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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110714016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-14
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Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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3. LeUaye. .freimg, Ivtt l9l i. komische Umschau. Rietzer in Oorrmunü. Der seit einigen Tagen in Aussicht stehende Nor- krag des Präsisenten des Hansabundcs in Dortniund «and dort am Mittwochabend im grvstten Saale stall. Bor weit über Tausend Personen sprach Niest er über die Gegner des Hansadundes. Ohne mit einem Mort denZentralverband deutscher Industrieller oder die führenden Herren der Schwerindustrie per sönlich anzugreifen, kennzeichnete er sachlich scharf die Unterschiede der wirtschaftspolitischen Auf fassungen, nämlich das Hcrvorkehren der Son derinteressen auf leiten der Schwerindustrie mrd das Bestreben des Interessenausgleichs zum Besten des Gesamtwohls auf feiten desHansa- bundes. Er wies al.cninätzig nach, das; die von den Herren Roetger und Kirdorf angegebenen Gründe den Tatsachen nicht entiprechen uno inhrtc dann unter stürmischem Beifall der Versammlung über feine S t eliung zur Sozialdemokratie sagen des aus: Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, das; ich ein überzeugter und entschiedener Gegner der Sozialdemolratiebin. Mir unterscheiden uns nur in den Wegen, die zur Bekämpfung der Sozial demokratie gegangen werden sollen. Ich bin nach reiflicher Erwägung und sieberlegung der Ansicht, dast die bisherigen, auch vom Reichsverb and zur Bekämpfung der Sozialdemokratie cingeschlagenen Wege zu einer Kette von Misterfolgen geführt haben. Die Taljache liegt vor, dast die Sozial demokratie nicht schwächer, sondern stärker wird. Deshalb ist es Pflicht eines jeden patrio tischen Mannes. sich zu überlegen, ob die bisherigen Wege Erwlg versprechen, oder ob andere Wege besseren Erfolg verheisten. Ich habe ausgesprochen, dast die Sozialdemolratle nicht mit Aussicht auf Er folg bekämpft werden kann, es sei denn, man geht den Ursachen der Unzufriedenheit und Ver bitterung zu Leibe. Das ist nur der Fall, wenn man eine ehrliche Politik einschlügt, die das Lnum euiguo der Hohcnzollern in dem gesamten Vcr- sassungswesen zu greifbarer Wahrheit macht. Dann zerstreute Riester die Befürchtungen der Industrie, das; ihr der Zollschutz genommen werden soll, den sic brauche. Lebhaftester Beifall folgte dem Vortrag, und die Versammlung stimmte freudig in das Hoch ein. das der Vorsitzende Herr E. W. Schulte unter dem Gelöbnis treuester Mitarbeit aus den Haniabund und den Präsidenten ausbrachte. Eins vor der Versammlung abgehaltene Tagung der westfälischen Ortsgruppen hatte einstimmig der von Montag in Düsseldorf beschlossenen Verrrauens- i undgebungdsr rheinischen Ortsgruppen zugestimmt, den Zusammenschluss mir diesen zu einem rheinisch westfälischen Provinzialverband beschlossen. In Saarbrücken fand am Mittvooch eine Ver sammlung der Ortsgruppe des Hansabundcs statt, oie bei mehr als MO Teilnehmern einen glänzenden Verla», na.;m. Rach einer Rede Les Direktors des Hansaoundes, Knobloch, wurde eine Resolution einstimmig angenommen, die den Austritt des Zentral verbandes Deutscher Industrieller bedauert und dem Präiidenten R iesterD a n k und Anercen n u n g crus- s pricht. Hine Inspektionsreise üurH üie Seekestrmgen Am 4. Juli begann eine umfassende Inspektions reise einer Kommission, die zur Besichtigung der Be festigungen an den Küsten der Nord- und Ostsee unternommen worden ist. Die Kommission, die unter der Leitung des Inspekteurs der Fcstungsarrillerie steht, besteht aus sechs Offizieren, und zwar aus einem Obersten, zwei Majoren, einem Hauptmann und einem Oberleutnant. Das erste Ziel der Inspektions reise war die Intel Wangeroog. Es ist bekannt, dast im vorigen Jahre in der Mitte des Monats August die Befestigung der Insel Wangeroog unter der Leitung eines Hauptmanns des Feldartillerie- rcgimcnts Nr. 62 in Angriff genommen wurde. Die Befestigungen sind zuerst an der Ostseite der Insel durch Errichtung eines Forts vorgenommen worden. Die Besichtigungsreise galt zuerst dieser Befestigung san Stelle des früheren Damenbadestundes), worauf hin die Westseite der Insel besichtigt wurde. Es ist anzunehmen, dast eine weitere stärkere Befestigung der Insel Wangeroog vorgenommen werden wird, da die Insel zum Schutze der Wesermündung dient. Der Ausbau der Insel Wangeroog, die auch zu Wilhelms haven in strategischer Beziehung steht, zu einer star ken ceefestung wird eine erhebliche Stärkung unserer Küstenvertoidigung darstellen. Bon Wangeroog aus geht die Inspektionsreise voraussichtlich nach Wil helmshaven znr Besichtigung der dortigen Küsten artillerie. Es sind weiterhin noch Besichtigungen aller Befestigungswerke der Nordsee und der Ostsee bis nach Memel in Aussicht genommen. Die Dauer der Inspektionsreise hängt von der Länge Les Auf enthaltes der Kommission in den einzelnen See festungen ab. Die Neise dürfte aber in jedem Falle sich über mehrere Wochen hinzieheu. Neue Gesetzentwürfe Mr üen Reichstag unL üen preußischen Lanütag. Die parlamentslose Zeit dient vornehmlich inner halb der Ressorts für die Vorbereitung neuer Ge- ictzesmaterien, die den Parlamenten im Winter zu unterbreiten sind. Die Zahl der Vorlagen, die augenblicklich sich in Vorbereitung befinden, ist auster- rdcntlich grost. Unter den Gesetzentwürfen, die für den Reichstag bestimmt sind, aber wahrscheinlich erst dem neugewählten Reichstag unterbreitet werden sollen, befindet sich in erster Linie eine Novelle znr Reform der deutschen Fahrtartensteuer, die augenblicklich im preußischen Eisenbahnministerium ansgearbeitct wird. Ferner befinden sich in Vor bereitung ein Entwurf betreffend die Unfallfür sorge bei Arbeiten, welche freiwillig zur Rettung von Personen und zur Bergung von Gegenständen vargenommen werden, ferner der Entwurf eines Se e- nnfallges etze s, der bestimmt ist, das Gesetz be treffend die Untersuchung von Seeunfällcn vom Jahre 1877 abzuändern, uni eine Beschleunigung der seeamtlichen Untersuchungen in Anlehnung an das - crichtliche Strafverfahren herbeizuführen, ein Ent wurf über die Haftpflicht der St rasten bahnen für Sachschäden, dem auch die Neben bahnen unterworfen sein sollen. ein Ent wurf betreffend Revision des Spionagegesetzes, ter gewisse Unstimmigkeiten in den Strafbestim mungen über Spionage beseitigen und die Möglichkeit geben soll^ mit Ausnahme von Hoch verratsverbrechen bei Spionage mildernde Umstände znzubilligcn und statt Zuchthausstrafen Festungshaft cinzuführen, schliestlich eine Novelle zum Patentgesctz und eine Reihe kleinerer Vorlagen. — Der Entwurf eines Nahrungsmittelgesetzes zum Schutze gegen Nahrungsmittclverfälschung ist von den zuständigen Reports so weit ausgearbeitet worden, dast er nach Begutachtung der Materie durch das Reichsgesundheitsamt in einigen Wochen den Interelüenjo» lTheinikern und Faori- Leipziger Tageblatt. kanten) zur Begutachtung unterbreitet werden kann. Der Entwurf wird dem Reichstage nach den Neuwahlen zugchcn. Oie Grütze üer Kolonialreiche üer trink Kolonialmächte. Es dürfte von Interesse sein, einiges über die fünf grössten Kolonialmächte Europas, nämlich Deutsch- lano. England, Frankreich, Holland und Belgien zu erfahren. Eine vergleichende Zusammenstellung über Gröste, Menschenmaterial und Finanzen ter be deutendsten überseeischen Gebiete der europäischen Kolonialmächte ist jüngst auf Grund amtlicher Be richte erschienen und besagt folgendes: Deutschlands Kolonien umfassen ein Areal von 2 657 000 Gevicrtkilomcter lsünfmal die Gröste des Mutterlandes — mit 11 Millionen Farbigen. Der Iahresetat beträgt etwa 78Hj, Millionen Mark, der gegenwärtige Stand der Schuld etwa 118 Mil lionen Mark. Die Neichszuschüsse sind bekanntlich bedeutend gesunken und belaufen sich für 1911 noch auf etwa 25^ Millionen Mark. Das britische Kolonialreich mit seinem ungeheuren Gebiete von 28sH Millionen Geviert kilometer und 350 Millionen Einwohnern besitzt einen Iahresetat von 3'.- Milliarden Mark und eine Schuld von fast 17 Milliarden Mark. Davon ent fallen auf die selbständigen Kolonien mit 18s/? Mil lionen Geviertkilometer und nur 16 Millionen weister Bewohner ein Etat von 1,7 Milliarden Mark sin Ausgabe etwas weniger) und si)>-. Millionen Mark Schulden. Auf Indien mit fast 5 Millionen Geviertkilometer und gegen 300 Millionen Farbiger ein Etat von l,t Milliarden Mark sin Ausgabe etwa» mehr) und ein Schuldbetrag von 5,7 Milliarden, auf die Kronkolonien mit 5 Millionen Geviertkilomcter und 36 Millionen Einwohner ein Etat von 365 Mil lionen Mark sin Ausgabe 377 Millionen) und eine Schuld von 2/. Milliarden. Erhebliche Zuschüsse von feiten des Mutterlandes — zusammen fast 17 Mil lionen Mark — erforderten namentlich ein: Reihe von noch nicht voll entwickelten afrikanischen Kolo nien, Ostafrika, Uganda, Njassaland, Somaliland, Betschuanaland, Nordnigerien. Frankreichs Kolonien mit 5,8 Millionen Ee- vicrtkilometer und 32'-- Millionen farbiger Ein wohner besitzen zusammen einen Iahresetat von 185s/o Millionen Mark und eine Schuldenlast von etwa 500 Millionen Mark. Die Zuschüsse des Mutter landes für sein: Kolonien, insbesondere für deren militärischen Schutz, betragen etwa 65 Millionen Mark jährlich. Algier, das als französische Provinz verwaltet wird, und das Protektorat Tunis sind in vorstehenden Ziffern nicht berücksichtigt. Die holländischen Kolonien mit 2 Millio nen Geviertkilometer und fast 40 Millionen Ein wohnern haben einen Etat von 32!! Millionen Mark in Einnahme und 373 Millionen Mark in Ausgabe und erfordern daber beträchtliche Zuschüsse. Der Etat des belgischen Kongo mit 2,1 Mil lionen Geviertkilometer und 20 bis 30 Mil lionen Einwohnern sdie Angaben schwanken stark) ist für 1911 a»f 32,7 Millionen Mark veranschlagt. Belgien lehnt es bekanntlich ab, für die Entwicklung Liefer aussichtsreichen Kolonie in nennenswerter Weise beizutragcn und ist daher imme^ noch auf starke Besteuerung und Ausnutzung der Eingeborenen angewiesen. Deutsches Keich. Leipzig, 11. Juli. * Das schwedische Königspaar als Gäste bei drr Kaiscrparade. Der König und die Königin von Schweden find vom Deutschen Kaiser zur Teilnahme an der diesjährigen Kaiserparnde über das 2. Armeekorps am 29. August in Stettin cingeladen worden. An de: Parade sind zwei Regimenter be teiligt, deren Ehrenchess der König und die Königin sind. Das Königspaar reist am 27. August ab und kehrt am 30. August noch Stockholm zurück. * Neise des Staatssekretärs Dr. v. Lindcquist nach London. Der Staatssekretär des Reichskolonial- amts Dr. v. Lindcguist hat sich am Mirtmoch nach London zum Besuch der Internationalen Kautschukausstellung begeben, an der auch Deutschland beteiligt ist. * Kein Petroleummonopol. Die „Köln. Ztg." schreibt zu der Meldung des „B. T.", dem nächsten Reichstag werde derEnrwurf eines Petroleum- mo nopols vorgelegt werden: Nach Erkundigungen an zuständiger Stelle können wir versichern, das; diese Nachricht unzutreffend ist. Die Entstehung des Gerüchtes dürfte auf Erhebungen zurückzuführen sein, die veranlasst wurden durch die Lei der letztjährigen Beratung des Etats angenommene Resolution Bassermann-Dr. Strcsemann, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, Erhebun gen darüber anzustellen, inwieweit durch das Vorgehen der Standard Oil Eompany und ihrer Tochtergesellschaft die Gefahr eine: Monopolisierung des deutschen Petroleumhandels unter Ausschüttung des Zwischenhandels vorliegk, und ob unter diesen Umständen die Errichtung einer unter Aufsicht des Reiches stehenden Anstalt zum Vertrieb von Petro leum im Interesse der deutschen Volkswirtschaft liegt. — Es liegt auf der Hand, dast diese erst vor kurzem begonnenen Erhebungen zu einem Ergebnis nicht führen konnten, und dast auch nach ihrem Ab- schlust bei der schwerwiegenden Bedeutung des Gegenstandes eine Entschließung nach der einen oder anderen Richtung nicht so bald zu erwarten ist, * Zur Neichstagsersatzwahl in Düsseldorf. Das Zentrum hat beschlossen, für die am 13. September im Düsseldorfer Stadtkreis stattsindende Reichsrags- ersatzwahl den Bantdirektor Friedrichs als Kan didaten aufzustcllen. Friedrichs ist Mitglied des Hansadundes. * Zur Ausgabe des Handbuches eines deutschen Parlomentsrechts Horen wir, dast Prof. Hatschek in Göttingen, der mit der Abfassung dieses Hand buchs vom Reichstag betraut worden war, dieses Werk in letzter Zeit schon bedeutend gefördert hat. Das Handbuch wird nicht nur eine Kodifikation der Geschäftsordnung umfassen, sondern überhaupt alle staatsrechtlichen Fragen, die sich auf das Parlament beziehen. Als Unterstützung für die Ausarbeitung dieses Werkes sind die Reichstagsabgg. Gras Oppers dorf und Dr. Iunck (Leipzig) dein Prof. Hatschek beigegeben worden, die sich verpflichtet haben, ihn während der Ausarbeitung dieses Werkes zu unter stützen. * Die Neuordnung der Verwaltung Helgolands. Auf Grund der neuen Fortikationsdcstrcbungen er hält die Insel Helgoland eine eigene iortifika- torische Verwaltung, wie sie bisher schon in Kiel, Cuxhaven und Wilhelmshaven besteht, in der Person eines vom Kaiser auf Vorschlag des Kriegs ministeriums noch zu ernennenden Stabs offiziers. Diese Maßregel steht im Einklang mit der in den letzten Jahren sehr intensiv geförderten Befestigung Helgolands. Neber die Art der Be festigungen wird im Interesse der Landesverteidigung strengstes Geheimnis bewahrt. Welchen Umfang diese Geheimhaltung der Befestigungsarbeiten hat, geht daraus hervor, dost die Arbeiten durch einen hohen Bauzaun vor unberufenen Blicken ab gesperrt werden. Dieser Bauzaun ist, um auch die geringsten Einblicke in die Befestigungsarbeiten zu verwehren, außerdem noch durch besondere Dich tung s mast regeln geschützt. Auch die artille- ristlsche Ausbildung der Insel wird durchaus geheim gehalten. Was darüber in der Oeffentlich- keit bisher gejagt worden ist, entspricht nicht den Tatsachen und beruht lediglich auf Kombiiiationen. * Zur Ausprägung von Silbermünzen. Nachdem vor etwa zwei Jahren die Ausprägung von Zwei mark- und Fünfmarkstiicken vorläufig eingestellt wor den war, da der vorhandene Bedarf hinreichend ge deckt mar und man mit Rücksicht auf die Beliebtheit des neuen Dreimarkstückes dieses in gröstcrcm Um fange ausprägte, ist jetzt wieder angeorLnet worden, dast auch die Zwei- uird die Fünfmarkstiickc wieder neu ausgeprägt werden. So werden im Jahre lOll für 30 Millionen Mark Dreimarkstücke, für 5 Mil lionen Zweimarkstücke und für 5 Millionen Mark Fünfmarkstücke ausgeprägt werden. Diesen 10 Mil lionen Mark Silbergeld für 1911 stehen 50 Millionen Mark Silbergeld sür 1909 und 10 Millionen Mark Silbcrgel) für 1910 gegenüber, so dast also in den Jahren 1909 bis 191 l für 130 Millionen Mark Silbergeld ausgeprägt sein wird. Es befinden sich zurzeit etwn 256 Millionen Mark Fünfmarkstücke und über 300 Millionen Zweimarkstücke im Verkehr. Bis Ende 1910 waren etwn für 80 Millionen Mark Drei markstücke im Verkehr. Bis zum Schlug des Jahres 1911 weroen an 25-Pfennigstücken im ganzen 10 Mil lionen Mark ausgeprägt sein. Von den 20 die laut Gesetz auf den Kopf der Bevölkerung an Silber ausgeprägt werden dürfen, sind bis jetzt 17,1 .<! pro Kops ausgeprägt worden. * Neichstagswahlvorbereitungen Im untcr- ftänkischen Restbslagswahlkreisc Schweinfurt stellte das Zentrum den Landtagsabgeordneten Arbeiter sekretär Schwarz aus Schweinfurt als Kandidaten auf. Das Mandat ist bisher im Besitz des Zentrums, jedoch von Liberalen und Sozialdemokraten start bedroht. — Ter hannoversche Reichstagswahlkreis Harburg-Rotenburg ist nicht, wie es kürzlich irrtümlich hieß, im gesamtliberalen Wahlabkommen für die Provinz Hannover der Fortschrittlichen Volks partei zugesprochen worden, sondern er wurde viel mehr von der Verständigung ausgeschlossen, und es ist ausdrücklich den beiden Parteien überlassen, dort eigene Kandidaten aufzustcllen. Infolgedessen steht auch die Proklamierung der nalionalliberalen Kan didatur Dr. Stebmann-Hamburg nicht im Wider spruch zum hannoverschen Ablonimen. — Obe-schlesi schen Blätter» zufolge beabsichtigen die Polen für die nächsten Neichstagswahlen zahlreiche Arbeiter in nd idatu reu. auizustellen. — Im pfälzischen Wahlkreise Homburg-Kusel stellt das Zentrum einem Privattelenramin zufolge als Kandidaten den Obersclrctär Hublett auf. * Eine agrarische Vcrkrauenskundgebung sür den preußischeu LanLmirtsrhajtsministcr? Den „Ber!. N. N" wird aus Posen geschrieben, das; dort das Gerücht uv.gehe, in agrarischen Kreisen werde eine Vertrauenskur dgevung für den Landwirtjchaits- minister von Lchorlemer sowohl wegen seiner Hal tung in der Enteignungsf rage als auch wegen seiner Absage gegen den Ost ma rken v erein ge plant. Für diese Vertrauenstundgebung in Gestalt einer öffentlichen Ertlärung würden jetzt in aller Stille Untersch-csten gesammelt. Das Blatt weist darauf hin, Laß eine derartige Kundgebung sich im Gegensatz zu oen beiden konservativen Parteien stellen und sich auch gegen die höchsten Provinzcal- beamten in Posen richten würde, die noch durch ihr vollzähliges Erscheinen zum Deutschen Tag in Posen bewiesen hätten, daß sie mit ihren Sympathien durchaus auf Seiten des Ostmarkenrcreins stehen. ' ttebcr dir Begleitung von Sendungen lebender Tiere in Wagenladungen bei bestehender Seu ch enge fahr hat der preussische Verkchrsminister unter dem 19. Juni Sie nachstehende Verfügung au die Kgl. Eiscnbahndirerisollen erlagen: Es ist mehr fach beobachtet worden, dast die den Wagenladungen lebender Diere vom Versender beigegebenen Be gleiter die Sendung nicht bis zur Bestimmungs station begleiten, sondern bereits auf vorgelegenen Stationen verlassen. Dieses Verhalten Ser Be gleiter hat besonders bei e-euchcngcfahr zu Mist ständen geführt. Die Dienststellen sinö «»zumeist», beim Vorhandensein dieser Gefahr in solchen Fällen, soweit möglich, die Weiterbegleituug eisenbahnseitig auf Kosten der Versender oder Empfänger zu stellen. Sollte dieses Verfahren zu Unzuträglichkeiten führe», so ist zu berichten. * Zunahme der Maul- und Klauenseuche unter dem Wilde. Nach den eingclaufcnen Forstberichten ist eine bedeutende Zunahme der Maul- und Klauen seuche unter dem Wilde festzustcllen. Besonders in der letzten Zeit sind darüber Beobachtungen gemacht worden. Es ist anzunehmen. dast die Seuche von dem Rindvieh aus die weitere Verbreitung durch den Weidegang gefunden hat. Am meisten berührt von der Seuche ist S ü dd e u t s ch l a nd, wo ein massen haftes Sterben des R e h w i l o e s ^estgcstellt worden ist. Der Schaden, der durch die Seuche unter dem Wild verursacht wird, ist in genauen Zahlen nicht an zugeben. Er wurde aber von fachmännischer Seite allein für die Rheinprovinz auf mindestens 660 01*1 bis 700 000 -tl bewertet. Von der Seuche wurde ferner noch stark Württemberg betroffen, auch Baden, Hessen und Lothringen haben darunter zu leiden. In Norddeutschlcmd ist eine so weite Verbreitung der Seuche bisher nicht festgcstellt worden. Es werde» seit Jahren bereits Schutzmaßnahmen beson ders gegen die Verbreitung der Maul- und Klauen seuche unter dem Wilde getroffen. Es heisst aber, dast die bisherigen Schutzmaßnahmen sich als ungenügend erwiesen haben. Man wird darum auf eine Vermeh rung der Schutzmaßnahmen bedacht sein müssen, indem man Abwehrmastregeln gegen den Ursprung der Maul- und Klauenseuche ergreift. * Die bayerische Staatsregierung und der Pfarrer Grandinyer. Die Nachricht, dast cs die bayerische Staatsregierung ist, die aus Rücksicht aus die Wünsche des Zentrums die Besetzung der Pfarrei Pullach durch den liberalen Pfarrer Grandinger bisher verhindert hat, wird von verschiedenen Seiten bestätigt. Man erlebt hier das eigenartige Schau spiel, dast die bayerische Staatsregierung der Ein setzung eines liberalen Pfarrers Schwierigkeiten be reitet in derselben Erzdiözese, zu deren Oberhirten sie unbedenklich in dem Erzbischof Bettingen einen Mann berief, der kurz vorher mit der Sozialdemo kratie paktiert hatte. * Gefordertes Schweineeinfnhrverbot. Mehrere bayrische Zentrumsabgeordnete haben in Verbindung mit dem Geschäftsführer des Bundes der Landwirte an die bayrische Regierung eine Eingabe gerichtet, die ein Verbot gegen die Einfuhr von Schweinen aus Norddeutschkand nach Bayern verlangt. In der Eingabe wird betont, dast die Verseuchung Bayerns durch die Maul- und Klauenseuche auf den Schwcinctransport aus Norddcutschland zurückzu- füyrcn sei. * Drohende Aussperrung in der thüringischen Metallindustrie. Da die Streiks in verschiedenen mctallindustriellen Betrieben Erfurts bisher nicht bcigclegt worden sind, beschloß der Verband thüringischerMetallindustricllcr, am 29. Juli sämtliche organisierten Arbeiter der ihm angeboren den metallindustriellen Betriebe auszusperren. Sechzig Prozent der gesamten Arbeiterschaft werden von der Aussperrung betroffen. Rr. lSS. zos. Iailrasna. * Der Ansba» der Fnnksprncheinrichtungen. Nach dem di« Neichspostoerwaltung die Funksprnchstation Norddeich jüngst »«»gebaut, und in Danzig und Swinemüade neue Funkenstationen an- gelegt hat, beabsichtigt die Neichspostverwaltung. im Herbst eine dritte offene Küstenstation für Funk sprüche in Königsberg einzurichten. Neben acn Nordseestationen Norddeich. Cuxhaven und Helgoland soll auf der Insel Sylt demnächst eine weitere Funkfpruchftation angelegt werden, jo daß die Nordsee über vier Stationen. Lie Ostsee über drei Stationen verfügen wird. Auf dem Festlande befindet sich außerdem noch die Funkspruchstation in Nauen, daneben eine kleinere Reih« milltärisckier Stationen auf den Grundstücken non Telegraphen truppen, die jedoch nicht für den öffentlichen Dienst in Betracht kommen. * Die Fremdenleaft.n zieht noch immer! 21 Deser teure oder sonstige Ausländer stellten sich während des vergangenen Monats Jimi im Rekrutierungs bureau M vieres vor, um in die französische Fre indenlegi v n ausgenommen zu werden. Darunter waren 13 Deutsche, 1 Pole, 1 Schweizer, 3 Belgier, 2 Oesterreicher und 1 Luxemburger. ** Die Wafsererschließuug der Kolonien im neuen Etat. Das Gouvernement von De u t sch-Süd we st - afrika wird in Petitionen ersucht, Mittel zur Wasser- crjchliestung in den neuen Koloniuletat einzusteilen, besonders hat der Farnicrverein zu Waterbcrg jüngst in einer Petition darauf hingewiesen, dast die Eristenz der meisten Furnier von der erhöhten Wcissererschließung zum Teil abhängig ist. Die Wassererschließunz Deutsc» Südwestairikus wird leit Jahren der stark zunehmenden Besiedelung der Kolonie entsprechend mit großem Eifer betrieben. Es bestehen zu diesem Zwecke nördliche und süd liche Rohrkolonnen, die sehr start in Anspruch genommen werden. Wie stark die Besiedelung der Kolonie fortschreiiet, geht daraus hervor, dast schon heute auf dem Gebiete zwischen Swakopmund und Windhuk kaum noch eine Farm zu haben ist. Es ist darum zu erwarten, daß sich die Wünsche der Farmer nach einem erhöhten Betrag für die Wasser erschließung zu einer Mehrsorderung des Gouverne ments im nächsten Etatsvoraiischlage verdichten werden. KrislJnS. Nuss land. * Ter Kaiser tra am Mittwochnachmitlag 2 Uhr 20 Min. auf der 7 ahi „Standard" in Petersburg ein uno empfing Len Grostheizog von Oldenburg. Darauf begab er sich in das Marmorpalais, wo er dem Trauergottosdienst um die verstorbene Groß fürstin Alexandra Josiphowna beiwohnte. Er begab sich '»dann in Traupro-ession mit den Großfürsten und den anwesenden fremden Fürstlichkeiten nach der Peter-Pauls-Kathedralc, wo die sterblichen Ueber- reste der Großfürstin auf dem Katafalk auiaebahrt wurden und eine Trauermesie stattfand. An der Prozession nahmen teil die Königin von Griechen land mit den Prinzen Nicolaus und Christoph und der Grostherzog von Oldenburg. Nach dem Gottes dienst in der Peter-Pauls-Kaihedrale lehrte der Keifer en Bord des „Standard" zurück. Norwegen. * Großer Kohlenabbau in Spitzbergen. Aus Chrissiania wird der „Voss. Ztg." geschrlcben: Mik dem uiilängst in Tromsö eingetroffenen Dampfer „Munroe" sind dis ersten diesjährigen Nachrichten aus Spitzbergen angelangt. Im Steinkohlenberg werk an der Adventbni, das der amerikanischen Arctic Coal Company gehört, wir» die Kohlen gewinnung jetzt so eifrig betrieben, daß in diesem Sommer die Ausfuhr in größerem simiang beginnen kann. Während des letzten Winters, wo die Arbeit ohne Unterbrechung vor sich ging, sind 250 o Tonnen Kohlen gewonnen worden, uno im Lause des Sommers dürste eine ebenso große Menge hinzu kommen. Gegenwärtig wird mit 175 Mann ge arbeitet. Die Beförderung der Kohlen von Spitz bergen nach Norwegen, wo Danipsergesellschnsten usw. feste Abnehmer sind, geschieht mit fünf großen Dampfern, die in einigen Tagen nach Spitzbergen geben. Von der seit zwei Iahrcn in Spitzbergen weilenden Fangexpedition des Schiffers Klaus Andersen sind auch jetzt keine Nachrichten einge- iroffen, so dast man den Verlust der Expedition befürchtet. Rumänien. * Die Beendigung des Kirchenkonfliktes. Rach mehrwöchiger Verhandlung bat der Synod in dem Prozesse gegen den Metronolitprimas Athanasie und den Bischof Gerasim von Roman bas Urteil gefällt. Der MetropoUtprnnas wurde frrigciprochen und auf seinem Posten belassen, der Bischof, der gegen den Primas als Ankläger ausgetreten war. als Empörer und Verleumder verurteilt und seines bischöflichen Amtes verlustig erklärt. Die'es Urteil hat in der öffentlichen Meinung des Landes einen peinlichen Eindruck hervorgerusen. Die allgemeinen Sym pathien wenden sich dein verurteilten Bischof zu, dem man das Zeugnis nicht versagen kann, dast er, indem er seine Beschuldigungen erhob, von ehrlichem Eifer für die Kirche erfüllt war. Anderseits kann man es nicht begreifen, dast der Metropolitprimas trotz des belastenden Materials, das der Prozeß gegen ihn zutage söldene, von jeder Schuld freige- sprochcn wurde, und dast der Synoü in der Begrün dung dieses Freispruches dem Primas ein rückhalt loses Ehrenzeugnis ausgestellt hat. Wie cs heißt, wird der öffentlichen Meinung aber insoweit wenig stens Genugtuung gegeben werden, dast der Melro- politprimas scheit in nächster Zeit sein Amt „frei willig" niederlegen und sich ins Privatleben zurück ziehen wird. Was die Regierung betrifft, so hat sie sich jeder Einmischung in den Gang des Prozesses enthalten. Ihr Ziel war, dgß dem nun schon seit zwei Jahren schwebenden Kir.henkoilslikte, der zu den jkaudalistesten Vorfällen Anlaß gab und die Ruhs des Landes störte, in alle: Form Rechtens ein Ende gemacht werde, und diesen Zweck hat sie erreicht, sind vom Standpunkte des Staatsinteresscs begrünt sic cs mit Befriedigung, dast der Welt das Schau spiel der Verurteilung des obersten Kircheufürstcn erspart blieb, und dast der Prälat, der sich gcien sein geistliches Oberhaupt sowie gegen die Autorität der obersten Kirchenbehörde ansgelchnt hat, seine Strafe sand. Persien. * Die Engländer in Persien, Major Stokes, der bisherige englische Militäratlachö in Teheran, ist, nach dem „B. T.". von der persischen Negierung auf gefordert worden, die persische Gendarmerie zu organisieren, die die Steuern unter der Aussicht des Generalschatzmeisters zu erheben hat. Der Schritt wird als ein Beweis von der Rückkehr des Ver trauens der persischen Regierung zu den Engländern ausgelegt. Der Korrespondent der „Times" in Teheran spricht sich sehr hoffnungsvoll über die Zu kunft Persiens aus, falls man den amerikanischen Finanzier Morgan Schuster ungehindert gewähren »esse. * Die Forderungen des Sevahdar. Der Sepahdar hat sich sofort nach seiner Rückkunft nach Teheran auf seinen Landsitz Schimran begeben, wo zwilchen ihm, Parlamentsmitgliedern und Ministern täglich
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