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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.08.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110802026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-02
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Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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vr. 212. los. Uffttrysny. I'. >. Wien. 2. August. (Privattel.) Zn hiesigen politischen Kreisen will man bereits über das »u erwartende Ergebnis der deutsch-französischen Verhand lungen über Marokko des näheren unterrichtet sein. Man behauptet, daß die hierher aetangten Meldungen zu dem Schluffe berechtigen, daß die Verhandlungen zu einem Additionalvertrag zum Ueberein» kommen von 1609 geführt hätten. Letzteres soll auch weiterhin Gültigkeit behalten und durch de» sondere Bestimmungen näher präzisiert werden. Man solle dazu gelangt sein, daß Deutschland eine Ga rantie für seine wirtschaftlichen In teressen in Marokko erhalte, während F ra n k- reich dafür die v o l l e A k t i o n s i r e i h e i t in Marokko -uge standen sei. (Wir nehmen an. daß diese Information den Tatsachen nicht entspricht. D. Red.) Aus Marokko selbst liegt folgende Meldung vor: I'. Pari», 2. August. (Privat - Telearamm.) Der vom „Temps" nach Agadir gesandte Spezial korrespondent meldet, daß die Gegend um Aga dir rnhig sei. Die Stämme des Sus-Gebietes da gegen seien noch immer rebellisch. Vor 2 Tagen »and eine Versammlung der h a u p t s ä ch - lichsten Kaids unter Vorsitz des Kaids Gelludji statt, der erklärte, der heilige Krieg iei jetzt unnötig. Er ermahnte die Führer, Ruhe zu halten und die unter des Sultans Schutz in dem Lande weilenden Christen unbehelligt zu lassen. Andererseits sollen sie jedoch den Christen lein Stück Land mehr verlaufen. Alle Führer erklärten sich mit den Vorschlägen einverstanden und erklärten auch dementsprechend handeln zu wollen. — Die deutschen Marineoffiziere sind in den letzten Tagen nicht mehr an Land gegangen, um dort zu jagen. palltllche Nachrichten. Abreise de» Kaisers von Swinemünde. Swiuemlinde, 2. August. (Eigene Drahtmeldung.) Der Kaiser ist mit Gefolge gestern abend im Svn- derzug nach Altengrabow abgereist. Das Pub likum brachte dem Monarchen stürmische Ovationen dar. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal war illuminiert. Eine Forderung der deutschen Kolonialgesellschast. Berlin, 2. August. (Lig. Drahtmeld.) Die Deutsche Kolonialgesellschaft veröffentlicht eine Erklärung, in der sie für Deutschland Kompensationen innerhalb Marokkos fordert. DI« Unrrche« t» Alb «nie». Saloniki, 2. August. (Eig. Drahtmeld.) Rach Meldungen aus Monasttr hat »wischen Sta rowa und Goritza ein blutiges Treffen zwischen türkischen Truppen und einer aus Griechen und Albanesen bestehenden Bande stattgefunden. Viele Soldaten sollen getötet worden fein. Wie ver lautet, sind in Goritza Unruhen ausgebrochen, bei denen sieben Christen getötet und mehrere verwundet worden sind. Auch einige Soldaten sollen getötet sein. Der Markt ist geschlossen und die Ver bindung mit Goritza unterbrochen. Etudieureise eine» russischen Ministerialbeamten. Petersburg, 2. August. (Eigene Drahtmeldung.) Der Chef der Industricabteilung im Ministerium für Handel und Industrie Litwinow-Falrnsky ist nach Deutschland, Frankreich und Italien gesandt worden, um das Arbeiterversicherungswesen dieser Länder näher kennen zu lernen. Da» vordringeu de» frühere» persisch«, Schah». Loudon, 2. August. (Gig. Drahtmeld.) Wie dem Reuter-Bureau au» Teheran gemeldet wird, soll der frühere Schah an Bord eines Dampfers in Benderiges am Kaspischen Meer sich nach Mischid Eser eingeschifft haben. Zur Lag« auf Haiti. Re» York, 2. August. (Eig. Drahtmeld.) Rach einem Telegramm aus Port-au-Prince sah Präsident Simon die Vergeblichkeit weiteren Widerstandes ein und willigte ein. sich binnen drei Tagen unter dem Schutze der fremden Flaggen ein zuschiffen. Der Präsident erbat diesen Aufschub, um Maßnahmen zur Verhinderung einer Plünderung ber Hauptstadt durch die Revolutionäre zu treffen. Das diplomatische Korps tut Schritte zu demselben Zweck. Der britische, der französische, der deutsche mid der kubanische Gesandte begaben sich zu den Auf ständischen, um den Führern das Versprechen abzu nehmen, daß die Hauptstadt ohne Störung der Ord nung besetzt werden soll. Aus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig. 2. August. Wetterbericht der KZnigl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 3. August 1911. Nordvsttoinde, wolkig, weitere «Slbkühlung, Ge- «itternecguna, örtliche Niederschläge auch ohnedies nicht ausgeschlossen. crlvzlyer Tsyedlstt. Pöhlberg: Schwacher, anhaltend«« Tau, glän- zender Eonncnunter- und -aufgang, Himmelsfärbung orange. Fichtelberg: Glänzender Sonnemmter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. Temperatur des FluHwassers. c. »»,«»< add^ <> Uhr L früh Ui»r r. A»,»>c »tt,».,LUHk Germaniabad (Plo»«) — — — SchwimmanstaltlElsttO 24,0' c; 22,0" 0 23,5 Gemeindebad »chöneseld (Varth«) 22,0« o 20,0 0 21,0 * * Auszeichnung. Von der Kreishauptmannschast Leipzig ist dem seit 2. August 1886 in der Verlags buchhandlung von Dörffling L Franke in Leipzig, Königstraße 13, beschäftigten Markthelfer Heinrich Louis Pertzsch in L.-Gohlts eine Belobigungs urkunde ausgestellt worden. * Jubiläum. Der Noicnstecher Gustav Adolf Winkler in L.-Rcudnitz G-geht morgen das Jubi läum 25jühriger Tätigkeit in d.r Buch- und Noten druckerei von F. M. Gcidel in Leipzig, Wittenberger Straße 23. * Zur Lohnbewegung im mitteldeutschen Draun- kohlenvergdau. Dem Vernehmen nach haben sich die Mitglieder des Verbandes der Bergarbeiter Deutsch lands lkreic Gewerkschaft» im mitteldeutschen Draun- lohlenbcrgbau zur Erlangung der „Streikunter stützung" auf Grund des Strcikrcalcmcnts des Ver bandes vom 20. Mai 1909, 8 16. Abs. 3 bei Beginn der Arbeiterbewegung »christlich verpflichtet, die Streitunterstiitzung als ein vom Verbands kassierer ausgezahttes Darlehn anzusehen und dieses zurückjuerstcutcn, falls sie vor dem Streik abbruch die Arbeit wieder nusnehmen oder aus dem Verbände austreten Von juristischer Seite erhalten wir dazu folgende Ausführungen: Im vorliegenden Falle handelt es sich nicht um ein Darlehn, sondern um eine Streikunterstützung, mit deren Gewährung gleichzeitig die Abrede einer Vertragsstrafe bei Zuwiderhandlungen gegen das Streikreglement ver bunden ist. Die vom Verband-Kassierer gewährte Darlehenshingabe charakterisiert sich als ein Schein geschäft, durch das die Abmachung der Vertragsstrafe verdeckt werden sott. In einem Wicken Falle gelten aber nach 3 117 BGB. Abs. 2 nicht die Bestim mungen über die Rückgabe des Darlehen», sondern die Nechtssätze über die Vertragsstrafe. In sinn gemäßer Auslegung des 8 152 der RGO. hat daher auch das Reichsgericht entschieden (RLE. vom 27. November 1901), dan Vertragsstrafen und Straf festsetzungen, die lediglich festgesetzt sind, um den Rücktritt von derartigen Vereinigungen und Verab redungen zu verhindern, der Rechtswirksamkeit entbehren. * Dritter Berbandstag des Leipziger Verbände» Deutscher Handlungsgehilfen. Diese alle zwei Jahre stattfindende Tagung des großen über 100000 Mit glieder umfassenden Verbandes wird in Köln vom -1. bis 7. August abaehalten. Am Sonnabend, den 5. August, findet nachmittags 3 Uhr, im großen Saale der Vürgergesellschait die erste, und am Sonn tag. den 6. August, vormittags 10', Uhr, im Prunk saale des städtischen Gürzcnichsaales die zweite Voll versammlung des Verbandstags statt. Am ersten Verhandlungstage werden Referate über die Gehalts- srage im Handelsgewerbe und über Handlunas- aehrlfenkammern erstattet; am zweiten Tage über staatsbürgerliche Erziehung und Jugendpflege, auch soll eine Kundgebung für staatliche Penstonsverstche- rung der Prioatangestellten erfolgen. «. Au» den Prioatangestellten-Bcrbänden. Rach amtlicher Zusammenstellung waren in 7 kaufmän nischen, 2 Bureaubeamten- und 3 technischen Ver bänden, die Berichte an die amtliche Stelle recht zeitig eingesandt hatten, von insgesamt 371 000 Mitgliedern, unter denen sich 246930 zum Bezüge von Stellenlosenunterstützung Berechtigte befanden, zu Beginn des zweiten Vierteljahres 1911 4627 und am Schluffe 4283 Mitglieder als stellenlos gemeldet. Bei der Versicherung gegen Stellenlosigkeit waren 2098 Personen im zweiten Vierteljahr 1911 ein getragen. 138o unterstützte Personen waren zu sammen 74 918 Tage stellenlos und wurden 53 462 Tage lang unterstützt, so daß auf eine Person im Durchschnitt 54 Stellenlosentaac und 39 Unter stützungstage entfielen. An die 1380 Unterstützten wurden 69 393 vz an Unterstützungen gezahlt. Dem nach kamen im Durchschnitt aus den Kopf 50,28 X, auf den Stellenlosentag 0,93 und auf den Unter stützungstag 1,30 ->t Auf je 100 Mitglieder entfielen im Durchschnitt Stellenlose am letzten Tage de» zweiten Vierteljahres 1911: bei der Stellenvermitte lung 1,2, bei der Stellenlosenversicherung 0,4. 22 Lampenexplosion. In einer Wohnung in der Blumenaasse 5 explodierte Dienstag abend kurz vor 9 Uhr eine Petroleum-Hängelampe. Zum Glück ent stand dadurch kein größeres Unglück. Die Wohnungs inhaberin wurde vor Schreck ohnmächtig und mutzte die Hilse des Samariter-Vereins in Anspruch nehmen. Die Feuerwehr konnte, ohne groß in Tätigkeit ge treten zu sein, bald wieder abrucken. * verhafteter Büchermarder. Die hiesige Krimi- nalpolizei war von privater Seite aus Berlin auf einen hier aufhältlichen Armenier aufmerksam gemacht worden, der in Berlin eine Vereins bibliothek durch Herausschneiden ganzer Seiten au» wertvollen Büchern sowie durch sonstige Ausschnitt« arg geschädigt hatte. Dem mit der Sache betrauten Kriminalkommissar ist es jetzt gelungen, den Ar menier in einem 31 Jahre alten Stud. cam. et merc. B. I. aus Schulcha im südlichen Kaukasus fest- zustcllen, der unmittelbar vor der Vollendung seiner Doktorarbeit stand. Da in letzter Zeit auch in hie sigen Bibliotheken usw. große Bücherdiebstähle vor gekommen sind, wurde die Wohnung des Armeniers einer eingehenden Durchsuchung unterzogen, wobei im Kasten des Schreibtisches eine Unmenge von Ausschnitten und aus Büchern herausgerissener ganzer Druckseiten vorgefunden wurde. Nach genauer Sichtung und Prüfung dieser Ausschnitte usw. wurde festqestellt, daß sie aus Zeitschriften der Bibliothek der hiesigen Handelskammer herrllhren. Der Täter, der in Hast genommen wurde, war geständig und räumte auf Vorhalt ein, daß er im Mörz d. I. auch die eingangs erwähnte Vereinsbibliothek in Berlin in gleicher Weise geplündert habe, sowie, daß auch die König!. Bibliothek in Berlin von ihm be stöhlen worden sei. Schließlich wurde noch festgestellt, daß er auch die hiesige Universitätsbibliothek heim gesucht und bestohlen hat. Was die von ihm ge stohlenen und beschädigten Werke der hiesigen Handelskammer und der Kgl. Bibliothek in Berlin anlangt, so handelt cs sich um beson dere wertvolle Zeitschriften, die nicht wieder zu ersetzen find. Als Grund für seine unerhörte, man kann wohl sagen gemeingefährliche Handlungsweise gab der Täter an, daß ihm daran gelegen sei, möglichst viele Quellen und Unterlagen für seine Doktorarbeit zu sammeln. * Jugendlicher Defraudant. Mit über 400 ./? wurde ein 17 Jahre alter Handlungsgehilfe, der in einem Geschäft in L.-Reudnitz in Stellung war und den Geldbetrag erhalten hatte, um ihn bei der Post einzuzahlen, flüchtig. * Mißglückte Spitzbüberei. Ein 19 Jahre alter Packer aus Reichenbach wurde dabei abgetaßt, als er, um zu stehlen, ein Geschäft mittel» Nachschlüssels öffnete. Er kam in Haft. * Abgefatzte Leichenfledderer. Der Polizei gelang die Festnahme von drei Arbeitern im Atter von 25 bis 26 Jahren, die in einer größeren Anzahl von Fällen Personen, die aus den Promenadenbänken eingeichlafen waren, bestohlen hatten. * Zn Berl»st geriet am 28. Juli im Laus? des Nachmittags und Abends eine Rolle Geld. 500 bestehend aus Zehnmarkstücken in Gold. Die Rollo war mit rvsasarbigem Papier von der Deutschen Bank in Berlin umhüllt. Der Finder wird gebeten, das Geld im Fundbureau des Polizeicrmtes ab zugehen. * Die Autgewieseneu. Festgenommen wurden ein 25 Jahre alter Arbeiter aus Großauga in Böhmen und ecn 27 Jahre alter Arbeiter au» Alt-Chemnitz; ersterer war aus dem Deutschen Reiche, letzterer aus Sachsen ausgewiesen. * I» Haft kamen eine 31 Jahre alte Malers- ebefrau aus Eberswalde, die sich des Diebstahls schuldig gemacht hatte; ein 53 Jahre alter Schuh macher aus Tudro wegen Hehlerei; ein 19 Jahre alter Bäckergeselle aus Meltewitz und ein 26 Jahre alter Schlosser aus Halle wegen Diebereien; ein 15 Jahre altes Dienstmädchen, das in einem Geschäft in L.-Schleußig für 27 Eßwaren erschwindelte; wegen Erregung öffentlichen Aergermsses ein 34 Jahre alter Arbeiter aus Zerbst. 6. Unfälle. In der Nähe der Bahnhöfe fuhr ein in Volkmarsdors, Rabct, wohnhafter, 39 Jahre alter Maschinenbauer beim Radfahren mit einem anderen Radfahrer zusammen und erlitt dabei eine Gehirn erschütterung. — Am Windmühlenweg fiel ein 54 Jahre alter Arbeiter über eine Straßenbahnschiene und erlitt einen Rippenbruch. — In einer Druckerei in der Windmühlenstraße geriet eine 16 Jahre alte Fabrikarbeiterin mit dem Arm in dir Maschine und wurde schwer gequetscht. * Markranstädt. Am Dienstag nachmittag 3 Uhr ertönte Feueralarm. Die Scheune und Werkstelle einschließlich aller Getreide- und Holzvorräte, fer tiger Räder allsr Art, Werkzeuge und Hobelbänke des Stellmacher-Innungsobermcisters Laue ist in kurier Zeit ein vollständiger Raub der Flammen geworden. Man vermutet Selbstentzündung. Der Feuerherd war so gewaltig, daß sich das Rettungs werk der Feuerwehren in der Hauptsache auf die angrenzenden Grundstücke richtete. Dem zielbewuhten Der Protest gegen üss Vismsrlk-Astionslöenkmal. Wie uns mitgeteilt wird, ist der Protest der namhaftesten deutschen Künstlcrkörperschaften gegen die Entscheidung, n des Ausschusses für das Bis marckdenkmal am Rhein, das übrigens auch durch eine Petition der deutschen Künstler den Reichs tag beschästigen wird, jetzt sertiggestellt worden. Der Protest, der sich gegen die letzte Entscheidung des Ausschusses richtet, lautet folgendermaßen: „Die unterzeichneten Kiinstleroerdände vermögen nicht länger zurückznbalten mit dem Ausdrucke des Unwillens gegenüber der jüngsten Wendung in dem Wettbewerbe für das Bismarck-Nationaldenk mal auf der Elisenhöbr. Es sei hier ganz abgesehen davon, daß schon die Entscheidung des Preisgerichtes an sich teilweise einen auffallend starken Wider- spruch im Volke wachriesen Auch die Frage, ob der Platz für das Denkmal glücklich oder wenig glück lich gewählt worden ist, soll hier unberührt bleiben. Immerhin beschränkte fick das seinerzeitige Preisaus- jchreiben des Denkmalausschusses in erfreulicher Groß zügigkeit auf die einzige Definition des künftigen Kunstwerkes, daß es „ein monumentales Wahr zeichen" der Dankbarkeit und Verehrung des deut schen Volkes aui der Eliscnhöhe werden solle. Es fehlte also von Anfang nicht an einem großen Wurfe, und es muß auch angenommen werden, daß das Preisgericht trotz allen in der Presse laut gewordenen Erstaunens — eben diese Forderung desMonu- mentalen allgemein bei den preisgekrönten oder zum Ankauf empfohlenen Plänen wirklich erfüllt fand. Nun aber hat sich der Tenkmalausschuß, gedrängt durch unübersehbare Umstände, veranlaßt gesehen, einen nachträglichen Entschluß zu fasten, oer die Volks- und Künstlerinteressen in höchstem Motze berührt. Der Ausschuß hat nämlich die zwanzig preisgekrönten Künstler, und zwar nur diese, auf gefordert. ihre Entwürfe in dem Sinne umzuändern. daß die Person Bismarcks als Bildnis deutlich in die Erscheinung trete. Durch diesen Anspruch wirkt der Ausschuß die ursprüngliche ideale Pro- grammiordernng um: und er beweist, daß ihm ein klares Verständnis für einen künstlerischen Gestaltungsvorgang durchaus fehlt. Der Künstler schafft das Kunstwerk nach einer zwingenden Idee oder aus einen bestimmten starken Gefühlsakte her aus; er sieht in der Verkörperung seiner Idee die einzige und wirtliche Programmerfüllung; aus seinem Gefühle heraus hat die Leistung so, und nur so, ihre physische und formale Geschlossenheit. Es kann in einem solchen Kunstwerke nicht irgend ein Gedanke neu in den Vordergrund oder zur Herr- ichast gebracht werden. Em Künstler, der sich zu entschließen vermöchte, nachträglich einem solchen Ansprüche zu genügen, bewiese damit, daß seiner Schöpfung von vornherein die Kraft einer zwingenden Idee oder eines sicheren Gefühle» fehlte, daß er überhaupt ein Kunstwerk in Höherem Sinne nicht schuf — es sei denn, daß das jetzt Geforderte (also die Herausardeitung der Figur Bismarcks) so wieso mit der Willens- und Gesühlsrichtung seines Werkes zufällig schon übereinstimmte. Dieses letztere ist aber offenbar nur bei ganz wenigen der preisgekrönten Entwürfe der Fall ge- wesen, am allerwenigstrn bei den mit den Haupt preisen gekrönten; wohingegen gerade mehrere der nicht preisgekrönten Entwürfe die Merkmale der jetzt gewünschten Dentmalseigenschaft durchaus be saßen. Wenn der Ausschuß nachträglich die figurale Betonung Bismarcks — also das konkretere Moment geaenüber den abstrakteren Lösungen — zur Durch führung gebracht zu scken wünschte, so gab es nur die einzige Möglichkeit: ein entsprechendes neues Pro gramm auizwctzen und allgemein ein neues Preis ausschreiben zu erlassen. Da aber an der Lage der Angelegenheit selbst und an ihrem Fortgänge schwer lich etwas zu ändern sein wird, so erheben die unter zeichneten Körperschaften deutscher Künstler hiermit ihre Stimme zum Ausdrucke der stärksten Miß billigung und zur öffentlichen Kennzeichnung des ganzen Falle»; sie gedenken den Vorgang dem deut schen Reichstage al» Material mit der Bitte zu unterbreiten, für eine gesunde Gestaltung unseres öffentlichen Wettbewerbweiens diejenigen gesetzgeberischen Maßregeln zu ergreifen, welche es äusjchließen, daß hinfort in ähnlich dilettantischer und nutzloser We.se mit der Kraft und dem Idealis mus deutscher Künstler verfahren werden kann." Der Wortlaut des Protestes wurde von der Orts gruppe Berlin des „Bundes deutscher Architekten" unter dem Vorsitze vonProfessorDr.FriedrichScessel- derg entworfen. S«nlt unü MllenMaft. (Z Hundertjähriges Jubiläum der Forstakademie zu Tharandt. Die in allen zivilisierten Ländern be kannte Forstakademie zu Tharandt in Sachien kann im laufenden Jahre auf ihr einhundertjähriges Be- stehen in unserem Lande zurückblicken. Im Jahre 1795 gründete der Weimarsche Wildmeister Heinrich Cotta in Kleimillbach bei Wasungen eine Privat- jorstlehranstalt, die er im Jahre 1811 nach seiner Berufung als Forstrat und Direktor der Forstver- messung in den Forstdienst des Königreichs Sachsen nach Tharandt verlegte. Im Jahre 1816 übernahm sie der Staat und erhob sie zur Forstakademie; gleichzeitig wurde Cotta zum Direktor derselben und zum Obcrsorstrat ernannt. Die Akademie gelangte bald unter Leitung des genannten bedeutenden Forstmannes, der zuerst den organischen Zusammen hang der Forsteinrichtung mit der praktischen Wirt schaftsführung tlarstellte und die naturwissenschaft liche Begründung der Waldwirtschaft andahnte. zu europäischem Ruse, und Forstleute aller zivilisierten Länder suchten bi« aus die Gegenwart auf der Tharandter Forstakademie ihre theoretische und prak tische Ausbildung. Berühmte Lehrer wirkten an der Akademie in» Laufe des Jahrhunderts: wir nennen außer Heinrich v. Cotta nur noch Roßmäßler, Stöck- hardt. Reichenbach. Willkomm, Preller, Judeich, Neumeistcr. Der Anstalt verdankt Sachsen seine als mustergültig allgemein anerkannte Waldwirtschaft. Der Begründer verstarb im Jahre 1844 im Alter von 81 Jahren. Seine Verdienste am da» Land und die Mittwoch, r.LWgurr 1911. Eingreifen, Angriff »tt Wafferadgabe von fünl Seiten, ist e» zu danke», daß trotz de» ungünstige» Winde» die Biehställe und Scheunen des Zigner- »chen Stadtgute» und die in nächster Näh« stehenden Wohnhäuser vor Brandschaden bewahrt blieben. An dem Nettungswerke beteiligten sich außer den beiden Ortswehren die Feuerwehren von Quesitz-Döhlen, Teebenijck, Thronitz, Kleinmiltitz, Altranstädt, Klein- mtltitz Schimmel u. Co., Groß- und Kleinlehna und Großmiltitz. Der Beuust von Menschenleben ist nicht zu beklagen. Die in Aich« gelegten Gebäude und Gerätschaften find versichert. * Böylitz-Ehrenberg. In der jüngsten Gemeinde ratssitzung hieß der Vorsitzende das an Stelle des verzogenen Oberlithographen Alfred Heinrici neu- getretene Mitglied Lagerhalter Albert Meckert will kommen. Sodann nahm der Gemeinderat von einer Anzahl Eingängen in Sachen der Wasserleitungs frage Kenntnis. Die interessantesten waren hiervon die Ergebnisse über die Untersuchung der einge- sandlen Wasservroben aus den Bohrgebteten für das projektierte Wasser. Die Untersuckungsergebntsse tauten sämtlich günstig, die ersten Wasserproben sogar vorzüglich. Um sicher zu gehen, ehe über den vorzu nehmenden Dauerpumpoerwch Beschlüsse gefaßt wer den, wurde einstimmig bescklossen. zunächst erst noch die Ergebnisse oer zuletzt eingesandten Wasserproben abzuwarten. Man war einmutig der Ansicht, daß in diesem Jahre nun einmal nicht mehr begonnen wer den könne. Dem Gememderate lag der vom Re- gierungsbaumeistcr Lubowski in L.-Gohlis ausge stellte neue Ortsbebauungsplan vor. Der Gemeinde rat wünscht durchgängig eine bessere Bebauung, und beschloß, den Plan nochmals an den Hersteller zu überweisen. Sovald es wieder die Wasjerverhalt- nljje gestatten, soll die Ludwig Huvield-Straße regel mäßig mit besprengt werden. Ihre Reinigung ist nach den ortspolizcilichen Vorschriften Sache der Anlieger. -ff Naunhof. In die Mähmaschine geriet Dienstag nachmittag auf einem Felde der 12 Jahre alte Lcmdwirtsjohn Bruno Andrä. Der Knabe hatte zur Vespcrzcit die Pferde gefüttert. Plötzlich zogen die Pferde an und bei dem Versuche, die Tiere anzuhalten, strauchelte der Knabe und geriet unter die Messer der Ma chinc. Er erlitt äußerst schwere Besetzungen am Kopfe. r. Thekla. Vom 1. August dis 1. Sept mder de findet sich Pfarrer Dr. Hermelink auf Urlaub Während dieser Zeit führt Pfarrer Ho ltjch-Plaußig die psarramtliche Vertretung. Die An-eigen von Geburten, Taufen, Trauungen. Begräbnissen sind bei Kirchschutlehrer Dalmer zu bewirken. Ebenda werden auch dre Einträge ins Familienstammbuch und die Aufstellung von pfarramtlichcn Zeugnissen erledigt. — Nächsten Sonntag, früh 9 Uhr, wird der Predigt gottesdienst von Stud. rheol. Richter gehalten. — Bei der E ch u l s p a r ! a s s e. die dem Verein der Leipziger Konsirmandenaussteuer angeschlossen ist wurden im Juli von 312 Kindern 291,50 Spar gelder eingezahlt. Aus Lachsen. Dresden, 2. August. * Städtisches. Mit der Aushebung des Schacht verbotes hatte sich bekanntlich kürzlich das Stadt verordnetentollegium beichäftigt und den Rat erwcht. beim Ministerium des Innern die Bekanntgabe des Gutachtens der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig über die Aufhebung des Schächtverbotes zu erwirten. Das Ministerium des Innern hat jedoch die Bekanntgabe dieses Gutachtens abgelehnt, da es nach der Ansicht und dem Willen der Fakultät nickt für die Oeffentlichkeit bestimmt sei. * Gelegentlich der Alkoholgegnerwoche wird der Internationale Guttemplerorden am Sonnabend, den 5. August, im Saale des Neustadter Kasino einen Festabend veranstalten, an dem der Vorsitzende der Grogloge ll, Herr H. Blümer-Hamburg, die Fest rede hält, während Herr Dr. meo. Strecker-Berlin, Vorsitzender des Deutschen Alkoholgegnerbundes, über das Thema „Brauer und Hygieneansstellung" sprechen wird. Am Sonntag findet noch in: Saale des Neu städter Kasino eine außerordentliche Eroßlogcnsißung statt. Der Euttemplerorden ist die stärkste deutscke Organisation (mit über l/)000 erwachsenen Mit gliedern) und die größte alkoholgegnerilche Ver einigung überhaupt. * (*) Wurzen, 1. August. (Walddrand. -- Un- fall.) Seit heute mittag wütet an der Potenz — Altenhainer Straße ein großer Waldbrand, dem bis gegen Abend ca. 6 Acker mehrjähriger Kiefern- und Fichtenbestand zum Opfer gefallen sino. Ein aus Mannschaften vom Feldartillerieregimcnt Nr. 78 bestehendes Hilfskvmmando vermochte dem Brande kaum Einhalt zu tun. — Beim Abraffen wurde die in der Ernte beschäftigte Frau Rennert aus Beucha durch einen Sensenhieb schwer verletzt. Die Schlagadern und Flechsen wurden um Fußknöchel durchschnitten. ch Elsterwerda, 1. August. (Ein ungeheurer Wald- und Wiesenbrand) wütet seit Sonntag in der Nähe von Plessa. Bisher sind dem Feuer Wissenschaft wurden allseitig gebührend anerkannt. Im Jahre 1851 setzte ihm die sächsische Regierung im prächtigen Tharandter Forstgarten ein Denkmal, sein Andenken wird aber am besten in dem Weiter bestand der Forstakademie Tharandt bewahrt. * Kunstausstellungen in Darmstadt. Wie' die Großherzogliche Kaluaettsvirektion mitteilt, ist in einer Besprechung mit Genehmigung des Großherzogs beschlossen worden, im Sommer 1913 eine große Ausstellung der Künstlerkolonie in Ver bindung mit einer Ausstellung für Kunst- industrie und Kunstgeweroe zu veranstal ten. Die Ausstellung wird im Dusstellungshause auf der Mathildenhöhe ftatttinden und in erster Linie künstlerische Wohnungseinrichtungen für Mietwoh nungen von Familien mittleren Einkommens zeigen. Die Regierung wird eine Anzahl Staatsmedaillea zur Prämiierung von Firmen zur Verfügung stellen. Die gesamte Leitung der Ausstellung hat aus Anord nung des Großherzogs die Großherzogliche Kabinetts direktion selbst übernommen. * Der Stadtrat zu Reichenberg hat auf Anregung des Bürgermeisters Dr. Franz Bayer dem Schrift steller Ferdinand Bernt, der in seinem letzt erschienenen Roman „Der Bund der Freien" die Stadt Reichenberg und deren Umgebung schildert, einen einmaligen Studienbeitrag von l)00 K. zu gesprochen. * Ein Victor-Hugo-Denkmal auf dem Schlacht feld von Waterloo. Aus Paris wird uns berichtet: In seinen Schöpfungen hat Victor Hugo mehr als einmal mit dem Seherblick des Dichters die gewal tige Tragödie geschildert, die aui dem Schlachtfeld« von Waierloo zum Austrag kam. Nun hat sich in Paris auf Betreiben von Maurice Dubois und Hector Fleischmann ein Komitee gebildet, das dem großen französischen Dichter auf dem berühmten Schlactmeldc ein Denkmal errichten will. Der Grund und Boden ist bereits gesichert, und die Arbeiten für das Denkmal werden so sehr gefördert, daß man bereits am 18. Juni kommenden Jahres, am 97. Jahrestage der Schlacht von Waterloo, die feierliche Enthüllung vornehmen wird.
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