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BezugS-Prei» NU Lrtvttg »nd «,c»tt« durch u»lr« TrLa«, und Eo«dtt»»r« 2««l til<ltch in» Hau» gebracht » PI. »»natU, 2.7U Ml. oierteliährl. «et uniern YUialrn «. Ai»- oahme^tellen adaehott: 7S PI. monatt, r.rs Ml. »(«ttrljöhrl. Durch dt» P«U: iunerhald Deutichland» und der deutsche« Kolonien vierteljähri. >.>0 Ml., monatl. ILO Ml. auslchl. «oftdrltellarld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italieir Lurembuia, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich» Ungarn. Russland, Schweden, Schwei» u. Spanten. In allen übrigen Staaten nur direkt durch dt« Geschäftsstelle de» Blatte» erhäMtch. Da» Leipziger Tageblatt erscheint 2mat täglich. Sonn» u. Feiittag» imr morgen». Äbonnement»-llnnadme 2»han»t»g»ls» 8, bet unseren Tragern. Filialen. Spediteuren und llnaahmesrellen, sowie Bogämter« und Bttesträgern. 8tbend-A«sgabe. WMerTagMaü 114692 lN«cht«»lchUch) Tel.-Anlchl.j 14893 l 14 694 Handelszeitung. Tel.-^nschl. 14 892 (R-chtuuschlu») 14 693 14 694 Amtsblatt des Rates ««d des Volizeiamtes Ser Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- ftlr Inserat« au» Letpjig und Umgebung di« lspaltig« Petit-eile SPs., die NeName« »eil« l Mk. von auowärt» SV Ps„ Reklamen U20 Mk. Inserate von Behörden im amt lichen Teil bi« Prtitzetl« SO Pt. »«schästsan,eigen mit Platzvorichristen u. in der Abendausgabe »in Preise erhöht Rabatt nach Taris. Beilagegedübr Gesamt- auslag« 5 Mk. v Tausend erkl. Postgebüht. Teilbeilage Höher. Fest«tt«tlt, Aufträge können nicht »uriick. aezogen werden Fllr da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme Iodaanisgassr 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» E»pedttionen de» In- und "Ausland«». Druck uu» Verla, d«, Leip,i,er Tu,«» blatte» E. Pol». Inhaber: Paul Kiirften. Redattion und Grschist»st«ll«: Iohanntsgasse 8. Haupt»Filiale Drei»«»: Seeftrahe < 1 (Telephon 4621). m. 212. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 6 Seiten. Nus Sem Lsprivl-Ilplel. * Die Vernichtung der Patrouille Frankenberg und die ihretwegen entsandte Expedition nach dem sogenannten Caprivi-Zipfel lenken gerade jetzt die Aufmerksamkeit auf jenen schmalen Landesteil Deutsih-Siidwestafrikas, der sich von der nordöstlichen Spitze unserer Kolonie in das britische Gebiet er streckt und bis an den Sambesi reicht. Jene Gegend, In der der Uebersall auf die Kolonne des Herrn v. Frankenberg stattgefunden haben soll, ist bereits von Hauptmann Streit wolf, dem früheren Resi denten des Caprivi-Zipfels, besucht worden. Seine Erlebnisse werden in einem seinerzeit von ihm er statteten Bericht wiedergegeben, den jetzt das deutsche Kolonialblatt veröffentlicht. Hauptmann Streitwolf schildert zunächst seinen Besuch bei dem Häuptling Libebe, dessen Rainen der Hauptort tragt, der sonst auch Andara nach seinem Vorgänger genannt wird. „Wir waren noch beim Ausspannen", so erzählt der bekannte Schutztruppen- offizrer, „da kam schon ein Boot mit zwei Mambu- kllfchu, um zu fragen, wer wir wären. Ich sandte mit diesem Boot einlge meiner Leute zu Llbebe, um ihm meine Grütze zu bringen und sagen zu lassen, ich würde mich freuen, wenn Libebe mich besuchte. Tie Zelt bis zu Libebes Besuch benutzte ich, mich über Gegend und Verhältnisse zu orientieren. Am Rachmittag fuhr ich in einem von Libebe gesandten Boote den Okavango ein Stück hinauf und dann zu einer verlassenen Missionsstation. Als ich zurücklam, brachten mir die zu Libebe ge- sanoten Boten Lre Rachrrcht, das; der Häuptling gleich kommen würde. Und er kam — der große Zauberer und Regenmacher, dessen Rame bis an die Grenze des Kongojtaates mit Scheu genannt wird. Libebe lsl ein mittelgroßer, schrank gebauter Mann von etwa "5 bis 40 Jahren. Die hochgewölbte Stirn, sein geschnittene Nase, die wenig gewulsteten Lippen und der Blick verraten hohe Intelligenz. Das wür dige Auflreten und die kleinen Füße und Hände zeigen sofort einen Mann aus vornehmer Familie. Dagegen verrieten seine recht abgetragene Jacke und sein Hut, das Fehlen des Hemdes, der Beinkleider und Stiefel Libebes geringe staatliche Einkünfte. Unsere erste Unterredung dauerte etwa zwei Stunden. Aus dieser und aus späteren Unter redungen gewann ich folgendes Bild über die poli tische Lage: Andara hatte bei seinen Lebzeiten Li bebe als Nachfolger bestimmt und Munkoya, der nach Gedurtsrecht mehr Anspruch hatte, von der Nachfolge ausgeschlossen, weil Munkoya ein schlechter Charakter war. Lies führte zur Spaltung des Mam- bukuichu-Stammes. Ein Teil zog fort nut Munkoya, der jetzt am Luyana sitzt, ein Teil blieb bei Libebe. Ter ehrgeizige Munkoya intrigierte nun häufig gegen Libebe und suchte den Häuptling Niangama für sich zu gewumen, um alleiniger Häuptling der Mambukuschu zu werden und in den Besitz der Regen bringenden Zaubermittcl zu gelangen, die Andara an Libebe übergeben hatte. So hat Libebe an Niangama und Munkoya zwei Gegner, die ihn fortgesetzt bedrohen. Aber von Süden her trat eine noch grögere Gefahr für seine Selbständigkeit auf, nämlich die Erobe- rungsgctüste der Botanana am Rgami. Hier war der Häuptling Moremi auf Veranlassung seines ehr geizigen Neffen Sechome 1893 von dem Großmann Rampuru vergiftet worden. Da Moremi nur einen Unü es entgeht ihr keiner. 18 s Roman von Joachim von Dürow. (N-ichürucl verboten.) In Wandas Gesicht war ein Ausdruck, der Fred nichl gefiel, um den Mund erschien ein harter Zug: „Urteilen Sie nicht so über mich hinweg, Komtesse. Wenn mein Leben ohne besonderen Krach dahingc- gangen, so weiß ich auch, daß dies mein Verdienst nicht ist, daß der beste Feldherr allemal der ist, der das Glück hat! Wir kommen aber von dem Thema ab, und Loch will ich wissen, was außer den einunddreißig Tagen des Schlafens sonst noch vorhanden sein muß zum Geituß der Freiheit. Fürs erste nehmen Sie «in wenig Schokolade; die Pralinees waren für meine Braut bestimmt, meine herzige Agnete. So! Nach dem wir uns gestärkt, ich durch Vorführung von Ag- netens Bild unter all den andern Bildern hier, und Sic durch die Schokolade — können wir in Ihrem Lebensgenuß fortfahren. Bis jetzt haben wir uns mehr in dem bewegt, was ausgeschlossen werden muß." Wanda griff herzhaft in die Tüte mit den Pra- linces. Sie hatte die Handschuhe abgestreift, und Fred sah die klassische Form ihrer Finger, das feine Gelenk. — „Soll ich Ihnen von einem schönen Tag meiner Phantasie erzählen? Vor allem muß die Landschaft ihr Auge haben, ein Wasserspiegel muß dabei sein; wenn nicht das Meer, so doch ein See, dessen Ufer jen seits in dem Horizont verschwimmen. Nicht etwa ein Welibad. aber auch keine wüste Insel. In erreichbarer Nähe muß ein hübsches Wirtshaus sein mit einem Gar ten, Hühnern, Katzen und Hunden, alle zahm und so frech wie möglich. Hummeln müssen um mich summen; Bienen nicht, die sind mir zu achtungswert, zu dünn in der Taille und unbehaglich mit dem Stachel. Hum- mein sind gemütlich, sie summen nur, wenn die Sonne scheint. Die Wirtin dieses Gartens muß dick sein, die Hände in die Seiten stemmen und fragen, ob es mir auch geschmeckt hat. Als Krönung des Mahles will ich dem Kellner oder der Zofe eine Mark Trinkgeld geben. Rach dem Kaffee ein Spaziergang, immer am Strande hin, bis man heimtehrt mit einem Hunger, um wie Esau die Erstgeburt Lranzugeben. Dicht am Wasser sitzen; Butterbrote essen; mit stumpfem Messer Schinken oder Schafkäse zersäbeln. Kleine Wellen müssen zusehen kommen. Sich dann angesichts der untergehenden Sonne in den Sand legen und kleine, reizende Lieder aus alter Zeit sum KUttwoül, üen 2. öugult lSll. los. Istzrgsng. minderjährigen Sohn Matibi hatte, eignete sich Sechome die Häuptlingswürde an und überließ dem Rampuru als Lohn fllr die Beseitigung Moremis den Mambukuschu-Stamm Libebe zur Eroberung. Rampuru unterwarf nun den Mambukuschu-Stamm, ohne weiteren Widerstand zu finden, führte die meisten Leute in Haussklaverei ab und siedelte sie bei Kangara an. Libebe verlegte seinen Wohnsitz von der Andara-Jnsel nach Tahoe, wo er, umgeben von Stromschnellen, verhältnismäßig sicher sitzt. Er machte jetzt den Eindruck eines Fürsten ohne Volk und Macht. Libebe übersieht seine Lage klar, und das ist der Grund, weshalb er Anlehnung an uns sucht. Libebe bat mich um Rückgabe seines Volkes. Ich sagte ihm. ich würde seine Worte dem Gouver neur weitergeben." .. . Hauptmann Streitwolf blieb ein'ge Zeit Lei Li bebe, bis er die wildarme Gegend wegen Mangels an Lebensmitteln verlassen mußte. Er benutzte die Zeit zu weiterer Erforschung des Okavango, dessen gefährliches, klippenreiches Flußbett er mit Libebe befuhr. Besonders interessant war eine Fahrt strom abwärts, die bis zu den Popo-Fällen führte. Libebe benutzte das wiederholte Zusammensein init dem deutschen Offizier, um von sich ein möglichst günstiges Bild zu entwerfen, und berichtigte ferne Gegner des Mordes an zmei weißen Missionaren, deren Gräber Streitwolf gefunden hatte. Sie sollen nach Libebes Ansicht von dem oben genannten Niangama vergiftet worden sein Die anschauliche Schilderung Streitwolfs zeigt, daß auch im Caprivi-Zipfel bittere Feindschaft zwischen einzelnen Häuptlingen und Stämmen besteyt, und so ist es wohl nicht ausgeschlossen, daß Les deutsch freundlichen Libebes Gegner air dem Ilederfall auf die Kolonne Frankenberg Schuld tragen. Hoffentlich bringt die neue Erpedition bald Aufklärung über das Schicksal Frankenbergs und seiner Begleiter. DieExpedition in den Caprivi-Zipfel, die der Gouverneur von Südwestafrika zur Aufklärung über das Schicksal der Kolonne Frankenberg und zur Sicherung der bedrohten Missions- und Polizeistationen am Okavango auszujenden beschlossen hat, wird, wie die „Neue politische Korrespondenz" mitteilt, mit möglichster Beschleunigung am Endpunkte der Otavibahn zusammengestellt werden und dann über Grootfontein - Nord und Neitsas gegen die Okavango vorstoßen. DerFührer der Expedition Major Hinsch stammt aus dem Regierungsbezirk Bromberg und ist 47 Jahre alt. Von 1884 bis 1890 stand er beim Feldartillerieregiment Nr. 5, von 1890 bis 1900 beim Feldartillerieregiment Nr. 35 und von 1900 bis 1905 als Batteriechef beim Fcldartillerieregiment Nr. 71. Seit 19o5 gehörte er mit kurzer Unterbrechung der Schutztruppe für Südwestafrika an und wurde im August 1910 zum Major befördert. Von 1894 bis 1897 war Major Hinsch zur Kriegsakademie, von April 1898 bis September 1899 zur Dienstleistung beim Großen Generalstab kommandiert. Im Jahre 1905 hat der jetzige Führer der Expedition an den Okavango bei verschiedenen Gefechten gegen die Hereros mit Auszeichnung gefochten. Dss Breslauer Uirioerlitäts- julnlsum. Mit dem gestrigen Tage hat die Jahrhundertfeier der Breslauer Universität ihren Anfang genommen — seltsamerweise unter fast völligem Ausschluß der deutschen Presse. Wie wenig das Breslau und seiner Universität zum Vorteil gereichen dürfte, setzt in der heutigen „Tägl. Rundsch." deren Sonderbericht erstatter eingehend auseinander, indem er das vor jährige Berliner, das vorvorjährige Jubelfest der Leipziger Universität dabei zum Vergleiche heranzieht. Ueber die gestrigen Feierlichkeiten selbst wird durch das Wolffsche Telegraphenbureau, das nach obigem allein mit der Berichterstattung betraut zu sein scheint, folgendes gemeldet: Breslau, 2. August. (Eig. Drahtmeld.i Die Feier lichkeiten zum Universitätszubiläum nahmen gestern abend mit einem festlichen Empfang im Stadttheater seitens der Stadt Breslau ihren Anfang. Eingefun- oen hatten sich die Generalität, Oberpräsident Dr. v. Günther, der frühere Oberpräsident Graf v. Zedlitz und T r ü tz s ch l e r, die Spitzen der städti-- scken Behörden, die Mitglieder der städtischen Körper- skyaff-rn mit dem Oberbürgermeister Dr. Sander und Bürgermeister Trent in an der Spitze, der L"hrkörper der Universität und der Technischen Hoch- cbule, sowie eine große Anzahl zum Jubiläum er- chienene Vertreter der deutschen und ausländischen lniversitäten, Akademien und gelehrten Körperschaf ten, ferner die Ehrengäste mit ihren Damen. Nach dem die Gäste in einem schwungvollen Prolog will kommen geheißen waren, folgte ein von der Stadt gebotener einfacher Imbiß. Inzwischen hatte sich der Fackelzug, an dem etwa 1200 Studenten teil nahmen, formiert und zog an der Universität vorbei zum Stadttheater, wo vom Balkon und Foyer aus der Rektor mit dem Lehrkörper und den Ehrengästen den imposanten Zug abnahmen. Nachdem die ver einigten Kapellen das Niederländische Dankgebet ge spielt hatten, empfing der Rektor eine Deputation der Studenten, deren Sprecher. Land. phil. Scheuer (nichtfarbentragender katholischer Studentenverein „Franconia-Borussia") in einer Ansprache das Gelöb nis unverbrüchlicher Treue zu Wahrheit und Wissen schaft erneuerte und hieran zugleich die herzlichsten Wünsche für eine glückliche Zukunft der Universität knüpfte, die ein Hort deutscher Wissenschaft, deutscher Sitte und deutscher Mannestugend hier im Osten an der Grenze des Reiches sei. Hierauf hielt derRektor eine Ansprache vom Balkon aus, in der er Len Wunsch ausdrllckte, daß die Fackeln ein Zeichen dafür sein mögen, daß die Herzen der Studenten für Wahrheit, Freiheit und Recht, daß sie für die Größe der deutschen Nation erglühen. Der Redner schloß mit einem Hoch auf die deutschen Burschenschaften, Las begeistert aus genommen wurde und sich brausend rortpflanzte. Unter dem Absingen des „Gaudeamus igitur" mar schierte der Zug dann zum Palaisplatz, wo die Fackeln zusammengeworsen wurden. Der Rest des Abends war Spezialtommersen gewidmet Die 22 Universitäten Deuschlands haben, wie wir hinzufügend bemerken, ihre berühmtesten Vertreter entsandt. So vertritt die Universität Berlin deren derzeitiger Rektor Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Rubncr, während die Universität Bonn durch ihren gegen wärtigen Rektor Geh. Iustizrat Prof. Dr. Zorn ver treten ist. Jena hat seinen berühmten Psychiater Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Binswanger entsandt, die Universität Leipzig ihren Rektor Geh. Hof rat Prof. Dr. Lamprecht. Auch sämtliche Tech nischen Hochschulen des Deutschen Reiches sind ver treten. Die König!. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zuLeipz ig vertritt der be kannte Tiefseeforscher Geheimrat Prof. Dr. C u h n. Aus der Ansprache des Rektors an die Studentenschaft seien folgende Sätze angeführt: An der Erenzscheide zweier Jahrhunderte richtet unser Auge sich auf Sie, fragend und .hoffend, auf die kommende Generation, und in Lein Lichter meere zu unsern Füßen sehen wir Preußens, Schle siens Zukunft schimmern. Plato erzählt uns den Fackellauf der athenischen Jünglinge zu Ehren der Göttinnen, von denen ein jeder, nacl)dem er seinen Lauf vollendet, die Fackel dem nachfolgenden Ge nossen reichte: „Die die Fackeln hallen, geben sie weiter an andere." Wir kennen die Zukunft nicht, wir werden aber ihre Gefahren bestehen, wenn unsere akademische Jugend diese Eigenschaften bewahrt, ein feder seine Fackel dem nach ihm Kommenden reicht und die aka demische Jugend sich bewußt bleibt, daß sie die Führer ihres Volkes zu sein berufen ist. Wir sind Ihre Führer und Leiter. Aber der Dank ist nicht nur auf einer Seite. Ihr Frohsinn und Ihre Frische bringen manchen Sonnenstrahl in unsere Herzen. Die Jugend versteht cs besser als die Alten, das Wichtige und Große mit freiem Blicke zu erfassen. Die Hauptsache bleibt, daß wir, was auch der Lärm des Tages bringt, uns in den großen Gedanken auf den großen Linien zusaminenfinden. Mit Freude ge denke ich Les lagcs, wo die Breslauer Jugend hinauszog, den Turm zu weihen, der zu Bismarcks Gedächtnis errichtet ist (auf dem Zobtcnbergj. Und wenn alljährlich von unserm heiligen Berge die Flammen hinanslodcrn in die schlesischen Lande, so »nag das ein Zeichen sein, daß die deutsche Jugend in nationalen Fragen nur die Eintracht kennt. In Nebendingen mag die germanische Streit sucht ihr Rößlein tummeln. ..." Die üeuMen Müerungen. Eine Erklärung der beteiligten Regierungen über die Basis der Verhandlungen zwischen Berlin und Paris liegt auch heute noch nicht vor. Dagegen werden wieder verschiedene Auslassungen von „diplo matischen Gewährsleuten" verbreitet, die nachstehend registriert sein mögen. Wir erhalten darüber folgende telegraphische Meldungen: * Berlin, 2. August. (Privattel.) Ueber Art und Umfang der deutschen Forderungen in der Marokko frage erfährt die „Reue Preußische Correspondenz" von ihrem diplomatischen Gewährsmann folgendes: Die Annahme, daß Deutschland zur Abtre tung deutschen Gebietes an Frankreich be reit sei, entspricht nicht den Tatsachen. Ein Verzicht Deutschlands auf Togo, wie dies von fran zösischer Seite gemeldet worden war, steht somit nicht in Frage. Deutschland verlangt einen gewissen Teil des französischen Kolonialbesitzes ohne Opferung des geringsten Streifens deutschen Landes. Ferner wünscht Deutschland den Abschluß wirtschaftlicher und handels politischer Verträge init Frankreich allge meiner Natur. Die dritte Bedingung, die von deut scher Seite gestellt wird, ist die Zusicherung wirt schaftlicher Rechte in Marokko. men. „Blühe, liebes Veilchen" und so was. Wissen Sie eigentlich, daß das Veilchen fllr ein Lottchen blühen sollte?" „Keine Ahnung!" „Also: Blühe, liebes Veilchen — Das ich selbst erzog, Blühe noch ein Weilchen, Werde schöner noch! Lottchen zum Geschenke, Daß sie mein gedenke —. Ist Las nicht reizend? Es wirkt wie gelbe Immor tellenkränze, um das Bild von Großvätern, die einen sehr hohen. Kragen tragen. — Ich sah neulich ein Buch mit einer Sammlung alter Lieder; ich hätte es mir so gern gekauft." „Warum taten Sie es nicht?" „O! Glauben Sie, daß meine Kassette strotze? Da sie dieses nicht tut, so reichte es eben nur zu einem Ankauf, der mir bei meiner grausamen Schlafsucht unbedingt voir Nutzen war. Ich mußte mir einen Wecker anschasfen, der siebenmal hintereinander los geht — rettungslos." „Zerschießen würde ich die Kanaille", sagte Fred aufspringend. „Sie müssen heraus aus den Verhält nissen, in denen Sie sind, Komtesse — es muß Licht werden für Sie!" „Licht für mich?" klang es gelassen. „Licht bricht nicht hervor aus Winkeln. Soll ich Ihnen die Ge schichte meines Falters erzählen? Ich sand heute früb in einer dunklen Ecke unter Staub und Spinn weben der Bodenkammer einen hübschen bunten Schmetterling. Ich nahm ihn bei den Flügeln, o, so vorsichtig, und trug ihn hinaus an «in offenes Fenster, durch das die Sonne schien. Wie er sich auf schwingt, sitzt draußen auf dem Ast eine Amsel mit offenem Schnabel, und in Liesen Schnabel fliegt mein Falter hinein, so daß zu jeder Seite desselben ein Flügel heraushing. „Du bist der Falter", habe ich mir gesagt; „wenn du mal herauskommst aus Dunkel heit und Staub, dann ist's überhaupt für dich vor bei. liebe Wanda!" Wirklich, wenn's mir noch ein mal gut geben sollte, würde ich meinen, das Leben machte sich einen schlechten Witz mit mir." Fred setzte sich rasch wieder. „Wir haben Zeit; ich kümmere mich um keine Bilder mehr. Ich will wissen, wie Sie bei Ihrer Jugend zu einem solchen greulichen Pessimismus gekommen sind." Sie strich mit der Hand durch die Luft. „Lassen wir das! Reden wir von etwas anderem." „Wovon sollen wir denn reden?" „Meinetwegen von Astronomie; Historie und I Kunst, Hunden und Pferden! Ich rede so gern von > Tieren. Den Tieren kann man ins Gesicht schlecht sprechen, nicht hinterrücks über sie herfallen, wie ich vorhin Uber Haus Rütenbach hergesallen bin. Von mir reden »vir, bitte, nicht. Lassen wir Len Falter in seiner staubigen Ecke; er hatte vielleicht schon ver gessen, daß irgendwo die Sonne schien." „Wenn ich nun aber darauf bestehe, daß wir von Ihnen sprechen!" „Ach, das wird dann wieder alles so gräß lich neu!" „Mag es! Lassen Sie uns einmal Bresche schieße»» in Len Wall von Verbitterung, den Sie um Ihr Innenleben sich aufgeschüttet. Ein Luftzug anderer Anschauungen kann befreiend wirken." „Andere Anschauungen? Ich möchte wissen, wo Sie die in bezug auf mich herholen wollen, Herr von Ostheim; es sei denn in der Vorrede, mit der Ben venuto Csllini seine Lebensgeschichte einleitet." „Ich weiß nichts von LelUnis Vorrede." „Nun, er sagt einfach, das; die Menschen immer bösartig wären, wenn nicht irgendein Vorteil sie ver anlaßte, einmal gut gegen ihren Nebenmann zu sein. Dieser Vorteil hat sich meinen Nebenmenschen im Hinblick auf mich sehr selten geboten." Da war wieder der harte, entstellende Zug in dein jungen Gesicht; er verdroß Fred, der sich nun heute einmal mit Wohlwollen kür die Stütze seines schwie gerelterlichen Hauses gewappnet hatte. Sie mußte einmal anderer Leute Meinung in bezug auf sich selbst über sich ergehen lassen. Eine günstigere Ge legenheit würde ihm nicht kommen, als hier, wo nur ganz vereinzelte, fremde Leute kumen und gingen, während den Bediensteten für die Galerie Zeit blieb, sich in die „Dresdner Rachrichten" zu vertiefen. „Halten Sie mich für einen Moralprediger oder nicht", sagte er, der immer daran festhielt, auszu führen, was er sich norgenommen, „aber Ihre Worte gefallen mir gar nicht." „Mir auch nicht", entgegnete sie ruhig. „Bei meiner vorjährige,! Reise an den Gardasee sah ich dort ein Vergnllgungslokal für Trunk und Tanz, und seltsamerweise standen über der Türe die Worte: „Tempo perdutto." Gerade im entgegengesetz ten Sinne stehen die Worte auch über Ihrer Lebens tür, Komtesse. Man braucht seine Zeit nicht im Ge nuß zu verlieren, sondern auch in anderer Art. Sie klagen die Menschen an, oas Leben, ohne in Ihrem unbekämpften Groll zu fragen, ob das Leben nicht auch seine Anklage in die 3Bage zu werfen hat? Es hat Ihnen Güter gegeben, über die Sie bisher ohne Schätzung hinweggegangen sind: Jugend, Ge;undhr»t, Schönheit —" „Mir Schönheit? Ach, was Sie sagen!" „Ja. Schönheit. Wenn Sie nämlich schön sein wollen. Haben Sic sich ehrlich bemüht, sich diese Vorteile einmal ins rechte Licht zu rücken? Sich kraft ihrer innerlich über äußere Miseren zu erheben? Ich weiß es nicht; ich frage ja nur." Sie sah ihn mit großen, erstaunten Augen an; zog dann die llhr. „Wir Haden noch eine Weile Zeit, und oa Sie mich fragen, wie mich noch niemand gefragt hat, jo will ich Ihnen antworten. Also her mit der Ge- schichte. Bitte, geben Sie mir vorher noch den Rest der Pralinees: sie würden mir vielleicht nachlzer nicht mehr schmecken. Also: In meiner Lebrnsgeschichte ist weder Romantik noch sonst ein springender Punkt. Es ist die Geschickte eines armen Mädchens oder der vielen armen Mädchen, die da durchs Leben jchwim mei» wie die Heringe in einem großen Strom, und bei denen es nicht darauf ankommt, ob sie in dem Rachen des Wals umkommen oder still im Salz in der Tonne des Krämers ruhen. Wenn Sie bei der Alltags Historie ein kleines Schläfchen überfällt, wie ihn der Aufseher dort in dem Nebenraum tapfer bekämpft, so bekämpfen Sie ihn nicht: ich nehme Ihnen das Schläfchen nicht übel, nur halbgebildete Leute sind Ubelnehmisch. Bei Meiers nahmen sie immer etwas übel." „Jetzt machen Sie schon wieder einen Bogen um meinen Fragekern. Wie war Ihre Kindheit?" Freds Ton, sein Blick, hatten etwas Zwingendes, das dort in keiner Weise verletzte. Die etwas onkel hafte Anteilnahme tat Wanda gut, und auch ihm ge währte di« Situation ein Behagen. Es lag Zauber darin, hier in dem gebrochenen Licht gewissermaßen allein mit ihm, sich mit dem Innenleben eines jungen Geschöpfes zu beschäftigen. Bei allem Wohlwollen für das Ewig-Weibnche hatte Fred sich bei tieferem Son dieren in bezug auf das Seelenleben der Frauen ziemlich ablehnend verhalten. Sie gefielen ihm, oder sie gefielen ihin eben nicht; und dann weiter. Wie gefiel er ihnen? Da in dieser Beziehung meist ein „recht gut" zu unterschreiben war. kraft angenehmer Persönlichkeit, sich abhebend von dem Hellen Grunde eines einzigen Sohnes und Majoratsbesitzers — hätte sich weiteres Ergründen als unnötiges Bemühen er, wiesen. (Fortsetzung in -rr Morgenausgabe.)