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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110711018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911071101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911071101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-11
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Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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?olitircve Umrcvau. Glu lorislprMAchrs Jubiläum. Am 12. diele» Mo«t» stad L Iah» »«flösse», seitdem da» Reich» o«rstcher»ng»amt seine erste Sitzung abhielt. Es war auf Grund des Z 90 des Unfalloerficherungsgesetze» gttfiidet worden als schiedsrichterliche Reckursinstanz üb« Entscheidungen d« Berufsgenossenschaften und deren Schiedsgerichte. Die Eröffnungssitzung gestaltete sich sehr feierlich. Prä» fidewt Bodik« erinnerte in ein« Ansprache an die so-talpolitischen Botschaften Kaiser Wilhelms l., wo rt» «»«. a. -ieh, daß der Kaiser mit umso größer« Besrttt>i-»»o a»f alle Erfolge seiner Regierung zurück blicken würde, wem» es ihm gelänge, dereinst das Bewußtsein mitzunehmen, dem Baterlande neue und dauernde Bürgschaften des inneren Friedens und de» Hilfsbedürftigen eine größere Sicherheit und Er giebigkeit de» Beistand«», auf den sie Anspruch haben, zu hrnterlassen. Zn sein« Rede gelobte der Prä sident, daß nach bestem Wissen und Gewissen Recht gesprochen werde» solle zur Förderung des Friedens der Dernfsklassea untereinander. Der friderizia- «ische Gedanke ein« von den Fesseln des Formalis- «»» befreite» väterliche» Verwaltung des Rechts werd« zur Geltung gelangen, und die Gewähr sei vorbanden, daß das Recht auch wirklich gefunden werde. Ein Zeitabschnitt ein« völlig neuen Recht sprechung werde «öffnet, für die es «inen Vorgang in der Geschichte nicht geb«. Was damals der erste Präsident im Rainen des Reichsversichcrungsamts gelobt, hat dieses gehalten, auch nachdem seine Tätigkeit eine immer größere Aus dehnung erfahren und namentlich auf Grund des In validen. und MlersveOchenrngsgesetzes erheblich zu genommen hat. Seine Aufgaben werden eine neue Erweiterung finde» mit dem Inkrafttreten der Reicks- verstcherungsötdnung. Möge das Vertrauen, das alle Beteiligte» der Rechtsprechung des Reichsver- sicherungsamtes entgegenbringen, diesem auch ferner erhalten bleiben. Neve Müdeklejüuugserprobunyen. vom 1. Oktober d. z. ab finden beim Lehr. Infanterie-Bataillon in Potsdam weitere, vom preußischen Kriegsministerium in Uebereinstimmung mit den einschlägigen bayerischen, sächsischen und württembergischen Ressorts in di« Weg« geleitete Erprobungen mit der neuen Feld bekleidung und mit den im Anschluß an das Kaiser manöver 1910 in Westpreußen von der Truppe ge machten Abänderungsvorschlägen des jetzigen Uni formmusters statt. Unberührt von diesen Ver suchen bleibt die als vortrefflich «kannte Grund farbe. Dagegen hat sich in der feldmäßigen Praxis, besonders bei der Versammlung größerer Truppcnmaffen, die Unterscheidung der ein zelnen Waffen und Regiment« durch die ver schiedenfarbigen Kragen- und Aermel- b ie s e n als zu g« r i n g erwiesen. Eine Leutlichere Kenntlichmachung, die aber dem Feinde auf geringere Entfernungen schon verschwindet, läßt sich voraussicht lich dadurch «reichen, daß die Truppen Spiegel in der Grundfarbe de» bisherige« Kra- gens (und nach Art der jetzt an der Offizierlitewka befindlichen Spiegel) am Feldrock erhalten. Diese verschiedenfarbigen oder schwarzen Spiegel ver schwinden auf «in« Entfernung von 100 Met« ab dem Auge völlig, gestatte» aber ei»e schnelle und deutliche Unterscheidung der Truppen »nterttnander auf nahe Distanzen. Eine solche Unterscheidung ist von um so größerer Bedeutung, nachdem die Fran zosen jetzt eine der unsrigen fast völliggleiche Feld uniform eingeführt haben, die nur in der Farbe ein wenig grünlicher als die deutsche gehalten ist und etwa ein Mittelding zwischen unserem Feld grau und Graugrün darstellt. Als sicher darf heute schon angenommen werden, daß die leuchtenden und blitzenden Gegenstände an der Offiziersuniform, di« Fcldbinden, Adjutantenschärpen, silbernen und golde nen Cchuppenketten, die breiten Ordensschnallen, weiter die blanken Trompeten, Signalhörner und Trommelbeschläge, die weißen Trommelfelle und Kniefelle der Tambour« im Verlauf« der Potsdamer Versuche, den feldmäßigen Forderungen größtmög licher Unsichtbarkeit im Gelände gegenüber, fallen werden. Das Anwachsen üer polnischen Par» zeMerunysdsnken in üer Ostmark. In der Ostmark ist ein bedeutendes Anwachsen der polnischen Parzellierungsdanken festzustellen. Insbesondere haben sich die Einlagen der polnischen Arbeiter in den verschiedenen polnischen Banken sehr stark vermehrt und die Banken dadurch fähig gemacht, der Ansiedlungskommission starke Konkurrenz zu machen. Die polnischen Arbeiter, besonders dieLand- arbeiter, tragen ihre Ersparnisse »ur „Bank ludowy", oder zu den polnischen Parzellierungsbanken, an deren Spitze die „Bank varcelacyini" und „Spolka rolnikow parcelacyjna" stehen. So hatte beispiels weise die erstgenannte Parzellierungsbank im Jahre 1897 13024 Depositengeld«, im Jahre 1902 war die erste Million überschritte» und 1908 3 283383 Mark, 1908 4 D283S,S4^l vorhanden. 10 weitere Parzel- lierungsgesellschaften hatten zusammen gegen lOMil- lionen Depositen. Daß gerade die ärmste polnische Schicht die Deponenten dieser Bank sind, geht aus der Höhe d« Depositen hervor, bei einer Bank hatten von 1961 Deponenten 1247 Beträge unter 1800 Dank dieser reichlich fließenden Geld mittel sind die polnischen Banken in der Lage, das Deutschtum, resp. die Tätigkeit der preußischen Ansiedlungskommission, auf da» wirkungs vollste zu bekämpfen. Trotz de» durch das Gesetz vom 10. August 1904 ausgesprochenen Bauverbotes auf polnischen Parzellierungswirschaften konnten nach Erlaß des Gesetzes von 1904 6 neue polnische Parzellierungvbankea entstehen, die durchschnittlich eine Dividende von 7—10 Proz. zahlen, während die preußische Ansiedlungskommission mit stärkstem Ver- tust arbeitet. Die „Bank parcelacyjni" und die „Spolka rolnikow parcelacyjna" teilten z. B. im Jahre 1907 1352 b» 57 » 30 am und 1909 6 kleinere polnische Banken 32 762 preussische Morgen fast aus schließlich an Sachsengänger und polnische Industrie arbeiter, die in Westfalen das nötige Geld zu sammengebracht hatten, auf. Deutsches Seich. Leipzig, 11. Juli. * Aus dem ». sächsisch«» Reichatagswablkrrise. In der Mitgliederversammlung des Mittelstands bundes für Freiberg und Umgebung wurde ein mütig der Beschluß gefaßt, bei der kommenden Reichs- tagswahl den konservativen Kandidaten, das ist der derzeitige Vertreter des Kreises, Landgerichts rat Dr. Wagner-Dresden, auf das tatkräftigste zu unterstützen. * Reichstag»abgeordneter Dr. Weber al» Ma», datmrachfolg« de» Prinzen Schöuaich-Earolatß. Der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Prinz Sch ön- aich-Carolath hat nach dem „Gub. Tagebl." als Nachfolger für das Reichstagsmandat des Wahl kreises Guben-Lübben, den er ununterbrochen seit 1881 vertreten hat, den nationalliberalen Reichs tagsabgeordneten Dr. Weber vor geschlagen, der 1907 im Wahlkreis Löbau den Sozialdemokraten Sindermann im ersten Wahlgang mit Unterstützung aller bürgerlichen Parteien verdrängt hat. Für die nächsten Wahlen will Abg. Dr. Weber nicht wieder in Löbau kandidieren, weil 'die Konservativen ihm einen Gegenkandidaten gegenübergestellt haben und dort leider auch mit der Fortschrittlichen Volkspartei eine Einigung nicht erzielt worden ist. * Die Reise des Zaren nach Deutschland. Die Nachricht, daß der Zar seinen diesjährigen Besuch in Deutschland bestimmt ausgegeben habe, ist nicht zu treffend. An Berliner maßgebender Stelle ist darüber noch nichts bekannt, da die diesbezüglichen Verhand lungen noch nicht stattgefunden haben. * Die Erweiterungsbauten am Kaiser-Wilhelm- Kanal sind bis jetzl infolge der günstigen Witterung der letzten Monate sehr rüstig vorgeschritten. Die Arbeiten sind insgesamt an 22 Stellen ausge nommen worden, so daß die Erweiterungsbauten in kürzerer Zeit, als erwartet wurde, beendet sein wer den. Troüdem die Arbeiten am Kanal stellenweise großen Schwierigkeiten begegneten, ist durch diese Arbeit eine Störung des Schiffsverkehrs nicht ein getreten. Die im Bau befindlichen Schleusenanlagen werden die größten der Welt sein. * In der Frage der gesetzlichen Regelung des Waffentragens neigt man jetzt innerhalb der Res sorts zu der Ansicht, daß diese Frage am besten durch Reichsgesetz gelöst werden könne und daß die Lö sung dieser Frage am besten dem neuen Strafgesetz buch überlassen bleibt. Der Vorentwurf für das neue Strafgesetzbuch hat allerdings die geltenden Bestimmungen in der Frage des Wasfentragens bei behalten und die Regelung der Materie der Landes gesetzgebung überlassen. Der endgültige Entwurf dürste jedoch Bestimmungen treffen, die der reichs gesetzlichen Regelung der Frage entgegenkommen. * Zur Bes i ießung des deutschen Dampfers „Alster". Wie wir in der gestrigen Abendnummer berichteten, sind auf den deutschen Dampfer „Alster" beim Ver lassen des Hafens Pmuiden sechs Schüsse abge feuert worden. Nunmehr wird aus Amsterdam, offenbar offiziös inspiriert, gemeldet, daß man allge mein glaubt, das Vorgehen gegen den Dampier „Alster" sei auf ein Mißverständnis zurückzu führen. Zwei an Bord des „Rynstroom" stationierte Soldaten hatten die Weisung erhalten, keine Dampfer vorbeizulassen, aber diese Anweisung bezog sich nur auf die kleinen Dampfer, die zum Transport von Ausständigen verwendet werden. Einer der beiden Soldaten hielt den kleinen Dampfer „Alster" für ein solches Fahrzeug und forderte ihn daher zum Halten auf. Der Kapitän und der Lotse der „Alster" hielten sich nicht für verpflichtet, der Aufforderung Folge zu leisten und setzten die Fahrt fort, worauf der Soldat sechs Schüsse abgab. Die „Alster" fuhr weiter und berichtete den Vorfall, bevor sie von Pmuiden aus in See ging. Die Zivil- und Militär behörden von Amsterdam leiteten eine Unter suchung ein. * 2m Kampf um den Bnchdruckertarif. Am Sonntag fand in Breslau eine aus allen Teilen der Provinz stark besuchte Versammlung der schlesischen Zeitungsverleger statt, die zur Frage der Er neuerung des Lohntarifs ernstimmrg folgende Resolution annahm: „Die in Breslau versammelten schlesischen Zeitungsverleger erklären einmütig, unbe dingt auf dem Boden der in der letzten Hauptver sammlung des Vereins deutscher Zeitungsverleger gefaßten Resolution zu stehen, so daß seitens der schlesischen Zeitungsverleger auf dem Gebiete des Buchdrucklohntarifs einseitig, d. h. ohne Ge nehmigung des Vorstandes des Vereins deutscher Zeitungsverleger keine Bewilligungen vorge nommen werden dürfen. — Die auf der Versamm lung anwesenden Zeitungsverleger haben eine hierauf bezügliche rechtsverbindliche Verpflichtung unterschrieben. * Jathos Nachfolger. Pfarrer Zurhellen hat nach zweitägigen mündlichen Verhandlungen den Ruf an die Kölner Gemeinde als Nachfolger Jathos einstweilen abgelehnt. Der Grund ist der, daß er sich von seinem Wirkungskreise Frankfurt nicht trennen will, doch hat er sich für den Notfall, daß die Kölner Gemeinde keinen genügenden Ersatz für ihn findet, dieser zur späteren Verfügung gestellt. * Geheimhaltung in Fragen der Militär-Aviatik. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, wird jetzt eine strenge Geheimhaltung in allen wesentlichen Fragen unserer militärischen Flugkunst beobachtet. Diese Geheimhaltung bezieht sich auf alle Angelegenheiten des militärischen Flugdienstes, insbesondere auf die Ergebnisse der Flugübungen, auf die Art der Unter weisung und auf die Namen der betreffenden Offi ziere. Es liegt nicht im Interesse der Landes verteidigung, daß Einzelheiten und Neuerungen auf diesem Gehiete bekannt gegeben werden. Be kanntlich sind ähnliche Grundsätze bereits vor Mo naten für die lenkbare Luftschisjahrt im Heere fest gelegt worden. Mslsnü. Orstrrrrich-Llngarn. * Erzherzog Karl Franz Josef. Die Stadtver waltung von Brandeis a. Elbe ist, wie die „Dtsch. Tgsztgsi meldet, nunmehr endgültig davon ver ständigt worden, daß der Erzherzog Karl Franz Joies, der zukünftige Thronfolger, nach seiner Ver mählung mrt der Prinzessin Zrta in dem dortigen Schlöffe einen einjährigen Aufenthalt nehmen wird. Die Vorbereitungen zur Herrichtung des Schlaffes werden bereits eifrig betrieben. * Keine Obstruktion der tschechischen Sozialdemo kraten. Der Führer der tschechischen Sozialdemokratie Reichstagsabgeordneter Remec gab eine Erklärung ab, in der es heißt, daß die Partei keine Ob struktion treiben werde, auch nicht gegen die Wehr vorlage, denn jede Obstruktion bedeute die Ver neinung des parlamentarischen Prinzipes und sei deshalb vom sozialdemokratischen Standpunkte aus unter allen Umständen zu verwerfen. Frankreich. * Ersatzwahlen ssir die Kammer. Gestern fanden zwei interessante Abgeordnetenwahlen statt. Versailles ernannte an Stelle des getöteten Kriegs ministers Berte au den radikalen Rechtsanwalt Laurent zum Abgeordneten. In Pont - Audemer, Eure, wurden an Stelle des „Liberalen" Legendre d« gemäßigte Republikaner Lottot gewählt, der der demokratischen Linken beitreten dürste. Die» bedeutet einen Gewinn für die Republikaner, zu denen man die „Liberalen" längst nicht mehr rechnen kann. * Die antimilitärischen Treibereien der Eewerk- schaste». In der Angelegenheit des „Sou des Soldaten" geht die Staatsanwaltschaft entschlossen vor. Gestern wurden drei leitende Persönlichkeiten der Maurergewerkichaft, der Schriftführer Biritaud und die Ausichußmitglieder Viau-Dumont, unter der Anklage verhaftet, im antimilitärischen Sinne ge wühlt »ad Soldaten btt der Fahne zum Ungehorsam aufgehetzt zu haben. Sämtliche Mitglieder de» leitenden Ausschüsse» d« Maurergewerkschaft richtete» darauf gemeinsame Schreiben an den llnt«sruhimg». richter, worin sie ihn aufforderten, sie zusammen mit ihren Kameraden in die Strafuntersuchung einzube- ziehen, da sie in dem gleichen Maß wie diese o«- antwortlich seien. Die Rundschreiben an die Soldaten bei den Fahnen, sagen sie, sind von» 1. Wat datiert. Sicherlich sei ienes Datum der Behörde bekannt. Um strafrechtlich vorzugehen, hab« man jedoch die Erklärung des allgemeinen Ausstandes im Baugewerbe abaewartet, um die Gewerkschaft ihrer Führer und Vertrauensmänner zu beraube». Die eingeleitete Untersuchung sei nur ern Vorwand, der eigentliche Zweck aber die Unterstützung der Unternehmer durch die Staatsgewalt. * Segen die Altersversorgung. Der La »des rat der geeinigten Sozialistenpartei hielt am Sonntag seine Jahresversammlung ab und beschäf tigte sich in leidenschaftlicher Erörterung mit der Stellungnahme zum Altersversorgungsgesetz. Vergebens bestand Jaures darauf, daß die Partei das Gesetz annehme und nur auf seine Verbesserung hinarbeite. Guesde bekämpfte diesen Vorschlag mit größter Leidenschastlichkeit, bezeichnete das Gesetz als schlechterdings unannehmbar, weil es von den Versicherten einen Beitrag fordere, und setzte es durch, daß die Versammlung mit 87 gegen 52 Stimmen seiner Ansicht beitrat und beschloß, den Krieg dis aufs Messer gegen die Altersversorgung fortzusetzen. England. * Der Khedive in London. Die Zeitungen ver öffentlichen eine Erklärung, in der ausdrücklich fest gestellt wird, daß der Besuch des Khedive in London keinerlei politische Bedeutung hatte. Der Khedive von Aegypten sei vielmehr ganz inkognito nach der britischen Hauptstadt gekommen, lediglich zu dem Zwecke, Sir Eldan Gorst einen Krankenbesuch zu macken, so daß nicht einmal die Behörden von seiner Anwesenheit etwas wußten. Gleich darauf fuhr er wieder nach Paris zurück. Das letzte Bulletin über das Befinden Sir Eldan Gorsts besagt, daß die Kräfte immer weiter schwinden. Italien. * Gesandter v. Mühlberg. Der Papst hat den preußischen Gesandten v. Mühlberg vor Antritt seines Urlauvs in Audienz empfangen. Spanien. * Die Beschlagnahme des deutschen Dampfers. Der deutsche Generalkonsul hat nach genauer Unter suchung festgestellt, daß die in Corcubion von den spanischen Behörden vorgenommene Beschlagnahme des deutschen Dampfers „Gemma" begründet war und rechtmäßig erfolgte. Rußland. * Der angebliche Ritualmord in Kiew. Die Auf klärung des angeblichen Ritualmordes an dem Knaben Juschtschenko in Kiew steht unmittelbar bevor. Unter dem Verdacht, den Mord begangen zu haben, wurde ein gewisser Prichodiko, der Stiefvater Juschtschenkos, verhaftet. Bulgarien. * Bulgarisch-türkische Zwistigkeiten. Die ge samte bulgarische Presse mit Einschluß der Regie rungsblätter ereifern sich über die Türkei, weil die Behörden in Saloniki den dortigen makedo-bulga- rischen Lehrerverein aufgelöst und Vorkehrungen zur Verhinderung des einberufenen Kongresses des makedo-bulgarischen Lehrerbundes getroffen haben. * Bulgarenrache. Aufsehen erregt die Ermor dung von vier Bulgaren durch bulgarische Komrtatschis unweit von Kumanowa. Die Täter entkamen. Die Ursache des Verbrechens war die Weigerung der Opfer, die Eeldforderungen der Komiteeleute zu erfüllen. Serbien. * König Peter und sein neues Kabinett. Der König empfing die Mitglieder der neuen Regierung und richtete an sie eine Ansprache, in der er dem Wunsche Ausdruck gab, daß die Skupschtina ihre im Herbst des nächsten Jahres ablaufende Legislatur periode auch beendigen möge. Das neue Kabinett möge versuchen, mit der Skupschtina zu arbeiten, wozu er ihm besten Erfolg wünsche. Wenn ein Zu sammenarbeiten zwischen der Regierung und der Skupschtina unmöglich wäre, was er sehr bedauern würde, so würde die Krone in der Lage sein, ent sprechend zu handeln. Der König empfahl schließlich der Regierung, in ihrer Tätigkeit versöhnlich zu wirken. Ministerpräsident Milowanowitsch erwiderte im Namen der Regierung, daß diese alles aufbieten werde, um die Wünsche des Königs zu erfüllen. — Ministerpräsident Milowanowitsch ist zu sechs wöchigem Kurgebrauche nach Marienbad abgereist. * Der allslawische Journalistenkongreß ist am Montag vormittag unter Beteiligung von etwa 300 slawischen Journalisten in Belgrad eröffnet worden. Türkei. * Eine Reformkommission für Albanien. Wie verlautet, wird die Pforte eine aus höheren Offi zieren und aus Justiz- und Verwaltungsbcamten bestehende Kommission zum Studium der not wendigen Reformen nach Albanien entsenden.— Nach einem Telegramm des Oberkommundanten in Albanien haben die Aufständischen vorgestern ihre Angriffe auf Abteilungen der 1. und der 4. Division beim Zemfluffe wiederholt, sind jedoch zurückgeschlagen worden. * Die Wirren in Albanien. Die vom Minister rat beschlossene nochmalige Verlängerung der den Malifforen gewährten Frist findet in der „Ieni Gaz-tta", die das Krieg sg-schrei anderer Blätter nicht mitmacht, volle Billigung. Im Bewußtsein der großen Fehler, die die türkische Politik gegen über den Malifforen begangen hat, hofft das Blatt, daß der Bürgerkrieg durch friedliche Mittel be endet werden wird. „Europa weiß", sagt das Blatt, „daß die Türken den Krieanicht fürchten, um so eher könne man jetzt friedliche Mittel anwenden." Venezuela. * Gastro in veueznela. Eine Depesche aus Wilhelmstadt meldet, daß die Regierung von Vene zuela nunmehr die Gewißheit erlangt hat, daß Er- präsident Castro an der Ostküste von Venezuela gelandet ist. Die Regierung befürchtet eine Re volution. Sie weiß, dag Castro über große Geld summen verfügt, und daß er auch in Venezuela viele Freunde hat, die ihn unterstüken. Einer der An hänger Castros, General Pello. der einer seiner ersten Offiziere war, ist verhaftet worden. pretzltimmeu. Dem Marokkostreit widmet die „Tägliche Rundschau" noch folgende Motte: „Unseren pflichtgemäßen Schutz bedrohter Reichs angehöriger vor einem internationalen Forum zu ver teidigen, haben wir keinen Anlaß. Selbstverständlich keiten vor «in Schiedsgericht oder eine Konferenz zu schleppen, widerspricht der nationalen Würde. Dre Wahrung unserer Interessen in Sus ist eine marok kanische Frage, und daher sollten dir Kompen- t» Rn», na», tzt» ^alallao« deutscher Werbe a» d« ParH« Ntzrtz» «ch». Überhaupt au» der DtokäMo» »«schwt»»«» — «ch Re ist ei»e rein- d«»Ische, i» der »tr bisch« da, internationale Gebiet »och -ar nicht gestreift habe». Wir betrachten sie so kehr al» eine deutsch« Angelegenheit, die wir allein vurch-afechteu haben, daß wir 1. B. die selt- sa»»« Haltung der effiziSse» österreichische» Press« gar nicht beachte«. Wen» Oesterreich un» jeden Tag ver- sichert, «» werde sich znrückhalten, es könne für Deutsch land nicht etntretea, so möge es das in treuer Er innerung an unsere Schwerthilfe in der bosnischen Frage tan. Wir werde» auch ohne öfter- reichtsche Hi lfe fertig werden. Ein Nibelungen denkmal österreichischer Treue brauchen wir in Berlin wobl nicht allzubald zu errichten. Wir hatten aber auch keins i» Aussicht genommen." Di« „B»ssische Zeit«»g" warnt vor über mäßig« Sorg« vor „unruhigen Zeiten": „Die Nachteile der Unsicherheit über die nächste Zukunft bleiben nicht aus: doch sie nehmen nicht jenen unheilvollen Umfang an, den ausgeprägte Kriegs sorge schafft. Es darf erwartet werden, daß die Un sicherheit nicht lange genug anhält, um weitgrttfend« wirtschaftliche Verheerungen anzurichtrn. Furcht kennt die deutsche Nation nicht, oder nur Furcht vor Gott, wie der erste Kanzler sich ausdrückte. Auch das ritterlich« Volk der Franzose» ist dem Ge fühl der Furcht unzugänglich: das hat es in zahllosen Schlachten bewiesen. Aber wenn sich zwei mächtige, reiche Kulturvölker schlagen sollen, sich bekämpfen sollen L outtuuoo, dann muffen sie dazu überzeugen deren, begeisternderen Anlaß haben als das Schick sal des armseligen scherifischen Reiche». Mithin, wenn es eine Spur Vernunft in der Weltgeschichte gibt, werden sich Deutsche und Franzosen nichtschlagen, sondern vertragen, verträglich und freund schaftlich einander näher kommen. Dann werden nach den unruhigen Zeiten schnell genug Zeiten der Zu versicht, des Vertrauens, des wirtschaftlichen Auf schwunges und der geistigen Blüte anbrechen." Der „Hannoversche Courier" faßt sein Urteil noch einmal in seiner Wochenschau zusammen: „Die Algecirasakte war speziell mit ihrer Bestim mung über die Leitung der marokkanischen Polizei in den Hafenorten Lurch französische und spanische Offiziere und Unteroffiziere «in Provisorium (für sechs Jahre!, das mit dem laufenden Jahre sein Ende erreicht. Durch das selbständig« mrlitärisch« Vor gehen Frankreichs und Spaniens, dem dann Deutsch land folgte, ist ein neues Provisorium ge- schaffen. Dies in ein Definrtivum zu wan deln, ist die Aufgabe der jetzt beginnenden Ver handlungen. So war die Entsendung des „Panther" mehr als «ine „schöne Geste", st« harte die praktische Bedeutung des Schutzes der deutschen Interessen: und die weitere, daß.Deutschland bei den neuen Verhand lungen nicht nur am grünen Tisch neben einem Haufen Akten seinen Platz einnehmen will, sondern daß es bei dem Ausgleich, der gesucht und gefunden werden wird, ebenfalls etwas Positives in die Wagschale werfen kann. Man erkennt im Auslande,daß unsere sin Deutsch land selbst scharf kritisierte) Nachgiebigkeit in marokkanischen Dingen «in Ende Kat, und ist offenbar überzeugt, daß man an Deutschlands Geduld und Konsequenz, auf dem betretenen Wege wciterzugehcn, nicht zweifeln darf." In einer Polemik gegen die Haltung des „Vor wärts" in der Marokkofrage sagt treffend die „P o st": „Im übrige» stellen wir an de» Vorwärts" heute die Frage, wie er sich zu der Frage der schwarzen und algerisch - marokkanisch - arabisch - berberischen Armer Frankreichs stellt. Ob er deutschen Soldaten — also doch wohl auch deutschen Handarbeitern — zumuten will, im Kriegsfälle nicht nur gegen einige Regi menter, sondern gegen ganze Armeen von einigen Hundcrttausenden dieser wil den Kerle zu kämpfen '^nd ob er deutsche Frauen und Mädchen — also wohl auch deutsche Handarbeiterfrauen und -Mädchen — den Brutalitäten dieser Schwarzen preis geben will. Diese Frage scheint uns zur Klärung der ganzen innerpolitffchen Sachlage von entscheiden dem Wert." Tögeschranik. Weißenfels, 10. Juli. (Ueber die 50jährige Geschichte) der hiesigen Oberrealschule hat Ober lehrer a. D. Professor Klose, der 40 Jahre hindurch an der Anstalt gewirkt hat, eine Festschrift verfaßt, in der auch das reiche, innere Leben der Schule zur Geltung kommt. Meiningen, 10. Juli. (Bl* mentag). Der hier veranstaltete Blumentaa hat einen guten finan ziellen Erfolg gehabt. An den beiden Tagen wurden !)500 ./z eingenommen, von denen nur die verhält nismäßig geringen Unkosten abzurechnen sind. Gerstungen, 10. Juli. (Trockenheit.) In folge der anhaltenden Trockenheit ist der Wafferstand der Werra derart gesunken, daß die Langholzflößcrci eingestellt werden muß. Kaltennordheim, 10. Juli. (Eine originelle Ehrung) wurde in Kaltenwestheim der Hebamme Niebling aus Anlaß ihrer 25jährigen Wirksamkeit zu teil. Zur Feier des Tages hatten sich sämtliche Frauen des Ortes, denen die Hebamme einstmals Hilfe geleistet, zusmnmengefunden. Nach einem ge mütlichen Bttsammensein im Gemeindegafthof, bei dem die Verdienste der Jubilarin hervorgehobcn wurden, ordntten sich di« 130 Frauen unter Doran tritt der Dorfkapcllc und der Jubilarin zu einem Festzuge Lurch den Ort. Heiligenstadt, 10. Juli. (Die Errichtung eines Denkmals) für den Vater der eichs- feldischen Geschichte, Kanonikus Wolf, in seinem Geburtsorte Kreuzeber ist nunmehr beschlossene Sache. Eine Kommission des Vereins für eichs- feldische Heimatkunde begab sich nach Kreuzeber, um die Platzfrage zu regeln. Da von dem Geburtshaus Wolfs nur noch Reste eine» baufälligen Hinter, gebäudes vorhanden sind, so entschied sich die Kom mission dafür, eine Gedenktafel aus Bronze mit In- schrift an der Nordseite der Ortskirche anbringen zu lassen. ' Göttingen, 10. Zull. (Falsche Sparsam- keil) der Post hat dazu geführt, daß die Göttinger Post keinen geeigneten Aushilfsbriesträger bekommen hat. Eie wollte für einen Aushilfsbriesträger keinen höheren Lohn bezahlen al» 2,50 pro Tag. Für Wesen geringen Tagttohn fand sich aber kein« zuver lässige Kraft, und so hat di« Post einfach einen Sol- baten, der im Zivilberuf Briefträger ist, als Aushilfs- bttefttäger ttugestellt. G» erregt natürlich allgemeine» Kopfschütteln, wen» di«ser Mann in sein« Militär uniform die Briefkästen leert. Berlin, 10. Juli. sBaterund Tochter beim Baden ertrunken.) Zwischen Rahnsdorf und Friedttchshage» vergnügte sich gestern beim Baden im Müggelsee tt» Ehepaar mtt seiner 12jährigen Tochter im seichten Waff« mit Ballspielen. Als die Mutter den Ball einmal etwas weiter in den See hineinwarf, wollte das Mädchen ihn wieder holen, e» sank aber plötzlich mrt« und kam nicht wieder zum vorschtt». Der Bat« kprang sofort hinzu unb tauchte
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