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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110727015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911072701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911072701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-27
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Llisrlotte von Sold. Von Wilhelm Rullmanu (Schlüchtern). Als der bekannt« Schillerbiograph Palleske einst Scklvst Woltershausen am „Grabselü" in Thüringen aufjuchte, führte ihn di« Besitzerin, Freifrau von Woltershausen, in einen wohlerkaltenen Rokokosaal. Sofort heftete sich jein Blick — so erzählt er uns — auf ein Oelgemäld«; cs war ein Kniestück in der Manier von Tischbein. Die ganze Erscheinung der jungen Frau erjchien ihm sehr anziehend, Tracht und Frisur erinnerten an Maria Antoinette. „Das ist Charlotte von Kalb" — sagte die Führerin. Pallcste beschreibt das reizvolle Fraucnbild svlgen- Lermasten: „Charlotte sitzt in anmutvoller Haltung, das sinnende Antlitz saust dem Beschauer zugeneigl. Das reiche Haar, oben mit einem blajsgelbcn Bande lose zujammengeuommen, entfesselt sich über die Schultern. Tie Hände ruhen lässig üdereinander- gelcat auf einem Tischchen, die Rechte hält ein Buch. Leichte, blasse, mit feinstem Farbensinne gewählte Stoffe umfliesten die schonen Körperformen. Das hier beschriebene Bilo wurde im Fahre 1785 von <5. Tischbein gemalt und besindet sich acgewartig im Besitze Les Grostherzogs von Weimar. Die Freundin Schillers, der der Dichter während seines Aufenthalts in Mannheim 1784 näher trat und die sein Gemüt in starte Auslegung versetzte, war eine Dulderin, der das Schicksal die schwersten Prüfungen aujerlcgt hat. Schon dadurch gewinnt sie unser Interests. „Ich habe mich >chon als Kind ausge weint" — so äustert sic gelegentlich einmal, aber sie hatte auch später noch Tränen zu tosten, die bitterer waren, als die des Kindes. Eie hatte eine freudlose Iugeird durchlebt. Am 25. Juli 17ti1 zu Walters- Hauken im „Rittercanlvn" Rhon und Werra geboren, also zwei Fahre jünger als Schiller, verlor sie schon als Kind erst den Baler, dann auch die Mutter. Sie wuchs in fremden Häusern heran und cs war ihr oft, als ruhe ein Fluch auf ihrem Schicksal. „Tu solltest nicht da sein" — jo ries die Grostinulter aus, als man statt des erhofften Knaben ein Mädchen in die Wiege legte. Und dieser Fluch schien aus der ganzen Fa milie zu liegen, der sie angehörte. Marschalk von Ost heim, ihr einziger Bruder, fiel im Duell; ihre Schwester Wilhelmine starb nach kurzer Che, die sie mit einem ungeliebten (batten verbunden hatte. Auch ihre jüngste Schwester Eleonore hatte eine Heirat ohne Neigung geschlossen, als fi« mit dem Präsidenten von Kalb vor den Altar trat. Fm Herbste des Fahres 1783 kam der Bruder des Präsidenten, Heinrich von Kalb, der in französischen Diensten an dem nord- amenkanischen Krieg teilgenommen hatte, in die Hei- mat zurück. Eine Verbindung zwischen ihm und Char- lotte von Ostheim lag im Interesse beider Familien, da hierdurch ein Erbftreit beigelegt wurde und dieje Heirat kain denn auch gustande. Bon einer tieferen Neigung konnte hier auf beiden Seiten keine Rede sein; zwei Wappen vereinigten sich, aber man kann nicht sagen, dast sich hier zwei Herzen gefunden hätten. Und doch sagt Charlotte in ihren Erinnerungen: „Nicht bedenklicher als jedes andere Ehebündnis war das meine, die äuhere Existenz nach aller Meinung dadurch gesichert." Nach der Bermählung reiste Heinrich von Kalb, der eine Stellung in kurpsälzischen Diensten suchte, mit seiner jungen Gattin über Darm stadt nach Mannheim, wo man am 8. Mai 1784 ankam. Der Schwager Schillers, Reinwald, und Frau von Wolzogen hatten den Neuvermählten Empfehlungs briefe an einen jungen Dichter mitgegeben, der sich Lsyreuth 1911. Von Eugen Segnitz. Bayreuth, 26. Fuli. IV. „Rheingold, Rheingold!" Hell ausjauchzend singen di« schönen Töchter des Rheins fein Lob. Sie freuen sich ihres Besitzes, sind aber glücklich im blosten naiven Schauen all d«s Gleistens und lblimmerns und werden erst wissend durch den Verlust des Schatzes, als besten Hüterinnen sie bestellt waren. Fm Verlause der Nibelungen- Tetralogie Richard Wagners macht sich eine entgegen gesetzte Polarität geltend. Einmal der Durst, die Jagd nach dem Gold, das identljch ist mit der Herr schaft über die Welt und dann di« Liebe in verjchie- dener Gestalt, wie sie sich in ihrem Wirken an Alberich, an Wotan und Vrünnhild, am Wälsungen- paar und an Siegfried offenbart. Vernehmlich deutet schon im „Rheingold" Loge dies an, wenn er, fast wehmütig den Entsagenden jpielend, von LlLeibes Wonne und Wert singt und sagt und den Göttern Kunde gibt von Wesen und Bedeutung des roten Goldes. Und cs mag bis zum heutigen Tage so ge blieben jein, das; das Begehren nach Gold und Weib eine der Haupttriebfedern dos Handelns und zu einer Krankheit ward, die sich durch Jahrtausende hindurch schleppt . . . Nach den ersten beiden Festspielaufführungen mar — in Anbetracht der glühendsten Fulihitzc ein wahres Eöttergeschcnk — ein Tag der Ruhe gewährt. Man verbrachte ihn nach Art der Lenaujchen Drei Zigeuner. Der eine schlief, der andere rauchte und der dritte neigte wohl gar — freilich nicht immer zu Fried' und Freud' seiner Nachbarn und Freunde. Und als der Nachmittag des dritten Festspieltags angebrochen war, begab man sich, zwar Richard Wagner in» Herzen und seinen Kunsttempel vor Augen, doch ein ganz klein bistchen seufzend auf die Wanderung, das Rhein gold zu suchen, l)eimlich aber auch den lieben Him melsvater anflehend um glückselige Urständ, falls den Kunstwallfahrer der Hitzschlag träfe. Alles jedoch war rein vergesten, als der berühmt« Orgelpunkt aus dem tiefen lis einsetzte und sich die Wunder der Wagnerlchen Welt aufs Neue für Auge und Ohr erschlossen. Die Ausführung des „N h e i n- g 0 l d" hinterliest wieder tiefe Eindrücke. Das Kunst werk an sich als Ganzes wirkte, wenn auch vielleicht der Einzelfaktor nicht alles restlos erfüllte, was man Hu erwarten hier in Bayrcutb als jein gutes Recht in Anspruch nehmen darf. Ueoer alle Masten herrlich gaben sich wieder die szenischen Bilder, der Durch schnitt des Rheins mit seinem wirren, phantastischen Fclsengezack, die unheimlich gespenstische Nibelungen höhle und in starkem Gegensätze hierzu die rveithin sich breitende Hochgebirgsfläche, über der Walhall in den Himmel hineinragt. Von auserlesenster künstlerischer und di« Illusion unglaublich fördernder Wirkung waren auch diesmal die herrlichen, immer auf ein natürliches Mast eingestellten Beleuchtungsmoment«, di« jeder Szene so wunderbares Leben, jo mannig faltiges und stets charakteristisches Kolorit verleiben und insbesondere al» preisenswert« Kunsttat der Regie Siegfried Wagners anzus«hen sind. Aus dem verdeckten Orchester, der bayreuthischen „Motivhölle", stiegen wieder wundervolle Klänge empor. Am Dirigenrenpulte sah Siegfried Wagner. Trotz aller Anerkennung besten, was geleistet wurde, must doch ausgesprochen werden, dast gestern di« ge samt« orchestral« Wirkung jener von einem Han» Richter und Karl Muck bervorgezaub«cten nicht ent. sernt gleichkam. Nicht selten gebrach e» an Gröst« der bereit» durch seine Schauspiele einen Namen gemacht hatte. Und der Zufall fügte es, dast der Name diejes lungen Dichters wieder einmal auf den Ankündigun gen des Mannheimer Theaters zu lesen war, das man am nächsten Abend besuchen wollte; an diesem Tag, dem 9. Mar, füllte wieder „Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller zur Aufführung gelangen. Schiller, dem die Briese überjandt worden waren, machre sogleich feinen Besuch und war entzückt von der anmutigen Erjcheinnung, die ihm hier entaegentrat. Er hatte nichts Eiligeres zu tun, als das Theater aus zusuchen und die Schauspieler zu bitten, an diesem Abend den Namen des Mannes nicht auszusprechen, der in feinem Stücke eine so lächerliche Rolle spielt. An einem der nächsten Tage begleitete Charlotte ihren Gatten nach Landau, wo Las Regiment in Garnison stand, in dem er Dienst genommen, und kehrt« oann Ende Juli nach Mannheim zurück. Und von da an begann ein fast täglicher Verkehr, der für den Dichter immer mehr an Reiz gewann. Eine Frau wie Charlotte, war ihm auf seinem Lebensweg noch nicht begegnet, und seine schwärmerische Neigung, die lange zwischen Freundschaft und Liebe schwankte, blieb nickt unerwidert. Aoer diej« Frau bewahrte sich bei aller Wärme des freundschaftlichen Interesses, Las sie an dem jungen Manne nahm, doch die Un befangenheit des Urteils über seine dichterischen Schöpfungen. Darüber weist uns Schillers Jugend freund Streicher, mit dem er aus Stuttgart geflohen war, folgendes zu erzählen: Schiller las ihr eines Tages einige Szenen aus dem „Don Carlos" vor, an dem er damals bereits arbeitete, aber seine über hastete Deklamation verdarb d«n Eindruck auf die sonst für alles Schöne empfängliche Frau. Als sie ihr Urteil jchonend verschweigen wollte, bat Schiller so dringend, es auszujprechen, Last sie endlich unter Lachen gestand, das sei das Unvollkommenste, das er jemals geschrieben. Dieses Urteil kam Schiller jo un erwartet, Last er mit den heftigen Worten: „Das ist zu arg" — sich augenblicklich entfernte. Charlotte, bekümmert und geängstigt, griff nach dem Manuskript, Las der Dichter auf Len Tisch geworfen hatte, und kaum hatte sie ein paar Dutzend der Verse gelesen, als sie eilig zu Schiller fairüte und ihn bat. er möge Loch wiederkommen. Aver der gekränkte Poet kam erst am nächsten Tage zu der harrenden Freundin, di« zwar ihr erstes Urteil willig zurücknahm, aber auch erklärte, Last seine Dichtungen durch die heftige und stürmische Art seines Vortrages unausbleiblich ver lieren mustten. Schiller war es also hier bet der Freundin ebenso ergangen, wie bei Len Mannheimer Schauspielern, die nach seinem Vortrag des „Fiesco" lächelnd die Achseln zuckten aber nach der Lektüre des Buches von der Dichtung begeistert waren. Der Umgang mit dieser geistreichen und feingebtl- deten Frau erhob o«n Dichter über den Alltag; er fand, wie Laroltne von Wolzogen sagt, „bei Frau von Kalb die Freiheit und Wärme des Begegnens in Gefühl und Ideen, deren er bedurfte, und die zarte Schonung der Freundschaft in lerdenschafttichen Stim mungen. Bei höherer Stellung des Lebens waren ihr die Formen der 'Weltverhältnisse eigen, auch wirkte sie günstig auf Schillers Haltung im geselligen Leben." War er dann freilich nach Stunden heiterer Unter haltung auf sein ärmliches Zimmer zurückgekehrt, so empfand er «inen Kontrast, der ihn schwer bedrückte. Dazu di« Sorgen um seine materiellr Existenz. Sein Kontrakt mit der Mannheimer Bühne ging zu Ende, ein Gesuch um Erneuerung wurde von Dalberg gar nicht beantwortet, und in der Sitzung Les Theateraus- schustes vom 17. November 1784 ist von d«m „ehe mals beim hiesigen Theater als Dichter gestandenen Darstellung ebenso al» an minutiöser Ausarbeitung vieler wichtiger Einzelheiten. Die Zeichnung, das musikalisck)« Lineament lag nicht so klar da wie sonst wohl. Einzelne Instrumente, z. B. Harfen und Flöten, traten oft zu aufdringlich aus dem Ganzen heraus, und in der Schlussszene gab es, allerdings schnell vor übergehend, sogar einmal ein kleines Imbroglio. Loge und Fafner waren ab und zu mit dem Diri genten nicht ganz gleicher Meinung. Ohne Zweifel haben uns früher andere Nibelungen-Dirigenten, z. B. Mottl, Anton Seidl, Nikisch und in letzter Zeil rn Leipzig auch Hagel und Pollak, weit bedeutendere und tiefere Eindrücke geschenkt, weil von ihnen das Fludium einer geschlossenen und energischen Persön lichkeit ausging. Der Meister von Bayreuth beansprucht viele Men schen und verbraucht viel künstlerische Kräfte. Kein Wunder, Last oft sich gewaltige Schwierigkeiten in der Besetzungsfrage ergeben, ja Last es manchmal nicht möglich ist, alle Anforderungen bis ins kleinste zu erfüllen. Die in Rede stehend« Aufführung bekräf tigte Las eben Gesagte. Walter S 0 0 m « r (Dresden) hatte sich im Laufe des Vormittags indisponiert ge meldet. Seine Darstellung des Wotan ist bei uns in Leipzig oft genug gewürdigt und als Prototyp an erkannt worden. Gestern muhte sich der Künstler einige Schonung arucrlegen und mit seinen pracht vollen Stimmitteln haushalten. Von früher bekannt war auch der ausgezeichnete Mime Hans Breuers (Wiens, eine sehr hochstehend« darstellerische Leistung auf bester gesanglicher Grundlage. Seit Jahren schon singt Cosima Wagners Freundin Luise Reust- Belce die Fricka. Noch immer wirkt die hohe Er scheinung, wenn sie nun auch ins jehr stark Gealterte hinüberspislt. Die Stimme der Sängerin hat sich völlig erschöpft, jo dast man im Wahnfriedfchen Fami lienrat« sich eher oder später Loch nach einer Ersatz- männin umjchen werden must. Neu« Namen treten zu alten und bewährten. Die durch Brlejemcisters Tod erfolgte Lücke juchte Hein rich Hensel (Wiesbaden) auszusüllen. Der Künst ler ist zu Ruf gelangt; hier in Bayreuth lobt man seinen Parsifal, bevor er ihn öffentlich gesungen hak. Er gab d«n Loge mit einem prachtvollen, klassisch schönen Kopf, lieh aber im Spiel noch gar zu sehr das Angelernte, bayceuthisch Anbefohlene aufdringlich empfinden und war, trotz guter Erjchernung, nicht be hend und flink genug. Auch lieh Lieser ausgezeichnete, stimmbegabte Sänger häufig den sarkastischen Ton Loges vermissen, der sich selbst als Gott minderer Ord nung bezeichnet und, der Skeptiker in Walhall, doch an Intellekt schließlich allen voran und überlegen ist. Eine teilweise bedeutend« und anerkennneswerte Leistung bot Eduard Habich (Berlin), der einen fein timbriertcn Bariton besitzt und den Alberich mit groher Freiheit und Charakteristik gestaltete. Aber doch schien an diesem Unhold vieles zu stilisiert. Di« elementare Wildheit des Nibelungen kam nicht stets zum Durchbruch, weil der tatsächlich schön singende Künstler nicht über den höchsten und letzten Stärke arad des deklamatorischen Akzents verfügt. Unsrag- lich aber stand Habichs Alberich weit höher als jener 1909 von d«m Hamburger Davison gegebene. Als Stasfagegestalten Les WÄlhallaeländes zogen sich der Froh und Donner von F. von Szekelyhidy (Pest) und A. Schützendor f-Bel lwi'dt (Wien) mit allem Anstand aus der Affitte, und die Freia von Lily Hafaren-Waag gab einen lieblichen Gölter- backfstch ab. Carl Braun (Wiesbaden) und Eugen Guth (Brünn) waren ein gewaltiges Riesenpaar, nur lieh ersterer als Fasolt einmal jenen lyrischen Unterton vermisi.'n, der dem Ungebärdigen so wohl ansteht. Vortrefflich sang wieder Anna Schumann- H<ink (New Porr) die Erda, deren Gestalt, in Herrn Schiller" die Red«. Seine Herausgabe der .Mbeinijchen Thalia", jein« Erneununa zum Sachsen- Weimarischen Rat — Frau von Kalb war es g^ wesen, die ihm die Vorlesung des ersten Aktes de» „Don Carlos" am Darmstädter Hofe in Gegenwart des Herzogs Carl August von Weimar ermöglicht hatte —, alles Lies änderte nichts an seiner verzwei felten Lage. Wie er die Befreiung aus diesen drücken den Verhältnissen durch das Anerbieten Körners und der anderen sächsischen Verehrer fand, Las ist ein be kanntes Kapctel der Schiller-Biographien de» Dich- ters. Im April 1785 verlieh er Las rhm unleidlich gewordene Mannheim. Vorher galt es, Abschied zu nehmen von zwei Wesen, die ihm teuer waren: von dem treuen ^reunde Streicher und von Frau von Kalb. Bald sollten die beiden sich wiederfinden. Schiller hatte einige Jahre im Kreise seiner sächsischen Freuird« gelebt, und nun zog es ihn nach der Stadt, die da mals bereits das geistige Zentrum Deutschlands war. Am 21. Juli 1787 kam er in Weimar an. Sommer liche Still« herrschte in der kleinen Residenz. Der Herzog war soeben nach Potsdam abgereist, wo er länger« Zeit bleiben wollte, und Goethe befand sich in Italien. Aber neben dem Verkehr mit Herder und Wieland bot Schiller das Wiederzuiammenjein mit Charlotte von Kalb, die gleichfalls für längeren Aufenthalt nach Weimar gekommen war, reiche Ent schädigung. Fast täglich ist er nun wieder mit der alten Freundin zusammen^ üe ist es, die ihn in die Weimarer Gesellschaft einsüyrt. Aber Las Herz des Dichters sollt« sich bald genug für «ine andere Lotte entscheiden. Bei einem Ausflug nach Bauerbach hatte Schiller in Rudolstadt die Familie Lengeseld kennen gelernt, und in der jüngeren der beiden Töchter der Witwe von Lengeselü, die gleichfalls den Namen Charlotte führte, ein junges Mädchen gefunden, zu dem er sich vom ersten Augenblicke an lebhaft hin gezogen fühlte. Es kam nun zu einem innigeren Verkehr, die beiden Seelen fanden sich und alle Dä monen der Eiferjucht bestürmten Charlotte von Kalb. Auch nach der Verlobung, die Schiller ihr erst sehr spät mitgeteilt hatte, st-tzre sie Himmel und Hölle rn Bewegung, um einen Bund zu zerstören, d«r ihr Lebensglück bedrohte; sie will sich scheiden lassen, um den Dichter zu heiraten — alles vergeblich! Schillers Braut schreibt kurz vor der Hochzeit am 11. Februar 1790: „Gestern waren wir bei der Stein. Die K . . . liest sich melden. Du hast keinen Begiff, wie sie aus sieht und tut. Ei« sah aus wie ein rasender Mensch, bei dem der Paroxysmus vorüber ist, so erschöpft, so zerstört!" — „Ich beklage sie wohl, aber sie rührt mich nicht" — fügst die Braut Schillers hinzu, die über di« früheren Beziehungen ihres Bräutigams zu dieser Frau sicher unterrichtet war. Diese Beziehungen wurden nicht ganz abgebrochen, und allmählich fand sich Charlotte in ihr Schicksal, das ihr bestimmt hatte, die Freundin und nicht dl« Geliebte oder Gattin des von ihr verehrten Dichters zu werden. Die für Literatur so begeisterte Frau sollte in der Folge auch noch anderen Dichtern unsere: klassischen Epoche näher treten. Im Jahre 1792 hatte sie Weimar sür längere Zeit verlassen und sich aus ihr Gut Woltershausen zurückgezogen. Hierher folgte ihr, von Schiller empfohlen, der junge Hölderlin, als Hofmeister ihres ältesten Knaben. Charlotte suchte Len interessanten jungen Mann auf jede Art zu fördern, aber Len fungen Dichter trieb, wie Wil- brandt in seiner Hölderlin-Biographie sagt, „aus dem Hause der Frau von Kalb der Unmut fort, als Er zieher wenig leisten zu können und in seiner Selbst bildung sich gehemmt zu sehen". Fünf Joch« spät« — «M Charlotte schwärmte aufs neu« für eine» Dichter. Diesmal war e» wieder einer der Grasten jener Zeit, de» viel« über Goethe und Schiller stellten, e» fit Jean Paul, dem sie näher trat, als er die beiden letzten Jahre de» Jahr- hundert» in Weimar zubrachte und den sie in die Weimarer Gesellschaft einführte, wie sie einst Schiller dort eingeführt hatte. Sie aalt bald al» di« Geliebte Jean Pauls, und die boshafte Karolin« von Schlegel nennt sie deshalb nicht ander», al» »Jeanette Pau- line". Aber Jean Paul lieh sich vou ihr anjeufz«n, wie er sich damals 00« so viele» schönen und geist reichen Frauen ansenfzen liest, und heiratet« dann ein ganz einfaches prosaisches Mädchen, das den Namen Mayer führte. Karolin« schmollte wieder eine Zeitlang, aber dann fand sie sich auch jetzt wieder in ihr Schicksal und blieb noch lang« im Briefwechsel mit dem Dichter. Sie fand hier noch eine Zeitlang Trost, al» eine Reihe von Schicksalsschlägen auf Lle arme Frau «instürmte: 1804 verlor ihr Gatte sein Vermögen, zwei Jahre darauf erschoß er sich, und auch der älteste Sohn endigte durch ftlbstgewählten Tod sein Dasein. Auch ihren jüngsten Sohn überlebt« sie. E» find Tränen, die ihr schon im Briefwechsel Schillers mit Goethe erwähntes Augenleiden so ver schlimmern. Last sie zuletzt — gerade so wie ihr Freund Jean Paul — vollständig erblindet«! Nur eine Tochter war ihr geblieben, die Hofdame bei der Prinzessin Marianne von Preußen war, und in dem Zimmer, das rhr im Berliner Schlosse ange wiesen wurde, lebte sie wie :ine Schiffbrüchige, die auf einer stillen Insel einen Zufluchtsort gefunden hat. Hier versenkte sich ihr Geist in die Vergangen heit, und st« diktierte ihrer Tochter ihre Lebens erinnerungen, die aber schon bei dem Jahr« 1791 ab- brechen. Endlich hat sie sich wirklich „ausgeweint", und der Tod erlöst sie am 12. Mai 1843 von einem Leben, das sie mit so schweren Schicksalsschlägen heim gesucht und zuletzt in die Nacht der Blindheit und Armut gestürzt hatte. So endete «ine Frau, die die Nah«! als „die geistreichste Frau bezeichnet hat, die sie im Leben kennen gelernt", und der Frau von Stein, die nicht ihre Freundin war, nichts Schlimmeres vor zuwerfen hatte, al» dast sie gerne »Neigung und Pflicht verwechselt habe". » LuMgr LLe. Wenn da« Kutter dar Saul kritzt. ^Machen Sie das Rennen mit?" — „Ich hab« Vor neu Wagen m«hr." — .^verkauft?" -- -Nein, mein Benzinliefe- rairt hat ihn pfänden lassen!" Aus der guten alten Zeit. Hauptmann: „U/H wer zieht in der Nacht auf Wache?" — Bürger soldat: „Schick den Ztpferl, der must sowieso immer die halbe Nacht vor seinem Hause stehen, ehe ihm die Alte aufmacht!" Ihre Auffassung. Dauer (der mtt dem andern an einem Freilichttl»eater vorbetgehl): „Du, dös mag a liabs Theater sei» . . . wenn'» nich mal 's Geld zambracht haben, an Saal zu mieten!" ..Meggendorfer Blätter." Küchenzettel für Donnerstag: I. Kabeljau mit Buttersauce. Mehlpudding mit Fruchtsauce. — II. Rotzunge. Salat. Die Slezepte zu den vorstehend aufgcfsthrten Speisen sind in dem .Praktischen »ochbuch sür Stadt und Land aud jede Suche" enthalten, weiche» in ueubearbetteter »nd erweiterter Ausgabe durch die Expedition diese» Blatte» zn» Preise von i »ach auowärUt w Pf. für P»rt» »ehr, bezogen werden kann. bläulich-bleichem Licht zerfließend, dem Gemälde eines Gabriel Max oder Franz Stuck glich. Ohne Tadel und des höchsten Lobes wert war Las Rheintöchter trio, das Gertrude Focrstel (Wien), Sophie Dijchosf-Daoid (Berlin) und Margarete Matzenauer (Berlin) unübertrefflich schön und mit vollster Entfaltung ihrer prachtvollen Stimmen sangen und zu reinst«: Geltung brachten. LönetU fies LeMlSf Wettepdul-euu^ vorn 26. «lall. . . 8>ir. . . . tiimbolj! .... ... , . t .... ..... b»»»«»r. .... c«Nm cileso«« ..... , ... tt'Ederx. » . . r»u ..... t ttntlirl 1. U.. , . ciNsrvd«. ... . ..... liisied t-nlis. ttvt m. . . ...... ..... tkM, ...... tevcu«b»k<! arstsü.'. . ck»ics»)< , tt,ikU»^«rro , . , .... .... 1 sp»i«r<!» .... >kl«fkd»fx .... ». » , , . > ...... cemdirx ..... r a» ..... . . . .... .... tke:d«e»j! .... km» ... ... Kem . . , , . . SckiuiUi ... 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Lvsouckers im vorckvestliebon Liiinoolanclo siock un vergeb eclenca Orten sekr grosse Itvireomeogon, stricbvoiss mit Ila^el, jxe- tsllon. ^tueb beute liüb berrsebt in IVestckeutseblanck bewölkter, östlieb cker Llds aber tvieckerum keilorer ömmol vor. Die Temperaturen baden cei t-rö-stenteils sebwackcn östlickeu VVmckvu ueuerckiugs last überall augevouimeu unck «un Korden sebon in clen meisten Oe-zencken 2c-o 6 übersekritken. V/eitera»<>-->obren: Sebr rvarm, sekwitl, vivlkacb beiter, ckuLvisokvo Oeviiter. Wetterbericht ^ntoruna in 8aeusen am 26 ckuli 19li. »itteruarsverlaul la >acbsen vom 27».—26. cknll. ^m 25. ckuli stellten sieb vielenorts Servltter ein, ckio 8UU« m 1»nz,«,lv «sdltz» i avvmui. . . . 11- - - LL.S -- 1/./ 8 1 t»'»ne . 11/ -- L1H -- 1S.L »» 1 . . ro/ - - 8L0 -- 1S.L 8* z t./ rro -- Z1.4 - - 1L./ 8» 1 L/ .... r»s - - r«.4 -- r >.» . -r/ - - Z . .4 -- il.l «UII r-s ?!»,» .... LKS rr.4 .. Ib.r 8» 1 0.0 L88 ii./ .. >8.8 r 4.S 4ZL -- L1.Ü - 1L.L «Ul' o.s Uri»- .... 800 - - §2.r - - 14.S r>« 1 — ... er ri.o -- ISS ro 1 o.g »Nend«sx , . . /;i -- r/.u -- 1L.L * 1 L.S //s - - r«.s .. 1Z.0 80 Z 1/ fic!>!«Id«r< . . irio -- rs.o P s.z « r — aber nur Iviebteu dliväerseblaz braebten. Das Xiecker- scblaxsmarimum betraut 5 7 mm. Ole Temperatur var noeb immer uogevvbnlleb boeb unck erreiebte in Orescken um Kittass 33.8" 0. Heute trüb virck alloutbalbea vieckor volle -Zulkeiteiunrr aemvlckct. Oie l emneratur bat meist 30.0° 0 itberkekritteo. Oer I-ultckrueb ist itberoormal. Oie VVincke sinck sobnvaeb unck neebseln in ibrer lliobtunir. witterungsdericht an» dem Bayrischen Hochland vom 26. Juli. Das Internationale öffentliche Verkehrs bureau in Berlin, Unter den Linden 14, teilt uns mit: München: wolkenlos, 24 Grad, Wetterleuchten: Zugspitze: wolkenlos, 9 Grad, Gewitter; Keniaten im Algäu: 25 Grad, prächtiges wolkenloses Wetter, Gewitterneigung.
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