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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110814017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911081401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911081401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-14
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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BezugS-Prei- it>r L«U»»i, ,»» vor» et« dich «I«* Träger v»d So«dtte»K 2««l tiigltch in» vausgebracht: « Ps. mmratl., 2.7» Mk. oitnrljohrl. B«t »»tenr Filial«» «. La- nahmefteUrn obaedoit: 78 Ps. »anatl., r.rs Mk. vietteliährl. »»rch »t« V»It: innerhalb Leutlchlaad» und b«r d««ttch«n Kolonien vierieljährl. S.8V »k.. manatl. i LU Mk. aurILl. Polrbeltellaeld Fenrer in Belgien, Länemart, den Donaubaattn. Folien. Luremdura. Niederlande. Nor- rregen Leiierreich-Ungarn. Ruhlanb. Lchweden. Schwei» n Spanien. In allen übrigen Slaalen na« direlr durch di« ibelchaitrslell« d«» Blatte» erhältlich. Ta» Leipziger Tageblatt erscheint 2mal iäglich. Sonn- u. Feiertags nur morgen». illbonnemenir-Annahm«- 2ohonni»g,Is« 8. bei unseren Trägern, Filialen. Speb,re«r«n und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briesträgern. Atoraen-Ausaabe. Utip.rigcrTagcblM - s146sr l«*ch—schlrch, ^^.^^ch^RA^^Hchchch^^ l^kar sN.cht.'.Ichl.»; «el.-Änschl. i 14 W» V^ktVeTSzeItUNg. Tel.-Änschl. 14 kg» Ämlsölatt des Aales und des Volizeiamtes -er LtadL Leipzig. Lnzeiqnl-PrekS sür Inserat« an» L»ip»tg »ad Umgeb»», dl« UpalttgePettttetl« LPs-dt« Neklamr- t«U« t Mk.' von anowätt» N Ps, Reklamen UL Mk.' Inserat« von BehSrd«, im amt> ltch«n T«tl di« ««ttt,eil* S0 Ps. ch«schäst,aiijrigrn nrtt Matzvorschrist«» a. in der Abendausgabe im Preti« erhöht Rabatt nach Ians. Brilagegebuhr Gesamt, auslage S Mk. p Tausend erkl. Postgebühr. Teilbeilag« hoher. Festrrteilte Rustraae können nicht »uriick- gkjag«, werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen»Annahme: 2oha»ai»gasle 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Erpcdltionen des 2n- und Auslandes. Irnrk »ad Verlag von Fisch«, ch Rürstr» Inhaber: Pool Rürste». Redaktto» »ad Seschäst.stell«: Johannisgasse 8. Ha»»t»Filiale Dr«»d«»: Eeeftrahe U i (Telephon t82t>. Nr. 224. Montag, »en li. lluyult iSil. 105. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umsaßt 10 Leite». Das Müstlglte. * Zn Metz wurden mehhrere Verhaftungen wegen Spionageverdachts vorgenommen. (S. letzte Dep.) * Die Nachrichten über den Gesund heitszu- stand des P a p st e s lauten günstiger. (S. Ausl, und Letzte Dep.) * Das Rheinische Zuchtrennen in Köln gewann Frhrn. v. Oppenheims „Dolomit" unter Jockei Winkfield. (S. Sport.) * Das Luftschiff „P .6" hat am Sonntag eine Fahrt von Bitterfeld nach Berlin unter nommen. (S. letzte Dep.) Sabotage. Kaum ein Tag vergeht mehr, wo nicht aus Frankreich neue Handlungen der sog. „Sabotage" gemeldet würden. Dabei ist es merkwürdig, wie austerordentlich dehnbar sich dieser neue Ausdruck sür eine im Grunde alte Sache mit der Zeit erweist. Man spricht nicht nur mehr von Sabotage, wenn es sich um das Zerstören materieller Produktionsmittel durch unzufriedene Arbeiter handelt, sondern man redet auch von einer Sabotage der Wehrkraft (durch den Anti militarismus), von einer Sabotage des Alters- rentcngesetzes (durch passive Resistenz versiche rungspflichtiger Arbeiter und Bauern), von einer Sabotage des Parlaments (durch lärmende Abgeordnete), selbst einer Sabotage des Schul unterrichts (durch lärmende Schüler). Um eine Sabotage der letzteren Art bandelte es sich z. B., als kürzlich in der Sorbonne die Aufnahme prüfungen für Latein stattsinden sollten, die Kandidaten aber die aufgegebenen Textstellen aus Cicero, die sie übersetzen mußten, zu schwer fanden und sich dadurch aus der Verlegenheit halfen, dast sie im Prüfungssaal einen fürchter lichen Radau erhoben, Bücher und Papiere ver brannten und den Professor zur Tür hinaus prügelten. Am meisten macht jetzt die auf französischen Bahnen verübte Sabotage von sich reden. Steine werden auf die Schienen gelegt und die Tele phon- und Telegraphendrähte längs der ein zelnen Strecken durchschnitten. Die Urheber schaft an diesen verbrecherischen Handlungen ist zwar nicht allein, aber doch großenteils auf die infolge des letzten Streiks entlaßenen Arbeiter verschiedener Bahngesellschaften zurückzuführen; sie wollen ihre Wiedereinstellung erwirken. Caillaux stellte neulich in der Kammer fest, daß seit Oktober letzten Jahres nicht weniger als MOO solcher Akte vorgekommen sind, von denen nur wenige gesühnt werden konnten. Der Minister präsident hat auf die Entdeckung des Urhebers des am 30. Juni gegen einen Schnellzug auf der Strecke Havre—Paris verübten Attentats jetzt einen Preis von 5000 Franken ausgesetzt und entfaltet überhaupt einen außerordentlichen Eifer, das Sabotageunwesen wirksam zu be kämpfen. Von der Ausübung eines Druckes auf die Eisenbahngesellschaften zur Wiederein stellung der entlaßenen Arbeiter und Beamten, den das Kabinett Monis beabsichtigte, scheint keine Rede mehr zu sein. Die Attentate auf Eisenbahnzüge erregen übrigens auch in der französischen Arbeiter schaft allenthalben den größten Unwillen. Eine Gewerkschaft nach der andern nimmt öffentlich dagegen Stellung, ohne dabei freilich zu ver geßen, der starrköpfigen Unversöhnlichkeit der Gesellschaften die Hauptschuld zuzuschreiben Man verurteilt jene Attentate auch nicht, weil sie Sabotagehandlungen sind, sondern weil sie das Leben der Reisenden und der diensttuenden Beamten gefährden. Daran ist jedenfalls nicht zu rütteln, daß der französische Arbeiter nach wie vor und je länger, je lieber in der Sabotage ein zweck mäßiges, wirksames, durchaus gerechtfertigtes Mittel des Klaffenkampfes sieht. Diese Tat sache mußte, von einem nichtfranzöfischen Stand punkt aus gesehen, verwunderlich erscheinen und kann nur durch die Eigenart der französischen Raße und der französischen Arbeiterbewegung erklärt werden. Bei uns wie in England gilt die Zerstörungswut des Arbeiters gegenüber der Maschine, die er bedienen muß, als eine längst überwundenene Kinderkrankheit der pro letarischen Bewegung. Sie war ursprünglich auch in diesen Ländern dadurch verständlich, daß die Maschine viel mehr Arbeiter entbehrlich machte, als durch Ausdehnung des Absatzmarktes wieder neu beschäftigt werden konnten, woraus Marx seinen Irrtum ableitete, die Menschen kräfte freisetzende Wirkung der Maschine sei eine dauernde Ursache der Bildung von Re servearmeen und damit rettungsloser Verelen dung des vierten Standes unter der Herrschaft des Kapitalismus. Mit der Zeit hat sich der Prozeß der Freisetzung verlangsamt, der Prozeß der Absatzsteigerung beschleunigt, so daß eine im ganzen stetig steigende Tendenz der Löhne die Verelendungstheorie all ab-urstum führte. Soweit jedoch trotzdem natürliche Ursachen der Unzufriedenheit für die Industriearbeiter, be sonders solche psychischer Ratur bestehen, ließen sie sich in Deutschland oder England durch Marx mit Geduld wappnen, der ihnen ein irdisches Jenseits nach dem Zusammenbruch der kapita listischen Gesellschaftsordnung in Aussicht stellte. Wegen dieses Jenseitsglaubens nannte Max Stirner den Sozialismus spöttisch „die letzte Metamorphose des Christentums". Geduld ist aber keine französische Tugend. Die Franzosen sind, um mit Werner Sombart zu reden, „Menschen, die gewohnt sind, impulsiv zu handeln, bei denen plötzlich ein heißer Strom der Begeisterung das ganze Innere durchflutet, deren Wesen von plötzlichen Wir kungen beherrscht und zu raschen Taten fortge rissen wird, die „Elan" haben, aber nur wenig Stetigkeit, Ausdauer, Unverdrossenheit, Schritt- vorschritthaftigkeit". Dazu kommt noch die „revolutionäre Tradition", die selbst ein so ge mäßigter Sozialist wie Jaures seinerzeit aus dem internationalen Sozialistenkongreß in Amsterdam gegenüber Bebel als einen großen Vorzug der französischen Arbeiterbewegung im Vergleich zur deutschen rühmte. Man findet im französischen Syndikalismus den alten unver wüstlichen Gedanken wieder: Die Revolution wird verraten; wir müßen der Revolution zu Hilfe kommen. Darum will der französische Arbeiter nichts wissen von einem Warten auf den natürlichen Tod der kapitalistischen Gesell schaft;, er will ihn mit allen Mitteln so schnell wie möglich herbeizuführen suchen, und als die geeignetsten Mittel erscheinen ihm die Sabotage und der Generalstreik. Das eine soll dem Kapi talismus das Dasein verekeln, und dadurch das Werk des andern vorbereiten, das ihm den Garaus machen soll. Ole vermenüung üer Leuchtpistolen beim ksilermmtöver. Bei den ausgedehnten Nachtgcfechten im dies jährigen Kaisermanöver werden, wie nns von mili tärischer Seite mitgeteilt wird, Leuchtpistolen ge braucht werden, deren Anwendung durch eine jüngst erlassene Vorschrift geregelt wurde. Im Kaiser manöver soll sie überall dort verwendet werden, wo die Geländeverhältnisse dem Gebrauch der Leucht pistolen günstiger sind, als dem der Scheinwerfer. 2n der Hauptsache wird diese neue Beleuchtungsart beim Nachtaefecht in Wirksamkeit treten, da sie dasür in erster Linie berechnet ist. Bei weiteren Ent fernungen müssen die Schcinwerser zur Beleuchtung des Schlachtfeldes herangczogen werden. Es hat sich aber bei den ersten Versuchen cm Kaisermanöver 1910 schon gezeigt, daß auch bei weiterer Entfernung die Leuchtpistole manchen sehr wesentlichen Vorteil aufzuweisen hat, den der früher stets benutzte Schein werfer nicht besitzt. Der Apparat, der zur Bedienung der Scheinwerfer notwendig ist, ist sehr schwerfällig und kommt besonders auf schwierigem Gelände, wie sie große Manöver bieten, nicht gut fort. Die Leuchtpistolen haben diesen Nachteil nicht, da sie leicht beweglich sind. Ferner tritt der Scheinwerfer bei tiefem Gelände und Talmulden nicht in Kraft, da seine Strahlen darüber Hinwegschießen und die Talmulden in tiefen Schatten setzen, anstatt sic zu erhellen. Diese Talmulden galten darum zur Nacht zeit vorzüglich als Deckung gegen die Scheinwerfer. Die Leuchtpistolen haben mit diesem Zustand aufge räumt. denn die Leuchtpatronen leuchten bis in die dunkelsten Eeländevertiefungen hinein. Es werden zwei verschiedene Arten von Patronen verwendet werden, die beide verschiedene Bestim mungen haben, nämlich weiße und rote Leuchtpatro nen. Die weißen Leuchtpatronen dienen ausschließlich der Beleuchtung des Geländes, während die roten Patronen zur Verständigung zwischen mehreren Kom mandos oder Abteilungen dienen und selbst für viele Kilometer ausreichen. Die zur Einführung gelangten Leuchtpatronen haben ein Licht, das 200 m weit reicht und 8 bis 10 Sekunden lang wirksam bleibt. Es lassen sich demgemäß durch systematischen und zu sammenhängenden Gebrauch dieser neuen Lichtart die wesentlichsten Wirkungen erzielen. Die Hebungen im Kaisermanöver werden alle sich aus dem Gebrauch der Pistolen ergebenden Nachteile berücksichtigen, um den Gebrauch ständig zu verbessern. Dabei wird fcstgestellt werden, wieweit der Gefahr der Beleuch tung der eigenen Truppen durch die Patronen vor- gebeugt werben kann. Denn dieser Nachteil bedeutet sogleich einen großen Vorteil für den Feind, so daß dagegen Maßnahmen getroffen werden müßen. Ferner wird die Feuergefährlichkeit der Leuchtpatro nen zu berücksichtigen sein, damit dem Gelände kein Schaden zugcfiigt wird. Es ist keine Frage, daß diese beiden ziemlich geringen Nachteile sehr schnell werden abgestcllt oder ganz vermieden werden können. Die Vorteile der Leuchtpistole, die eine hervorragende Ergänzung des Scheinwerferavparates bildet, sind aber so große, daß sie eine wesentliche Bereicherung unserer Kriegsmittel bildet. Wenn bisher fast aus schließlich Erfahrungen darüber oorliegcn, wie sich die Leuchtpistolen bei Kampfspielen kleineren Umfangs I bewähren, so kann man doch ans den bisherigen l Leistungen schließen, daß sie auch im Ernstfälle bei Beschickung der Feinde im Naykampf eine hervor ragende Nolle zu spielen berufen sind. Es ist noch zu erwähnen, daß die Bedienung der Leuchtpistole durch Pioniere erfolgt. Der „Schrecken üer Lull" . . . ein Gegenstück zu üem /ernlenkdoot. Der Hamburger Ingenieur Bohle hat ein draht los lenlbares Luftfahrzeug erfunden und jüngst im Zirkus Busch zum ersten Male vorgeführt, das ein interessantes Gegenstück zu dein drahtlos lenkbaren Boot des Lehrers Wirth bildet, das jüngst auf dem Wannsee so ungeheueres Aufsehen erregte. Aehnlich wie das Wirthiche Fernlenkboot wird auch das Luft fahrzeug des Zngenleurs Bohle, das er „Schrecken der Luft" nennt, durch elektrische Wellen auf drahtlosem Wege gelenkt. Wie der Korrespondenz „Heer und Politik" aus Luftichifferkreisen geschrieben w>rd, hat das Fahrzeug seine ersten Probeflüge mit Hilfe der drahtlosen Telegraphie vorzüglich bestanden und kann mit Recht als das „luftige" Gegenstück des Fern lenkbootes bezeichnet werden. Wenn es auch noch nicht die technische Exaktheit aufweist, wie das Fahr zeug Wirths, so muß man bedenken, daß das Wirthsche Fahrzeug schon vor 2 Jahren zum ersten Riale seine Versuche machte und in der Zwischenzeit die Kinderkrankheiten abgestellt worden sind. Es ist aber sicher, daß das Luftfahrzeug des Ingenieurs Bohle dieselbe Bedeutung für die Luft bekommen wird, die man dem Fernlenkboot für das Wasser zuschreibt. Das drahtlos lenkbare Luftboot weist nämlich im Kriegsfälle »ur Beschießung von Luftschiffen die be deutendsten Möglichkeiten auf, da man sehr leicht im Stande ist, mit Hilfe dieses Luftbootes im Kriege Sprengstoff auf ein bestimmtes Ziel zu werfen und dadurch jedes Luftschiff zu vernichten. Das Luftschiff ist nämlich nach allen Richtungen hin lenkbar und kann mit größter Schnelligkeit nach rechts und links, nach oben und unten durch drahtlose Wellen gelenkt werden, so daß ein lenkbares Luftschiff ihm nur mit größten Schwierigkeiten ausweichen kann. Die Ge schoße, die mit Hilfe diejes Luftboote» auf die feind lichen Luftschiffe geworfen werden, werden auch auf drahtlosem Wege ausgelöst, jo daß der Angriff ohne jede Gefahr für die angreifende Partei erfolgt. Es wird von Interesse sein, einige Einzelheiten über den Bau dieses eigenartigsten und modernsten Luftfahrzeuges zu erfahren. Der „Schrecken der Luft" hat die Zigarrenform des Parseoal- Lustfchiffes. Es ist 4'/« m lang und hat einen Durch messer von l'/z i». Das Luftboot ist mit einer Gondel und allem für den Betrieb eines Luftschiffes nötigen Zubehör ausgestattet, kann also auch als lenkbares Luitschiff Verwendung finden. An dem Hinteren Ende befinden sich zwei Propeller und an der Spitze einer. Der wichtigste Bestandteil des Lustbootes ist die Vorrichtung zur Aufnahme der elektrischen Wellen, durch die es gelenkt und rn Tätigkeit erhalten wird. Ganz besondere Vorrichtungen sind für die Steuerung des Luftbootes vorgesehen, die auch auf drahtlosem Wege erfolgt. Die Möglichkeit. Geschoße auf draht losem Wege auszulösen, erfordert wiederum neue und eigenartige Vorrichtungen, die bei gewöhnlichen lenkbaren Luftschiffen nicht vorhanden sind. Bei dem ersten Versuch versagte zeitweilig der Motor, so daß manche Hebungen nicht glückten. Es scheint aber sicher zu sein, daß eine Vervollkommnung dieses eigen artigen Luftfahrzeuges eine Frage weniger Monate ist. Oeutlches Keich. Leipzig, 14. August. * Aus den Kreisen der Notare sind vielfach Klagen darüber erhoben worden, daß ihnen durch die im Jahre 1909 eingeführte Reichsabgade vom Grundstücksverkehr unerwünschte Mühe und Schreibarbeit crwüchie, insbesondere durch die den Steuerstellen zu liefernden Nachweisungen über die bei der Beurkundung von Veräußerungsgeschüften vereinnahmten Beträge. Diesen Beschwerden soll nunmehr abgeholfen werden. Nachdem schon die Ausführungsveftimmungen zum Zuwachssteuergesetz zugelaßen hatten, daß der Notar statt einer Anzeige über das von ihm beurkundete Veräußerungsgeschäft lediglich einen Durchschlag der Urkunde einsendet, wird nunmehr, wie die „Neue politische Eorrespondenz" hört, in den jetzt im Entwürfe vorliegenden neuen Ausführungsbestimmungen zum Reichsstempelgesetze für die Erunowechselabgabe die Verwendung von Stempelmarken durch die Notare in Aussicht genommen. Wenn diese neue Regelung durchgeführt würde, hätten die Notare nur noch die Stempel marken einzukaufen und zu entwerten, brauchten dagegen den Steuerstellen besondere Nachweisungen nicht mehr zugehen zu laßen. * Beamtenwechsel im preußischen Eisenbahnmini- fierium. Wie wir hören, wird am 1. Oktober der langjährige vortragende Rat in der Eijenbahnabtei- lung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat von der Leyen in den Ruhestand treten. Als sein Nach folger dürfte ein Beamter von der Zentralverwal tung der Reichseisenbahnen in Straßburg ernannt werden. Geheimrat von der Leyen war auch Dezernent sür Preßeangelegenheiten in der Eisen- bahnabteiluna. Außerdem gehörte er dem Lehr körper der Vereinigung sür staatswissenschastliche Fortbildung an, in welcher Eigenschaft er in jedem Winterhalbjahr Vorlesungen an der Universität über Nationalökonomie der Eyenbahnen hielt. * Zur Entwickelung de» Kameruner Handel». Elfenbein und Bau- und Nutzholz sind in der Aus- fuhrtabelle Kameruns für das Jahr 1910/11 die einzigen Erzeugnisse, die einen Rückgang ausweiscn. Bei den Erzeugnissen des Landbaues ist dem Wert nach ein Mehr von 1'/» Millionen Mark zu ver zeichnen. Zugenommcn hat der Export von Palm kernen und Palmöl, ebenso von Kakao und Tabak: ganz beträchtlich gestiegen ist der Wert der Kautichuk- ausfuhr. Im Jahre 1909 betrug er 7'/, Millionen Mark, im Jahre 1910 über 11 Millionen Mark. Zum erstenmal ist auch eine kleine Ausfuhrmenge an Guttapercha verzeichnet. Insgesamt hat sich der Wert der Kameruner Ausfuhr von 1909 auf 1910 vermehrt von 15'/- Millionen Mark auf annähernd 20 Millionen Mark, und der Gciamthandel hat eine Steigerung von AI Millionen Mark auf über 45 Millionen Marl erfahren. * Die Baumwollerzeugung Ugandas. Eine über raschende Entwicklung hat die Baumwollerzeugung des englischen Ugandoprotektorats genommen, der gegenüber unsere Schutzgebiete weit in das Hinter treffen geraten sind. Erst seit den Jahren U>04/05 wird nördlich des Viktoriasees die Kultur der Baumwolle betrieben, also weit später erst wurde sie ausgenommen, als in unseren Kolonien. Gebaut werden durchweg nur amerikanische Spielarten, die aber dort einen längeren Stapel entwickeln als in den Vereinigten Staaten. Versuche mit ägyptischer Saat Haden noch zu keinem abgeschlossenen Ergebnis geführt. Die Ausfuhr des letzten Jahres 191011 erzielte rund c>900 Ballen im Werte von weit über 8 Millionen Mark. Dabei wird die gesamte Baum wollkultur ausschließlich von Eingeborenen betrieben. Die Verteilung der Saat an diese erfolgt nur durch die Negierung, wodurch eine einheitliche und gute Qualität erzielt wird. * „Schutz der Automobilisten gegen Schulkinder." Wie eine Korrespondenz unter dieser Spitzmarke meldet, hat das preußische Kultusministerium auf Ersuchen des Kaiserlichen Automobilklubs und an derer automobilistischer Vereinigungen ein Rund schreiben an sämtliche Negierungen ergehen laßen, in dem die zuständigen Kreisichulinspektionen auf gefordert werden, für die Sicherheit der Automobi listen gegen den Uebermut von Schulkindern durch strikte Verbote jeder Ungehörigkeit Sorge zu tragen. Es wurde nämlich ofr beobachtet, daß Kinder im schulpflichtigen Alter die Landstraßen passierenden Kraftwagen mit Steinen bewarfen oder auch ander weitig belästigten. In den Schulen soll besonders darauf aufmerksam gemacht werden, daß bei künf tigen Anzeigen nicht nur schuldisziplinarische Strafen angewandt werden, sondern daß man auch gerichtlich cinschreiten wird. Ausland. Frankreich. * Ein neuer Post- und Telegraphenausstand? Die Möglichkeit eines neuen großen Ausstandes der Post-, Telegraphen- und Telephon beamten stellt das „Journal" in einer laugen Schilderung in Aussicht. Das Personal würde i > in- lich durch Üebcrbürdung dermagen in Mißstim nung versetzt, daß es von den Streikführern leicht fortge rißen werden könnte. Eine drohende Warnung habe man bereits durch die Vorgänge in 'N u r feille erhalten, wo T e l e g r a p h e n b e a m t e be kanntlich den D i e n st verweigerten, vis ihnen beßere Instru m ente zur Verfügung gestellt wurden. Es handle sich nicht um Beschwerden ohne Hintergrund, sondern nm durchaus berechtigte. Man habe wieder einmal die notwendigen Reformen, die Millerand, der Bautenminister des Ministeriums Vriand, angeregt halte, verschleppt. Nach diesen sollte das Personal endlich aus die für die modernen Bedürfniße notwendige Zahl gebracht und vor alum mit den erforderlichen Dlenstwerkzeugen ausgestuttel werden. Es hätte das allerdings nahezu eine halbe Milliarde neuer Ausgaben erfordert, die man jetzt unter den Tisch fallen lasse. Italien. * Das Befinden des Papstes. Alle römischen Blätter stellen eine Besserung im Befinden des Papstes fest, der sich ohne Schwierigkeit mit seinen Schwestern und den Aerzten unterhält. Heute hatte der Papst eine Unterredung mit Kardinal Mein del Val, dem Majordomus, und Monsignore Bisleti. Zn wenigen Tagen wird der Papst auch dst Kardinäle empfangen. ..Tribuna" und „Corru-re d'Ztalia" bezeichnen das Gerücht als sinnlos, wo nach der Papst das geistiae Gleichgewicht verloren habe und an Verfolgungswahn leide. England. * Home Rule. Aus London wird gemeldet: Um die Einzelheiten für den kommenden Home Rule- Feldzug in England, Schottland und Wales und für die neue Home N u l e - O r g a n i s a t i o n auszuarbeiten, finden zurzeit eine Reihe privater Versammlungen der liberalen Mitglieder des Unter Hauses statt. Die Organisation wird geschaffen, um im Lande belehrende Vorträge über Home Rule zu halten, genau so wie dies im Herbste und im Frühjahr 1909 von der Budgetliga geschah. Dst neue Vereinigung soll eine dauernd« sein und rväh rend der nächsten zwei Jahre ihr Hauptaugenn auf Home Rule richten. Später soll sie sich mit en deren Fragen beschäftigen. Die Organisation setzt sich aus Parlamentariern zusammen und steht unter der Kontrolle des Hauptcinpeitschers der liberalen Parteien. Türkei. * Drohende Kabincttskrisis in der Türkei. Zu den Gerüchten über die drohende Kabinetts krise verlautet in K o n st a n t i n o p c l, daß even- tuell mit dem Rücktritt NedschmedSins vom Portefeuille der Justiz, S t a in b u l i a n s von dem der Posten und Hulusjis von dem der öffentlichen Arbeiten zu rechnen sei. * Beilegung des bulgarisch-tiirkischcu Zwischen falles. Der Kommandant von Seres sowie der Mu- teßarif, die mit der Untersuchung des letzten türkisch bulgarischen Grenzzwisch.iffalles. bei dem zivei bul garische Soldaten auf türkischem Boden erschossen wurden, beauftragt sind, haben sich nach der Grenze begeben, um gegebenenfalls den bulga- rischen Offizieren die Bereitwilligkeit der türkischen Regierung auszudrückcn, volle Genugtuung zu geben und die schuldiaen türkischen Soldaten der gerechten Strafe zuznfiihrcn.
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