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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.07.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191107099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110709
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-09
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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lür »ad P»rottr ouich aiyel« Iria«r u«d Eok0tt««„ cmal »aalich U>» vao» gedrochk Ai PI. »»luitU, r.70 Pik. »tecteltädrl. v«t «l«r» FUtal«» «. Hin. nehmeNrltr» abakdoU 7s PI. „naU. L»Ml- otett-ttLhrl. »nrch P,ft: »nnrrhalS D«o«Ichland» and der dentlchen Notonte» oirrttljährt. ».SU Nik„ «onaU. ILU SIl. aaalchl. P»Kdest«llgeU>. gerne» In Leisten, Danemarl, den Donanftaaten, Italien. Luxrmbura. IMrderland«, -ior- wegen Oesterreich. Ungarn, -tublanb, Schweden, Echwett u. Cvonien. 2n allen iidrtgen Staaten nur »tritt durch bi« <vr>chä!t»ltelt« d«» Platte» erdattltch. Da» Uerptlger Lagedlaa rrlldrrni r«at täglich, Sonn» a. iietrnag» nur morgen». Abonnementr-Unnahm» 3»da»»>»»all» S. betonieren Tragern. FUtatrn Svedtleuren und Hlanahmestellen, lowl, Poftamtern und Pneltragera. G»»»«l»»rra,l»»r»r» bW. Tel.-Änschl. 14K93 HaNVelSzeltUNg* Tel.-^nschl.i 14693 l 14 694 i »4 MS» Amtsblatt -es Aates «nd -es Nokizeiamtes -er Lta-t Leipzig. M Inlerar« an» u«td«t» and Umged,^ »t« llpaittg«Pettttett«SPt, dt«AeNanre» »etl« l Pkl., oo» an»»ätt» all PI. Sieklame» llv «li, Jnleratt »— P«-rrd„ t» «urt» ltch«. TeU dt» V«ttt»«U» « PI. »«!chäst»a>tt«igr» mir Platz»« richttft», n tn der Ut>endau»gad« i» Preis» erhöbt. Aadatt nach Tarif. Letlagegedüdr Selamt» aujlag« ü Mb » Taulcnd erkl. Poltgrbüdr. TeildeUag, hoher. geltenetit» Aufrraa» können nicht prrllL» gezogen werden. gür da» Lrlchetae» an degtmmlen Tagen und Plätzen wird t«t»« tSaranti« üdernoounen. Anzeigen» Ännahmr. 2«h»»»«»,»ll, bei «amllichen gilialen ». allen Annonrnu» Ltpedltronea de» 2n> »nd Hluolantzäs» D«»ä owd Peri», »e» rr»r»i«,« Ta»»» blatte» E. P»l». Inhaber: Paul ttuetten. Ledattt»» nn» P«Ichitt»ft«ll»: 2ohannl»gass« ll -aaor-Arttal« Dreebe» Seegrad« < 1 llelephon »ÜllTb Ar. 188. Sannis«, üen s. Tllli ISll.1S5. Zshrgsng. Die lwlliesteude Angabe umfaßt 36 weiten. Das kvichtiglte. * Zum Branddirektor von Leipzig wurde Branddirektor Dr. Reddemann -Posen gewählt. (S. Leipzig.) * Amtlichen Nachrichten zufolge ist der Kreuzer „Berlin" in Agadir eingetrofsen. (S. des. Art.) * Die Aussperrung der Metall-und Berg- wcrksarbeiter in Norwegen hat am Sonnabend begonnen. (S. Ausl.) * Das neue serbische Kabinett hat sich ge bildet. (S. Ausl.) * Das Erdbeben in Ungarn hat großen Schaden angerichtet. (S. Tageschr.) MlMres' Mhrt nach üen Nieüerlanüen. Der Präsident der französischen Republik hat am Hofe der Königin von Holland einen Besuch abgestattet. Seit Felix Faure beim Zaren als East weilte, hat man sich ja an die Neuerung gewöhnt, daß französische Republik-Präsidenten wie Monarchen an ausländische Höfe reisen und dort mit allem Zeremoniell empfangen werden, das bei Besuchen königlicher Gäste vorgeschrieben ist. Die monarchischen Kreise empfinden es kaum noch, daß sie bei solchen Gelegenheiten auf den Gräbern alter Vorurteile sich bewegen. Höchstens jene republikanischen Catone, denen jedes Sitzen an Königs Tische einen Charakter zu verderben scheint, nehmen noch einigen An stoß an der friedlichen Paarung der beiden Staatsanschauungen. Zwischen der „großen Republik" und dem konstitutionellen Königtums der Oranier besteht wohl der geringste Abstand; zumal wenn man bedenkt, daß Frankreichs heutige Verfassung in Zeitläuften entstanden ist, da man es einem künftigen Herrscher vom Hause Orleans auf dem Throne wohnlich machen wollte. Auf alle Fälle war der Gegensatz der Staatsordnungen unendlich größer, als das Verhältnis noch um gekehrt stand: als die Niederlande sich Frei staat nannten und an der Seine der Mann re gierte, der mit seinem Worte: I'Ltut e'est moi die festländischen politischen Tendenzen seines Jahrhunderts zu ihrem schärfsten Ausdruck brachte. Sein lebhafter Widerwille gegen die erfolgreich mit ihrem absolutistisch gelenkten Rachbarlande wetteifernde Republik trieb ihn ja auch in einen der frevelhaftesten seiner „Raubkriege" hinein. Die Ereignisse der französischen Revolutions jahre waren nicht geeignet, eine engere Be freundung der beiden Völker anzubahnen. Nicht einmal die antioranische Partei war besonders begeistert, als den Holländern statt einer Wieder herstellung der nationalen Freiheiten, wie sie Hugo Erotius und Olden Barneveld gemeint hatten, nach dem Schema k' der jakobinischen Vasallenstaaten eine „botanische Republik" auf gedrängt wurde. Als vollends der korsische Ee- waltherr seinen eigenen Bruder des geschenkten Thrones wieder beraubte, weil er zu gewissen haft war, das anvertraute Land durch die Kontinentalsperre ruinieren zu helfen, da breitete sich im Mündungsgebiete der großen Ticflandsströme ein Franzosenhaß aus, fast grimmiger als ihn auf reichsdeutsihem Boden die gleiche Unterdrückung erzeugte. Die Nachwirkungen jener Jahre waren kaum überwunden, als eine abermalige Heraus forderung Frankreichs einen neuen Riß in die Beziehungen beider Länder brachte. Nicht genug, baß französische Einflüsse eine große Mitschuld an dem Wicderabfall der südlichen Niederlande trugen: cs sandte vielmehr, um das zuletzt einzig noch strittige Antwerpen den Holländern zu entreißen, Louis Philipp den General Ehasseux ins Nachbarland. Dieser Friedensbruch, den nut der Kriegserklärung zu beantworten man sich zu nhwach dünkte, hat ein weiteres Menschen alter istndurch eine Aussöhnung der Franzosen unc> der Holländer verhindert. Napoleons III. unablässiges Liebäugeln mit^ Plänen einer Wiederherstellung der Rheingrenze, sein An schlag auf Luxemburg, seine nicht verborgen bleibenden Versuche, Bismarck die „freie Hand" gegen Belgien abzulocken, waren natürlich sehr ungeeignet, in Holland freundlichere Gesinnungen gegen den alten Feind zu erwecken. So ist es I denn gekommen, daß niemals höfische Be suche ausgetauscht wurden, solange beide Staaten sich gleichzeitig monarchischer Einrich tungen erfreuten. Die Republik holt endlich nach, was unterblieben war. Die Umwandlung der verjährten Abneigung in eine neutralere Stimmung datiert von dc-n weltumgestaltenden Wochen, die die Schläge von Metz und Sedan dem Frankenreiche den trügerisch ein halbes Jahrhundert gefristeten Nimbus ent rissen, die erste Militärmacht Europas geblieben zu sein. Mit der schwindenden Gefahr ver minderte sich das Mißtrauen, und sein aus scheidender lleberschuß nahm seine Richtung — gegen den Sieger! Das heutige Holland steht unter dem größeren Vanne der „deutschen Gefahr". Wir Deutschen sind uns bewußt, keine subjektive Schuld an diesem Argwöhne zu haben. In 40jähriger Friedenszeit haben wir peinlichst alles Unterlasten, was ihn berechtigt erscheinen lasten könnte. Sollte eigene Er kenntnis von den politischen und wirtschaftlichen Vorteilen die Holländer mit dem Gedanken eines engeren Anschlusses an ihr größeres Hinterland in irgendeiner Zukunft vertraut machen, so würde der Bruderstamm dies seits natürlich mit offenen Armen empfangen werden. Bis zu jener Zukunft sind aber die Wege noch weit. Wir dürfen den zahlreichen abgeneigten Kritikern deutscher Zu stände, die man in Holland findet, sogar rück haltlos zugeben, daß sie sich in der unmittel baren Gegenwart bei uns nicht wohl fühlen würden. Das einst gesprochene Wort, Preußen müsse in Deutschland moralische Eroberungen machen, hat noch kein Regierender auf unser Verhältnis zu den germanischen Staaten an der Peripherie des Reiches angewandt. Eine Wirtschaftspolitik, die ihren Angelpunkt in einer einseitigen Bevorzugung agrarischer In teressen findet, macht bei einem durch seine geographische Lage überwiegend dem Handel zugewandten Volke keine moralischen Erobe rungen. Indessen ist wohl der Höhepunkt der hollän dischen Deutschenfurcht jetzt überwunden. Die seit dem Aussterbeu des Mannesstammes ge besserten höfischen Verhältnisse haben neben der wandellosen Korrektheit unserer Regierungen ihr Teil zu diesem Ergebnisse beigetragen. Wenn Fallieres einen früheren Pariser Besuch der beiden königlichen Frauen nunmehr erwidert, so brauchen wir nicht zu besorgen, daß der ihn begleitende neue Auslandsminister einen gegen Deutschland gerichteten Bündnisvertrag in seiner Reisetasche zurückbringt. Brauchen es um so weniger, als trotz aller holländisch französischen Annäherung noch ein Boden rest alten Mißtrauens unverkennbar zurückge blieben ist. Die mißgünstigen Bemerkungen, die sich Herr Pichon im Januar über die Be festigungspläne von Vlissingen leistete, haben nicht allein das auf sein Sclbstbestim- mungsrecht echt niedergermanisch-trotzige Volk i verstimmt, sondern auch einem Argwohn Nah- s rung gegeben, daß niederländische Landcsteile in französische Feldzugsplane einbczogen seien, und also denc Pufferstaat«: an den Rhein-Mün dungen widerwillig eine Störung seiner fried lichen Ruhe zum Besten fremder Interessen zu gedacht sei. Unter dem frischen Eindrücke jener ministeriellen Entgleisungen wäre vielleicht die Visite des Herrn Fallieres unrärlich gewesen. Daß sie jetzt stattgefunden hat, läßt daraus schließen, daß jene Mißhelligkeiten inzwischen behoben sind. Immerhin ist es bemerkenswert, daß der Bürgermeister von Amsterdam cs nötig befunden hat, auf die für französische Ohren wenig erfreulichen geschichtlichen Erinne rungen und auch auf den Gegensatz der Staatsformen einzugehen. Die Gäste werden den Eindruck mitgenommen haben, daß die Be- sieger Albas den Wunsch haben, für sich zu bleiben, und die wenig nachhaltige propagan distische Kraft, welche die Ideen der Konvents zeit und die „große Nation", ihre Trägerin, in Holland entwickelt haben, im zwanzigsten Jahr hundert noch um vieles schwächer geworden ist. Die Lrgebmlle üesKelchshsushslts Mr üas R:Hnungsjs!rr l910 haben sich, dem „Reichsanzeiaer" zufolge, nach dem Endabjchlusse der Reichchauptkasse, abgesehen von den auf die außerordentlichen Deckungsmittel angewiese- ncn Ausgaben, wie folgt gestaltet: Für denReichs - t a g waren 72 000 « mehr erforderlich. Beim Aus - wärtigenAmte sind die Ausgaben um 610000 hinter dem Anschläge zurückgeblieben. Im Geschäfts bereiche des Reichsamts des Innern ist, hauptsächlich infolge von noch bevorstehenden und da her in Nest gestellten Ausgaben, auf Grund des Kali gesetzes, eine Ueberschreitung von 4 406 000 ttt zu ver zeichnen, die indessen durch eine Mehrelnnahme von 5 512 800 ttl, die zum größten Teil ebenfalls aus dem erwähnten Gesetze ebruht, mehr als ausgeglichen wird. Für das Reichshcer sind bei den Kontingems- Verwaltungen von Preußen, Sachsen und Württem berg einschließlich des diese Verwaltungen angehen den und mit einer Ersparnis von 1870 000 ttl ab schließenden Abschnittes des allgemeinen Pensions fonds an fortdauernden Ausgaben 3 893 000 „tt, weni ger, an einmaligen Ausgaben dagegen 1 571 000 ttl mehr erforderlich gewesen. Diese Mehrausgabe findet indessen in einem entsprechenden Teile der Mehrein nahme der Heeresverwaltung von 2 405 000 ttt ihre Deckung. Die bayerisch« Quote hat eine Aenderung nichr erfahren. Bei der M a r i ne o e r w a l t u n g schließen die fortdauernden Ausgaben einschließlich einer Erspar nis von 477 000 beim allgemeinen Pensionssonds mit einem Weniger von 1 746 000 -K, die einmaligen Ausgaben dagegen mit einem Mehr von 367 000 ttt ab. An Einnahmen sind 249 000 mehr aujge- kommcn. Bei der N e i ch s j u st i z o e r w a l t u n g beträgt die Ueberschreitung bei den fortdauernden Ausgaben 135 000 ttt. An Einnahmen sind 174 000 ttt mehr nachaewiescn. Bei den Fonds des R e i ch s s ch a tz a m t s ergibt sich an fortdauernden Ausgaben ein Weniger von 2 575 000 -.U, an einmaligen Ausgaben ein Mehr von 11340 000 und bei den Einnahmen ein Mehr von 9 907 000 Von letzterem Betrage sind 9 521 000 mehr ausgekommener Münzgewinn zur weiteren Ver stärkung Ser ordentlichen Betriebsmittel der Reichs- Hauptkaste bei den einmaligen Ausgaben über Las Etarsjoll hinaus wieder verausgabt worden. Zur Ergänzung des Anteils der Bundesstaaten an der Erbschaftssteuer auf den Betrag ihrer Durchschnitts einnahme in den Rechnungsjahren 1901 bis 1905 waren 3 438 000 weniger als angesetzt erforderlich. Die den Einzelstaaten verbleibende Hälfte der Reichs- stempelabgabe für Wetteinsätze bei Pferderennen stellte sich, der Einnahme entsprechend, um 1 405 000 ttt höher als der Voranschlag. Zur Gewährung von Bei hilfen an Hausgewerbetreibende und Arbeiter, die wegen Aenderung des Tabaksteuergesetzes brotlos ge- woiden, sind 1 814 000 -K über den Etatsansatz hinaus verausgabt. Die Verwaltung und Verzinsung der Reichsichuld hat 14 095 000 ,4t weniger er fordert, während die Tilgungsfonds (Kapital 72a der fortdauernden Ausgaben) nach Uebernahme des am Schlüsse erwähnten Ueberschusses und unter Berück sichttgung eines Abgangs von 235 000 ttl bei dem zur Verminderung der Reichsschuld ausgebrachten Fonds eine Ueberschreitung von 117 474 000 .tl Nachweisen. Da ferner von Len Trägern der Unfallversicherung von den im Kalenderjahr 1909 aus der Reichskasse erhobenen Vorichüssen 6 386 000 ttt mehr als angenom men zurückgczahlt sind, so war dec Anteil des Reichs an der Tilgung um 4 257 000 ttt zu erhöhen und der sich hiernach ergebende Gesamtbetrag von 10 643 000 bei den einmaligen Ausgaben über das Etatssüll hin aus zu verausgaben. Leim allgemeinen P e n si o n s f o n d s er gibt sich unter Einschluß der oben bereits erwähnten Ersparnisse bei Len Verwaltungen des Ncichsheeres und der Marine insgesamt eine Wenigerausgabe von 2 38-. 000 . tt. Bei dem Fonds für die L r p e ü i t i o n n a ch O st- asien sind 153000 ttl als ichl oerwrndet in Ab gang gestellt. Als Minderausgabe ist schließlich noch der Betrag von 2 842 000 zu .rwäbnen, um welchen das aus dem Vorjahr übernommene Soli an Ausgabe resten für in früheren Jahre erfolgte Ueberschreitun- gen übertragbarer Fonds gekürzt worden ist. Die Einnahmen an Zöllen, Steuern und Eebühren sowie a n A b f i n d u n a e n haben den Voranschlag um 57 465 000 .ll überschrit ten. Beim Ueberschuste der Reichs-Post-- und Telegraphen Verwaltung ist ein Mehr von 19 705 000 und bei demjenigen der R e i ch s- eisenbahnverwaltung ein solches von 11 755 000 ,4t zu verzeichnen. Dagegen ist der Ueber- schuß der R e i ch s d r u ck e r e i nm i 487 000 ttl hinter dem Voranschläge zurückgeblieben. Beim Bankwesen sind 3 558 000 ttl mehr aufgekommen. Die A u s g l ei ch u n g s b e t r ä g e für die nicht allen Bundes staaten gemeinsamen Einnahmen haben dem Mehr ertrage der letzteren entsprech nd ein Mehr von 3 895 000 ,<l erbracht. Ferner sind aus der Prüfung der Rechnungen 278900 ttl mehr als angesetzt und an außergewöhnlichen Einnahmen 125 000 cingegangen. Für verkaufte Festungsgrundstückc sind 97 000 .<t außcretatsmäßig aufgekommen. Im ganzen hat sich hiernach ein Ucberschuß von 117 709 090 ergeben, der den gesetzlichen Be stimmungen zufolge zur Abbürdung des mit noch 122 943 000 -4t zu Buche stehenden Fehlbetrages des Rechnungsjahres 1909 D rwendung ge funden hat. Die erfreuliche Mitteilung von einem stattlichen lleberschuß in der Neichshauptkaste wurde bereits vor einigen Tagen in der Presse verbreitet. Jetzt werden die amtliciren ziffernmäßigen Unterlagen für diese An gabe veröffentlicht. Daraus ist zu entnehmen, daß zu dem lleberschuß von rund 117^ Millionen am wesentlichsten die Einnahmen ans Zöllen, Steuern usw. beigetragen haben. Die sehr vor- sichtigen und niedrigen Ansätze für diese Einnahmen sind um rund 57H5 Millionen überschritten worden. Damit ist aber zunächst nur der selbstverständliche Be weis erbracht worden, daß die neu eröffneten Steuer- gucllen Erträgnisse erbringen. Ueber die Güte und die oolkswirtschaitliche Berechtigung dieser Steuer quellen ist dagegen durch diese festgestellten Mehr einnahmen noch gar nichts gesagt. Weiter sind an der Auffüllung dieses Ueberschusses die Verwaltung der Reichspost und Reichseisenbahnen, zusammen mit rund 30 Millionen Mark beteiligt. Der Rest di"scs Ueberschusses ist Ersparnissen in den ein zelnen Restorts zu verdanken. Da aus dem Rechnungsjahre 1909 ein Fehl betrag von 122,9 Millionen Mark vorhan den ist, und der lleberschuß zur Abbürdung dieses Fehlbetrages nach den gesetzlichen Bcstimmun" gen zu verwenden ist, schwindet der Fehlbetrag nun. m»hr auf nur noch 5,2 Millionen Mark zu sammen. Bei der sehr vorsichtigen Finanzgebarung deren sichdcrSlaaissekretär d^sReichsschatzamtes,Wer muth, befleißigt, war zum Zwecke der Abbürdung in dem neuen Etat für 1911 die Summe von 39,7 Mil lionen Mark eingestellt worden. Diese Summe ist nun nach den Ncchnungsergebnissen von 1910 uw 34,2 Millionen Mark zu kürzen; es tritt also damit eine Entlastung der neuen Etats um 34,2 Millionen Mark zucage, was siä)er allgemein freudig begrüß! wird. Die lrunzüsische Armee unü Marokko. Die „Mil.-pol. Korr." schreibt auf Grund einer Umfrage: „Die französischen Kolonialtruppen haben zurzeit 9 Dioisions- und 27 Brigadegeneräle, von denen allerdings nur ganz wenige im Ausland garnisonieren. Bei der letzten parlamentarischen Verhandlung über die Frage der zukünftigen Pro- rata zwischen weigen und eingeborenen Truppen Übersee hat der Berichterstatter für das Kolonialouoget, Gervais, außer einer starken Verminderung dec europäljä)en Besatzungen in Jn- üochina und in Madagaskar die Vermehrung der in Len Schutzgebieten stationierten höheren Führer be antragt. so hielt Gervais für Jnüochina einen kom- mandreren-den General, zwe« Divisionäre und vier Bcigadekommandeure, für Westafrika einen Divisions general und zwei Brigabekommandeure, sckon vor dem Zuge Moiniers nach Fez, für erforderlich. Seine Deduktion ging dahin, daß im M o b i l m a ch u n g s - falle Frankreich mindestens zwei geschlossene Kolonialkorps aufstellen müsse, die vorläufig insgesamt auf 84 000 Mann geschulter Reserven zu rückgreifen könnten. Aus den Gervaisschen Vorschlägen geht klar her vor, daß man z v n ä ch st die Stäbe, das Skelett der späteren Organisationen, schaffen will um dann, bei weiter verfügbar werdendem Menschenmaterial, die Kolonialarmec von oben her nach unten hin aus« zusüllen und auszubauen. Daß die auf solche Wette in dcn überseeischen Besitzungen Frankreichs ttei- werdcndcn weißen Truppen zur Verstärkung oes Grenzschutzes gegen Deutschland verwendet werden sollen, hat der jetzige Kr.egsmlnister Messimy schon im Jahre 1908 ausgesprochen. Daß die Franzosen aber auch vor dem Einsatz geschlossener Niggersorma- tioncn gegen uns sich nicht scheuen werden, lehrt die 70er Erfahrung. Aagesichis aller dieser Vorbereitungen, die natür lich von den deutschen einschlägigen miliiärischen Stellen genau verfolgt werden, rst eine warnende Austastung des angesehenen Militärjchriftstellers Obersten P. Wo l f f von besonderem Jnterene, die in der letzten Nummer des „Deutschen Ofsizrer- b l a t t s" erschienen ist, dessen Publikationen unter die bekannten — uneingeschränkten — literarischen Bestimmungen des Kricasministeriums für Offiziere fallen. Der vorzügliche Kenner ausländischer Heeres- verhültnisse schreibt dort: „Bekanntlich ist Frankreich durch den Rückgang seiner Bevölkerung bezüglich der weißen Raste am Ende seiner Rüstungen angelangt. Es wird aber auf der jetzt erreichten Stufe wohl noch eine Zeit lang stehenbleiben, weil es das vorhandene Men- schenmaterial durch fürsorgliche Jugenderziehungin bester Weise auszunugen versteht. Es hatte 1910 trotz verschärfter Vorschriften über die Militär brauchbarkeit an 20 000 Militärtaugliche mehr als 1909 in den Listen verzeichnet. Trotzdem hat die Ab nahme der Geburten die Sorge um die Erhaltung der Kaders nicht schwinden lassen, und man hat seit 1909 mit vollem Ernst erwogen, den Mangel an weißen Truppen durch Eingeborene der af rikanischen Kolonien auszugleichen. Die Schaffung von Eingeborene n-A rmeen soll nicht auf einmal, sondern nach und nach er folgen, einerseits um die Bevölkerung allmählich daran zu gewöhnen, anderseits aus Ersparnis rücksichten, weil der Mangel an weißen Rekruten erst nach und nach eintritt . . . Jedenfalls ist eine sehr starke Vermehrung der Neger» rruopen in Algerien und in Marokko ringe- leitet. Es kann mit Sicherheit darauf gerechnet werden, daß schon nach wenigen Jahren mehrere Armeekorps afrikanischer Truppen im Kriegs, falle nach Frankreich werden übergeführt werden. Ein starkes selbständiges Marokko würde Frankreichoerhindern, seine afrikanischen Truppen an di« deutsch« Grenze zu entsenden. Bricht aber, wie es jetzt leider den Anschein hat, die Selbständigkeit Marokkos völlig zusammen, so steht nichts im LDege, daß Frankreich Algerien und Tunis den schwarzen Truppen zur Bewachung iberläßt und die ganzen dortigen Eingeborenen, orps in Europa verwendet. Ja, es liegt die Ge- ähr vor, daß es auch aus den morokkant» chen Eingeborenen Truppenkörper nldet und zur Verteidigung des Mutterlandes ^»eranzieht. Di« Aufrechterhaltung der Integrität Marokkos, wie sie in der Algecirasakte verbürgt ist, liegt daher nicht minder im militärischen als die Wahrung der „offenen Tür" im wirtschaftlichen Interesse Deutschlands. Der Rekrutierung Frank reichs stehen schon jetzt im Sudan, Algerien und Tunis rund 22 Millionen Menschen zur Verfügung. Marokko würde weitere 7 Millionen hin» zufügen. Damit würde der lleberschuß Deutsch lands an Menschenmaterial völlig ausgeglichen sein. Frankreich aber ist das Zeugnis auszpstellen, d:ß es dieses Gut zu Rüstungszwecken wesentlich besser ausnutzt als Deutschland. In den Plänen Frankreichs mit seinen afrikanischen Truppen liegt für Deutschland zweifellos eine ernste Gefahr, der rechtzeitig vorzubeugen sein würde." Die ruhigen zielsicheren Ausführungen de» Ober» ften Wolff und di« klare Tatsache, dcch alle Reichs»
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