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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110712011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-12
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Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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teilten Einftlhrschetue wieder»« »»r -»r zoll freien Ei» s » hr dee gleichartigen Getreide art benutzt werden können und ihre Gültigkeitsdauer auf einen Monat beschränkt wirb, ll« bei brohenver Kriegsgefahr die Entblötzung de« Lande» von Ge- treib« zu verhüten, P zu »erlangen, datz. sobald die Getreideausfuhr da» berechtigte Matz überschreitet, di« Regierung ei» Au»fuhrverb»t erläßt." Obermeister I. Moikow-Adelheide sprach über »das Liehfeuchenaeletz und ferne Rück- wirkungausdasMuhtengewerb e". Hierzu stellte Herr Fritsch folgende» vermittelnden An trag, der auch Annahme fand: „Die Versammlung töricht den Wunsch aus, daß bei Anwendung de» Virhseuchengesctzes, dessen Not wendigkeit und sorgfältig« Handhabung wir durch aus anerkennen, die in einzelnen Fällen zutage ge tretenen unnötigen Härten vermieden werden, die geeignet sind, den Absatz des Viehes zu hemmen und dadurch Landwirte, Züchter und Müller empftnd- lich zu schädigen." Se«l-He>delderg sprach über bi« Ko»t»»geu- tierungsdestrebnngcn der rheinischen Han- delsmühlen und stellte folgenden Antrag: „Der Vor stand de» Deutsck-en Müllerbundes wird beauftragt, mit den rheinischen Erogmühlen in Verbindung zu treten und die Kontingentierungs-Bestrebungen zu unterstützen, sowie gelegentlich eine gesetzliche Kon tingentierung zu befürworten." Der Antrag ward ern- stimmig angenommen. Ueber Len Entwurf de» preußischen Fifchereigejetze» referierte der Müllerbunde»- sekretär A. Wohlfarth. Von den übrigen Ver handlungen ist noch zu erwähnen, daß der Anschluß de» Bundes an die Vcrsuchsmüqle r„ Berlin be schlossen, und der Haushallplan für 1912 mit 18 500 in Einnahme und Ausgabe angenommen ward. Als Mitglied des Verwaltungsrares wühlte man den Mühlendesitzer H. Lindemann in Vörrie. In der Hauptversammlung am 9. Zuli b«. richtete Fritsch Leipzig über den Verlauf und die Ergebnisse der Delegicrtcnversammlung. Direktor K o r l h a u s - Steglitz hielt einen lehrreichen und äußerst fesselnden Vortrag über di« Frage: „Können di« Klernmüller ihre Lage durch genossenschastlichen Zusammenschluß bessern?^ lieber „Die Explosions motoren" sprach Ingenieur S e l v e r s - Hannover. Folgender Antrag des Vorstandes gelangte noch ein stimmig zur Annahme: „Der Deutsche Müllcrbund unterstützt die Forderung, Futtergerste nach Spezial tarif Hl zu versetzen, er beantragt dagegen, daß alle Schrote und solche Futtergemische, die Schrote ent halten, in Spezialtarrf I zu belassen sind." Oer Zentrsloerdsnü der Vrtskrsnkenksllen im Deutschen Keich. Dre»d«». 11. Zuli. Der Zentralvcrdand der Ortskrankenkassen im Deutschen Reiche setzte heute seine Beratungen fort. Zu dem Hauptthema derselben: Di« Anpassung der Ortskrankenkassen an die Bestiu». «unge« der Reichvverstchernugsordnung sprach gestern noch Bureauvorsiand Frenze!« Dresden über den Umfang der verfichernng. Er wres darauf hin, daß die Versicherungspflicht nicht mehr von dem Erwerdscharakter eines Unternehmens adhängc, und daß sie auch nicht mehr bei den kommunalen und staatlichen Betrie ben Haltmache. B«i den bevorstehenden zahlreichen Neu aufnahmen sei es notwrndig, daß die Ortskranken kassen Maßnahmen für eine schnelle Abwicklung der Geschäft« treffen. Hiera» schloß sich «in Referat de» Geschäftsführers Albert T o h n - Berlin über da» Thema: Maßnahme» zur Verhütung oou Krankheiten. Er fordert« u. a. «ine sorgfältigere und«»»- heitlichereFührung der Statistiken und «in planmäßigeres Arbeiten in den Verwaltungs körpern der Ortskrankenkassen. Die in Aussicht ge- uommenen Mustersayungen für di« Kassen sollen nicht nur die Mindestleistungen, sondern auch die Höchst leistungen der Kasten zeigen. Die Arbeiterversicherung sei rn der Hauptsackf« deswegen getroffen, um für die Arbeiterschaft das herauszuholen, was hcrauszuholen s«i. Durch die Handhabung der Gesetze müsse die Hh. gienische Kultur des Volkes gehoben werden. Für die Kasten sei eine gründliche und rasche Behandlung dec Kranken das vorteilhafteste. Der Redner forderte im Anschluß hieran ein« Gewährung von Haus, geld für die Angehörigen der in den Krankenhäu sern untergebrachten Mitglieder, eine Verbesserung der Wochenbettuntcrstützung, die Einführung eines nachhaltigen Mutterschutzes, die Verbesserung der Eäugtingssürsorge, die Einrichtung von Stillstuben, die Einführung von Stillprämien, die Verbesserung der Milchversorgung usw. Weiter trat der Redner noch für eine «n ergische Bekämpfung der Tuberkulose, des Alkoholjsmus, des Krebses und der Geschlechtskrankheiten ein. Ebenso wünschte er eine energische Handhabung der Wohnungsinspektion. Ueber die Leistun- genderKassen sprach Kastenvorsitzenber Witti- München. Er hob hervor, daß das Reichsversicherungs gesetz einige Verbesterungen gebracht habe, denen je doch auch Verschlechterungen bczügl. der Ortskranken kassen gegenüberstänben. Nach sriner Meinung sehe ein großes Reformwerk nicht so aus wie die Reichs versicherungsordnung, weil den Kasten neue Lasten auserlegt worden seien, ohne daß man die Kranken pflege verbessert habe. Trotzdem müsse man inner halb des Gesetzes mit den vorhandenen Mitteln zum Wohle des deutsck-en Volkes wirken. Ueber die Träger der Krankenversicherung und die Kasten verbände referierte heute Kastenvorsitzenber Pollender- Leixzig. Auch er verbreitete sich über die neuen Ge sichtspunkt«, die sich hierfür aus der neuen Neichsoer. sichcrungsordnung ergeben. Im Anschluß bieran sprach Kastenvorsitzender Gräf-Frankfurt a. M über die Verfassung. Er wandte sich namentlich gegen das Ausscheiden der Mitglieder mit über 4000 Einkommen. Diese von den Aerzt«n durchgesetzte Forderung sei «ine Härte für diese Mitglieder, denn manch« derselben hätten einer Kaste über 25 Jahre angehört und müßten nun ihre wohlerworbenen Recht« aufgeben. Nach seiner Mei nung könne die Koste das Einkommen der Mitglieder überhaupt nickt feststellen, denn sie hätte sich um die Stcuerzettel nicht zu bekümmern. Für die Kaste be deute das Ausscheiden der Mitglieder mit höherem Einkommen einen Verlust, denn je günstiger die Mit glieder bezahlt seien, desto besser sei dies in finan zieller Hinsicht für die Kaste, da von diesen Mitglie dern di« Beiträge für ihre Fürsorge zufließen. Uebri- gens sei bei der Steigerung der Kosten der Lebens haltung ein Einkommen von 4000 nicht so hoch, um die Fürsorge der Kaste entbehren zu können. Der Red ner besprach im Anschluß hieran den Standpunkt der Arbeitgeber bezügl. der Verteilung der Rechte in der Verwaltung und schloß mit dem Wunsche, daß alle dunklen Pläne der Reaktion hinsichtlich der Kasten verwaltung zuschanden werden möchten an dem ver nünftigen Sinn beider Teile der Vcrsicherungsträger. In der sich anschließenden kurzen Debatte I wies Landtagsabgeordneter Fraßdorf u. a. dar auf hin, daß die Versammlung nicht tage, um das I neue Neichsversicherungsgesetz zu umgehen, sondern um dasseld« »ach Möglichkeit -» erleichtere. Hierauf sprach Iustizrat Dr. Mayer. Frankenthal üb«r da» veamtenrecht oder die Dienst-rb«»«-. Er verbreitet« sich besontxrs über die -«jetzticheu ve- stimmungen de» Beamtenrechte» der Ort», und Land- krankenkasten sowie über die hierauf bezügliche» Dienstordnungen. E» bestehe ein wesendlichrr Unter- schied zwischen der Dienstordnung al» solcher und zwischen dem Dienstvertrag. Für di« gewerbliche» Unternehmer existiere hierfür die sogenannte Ar beitsordnung. Der Redner besprach nun die Gruppen der Angestellten, die unter die Dienstordnung fallen sowie den Inhalt und die Forderungen derselben. Zn der Dienstordnung werde- besonders der Nacch- weis der sachlichen Befähigung der Angestellten ge fordert. Manche der Bestimmungen könne er nicht als klar und praktisch bezeichnen. Es sei jedenfalls notwendig, so rasch als möglich eine Musterdienst ordnung für die Krankenkassen aufzu stellen, in der selbstverständlich die Bestimmungen für die Angestellten nich: ungünstiger sein bürsten, als die jenigen des Bürgerlichen Gesetzbuches. Weiter stan den heute noch auf der Tagesordnung folgend« Re ferate: Verwaltung der Mittel, Verhält nis zu Aerzten, Zahnärzten, Kranke rr- häusern und Apotheken, Referent Geschäfts führer Albert Cohn-Berlin; Haushaltplan und innere Einrichtung, Referent Bureau vorstand Frenzcl - Dresden. Aus der Taaesordnung des morgigen Tages stehen eine Anzahl Anträge der gefchästsfiihrenden Kaste sowie der freien Vereinigung sächsisck-er Ortskranken kasten, ferner ein Bericht des Tarisamtes und Be schlußfassung über die fernere Gestaltung der Tarif gemeinschaft, über die Einführung gleichmäßiger Sta tistiken bei den Verbandskasten und über die Bestim mung des Ortes zur Abhaltung der nächsten Jahres versammlung. Gerichtslasl. Königliches Schwurgericht. —in«. Leipzig, 11. Juli. Meineid und Anstiftung zum Meineid. Ein um fangreicher Meineidsprozeß nahm am Dienstag gegen den aus Nehmitz bei Pegau gebürtigen Bauleiter Reinhotd Albin ' L appr us und den Gutsbesitzer Robert Moser in Hohendorf seinen Anfang. Zu der Verhandlung waren gegen 40 Zeugen geladen. Als Sachverständiger ist Professor Dr. Kocket zu gegen. Die Verteidigung der Angeklagten führten die Rechtsanwälte Dr. Burgk und Dr. Drucker. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. Kunze. Der 41 jährige Angeklagte Lappius, der bis zu feiner vor mehreren Monaten erfolgten Verhaftung in Lucka in S.-A. wohnte, ist am 4. April d. I. vom Landgericht Atrenburg wegen versuchten Betrugs und Urtundenfalfchung mit vier Monaten Gefängnis bestraft worden. Der Mit angeklagte Mojer ist 54 Jahre alt und stammt aus Neuwitmsdorf »n Schlesien. Der Angeklagte Lappius wurde beschuldigt, am 15. November v. I. in einem gegen den Mitangeklagten Mojer anhängig gemachten Offizial verfahren wegen Beamtenbeteidigung in der Berufsinfranz vor der 5. Strafkammer des Land gerichts Leipzig wissentlich falsch geschworen und am 17. November dann unter Berufung auf Len von ihm geleisteten Eid seine Aussage wiederholt zu haben. Moser stand unter der Anklage, Lappius durch Versprechungen zu diesem Meinerd angestiftet zu jhaben. Beide Angeklagten bekannten sich nicht schuldig. In der Verhandlung wurde folgendes fest gestellt: Auf Antrag der Amtshauptmannschaft Borna war beim Amtsgericht Pegau gegen den Angeklagten Mojer ein Strafverfahren wegen Beleidigung des Eemeindevorstands Härtel in Hohndors eingeleitet worden. Die Beleidigung war in einer Aeußerung gesunden worden, die Moser am 20. März v. I. in der 2. Nachmitlagsstunde seinem Nachbar, dem Stell- mache« Lan»«, aegenLb« hatte falle» laste». Mit Be zug aus den Gemeindevorstand Härtel soll Mojer geiagt haben: „E» ist eine Unverschämtheit, daß die vorgesetzte Behörde einen Erprestungsversuch in meinem Gehöft zu machen versucht hat". Moler war am 20. März mit Lang« zusammenaeraten, weil er alaubte, daß dieser zu Unrecht Pfähle iu seinem Garten durch seinen Sohn hatte einschlagen lassen, ohne dabei die Grenze zwischen den beiden Grund stücken berücksichtigt ru haben. Der Gemeindevorstand Hertel hatte die beleidigende Aeußerung zufällig ge hört. Er befragte deshalb seinen Rechtsanwalt in Pegau, der ihm riet, sich an die Amtsbauplmann- schaft zu wenden, welche die nötigen Schritte schon einleiten werde. Dies ist auch geschehen. Am 14. Juli stand dann gegen Moser Verhandlung vor dem Amtsgericht Pegau an, die mit der Ver urteilung des Angeklagten ru zwei Wochen Ge fängnis endigte. Gegen dieses Urteil legte de: Angeklagte Berufung ein und es wurde am 2. Sep tember von dem Verteidiger Mosers der Bauleiter Lappius als Zeuge benannt, der bestätigen sollte, daß Moser zu der fraglichen Zeit, in welcher die Beleidigung gefallen sein sollte, bettlägerig gewesen sei. Es war zunächst ein Termin in der Berufungs sache für den 27. September v. I. anberaumt worden. Doch wurde die Verhandlung bis zum 15. November ver tagt. Lappius wurde zu diesem Termin alsZeuge geladen und auch eidlich vernommen. Er beschwor nun, daß er am 2t). März 1910 gegen '/,12 Uhr vormittags in die Mojeriche Wohnung gekommen sei. Er habe zunächst mit der Frau Moser längere Zeit gesprochen. Diese habe ihm gesagt, daß ihr Mann oben krank im Bett liege. Er sei nun zu Moser ans Bett gegangen und habe mit ihm wegen eines Darlehns verhandelt. Als er sich von Moier verabschiedet habe, sei es auf seiner Uhr einige Minuten nach '.3 Uhr gewesen. Da diese Aussage in direktem Widerspruche mit den jenigen anderer Zeugen stand, beantragte der Staats anwalt, die Auss age des Zeugen Lappius proto kollieren zu lassen. Am 17. November fand nun ein neuer Termin in der Moserschen Strafsache statt, in welchem Lappius seine zwei Tage zuvor gemachte Aussage wieoerholte. Dre Berufung des Angeklagten hatte insofern Erfolg, als das Land gericht Leipzig das vorinstanzliche Urteil aushob und die zweiwöchige Gefängnisstrafe aus einhundert Mark berabjetzte. Lappius wurde aber sofort nach der Ver handlung wegen Verdachts des Meineids verhaltet. Zum Beweise dafür, daß er die Wahrheit be schworen habe, hatte Lappius ein Notizbuch vorge legt, in dem vermerkt war, daß er am 20. März in Hohndorf gewesen und dort eine Zeche von 32 Pig gemacht habe. Wetter fand sich in dem Büchelchen eine Notiz, wonach au diesem Tage der Direktor K. bei ihm gewesen sei. Diese beiden Vermerke waren aber, wie der Sachverständige Professor Dr. Kockel eststellen konnte, erst später von dem Angeklagten gemacht worden. (Forts, folgt.) Königliche» Landgericht. rill. Leipzig, 11. Juli. Aerzteverband und Krankeukaste. Gelegentlich des Bocholter Aerzte- und Krantenkasjenstreites waren in verschiedenen deutschen Zeitungen, wie ia Münster, Köln, Barmen und Frankfurt, vom Vorstand der Bocholter Krankentaste Erklärungen erlassen worden, durch die sich der Generalsekretär de» Verbandes der Aerzte Deutschlands, Dr. Kuhn», beleidigt fühlte, weil ihm der Vorwurf gemacht wurde, daß er es mit der Wahrheit nicht genau genommen habe, denn es feien gelegentlich eines telephonischen Gesprächs Grundsätze von ihm vertreten worden, die man, vom moralischen Standpunkte aus betrachtet, als ver werflich bezeichnen müsse. Dr. Kuhns verklagte darauf sieben Mitglieder des Krankentasienverbandes wegen Beleidigung. Das Schöffengericht Leipzig sprach die Angeklagten aber frei. Auf dir Be rufung des Klägers hin hatte sich jetzt die 6. Straf kammer des Landgerichts Letozig mit der Angelegen heit zu befassen. Das Gericht erkannte auf Ver werfung der Berufung. Oie eilten verhsnülungen Kichsrü Wsgners mit üer Berliner Solaper. Eine Erinnerung an die Entstehung Les „Fliegenden Holländers" vor 70 Jahren. Von Artur Schlegel. t^achdrnck verbotnr.) Wie als bekannt vavausgesetzt werden darf, war es dein Königl. Hoftheater in Dreschen beschieden, Richard Wagner durch di« ersten Aufführungen von „Rienzi" und dem „Fliegenden Holländer" künstle- risclzen Boden zu bereiten und ihm auch durch die Berufung zum Hofkapellmeister mich den Pariser Dul derjahren «ine dürgerliä-e Exisleirz zu schaffen. Aus dem zuerst von Dr. Altmann in der „Musik" mitge- teilten Briefwechsel zwischen Wagner und der Ge neralintendantur in Berlin gehr nun hervor, daß für den „Holländer" Wagners erstes Ziel Berlin war. Der erste Brief Wagners ist von Paris aus vom 27. Juni 1841 an den Generalintendanten der Königl. Schauspiele Grasen von Nebern gerichtet und enthält di« Bitte, den „Holländer" zur ersten Aufführung in Berlin anzunehmen. Wagner bezieht sich hier auf Meyerbeer, den er in Paris kennen ge lernt hatte, und der ihm zu der Zeit sehr gewogen war. Von dem Werke lag damals das Textbuch vor, das der Verleger Brockhaus in Leipzig auf Wagners Wunsch nach Berlin sandte. Redern holte ein fach männisches Urteil über das Buch von dem Regis seur Freiherrn von Lichtenstein ein. Aus besten Gut achten ist zu ersehen, Laß sich Wagner zuerst das Werk in einem Akt, also ohne Pause gedacht hat. wie er auch in dem erwähnten ersten Briefe die Meinung ausspricht, daß der „Holländer" kein abendfüllendes Stück sein, sondern „zu einen, kurzen Ballett oder einem kleinen Stücke" gegeben werden könne. Lichten steins Gutachten rät zu Kürzungen, ist auch nicht über- zeugt, daß der Stoff ohne Pause das Publikum fes seln werde, läßt jedoch im allgemeinen dem Buche (s>e- rechtigkeit widerfahren. Ohne eine Antwort abzu warten, ließ nun Wagner am 20 November 1841 dem Buche die inzwischen fertiggestellte Partitur folgen. (Die Musik ist ziemlich schnell entstanden. Glasenapp schreibt: „In sieben Wock-en war di« ganze Oper komponiert." An dieser Mitteilung darf man einige Zweifel hegen, weil Wagner im ersten Brief« an Redern u. a. schreibt: so würde ich Lw. Exzellenz ganz ergebenst ersuchen, die Aufführung der selben für den Spätherbst dieses Jahres sestzufetzen, zu welchem Zweck ich die bis dahin gänzlich zu vollendende Partitur Ende dieses Sommers einzusenden haben würde." Daraus geht hervor, daß mindestens ein Teil schon komponiert war, gewiß aber bereits die Ballade der Senta, die schon entworfen, ehe der Rienzi fertig war.) Redern übersandte Partitur und Text Meyerbeer, auf dessen außerordentlich vorteilhafte Beurteilung hin er bald dein harrenden Wagner mitteilte, daß er dem Werke seine aufrichtige Teilnahme widmen werde. Meyerbeer schrieb u. a. „ich hatte vorgestern bereits di« Ehre, Ew. Hochgeboren von diesem interessanten Tonsetzer zu unterhalten, der durch sein Talent und seine äußerst beschränkte Lage doppelt verdient, daß die ersten großen Hoftheater als offizielle Beschützer deutscher Kunst ihm nich' ihre Szenen verschließen." Aus dem bald darauf von Lich tenstein und dem Kapellmeister Henning eingeholten Gutachten erfahren wir, daß sich Wagner zu drei Aus zügen entschlossen hatte, daß diese aber „ohne Unter brechung nur durch kurze Zwiscl-enmusik getrennt fortspielcn sollen", was Lichtenstein wegen szenischer Schwierigkeiten für unmöglich hält. Wieb.-r werden auch „zweckmäßige Kürzungen" empfohlen. Am 14. März 1842 teilte Graf von Redern Wagner mit, daß „in Anerkennung der erfindungsreichen, effektvollen Musik" die Oper angenommen sei. Seiner Freud« gibt Wagner in cinem rührend bescheidenen, von herz licher Wärme durchdrungenen Dankschreiben Aus druck. Leider mischte das Schicksal bald Wermut in den Freirdenkelch. Graf von Redern trat kurz darauf vom Iniendantenposten zurück, um eine andere Stel lung zn übernehmen. Sein Nachfolger, Karl Theo dor von Küstner aber, bisher Intendant in München, hatte schon dort den „Fliegenden Holländer" abge- lehltt. Wagner konnte allerdings Küstner auf seiner Durchreise in Leipzig am 12. über 13. Mai sprechen. Die Unterredung aber sch.int in Wagner keine be sondere Hoffnung erweckt zu haben. In einem sehr ausführlichen B.efl- vom 17. Mai 1842 legt er dem Intendanten seine Gründe dar sdie zu erörtern hier zu weil führen würde), warum eine Auffüürung möglichst beschleunigt zu werden wünschenswert wäre. Ein konventionell gehaltenes Schreiben Küstners be stätigt die Annahme der Oper, läßt aber in Beziehung auf die Zett nichts Bestimmtes vernehmen. Wagner faßt allerdings das Schreiben optimistisch auf und richtet 14 Tage darauf emen neuen ausführlichen Brief an Küstner. in dem er sogar bereits Besetzungs vorschläge macht. Daraufhin keine Antwort aus Ber lin. Am 20. September 1842 wiederholt Wagner seine Bitte um Aufführung des Werkes (inzwischen war in Dresden „Rienzi" in Vorbereitung), worauf Küstner antwortet, daß an eine Aufführung jetzt noch nicht gedacht werden könne, weil andere Opern, darunter Rossinis „Teil", vorher gegeben werden sollten, „doch werde ich, wenn die Verhältnisse es mir gestatten, im nächsten Winter öder kommenden Frühling Arem Werke die gewünschte Teilnahme gern widmen." Am 20. Oktober errang „Rienzi" in Dresden den bekannten großen Erfolg, woraufhin das Dresdner Hofthvater auch den „Holländer" zur Aufführung an nahm, die am 2. Januar 1843 stattfand. So hat es also Dresden im Grunde genommen Herrn von Käst- ner zu danken, daß es dem für Wagners fernere Ent wickelung ausschlaggebenden Werke zum Leben ver helfen durfte. Wagner bemühte sich nun weiter um eine Aufführung in Berlin. Am 6. April 1843 teilte ihm der unterdes zum Generalmusikdirektor ernannte Meyerbeer mit, daß die Aufführung „binnen vier Wochen" erfolgen solle. Doch auch diesmal wurde nichts daraus, weil die Ovcrnverhältniste Berlins nicht gerade gut zu nennen war. n. Dann brachte der Brand des Opernhauses am 18. August 1843 eine Störung in den Betrieb. Erst am 7. Januar 1844 kam die Auf führung zustande. „Der Erfolg war nicht anders als günstig zu betrachten", berichtet Glasenapp. Wieder holungen fanden statt am 9. Januar, 23. und 25. Fe bruar und zwar vor vollbesetztem Hause und unter großem Beifall. Doch wurde in der nächsten Zeit der „Holländer" nicht wieder gegeben, da der In- tendcntt nicht Kraft und Mut, schließlich auch nicht Begeisterung genug besaß, sich der fortgesetzten An griffe der Kritik zu erwehren. Erst Herr von Hülsen, der Nachfolger Küstners, brachte 1868 den „Holländer" wieder auf die Bühne. Kunst unü Mllenlchsft. * Die Philharmonischen Konzerte unter Leitung von Hans Winderstern werden im kommenden Winter in folgender Einteilung stattfinden: c0 Beet hoven-Zyklus <5 Abende, b> Moderne Abende <3 Kon zerte), o)2 Aufführungen des Philharmonischen Thors, Leitung Hoskapellmeister Richard Hagel. Abonne ments auf diese 10 Konzerte in der HofmusikaUen- handlung P. Papst, Neumarkt 20. * Ein geschichtliches Preisausschreiben. In Güt tingen wird die sogenannte Wedekindstiftuna für deuische Geschickte verwaltet, die aller fünf Jahre einen Preis für die beste Bearbeitung eines bestimmten Themas aus der deutschen Geschichte aaszusetzen hat. Dieser Pflicht hat die Verwaltung der Stiftung jetzt wieder einmal genügt. Als Ausgabe ist eine Ab handlung über „Die Bereitschasts- und Kriegskosten des Schmalkaldijchen Bundes" gestellt worden. Die Bewerbunasjchristen find in üblicher Weise bis zum 1. August des Jahres 1915 an den Verwaltungsrat der Wedekindstiftung zu Göttingen zu senden. Die Höhe des Preises beträgt 3300 Marl. Außerdem wird die Arbeit aus Kosten der Stiftung gedruckt. * Ausschreibungen. Die Akademie der Wissen schaften zu Berlin schreibt jetzt »och einmal di« Preis aufgabe aus dem Choteniusschen Legat aus. Die Aufgab« lautet: Di« Entwickelung einer oder einiger Usttlagineen (Brandpilze) soll möglichst lückenlos verfolgt oder dargestellt nxrden, wob«i besonder» auf die Ileberwinterung der Sporen und Myzelien Rück sicht zu nehmen ist. Wenn irgend möglich, sind der Abhandlung Präparate, welche die Frage entscheiden, beizulegen. Der Preis beträgt 2000 ^l. Die Be- weüuingsschreiben können in deutscher, lateinischer, französischer, englischer oder italienischer Sprache ab- gefaßt sein. Sie sind bis zum 31. Dezember 1913 bei der Akademie einzureichen. Ferner ichreibt die Aka demie das Stipendium der Eduard-Oerhard-Stiftung für Archäologen in Höhe von 2500 .A für das Jahr 1912 aus. Der Bewerber muß Reichsangehöriger sein und einen durch Reifen bedingten arcl-äologischen Plan beabsichtigen. * „Bielliebchen" ist der Titel der Operette, die das Neue Operettentheater in der Urausführung sür Deutschland am nächsten Sonnabend bringt. Als Librettisten zeichnen Rudolf Oestcrreicher und Karl Lindau, die Musik schrieb der zwar aus Wien stam mende, aber in Amerika zu großer Popularität ge langte Ludwig Engländer. * Musikchronik. Dr. Roderich von Mossiso- vics, der bekannte Leipziger Komponist und Musik schriftsteller, hat einer einstimmig erfolgten Berufung zum artistischen Direktor des steiermärkischen Musikvereines in Graz Folge gegeben. Der Genannte übersiedelt mit Januar 1912 nach de: stei» rischen Hauptstadt, da er hier durch anderweitige Ver- pflichtungen vis dahin gebunden ist. 8t. Hochschulnachrichten. Der außerordentliche Professor der praktischen Theologie in Gießen Liz. P. Gkaue hat einen Ruf in gleicher Eigenschaft an die Universität Jena erhalten. — Der Privatdozent der Pyilosophie Professor Dr. B. Bauch in Halle hat den Ruf als Ordinarius nach Jena angenommen — Ebenso wird Professor Dr. Roeßke in München dem Ruf als Direktor des anatomisch-pathologischen Instituts in Jena Folge leisten.
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