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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110714016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-14
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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Dischs. R.) * Woldbrände haben in Kanada Hun derte non Menschenleben vernichtet und ganze Städte eingeäschert. lS. bes. Art.) * Am Breslauer Ilnivcrsitätsjubiläum werden der Kronprinz und Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen rcilnehmcn. (S. Kunst u. Miss.) * Die Hitze erreicht« gestern in Berlin 30 Grad Celsius im Schatten, in New Pork 35 Grad. (S. bcs. Art.) * Der Neubau des Campanile von San Marco in Venedig wird heute feierlich einge- weiht. (Vgl. Feuill.) Die flucht vor üem Reichstoy. Der Kreis der Leute, die dem kommenden Reichstag fernzublciben wünschen, hat sich durch den Verzicht des Prinzen Schönaich-Earolath abermals erweitert. Und wieder ist's einer von den Ragenden, eine von den wenigen Persön lichkeiten in diesem an dein Artikel nicht eben reichen Reichstag. Auch sonst erfaßt die Reichs tags Müdigkeit seltsamerweise gerade viele von den bekannteren Parlamentariern. Von der Reichspartei wollen sich u. a. Herr v. Dirkscn und der Herzog zu Drachenberg zurückziehen; beim Zentrum Pichler, Schädler und Dr. Heim; vom Fortschritt Schrader. Potthoff, Storz und Mommsen; und von den Rational liberalen außer dem- Prinzen Schönaich Dr. Weber. Die Reihe ist damit noch nicht erschöpft; aber wir zählten mit Bedacht nur die bekannteren auf; die Männe: von einen: gewissen Eigenwuchs, die, wie wir annehmen möchten, auch der Gegner vermissen wird. Die Gründe werden nicht immer die gleichen sein. Manche Abgeordnete gehen, weil sie wie der greise Schrader die Schwelle des biblischen Alters überschritten haben und weil ihnen die Zeit zum Ausruhen gekommen scheint. Wieder andere, die noch mitten in rüstiger Kraft stehen, fielen Wahlkompromissen zum Opfer, oder aber sie müssen, wie der Löbauer Bankdirektor, feiern, weil in einem Terroris mus, der bislang noch ohne Beispiel war und hoffentlich auch keine Nachfolge findet, die Gegner ihm die bürgerliche Existenz zu unter graben sich anschicken, und das Institut bedrohen, bei dem er engestellt ist. Wozu sich bei wieder anderen dann noch unterschiedliche neue Motive — persönliche, politische und gesellschaftliche, bei jedem anders gefärbt und doch in dem Wesens zug vielfach übereinstimmend — gesellen werden. Denn dieser Wahlkampf wird hart werden; härter und bitterer vielleicht als irgendeiner der ihm vorangegangenen. Einzelne überwinden ihren Ekel und wollen trotzdem — auch trotz der Winterwahlen, die gerade für die körper lich nicht so widerstandsfähigen Angehörigen der bürgerlichen Schichten eine schwere Be lastung bedeuten — in die haßerfüllte Arena hinabsteigen. Nicht immer oder wenigstens nicht durchweg nur aus patriotischen Beweg gründen. Ihnen ist dieser monatelange Win- teraufenthalt in Berlin zu einem Bedürfnis der Natur geworden. Sie möchten das Gefühl nicht misten, mit an der Spritze zu stehen; die Nervenerregungen sind ihnen zugleich doch auch willkommene Stimulantien, und für die Einbuße an Gesundheit und all dem Aerger und die Reibungen, die ja nicht immer auf das Verhältnis zu anderen Fracstonen und der Regierung beschränkt bleiben, entja-ädigen sie die Ehrungen, die sich auf ihrem Scheitel häufen. Sic haben durch lange Jahre im Mittelpunkt der deutschen Welt (zum min desten in dessen Nähe) gestanden, und ihr Maze donien wurde ihnen längst zu klein. Ihnen graut davor, für den Rest ihrer Tage nichts weiter zu sein, als Honoratioren ihrer Heimat stadt. Denn die gewesenen Ak. d. R. haben dieses mit den Ministern a. D. gemein: das „dankbare Vaterland" weiß nach kurzer An standsfrist zumeist sich ihrer kaum noch zu erin nern. Wir vergessen ja so schnell, wessen Namen man nicht immer und unausgesetzt liest, der ist für die weitere Oeffentlichkeit bald erledigt. Indes haben nicht alle so ehrgeizigen Drang. Es gibt auch Männer, die selbst ohne Mandat „auch wer sind". Und wenn sic dann nicht ge rade ein starkes politisches Ethos treibt, die Empfindung, daß in diesen ernsten Zeiten, wer irgendwie sich regen kann und zu nutzen vermag, nicht Zurückbleiben darf, überkommt sie wohl leicht die Lust, dem Gefecht vorläufig auszu weichen. Bei dem einen oder anderen werden dabei auch die Vorgänge imHansabund nicht ohne Einfluß sein. Es geht doch nicht mehr an, daß man sich über diese Austritts bewegung mit der bequemen Formel hinweg tröstet: nur die unsicheren Kantonisten gingen von dannen; was der Hansabund an Zahl so vielleicht verlöre, gewönne er an Einheitlichkeit und innerer Festigkeit. Man erzählt sich in Berliner politischen Kreisen: diese Spaltungsei das Werk des Herrn v. Heydebrand, der auf seiner Exkursion in das westliche Industriegebiet den Feuerbrand in das kaum fertige Haus der jungen Hanse geworfen hätte. Das rann sein oder auch nicht sein — auf alle Fälle müssen die Begebnisse den Konservativen zum Vorteil gereichen. Die schwerindustriellen Herren mögen ja nicht überschwenglich liberal sein, und sozial sind sie gewiß nicht. Aber es sind Männer von Macht und Ansehen unter ihnen; auch solche, die van ihrer Macht Gebrauch zu machen wissen; die der Regierung imponieren und unter Um ständen auch ihr zu drohen verstehen. Da war es — zumal der Hansabund bei den regieren den Stellen nicht gerade wohlakkreditiert sein soll — immerhin ein Gewinn, wenn diese Männer die Reihen des Hansabundes ver stärkten, und es bedeutet einen Verlust, der heute schon fühlbar ist und leicht in Zukunft noch mehr fühlbar werden kann, wenn sie nun den Gegnern aller gewerblichen Produktion als frohbegrüßte Lagergenoffen sich beigesellen. Dazu kommt noch, daß dieser Zwist den Zwiespalt auch in die nationalliberale Partei hineintragen muß. 2n gewissem Sinne ist er da ja immer vorhanden gewesen. Nuancen und Schattierungen werden sich in einer libe ralen Mittelpartei nun einmal nie vermeiden lassen. Aber richtig akut ist er doch erst durch die Austrittsbewegung der letzten Wochen ge worden, und wir möchten fast befürchten, daß er in manchem Wahlkreis jetzt kurz vor den Schlachten noch den ganzen Aufmarsch verwirrt. Wenn also Herr v. Heydebrand der Inspirator und Regisseur war, so hat er — ihm ist in der neuesten Zeit vieles mißglückt — diesmal keinen Fehlschuß getan. Indirekt wird er so auch zu dem oder jenem Verzicht den letzten Anstoß ge geben haben. Auch Abgeordnete sind schließlich Menschen und haben bisweilen das Verlangen, ihre gesellschaftlichen Beziehungen nicht durch allzu sichtbare Allianzen mit Parteien und Bünden, die an höheren Stellen nicht wohl gelitten sind, aufs Spiel zu setzen. Auf alles das einmal in der Oeffentlichkeit hinzuweisen, erscheint uns nützlich. Es hat keinen Sinn, sich in falsche Sicherheit zu wiegen; man soll der Gefahr ruhig ins Auge sehen. Noch ist sie erst im Aufsteigcn und kann deshalb immer noch so oder so abgewcndet, zum mindesten ein gedämmt werden. lle'gligeuce. lPariser Brief.) I». Paris, 12. Juli. Der neue französische Minister des Auswärtigen de Selvcs rechtfertigte bei seinem Kammerdebut in höchstem Maße seinen Ruf, ein „Charmeur" zu sein. Noch niemals hatte auf der französischen Par- lamentstribüne rin Diplomat in gewählteren Worten und in bezaubernderer Weise zu sagen ver standen, daß er nichts zu sagen habe. Er wurde denn auch mit Beifall geradezu überschüttet, und in Deutschland wird man sich darüber am wenigsten be klagen. da der graziöse Minister seine eleganten Rede wendungen mit einer einzigen oolitinen Erklärung beschloß, wonach er „die Beziehungen mit der Macht, mit der wir plaudern, in gutem Einverständnis und hoher Loyalität" sortdancrn lasten will. Die Kam mer unterstrich auch diese Liebenswürdigkeit an die Adresse Deutschlands mit wieder holtem. lebhaftem Beifall aus einer sehr großen Zahl von Bänken. Wir würden uns vor Optimismus nun nicht mehr zu halten wissen, wenn uns nicht die g a r z u ü b e r - raschend freundliche Haltung nicht nur des Quai d'Orsay, sondern der gesamten französischen Presse etwas stutzig machte. Wirklich, ist etwas geschehen, was diesen Uebergang aus dem Aerger und den Drohungen über die Nachricht von der Ent sendung eines deutschen Kriegsschiffs nach Agadir zu dieser zuversichtlichen, ruhigen und fast gleichgültigen Beurteilung der Berliner Intervention rechtfertigt oder erklärlich macht? Sollte Ministerpräsident Caillaux nicht seinen so geschickten Aeußernminister gebeten haben, das diplomatische Orchester noch wäh rend einiger Tage unisono und pianiffimo spielen zu lasten, nm bei dem Obstruktionsskandal der sozia listischen Partei nicht durch sonstig« Komplikationen eine Verlängerung der Session heraufzubeschwören? Die schönen, langen Sommerferien, während denen Ministerien und Interpellationen und Krisen geschützt sind, stehen ganz dicht bevor! Wer weiß, ob nicht schon in nächster Woche, wenn alle Deputierten sich in den Seebädern und auf Len Bergen erholen, der salonfähige Ton des Herrn de Seines, von dem selbst die schlimmsten Sensations- und Flegelpole- misten angesteckt wurden, wieder in eine scharfe und bedrohliche Sprache übergehen wird? Man darf sich jedenfalls in Deutschland nicht in Sicherheit wiegen und muß darauf gefaßt sein, daß die nächsten Wochen und Monate noch manche ernste Störung der Ruhe bringen können. Denn die Tatsache allein, daß Frankreich jetzt zum „Plaudern" entschlossen ist, und daß es auch im Prinzip dir Kompensationen zubilligt, reicht nicht aus. dem Konflikt ein Ende zu machen. Welcher Art die Kompensationen sein sollen, darüber vermochte die Presse noch nicht das aller mindeste zu sagen, da dieser Punkt bislang weder zwischen Herrn v. Kiderlen-Wächter und Botschafter Cambon, noch zwischen Herrn de Selves und Bot schafter von Schön gestreift wurde. Das ist der ein zige Punkt, in dem alle Indiskretionen über die bis herigen Verhandlungen übereinstimmen. Der „T e m p s" meldet in einer offiziösen Note, daß der deutsche Staatssekretär des Auswärti gen Herrn Cambon sein Bedauern über die mittel mäßigen Resultate der im Abkommen vom Februar 1009 beschlossenen deutsch-französischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit nicht verlieimlicht und von „r>«- -rlirrenoo" gesprochen hat. Wer da weiß, daß ein Ausdruck wie „Nachlässigkeit" in diploma tischen Verhandlungen schon äußerst stark und bei nahe „bismarckisch" ist, der muß nicht wenig er staunt sein, daß die Pariser Offiziösen sich über den ersten Meinungsaustausch so sehr befriedigt gezeigt haben. Die französische Nachlässigkeit in der Ausführung des Abkommens von 1909 wird allerdings von dem größten Teil der Presse zugegeben; keine der sechs gemeinsamen, wirtschaftlichen Unternehmungen in Marokko und außerhalb Marokkos, die infolge des Abkommens eingeleitet wurden, hat bisher das min deste praktische Resultate ergeben. Der „Temps" und andere vom Quai d'Orsay inspirierte Blätter tun so, als märe die Berliner Klage über die Fruchtlosigkeit des deutsch-französischen Abkommens die einzige Ur sache gewesen, warum Deutschland in Agadir „mani festierte". Das führende Organ der Kolonialpartei versichert, daß die Verhandlungen mit Herrn von Kiderlen-Wächt.'r über die wirtschaftlichen Vorteile, die Deutschland nach dem Abkommen von 1909 er halten sollte, in aller Ruhe während der nächsten Monate fortgesetzt werden können. Da Herr von Kiderlen-Wächter selbst nicht das Wort „Kompen sation" gebraucht zu haben scheint, glaubt das Blatt sich so stellen zu können, als werde davon überhaupt nie die Rede sein. Das ist eine Komödie mit ganz bestimmtem Zweck: die „Ueberraschung" des „Temps" und seiner Konsorten wird um so größer und lärmen der sein, wenn eine deutsche Forderung nach Land entschädigung kommen wird. Der „Figaro" und das „Journal", obgleich sie nicht anzunehmen wagen, daß Deutschland entgegen dem französischen und eng lischen Willen einen Teil marokkanischen Gebiets be gehren wird, warnen davor, sich einzubilden, daß Herr o. Kiderlen-Wächter sich nach erlangten wirt schaftlichen Vorteilen zufrieden geben werde. „Temps", „Echo de Paris" usw. misten das ebensogut, daß kür Deutschland eine neue Lage nicht nur wegen der Fruchtlosigkeit des Abkommens von 1909 eintrat, sondern auch, und dies ganz besonders, wegen des Vormarsches auf Fez. Die Waffenruhe der französischen Kolonialpartei ist dem nach, davon sind wir überzeugt, nur ein takti sches Manöver, zum Teil auch bestimmt, Frank reich die Zeit zu geben, Spanien einzuschüchtern. Wir glauben aber nicht, daß der Quai d'Orsay die Schliche der .Kolonialpartei mitzumachen gesonnen ist — das wäre eine „negiigsn^o", gefährlicher wie die erste, die Herr v. Kiderlen-Wächter rügte. Die Verhandlungen in Berlin können nur dann das so wünschenswerte Ende der Marokko-Affäre absehen lasten, wenn die Frage der „Kompensationen" un umwunden gestellt wird. Auch schien ja der Quai d'Orsay dazu bereit zu sein. Die deutsch« Diplomatie wird mit besonderer Anfmer'ksamkeit in zwischen die Vorgänge in Elksar und Larrasch verfolgen müssen, wo die Treibereien gewisser, sehr enttäuschter französischer Landspekulanten zu einem Zusammenstoß zwischen spanischen Truppen und von französischen Instruktoren angeführten Sul tanstruppen führen könnten. Aus Tanger wird die wütende Nachrichtenhetze gegen den spanischen Obersten Sylvestre fortgesetzt. * Der „Eber" für den „Panther". Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Wie wir er fahren, tritt das Schiff „Panther" nunmehr von Teneriffa aus sein« He i m r e i se an. An seiner Stelle übernimmt der derzeitig« Stationär von Deutsch-siidwestafrika „Eber" für den vor Agadir lie-rnd«u Kreuzer „Berlin" doPost« nndTelu- los. Zshryüllg. graphendienst und löst .^Berlin" zeitweilig ab, falls diese zur Einnahme von Kohlen vorübergehend einen anderen Hafen aufsuchen sollte. Das Kanonenboot „Eber" lief am 6. Juni 1903 vom Stapel, und zwar auf der Vulkanwerft Stettin. Bei einer Größe von 1000 Tonnen entwickelt e-s eine Höchstgeschwindigkeit von 14 Seemeilen. Bestückt ist es mit 2 Schnellad«kanon«n von 10,5 Zentimeter Ka liber, 6 Maschinenkanonen von 3,7 Zentimeter Ka liber und 2 Maschinengewehren. Bei einer Länge von 62 Meter und einer Breite von 9,5 Meter besitzt der „Eber" einen Tiefgang von 3 Meter. Die Be satzung von 125 Mann s«tzt sich aus 6 Seeoffizieren, 1 Marineingenieur, 1 Sanitätsoffizier, 1 Zahlmeister, 4 Deckoffizi«ven und 112 Unteroffizieren und Mann schaften zusammen. Weitere spanische Truppen für Marokko. ck. Madrid, 13. Juli. (Eig. Drahtmeldung.) Das offiziöse Blatt „Inrparcial" meldet, daß am 20. d. Ak. ein weiterer Truppentransport nach Marokko entsendet wird. Die Stärke des neuen Trup penschubes werde 180 M a n n nicht übersteigen. Der Truppenersatz dient zur weiteren Verstärkung der Garnison in Elksar. SiuürrmitzhsMlmgen. Ein böses, ein tranriges ?Hort, und doch spielt cs im Leben der Kinder eine so große Nolle. Von Zeit zu Zeit geht durch die Spalten der Zeitungen dle Nachricht von der grausamen Behandlung eines Kin des. Dann liest man wohl die Nachrichten mit Teil nahme für das unglückliche Geschöpf, gerät in Zorn über die unbarmherzigen, verrohten Eltern, aber bc ruhigt sich schließlich mit -em Gedanken, daß solche Untaten eigentlich -och zu den Seltenheiten gehören. Und damit sind wir eben in einem gründlichen Irr tum befangen. Die Zahl der Kindermißhandlungen ist eben sehrgro ß, und es muß den Menschenfreund in tiefster Seele packen, wenn er erst gewahr wird, welches ungeheure Eleird im Iugendlande durch Miß Handlungen ausgespeicheit wird. Ein Abgrund von Mcnsck)enunglück tut sich da vor seinen Augen auf. Wir sind von jeher und wohl auch aus unserem Leben gewohnt, die Kindheit als die glücklichste Zeit unseres Daseins zu betrachten; wir sprechen ja von einem Jugendparadiesc. Und doch gibt es so viele Lausende von Kindern, die die Süßigkeit dieses Paradieses nie genossen haben, deren Leben vielleicht schon von ihrer illZiege an ein bitterer Tränengang durch Schmerz und Not war, aus deren Augen nie bas heitere Leuchten der Kinderluft strahlte, über deren Lippen statt des lustigen Lackens der verzweislungsvolle Angstschrei, das schmerzvolle Stöhnen gingen. Der Erwachsene kann wohl dis Zähne zusammenbeispnr und helden haft einen Schmerz ertragen, er weig, daß er schließ lich ein Ende nehmen muß: aber das Kind steht völlig hilflos da, es ist ganz Empfindung, es.fühlt Len Schmerz daher bedeutend mehr als der große Mensch. Daher sagt ja auch Jean Paul: „Einen traurigen Mann ertrage ich, ein trauriges Kind nicht." Der U r s a ch e n zu den Kindermißhandlungen sind gar mancherlei. Wie so ost, begegnen wir auch hier der Herrschaft des bösen Königs Alkohol. Der Trunk raubt den Eltern jede Besinnung, im Zorn und im Rausch schlagen sie besonders schnell auf das Kind ein, wahllos und chne Ueberlegung, wohin der Schlag auch treffen mag. Wie sebr der Alkohol ein Feind des Kind«rglückss ist, zeigt sich auch darin, daß Eltern im Trunk ihre Kinder mißhandeln, die im nüchternen Zustande die zärtlichsten Erzieher sind, die ihre Uebergriffe nach dem Rausch schmerzlich bereuen. Unglückskinder sind sehr häufig auch die unehelich ge borenen und die Stiefkinder. Ihr bloßes Dasein ist meist schon eine unliebsame Erinnerung an Dinge, die man lieber nicht erlebt hätte, zwisck)en Ehegatten sind sie wohl ein Anlaß zur Eifersucht, entweder fehlt ihnen der rechte Vater oder die rechte Mutter und damit auch dle rechte Lrebe; k«in Wunder, daß sie auch ein« stiefmütterliche Behandlung erfahren, ja, daß sogar di« eigene Llutter da» Kind mißhandelt, das sie als einen Schandfleck ihres Lebens betrachtet. Nicht besser haben es manchmal die Ziehkinder, di« von vollständig fremden Frauen aufgezogen wer den, die ost kein andere« Band mit d«n Kleinen ver bindet, als der Groschen, der für die Belässt>zung ge zahlt wird. Auch die schwachsinnigen Kinder sind meist übel daran. Sie können natürlich das nicht leisten, was vollsinnige vollbringen können. Das wird aber von den Eltern nicht immer genügend be achtet, und mit allerlei Mißhandlungen begegnet man ihrem scheinbaren Trotz oder ihrer Faulheit. Hier liegt es allein an dem Unverstände der Eltern. Aber selbst da, wo man von der Schwachheit des Kindes überzeugt ist, straft man es oft härter, als cs ver nünftigerweise ost zulässig wär«. Lieb« und Geduld, die besten Erzieher in diesem Fall«, fehlen gerade oft dem schwachsinnigen Kind« gegenüber. Ueberhaupt können wir an diesem Kapitel nicht vorübergehcn, ohne des Rechtes der körperlichen Züchtigung zu ge denken. Es ist allen Eltern «Hne Ausnahme zugestan den, während doch längst nickst alle Erwachsenen für dieses verantwortungsveiche Recht reif sind. Wenn man bedenkt, daß zur körperlichen Züchtigung nur in den seltensten Fällen geschritten werden sollte, «nd daß dabei doch so unendlich viel geprügelt wird, dann wird man erm«ffe» können, wieviel bierber gesündigt wird. Wie häufig führt hierbei nicht die Liebe den Stock, sondern der Zorn. Man braucht der Humani tätsduselei noch lange nicht zu verfallen, und muß doch der Ansicht sein, daß die körperliche Züchtigung auch in unserer Erziehung noch «ine viel zu große Rolle spielt. Vielen Mißhandlungen ist das .Kind auch durch schlechte wirtschaftlich« Verhältnisse ausgesetzt. Es ist traurig, wenn schon die kleinen Kinder gezwungen werden, um wenige Groichen oder Pfennig« vom frühen Morgen an bis zum späten Abend mit verdienen zu helfen. In Amerika arbeiten 1700 000 Kinder unter fünfzehn Jahren auf Feldern,
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