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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110809017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911080901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911080901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-09
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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Bk^uüS-Prei- lür LeipPa »»L Por»tt» d«rch «*>«« TrLaer ind Eoedttev L»«l tiIltch in» Hau» gebrach»:» VI. »»natl^ LTV V». vierteliahcl. Lei unlern Filialen ». Na- uahmestellen abaebott: 7S Pf. »»«alt.. r.rsütt. »»«tteljihkl. r.kch »>« V»K: Innertzald Lenilchland» ,n» der deattchen Kolonien vtertellShrl. >.» Mt.. »»natl. l.ru Mk. Polcbeftellaeld Fern« in Belgien, ^.anemarl. den DonauÜaalen. Ilolien, Liiiembura, Niederlande. Rar» wegen, Leilerreich» Ungarn, Nnllland. Schweden. Schwei» u Spanien. 2n allen adrigen Etaalen nur »irelr durch di» S«ichSÜ»ftell« de» Blatte» erhältlich. Ta» Leiviiger Tageblatt erscheint Lmal läzllch. Sann» u. Feiertag» nur morgen». Abonnements-Annahm«' J»hannl»g«II« S. bei »nleren Trägern, Filialen. Spediteuren und Bnnahmellellen, I»«i« Poltännern «rd Brieiträgern. Nr. 2lS. Morgen-Ausgabe. il4«r schlx») Sel.-Auschl.^ i4«ss 114884 Handelszeitnng Ämtsbkatt -es Aales und des Aokizeiamtes Ser LtaSt Leipzig. Mittwoch, üen 9. Suguv l9ll. Att^lqcn.^rci» e»r llnserat« au» l!«ip»'a und Umgebung di« lisaltigePelitteil« LBirdie bleklame- t»il« I Ml.' non a»»»ürt» S0 Ps, 'Reklamen U20 Ml.' Insernt« n»n Behörde, im amt- lich., Teil di« Pettttetl. SV Pi Slrlchälrsanzeigen mit Platzvorlchristen u. in der Adendau»gab« im Peets« erhöht Rabatt nach Tarif. Bei'.agegebübr Kelaml» auslng« 5 Mk. o Tausend rett. Postgebühr. Teildeilag« Häher. Aestertrlll» Lustran« können nicht >uttlck- ö«j»g«n »erden. FSr da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. kl»»eig-n« Annahme: J»haaa!»gasse !i, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de» 2n» und Äuslande». Dritk rod Verlag »an Fischer ch Rtzesten Inhaber: Paul itürsten. «edaktia» und Lelchalt,ft«lle: Iohannirgass« L Filiale Dr«»den: Leestratze < l (Telephon <S21i- ros. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 16 «eiten. Dss Wichtigste. * In der gestrigen zweiten geschlossenen Versamm lung des Katholikentags wurde zum nächsten Tagungsort im Jahre 1912 Aachen gewählt, ('s. des. Art.) * Der Rücktritt de» österreichischen Reichskriegs- ministers Baron v. Schönaichs wird voraussicht lich erst im Herbst erfolgen. (S. Ausl.) * Sechs Tagemärsche von Teheran erfochten die Anhänger Mohammed Alis einen Sieg über die persischen Regierungstruppen. lS. des. Art.) * Der provisorische Präsident von Haiti, General Leconte, hat da« Kabinett neu gebildet. (S, des. Art.) * Durch zwei Fabrikbrände in Zuckmantel bei Teplitz wurden 1300 Angestellte brotlos. (S. Tageschr.) * Auf dem Nil ging ein vollbesetztes Schiff unter. Nahezu 100 Eingeborene sollen ertrunken sein. lS. Tageschr.) Dss Lnüe üer Mbsnelen- tiukltsnüe. Die diesjährigen Sommeranöver im Albanerlande scheinen vorüber zu sein. Dies mal wurde es den Türken schwieriger gemacht als im Borjahre. Damals hatte ja sicher auch die Diplomatie dem Schwerte nachhelfen müssen; denn es war zu unwahrscheinlich, dah die paar strategisch vortrefflich durchgeführten, aber doch keinen Entscheidungskampf erzwingenden Be wegungen Schefket Torguts an sich genügt Härten, eine so schnelle Unterwerfung herbeizu führen. Weiß doch auch alle Welt, daß der Albano so wenig wie andere Völker ein Ver ächter metallener Argumente ist! Wie es aber auch zugegangen sein mag: die Hauptsache war, daß 1910 schon zu Johannis der Friede im Balkanlande wiederhergestcllt war. Die alba- nesischen Stämme mußten ihre Waffen abliefern, was recht praktisch war, sich leider nur auf je ein Exemplar und nicht das modernste, beschränkt zu haben scheint. Außerdem wurden ein paar Rädelsführer aufgehängt, was vielleicht weniger klug war. Mer weiß, wie tief die Sitte der Blutrache im Fühlen und Denken der Skipetaren wurzelt, mochte schon damals mit starkem Bedenken den Dingen entgegensehen, die das neue Jahr bringen würde. Richtig trafen denn auch im Laufe der Wintermonate Meldungen über neue unruhige Bewegungen im Arnautenlandc ein. Aller dings wurden als Schauplatz der neuen Gärung nicht die östlich gelegenen Wilajets mit moham medanischer Bevölkerung, sondern die westlichen Gaue bezeichnet, die sich zur katholischen Kirche bekennen. Diese Verschiebung des Unruhen gebietes, das um die Osterzeit tatsächlich seiner türkischen Obrigkeit den Fehdehandschuh hin warf, ließ italienische Einflüsse wittern Indessen hat wenigstens die italienische Regie rung durch ihre korrekte Haltung manches getan, um den Verdacht zu entkräften. Zumal den garibaldianischen Treibereien, die wieder ein mal mit der alten Rebellenromantik des Helden von Marsala spielten, scheint sie mit genügen dem Ernste gewehrt zu haben. Desto nichtsnütziger hat das schwieger väterliche Montenegro sich aufgeführt. Daß es schon beim Ausbruche des Malissoren - aufstandes dabei war. wird auch ohne un mittelbare Beweise niemand leugnen. Aber als dann die Aufständischen, von den Türken ge drängt, sich über seine Grenzen ergossen, da war es weit davon entfernt, den Flüchtlingen, wie das Völkerrecht ge bietet, die Waffen abzufordern. Im Gegen teile: unaufhörlich trug es Sorge, die schadhaft gewordenen oder in türkische Hände geratenen Geschütze und Flinten durch frisches Material zu ersetzen, dessen Einfuhr nicht unterbunden werden konnte, weil die Pforte nach großmächt- licher Willenskundgabe den Neutralitätsbrechern nicht den Krieg erklären durfte. Immer von neuem brachen dann die Malissoren, ausgernht und in ihrer Rüstung verstärkt, über die von ihren „Gastfreunden" nur zum Schein bewachten Grenzen los; ja, die Wirte scheinen ihren Gästen oftmals noch eine kleine Wegstrecke das Geleite ins türkische Gebiet hinein gegeben und sie sogar im Gefechte unterstützt zu haben. Daß durch eine solche Kampfesweise die Türken allmählich * müde und mürbe gemacht wurden, ist verständ lich. So zogen sie trotz ihrer zahlenmäßigen Ueberlegenheit, die ohnehin in dem schwierigen Gelände nicht recht ausgenutzt werden konnte, öfters den kürzeren; und die von 1876 her be kannte montenegrinische Lügennachrichtenfabrik, die damals eine Vernichtung Mukhtar Paschas in die Welt hinausposaunte, als er siegreich auf Cetinje anrückte, beeilte sich natürlich, die Erfolge der Albanesen zu übertreiben. Schließlich aber gelang es Schefket Torgut, das Aufstandsgebiet durch eine zuverlässige Brandmauer tüchtiger Truppen so einzudämmen, daß ein Hinaustragen des Guerillakrieges über seine eng gewordenen Grenzen unmöglich ge macht wurde. Die beherrschenden Berghöhen wurden eine nach der anderen mit Sturm ge nommen, die eine Zeitlang belagerte kleine Festung Tust entsetzt. Durch vereinzelt bleibende Erhebungen im Miriditengebiete, im Bezirke des Skutarisees, ließ der Generalissimus sich nicht stören. Eine endgültige Zurückweisung der Aufständischen aus ihren letzten Zufluchtsstätten nach Montenegro hinein war allerdings nicht durchführbar, weil sie nicht geschehen konnte, ohne daß abirrende Geschosse über die Grenze hinausflogen. llnbilligerweisc aber hatte sich Rußland insoweit die montenegrinischen Be schwerden über diese Unvermeidlichkeiten angeeignet, daß die Rücksicht auf den äußeren Frieden den erhobenen Arm der Türken zurück hielt, so wohlverdient nicht bloß unabsichtliche Züchtigungen die Montenegriner ob ihrer un ehelichen Neutralität getroffen hätten. Einen Augenblick schien es, als wolle inan in Cetinje die letzte Maske abwerfen. Schon war der Befehl zur Mobilmachung der Division von Podgoritza erteilt. Aber da winkren doch die Großmächte energisch ab. Besonders das in Sachen des Balkanfriedens vor allen maßgebende Rußland hatte in diesem Jahre gar keine rechte Zeit, sich, dieweil es in Asien an zwei Stellen auf der Lauer liegen mußte, noch einen europäischen Klotz ans Bein zu binden. Diesem seinem Einflüsse ist es auch wohl mit zuzujchreiben, daß jetzt endgültig Montenegro darauf verzichtet hat, das Jahr 1911 unter das Zeichen eines größeren Balkan krieges zu stellen, aus dem ihm freilich kein Sieg erblüht wäre, aber doch auch keine staat liche Vernichtung, weil Mächtigere als die Türken in der letzten Not doch immer ihre Hände schützend über den kleinen Raubstaat halten würden. Sobald aber die Cetinjer Herren die jetzige Aussichtslosigkeit ihrer Wühlereien begriffen hatten, sagten sie den Malissoren ihre Gast freundschaft auf. In den letzten Tagen war noch der Ausbruch der Cholera in Pod goritza hinzugekommen, um sie zur Eile anzu treiben. Der König hat den durch die Zeichen der schrecklichen Krankheit zuletzt doppelt lästig gewordenen Gästen nunmehr eröffnen lasten, daß er sie so schnell wie möglich loszuwerden wünsche. So blieb denn ihnen nichts übrig, als endlich die entgegengestreckte Friedenshand der Türken zu ergreifen. Sie konnten es auch um so eher tun, als die Bedingungen von außerordentlicher Milde sind. Amnestie, selbst der Schuldigsten, war ja selbstverständlich. Aber nicht einmal auf Entwaffnung, und sei sie noch so äußerlich gedacht, ist bestanden. Dazu Steuerfreiheit, Erhaltung der örtlichen Selbstverwaltung, des lateinischen Alphabets usw.: also ziemlich alles, was die Herren Rebellen gefordert hatten. Sogar ihre zer störten Hütten will der Türke auf eigene Kosten ihnen wieder aufbauen. Diese so gut Davongekommenen werden ge wiß nicht vor künftigen Wiederholungen ihrer llnbotmäßigkeit zurückschrecken. Durch diesen faulen Frieden ist das albanische Problem wahrhaftig nicht gelöst. Es kann die Türken sicherlich nicht von dem immer beteuerten Wohl wollen der Großmächte für ihre Reformbe strebungen überzeugen, wenn ihrem ernstlichen Wollen auch in dem rückständigsten Teile ihres europäischen Reiches die ersten Fundamente einer besseren Ordnung zu legen, ein Halt ge boten und eine Milde empfohlen wird, die zu mal Rußland niemals gegen aufsässige Unter tanen gekannt hat. Deutschland aber, das erst vor wenigen Monaten einen tüchtigen Offizier durch die Disziplinlosigkeit eines Ar- nauten verloren hatte, hat sich aus gutem Grunde von solchen verdächtigen Ratschlägen ferngehalten. Gin Masks ües Nstillnalbunües Die Kalmarer Nationalisten haben bisher immer die Meinung zu verbreiten gesucht, daß die elsaß-lothringische Bevölkerung in Hellen Scharen zur Fahne des neuen Nationalbundes strömten. Gestern ist dieses Lügengewebe durch ihre eigene Schuld zer rissen worden. Sie hatten, kühn gemacht durch die zweideutige Haltung der meisten Zentrumsorgani sationen, eine öffentliche Versammlung nach Kol- mar einberufen und alles, was nur irgend zu ihnen hielt, durch persönliche Einladungen zusammen getrommelt, um von vornherein die Mehrheit zu haben. Aber auch die Liberalen, Demokraten und Sozialdemokraten waren auf der Hut, und als die Versammlung begann, waren von 600 Personen noch nicht 200 Anhänger des Kolmarer Trios im Saale. Der Verlauf der Versammlung entsprach dieser Zusammensetzung der Zuhörerschaft. Herr Preiß mochte noch so sehr gegen das Monstrum und Un geheuer einer Verfassung, gegen die Feinde Elsaß- Lothringens, die ihm die französische Sprache und Kultur nicht gönnen und der einheimischen Be völkerung fremde Sitten und Gewohnheiten im Esten, Trinken l!), Grüßen usw. aufzwingen wollten, gegen die Pangermanen, die altdeutschen und die einheimischen liberalen und demokratischen Parteien wettern, die Herren Laugel, Pfleger, WetterlL mochten ihm noch so eifrig beispringen, die Ver sammlung dachte gar nicht daran, sich ins natio nalistische Lager hmüberziehen zu lasten. Aber sie beabsichtigte auch nicht, wie Herr Bürgermeister Blumenthal angenommen hatte, die Versammlung zu sprengen. Denn sie wollte keine Vergewaltigung des Nationalbundes herbeifiihren, sondern ihm eine regclregte Niederlage bereiten. Und das gelang ihr über Erwarten gut. Denn als nach vierstündigen Verhandlungen Blumenthal die Sitzung in größter Eile schloß, war eine Resolution für den Nationalbund weder er wähnt noch zur Abstimmung gebracht worden, r obwohl sie säuberlich ausgcarbeitet auf den Vor- « standstisch lag. Dafür erhob sich auf Aufforderung eines Versammlungsteilnehmers aber die ganze Ver sammlung mit ein paar Ausnahmen und sandte den in aller Hast davoneilenden Nationalisten als Ab- schiedsgruß den Beschluß nach, für die volle Hundes staatliche Autonomie, aber gegen den National- bnnd zu kämpfen. So wurde der Nationalbund in seiner eigenen Versammlung aufs Haupt geschlagen. Eine bessere Einleitung der Wahlkampagne konnten sich seine Gegner gar nicht wünschen. Als charakteristisch für die Art und Weise, wie dieselben Herren, die gar nicht genug über preußische Polizeigemalt und polizeiliche Willkür räsonieren können, handeln, wenn ihnen selbst die Gewalt über die Polizei in die Hand gelegt ist, mug noch hervor gehoben werden, daß von der städtischen Polizei, die dem Bürgermeister Blumenthal unterstellt ist, nicht weniger als 1-1 Schutzleute zur Ueberwachung der Versammlung aufgeboten worden waren, und daß der „Höchstkommandierende" der Beamten, der Polizei kommissar von Kolmar. in eigener Person die Ein ladungskarten für die Mitgliederversammlung des Nationalbundes, die der öffentlichen Versammlung zur Saalfüllung vorausaing, prüfte. Es geht wirklich nichts über die demokratischen Grundsätze der Kolmarer Gewalthaber. Aber es wäre doch wünschenswert, daß die staatlichen Aufsichts behörden sich diese Praktiken einmal etwas näher anjähen. Zur Msrvkkokrsge bringen die „Sächs. Pol. Nachrichten", die Korrespondenz des Konservativen Landes vereins, die folgende Erklärung: „Den Entschluß unserer Reichsregierung, gegenüber der Verhöhnung der übernommenen Vertragspflichten durch Frank reich in Marokko endlich unsere Interessen energisch zu wahren, haben mit weiten Kreisen unseres Volkes auch die Konservativen Sachsens wie die Morgen röte einer neuen Epoche zielbewußter äußerer Politik begrüßt. Es liegt hierin eine herbe Kritik der Haltung unserer auswärtigen Politik in den vergangenen Jahren, wenn jetzt schon die bloße Bekundung dieses doch so selbstverständ lichen Entschlußes in den nationalen Teilen unseres Volkes wie eine Erlösung von einem lähmenden Drucke begrüßt wurde. Die wahr haft deutsch fühlenden Männer verü'nden es schon längst nicht mehr, wie man unserem Volke die Kosten einer so gewaltigen Rüstung auferlegen und gleich zeitig in fast allen Fragen äußerer Machtpolitik eine Haltung einnchmen konnte, die uns immer mehr in Gefahr brachte, in der Welt nicht mehr völlig ernst genommen zu werden. Das deutsche Volk kann von der Reichsregierung verlangen, daß sie bis zum Ende diejenige Festigkeit zeigt, die in einer solchen für unsere spätere Zukunft bedeutsamen Frage unerläß- lich ist und in einem Heere von 5 Millionen aus gebildeter und disziplinierter Streiter ihren Rückhalt findet. Richt nur reale Interessen, auch natio nale Imponderabilien stehen auf dem Spiele. Mit Vertrauen blicken wir auf die jetzigen Leiter unserer auswärtigen Volitik. Ein großes Stück neuer deutscher Geschichte liegt zurzeit in ihren Händen." Die Kompensaiioneu. Zur Beschwichtigung der französischen Kolonial partei wird in Paris, wie der „B. L.-A." meldet, neuerlich betont, daß die vom französischen Kongo- gebiet zugunsten Kameruns abzutretenden Gebiets teile weder L i b re v i l l e noch Loango berühren, uüd daß auch die unmittelbare Nachbarschaft von Kamerun und dem belgischen Kongostaat endgültig ausgcjchaltet ist. Immerhin dürfe man durch die be - deutende Ausdehnung der von Deutschland im Süden und Norden Kameruns zu gewinnenden Ländereien nicht überrascht sein. Die fran.zösisch« Re gierung macht sich darauf gefaßt, daß die französisch« Kolonialpartei nach der bevorstehenden offi ziellen Placierung der an Deutschland abzutretenden Stücke des Hinterlandes von Französisch-Kongo eini gen Lärm schlagen werde. Zn Wahrheit aber sind die in jenen Gegenden direkt oder indirekt inter essierten französischen Ausbeutungsgescllschaften von der beschlossenen Gebietsvcränderung unterrichtet worden. Sic beschäftigen sich schon mit den an die französische Regierung zu richtenden Entschädigungs ansprüchen. Keine zweite Mgeeiras-Konserenz. Der „Daily Eraphic" kommt auf den mehrfach von französischen Blättern gemachten Vorschlag einer neuen Algeciras-Konserenz zu sprechen und meint, Frank reich sollt« im eigenen Interesse von jeder neuen Konferenz der Mächte schweigen, denn es könne durch «ine solche nur verlieren. Daß die Mächte Deutschlands Vorgehen in Agadir verurteilen, Frankreichs Annektierung der Cchauja und des Ala lujalandes aber billigen würden, sei doch nicht anzu- nehmen. Die marokkanische Heeresreform. Von fachmännischer Seite erhält der „Temps" interessante Andeutungen über dis beabsichtigte ll m - gestaltungder marokkanischen Sultans armee. Beabsichtigt ist, die in der S ch a u j a nach europäischer Art ausgebildeten sechs Kompagnien auf mindestens ebensoviele Bataillone zu bringen. Als zweites Truppen Erziehungs-Zentrum ist der Bezirk von Udjida ausersehen. Ferner sollen Bil dungsanstalten in Rabat, Mazagan, Safi und Mogador errichtet werden. Dagegen will man, we nigstens zunächst, von Europäisier ungs ver such en der hauptstädtischen ltzarnison absehen. Als stets mobil« Truppen zur Sicherung der Verbindung zwischen Fez und Rabat werden sechstausend Mann für ausreichend gehalten. Llleitere kiOOO Mann sollen stets bereit sein, bestimmte Aufgaben zu lösen, ins besondere bei aufständischen Bewegungen unverzüg lich einzugreifen. Die sogenannten „Instruk tor« n", wclcl>e bisher in Fez und Tanger mehr oder weniger glücklich gewirkt haben, wären nach Frank reich zurückzuberufen, da fortan französische Offiziere bzrv. Unteroffiziere als verantwortliche Kommen danten der größeren oder kleineren Abteilungen funk tionieren sollen. Vollständig auszuschaltcn sei der bis herige Usus des Kommandostellenkaufes durch be güterte Kaids. Die Lage in Persien. Was gegenwärtig in Persien vorgeht, wird der Außenwelt nur ganz mangelhaft bekannt. Man weiß nicht, ist Mohammed Ali auf dem Amnarjcie gegen Teheran, oder hat er, wie eine aus Teheran kommende Meldung besagt, den persischen Boden bereits verlassen, da er die Vergeblichkeit seines Unternehmens cingeschen habe. Es wäre ge fährlich. wenn man etwa in Teheran sich in eine falsche Sicherheit wiegen und weitere Abwehrmaß nahmen für unnötig halten sollte. In Rußland rechnet man darauf, daß der Schah bald in Teheran als Sieger einziehen wird, aber selbst dort schließt man auch die andere Möglichkeit eines Mißlingens seiner Expedition nicht aus, und die Frage der An crkennung gilt auch in Petersburg in jedem Falle als zweifelhaft.' Auf fremde Hilfe können die per sischen Konstitutionellen nicht rechnen, auch von Eng land nicht, das vielmehr ängälich bemüht is!, russische Mißstimmungen zu v er - meiden. So Hal man in London den Major Stokes, dessen Ernennung zum Reorganisator der persischen Zollgcndarmerir Rußland sehr gereizt hatte, fallen lasten: englische Blätter haben berichtet, daß das Auswärtige Amt diesen Schritt mißbilligt und auch der indischen Regierung, in deren Dienst Stokes bisher gestanden ist. dies zu erkennen gegeben habe. Der Er-Schah im Kirchenbann. Die Teheraner Tagesblätter veröffentlichen einen Erlaß des schiitischgeistlichen Oberhauptes in Nedjet, in dem gegen Len Ex-Schah der Bann fluch geschleudert wird. Dadurch wird dieser für all« Gläubigen in Persien unrein und vogelfrei. In der Lage selbst hat sich nichts geändert. Das russische Dorf Zergendeh und das englische Gulhak sind überfüllt von Schutzsuchenden beider Parteien. Die Bevölkerung lebt meist ohne Grund in großer Angst übe: Zusammenstöße, von denen hier jedoch nichts bekannt ist. Der Ex-Schah soll noch in Sari sein. Der gegen ihn gesandte Serdar-Mo hi hält den Gebirgspaß besetzt, verlangt aber von hier mehr Truppen. Bachtiaren sollen auch abgehen. Bezüglich des Konflikts zwischen den Amerikanern und den belgischen Zollbeamten höre ich, daß sämtliche hiesige Gesandtschaften aegeri das Vorgehen der amerikani schen Finanzleute bei der Regierung protestiert haben. Alle Kreise sind erstaunt, daß die Amerikaner gerade die Zollkasfe, das einzige Institut, refor mieren wollen, an dem nichts zn reformieren ist, dafür an dringendere Reformen nicht Her angehen. Ein Erfolg Mohammed Alis. Asterabad, 8. August. (Eig. Drahtmeld.) Nach hartem Kampfe erstürmte in vergangener Nacht eine turkmenische Abteilung unter der Füh rung von Serdarar Schad« den sechs Tage märsche von Teheran entfernten Ort D a m gan , der von den Regierunss truppen unter dem Befehl Masud el Mulk besetzt war. Angesichts der Kräfte beider Gegner, de» Uebergewichte der Regierung?- truppen hinsichtlich der Bewaffnung bedeutet der Sieg einen große» Erfolg der Truppen des früheren Schah» Mohammed Aki, durch den die Stimmung seiner Anhänger sehr gehoben ist. Weiter wikd gemeldet: Teheran, 8. August. (Eia. Drahtmeld.) Im Zu sammenhang mit der Opposition, die von russischer Seite gegen die Ernennung ve» englischen Majors Stokes erhaben wird, wird betont, daß nur russisch^ doutlche m»d italienische Offiziere im
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