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2. veUsye. mmwom, 12 3uU 1911. Leipziger Ts-eblsn. Nr. 191. WS. Irrlirysnn. ?oliiirche Umschau. Gine bemerkenswerte Belchwerüe. Wie erinnerlich, hat die Glogau-Saganer Fürstentums. Landschaft 2000 an den Wahlfonds des Bundes der Landwirte aus dem Elogauer Landschaftlichen Kreisfouds bewil ligt. Als dann der Deutsch« Bauernbund, de: die>e finanzielle Unterstützung mlßb'lllgt«, aber aus prinzipiellen Gründen Klarheit schaffen wollte, seinerseits die Bewilligung von ebenfalls 2000 .ck beantragte, weil auch er die Interessen der Landwirt schaft vertret«, wurde die Bewilligung mit der Be gründung abgelehnt, daß di« Landschaft politischen Vereinen kein« Unterstützung gewähre. — Wie nun aus Erüneberg in Schlesien gemeldet wird, hat der Wchltreisvorsitzende des Deutschen Bauernbundes, Prozeszagent Hoefft in Veuthen a. Oder, Be schwerde beim Landwirtschaftsminister über diese Gewährung von öffentlichen Geldern an den Wahlfonds des Bundes der Landwirte erhoben. Er hat beantragt, daß der Landwirtschaftsminister die Rückzahlung dieser 2000 anordnen möge. Auf die Entscheidung des preußischen Landwirtschafts ministeriums darf man gespannt sein. Oie,,/reunüe üer Ltiriltttchen Veit" unü üer Ml Istlro. Die unter Führung des Marburger Professors D. Nade stehende Vereinigung der „Freunde-der Christlichen Welt", die durchaus nicht auf dem radi kalen Flügel steht, wird im Herbst tagen, und zu der durch den Fall Jatho gegebenen Situation in der evangelischen Kirche Stellung nehmen. Auf einer kürzlich in Wilhelmshöhe abgehaltenen Tagung der Vertrauensmänner dieser Vereinigung wurde ein stimmig beschlossen, der Herbstoersammlung folgen den Antrag zur Beschlußfassung zu empfehlen: „Die Amtsentsetzung Les Pfarrers Jatho durch das Spruchkollegium der preußischen Landeskirche hat die Aufgabe, die das von Kott gesegnete Wirken dieses Mannes der evangelischen Kirche gestellt hat, nicht erledigt. Sie hat vielmehr nur die Unhalt barkeil unserer religionspolitischen Lage aufs neue und besonders deutlich offenbart — auf Sie bereits die neueren Vorgänge in der römi schen Kirche, die anhaltenden Beschwerden von Dissidenten und Juden, die verschärften Streitigkeiten um den Religionsunterricht in der Schule, die Aus trittsbewegung, die Gemeinschaftsbewegung und die tiefe Beunruhigung aufrichtig alt gläubiger Kreise hingewiesen haben. Der Ruf nach „Trennung von Staat und Kirch e" wird laut und lauter. Zur Herbeiführung erträglicher Zustände fordern wir: 1s die Entstaatlichung der Kirchen, die volle Zurückziehung der Staatsgewalt und der landesherrlichen Gewalt aus den religiösen Kämpfen der Gegenwart. Eine Einheit und eine Norm in Lehre und Gottesdienst innerhalb einer Religions gesellschaft zu erhalten, ist nicht Aufgabe des Staates, Hoch darf es von dem Landesherrn erwartet oder unternommen werden. Zugleich damit fordern wir: 2s eine grundsätzliche Reform der Ver fassung der evangelischen Landes kirchen, dahin, daß a. deren gemeinsame Aufgabe und Gewalt auf die äußere Fürsorge für Erhaltung und Förderung kirchlicher Aemter und Einrichtungen beschränkt, b. das Recht der Einzelgemeinde, über die Bekenntnisoerpflichtung ihrer Geistlichen und über Ordnung ihres Gottesdienstes zu befinden, erweitert, a. das Recht der Minderheiten, gleichviel welcher Richtung, gesetzlich festgestellt, 6. dir kirchlichen Ver tretungen durch ein freies Wahlverfahren zu Ansehen gebracht werden. Wenn hier und da angenommen wurde, daß die öffentliche Meinung über den Fall Jatho bald zur Ruhe kommen werde, so ist Las eine starke Selbst täuschung infolge oberflächlicher Kenntnisse der Volksseele. Das Vorgehen der „Freunde der Christ lichen Welt" beweist vielmehr, daß man entschlossener denn je auf eine baldige, befriedigende Klärung in staatskirchlichen Fragen dringt. * Aus Köln wird gemeldet: Angesichts der Auf regungen der letzten Wochen wurde Pfarrer a. D. Jatho ärztlick>erseits dringend angeraten, die noch außenstehenden Vorträge im bergischen Revier nicht zu halten und alsbald eine Erholungsreise anzu treten. Pfarrer Jatho hat die Vorträge daraufhin abgesagt und sich entschlossen, sich auf mehrere Monate vollständig zurückzuziehen. Oie kolonMenvorlsge Stolypins. Wie uns geschrieben wird, gilt es als sicher, daß die Reichsduma di« sogenannte Kolonistenvorlage nicht annehmen wird, da bis in die Reihen der Na tionalisten hinein der Widerspruch gegen die Vorlage wächst. Die Oktobristen haben kürzlich — unter Stimmenthaltung der deutschen Fraktionsmitglieder — einstimmig beschlossen, nur einer Vorlage zuzu stimmen, die den Erwerb von Land im Südwestgebiet den nach Rußland einwandernden Ausländern ver bietet. Fast die gesamte russische Presse hat mehr oder minder gern anerkannt, daß die deutschen Kolo nisten durchweg staatstreue, ordnungsliebende Leute sind, die für die Hebung der Landeskultur im Süd westen sich überaus große Verdienste erworben haben. Trotzdem hält Stolypin an seiner Politik gegenüber den deutschen Kolonisten fest: auf seine Veranlassung hat die Bauernagrarbank im Südrvesten mehrere Güter (zu sehr hohem Preise) erworben — nur, wie man annehmen muß, zu dem Zwecke, um ein paar hundert deutsche Familien möglichst schnell von dort zu entfernen. Sehr viele Kolonistenfamilien werden nach Verkauf ihrer Habe kaum so viel Geld behalten, um die Reise nach einem anderen Teile Rußlands allenfalls bestreiten zu können. Sie müssen dort ganz von vorn beginnen. Sollte es nicht möglich sein, diese wackere ndeutschenMännerfürDeutsch- land zurückzugewinnen, auf das sie von der russischen Regierung fortwährend verwiesen werden? Bei uns wird neuerdings Oedland der landwirtschaft lichen Kultur erschlossen. Es müssen sich Mittel und Wege finden lassen, um dafür die von Rußland ver drängten deutschen Kolonisten zu gewinnen. Hoffent lich geben dies« Zeilen den Anlaß» daß die preußische Regierung cklxr groß« gemeinnützig« Organisationen (noch bess«r wäre es: beide gemeinsam) sich dieser überaus wichtigen Angelegenheit annehmen. Deutsches Reich. Leipzig, 12. Juli. * Der Schulausschuß des Nationalliberalen Deut schen Neichsvereins zu Dressen hat jüngst wieder unter Vorsitz des Herrn Oberlandesgerichtsrat Döhn eine Sitzung abgehalten. Der Ausschuß nahm zur Frage: „Simultan- oder Konfessionsschule" folgende Stellung ein: 1. Der Staat ist als Schul herr verpflichtet, den Kindern seiner Bürger die ver hältnismäßig vollkommenste Schulorganisation zu bieten. 2. In der Volksschule sind die Kinder aller Konfessionen gemeinsam zu unterrichten; nur der Religionsunterricht ist nach dem Glaubensbekenntnis getrennt zu erteilen. Die Voraussetzung sür die Simultanschule bilden konfessionell gemischte Lehrer bildungsanstalten. * * Eia Glückwunschtelegramm des Kaiser». Kaiser Wilhelm richtete an die Gräfin Bismarck anläßlich der Einsegnung ihres Sohnes, des ältesten männ lichen Sprosses der Nachkommenschaft des Altreichs kanzlers, über Norddeich ein Radiotelegramm mit folgendem Wortlaut: „Empfangen Sie, gnädigste Gräfin, Meinen herzlichsten Glückwunsch zum heutigen Tage, der Sie mit der Einsegnung Ihres Sohnes frohes Hoffen an glückliches Erinnern knüpfen läßt. Möchte Gottes Segen Mein Patenkind auch ferner hin geleiten. Wilhelm I. li." Gleichzeitig übersandte der Kaiser eine goldene Uhr mit «einem Bild und einer Widmung zum Geschenk. — Der junge Fürst, der am 25. September l897 in Schönhausen ge boren wurde, ist der Sohn des 1901 verstorbenen Fürsten Herbert und seiner Gemahlin, der Fürstin Marguerite Bismarck aus dem gräflichen Hause Hoyos. * Zu den Reisedispofitionen des Kaisers nach der Rückkehr von der Nordlandsahrt erfahren wir: Die Nordlandreise wird in den ersten August tagen ihr Ende finden: falls die Rückkehr des Kaisers bis zum 2. August erfolgt, wird der Kaiser am I. August den großen Kaoalleriellbungen in Alten- Grabow beiwohnen und alsdann seinen Aufent halt in W i l h e I m s h ö h e nehmen. Voraussicht lich wird der Kaiser der Parade des 9. Korps bei Altona am 26. August und des 2. Korps bei Stettin am 29. August beiwohnen, und sich am 30. August nach Berlin begeben, um hier am 1. Sep tember die Herbstparade über das Gardekorps abzu nehmen. An den Kaisermanövern, die am II. September beginnen, nimmt wie immer der Kaiser selbstverständlich teil, auch wird er der großen Festungsiibung bei Thorn als Zuschauer bei wohnen, die am 16. September beginnt und bis zum 20. September währt. * Ein neues Köln proprio des Papstes. Die „Köln. Volksztg." meldet aus Rom: Der Papst erließ ein „Kotu prapio", in dem angeordnet wird, die auf Wochentage fallenden Feste, wie den Josephstag, Fronleichnam, Johannistag und einige andere, künftighin am darauffolgenden Sonn tag zu feiern. — Diesem .,)lotu proprio" wird die Zu stimmung weitester Kreise des deutschen Volkes sicher sein. * Die türkische Studienkommission in Friedrich— Hafen. Nachdem die türkischen Gäste unter Führung des Grafen Zeppelin den Luftschiffbau be sichtigt hatten, bestiegen zunächst 15 Gäste die Passaglerkabine des Luftschiffes „Schwaben", das punkt 12 Uhr bei herrlichem, aber etwas windigem Wetter unter Führung des Grafen Zeppelin einen Aufstieg unternahm. Um 12,10 Uhr erfolgte eine Landung zwecks Passagierwechsels. Um 1,30 Uhr sand ein neuer Ausstieg statt, dem 1,50 Uhr die zweite Landung folgte. * Die Borkommission für die Reform des Straf recht» wird ihre Beratungen voraussichtlich Mitte 1912 abschließen. Die Reform des deutschen Straf rechtswesens wird den gesetzgebenden Faktoren des Reiches nicht vor Ende 1913 zugehen. * Schärferes Vorgehen gegen Verbreitung von Schmutzliteratur. Eine Verschärfung der Strafbe stimmungen gegen den llberhandnehmenden Vertrieb von unsittlicher und pornographischerLi- teratur ist für Deutschland in Vorbereitung. Dem Bundesrat liegt schon seit Wochen ein dahingehender Antrag Hamburg» vor, der sich hauptsächlich mit der öffentlichen Ankündigung und dem Handel dergleichen Lektüre befaßte. * Postreferendare. Auf Grund der neuen Vor schriften über die Annahme, Ausbildung und Prü fung der Anwärter für Len höheren Postdienst vom Jahre 1908 haben nunmehr, wie man uns schreibt, die beide» ersten Postrefercndare ihr Examen abgelegt. Einige weitere Eleven dürften noch in diesen! Herbst die Referendarprüsung be stehen. Die weitere Ausbildung der Kandidaten nach ihrer Ernennung zum Postreferendar im Be triebs- und Verwaltungsdienst ersolgt bei einer Ober- poftdirektioii und bei Verkehrsämtern größeren Um fangs. Nach einer Lreijährigen Referendarzeit kann sich der Postrefererrdar der zweiten Prüfung unter ziehen. Diese ist vor einem beim Reichspostamt ein gesetzten Oberprüfungsrat abzulegen. Hat der Post referendar diese zweite Prüfung bestanden, so wird er zum Postassessor ernannt. Als solcher wird er zu Aushilfen und Vertretungen heranqezogen, bis er in höhere etatsmäßige Dienststellen der Post- oder Telearaphenverwaltung einrückt. * Aus dem Hansabund. Die Verwaltung der M a n n e s m a n n r ö h r e u w e r ke bestätigt, daß sie den Austritt aus dem Zentralverband Deutscher Industrieller wegen dessen Hal tung gegenüber dem Hansabund vollzogen habe. — Für das Präsidium des Hansabundes haben sich inzwischen wieder zahlreiche Verbände erklärt, so die Ortsgruppen Hamm, Oppeln, Kosel, Querfurt, Vlotho i. W., Wteilburg a. d. Lahn, Neustadt a. d. Haardt, die Kreisgruppe Saargemünd, der Landesverband Südbayern, ter Bezirksverein Freiburg i. Br. und eine große Anzahl industrieller Einzelunternehmun gen. In der D ü s s e l d o r f e r Hansabundsversamm- lung die, wie wir gestern früh unter den „Letzten Silvana-Bäder erregen in der Hygiene-Ausstellung — Halle 13 «Bäder) — fortgesetzt größtes Interesse. Tausende von Acrzten bestätigen die durch Silvana- Bäder erzielteErfrischung ».Stärkung des ermatteten Organismus. Originalflasche.3.—fiir12Bäder linden Sorten Kiefernadel, Lavendel, Waldkräuter rc.) überall käuflich, andernfalls durch Fabrik MaxElb, Dresden. Eres s^.leioerllOil' - Ueire - Uelle älcsieltOls-I^elte 60 75» 2?- ö Oro6e Uelts>o!len feiner XXX)!lHoffe für 6Iulen ?35te5re auf 1*Men auszelezt Im Kleicl Neiä sekrt sekrt 8,oo 9.oo kür. Rerux 4 Kieker 8erux 4 Bieter 8toks -um Lettuctl 8eNuch jet-t Kitz. Heide -ur klule: kaltleide M 4 Bieter jekrt Kitz. O. 4 Kieker stkrk Kitz. 8.00 4^adet ra^e 4 Kieker .... jetrk Kitz. 9.^0 v^aldliltols -Ul' Kluse 8lule 50 8tols -um I^leid: ^.lpalrlra in blau unck lcbvarr kem vi^oll. HerAe in blau unck lcbvarr Damals -u kettbe-ü^en U z 10 4.oo g kommen eumVerksuk ! kelkcMükovMlMwoMgLes