner aber wachte 25 Stunden lang bei dem teuren Leichnam. Lin Siurmlauk üer Künstler gegen üie Moüe. Die Mode hat den Gipfel der Unnatur, der Geschmacklosigkeit, der Roheit und Sinn losigkeit «rretcht. Da» ist di« Anschauung der Pariser Künstler, die jetzt mit dem fieberhaften Eifer der Entrüstung eine Gegenrevolution vorberetten. Un endlich lang ist das Sündenregister, in dein sie die Mistetaten unserer Mode verzeichnet haben. Niemals früher waren Hüte so unförmig in ihrer Größe, so häßlich in ihrer Garnierung, so unkünstlerisch und ab surd wie heutzutage. Niemals haben Toiletten so allein gesunden Menschenverstand, jeder natürlichen Auffassung des Körpers ins Gesicht geschlagen. An statt die Glieder in ästhetischer Weise zu umhüllen und ihre Schönheit hervortreten zu lassen, schnüren die Kleider von heute den Körper in einer lächerlichen Weise zusammen, verzerren alle sinnvollen Propor tionen zur sinnlosen Karikatur. Voll Schmerz und Entsetzen wendet sich das Auge des Künstlers von diesen letzten Ausgeburten des toll gewordenen Mode geistes ab: er, der nur Schönheit schäften kann, wenn die 'N atur ihm Schönes darbietet, fühlt sich durch diesen Triumph des Geschmacklosen im Innersten ver- letzt und beleidigt. Desbalb hat es eine Anzahl Pa riser Künstler geradezu für lebensnotwendig erklärt, diesem Unfug zu steuern und der völlig entarteten Phaniosie der Schneider eine Mose entgegenzusetzen. die zu den ewigen Regeln aller Schönheit, zum E i n fachen, Natürlichen, zur reinen Form zurückkehrt. Ein« „Liga der neuen Mode" ist entstanden; in dem Atelier eines bekannten Meisters hat sie sich vor kurzem konstituiert und sogleich einen Feldzugsplan ausgearbeitet, einen Stnrmlauf der Künstler gegen die Konvention ins Leben gerufen. Eine große M o d e a u sste l l u n g jo!' im November veran staltet werden. Man will ocn Einkäufern, die aus allen Teilen der Welt nach Paris, der Mod«stadt. eilen, Gelegenheit geben, statt der Unnatur die Natur ,zu wählen, ihren so lange verdorbenen Geschmack an Mustern einer wirklich künstlerischen Kleidung zu läutern und zu bessern. 600 große Puppen soll«» in Reihen ausgestellt werden, von denen jede eine künst lerische Schöpfung darstellt, die nicht aus den Ate liers der Rue de la Paix, sondern aus denen der be rühmtesten Maler, Bildhauer und Zeichner von Paris kommt. Berufsschneider werden von der Ausstellung auf das strengste ferngchalten. Jeder Künstler wird eine Originalzeichnung entwerfen, nach der dann die Kleidung der Puppe ausqcführt wird. Auf jede Extra vaganz, auf all jene grotesken und bizarren Einfälle, nach denen die Pariser Modekünstlcr in den letzten Jahren in so krampfhafter und lächerlicher Weise ge sucht haben, sind streng verpönt. Kein Nachaften histo rischer Stile mehr! Jene skurril aus der Mode ver gangener Jahrhunderte zusammengeflickten Phantasie kostüme, die für unser modernes Empfinden nur ein Maskenscherz sein können, müssen verschwinden. Die Künstler rverden ibre Anregung weder aus der Geschickt« noch ous der unfruchtbaren Sensationswul Les modernen Snobismus entnehmen, sondern nur ihrer eigenen Phantasie vertrauen, die geschult ist an den Meisterwerken der Kunst und befruchtet durch eigenes künstlerisches Schaffen. Stil und Linien d«r Toiletten, Verzierung und eschmuck sollen einfach sein, natürlich, ungezwungen. Dieser Plan hat unter dem Künstlervolk von Paris allgemeine Begeisterung her- vorgerufcn. Eine große Reihe namhafter Meister wid met sich bereits sehr ernsthaft den hier gestellten Auf gaben: der neuen Liga sind zahlreiche Mitglieder bei getreten, die nach einem bestimmten Programm zick ans Werk machen. Es ist ja ein Kampf der reinen Menschlichkeit gegen verbildete Exzentri zität. der Hier ausgefochten werden sott, und in diesem Streit fühlen sich die Künstler als die berufe nen Verteidiger der Schönheit und des guten Ge schmacks. Kunst und DMenlchsst. j. Bayreuth 1S1L Unser Münchner Mitarbeiter telegraphiert uns: Erfahre unbedingt zuverlässig, daß die Bayreuther Festspielverwaltung beschlossen hat, noch heute an sämtliche diesjährige Mitwirkende die schriftliche Anfrage zu richten, ob alle bereit sind, nächsten Sommer ihre diesiährigen Rollen wieder zu fingen. Die Festspiele 1912 in Bayreuth hängen demnach lediglich von der Zusage der betreffenden Künstler ab. * Die Ruinen der Bur- Rein« am Nenkenscheu Werder (Dessau auf dem rechten Elbufer unweit des Dorfes Brambach sind jetzt infolge des außerordent lich niedrigen Wasserstandes des Elbstroms, wie uns ein Mitarbeiter schreibt, in seltener Vollkommenheit zutage getreten. Man kann die etwa 12 m in den Fluß Hineinreickenden Trümmer, welche aus Mauerwerk und großen Feldsteinen bestehen, etwa '/, m aus dem Wasser heraucragen sehen, was nur sehr leiten vorkommt. Die Burg Reina war Schloß und Hoflager der Fürsten von Anhalt und wurde urkundlich zwischen 1314 und 1325 von den Elbfluten zerstört. Die Hofburg stand damals auf dem linken Ufer des Flusses, welcher danach seinen Lauf voll ständig veränderte. * Der alte Schulhof s. In der Nacht zum Sonntag ist der langjährige Sekretär des Wiener „Theaters an derIosephsstavt", Schulhof, im Alter von 72 Jahren gestorben. Schulhof stand seit über einem Menschen, alter im Wiener Theaterleben und verkehrte freund schaftlich mit fast allen Bühnensternen, die am Wiener Theaterhimmel leuchteten. Man erzählt von ihm. daß er der einzige war, der es verstand, die berühmte Gall meyer umzustimmen, wenn sie ihre berüch tigten Absagegelüste bekam. * Ein Manuskript von Franz Liszt. In der Bibliothek der Akademie der Heiligen Cäcilia zu Rom ist das Manuskript einer noch nicht bekannten Hymne von Franz Liszt entdeckt worden. Sie trägt den Titel .0 liom» Liszt hat diese» kleine Werkchen geschrieben, al» er sich kurz vor seinem Tod« in der Villa Adriana tn Tivoli aufhielt.
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