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Die schöne Srzellenz. 48j Roman von L. rschürna». t-kuhdruck verböte».) Sascha hielt eine geöffnete Mappe auf den Knien, u.td Gülzow sprach zu ihr über die einzelnen Kunst- blätterskizzen aus dem Niltale. Er sprach nie besser, als wenn sie ihm zuhorte; es war, als ob ihre Märchenaugen das Beste und Schönste aus ihm herauslockten, als ob all sein Wissen und Können noch gesteigert würde durch das liebevolle, begeisterte Vcr. standnis, das ihm aus diesen schimmernden Sternen erigegenleuchtete. Ja, sie waren glücklich! Wie hätte es auch anders sein können! Solch ein reizendes Geschöpf fand er ja auf der ganzen weiten Erde nicht mehr. Er hätte keine Augen im Kopfe und kein Herz in der Brust haben müssen, um das nicht zu sehen und zu fühlen. Frau Lolli war beruhigt. Was auch die Gründe seiner Verlobung gewesen waren, jetzt schien er jeden falls entschlossen, sein« reizende Braul nach Möglich keit zu verziehen und aus ihr die verwöhnteste kleine Dam« zu machen, die je mit siebzehn Jahren Frau Gräfin geworden ist. Nichts war ihm gut und schön genug für sie ge wesen. Wenn nicht die Kürze der Zeit das zu einer Unmöglichkeit gemacht hätte, würde er die Geschenke für ihren Weihnachtstisch aus aller Herren Ländern verschrieben Haven. So sreilich halte er sich auf Berlin als Bezugsquelle beschränken müssen; immerhin aber war die Bescherung so kostbar und reich ausgefallen, daß eine kaiserliche Prinzessin sehr wohl damit hätte zufrieden sein können. Freilich hätte es all Lieser Kostbarkeiten gar nicht bedurft, um Sascha glücklich zu machen. Die be- scheidensten Gaben, ein Blumenstrauß, ein Buch, hätten sie ganz in das nämlich Entzücken versetzt, wenn sie nur aus seiner Hand kamen. Die reichen Schmuck gegenstände, diese Perlen und Steine, diese zahlreichen, hccheleganten Kleinigkeiten, ohne die eine Dame von Welt gar nicht auszukommen weiß, schienen ihr noch recht entbehrlich; sie war noch zu jung, zu strahlend glücklich, zu lebensfrisch, um für kalte Steine zu schwärmen. Ihr Wett lag für sie vorläufig noch in dem Umstande, daß Erich sie ihr geschenkt hatte. Die Kunstblätter, die sie in der Hand hielt, ent zückten sie weit mehr, und die Knittelverse und Feder- Zeichnungen Hans Mastows. sowie der kleine Teppich, den Hasso ihr aus dem Fell seines ersten selbsterlegten Rehes hatte Herstellen lasten, wurden von ihr mit solchem Jubel ausgenommen, Last Erich nahe daran war, eifersüchtig zu werden. Dazu diese köstlichen Briese aus Klem-Bresa! Sascha küßte jeden derselben. Sie war begeistert von der Aussicht, Tante Dina und di« Vettern demnächst für einige Tage hier in der Residenz zu sehen, und sie verlangte von Erich, daß er ihren Enthusiasmus teile. „Wie konnte ich sagen, Last ich keine Heimat habe", schalt sie sich selbst, „es war ganz abscheulich von mir. Tante Dina liebt mich mit mütterlicher Zärtlichkeit, und die Jungen — nun, du wirst sie ja kennen lernen und selbst urteilen!" „Jetzt ist deine Heimat bei mir", sagte Erich eifer süchtig und legte seinen Arm fester um die zarte Ge stalt seiner jungen Braut. Sie nickte nur, und ihre glücklichen Augen liehen ihm keinen Zweifel darüber, daß die Idee, das ganz ausschließliche Eigentum dieses h-rrrischen, egoistischen Mannes zu sein, durchaus nichts Abschreckendes für sie batte. - Frau Lotti kam über den Saal herüber, langsam nach der Plauderecke, in welche die beiden sich zurück gezogen hatten. „Darf ich'?" fragte sie. „Welche Fragest' „Du bist uns immer willkommen!" „Wer s glaubt, aber ich will es darauf ankommen lasten. Was sagst du eigentlich zu allen diesen Herr lichkeiten, Sascha?" „Ich komme mir vor, wie Aschenbrödel nach der Verwandlung. Eins, zwei, drei — husch — aus dem simplen Landmädel ist im Umsehen eine Prinzestin geworden!" Sie schüttelte mißbilligend den reizenden Kopf. „Du bist ein arger Verschwender, Erich." „Das ist er, das ist er!" stimmte Frau Lotti eifrig bei. „Ich rede hier nicht von deinem Weihnachtstisch, Sascha. Daß man für ein solches Bräutchen am lieb sten die Slerne vom Himmel herunterholen möchte, begreift sich leicht. Aber wie hat er's mit uns ge trieben!" „Liebe Lotti —" „Konnte er es für die Buben nicht bei dem Pracht schlitten dort bewenden lassen? Gott bewahre! Ein ganzes Spielwarenlager beförderte er mir ins Haus, und es nützte gar nichts, als ich ihn flehentlich bat, er möge doch aufhören zu segnen!" „Wenn mir's nun einmal Freude machte! Gönne mir doch das Vergnügen, Lotti!" erwiderte Gülzow. „Und die kostbaren Waffen für Fritz, dieses herr liche, höchst originelle Halsband aus Eoldtopasen für mich . . ." „Bagatellen, deren Wert lediglich in ihrer Selten heit liegt!" „Nette Bagatellen!" „Ich bitte dich, Lotti," bat Gülzow, „sprich kein Wort mehr davon. Wenn einer von uns in des an dern Schuld ist, so bin ich das, sollte ich denken. Habt ihr meine Sascha nicht mit offenen Armen für den Rest des Winters bei euch ausgenommen?" „Freilich, und wir wußten sehr genau, was wir damit taten. Es war unser eigenster Vorteil, diesen Sonnenstrahl für uns einzufangen. Leider ist's nur für drei kurze Monate!" „Drei ewig lange Monate!" grollte Gülzow. „Und wäre es noch damit abgetan! Aber diese grausame Tante Dina besteht darauf, daß Sascha dann noch den Frühling in ihrem Hause verleben soll. Auf kei nen Fall will sie die Hochzeit vor Saschas achtzehntem Geburtstage, also Mitte Juni, zugeben. Eigentlich brauche ich mir das gar nicht gefallen zu lassen. Die ganzen Vorbereitungen sind unnütz; ich sehe nicht ein, warum ich nicht Sascha frischweg und sobald als mög lich heiraten soll. Wenn Tante Dina kommt, werde ich ein ernstes Wort mit ihr reden. Da Saschas Mutter nichts gegen unsere Verbindung einzuwenden hat, so —" „Weiß schon Erich!" lachte Lotti. „Du hast Sascha und mir deine Ideen über dieses Thema in den letzten Tagen so oft vorgetragen, daß wir beide sie mitten in der Nacht hersagen können, wenn jemand uns zu diesem Zwecke weckt. Jetzt möchte ich deine Gedanken auf etwas Näherliegendes lenken." Sie wechselte einen vielsagenden Blick mit Erich, worauf dieser aufsprang und mit einem „Ganz recht — du entschuldigst mich einen Augenblick, mein Lieb", zugleich mit der Baronin den Saal verließ. Nach kurzer Weile kehrte Frau Lotti allein zurück. „Es wartet jemand auf dich. Sascha!" rief sie in den Lärm hinein, an dem Sascha sich jetzt mit mestr Eifer beteiligte, als einer verlobten Braut und zu künftigen Frau Gräfin eigentlich geziemte. „Raoul, Freddy, laßt den Papa frei!" befahl Frau Lotti. „Himmel, wie du aussiehst, Fritz! Ganz blaurot! Nur schnell, kommt! Sascha als Hauptperson hat den Vorrang!" Im Vestibül war niemand. Frau Lotti dirigierte ihre Begleiter nach der Treppe, von deren Fuß her ihnen «rn heftiges Schnauben und Stampfen ent- gegeicklang. Unten hielt «in Diener in den Gülzowsch«n Far ben — hechtgrau mit Gold — die Zügel eines schlanken Apfelschimmels, der mit seinen zierlichen Husen die Steinfliesen des Hausslures stampfte und den Kopf mit den großen, klugen Augen den Herab kommenden zuwandle. Gülzow erwartete sein« Braut schon an der Trep penbiegung. „Ersatz für Blackbird!" sagte er, Sa schas Hand an di« Lippen führend. Wenn die zukünftige Gräfin Gülzow nicht vor dem Diener ihre Würde hätte wahren müssen, so würde sie höcksttwahrscheinlicherweis« in den lauten Jubel der beiden Selbitzschen Knaben eingostimmt haben und jedenfalls dem gütigen Geber hier mitten auf der Treppe und vor den Augen aller um den Hals ge fallen sein; so aber begnügte sie sich damit, das Ueber- maß ihrer Zärtlichkeit vorläufig an dem Apfelschim mel selbst auszulasten. Sie streichelte ihm liebkosend die glänzende Mähne, küßte ihn auf die Stirn und fütterte ihn mit Zuckerstückchen, die der Diener bereits hielt. „Wie heißt er?" fragte sie zwischendurch. „Darling." „Der Name paßt für ihn. Ich werde ihn lieb haben. O du Gütiger, du Bester!" Das letztere war wieder an die Adresse Gülzows gerichtet, der neben ihr stand und sie mit leuchtenden Blicken betrachtete. Sie war auch wirklich entzückend in ihrer Herzens freud«; her mißtrauisch« Selbitz sogar betrachtete das schöne Paar mit sichtlicher Zufriedeirheit und gab seiner Frau vollkommen recht, als sie ihm zuflüsterte: „Ist es nicht ganz natürlich, daß er über diesem bezaubernden Gesckzöpf jene andere vergessen muß? Du sollst sehen, wie sie diesen Don Juan umwandeln wird!" „Gott gebe es," sagte er leise und wirklich er griffen. „Sie verdient jedenfalls das schönste Glück!" „Darling ist feurig aber durchaus zuverlässig," sagte Gülzow inzwischen. „Auch werde ich ja immer bei dir sein, wenn du ihn reitest. Ich hoffe, du fürch test dich nicht." „Ein wenig!" Sie hielt den Kopf gebeugt, so kam es, daß ihm ihr Schelmenlächeln entging. „Das wird sich geben", trö stete er. „Verlaß dich nur ganz auf mich!" Selbitz mahnte zum Aufbruch. „Es ist kalt hier," sagte er, „und oben wartet der Tee auf uns." Dabei nahm er mit jeder Hand einen seiner wilden Buben am Kragen und trug sie die Treppe hinauf. Frau Lotti folgte ihm und hütete sich wohl, den Kopf nach dem an der Treppenbiegung zögernden Brautpaare umzuwenden. „Gut, daß die liebenswürdige Tante Dina mir earto blanesto in bezug auf deine Toilette gegeben hat," sagte sie oben am Teetische. „Wir werden nun sofort ein Nsitkleid bestellen müssen." „O, gewiß — sofort," bat Sascha eifrig. „Dunkelblau? Wie?" »Ja, ja — dunkelblau!" Wenn die Baronin ziegelrot oder grasgrün vor geschlagen hätte, würde Komtesse Alexandra Matuska höchstwahrscheinlicherweise mit dem nämlichen freu digen Eifer beigestimmt haben. Neben dem Ent- zücken, diesen Prachtschimmel reiten zu dürfen, behielt sie keinen einzigen Gedanken für die Details ihrer Toilette übrig. „Sing' etwas, Sascha!" bat Gülzow, als die Bonn« die widerspenstigen Buben endlich entführt hatte und die Erwachsenen in der Kaminecke behaglich zu sammensaßen. Er folgte ihr an den Flügel und saß neben ihr im Halbdunkel, während sie sang. Sascha hatte eine weiche, herzgewinnende, aber nichr eben umfangreiche Stimme; auch hinderte eine unbesiegbare Schüchternheit sie daran, sich vor einem größeren Publikum hören zu lasten. So nachgiebig sie auch sonst war, in dieser Beziehung hatten Frau Lottis Ueberredungskünsle nichts bei ihr ausgerichtrt. Dagegen war sie stets bereit, im Familienkreise zu singen, und Gülzow wurde nicht müde, ihr zuzuhören. Er behauptete, daß ihre Stimme dem Zwitschern eines Waldvogels gliche, und daß kein« Bravourarie der gefeierten Primadonna ihn je so entzückt hätte, wie die Lieder es taten, die sie ihm sang. Wieviel von diesem Lob auf Rechnung seiner Zärtlichkeit für Sascha gesetzt werden muß, maq da hingestellt bleiben — Tatsache war jedenfalls, daß Saschas Gesang so frühlingsfrisch und reizend und herzgewinnend war, wie ihre ganze Erscheinung. Lied auf Lied musste sie ihm heute singen, schwer mütige Balladen, neckisch« Liebeslieder; zuletzt, als er wieder bat: „Noch eins, Sascha," sang sie das Lied des Hirtenknaben aus dem „Tannhäuser"; „Frau Holde kam aus dem Berg hervor". Sascha hatte gcender, ihre Hände glitten noch in weichen, verklingenden Akkorden über die Tasten. Dann sah sie sich lächelnd und schüchtern nach ihrem Zuhörer um. Sie erschrak über sein ernstes Gesicht. „Erich!" sagte sie leise. Er fuhr auf; die Wolke, die eine bpse Erinnerung auf seine Stirn gerufen hatte, verschwand; mit leiden schaftlicher Zärtlichkeit blickte er in das liebliche Ge sicht seiner jungen Braut. Frau Holde! Was war ihm Frau Holde jetzt noch? Ein böser Traum, dem ein glückliches Erwachen ge folgt war, ein« Vision, die in nichts zerronnen war vor dem beglückenden Licht einer neuen, reineren Seligkeit. „Komm hierher, mein Lieb!" bat er und zog sie zu sich herüber in das Halbdunkel, in dem er saß. Und dann, den Arm um ihre Gestalt legend und zu ihr h«rabgeb«ugt, flüsterte er ihr jene törichten und doch so entzückenden Dinge zu, di« sich gleich geblieben sind, solange die Welt steht, und deren Reiz sich doch nicht vermindert hat im Laufe der Jahrhun dert«, jene zahllosen Variationen über das «ine köst liche Thema: „Ich liebe dich!" Sascha hört ihm zu mit gesenkten Augen und glü henden Wangen. Ein berauschendes Glllcksbewußt- sein überflutete sie, ein seltsames Gemisch aus Furcht und leidenschaftlichem Entzücken; sie hatte di« Grenze überschritten, sie war in der Fremde, in einem Land«, das sie zögernden Schrittes, mit herzklopfender Scheu betrat, das sich aber weit und köstlich wie ein Mär- chenrcich vor ihr öffnete und das durchleuchtet war von himmlischem Lichte. (Fortsetzung in der Abendausgabe.) kkikett8 in«! 8teililiotlleli livkert 2U dlUlss^ev Lowmerproiesn bei »ttomr rvellsrLeckienaux 17^ Oodllu, Neeblerstras«« 6. Del 9099 LU. »ölbaaer Str. 22. „ 1208k 07»» 2«Z Men Vertilgung, Staribsaugen mit Krall- oder Hand-Apparat, karkeN ... peinigen, waolisen u. fpottiepen sowie alle Reparaturen übernimmt WgW-StMM „stmis". Blücherstraftc 4. Telephon 10749. 0L018 KfMN Luglawp., 4mpelo, kerrl. 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