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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110714016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-14
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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PSüsgagllrtzr SeleMchrM. (Jahresbericht.) Leipzig, U. Arü. Infolge der 50jährigen Jubelfeier der Pädago- gcschen Gesellschaft fand die diesjährige Gerreraloer- jammlung zu späterer Zeit als bisher statt. Eie wurde im Anschluß an ein geselliges Beisammensein im Restaurant „Waldhof"-Leutzsch abgehalten. Der Jahresbericht des Schriftführers hob folgende Punkte hervor. Die Mitgliederzahl stieg in dem vergangenen Jubeljahre von 100 auf 112. Von den neu ein getretenen Mitgliedern sind 8 Berufspädagogen; -1 Mitglieder wurden aus Laienkreisen gewonnen. Auch in kleinem Kreise ist das Leben ei« stete» Kommen und Vergehen. 3 Mitglieder schieden frei willig aus, weil sie die Wirkungsstätte wechselten; 3 Mitglieder aber wurden Der Gesellschaft durch den Tod entrissen: Herr Verlagsbuchhändler Dürr, Herr Direktor em. Dr. Zimmermann, Herr Zeicheninspektor Prof. Flinzer. Die teueren Ver storbenen haben für dieses Leben ihr Ziel gefunden; einst strebten sie mit andern vereint auch in diesem Kreise nach Klarheft und Wahrheit. Herr Direktor Dr. Zimmermann, der seil Gründung der Gesellschaft ihr als Mitglied angehörte, betätigte sich auf dem Gebiete der Geschichte der Pädagogik und des Ge schichtsunterrichtes; Herr Prof. Flinzer auf dem des Zeichenunterrichtes, hier war er ja Meister und Führer. Herr Veclagsbuchhandher Dürr förderte durch mannhaftes Eintreten bei den Verhandlungen über Erziehungs- und Unterrichtsfragen im Landtag auch die Interessen der Pädagogischen Gesellschaft. Ein Habe Dank! und die Versicherung treuen Ge denkens über das Grab hinaus wurden auch in dieser stunde Len lieben Verstorbenen in die Ewigkeit nachgerufen. Archer der Festsitzung zur Jubelfeier sind im ver gangenen Vereinsjahre 6 Sitzungen abgehalten wor den, und zwar 5 davon im Lereinslokal „Hotel Sachsenhof-, ei« Sitzung fand im Physikzimmer des Kgl. Seminars statt. Die durchschnittliche Besuchs ziffer ist erfreulicherweise weiter gestiegen; oft konn ten auch werte Gäste begrüßt werden. In Leu 6 Sitzungen wurden nacheinander 6 The men behandelt; sie waren, entsprechend dem Wesen der pädagogischen Wissenschaft, mannigfaltig, alle aber zeitgemäß. Als erster Referent trat Herr Di rektor Mittenzwey auf. Auf das ADagio som merlich ruhiger Tage ließ er eiu Furioso folgen: „Arbeitsschule und Lernschule in kritischer Beleuch tung". Mttelweg ist goldner Weg! war die Losung. In der Forderung größerer freier Selbstbetätigung von selten der Schüler gipfelte auch der Vortrag des Herrn Seminuroberlehrers Frey über: „Ver anschaulichung sinnlich nichr wahrnehmbarer Vor gänge durch Analogie-Experimente". Herr Direktor Kohl sprach über „Staatsbürgerliche Erziehung" und hatte dabei besonders sein Arbeitsfeld — die Fortbildungsschule — im Auge. Daraufhin erwarb später die Gesellschaft die Mitgliedschaft der „Ver einigung für staatsbürgerliche Erziehung des deut schen Volkes" sin Berlin), auch wurde innerhalb der Gesellschaft eine Sektion gegründet, die speziell für Verbreitung und Vertiefung der staatsbürgerlichen Erziehung bei jung und alt arbeiten soll. Herr Passkönig sprach über den pädagogischen „Handwerker" und „Künstler" und entwarf aus reger Phantasie und eigenem Erleben im Anschluß an Zeit- und Streitfragen Bilder von den Arbeitern ) am Werke der Menschenbildung. Herr Wollner führte im Gerste hinaus auf das weite Feld des „Merkantilismus" und wies auf wichtige Aufgaben bin, die hier in künftiger Zeit noch der Lösung harren. Herr Gl e i s b e rg zeigte bei Behandlung des Themas „Die realistischen Unterrichtsfächer und die religiöse Bildung", wie alle Wissenschaft am Ende tief religiös ist und wie daher auch der Realunter richt die religiöse Anlage des Kindes zu entwickeln vermag, wenn er Wahrheit bietet. Dann aber ging es zur Höhe empor: Am 20. Mai feierte die Gesellschaft im Pfauensaalc des Zoolo gischen Gartens das 50jährige Jubiläum. Von An fang an waren die Mitglieder darin einig gewesen, den seltenen Tag festlicher als die früheren Geburts tage zu begehen. Ganz in diesem Sinne hatte nun der gewählte Festausschuß mit großem Eifer die Vor bereitungen zur Feier getroffen und so geschafft, daß sich wohl alle Festteilnehmer des Jubel- und Ehren tages der Pädagogischen Gesellschaft allzeit mit Freuden erinnern werden. Zahlreich erschienene Damen gaben der Festsitzung ein überaus freund liches Gepräge, und als die Strahlen der goldenen Abendsonne über die Versammlung hinglitten und zufällig zu den ernsten Worten des Vorsitzenden draußen die Feiertagsglocken erklangen, da fehlte wohl in keinem Herzen die rechte Feierstimmung. Nach der Festsitzung folgte das Festmahl, das gegen hundert G^>ecke zählte. Ein gastronomisch vor züglich ausgcrichtetes Menü, ernste und heitere Trinksprüche und Tafellieder, musikalische und ge sangliche Darbietungen von seiten vieler Mitglieder und deren Damen schafften die heiterste Stimmung. Die Hofpianofortefabrik von Julius Blifthner hatte der Gesellschaft zur Feier einen prächtigen Flügel kostenlos geliehen, und Herr Dsrlagsbuchhändler Schneider, i. Fa. Siegismund L Dolkening, es dem Vorstand ermöglicht, zur Feier des 50jährigen Be stehens allen Mitgliedern der Gesellschaft eine Fest schrift als würdige Festgabe zur Erinnerung über reichen zu können. Heute wurde für die Beweise wohlwollender Gesinnung herzlich gedankt. Viele freundliche Glückwünsche, so schloß der Jahresbericht, sind der Gesellschaft anläßlich ihrer Jubelfeier aus nah und fern, von Mitgliedern und Freunden zugegangen. Mögen sie alle in Erfüllung gehen, d. h., möge die Pädagogische Gesellschaft weiter dauern und wachsen, bi» sie von neuem jubiliere. Die herzlichen Worte der Anerkennung, die der Ver treter des Rates der Stadt Leipzig, Herr Stadtrat Dr. Ackermann, der Gesellschaft gegenüber aus sprach, treibe an, alle Kräfte zu rechtem Gelingen des Werkes der Iugendbildung einzusetzen und den großen Sinn für die Wissenschaft und ihre praktische Betätigung, der doch die Gesellschaft von Anfang an erfüllt hat, auch in der zweiten Hälfte des Jahr hunderts ihre» Bestehens allzeit zu pflegen. Nach Bekanntgabe de« Jahresberichte« erfolgt« die Wahl des Vorstandes für das neue Vereinsfahr; sie ergab Wiederwahl des bisherigen Vorstandes. 01. Leipziger Lehrerverein. ^»Kampfe um da»Jugendland." Ueber diese» Thema sprach am vergangenen Diens tag Lehrer T « mme aus Nordhausen im Leip ziger Lehrcrverein. Er führte ungefähr folgendes aus: Trotz der oielstündigen und jahrelangen sitt lichen und religiösen Beeinflussung in der Volks schule sehen wir so vielerlei sittliche Not der Jugend; trotz des 6. Gebotes 180 000 uneheliche Geburten, trotz des Geschichtsunterrichtes über di« Segnungen des Staatslebens 14 000 Zwangszöglinge allein in Preu ßen und 55 000 jugendliche Verbrecher vor drm Straf richter im Reiche. Wenn wir von einer steigenden Volkswohlfahrt sprechen, sollten wir nicht die Ziffer unterschlagen, die da spricht, daß im Deutschen Reiche 50 Prozent aller Erwerbenden mit einer Jahresein- nahme von weniger als 900 Vt zu leben haben. In Sachsen sind über 110 000 Haushaltungen mit mehr als 8 Familienmitgliedern, bei denen 31 000 Schlaf leute mit Unterkommen, 32 000 Haushaltungen mit m«hr als 10 Angehörigen und davon 10 000 Schlaf leute. Wir wollen den Kindern solange keine sittlich« Moralpredigt halten, solange derartige Verhältnisse noch bestehen. Hinzu kommt noch die starke Heran ziehung der Kinder zum Broterwerb. Unter solchen Verhältnissen wächst kein widerstandsfähiges Ge schlecht. Wir glauben in der Schul« oft Mangel an Fleiß zu sehen, wo beim Kinde die physisch« Kraft fehlt. Unsere deutschen Knaben und Mädchen sind nicht schlecht, sie sind aber in Gefahr, schlecht zu wer den. Armut bedeutet nicht Roheit, Schande und Schlechtigkeit, aber doch sehr häufig di« Gefahr zur Untugend. Mit der physischen Not verbindet sich oft der M a n g e l a n m ü t te r l i ch e r P f l e g e. In Deutschland sind 9 Millionen Mütter, die in den Fabriken Sachgüterproduktion treiben müßen, und sie trieben viel besser doch in den Familien Edelgüter produktion. 2 800 000 verheiratete Frauen sind Fabrikarbeiterinnen. Wer den Ursachen der Jugend not nachgeht, findet üe zumeist in der sozialen Not und in der Interesselosigkeit an der Dolkserziehung. So wird di« Jugendpflege zur Arbeit für die soziale Reform. Es genügt nicht, die Erscheinungen der Jugcndnot zu beseitigen, wir müssen deren Ursachen ergründen und beseitigen. Da ist zunächst die Säuglingssterblichkeit ins Äuge zu fassen, deren Hauptgrund mit darin liegt, daß viele Mütter nicht fähig sind, das Kind zu stillen. Dies« Erscheinung, ebenso wie die Unterernährung der Kin der, wie die Notwendigkeit der Kinderarbeit hängt innig zusammen mit der Herrschaft des Alkohols. Wer d « r Jugend helfen will, muß mit helfen an dem Werke der Nüchtern hei t. Die Familienerziehung muß wieder ermöglicht wer den dadurch, daß die Mütter nicht zur Fabrikarbeit getrieben werden. Der unheilvolle Einfluß der Schundschriften, neuerdings der Kinematographen, die Erziehung der Straße tritt an die Stelle der mütterlichen Erziehung. Von hervorragender Bedeu tung ist die Frage der Bodenreform. Rudolf Damaschkes Schriften sollten eifrig gelesen und be achtet werden. Der Freund der Jugend muß zum Mohnungsreformer werden. Die Jugendpflege wird nicht geleistet in Jugendvcrsammlungen und in Ju gendorganisationen. Sie ist ein Bestandteil der großen sozialen Reform unseres Volkes. Mitten im Problem der sozialen Wiedergeburt unseres Volkes steht die Nüchternheilsfrage. Auch die Ar beitsschulbewegung dient solch sozialer Re form. Hätten wir eine rationelle Entwicklung aller kindlichen Kräfte, eine wirkliche Berücksichtigung des kindlichen Interesses, eine Erziehung zur vertieften sittlichen und sozialen Auffassung und zur gemein nützigen Betätigung, dann wäre manche Arbeit im Dienste der Enthaltsamkeit getan. Der Lehrer soll kräftig Mitarbeiten an der sozialen Hebung der brei ten Volksschichten, ganz abgesehen von der politischen Arbeit irgendeiner Partei. Das Wort Pestalozzis soll ihn treiben: Die Veredelung des Volkes ist kein Traum. Reicher Beifall lohnte die trefflichen, von warmer Liebe zum Volke getragenen Ausführungen des Red ners. Ein« lebhafte D e b a tt e schloß sich an. Die verschiedenen Gebiete der schon bestehenden Jugend fürsorge wurden gestreift: die Leipziger Hilfsschule mit ihrer Mittagsbeköstigung, die große Arbeit des Vereins für Kinderschutz in Leipzig, die Notwendig keit der Heranbildung eines Geschlechtes, das einst kräftiger zur Lösung sozialer Fragen eingreifen kann. Es wurde hervorgehoben, daß dies die Aufgabe des Unterrichtes im nnchschulpflichtigen Alter sei, der Knaben- und der Mädchenfortbildungsschule. Die so ziale Frage ist wesentlich eine Bildungsfrage. Die Statistik über jugendliche Vergehen ist nicht einwand frei: sie sollte, wenn es möglich wäre, besser eine Zäh lung der wirklichen Delikte als nur der Anzeigen sein. Dann würde sich z. B. zeigen, daß auch die Kin der der bessersituierten Kreise vielfach der Besserung bedürften: das Anwachsen der Statistik rühre auch her von der Vermehrung der Verbote und von der Vermehrung von Anzeigen in Fällen, die man früher ohne Eingriff der Polizei erledigte. Von neuem und wiederholt wurde es betont, daß der Lehrer besonders berufen sei, in der Jugendfürsorge mitzuarbeiten. vermilüites. Das Wasser in der heißen Jahreszeit. Die große Bedeutung, welche das Wasser für den Menschen hat, scheint uns im Sommer erst so recht klar zu werden. Denn niemals tritt es als Not wendigkeit so in die Erscheinung, wie dann, wenn die Tage beginnen heiß zu werden. Vielfach ist noch immer die Ansicht vertreten, daß im Sommer das kalte Wasser sehr viel dazu beiträgt, den Menschen gesund und frisch zu erhalten. Die berühmten Apostel der weiblichen Schönheit aber sind zu ganz anderen Resultaten gelangt. Als man Sarah Bernhardt eines Tages fragte, woher es denn käme, daß sie ihre Jugendlichkeit, ihre Schönheit und Schlankheit so bewahrt habe, antwortete sie, daß die ganze Kunst ihrer Kosmetik darin bestehe, jeden Tag, gleichviel, ob es Sommer oder Winter sei, ein heißes Bad zu nehmen, ihr Ge sicht heiß zu waschen und dann gründlich zu frot tieren. Es soll der Wohltat des kalten Badens, die man gerade jetzt in den Ferien genießen kann, durchaus nichts genommen werden. Es ist mindestens so unterhaltend wie angenehm, an einem besonders warmen Tage den Körper in den kühlen Fluten umherzutummeln. Immerhin wird man nach einem kalten Bade eine gewisse Abspannung und Er müdung sowie ein entschiedenes Ruhcbedürfnis ver spüren. Auch scheint cs, als sei die Körpertempera tur nach einem kalten Babe eine höhere geworden. Nimmt man dagegen ein warme» Bad, nachdem man einen erfrischenden Schlaf getan hat, gleichviel ob es morgens oder nachmittags ist, dann wird man die Abspannung und Ermüdung nicht fühlen, sondern im Gegenteil sehr erfrischt und gestärkt die Wanne ver lassen. Heiße Waschungen des Gesichte» an Tagen mit besonders hohem Sonnenstand haben sich auch nachhaltiger in der Wirkung gezeigt, als kalte Waschungen, die wohl momentan einen sehr er frischenden Einfluß haben, welcher jedoch sehr bald verblaßt Das Wasser spielt nun seine zweite, bedeutende Rolle als G c t r ä n k. Es kommt hierbei nur darauf an. daß es richtig temperiert ist, um im Wohl geschmack den teuren Mineralwässern gänzlich aleich- zukommen. Allerdings muß man mit dem Wasser als Getränk in kleinen Sommerfrischen und kleinen Kurorten ohne Kanalisation und Leitung ziemlich vorsichtig sein, da zuweilen die Keime von Krank heiten in diesem Wasser sich befinden. Will man der Möglichkeit einer Krankheitsüber tragung durch das Wasser aus dem Wege gehen, so tut man am besten, wenn man das Wasser, welches man als Getränk benutzen will, zu erst abkocht. Nun zeigt es sich, daß viele Menschen einen Widerwillen gegen gekochtes Wasser an den Tag legen. Doch darf man getrost behaupten, daß hierbei die Einbildung eine nicht unbedeutende Nolle spielt. Wenn das Wasser auf Eis gestanden hat, also eine erfrischende Temperatur angenommen hat, wenn man ihm einige Tropfen Zitrone oder Him beersaft beigefügt hat, dann wird sobald keine Zunge den Unterschied im Geschmack zwischen gelochtem und ungekochtem Wasser verspüren. Als Waschwasser hat es auch seine besonderen Eigentümlichkeiten, und nicht jede Dame kann ihrem Teint den vielfachen Wechsel oes Wassers zumuten. Man findet unterwegs sehr oft das harte Wasser, und es gehört einige Ueberwindung dazu, um dieses Wasser zu benutzen. Will man es angenehm machen, dann genügt es schon, wenn man in das Waschwasser einen Lössel Glyzerin hineinschüttet, oder aber etwas Borax dazutut. Glyzerin hat sich als Zusatz zum Waschwasser immer sehr empfehlenswert gezeigt, und die Damen, die es in der Sommerfrische aushilfs weise benutzten, haben es nie wieder aufgegeben, Glyzerin ais Zusatz zum Waschwasser zu gebrauchen. Wer hat die Limonade erfunden? Gegenwärtig wird das Wort Limonade, das noch ganz deutlich auf die Limonen (Zitronen) hinweist, sür die ver schiedenartigsten (betränke als Bezeichnung gemiss- braucht, und man jagt, ohne es für einen Sprach fehler zu halten, nicht nur Himbeerlimonade, sondern auch Zitronenlimonade. Woher stammt nun eigent lich dieses kühlende Sommergetrünk? Ehe die Zitrone, die die Grundlage dazu bildet, nicht in Europa bekannt war, tonnte es die Limonade auch nicht sein. Erst im 10. Jahrhundert brachten die I Araber den Zitronenbaum ans Mittelmeer, und ! zunächst wurde er in Palästina, in Aegypten und l in Nordafrika angepflanzt; im 11. Jahrhundert I wurde er auch in Spanien und bald darauf auch ! in Sizilien angebaut. Der Prophet hatte mit dem i Worte: „Alles, was trunken macht, sei verflucht", ! den Bckennern des Korans alkoholische Getränke untersagt, und so juchten sie sich andere erfrischende Getränke herzustellen. Hierzu verwendeten sie auch die Zitronen oder vielmehr deren Saft, wozu sie vielleicht auch schon Zucker hinzufiigtcn. Die Araber bezeichneten die Zitronen als liinuv. Sie hatten diesen Namen von den Persern zugleich mit der Frucht übernommen, die ihrerseits Frucht und Namen aus Indien in der Form Um«) übernommen hatten. Die Italiener machten aus dem Namen Limone und bezeichneten das Getränk als limoiinl», und auf dieses Wort gebt unsere Bezeichnung Limonade für das arabische Getränk bekanntlich zurück. Der Wilddestanv vou Groß-Berlin. Die unmittel bare Umgebung von Berlin birgt einen Wildreich tum. den man in der Nähe einer 3-Millionen-Stadt nicht vermutet. Der „Ins." liegt ein Bericht des letzten Jahres aus dem Feldjagdgehege Bukow, Groß- Zieten, Rudow und Schönefeld vor. Die genannten Ortschaften liegen nur wenige Kilometer von der Peripherie der Stadt Berlin entfernt und sind wenig von Wald umgeben. Dennoch wurde in einem Jahre folgendes Wild erlegt: 29 Neye, 3 Fasanen, 1181 Hasen, 034 Rebhühner, 18 Gänse und Enten, 8 Füchse, 7 Iltisse, 29 Wiesel, 4 Raubvögel und 129 Kaninchen. Die betreffende Gegend wird von einem verhältnismäßig starken Verkehr belebt, da eine große Anzahl industrieller Unternehmungen ihre Fabriken dort errichtet haben. Besonders in der Nähe der Ortschaften Bukow und Rudow ist fast die ganze Gegend mit Laubenkolonien bedeckt, so daß man über den Wildreichtum, hauptsächlich des Rotwildes, erstaunt sein muß. Ein kesamtjagd- ergebnis von 2029 Stück Wild vor den Toren Berlins dürfte jedenfalls in der Geschichte der Großstädte einzig dastehen. In den Vorjahren waren die Jagd ergebnisse noch günstiger. Die Flngwoche in Johannis thal hat mit seinen vielen tausend Besuchern einen guten Teil des Wildes verscheucht. Die nördlichen und östlichen Vororte weisen selbstverständlich einen bedeutend höheren Wildbestand auf, besonders die Gegend von Tegel und Hermsdorf. Der Grünewald wurde bekanntlich vor einigen Jahren seines Reh- wildbestandes beraubt und zeigte geraume Zeit hin durch kein Exemplar. In den letzten zwei Jahren Haden sich jedoch wieder einige Tiere eingefunden, so daß man jetzt wieder häufiger, besonders in der Gegend der Havelberge, etwas Rehwild zu Gesicht bekommt. In Charlottenburg soll es noch jetzt Vor kommen, daß Hasen und Kaninchen sich bis in die Straßen des westlichen Ortsteiles wagen, und be sonders im Winter ohne Büchse zu erbeuten sind. Der grösste Grundbesitzer Berlins. Nach den letzten Feststellungen des Statistischen Amtes der Stadt Berlin ist Kaiser Wilhelm unstreitig der reichste Grundbesitzer Berlins. Der Grund und Boden, der ihm in der Reichshauptstadt gehört, repräsentiert mit den darauf befindlichen 34 Gebäuden rund einen Wert von 18 Millionen Mark. In diese Abschätzung ist der große Komplex, den das König liche Schloss einnimmt, nicht einbegriffen. Nur die Baulichkeiten, in denen das Hausministerium, der Marstall und das gewaltige Personal an Hofbe diensteten untergebracht sind, sind der Berechnung zugrunde gelegt. Das Königliche Hausministerium hat bekanntlich seinen Sitz im Hause Wilhelmstraße73 und der Königliche Marstall nimmt den großen Block Schlossplatz 7 und Breite Straße 30/36 ein. Der weitere Grundbesitz des Kaisers umfaßt die Häuser Oranienburger Strasse 77 82, Prinz-Louis-Ferdinand- Straße 6, Prinz-Friedrich-Karl-Straße 40/43 und 45. Bauhofstraße 3/6 und schließlich das große Karree Niederlagftraße 1/3, Werderfche Rofenstraße 1/3 und Oberwalljtrake 1 und 2. Diese» diente einst den Kindern Kaiser Friedrich« zur Wohnung und wurde erst auf seinen Wunsch 1864 mit dem kronprinzlichen Palais durch einen Schwibbogen verbunden, damit jederzeit ein ungenierter Zugang vom Palais zu der grossen Kinderstube vorhanden war. Die genannten Baulichkeiten dienen zur Unterbringung von rund 400 im königlichen Dienst angestellten Personen. Mit Einschluß der Familien werden sie etwa von 2000 Seelen bewohnt. Reinhold Begas als Verteidiger Böcklin» Rein hold Begas, der am 15. Juli lein 80. Lebensjahr vollendet, hatte während der Zeit, wo er in Rom weilte, einmal Gelegenheit, als tatkräftiger Ver teidiger seines Freundes Böcklin aufzutreten. Wie es dabei zuging, hat jüngst Angela Böcklin in ihren Memoiren erzählt: „Unsere kleine deutsche Künstler kolonie lebte damals jo recht für sich und bildete gewissermaßen eine deutsche Kleinstadt in dem ewigen Rom. Nichts kehlte, was dazu gehörte. Auch der kleinstädtische Klatsch machte sich mit der Zeit breit. Da war ein Maler namens Muhr, dem mein Gatte in jeder Beziehung sehr viel geholfen hatte. Das hinderte ihn jedoch nicht, in der Familie Obermayer derart aus ihn zu schimpfen und ihn schlecht zu machen, daß wir plötzlich nicht mehr eingeladen wurden. In diesem Fälle bewährte sich nun die im Jahre 1855 geschlossene und bis zu meines Gatten Tode dauernde Freundschaft mit Reinhold Begas. Als dieser nämlich mit anderen Freunden wieder einmal bei Obermayer eingeladen war, fing Muhr in der gewohnten Weise an über Arnold zu schimpfen. Da stand Begas plötzlich auf und erklärte: „Arnold Böcklin ist mein Freund und ich dulde nicht, daß hier auf diese Weise in seiner Abwesenheit von ihm ge redet wird." Die anderen Freunde schlossen sich dem energischen Verteidiger natürlich sofort an und nun meinte Begas, entweder verläßt Muhr das Haus oder wir alle gehen. Darauf wurde der Verleumder von Frau Obermayer an die Luft gesetzt. Natürlich unterließ es Begas nicht, meinem Gatten die Ge schichte zu erzählen. Eines Nachts traf cr^Muhr im Caft> Greco. Er rief ihn heraus auf die Straße und fragte ihn, wie er dazu komme, ihn hinter seinem Rücken so niederträchtig zu verleumden. Muhr wollte gerade noch Antwort geben und sich recht fertigen, da hatte er aber schon links und rechts eine Ohrfeige sitzen, die ihm die römische Lust derart ver leidete, daß er am anderen Tage abreiste. Das Streichholz als Lebensretter. Eine Schreckens szene spielte sich vor wenigen Tagen im St.-Josephs- Hospital zu Hartbford im Staate Connecticut ab. Drei Chirurgen hatten begonnen, einen Kranken zu operieren.. Die höchst schwierig« und umständliche Operation erfordert« di« peinlichsten Vorsichtsmaß regeln, scharfes Aufpassen und die größte Sorgfalt. Der Saal war von ekeltrischem Licht taghell erlcuch tet; man hatte den Kranken eingeschläfert, und die Tätigkeit der Aerzte hatte soeben ihren Anfang ge nommen. Da, im kritischen Moment, versagte plötz lich das Licht, und Aerzte wie Krankenwärter standen in vollständigem Dunkel da. Ein allgemeiner Schrei des Schreckens wurde laut; noch zwei Minuten und der Tod des Patienten mußte eintretcn. Da hatte einer der Krankenwärter die Geistesgegenwart, ein Streichholz anzuzünden; und dieser im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne lichtvolle Einfall fand sofort Nachahmung: all« Krankenwärter zützdetcn ebenfalls so schnell wie möglich Streichhölzer an, und bei dem flackernden, zitternden Licht dieser Streich hölzer konnten die Aerzte ihre schwierige Arbeit zu Ende führen. Der Kranke war gerettet. Klebriger Regen. Ende Juni ist in Südengland ein höchst sonderbarer Regen niedergegangen. Ein Mitarbeiter der „Nature" fand nach dessen Nieder gang den Boden mit kleinen gallertartigen Manen in der Größe einer Erbse bedeckt. Die mikroskopische Untersuchung lehrte, daß diese Klümpchen aus vielen zusammcngeballten Jnsekteneiern bestanden, die sich bereits in einem vorgeschrittenen Zustand der Ent Wicklung befanden. An einigen Larven ließ sich bereits erkennen, daß sie der Mückengattung Chiro- nomus angehörten. Wie diese Jnsekteneier in den Regen gelangt waren, blieb fraglich. Zuweilen ist freilich schon der Niederfall sogar von noch größeren Tieren mit einem Regen beobachtet worden. Die höchste Uhr der Welt. Das Gebäude einer Lebensvcrsicherungsgesellschaft in New Pork, das an sich mit seinem 213 Meter hohen Turm und seinen 50 Stockwerken wohl das gewaltigste der Erde ist, hat noch eine besondere Merkwürdigkeit in einer Riesenuhr, die mit 4 Zifferblättern in einer Höhe von 105 Metern über der Erde angebracht ist. Die Amerikaner glauben darin die höchste Uhr der Welt zu besitzen. Selbstverständlich haben ihre Teile un gewöhnliche Ausmaße erhalten müssen, um ihrem Zweck zu genügen. Die Zifferblätter messen mehr als 8 Meter im Durchmesser, die Stundenziffern haben 1'/« Meter Höhe, und die Punkte, deren Stelle die einzelnen Minuten anzeigt, einen Durchmesser von '/« Meter. Die Stundenzeiger sind einschließlich ihrer als Gegengewicht dienenden Verlängerung fast 4 Meter lang und haben das stattliche Gewicht von je 317'/r Kilogramm oder fast 6V, Zentnern. Sie bleiben natürlich beträchtlich hinter den Minuten zeigern zurück, die über 5 Meter lang sind und je 453^2 Kilogramm oder mehr als 9 Zentner wiegen. Diese ungeheuren Massen werden auf elektrischem Weg« regiert durch eine Uhr, die im Bureau der Direktion der Gesell schaft aufgestellt ist und außerdem noch IM andere Uhren beherrscht, die in verschiedenen Teilen des Gebäudes im Dienst der Gesellschaft untergcbracht sind. Die Glocken hängen unter dem letzten Balkon des 50. Stockwerks in AU Meter Höhe, von wo aus man, wie ruhmredig hervorgchoben wird, die Woh nungen von einem Sechzigstel der Gesamtbevölkerung de: Vereinigten Staaten übersehen kann. Die vier Glocken zusammen haben ein Gewicht von mehr als 6000 Kilogramm. Sie spielen die berühmte Melodie des Glockenspiels von Westminster, die angeblich von Händel zuerst für das ältere Glockenspiel in Cambridge komponiert wurde. Selbstverständlich war es auch für den Bautechniker keine Kleinigkeit, diese ge wichtigen Glocken in einer so großen Höhe sicher unterzubringen. Uebrigens scheint dies sogenannte Metropolitangebäude der einzige Wolkenkratzer in New Pork zu sein, der trotz seiner fabelhaften Massen gewissen Gesetzen der Schönheit gehorcht. Uel ölulstaiiungsn, ttamol'l'koi äsl-l-eiäeii xidt es alskt« dosaere», »I» elao böimliek« Uur mit MM! W.WRd! Ws) E MMM z Oo., L.'k. ^cuZserst bequem, leiokt, clauerbakt, »kvasekdar. la 8 «r»s5e° von VI 2.7»
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