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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110801018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-01
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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ar. rtt. los. Hatzr-rmy. Leipziger Dsgevian Virusmg. l. Kugult ldll. Quellen kommt ei« Zulauf von 1700 «dm täglich, während nur 900 odw gebraucht werden, (ff * -ohenftei,. Srnftttal, 31. Juli. (Leben», ret tu na.) Hier rettete der 18jährige Arbeiter Wunderlich aus Oberlungwitz einen anderen Arbeiter mit eigener Lebensgefahr vom Tode des Ertrinkens. b. Zwickau, 31. Juli. (Der Verein schlesischer Landsleute) hielt gestern hier einen Schlesiertag ab, an dem sich auch die Vereine von Altenburg, Chemnitz, Plauen und Limbach beteiligten. * Brandau, 31. Juli. (Raubanfall.) (Sestern abend fand man im Straßengraben einen schwer ver» letzten Mann, anscheinend dem Arbeiterstande ange hörend, vor. Er gab an, von zwei Strdlchen über fallen und seiner Darschaft beraubt worden zu sein. Der Gendarmerie gelang die Festnahme der beiden Strolche. * Glauchau, 31. Juli. (Städtisches.) In Glauchau ist die Anstellung eines beioldeten Stadt arztes und die Errichtung einer Volksküche geplant. HH Eibenstock, 30. Juli. (Ausbau der Wasser leitung.) Um für später einem etwaigen Wasser mangel vorzubeugen, will die Stadt weitere Quellen im Rehmengrunde fassen lassen und das Wasser der Unterstadt zuführen. Die Stadtverordneten bewil ligten die erforderlichen kosten. * Oberwiesenthal, 30. Juli. (Das im Bau be griffene Touristenhotel) eines Konsortiums stellt an die Stadt die Anforderung, eine neue Strotze zu erbauen. Deshalb leitete der Annabergcr Amts hauptmann die letzte Stadtgemeinderatssitzung, um seinerseits die dem Straßenbau entgegenstehenden Bedenken zu zerstreuen und aus den großen Nutzen aufmerksam zu machen, den die Stadt durch das den neuzeitlichen Anforderungen entsprechende grotzc Hotel zweifellos hat. Das Kollegium gab darauf die Erklärung ab, daß es sich dein Plane wohlwollend gegenüberstelle, vor einer Beschlußfassung aber zu nächst eine Erklärung über die Höbe der Staats- deihrlfe und der Beihilfe der Hotelgesellschaft ab warten müsse. * Kupferhammer-Erünthal, 31. Juli. (Auto- mobilunglück.) Das Postautomobil Grünthal— Brü; stürzte hinter Brandau infolge Beschotterung der Straße um, wobei der Kaufmann Seemann schwere Verletzungen erlitt. * Schöneck, 31. Juli. (Grotzfeuer.) In der Nacht zum Sonntag ist das am Bahnhof gelegene Dampfsägewett von Berger, bestehend aus Ma- schinenhaus, Scheune und Schuppen, sowie ein Teil des grotzen Holzlagers durch Feuer vollständig ver nichtet worden. Nur infolge der günstigen Wind richtung gelang es, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. * Zittau, 30. Juli. (Ein großes Schaden feuer) brach gestern nachmittag in der Webervorstadt aus. An der Dresdner Stratze standen rechts und links Niederlagen, in denen die Baumwollspinnerei und die Filzfabrik von Robert Zimmermann Woll filze lagern hatte. Es verlautet, daß die verbrannten Baumwollballen allein einen Wert von 100 000 ./L repräsentiert hätten. * Königstein, 30. Juli.» (Schadenfeuer.) Ein Hofgebäude des Ritterguteck-Hermsdorf wurde nachts durch Feuer zerstört. Die beiden darin wohnenden Familien konnten nur mit Mühe ihr Leben retten. Die grotze Atze wütet weiter und fordert ihre Opfer in Stadt und Land wett und breit. Noch ist kein Abnehmen der Temperatur bemerkbar und immerfort kommen aus allen Landesteilen Unglückspästen von Hitzschlag, Tod beim Baden und schweren Unwettern mit Blitz schlägen und Einäscherungen. Wir verzeichnen fol gende Meldungen: Altenburg, 31. Juli. Am Sonnabend wurden drei Personen tödlich vom Hitzschlag getroffen, die Gastwirtsehefrau Dauer und der Ockonom Saupe im benachbarten Orte Waltersdorf sowie der Arbeiter Keller aus Teuritz, der auf dem Rittergutsfelde bei Lucka mit Haferbinden deschäftigl war. Am Freitag verstarb in Meuselwitz ein Bergarbeiter infolge Hitzschlags. Kobqrg, 31. Juli. (Priv.-Tel.) Auf Bahnhof Steinach wurde ein Mädchen vom Hitzschlag befallen, die Händlersfrau Sauerteig ar» Sonneberg, Mutter von 7 Kindern, wollt« Hilf« bringen, kam dabei unter die Räder des Zuges und wurde zermalmt. Magdeburg, 31. Juli. Wie der „Magdeb. Ztg." von zuständiger Sette bestätigt wird, ist von einem Wassermangel auf dem Truppenübungsplatz Alten- grabow und der dadurch bedingten Aufhebung der größeren Kavallerieübungen nichts bekannt. Auch befinden sich in Altengrabow nicht 17, sondern nur 12 Kavallerieregimenter. Berlin, 31. Juli. Die abnorme Hitze hat in der Umgebung von Berlin grotzen Schaden unter den Feld- und Gartenfrüchten angerichtet. Ueberall fällt das Obst infolge der Frühreif« von den Bäumen. Ein Teil der Getreideernte ist durch die sengenden Sonnenstrahlen geradezu verbrannt, soweit das Korn noch auf dem Halm steht. Besonders trostlos sieht es im Kreise Ost Havelland aus. Di« Zuckerrübenernte ist schwer in Mitleidenschaft gezogen, da Li« Rüben ins Kraut schietzen, ohne Wurzeln anzusetzen. Ueberall hört man schwere Befürchtungen der Landwirtschaft über den zu erwartenden großen Ausfall. Koblenz, 31. Juli. In der Mosel macht sich die schon seit Jahren herrschend« Beulenkrankyeit der Barben wieder sehr stark bemerkbar. Teilweise ist der Geruch der toten Fisch« unerträg- l i ch. Di« Fischer werden vom Regierungspräsidenten aufgefordert, die an der Beulenpest verendeten Bar ben zur Vernichtung dem Ettommeister zu dringen, sie erhalten, solange do» verfügbar« Geld reicht, für jedes Stück dieser erkrankten Fische eine Vergütung von 20 Pfennig. Köln, 31. Juli. Die furchtbare Hitz« hat gestern in Westdeutschland angehalten. In mehreren Grenzorten entstand gestern Feuer. So find in Gronau acht Arbeiterwohnhäuser niedergebrannt. Wegen Mangel» an Wasser find die Feuer wehren nicht ausgerückt. Stellenweise sind Ge witter niedergegangen, die indes keine Abkühlung nachten. Eine grohe Anzahl von Hitzfchlägen und lnglücksfällen beim Baden wird gemeldet. Von chwerwiegender Bedeutung ist aber d«r jetzt «in- etzend« groß« Mangel an Milch, der auf di« Dürr«, di« Futtermangel in» Gefolge hat, zurück- zuführen ist. Mannheim, 31. Juli. (Vrip -Let.) Der hetße Tag fordert« 6 Opfer. I» Neckar ertrank ei« 33 Jahr« alter Schlosser, «in 13jährige, volk»schüler und da« 5 Jahr« alt« Töchterchen «ine« Iheaterarbeiter». I« Rhein ertrank «in lOjähriger Oberrealschüler und ein 25 Jahr« alter Eisendreher. In dem benachbar ten Garbenbinden erlitt ein Tagelöhner auf dem Felde einen Hitzschlag und war soforttot. Ferner «rlay in der Rheinau «in 31 Jahr« alter Kohlen- orbelter einem Hitzschlag. Frankfurt a. M., 31. Juli. (Priv.-Tel.) Zwei jung« Leute, dip sich ein Ruderboot gemietet hatten, wollten auf dem Main ein Bad nehmen. Der ein« bekam einen Hitzschlag und ging unter. Sein Freund, der ihn retten wollte, sprang nach, wurde aber ebenfalls «in Opfer der Fluten. Die Personalien der beiden konnten noch nicht sestgestellt werden, da di« Leichen bi» jetzt noch nicht geborgen sind. Ingbert, 31. Juli. (Priv.-Tel.) Die größte Hitze, die seit Me n s ch e n g e d e n ke n zu ver zeichnen ist, ist heute hier beobachtet worden. Das Thermometer zeigt« imSchatt«n40Grad. Di« Schwein« und Ziegen verenden in den Ställen. Bei einem Hüttenfest, das hier abgehalten wurde, sind viele Personen, besonders Kinder, vom Hitzschlag be troffen worden. Neckarsulm, 31. Juli. (Priv.-Tel.) Ein halb stündiger heftiger Hagelschlag in der Größe von Taubeneiern vernichtete die Getreideernte und di« Weinberg« vollständig. Stuttgart, 31. Juli. (Priv.-Tel.) In den beiden letzten Tagen siy,d viele Personen vom Hitzschlag be troffen worden. Eine ältere Dame ist an den Folgen gestorben. Immendingen, 31. Juli. Infolge der langanhal tenden Hitze machen sich auch aus dem Gebiet der Donauversickerung ungewöhnliche Verhältnisse bemerk bar. Während die Donau in früheren Jahren wenig stens bis Immendingen noch genügend Wasser führte, ist der Stand diesmal so niedrig, daß der fürstlich bohenzollernsche Betrieb kaum noch Wasser bekommt und über das dancoenliegende Donauwehr über haupt kein Wasser mehr kommt. Außerdem sind 1 der am Jmmendingcr Werk gelegenen Ver- sickcrungslöcher vollkommen blotzge- legt, so daß man ganz deutlich sehen kann, wie sich das Donauwasser unter der Bildung kleiner Strudel im Verzinnern verliert. Wien, 31. Juli. In Blühnbach auf dem Gute des Erzherzogs Franz Ferdinand hat «in Un wetter sämtlich« Eartenanlagen und Straßen ver wüstet. Der Er^erzog selbst inspizierte die beschä digten Terrains zu Pferde. Er hatte das Gut erst vor kurzer Zeit erstanden und die Straßen mit großen Kosten selbst gebaut. Paris, 31. Juli. Heftige Unwetter haben gestern in oanz Frankreich großen Schaden angerichtet. lieber Vichy ging ein schwerer Gewitter st urm her- njeder. Zahlreich« Tel«phon- und Telegraphen drähte barst« n. Di« Verbindungen zwischen Paris, Lyon, Vichy, Clermont-Ferrand sind vollständig unterbrochen. Bedeutenden Schaden hat auch die Landwirtschaft zu verzeichnen. Zn einem Dorf in der Nähe von Lorient wurden drei Gutshöfe durch Feuer eingeäschert. Dabei ist dem „Berl. Lok.-Anz." zufolge viel Vieh in den Flammen um gekommen. Die Fernsprechverbindungen und der telegraphische Dienst zwischen Paris und Bordeaux, di« seit drei Tagen außer Betrieb waren und gestern wieder instand gesetzt wurden, sind durch die Gewitter der letzten Nacht von neuem völlig unter brochen worden. Paris, 31. Juli. Die gestrige Hitze hat zahl reiche Opfer gefordert. Nach den bisherigen Fest stellungen sind im ganzen acht Personen ge storben mrd zwanzig ins Krankenhaus eingeliefert worden. Davon liegt der größte Teil sehr schwer krank danieder, darunter ein Postbote, der auf seinem Vestellgange in der Avenue de l'OpLra plötzlich be sinnungslos zusammenbrach. Auch aus den Pariser Vororten werden Todesfälle und schwere Hitzschläge gemeldet. In Aubervilliers starben plötzlich zwei Personen. Ins Militärlazarett von Versailles wurde ein Reservist des 22. Infanterie-Regiments ringe- liefert, der Lurch die Hitz« wahnsinnig ge worden war. Besonders statt bemerkbar machte sich der Mangel an Trinkwasser. Rom, 31. Juli. Ein furchtbares Unwetter ist gestern über Sizilien niederaeaangen. Di« Ernte rst größtenteils zerstört. Mehrere Personen wur den vom Blitz erschlagen. Die Gegend von Vizzini wurde überschwemmt, sechs Personen sind er trunken. Mailand, 31. Juli. Die Hitze in Italien ist ganz unerträglich. Das Thermometer in Mailand zeigte gestern zeitweise 38 G r a d i m S ch a t t e n. In Ve nedig sind zahlreiche Todesfälle durch Sonnenstich vorgekommen. Auch aus Triest werden drei tödlich« Hitzschläge gemeldet. Dirschau, 31. Juli. (Priv.-Tel.) Beim Baden in der Weichsel sind gestern in der Nähe von Gerdin ein llntcrschwcizcr aus Marienburg und ein Ernte arbeiter aus Gerdin ertrunken. Die Leichen wur den später geborgen. Thor», 31. Juli. Nachdem am Freitag drei Per sonen in der Weichsel beim Baden an einer Sandbank ertrunken sind, find am gestrigen Sonntag naH- mittag weiter drei Personen ertrunken, der Frr- ieurgchilfe Delik, der Fleischerlehrling Sanftleben und der Gefreite Laatz von der 9. Kompagnie Les Inf.« Regiments 21. Die Leiche Deliks istSefunden, die der beiden andern werden noch vermisst. Die Polizei hat das Betreten der Sandbank verboten, da nun- mehr sechs Personen dort ertrunken sind. Tsgeschranlk. Berlin, 31. Juli. (Die Spitzengarnitur) der Herzogin Marie von Kobury-Gotha, die in dem bekannten Weimarer Prozeß erne so große Rolle spielte, sollte heute in Berlin auf der städtischen Pfandkammer zur Versteigerung gelangen. Im letzten Augenblick wurde jedoch die Auktion auf Grund einer Intervention aufgehoben. Rizdorf, 31. Jult. (Ueberfall.) In der Tbüringer Straße wurde «ine Frau Gerth gestern mittag in ihrem Laden von zwei jungen Män nern überfallen und mit einem Revolver be droht. Di« Frau flüchtete nach der Küche. Die Täter ließen von ihr ab, als sie saben, daß das Fenster offen stand. Als ein Hausbewohner hinzukam, flüchteten di« Räuber. Wilmersdorf, 31. Juli. (Bau Unfall.) Auf einem Neubau stürzte heute aus noch nicht aufge klärter Ursache ein Gerüst zusammen und riß vier Ar beiter mit sich in di« Tiefe; zwei wurden schwer verletzt, zwei leichter. Hamburg, 31. Juli. (Ertrunken.) Gestern nach mittag versank im Moorsteetber Kanal ein badender Erdaweiter, ein guter Schwimmer, plötzlich in den Fluten. Sein Bruder und ein anderer Arbeiter sprangen ihm nach und ertranken ebenfalls. All« drei find Italiener. Verden, 31. Juli, (vorzeitiger Spreng schuß.) In der letzten Nacht wurden auf dem Kali wett Tarlsglück durch vorzeitiges Losgehen eines Sprengfchusses zwei Arbeiter getötet und ein dritter schwer verletzt. * Wiesbaden, 31. Juli. (Vermißt.) Der Dor fitzende de» Auffichtsrat» der Chemischen Werke vor mals H. L E. Albert zu Biebrich, Ernst Albert, der sich seit einigen Tagen am Karersee in den Dolo miten aufhielt, wird vermißt. Er wollte eine Tour ohne Führer unternehmen, ist aber bisher nicht zurückgekehrt. Die ausgesandte Hilfskolonne hat bis jetzt noch teine Spur von dem Vermißten gefunden. Eschwege, 31. Juli. (A u t o m o b i l u n fa l l.) In der Nähe von Alsdorf an der Werra überschlug sich gestern abend infolge Versagens der Bremse an einer abschüssigen Stelle ein Automobil, in dem sich die in Soden zur Kur weilende Familie des Senators Gradau aus Bremen befand. Senator Eradau erlitt einen Unterschenkelbruch, seine Frau und Kind Ge hirnerschütterungen und innere Verletzungen. Die Verunglückten wurden in eine hiesige Privatklinik gebracht. Stuttgart, 31. Juli. (Einstellung des Be triebes.) Die Daimler Motorengejellschaft in Untertürkheim stellte am Sonnabendnochmittag wegen Differenzen mit der organisierten Arbeiter schaft, die die Wiedcreinstellung einiger entlaßener Arbeiter verlangte, den Betrieb, in dem etwa 2600 Arbeiter beschäftigt sind, bis auf weiteres ein. Wien, 31. Juli. (Der Kaiser) spendete anläßlich des Drandunglücks in Konstantinopel 20 000 und die österreichisch-ungarische Regierung 6000 Kronen für die Betroffenen. Wien, 31. Juli. (Die Cholera in Triest.) Nach einer Mitteilung des Sanitätsdepartcments im Ministerium des Innern sind in Triest neun Neu erkrankungen an Cholera bakteriologisch festgestellt worden. London, 31. Juli. (Ein amerikanischer Millionär) namens Brown — es war schon öfter von ihm die Rede —, der seit 20 Jahren in einer Jacht an der Küste von Essex wohnt und bisher niemals Einkommensteuer bezahlt hat, ist jetzt endlich vom Gericht zur nachttäglichen Ent richtung dessen, was er dem englischen Staate in all den Jahren schuldig geblieben ist, verurteilt worden. Erst vor ein paar Jahren hat Brown die Aufmerk samkeit der Steuerbeamten auf sich gelenkt, und zwar dadurch, daß er, wenn er guter Laune mar, das Gold geradezu händevoll unter Sie braven Küstenbewohner warf. Brown machte vor Gericht geltend, daß er nicht in England, sondern auf seiner amerikanischen Jacht lebe. Eine Jacht aber sei nach englischen Ge setzen nicht als Wohnung zu betrachten. Der Richter aber wollte davon nichts wissen. Wenn Brown recht habe, brauche ein reicher Mann nur ein Hausboot zu mieten, um sich von seinen Verpflich tungen dem Staat gegenüber zu befreien. An der ganzen Küste von Essex ist man gespannt darauf, ob es den Steuerbcamten gelingen wird, Brown zu pfänden. Seine Jacht hat seit 20 Jahren fort während Dampf auf, obwohl sie in all der Zeit kaum je mehr als drei Meilen auf einmal zurückgelegt hat. Jetzt aber stößt der Schornstein besonders dicke, schwarze Rauchwolken aus, ein Umstand, aus dem geschlossen wird, daß Brown die Häscher des Steuer amtes nicht an sich herankommen lassen will. Kopenhagen, 31. Juli. (Ins Meer gestürz t.) Ein vom Grafen Moltke geführter, mit zwei Passa gieren besetzter Ballon, der gestern vormittag in der Nähe von Kopenhagen aufgcstiegen war, wurde vom Südwinde nordwärts über das Kattegat ge trieben und ist 1s/2 Meilen südlich von der Insel Hesseloen ins Meer gefallen. Booten von der Insel Hesseloen, wo das Unglück bemerkt wurde, ge lang es, die Insassen und den Ballon zu retten. Saloniki, 31. Juli. (Infolge der Ausdeh nung der Cholera) in Oberalbanien ist auch Mitrovitza von einem Sanitätskordon umgeben. In Ipek kamen im Verlauf von 2-1 Stunden 24 Cholera fälle vor, von denen acht tödlich verlausen sind. Unter den Truppen wurden 18 Fälle, von denen 6 tödlich verliefen, festgestellt. In Saloniki und Uesküb sind Vorkehrungen gegen die Einschleppung der Cholera getroffen worden. vermischtes. Die Frau als Tiermalerin. Nachdem die Frauen sich auf den verschiedensten Gebieten rühmlichst hervor getan haben, nachdem sie sowohl in der Kunst als auch in der Wissenschaft Preise und Anerkennungen sich verdienten, ist au/ das Talent der Frau als Tier malerin besonders hingewiesen. Eine der bekann testen Tiermalerinnen ist Fräulein Käthe OIs- ha usen, welche einen besonderen Humor für das Genre der Vierfüßler zeigt. Fräulein Olshausen hat es besonders verstanden, durch eine Behandlung, welche Kunstverständnis und Beobachtungsgabe er kennen läßt, Tiere mit männlichen und weiblichen Menschenmasken auszugestalten. Gerade (iir die Illustration von Bilderbüchern dürften sich Frauen, die über ein ähnliches Talent verfügen, wie Fräulein Ohlshausen besonders eignen. In der Oesfcntlichkeit sind Frauen als Tiermalerinnen bislang wenig be kannt gewesen. Wenn auch bereits einige Namen von Frauen als Malerinnen rühmlichst genannt worden sind, so haben wir bisher doch nur verhält nismäßig wenig Tiermalerinnen gekannt. Es scheint sich hier für die Kunst der Frau ein neues Gebiet zu eröffnen, zu dem sie Beobachtungsgabe und Humor prädestiniert. Eine Revolution des Vulkanismus. Zu den unumstößlichsten Lehren der Geologie gehörte bis auf die Gegenwart die Annahme, datz bei Vulkan ausbrüchen das Wasser die Hauptrolle spiele. Die ganze Auffassung des Vulkanismus ist darauf auf gebaut. Danach entstehen die tätigen Vulkane so, daß eine Menge des Oberflächenwassers in tiefere Schichten der Erdkruste dringt, sich dort dis zum Ver dampfen und bis zu hoher Spannung erhitzt und dann in Gemeinschaft mit geschmolzenen Gesteins massen nach außen hcrvorbricht. Diese alteingesessene Leher will nun der Schweizer Naturforscher Dr. Albert Brun zu Fall bringen, und seine vulka nologischen Untersuchungen, die sich nun schon über eine stattliche Zahl von Jahren erstreckt haben, sind in der Tat höchst beachtenswert. Von einem gelehrten Mitarbeiter der „Nature" wird bereits voraus gesagt, daß die Ergebnisse der Arbeiten von Dr. Brun eine Revolution des gesamten Vulkanismus Hervor rufen werden. Im wesentlichen kommen diese darauf hinaus, daß die Sprengwirkung, wie sie sich an Vul kanen zeigt, nicht durch Wasserdämpfe, sondern durch die Zersetzung von Verbindungen vcrschiedner Ele mente wie Kohlenstoff. Stickstoff, Chlor, Fluor usw., die in der Lava aufgelöst find, bewirkt wird. Es sind also Karbide, Nitride, Chloride, Fluoride usw., die al» eigentliche Sprengstoffe in der glutflüssigen Lava wirken. Ferner wird jetzt angenommen, daß die vulkanischen Mafien unter ver Erdkruste für ge» wöhnltch kalt find und nur durch Bewegungen inner halb der Erdkruste eine vlötzliHe Erhitzung erfahren, die dann eben zu Vulkanausbrüchen führt. Die Entmickelnna der Sterne. Der Menschengeist ist bestrebt, auch in die fernsten Geheimnisse der Schöpferkraft einzudringen und eine bestimmte Vor stellung sogar davon zu erhalten, wie sich wohl einst die Geittrne aus dem Chaos entrungen haben mögen. Seit das Fernrohr die Wunder des Himmels mehr und mehr entschleiert hat, sind es die sogenannten Nebel gewesen, die man gleichsam als die Wiegen der Sterne oder al» Stücke des alten Chaos ange sprochen hat. Aus einem olchen Nebel soll bekannt lich auch die Sonne mit ihrem ganzen System von Planeten hervorgegangen sein. Die Erforschung der Nebel ist daher eine Aufgabe von besonders großem und säst spannendem Interesse. Namentlich hat man sich bemüht, die Geschwindigkeiten fettzustellen, mit denen sich solche Nebel bewegen. Die sogenannten planetaril^en Nebel, die bisher einer solchen Messung zugänglich gewesen sind, eilen mit einer Geschwindig keit von etwa 25 Kilometern in der Sekunde durch den Weltenraum. Dagegen haben sich Geschwindig keiten der unregelmäßig gestalteten Rebel als weit geringer herausgestellt. Daraus ist der Schluß ge zogen worden, daß eigentlich nur diese zwei Arten der Nebel, die ohne eine bestimmte Gestaltung eine aewaltige Ausdehnung einnehmen, als Neste des ilrstoffs zu betrachten seien, wie er der Bildung der Sterne vorausgcgangen sein muß. Die planetarischen Nebel mit ihrer schnellen Bewegung stellen vermut lich schon eine höhere Stufe der Entwickelung dar und sind vielleicht aus Ziisammenstüßen hervorge- gangen, die ihnen eine bestimmte Entwickelungsrrch- tung vorgeschriebcn haben. Durch die Benutzung des Spektraläpparats, dieses Zauberstabes in der Hand des Astronomen, haben sich auch Mittel ergeben, das Alter der Sterne im Verhältnis zu bestimmen, und auch daraus ist der Schluß gefolgt, daß die Be wegung eines Sterns mit seinem Alter zunimmt. Danach würden die jüngsten Sterne gar keine oder eine nur schwache Bewegung haben und dann erst ollmählich an Geschwindigkeit aus einer bisher un erklärten Ursache zunehmen. Vom Elefanten de» Papstes plaudert der „Resto del Carlino". Natürlich handelt es sich nicht um den gegenwärtigen Papst, sondern um Leo X. Diesem schenkte der Portugieienkönig Emanuel den Elefanren „Annone", der es in kurzer Zeit in ganz Italien zur größten Berühmtheit brachte. Zum Beginne des 16 Jahrhunderts hatten die Italiener seit Jahr hunderten keinen Elefanten lebend in Italien ge sehen, und so läßt es sich wohl vorstellen, welches Aussehen so ein Tier damals erregen mutzte. Der Papst nahm das Geschenk hocherfreut an. und wies dem Dickhäuter eine Wohnung im Vatitan an. Gio vanni Branconi, der Freund Raffaels, wurde mit der Fürsorge für den Elefanten betraut, und große und kleine Dichter ergingen sich in allen erdenklichen Versmaßen in seinem Lobe. Lorenzo der Prächtige erbat sich den Elefanten leihweise, weil er das Johannisfest in Florenz dadurch prächtiger zu ge stalten dachte, aber der Papst willfahrte dieser Bitte nicht, weil er seinen Elefanten dazu viel zu lieb hatte. Er fürchtete, Annone könnte die Reise viel leicht nicht vertragen oder sich aar an den Füßen verletzen. Der größte Tag im Leben des Elefanten war zweifellos der 27. September 1514, als Bara- ballo, der komische Dichter, gekrönt wurde. Leo X. selbst hatte ihm die kapitolinischen Ehren zuertannt. Gewöhnlich wurde bei einer solchen Dichterverherr lichung der Dichter auf den Schultern der Römer im Triumphe umhergettagen. Baraballo aber wurde auf die Schultern des Elefanten gesetzt, eine Ehre, die keinem vor ihm widerfahren war. Allerdings lief die Ehrung nicht ganz so gut ab. wie es beab sichtigt worden war, denn in der Nähe der Engels burg zog es Annone vor, sich seiner Bürde durch eine geschickte Bewegung zu entledigen. Annone erneute sich nicht allzu lange seines paradifischen Lebens, denn schon im Juni 1516 starb er. Eine Grabschrift wurde auf sein Grab gesetzt, und Raffael soll ihn in einem Freskogemälde, das jedoch nicht erhalten ist, verherr licht haben. Wie man ein Zehateusendmillionstel Gramm wägt. Im April d. I. erregte die Mitterlung S i» William Ramsays, es sei ihm gelungen, Wä gungen bis zu einem Zehntausendmcllionjtel Gramm anzustellen, berechtigtes Aussehen. Jeder Chemiker betrachtet es nämlich als vorzügliche Leistung, wenn er mit seiner empfindlichen Wage Wägungen bis zur vierten oder höchstens fünften Dezimalstelle eines Gramms anstellt; Namfay aber behauptete, Gewichte bis zur zehnten Dezimalstelle tatsächlich gewogen zu Haden. Die „Nature" gibt nun eine ausführliche Be schreibung der Ramsayschen Wage, die Whytlaw-Eray gebaut hat. Ihre vollständige Beschreibung zu geben, ist überflüssig; man versteht vielmehr di« Feinheit der Ramsayschen Wägung, wenn ihr wesentlicher Be standteil beschrieben wird. Die Wage ist natürlich außerordentlich klein, und ihr Wagebalken ist aus verschiedenen Quarzfäden zusammengesetzt. An einem Ende hängt ein festes, ziemlich kleines Gewicht, am andern Ende des Wagebalkens wird die zu wägende Stoffmenge angebracht. An dieser Seite des Wage balkens ist vor der eigentlichen Wägeschale eine ganz kleine Glaskugel eingeschaltet, die eine bestimmte eingefchmolzene Luftmenge enthält. Die ganze Wage befindet sich in einem luftdickt verschlossenen Kasten. Der Ausschlag, den sie bei Wägungen gibt, wird durch einen Spiegel vergrößert, genau so wie man es vom Galvanometer her gewöhnt ist. Der Kasten, in dem die Wage untergebracht ist, steht nun mit zwei andern Gefäßen in Verbindung, die dazu dienen, den Luft druck im Wägeraum zu vergrößern oder zu verringern. Verringert man den Luftdruck, so wird nach dem archimedischen Prinzip die eingeschlossene Luftmenge in der Glaskugel schwerer, vermehrt man den Druck, so tritt das Umgekehrte ein, und so kann man den Luftdruck genau so regeln, daß Gleichgewicht eintritt, ohne daß das Gewicht auf der Wägeschale verändert wird. Natürlich bedarf es dann noch genauer Be rechnungen, um das wirkliche Gewicht zu ermitteln, und hierzu muß man eine ganze Reihe von Konstanten der Wage kennen. Blütenstand und Sonnenkorona. Ein Professor aus Bayonne teilt der französischen Astronomischem Gesellschaft soeben eine merkwürdige astronomische Beobachtung an der Sonn« mit, die er an einem Abend des diesjährigen Frühlings gemacht hat. Er fuhr zwischen Dax und Bayonne durch einen Nadel wald. Die Sonne stand schon recht tief und sah außer ordentlich rot aus. Außerdem zeigte sie aber ständig eine merkwürdige Strahlenerscheinung, die wie eine richtige Korona aussah und der Erscheinung glich, die im Experiment als Diffraktionserscheinung vorge führt wird: betrachtet man eine Flamme durch eine Glasscheibe, die mit Bärlappsamen bestäubt ist, so ruft diese feine Staubschicht einen Strahlenkranz um die Flamme hervor. Die Korona, die der Gelehrte in dem Nadelwald an der Sonne sah. hat seiner An sicht nach die gleiche Erklärung. Der Nadelwald stand in voller Blüte, und die ganze Luft war von dem feinen Blutenstäube erfüllt. WtsmtelliW für Kunst. 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