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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110711024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-11
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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polltilÄe klachrlchtrn. Lt« türkische Studieukommissiou i» Stuttgart. Stuttgart, 11. Zull. (Eig. Drcrhtmeld.) Die türkisch« Etudienkommifsion besichtigte im Laufe de» Tages mehrere gröbere industriell« Be triebe. Abends veranstaltet« die Stadt Stuttgart im Festsaal de» Rathauses einen großen Empfang. Stadtschultbeiß LautenschlSger hielt die mit großem Beifall aufgenonnnene Begrüßungsansprache, aus die Oberst MuhiddincVei.der Gouverneur Peras, herzlichst dankte Der türkische Redner brachte zum Schluß ein Hoch auf den König und Würftem berg aus. Die Urteilsbegründung im stall Iatho. Berlin, l l Juli. sEig. Drahtmeld.) Die Vcröftenl kichung der Urteilsbegründung im stalle Iatho stehr unmittelbar bevor. Deutsche Arbeiter in Stratford. London, ll. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die Gesell schäft deutscher Arbeiter, die England de- sucht, wurde in Stratford am Avon von Mayor Aldermen begrüßt; sie besuchte dann das Haus Shake speares. Sabotage in Amsterdam. Amsterdam, 11. Juli. (Eig. Drahlmeld.) In den Lagerschuppen oer Riederländisch-deurschen Transportgesellschaft wurden durch eine Feuers brunst, die am Abend ausgebrochen war, 30 Ballen Tabak .zerstört oder beschädigt. Es handelt sich ver mutlich um Sabotage, doch wird auch Selbstentzündung für möglich gehalten. Der Bauarbeiterausstano in Frankreich. Paris, 11. Juli. lEig. Drahlmeld.) Die Zahl der ausständigen Bauarbeiter wird auf 18 500 angegeben. Aus Leipzig »nü llmgegenü. Leipzig, 11. Juli. Wetterbericht der Kgl Sachs. Landeswetterwarle zu Dresden. Voraussage für den 12. Juli. Nordryestwindc, wolkig. Temperatur wenig ge ändert, zeitweise Regen. Pöhlberg: Starker Tau, glänzender Sonnen unter- und aufgang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Glänzender Sonnenuntcr- und ausgang. Abend und Morgenrot. Temperatur des Flutzwaffrrs. - ' - U). Juli abd>-. I, Uhr 11. Juli srüh Uhr ll. Juli mitgs.irUhr Germaniabad (Pleiße, 20,5" 0 19,0° 0 20,0° C Schwimmanstalt (Elster) Leipziger Sport- 20,0° C 19,0° (' 20,5 ° 6 platz bad (Luppe) Gemeindebad 21,0 0 19,0" 20,0 " c Schönefeld (Parthe) s14,0°ll 13,0 ll 13ch° ll * Professor Paul Vogel 1". Der Re ltor des Königin - Carola - Gymnasiums, Prof. Dr. Paul Vogel, ist am 10. Juli in Kijsingen. wo er seit 14 Tagen zur Kur weilte, an einem Herz leiden gestorben. Johannes Paul Vogel, geb. am 27. April 1856 zu Plauen^ erhielt seine gymnasiale Ausbildung in seiner Paterstadt und darauf von 1M4—74 auf der Fürsten und Landesschule zu Meißen. Er promovierte im Jahre 1877 und legte ein Jahr später die Staatsprüfung ab. Von Ostern 1878 bis Ostern 1902 wirkte er an den Gymnasien zu Dresden-Reustadt und zu Schneeberg, um darauf ei- Leitung des ncucrrichteten Carola-Gymnasiums zu übernehmen, zu dessen Rektor er am 1. Januar 1R>3 ernannt wurde. * Soldatenheim. Sonntag, den 9. Juli, hielt Herr Militäroberpfarrer Schulze einen durch viele Lichtbilder unterstützten Vortrag über die Interna tionale Hygiene-Ausstellung zu Dresden. Der Vor tragende widmete zunächst den Ausstellungsbauten eine eingehende Betrachtung und zeigte, wie schon äußerlich durch die Ausstellung ein einheitlicher, vor nehmer und künstlerischer Zug gehe, und wies des wetteren nach, wie die Ausstellung selbst in allen ihren Abteilungen einzig von dem großen Gedanken getragen sei, der Hngiene zu dienen und Aufklärung zu geben über die Maßnahmen, die überall zu treffen leien, um der Krankheit und des Elends in der Welt immer weniger werden zu lassen. Der inter essante Vortrag wurde mit großem Beifall ausge nommen und hat gewiß manchem Zuhörer den Ge danken des Besuchs der Ausstellung nahegelegt. — Nachdem gab Herr Militäroberpfarrer Schulze in einer begeistert aufgenommenen Ansprache noch einen orientierenden Ueberblick über die Geschichte und den gegenwärtigen Stand der Dinge in Marokko. — Umrahmt wurde der Abend von musikalischen Darbietungen einiger Hoboisten des 107. Regiments. * IltJ (Internationale BaufachausstcUung mit Sonderausstellunaen Leipzig 1913.) Zum Zwecke der Erlangung von Bauplänen für die Ausstellung wird in den nächsten Tagen ein Preisausschreiben ver öffentlicht werden, zu dem die bereits vorliegenden Planunterlagen einen Umfang der Ausstellung von nahezu 400 000 g-n nachweisen Als Platz für die Ausstellung sind die am Gute Thonberg, südöstlich und nordwestlich vom Eisenbahneinschnitt, gelegenen Flächen in Aussicht genommen. Sie umfassen 96000 südöstlich und 298000 gm nordwestlich vom Eisenbahneinschnitt. Die zurzeit in Dresden statt findende Hygiencausstellung beansprucht einen Platz von rund 320IM» <jm, so daß die 13.4 sic räumlich ganz bedeutend übertreffen wird. Sic wird sich so nach als eine der umfänglichsten deutschen Ans stellungen überhaupt charakterisieren. * Die Mitglieder des Leipziger Automobilklubs unternahmen ain Sonntag eine gemeinsame Klub ausfahrt nach Dessau. Die Teilnehmer, ca. 40 an der Zahl, die mit etwa 10 Wagen vertreten waren, besuchten nach dem gemeinsamen Mittags mahl in Dessau den Wörlitzer Part. Eine an schließende Kahnfahrt auf dem großen Parkteiche zeigte den Mitgliedern die Schönheiten des herrlichen herzoglichen Besitzes. Die gemeinsame Rückfahrt zand über Düben-Eilenburg nach Leipzig statt, wo im Klubhcim noch frohe Stunden die Teilnehmer lange zujammenhielten. qq. Folgen der Trunlsucht. Bewußtlos aufgesunden wurde gestern abend °/«9 Uhr in der Rähc des Park platzes ein älterer Mann. Er wurde mit dem Rettungswagen der Feuerwehr nach dem Kranken hause gefahren, wo schwere Alkoholvergiftung sowie eine Gehirnerschütterung festgestellt wurde. Perso nalien über den Mann konnten zurzeit noch nicht festgestellt werden, da er noch ohne Besinnung ist. * Todessturz aus dem Fenster. Aus einem Fenster des 2. Stockwerks des Grundstücks Luisenstraße 14 in L.-Gohlis stürzte sich ein 58jähriger Schlosser in in den Hof hinab, wo er tot liegen blieb. Körper liche Leiden sind der Beweggrund zur Tat. * Gestohlene Orden und Medaillen. Aus einem hiesigen öffentlichen Gebäude wurden auf galvani schem Wege hergestelltc Orden und Medaillen ge stohlen und zwar: l toskanischer Verdienstorden, l Heiliger-Graborden, 1 Franz-Josef-Orden, 1 Grie chischer Erlöser-Orden, eine Heidelberger Ilnivcisi- tätsmedaille mit Bildnis des Großherzogs von Baden, eine Medaille der Kgl. Landes-Industrie- Ausstellung Rürnberg mit dem Bildnis des Königs Ludwig Les >1., eine goldene Medaille mit dem Bildnis des Königs von Schweden, eine ebensolche mit dem Bildnis des Kaisers von Oesterreich, eine Medaille mit dem Bildnis des Papstes Pius des IX. und eine solche mit dem Bildnis Leos des Xlll. Der Gesamtwert beträgt ca. 200 * Wem gehört die Uhr? Bei einem bereits wiederholt wegen Einbruchsdiebstahls vorbestraften und gestern wegen derselben Straftat verhafteten Menschen wurde eine silberne Zylinderuhr mit doppeltem Goldrand, 800 gestempelt, Fabriknummer 3555 801 IM vorgefunden, die er von einem Unbe kannten gekauft haben will. Die Uhr trägt innen die Aufschrift „Cylinder, 6 Steine. Repajsirt". — Da sic offenbar von einem Diebstahl herrührt, wäre cs erwünscht, wenn sich der Eigentümer recht bald bei der Kriminalabteilung meldet. * Herrenloser Reisekorb. Auf den Frankfurter Wiesen unweit des Schützenplatzes wurde ein Reise korb herrenlos aufgefunden, der von einem Diebstahl herrüyren dürfte. Es sind darin aufbewahrt: eine eiserne Kassette mit Toilettegcgenständen, 4 Steh kragen. 3 Schlipse, eine Handtasche lRetz), ein Hand tuch und eine Kaffeekanne. Der Eigentümer kann sich bei der Kriminalpolizei melden. * Gestohlen wurden aus einer Wohnung in der Grenzstraße ein größerer Geldbetrag: aus einer Bodenkammer in der Ferdinaud-Rhodc-Straße eine weiße Tüllbluse; aus einer Wohnung in der Johann- Georg-Stratze eine Anzahl Frauenwäsche; von einem Neubau in L.-Stötteritz eine silberne Hcrren-Remon- toiruhr sowie eine tleinqliederige, vergoldete Uhr kette; aus einem Geschäft in der Tauchaer Straße eine silberne Herren Anker Remontoiruhr Nr. 87390; aus einem Kcllerabtcil eines Grundstücks derSophien- straße eine Partie Holz und ein Beil und unter gleichen Umständen aus einem Keller in der Hohe Straße ca. 30 Zentner Briketts. * stestgcnommcne Personen. In Hast kamen ein 42 Jahre alter Reisender aus Borna und ein 44 Jahre alter Fleischer aus Waldstetten wegen gewerbsmäßiger Vermittelung von Rennwetten; drei hier wohnhafte Pferdematler im Alter von 31, 32 und 46 Jahren, die aus Seegeritz, Weißenfels und Sudenburg ge bürtig sind, und «ich eine Anzahl Betrügereien zu schulden kommen ließen. crr Stubenbrand. In einer Wohnung in der Brüderstraße 45, I. Etage, fand gestern nachmittag ein vtubenbrand statt, dessen Unterdrückung den betr. Wohnungsinhabern selbst gelang. * Unfälle. In der Dieskaustraße in Kleinzschocher kam ein 15jähriacr Handelsschüler beim Aufspringen ans einem im Gange befindlichen Motorwagen in folge Ausgleitens zu Falle und geriet mit dem linken Fuße unter das Spritzbrett. Er erlitt erheb liche Quetschwunden.- Auf dem Rabet in Volkmars dorf erlitt ein am Thomasring wohnhafter 56jähriger Agent einen Schlaganfall. -- Montag nachmittag fuhr ein Arbeiter aus Stötteritz mit seinem Zwciradc in rasendem Tempo aus der Emilien slraßc in den Pererssteinweg ein, wo er an einen Straßenbahnwagen anfuhr und stürzte. Er erlitt eine Gehirnerschütterung. — In einer Baujchlosserei an der Reichelstraße fiel einem 18 Jahre alten Schlosser ein größeres Eisenstück auf den linken Fuß. Der Mann trug eine schwere Quetschung davon. — Ein 17 Jahre alter Schlosserlehrling aus der Meus- dorfer Straße stürzte Hestern beim' Verlassen eines Restaurants mehrere Stufen herab und erlitt einen Bluterguß ins Kniegelenk. Aus Sachsen. * Riesa, ll. Juli. (Militärisches.) Der Bri gadestab — Generalleutnant Hilgendorff, Haupt mann Fiedler und ein Teil des Unterstahes — be gibt sich morgen nach Königsbrück, um den Schieß übungen der Feldartilleric-Regimenter Nr.32 undM beizuwohnen. Die Rückkehr des Brigadestabes er folgt am 26. d. M. — Die Geschäfte des Garnison- Kommandos gehen während dieser Zeit an den Kom mandeur des 2. Pionier-Bataillons Nr. 22 über. * Leisnig, 11. Juli. (Ertrunken.) Der 14jäh- rige Schüler Seidel von hier, der des Schwimmens unkundig war. geriet beim Baden in der freien Mulde plötzlich in ein tiefes Loch und ertrank. * Frankenberg, 11. Juli. «Schwer verletzt.^ In einer Stellmacherwerkstelle verletzte sich ein Ge hilfe schwer mit dem Schnitzmesser, so daß Mittel und Zeigefinger der linken Hand gefährdet erscheinen. r. Glauchau. 10. Juli. (Messerstecherei.) Auf einem hiesigen Tanzsaal kam es in der Sonntagnacht zwischen mährischen und hiesigen Arbeitern wegen geringfügiger Ursache zum Streit, wobei das Messer eine Rolle spielte. Ein Arbeiter von hier wurde hierbei verletzt. Die Messerhelden wurden verhaftet. * Falkenstein, 11. Juli. (Einen Selbstmord - versuch) verübte am Montag früh der aus Böh men stammende 52jährige Maurer Wenzel Mach, indem «r sich mit einem Rasiermesser die Kehle durch zuschneiden versuchte. Durch schnell herbcigeholte Aerzte konnte der Mann noch gerettet werden. r. «eeraue, 10. Jak. (Wahl.) Zum Direkt« der Gewerbeschule wurde Herr Ingenieur E. Riedel von der Deutschen Fachschule sür Blechbearbeitung und Installation in Aue gewählt. * Adorf, 11. Juli. (Ern heftige« G ewit- te r), das mit starkem Reaenfall verbunden war, trat hier Sonnabend nacht auf. Es wurde der im Elster tale unterhalb der Claviezschen Fabrik stehende Heu schuppen des Herrn Erwin Rudert vom Blitzschlag cn Brand gesetzt und eingeäschert. Weiterer Schaden ist nicht angerichtet worden. * Großbothen, 10. Juli. (Ein Aufsehen er regender Selbstmord) ereignete sich gestern nach mittag gegen 5 Uhr in einem Wäldchen nahe bei Großbothen. Ein den besseren Ständen angehöriger Mann im Alter von etwa 55 Jahren verübte durch Erhängen Selbstmord. Zuvor hatte er sich die Klei dung mit Benzin geträntt und angezllndet. Nach bei ihm noch Vorgefundenen Papieren handelt es sich um einen gewissen Vasbw Cervenka, Chicago, 1659 Millard Avenue. Eine beträchtliche Summe osierrecchOcher und amerikanischer Banknoten, sowie ein Passagier-Fahrschein nach Nordamerika wurde bei ihm vorgesunden. Tsgesümmlk. Weimar, 11. Juli. (Wilhelmine Seebachs Testament.) Das Testament der vor mehreren Monaten verstorbenen Schauspielerin Wilhelmine Seebach ist fetzt eröffnet worden. Als Testaments vollstrecker fungiert, da Generalintendant Graf v. Hlllsen-Haeseler es abgelehnt hat. dieses Amt zu übernehmen. Rechtsanwalt Artur Wolf. Die ver storbene Künstlerin hat eine Reihe von Legaten aus gesetzt, darunter 50 000 für die Hochschule für Musik und 50 000 ./L für die Hochschule der bildenden Künste in Berlin. Gotha, 11. Juli. (Automobilunglück.) Von dem Automobil eines Geraer Fabrikbesitzers, das von einer Dame gesteuert wurde, wurde gestern nachmittag auf der Boxberg-Chausfee eine achtzehn jährige Touristin aus Düsseldorf überfahren und ge tötet; der Kopf wurde ihr vom Rumpfe getrennt. Berlin, 11. Juli. Die Veröffentlichung der Ur teilsbegründung im Falle Jathow steht unmittel bar bevor. Breslau, 11. Juli. (Wieder schiffbar.) Noch Ausbesserung des geborstenen Wehres bei der Neißemündung wird die Oderschiffahrt am Mitt woch wieder eröffnet. 650 festsitzende Schifte warten darauf. Leitomischl, 10. Juli. (Mord aus Haß.) Der nach Verbüßung einer 13monatigen Kerkerhaft in seine Heimat zurückgekehrte Taglöhner Seidel aus Vlumenau wurde am Morgen nach seiner Rückkebr mit zerschmettertem Schädel auf der Straße tot auf gefunden. Als Mörder wurde der Häusler Wilder verhaftet, der gestand, die Tat aus Haß gegen den Ermordeten begangen zu haben. Trautcnau, 10. Juli. lA r s e n i k im Natro n.l Der Direktor der Kommunalhandelsschule in Komvtau Mainr und besten Gattin ließen sich im Hotel Union doppelkühlensaures Natron geben. Beide erkrankten schwer. Frau Mainx starb noch im Lause der Rächt. Es stellte sich heraus, daß das Natron, das vor wenigen Tagen in einer Drogerie gekauft worden war, 50 Proz. Arsenik enthielt. München, 11. Juli. (Georg Hirths siebzigster Geburtstag.) Der Herausgeber der „Jugend '. Dr. Georg Hirth, feiert am 13. Juli seinen siebzigsten Geburtstag. Bereits am Sonntag sand aus diesem Anlaß in Gmund am Tegernsee, wo Dr. Hirrh seit 30 Jahren zum Sommeraufenthalt weilt, eine von Ludwig Thoma veranstaltete Vorfeier mit einem großen Festzug statt, die sich zu einer Huldigung der gesamten Tegernseer für den geschätzten Münchener Jubilar gestaltete. Außerdem beteiligten sich an der Feier eine Reihe Münchener Schriftsteller, Maler und andere Künstler. Am kommenden Mittwoch findet auch auf dem prächtig gelegenen Buchburgs hof, wo Dr. Hirth seit vielen Jahren wohnt, eine große Jubiläumsfeier statt. Kufstein, 11. Juli. (Todessturz dreier Tou risten.) An der „roten Rinnscharte" im Kaisergc birge stürzten gestern abend drei unbekannte Tou risten ab und wurden getötet. Die Leichen konnten noch nicht geborgen werden. Darpsmeüe. Von Hans Kaiser. Der Landbewohner schaut die Natur anders an als der Großstädter. Der Landbewohner läßt in seiner ganzen Lebensweise und in seiner Anschauung die Erscheinungen an sich herantreten, nimmt sie mit inniger Empfänglichkeit ein und bleibt, wohl aus mner harmonisch geschlosseneren, lieferen Entwicklung heraus, der Aufnehmende. Bei aller gefühlsmäßigen Aufnahme aus einer gewissen scheuen Ehrfurcht vor den Wundern der Natur, und bei aller verstands mäßig klaren und scharfen Beobachtung aus primi tiver Begrenzung wird er ein gesichertes, mehr ob jektives Landschaftsbild gewinnen. Anders der Großstädter. Der lebt nicht in einer natürlich auf-und abbauenden Umgebung, sondern in nervöser Hast, dies aus einem hitzigen Wettbewerb Hunderitausender entstanden, eine Steigerung in der Intelligenz, ein fressendes Eindringen in alle Erscheinungen und ihre Zergliederung und Zersetzung betreibt, um ihrer intelligent bewußt zu werden. Wird durch diese Art oas harmonische Gleichgewicht der Seele nur allzu ost gefährdet, so gewinnt die Menschheit durch diese meist unglücklichen Opfer eine ungewöhnliche Bereicherung ihrer Emvfindungsmöglichkcit, und damit ein inten siveres Lebensgefühl. Als differenzierter Mensch kommt der Großstädter zu subjektiveren Ansichten, ja er sucht um der Verstärkung seiner individual ein samen Position willen möglichst nach seiner subjektiv betonten Erkenntnis. Kommt der Großstädter in die Landschaft, so bringt er seine intensiver«, nervös ver feinerte. gesteigerte und differenzierte Dcobachtnngs gäbe mit und' eine vehemente Leidenschaft nach der lang entbehrten Natur. Wir haben es so erlebt, daß die Landschaft von den Großstädtern, wenn auch nicht eigentlich entdeckt, so doch ganz neu gesehen wurde. Die neue Naturanschauung dokumentiert sich in der Landschaftsmalerei, und bekanntlich wohnen die be deutenden Landschafter unserer Zeit in der Großstadt und ziehen mir von Zeit zu Zeit aufs Land. Die differenzierte Empfindung der Natur, ihre geistreich betonte und komprimierte Wiedergabe, wie wir sie in der zeitgenössischen Landschaftsmalerei finden, ist ohne den Großstädter nndenkbar. Diese Betrachtungen ginnen mir auf dem Wege nach Worpswede durch den Kops. Von einer Worps- weder Landschaftsmalerei kann, streng genommen, nicht geredet werden. Ursprünglich ist Worpswede eine romantische Maleridee, mebr eine Sache des Ge mütes und der gedanklichen Empfindung als der farbigen Empfindung des Auges. Jedenfalls eine menschlich gesunde Idee, deren Ausführung für jeden Menschen, also auck' für den Maler, förderlich sein kann. Kein Allheilmittel, eher ein« Idee an sich, jenseits von Gnt und Böse, die erst von kleineren Talenten von ausschlaggebendem Wert werden kann. Leibi wäre gewiß überall ein bedeutender Maler ge worden. Andererseits glaube ich freilich, daß Leisti- kow nur durch die Mark so geschätzt und anerkannt wurde. Die romantische Maleridee soll nur eine Konstatierung sein; wir hatten zudem ja in der Romantikerzeit wundervolle Maler, bedeutende Landschafter, man denke nur an Friedrich. Jene Romantiker hab«n die Heide sehr geliebt und zu weilen dort gemalt. Setzen die heutigen Worps- weder diese Tradition fort? Da wär« viel Ange- fangenes fortzusetzen. Was ich bisher von Worps- weder Malern gesehen habe, sprach nicht in dem Sinne, doch, dachte ich, schauen ihre Bilder vielleicht anders aus in ihrem eigenen Lande, in ihrem Lande schaut man sie vielleicht anders an. „Wer den Dichter will verstehn, muß in Dichters Lande gehn." Dichters Lande sind zwar zweifellos das Land der Dichtung, und das Wort kann keine lokalpatriotische Bedeutung haben. Beim Maler müßte es allgemein die Malerei sein, in die man eingehen muß, will man den Maler verstehen. Wollte einer Goethes Vers anders deuten und verlangen, man müsse Worpswede kennen, um seine Maler zu verstehen, so war ich, auch dem zu genügen, auf dem Wege. Auf der bremisch - hannoverschen Kleinbahn steht es sich angenehm auf der Plattform, die Schnelligkeit des Ziiglcins entfacht einen kleinen Wind, und man schaut auf das fette Wicsenland der «ichenbesiandenen Eben« hinaus, bis in die blaue Ferne des unend lichen Horizonts. Das Vieh ist auf der Weide, ein« schwarz-weiß gezeichnete Raste, und selten schaut aus der Säulenreihe grünender Eichentempel das ziegel rote und grüngebälkte Haus eines Moorbauern her vor. Rechts und links der Bahn ziehen sich die ent wässernden Gräben hin, darin jetzt die Seerose weiß und heilig blüht im Sonnenglaste. Von Grasberg geht's zu Fuß. Noch ist es morgenluftig früh am Tag und erträglich zu gehen auf dem schattigen- Hcidcweg, den Birken mager beschatten. Typisch für die Heidegegcnd sind der Reichtum an wohlge pflegten Kanälen und die längs des Weges und des 2llasscrarmes in ihrer Endlosigkeit schwerblütig hin gelagerten Höf«, die einer langatmig nach dem an deren, halbstundenweit ein Dorf mit einer Straße bilden, wie die Dörfer im Gebirge. Dort bildet di« Gebirgsstraße den Lebens- und einzigen Dorfweg, wie hier vor allem di« breite Wasserstraße; dort der meist zweirädrige Karren, hier die breiten beteerten Schiffe. Auf dem Weg Grasberg—Worpswede schneidet der Wanderer unmerklich diese Dorfstraßen, nur ein paar Häuser werden sichtbar. Er wandert einem Höhen rücken zu, der. am Fuße und hälftig auch in der Höhe bewaldet, von der weißen Stirn eines dunkel behelmten Kirchturms leicht gekrönt, korngelb und kieferngrün, weithin sichtbar di« Eben« überragt. Das ist der Wciherberg, und der Kirchturm gehört dem Dorf Worpswed«. Das Dorf ist freundlich, architektonisch in manchen Häusern die Künstler kolonie verratend, und die häufigen Schilder „Atelier zu vermieten" lasten leinen Zweifel, wo man sich befindet. Auch sind die Menschen nicht mehr von der selbstverständlichen Eruhsreundlichkeit, di« man auf dem reinen Lande antrifft. Das Ausstellungshaus, das in den warmen Monaten seinen Zweck erfüllt, eine ausgebaute Scheune, steht, wie fast alle Häuser, in blumigem, nicht allzu streng gehaltenem Garten neben einer kastenmäßigen Villa der siebziger oder achtziger Jahre. Die Ausstellung umfaßt Kunstge werbe und Malerei, vertreten durch Heinrich Vogler, Otto Modersohn, die Köster, Hartmann-Bardowiek- Overbeck, S. Wende und Tappelt. Keine Brücke verbindet di« Kunst der Frau Modersohn-Becker mit den anderen Worps- wcdern. Ihre Bilder werden demnächst ausgestellt in Worpswede; noch dörren sie in der Spcicherhitze unterm Dach. Die Tote wird zu Ehren kommen. Es mag «ine Ironie zur Romantikeridee Worpswede sein, daß die schwere und ergreifend« Kunst der früh verstorbenen Frau Modersohn-Becker nur in der Ver bindung mit Paris erwachsen konnte. Sie ist nach van Gogh und Cezanne hin orientiert. Die an sich gesunde Worpsweder Idee zeigt bei dieser bedeuten den Malerin ihren positiven Wert. Einen Teil seiner Zeit in der Großstadt zubringen und im an deren Teile das Echte und Wertvolle auf dem Lande sich kristallisieren lasten, das ist jedenfalls eine glück liche Berbindung für den geistig Schaffenden. Van Gogh hat viele Maler beeinflußt, aber alle von ihm l'eeinflußten Bilder wirken neben ihm schwächer. Nur Modersohn Becker bleibt. Ahnt man bei van Gogh zuweilen das Grenzgebiet des Wahnsinns, ähnlich wie bei den Gedichten Hölderlins, so findet sich bei Frau Modersohn-Beckcr keine Linie davon. Die leise Schwermut, ein untrügliches Zeichen aller ihrer Bilder, zeigt, daß sic die Tiefe ihrer Empfin dungen mit ihrer schweren Natur gleichgewichtig zu tragen vermochte. Der unglückliche van Gogh mußte sich durch eine Art rasender Arbeit temperieren und ging schließlich durch Anlage und Temperament gleichmäßig zugrunde. Auch Frau Modersohn-Becker muß intensiv von früh bis spät gemalt haben, wie van Gogh, bis zu ihrem, auch wohl allzufrüh'en Tode. Aber während van Gogh sich in die Erscheinungen hineinwächst mit Leidenschaft und Haß, frißt, beißt, haut, kratzt quasi, um di« Natur durch seine Schöpfung aeistig zu überwinden, konnte Frau Modersohn Bcck'r. einmal im Besitz der van Goghichen Empfin dungsmöglichkeiten. dank ihrer weiblichen und schwermütigen Natur, die Erscheinungen an sich berantreten lasten, aufnehmen und innig empfangen. Ihre Schöpfungen tragen daher auch eine mutter- same Größe an sich. Ein Schlichtes, das wie ein Wunder wirft, eine Natürlichkeit, die stumm ergreift, vor der man wehr- und hilflos ist, wie vor dem Wunder einer Geburt. Das ist Frau Modersohn Beckers Bedeutung, daß sie der Augenempfindung dec rasenden Malermannes van Gogh verwandt, nicht männlich wurde, sondern in ihrer ganzen Art weib lich blieb, nur tiefer und schwerer dabei wurde. Ernst und Güte, Weichheit und Kraft, Liebe und Festigkeit gab sie den Kindern ihrer Kunst. Trotzdem sie von den Franzosen lernte, wird jeder erkennen, daß ihre Tempera-Bilder, etwa der liegende Frauen akt mit seinem verinnerlichten Kopf, die alten Bauersfrauen, die Kinderporträts, deutscher Her kunft sind. Man fühlt aus ihren Bildern eine Art kindliches Staunen, ein hingebendes Vertrauen z» dem, uxas sie sagt, und ein mehr weibliches Vergessen des eigenen Subjekts, ein Verschwenden der eigenen Seele an die Erscheinungen. Diese große Seele gab sich ganz selbstlos hin, ohne an sich zu denken, ohne an ihren Eindruck auf andere zu denken. Einmal hatte sie, man sagt allzufrüh, in Bremen ausgestellt und ungünstige Kritiken erhalten. Der äußere Grund mag zum inneren bewirkt haben, daß zu ihren Leb Zeiten ihre Bilder nicht mehr unter die Augcn anderer kamen. Nicht einmal die Nächststehenden sollen sie gesehen haben. Erst nach ihrem Tode, be gann man ihr Bild zu sehen und wies auf die Mutter; seitdem ist ihre Malerei, eine Blume, groß und wunderbar im stillen Garten deutscher Kunst, in Worpswede zu erreichen. Eine Kollektion ihrer Bilder war einmal in Berlin bei Cassirer und ist noch unterwegs. Sie gibt aber keine genügende Vor stellung. Deshalb wird man nach Worpswede müsten und wollen. Die Bilder stehen jetzt noch auf dem Bodenraum. (Diese Aussicht von Bodenraum über Dorf und Heide, weit, weithin in die Lande, als flögest du nach Haus!) Worpswede ist kürzlich Bahnstation geworden Vogler hat den Bahnhof gebaut und eingerichtet. Ich aber gehe noch den Weiherberg hinab, durch Kornfelder mit blauen Kaiserblumen, durch Moor wiesen an Gräben entlang, den Hammeniederuugen zu und fahre mit dem Boot in weitem Vogen Oster Holz-Scharnbeck zu. Worpswede rückt und rückt und wird Peripherie, versinkt in Bläue wie ein Wasser Huhn, und taucht im Mittelpunkt von Phantasie und Erinnerung mit tausend Kreisen auf. Die samtig grauen Wasserschwalben fliegen, schweben und segeln um das Boot; ein Reiher fliegt und ist ver schwunden; Wastervögel schnarren fremd im Rohr; das grüne Riedgras woat zum Hornont, die Wa^er straße blaut: man fährt in sanftem Wind -an Osten; der Himmel ist ein seidenes Zelt, von meiner Zigarette blauem Rauch entfaltet; im Schatte- meines Segels liegend, fahre ich bahn
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