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Val^ Inhaber: Panl XLrste». ,«d«Ma» nn» «eschäst»stelle: 2ohanni»gals« 8. »«»l. Filiale Dre.de»: v««ftrah, < I iTelepha« «LLV. vienstkly. üen 1§. Iutt 191 l. ttr. 1S7 los. Zshrgsng. Die vorliegende Anläße umfaßt 18 weiten. * Dor „Reichsanzcigcr" veröffentlicht den Han. dels- und schiffahrtsvertrag zwischen Deutschland und Japan nebst dem zugehörigen Zollabkommen. Der Vertrag tritt heute in Kraft. * Bei dem Eisenbahnunglück bei Müllheim in Baden wurden 11 Personen getötet, 25 schwer und siele andere leicht verletzt. (Siehe bes. Artikel.) * Eine Verminderung der katholischen Feiertage, die der päpstliche Stuhl ungeordnet Hal, tritt nur fürItallen, nicht sü- Deutsch land ein. (Siebe Deutsch. N.) * Die Untersuchung über die E r in o r d u n g von vier Deutschen in Mexiko hat noch nicht zu einem endgültigen Resultat geführt. (S. Ausl.) Lss neue enrsttlm-javrmilche Lüuünis. Im Iahre 1915 sollte das zweite Bündnis ablaufen, das zwischen Großbritannien und Japan um die Zeit des Friedens von Ports mouth aus zehn Iahre abgeschlossen wurde. Der erste Vertrag war nicht zur unmittelbaren praktischen Wirksamkeit gelangt: kein Schuß englischer Schiffsgeschütze hatte zur Vernichtung der russischen Flotten, zur Niederzwingung Port Arthurs zu Helsen brauchen, Japan war mit seinem Gegner allein fertig geworden. Trotzdem griff cs mit beiden Händen zu, als der Kon trahent ihm nicht bloß eine zehnjährige Ver längerung seiner Gültigkeit, sondern auch noch eine bedeutende Ausdehnung seine« Geltungs bereiches — zu eigenen Gunsten — anbot: Japans Helferpflicht sollte künftig auf Angriffe „Dritter" gegen Indien einschließlich Afgha nistans und Ost-Persien» erstreckt werden! Der neue Vertrag war ziemlich das letzte Wert oes vor Neuwahlen und damit vor seiner Ablösung durch dieLiberalen stehenden Kabinetts Balfour. Diesem Uebergangsstadium entsprach die außerordentliche Schärfe seiner Bekämpfung durch die Opposition. Während sie das erste Bündnis ohne ernsthaften Widerspruch aufnahm, fand das zweite, für England noch günstigere, keine Gnade vor ihrer Kritik. Allerdings war ja auch inzwischen die geringere Furchtbarkeit des russischen Popanzes vor Augen gestellt! Um gekehrt erweckte jetzt das hochgestiegene Japan einige Sorgen: man hatte besonders zu mäkeln, daß die gelben Verbündeten gegebenen falls vielleicht bester den Hinweg nach Indien als den Rückweg finden könnten! Was man seitdem erlebt hat: die wachsende Liebhaberei der indischen Jugend, ihre Studien in Tokio zu absolvieren und daheim die Zunahme der Verschwörungen, der Mordanschläge und der aus rührerischen Flugblätter und Preßartikel, har nickst gerade deigetragen, solche Befürch tungen zu verringern. Auf der anderen Seite ist ein neuer Gegner aus die Liste der Japan-Feinde ge kommen, den bei Gelegenheit durch Kraft des Bündnisses auch als fernen im militärischen Sinne anjehen zu müssen man in London ganz und gar tein Verlangen trägt. Man empfindet ja freilich deutlich genug, daß die Vereinigten Staaten von Nordamerika recht, recht viele Reibungsflächen mit den britischen Inter essen, mit dem britischen Landbesitze haben; fühlt instinktiv, daß nur ein noch nicht über wundenes Mißtrauen in den Erfolg das Volk Monroes abhält, die berühmte Doktrin auch in Kanada, Neufundland, Trinidad und sicheren Antillen zu proklamieren, wie sie der Schlachtruf geworden ist, um die Nation aus den westindischen Gewässern zu verjagen, die einst Kolumbus als ersten Entdecker der Westfeste entsandt hatte, und deren einzige«, den Krieg heraufbeschwörendes Verbrechen war, zu schwach zum Widerstand geworden zu sein. Aber weil auch an der Themie man nicht fiegesgewisser ist als am Potomac, und weil man überdies auch den Bruder Angelsachsen ganz gern als Freund in gewiße andere Kombinationen einstellen mochte: deshalb hat man seit vier Jahren mit wahrem Entsetzen an die Plötzlichkeit gedacht, daß der immer stärker mit dem Amerikaner sich ver feindende gelb« Teufel eine» Tage» die Pfand urkund« über oie englische Seele vorzeigen möchte. Des Reiches Diplomatie hat diese vier Tmhre hindurch mit fieberhaftem Eifer an dem Vermittlerwerke arbeiten müßen, um die Ent scheidung wenigstens hinzuziehen. Nun hat sich eine Gelegenheit geboten, mit einigem Anstande aus der bösen Zwickmühle herauszukommen. Zwischen England und Amerika soll ein Schicdsgerichtsoertrag von unbedingter Verbindlichkeit abgeschloßen werden, der bestimmt ist, kriegerische Zusammen stöße zwischen beiden Mächten nach menschlicher Berechnung auszuschließen. Ob „menschliche Be rechnung" über elementare Katastrophen der Volksseelen dauernd die Herrschaft zn behalten vermag, diese akademische Streitfrage muß den Wirklichkeiten der Zukunft anheim gegeben werden. Im Augenblick empfindet man tatsächlich auf beiden Seiten die trennenden Instinkte durch die gegenseitige Furcht im Zaume gehalten, die verbindenden Bestim mungsgründe um so gegenständlicher. Und die wunderschöne Gelegenheit, zugleich die Fessel des Japanvertrages abzustreifen, die eigene Abneigung gegen seine Konsequenzen unter einem so blendenden Firnisse wie dem Welt- friedensgcdankcn zu verdecken, ist nicht der geringste dieser verbindenden Bestimmungs gründe. Japan, ohnehin mit seinen kriegerischen Neigungen sich nicht ganz wohl fühlend im Kreise der Friedensschwärmer, hat begriffen, daß man zur Liebe schließlich doch niemand mit Papierfetzen zwingen kann, hat sich der Gewalt der Tatsachen mit Würde unterworfen. Sein Ehrgeiz, den Schein mangelnden Verständnisses für europäische Kulturideen zu vermeiden und seine Zurechnung zum Kreise der christlichen Zivilisation nicht zu ver wirken, Hut den wieg davongetragen über die Versuchung, einmal zu probieren, wie hoch in Landen der Weißen das verpflichte nde Wort zu Markte steht, auch wenn es für nicht aus drücklich vorgesehene Entwicklungen eingefordert wird. Im vierter Artikel des dritten, am 13. Juli 1911 abgeschlossenen Abkommens wird jede Unterstützungspflicht gegen Dritte, mit denen einer der Kontrahenten einen allge meinen Schiedsgerichtsvertrag eingeht, aus geschieden. Da die neuen Bestimmungen sofort in Kraft gesetzt werden, so ist das letzte Hin dernis für die Verhandlungen mit Amerika aus dem Wege geräumt. Das Allerbemerkenswerteste ist aber, daß dieselben englischen Liberalen, die sich bisher noch nicht als Freunde des Japan- Vertrages bekannt hatten, nunmehr mit beiden Füßen in das Lager seiner Anhänger über getreten sind. Durch alle ihre sechs Herrschafts jahre hindurch ist der Meinung nicht wider sprochen, daß ihre Abneigung gegen ihn fortbe- stehe, daß den Gelegenheiten seiner Anwendung ausgewi chcn und er zu seinem vorgesehenen Verfalltage gekündigt werden solle. Nunmehr ist sein Ende vorläufig vom 12. August 1915 auf den 13. Juli 1921 hinausgeschoben! Ma: muß die straffere,bindendere Fassung seines Textes hinzunehmen, durch die weiter eine gegenseitige Beteiligung an diplomatischen Verhandlungen über wichtige Jnteressenfragen beider Länder in Aussicht genommen wird. Man wird somit dem künftigen Erscheinen beider, Arm in Arm ihr Jahrhundert in die Schranken fordernden Verbündeten auf den Kongreßen und Konferenzen der Großmächte entgegensehen müßen. England wie Japan hat es gefallen, ihr fast zum Märchen gewordenes Bündnis im Sommer 1911 in neuer Auflage herauszugeben, gerade zu einer Zett brodelnder Gärung in fast allen politischen Weltfragen. Das bedeutet auf alle Fülle noch etwas, was außerhalb der amerikanischen Schiedsgerichtsfrage liegt. Da Japan ein ziemlicher Narr wäre, ohne Verbesserungen seiner eigenen Zustände sich für weitere sechs Jahre in den Dienst von Englands weitverzweigten Interessen zu stellen, so muß vor allem damit gerechnet werden, daß es zu einer erneuten Schwenkung seiner ostasia tischen Politik entschloßen ist und dafür eine stärkere Rückendeckung braucht. Dem Gerede, daß es die Vollendung der Panamabefestigungen nicht abwarten wolle, ist ein Ende gemacht: auch die Russen ließ es aus guten Gründen erst ihre sibirische Bahn fertig bauen, ehe es sie an griff. Aber was beabsichtigt England? Ist es ihm bloß darum zu tun, bei den europäischen Verhandlungen der unmittelbaren Gegenwart, zu denen es seine Teilnahme angemeldet hat, mit seinen Bundesverhältnißen zu para dieren und dadurch das Gewicht seiner Stellung zu verstärken? Oder hat es für rea^rre Dinge vorsorgen, seine Rüstzeug verstärken wollen für den wahrscheinlich furchtbar nahen Tag, da das Liquidationsverfahren über Persien eröffnet werden wird? Du WiibchmMMUjkim. Vierzehn Tore. Mitten in der sommerlichen Reisezeit kommt die jähe Schreckenskuirde von einem furchtbaren Eisenbahnunglück, das sich gestern morgen im Badischen ereignet und ein« beträchtliche Anzahl von Opfern an Menschenleben gefordert hat. Wir melde tcn gestern mittag bereits durch Extrablatt und berichteten dann im Abendblatt sowie in einem spät- abrndlichen Extrablatt ausführlich darüber. Die erste Unglücksnachricht lautete: Müllheim (Baden), 17. Juli. (Eigene Drcchttneldung.) Heute früh ISg Uhr entgleiste hier der »m 8 Uhr morgens aus Basel abgegangenc I)-Zug Basel—Frankfurt a. M.—Berlin. Der dem Tender folgende Gepäckwagen siel rechts aus dem Gleis, ein Wagen erster und zweiter Klasse links. Zwei nachfahrende Wagen dritter Klasse wurden ineinandergeschoüen. Acht Per sonen sind tot, fünfzehn bis zwanzig schwer beziehungsweise leicht verletzt. Weite: wird telegraphiert: Lörrach (Laden), 17. Juli. (Eigene Draht meldung.) Es bestätigt sich, daß bei dem Eisenbahn unglück acht Personen getötet, 25 schwer und 20 leicht verletzt wurden. Die Schwerverletzten wurden in» Krankenhaus gebracht. Die Sanitäts kolonnen, die Feuerwehr und eine Militärabteilnng sind aufgeboten. Aerztliche Hilfs ist zur Stelle. Die Ursache des Unglücks ist noch unbekannt. An der Unfallstelle findet ein Umbau wegen einer Unterführung statt. Der entgleiste Zug ist der Eil-Zug (nicht, wie oben gemeldet, tt-Zug) Nr. 0, der Basel 8 Uhr verläßt und in Müllheim (32 Kilometer von Basel) 8Ubr 29Min. fällig ist. Müllheim ist ein kleiner Luftkurort am Fuß<' des Schwarzwälder. Die Station ist der Kreu zungspunkt der Linien Basel—Freiburg i. B. und Mülhausen i. E.—Badenweiler. Wie sich das Unglück zutrug. * Müllheim, 17. Juli. (Eigene Dvahtmeld.) Dar- Unglück des Eilzuges trug sich nach dem „Oberrheini schen Anzeiger" folgendermaßen zu: Wegen Um baueseiner Unterführung sollen die Züge langsam fahren. Der Lokomotivsührer des Eil zuges bremste instruktionsgemäß auf 4 Kilometer vor der Einfahrt. Die Bremse versagte aber und der Zug fuhr in voller Geschwindigkeit durch di« Unterfiihrungskurve. Der Tender entgleiste, der Gepäckwagen legte sich um und der zweite Per sonenwagen legte sich quer. Die beiden folgenden Personenwagen fuhren ineinander. Der Rest des Zuges blieb stehen. Völlig unversehrt sind der Post- und Speisewagen. Nur das Geschirr ist zertrümmert. Es war sofort Hilfe zur Stelle. Aeezte. Militär und Sanitätskolonnen aus Basel und Freiburg trafen in Hilsszügen ein. Gegen 4 Uhr traf d e r Finanz minister auf der Unfallstelle ein. Von der Grosi tze r z o g i n Luise ist ein Telegramm eingelaufen. Die Zahl der Toten beträgt 12, denen vorläufig drei erkannt sind, darunter eine Frau Böhringer aus Steinen und ein lljähriger Knabe namens Wartmann aus Basel. Die meisten Verunglückten stammen aus Basel und dem Wicsen- tal. * Karlsruhe, 17. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Von anderer Seite wird zu dem Eisenbahnunglück noch er gänzend gemeldet: An einer Ueberfützrung ent gleiste der Tender. Der Packwagen und zwei A^agen erster und zweiter Kloße wurden ebenfalls aus dem Gleis gehoben, während zwei Wagen dritter Klasse sich ineinanderschoben. — Nach dem „Frei bürger Tageblatt" wurde das Unglück dadurch herbei geführt, daß die Lokomotive an der Unglücks stelle durchbrach und daß infolgedessen die nach folgenden Wagen entgleisten. Die „Karlsruher Zeitung" meldet zu dem Unglück amtlich: Eilzug 0 ist heute vormittag i/?9 Uhr bei der Ein fahrt in Müllheim aus bisher noch unaufgeklärter Ursache mit der Lokomotive, dem Gepäck- und vier Personenwagen entgleist. Es wurden 8 Personen ge rötet, 14 schwer und 20 leicht verletzt. Die Persönlich keiten der Getöteten und Schwerverletzten sind noch nicht festgestellt. Aerzte und Hilfspersonal ist aus reichend zur Stelle Die Verletzten sind im Kranken hause und Militärlazarett untergebracht. Der durch gehende Verkehr wird aufrechterhalten. Mehrer« höhere Beamte der Generaldirektton begaben sich zur Unfallstelle. Folgende ausführliche Meldungen liegen noch vor: 8t. Müllheim, 17. Juli. (Priv.-Tel.) Der Schnellzug, der hier 8 Uhr 30 Min. vormittags ein trifft, fuhr mit gewöhnlicher Geschwindigkeit in den hiesigen Bahnhof ein. Dicht vor der Station und in der Station selbst werden augenblicklich ziemlich um fangreiche Bauarbeiten und Gleisunterfützrungen ausgeführt. Der Lokomotivführer des Zuge» hat das Warnungsfignal, das auf .Porfichtig« Fahrt" stand, wegen der Dauarbeitengerifft«, nicht früh genug gesehen und hat erst im letzten Augenblick Gegendampf gegeben und dadurch den vollbesetzten Zug -ur Ent gleisung gebracht. Die Lokomotive ist allein auf dem Gleis stehen geblieben. Der nach der Lokomotive folgende Tender ist nach rechts vom Gleise herunder- czefallen, der Gepäckwagen nach links. Ein Wagen erster und ein Wagen zweiter Klaß« fielen ebenfalls nach links um und stürzten gegen den Mülhausener Zug, der im Nebengleise stand. Zwei nachfolgende Wagen dritter Kloße wurden ineinandergeschoben. Bis jetzt sind amtlich 11 Tote frstgestellt, doch läßt sich bei dem jetzigen Stand der Auf- räumungsorbeiten naturgemäß noch nicht übersehen, ob unter den Trümmern noch Tote begraben sind. Die Leichen wurden vorläufig im Wartesaal zweiter Klaße aufgebahrt. DieZahl der Verwundeten, die nach dem Bürgerhospital und nach dem Militärlazarett iransporliert wurden, läßt sich gleichfalls noch nicht sicher seststellen. Die Leichtverwundeten wurden auf die Citzbänke des Bahnhofsgebäudes gelegt und dort sofort verbunden. Die Sanitätskolonne Müll heim. die Feuerwehr, eine größere Militärabteilung der Garnison und die Aerzte aus den umliegenden Städten fanden sich rasch an der NnfaMelle ein und konitten sofort eingreisen. Diesen vielfach einander widersprechenden Nach richten gegenüber geben wir nachstehend den uns tele- i graphisch ^«gegangenen Bericht eines Augenzeugen i wieder. Oer vrickmiMer ües UnlMnkszuges gab unserem 8t. Mitarbeiter einen ausführlichen, sachlichen Bericht, der auch entgegen den oben registrierten Meldungen die Ursache des Unglücks klantellt: 8r Frankfurt a. M., 17. Juli. l'Uv'v.-Tel.) Der Frankfurter Packmeister Heinrich Mann, den ich bei seiner Rückkehr non der Unglücksstelle sprach, befand sich mit dem Zugführer des Unglücks zuges im Packwagen hinter der Lokomotive. Er erzählt: „Wir waren fahrplanmäßig 8 Uhr von Basel ab gefahren und befanden uns vor dem ersten Signal „Lanosam fahren" der Haltestelle Müllheim, als der Zuosiibree sich zu mir wandte und sagte: „Ich wrttz nicht, der Lokomotivführer fährt mir zu schnell." Gleichzeitig zog der Zugführer dke Bremse, aber da war das Unglück schon geschehen. Wir wurden in unserem Packwagen mehrere Male diircheinandergeschleudett, bis der Zug plötzlich still stand. Mir gelang es zuerst, aus dem Packwagen herausznsprinoen, und dann half ich dem Zugführer ans dem Wagen, der. auf die Seite gelehnt, dalag. Die Lokomotive batte sich, wie ich beim ersten Blick sah, vom Zuge losgerißen und stand mehrere Meter von den durcheinandergeworsenen Wogen entfernt mittwegs im Gleise. Der erste Personenwagen war umgestiirzt und versperrt« mir den Ausblick. Der dritte Wagen batte den zweiten zusammengedrückt und d«rch den Druck waren alle Wagen bis auf den letzten aus den Schienen gehoben. Die Getöteten befanden sich sämtlich in dein völlig zertrümmerten zweiten Wagen. Sie waren durch den Aufcinanderprall so zerquetscht und verstümmelt, daß sie alle unkenntlich waren. In einer Viertelstunde wurden nicht weniger als 12 Tote avs den Wagentrümmern hervorgezogen. Bei den Rettnngsarbeittn zeichnete sich das Mili tär der Müllheimer Garnison ganz besonders aus. Es kam im Lanfschritt ans seiner Kaserne an die Unglücksstelle gestürmt und machte sich sofort mit srinem Schanzzeug« an di« Auf- räumunqs. und Rettungscirbcit«». Sehr bald traf auch ein Hilfszug mit Aerzte n, Materialien und Krankenpersonal ans Freiburg ein, der alsbald 20 Schwerverletzte in das Müllheimer Krankenhaus über führte. Eine vorläufig« Untersuchung von amtlicher Seite ergab, daß die Schienen an der Unglücks stelle durch zu schnelles Fahren odor durch übergroße Hitze sich gedehnt ha tte », so daß es möglich war, daß der erste Wage» an» dem Gleis« sprang. Di« Anfriiu- munqsarbeiten vollzogen sich so schnell, daß wir den 2 Uhr 52 Minuten in Frankfurt eintresfenden fahr planmäßigen nächsten Zug mit nur ^stündiger Verspätung meld«« konnten. Er brachte alle Leichtner- letzten nach Frankfurt. Bei den Aufräumungsarbeiten würbe übrigens auch ein in Darmstadt stationierter Schaffner Wal ter schwer verletzt und mußte in das Krankenhaus eingeliefett ward««. Die Eisenbahn hatte unter den schwierigsten Umständen ans allen Richtungen außer- ordentlich viele Menschenmaßen nach Müllheim zu be fördern. Telephon und Telegraph sind noch immer auf Stunden hinaus besetzt, so daß die meisten Nach- richten nur auf Umwegen über den Elsaß ins Reich