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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110810017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911081001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911081001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-10
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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lcgcündet. Inzwischen ist ein Teil der deutschen osientlichen Meinung ungeduldig geworden und verlangt Aufklärung über den Inhalt der Verhand lungen. Da» diesem Wunsche jetzt gewillfahrt werde, ist unmöglich, lieber Details könnte nur dann Auf- tlirung gegeben werden, wenn die Verhandlungen ungünstig verliefen und abgebrochen werden münten. Man verlangt von dcr deutschen Regierung, da'z sie ruhii Blut bewahre und ganz durchhalle. M-t diesem Wuniche steht es in Widerspruch, wenn gleichzeitig die deutsche Negierung scharf angeiassen wird liegen die Abtretung Togos Der Vorstand der Abteilung Dresden der Deut ich en Kolonialgejellschast hat in einer um Montag abgehaltencn Sitzung die im Auslande ausgestreuten Gerüchte von einer Abtretung Togos besprochen. Er hielt sich hierzu umsomehr berufen, als in dem Industrielande Sachsen neben deiir großen nationalen Gedanken ganz besonders wirtschaftliche Interessen grade in Togo zur tüeliu rz zu kommen haben. Der Vorstand hat ein stimmig dem unbedingten Vertrauen zur Reichs regierung Ausdruck gegeben, dafz sie dem in jenen ausländischen Gerüchten hervorgelretenen Gedanken in ihren Erwägungen niemals Na um gestattet hat. noch geaalten wird. Der Vorstand der Ab teilung Dresden ist mit dem Hauptvorsiande der Deutschen LZolonialgesc!<scha't volltommsn einig darin, da.; mit Entschiedenheit gegen jeden Handel mit deutschem Gebiet Einspruch zu erheben sei. Die Vaze in Äktaroktv. Mnl y Hasid geisteskrank? .Aus Fez kommen Meldungen über eine Erkran kung Mulcy Hands. Der Sultan ioll von einem Nervenleiden, das ihn, bereits früher wiederholt zu schaffen machte, befallen jein, so das; er nur init Müne von seinen Vera ern zur Teilnahme a» poli tischen Komcrcnzen bewogen werden kann. Schwere Nervenanfälle lassen den Sultan für Stunden als geradezu unzurechnungsfähig erscheinen. Inder Umiebung Mulen Hands hält man die gegenwärtige Erkranku 'g >ür die schwerste die ihn in den letzten Jahren befallen bat, lasst aber, das; sie ohne bedenk liche folgen in kurrcr Jett vorüocrgehen wird. Spanische Vefe iigunge.r bei Elksar. Aus Elksar wird gemeldet, das; die Spanier die Höhen von El Aeobid, 50 >,m von Elksar, be seitigen. Sic wollen hierdurch ihre telegraphischen Verbindungen zwischen Larrajch und Elksar sicher stellen. Ueberfall auf spanische Neiter. Aus Taurirr wird gemeldet, das; in der Nähe des Mulnjasluzses zwei Neiter der marokkanischen Polizc, angegriffen und getötet worden sind. Die Postsendungen, mit denen beide unterwegs waren, wurden von den marokkanischen Näubcrn ge plündert. Weiter wird gemeldet: Kein? Mcinnngsverfchicdenheitcn zwischen dem Kaiser und Kiderlen-Wächter. Köln, 9. August. lEig. Drchtmeld.) Die „Köln. Zig." meldet aus Berlin: Don verschie denen Seilen wird andauernd versucht, dce Ansicht zu verbreiten, als ob zwischen dem Kaiser und den verantwortlichen Natgebcrn über die Behand lung der Marokkosrage Meinungsverschie denheiten besrnden. Besonders sucht man die Lage so darzustellen, als ob Ktderlcn Wächter zuerst weitgehend st e Forderungen an Frankreich gefiellt, sie aber dann infolge eines kaiserlichen Ein greifens stark herabgesetzt habe. Derartige willkürlich erfundene Angaben sind uupatrio- 1 i s ch, da sie die Ausgabe der deutschen Unterhändler erschweren und ihre Stellung dem Auslands gegenüber schwächen. Das gleiche gilt von den fort gesetzten Versuchen, gewisse lärmend geltend gemachte Forderungen politischer Hitzköpfe als Forderungen politischer Hitzköpfe als Forderungen hinzustellen, hinzustellen, die die deutsche Negierung anfangs selbst erhoben, dann aber unter fremdem Druck wieder zurückgezogen habe. 58. Deutscher ksthnlikentsg. ll-z. Mainz, 9. August. lTelcgraphischcr Bericht.) Aus der Fülle der N c b e n Veranstal tungen, die in diesem Jahre gleichzeitig mit dem Katholikentag in Mainz abgehalten wurden, ver dient hervorgehobcn zu werden eine Tagung des Landesverbandes der Katholischen geistlichen S ch u l v o r st ä n d e Bayerns, auf der der Reichstagsabg. M a r r - Düsseldorf auf die Fortschritte hrnwies, die der christliche Schulgedanke seit dem Augsburger Katholikentag im vorigen Jahre gemacht hat. Als die Krone dieser Fortschritte be zeichnet Nedner eine auf dem diesjährigen Katholiken tag erfolgte Organisation der Katholiken Deutschlands zur Verteidigung der christ lichen Schule und Erziehung. Diese neue Organisation soll dem vor einigen Tagen in Jena erfolgten Zusaminenfchluß der glaubensfeindlichen Elemente, die den konfessionellen Religionsunterricht aus der Schnlc verbannt wissen wollen, ein Paroli bieten. Abg. Marx betonte wiederholt, das; die reli gionslosen Gegner die christliche Jugend nicht haben sollen. In der heutigen dritten geschlossenen Arrsammlung wurden zunächst die Anträge zu Ende beraten, die die christlichc Caritas betreffen. Ohne wefent- lichc Debatte wurde ein Antrag der Organi sation der Jugendfürsorge angenommen, der den Zusammenschlus; der katholischen karitativen Vereine in dcr Vereinigung für katholische caritatioe Erziehungstäügkeit begrüßt und einen energischen Appell an alle gebildeten und besser situierten Katho liken richtet, ihre Mitarbeit die,eil Vereinen zur Ver fügung zu stellen: die Generalversammlung macht schließlich auf die Ausgestaltung der öffentlichen Jugendfürsorge in besondere!, gemeindlichen Jugendämtern aufmerksam und betont die Pflicht dcr Katholiken, jür Wahrung der religiösen Interessen der in öffentliche Fürsorge genommenen Kinder der katholischen Konfession durch eine wirk same Vertretung in diesen kommunalen Einrichtungen besorgt zu sein. Ferner wurde ein Antrag oer Organisation dcr V i n ze nz v c r c i n c ange nommen. ler die Gründung eines Hentralausschusses dcr deutschen Vinzcnzvereinc begrügt und von dem hierdurch erzielten Zusammenschluß von 18 Dioze- sanrätcn eine Neubelebung und Vertiefung dcr Ver- einstätiqkcit und ein zieldcwußtcs Zusammenwirken des Eesamtvercins mit anderen caritatinen Organi sationen im deutschen Vatcrlande erwartet: sie emp fiehlt allen Mitgliedern katholischer Iugcndver- cinigungen, insbesondere aber der katholischen Stu- dentcnnercinigungcn, den Eintritt in die Konferenzen des Vereins. Weiter wurde ein Antrag des deutschen Ratio- nalverbands katholischer Mädchen schut; o e r e i n e angenommen, der die Bestrebungen dieses Verbandes der Unterstützung der katholischen Geistlichen und Laien empfiehlt. Einstimmige An nahme sand dann noch ein Antrag der Vereini gung der katholischen K r a n k e n h a u s vor- st ä n d e Deutschlands, dcr den Vorständen aller katho lischen Krankenhäuser den Beitritt zu dieser Vereini gung empfiehlt. Endlich wurde ein Antrag ange nommen, der die Ausmerkjamteit der Katholiken Deutschlands auf die Bestrebungen lenkt, die katho lischen weltlichen Krankenpflegerinnen in katho- lichen Standesnereinignngen und Schwesternschaften zu sammeln nm ihre sozialen, wirtsck)aftlichen und be ruflichen Interessen zu fördern und sie vor allem an zuleiten, im Geiste wahrer Religiosität ihren Pflege beruf ausznüben: da den krankenpflegenden Ordens schwestern vielerorts die Tätigkeit versagt bleibt und zudem ihre Zahl für den Bedarf nicht ausreicht, kann cs dis Generalversammlung nur gutheißen, wenn von den katholischen Etandcsvereinigungen der welt lichen Krankenpflegerinnen unter Berücksichtigung der Vorschriften über die staatliche Prüfung der Kranken- pflegcpcrsonen einwandfreie Pflegeschulen er richtet und L a i e n p s l e g e r i n n e n im katho- l i s ch c n Berufsgeiste für den Krankendienst in der Privat-, Anstalts- und Gemeindcpflcge herange bildet werden. Die nächste Gruppe dcr A „träge betraf die sozial« Frage. Hier begründete Reichstagsabg. Pieper folgenden Antrag: Die 58. G»etteralverfamm!ung der Katho liken Deutschlands erinnert sich in Dankbarkeil der großen Verdienste des Hochherzigen Kirchenfürsten Freiherr« v. Kcttelcr um di« Anbahnung einer christ lichen Arbeiterbewegung: sic weist darauf hin, das; die großen Leitgedanken, die Bischof Ketteler in sei nen Schriften niedergelegt hat, den Anstoß und das Programm gegeben haben für «ine Arbeiterbewegung nach den Grundsätzen und im Dienste des Christen tums. Insbesondere verdanken di« katholischen Ar beitervereine mit ihren mehr als 400 000 Mitgliedern seinem grundlegend«« Wirke« und seinen bahn brechenden Anregungen, Laß sie zu einer hoffnungs vollen äußeren und inneren Entwicklung gedeihen lonnten, die es ihnen möglich macht«, durch systema tische Bildung und Schulung der katholischen Arbeiter in hohem Maße mitzuarbeiten an der Stärkung des religiös-sittlichen Lebens des Arbeiterftandes, an sei nem wirtschaftlichen Aufstieg, an der Hebung des häuslichen Lebens in den Arbeiterfamilien. Die Ge neralversammlung gibt sich der Hoffnung hin, daß di« katholischen Arbeitervereine weiterhin im Geist« Kertelers wirken und die noch fernstehenden katholi- schen Arbeiter in ihren Reihen sammeln werden. — Dieser Antrag wurde unter lebhaften Beifallskund gebungen einstiminig angenommen. Eine gleichfalls einmütige Annahme fand «in A n- trag Dr. Drummers, der es den Katholiken Deutschlands zur Pflicht macht, für die schulent- lasse ne Jugend in Stadt und Land auf reli giöser Grundlage planmäßig zu sorgen. Ohne jede Debatte wurde folgender An 1 ragdes Kurators Baron einstimmig angenommen: Di« 58. Generalversammlung ter Katholiken Deutschlands hält die Einführung des obligatorischen kon fessionellen Religionsunterrichtes in den Lehrplan der Pflichtfortbildungs- schule für unbedingt notwendig. Die Generalver- jammlung weist die Meinung, der obligatorische Reli gionsunterricht dürfe im Lehrplan der Pflichtfortbil- dungsschulc um deswillen keinen Platz finden, weil dis Pflichtsortdildungsschnle lediglich Fachbildung zu vermitteln hab«, als eine Verkennung der tatsäch lichen Verhältnisse zurück; sie ist vielmehr der Ueber- zcngung, daß durch die religiös-sittliche Erziehung di« Arbeiterjugend auch auf sachlichem Gebiet« veredelt und die berufliche Leistungsfähigkeit wirksam geför dert wird; di«Weiterbildung in ten religiösen Kennt nissen und die Festigung der religiösen Ueberzeugung ist außerdem für die erwerbstätige Iugsnd deshalb dringend geboten, weil dies« aus der Arbeitsstätte vielfach den heftigsten Angriffen auch ihrer religiösen Ueberzeugung ausgesetzt ist; auch für die sittliche Lelensführung ist die religiöse Beeinflussung unent behrlich: die Generalversammlung hält schließlich an dcr durch nichts widerlegten Ansicht unerschütterlich fest, daß nur mit Hilje Ler Religion eine charakter starke, sittenreine, königstreue und vaterlandsliebende Generation herangebildet werden kann. — Der An trag wurde einstimmig angenommen. Zu einer längeren Aussprache führte folgender Mittelstandsantrag: „Die Generalversammlung dcr Katholiken Deutsch lands fordert, da cs zur Erhaltung und ErbreK.ruug des jür Kirche und Gesellschaft wohltätig wirkenden, selbständigen Mittelstandes unbedingt notwcnd g ch, oah derselbe stets hinreichend Arbeit und Absatz habe, unter Hinweis auf das Gebot der Nächsten'.irve alle Katholiken auf, bei Vergebung von Arbe.-en und bei Einläufen nach Möglichkeit Handwerke uns Kleingewerbetrciben zu berücksichtigen." Die Ab stimmung blieb lange zweifelhaft. Und sc mußte schließlich zum Hammelsprung gegriffen werden. Die Auszahlung ergab 198 Stimmen jür und ^6 Stimm n gegen bcn Antrag. Der Abänderungsantrag war damit gefallen. Zu der Mehrheit gehörteil im wesentlichen die Geistlichen und von den Abgeord neten Gröber und Pichler, mit der Minderheit stimm ten die Gewerkschaftler und die meisten Parlamen tarier. Weiter wurde angenommen ein Antrag, der die Gründ ung katholischer M e i st e r v e r e i n e und deren Zusammenschluß zu Verbänden empsiehlt, ebenso ein Antrag aus Unterstützung der katho lischen Frauenbünde und dcr katholischen Jugend pflege. Eine lebhafte Aussprache tnüpfte sich an einen Antrag über die katholische Presse, worin gefordert wird, die katholische Presse nach besten Kräften zu fördern und für ihre Verbreitung un ermüdlich einzutrercn, dagegen die farblose und kaiholikenfeindliche Presse weder durch Bezug noch durch Anzeigen oder Mitarbeit zu unterstützen. Für den Kamps gegen die farblose Presse wird die Gründung eines katholischen Presseverems nach Düsseldorfer Muster empfohlen. Der Antrag über die katholische Presse wurde darauf einstimmig ange nommen^ Dann begründete Reichstagsabg. Marx- Düsseldorf einen Antrag betreffend Bekämpfung der U n s i t t l i ch t e i t. Er führte aus, daß die Katholikenversammlungen schon seit Jahren ein stimmig derartige Anträge angenommen haben. Jetzt werden unsere Bestrebungen in den weitesten Kreisen des Volkes erkannt. Wir können heute sagen, daß die große Mehrheit der ganzen deutschen Nation hinter uns steht in der Forderung, daß diesem Schmutz Einhalt geboten werden muß, wenn nicht unsere Ra tion in Zukunft Schiffbruch leiden soll. (Stürmischer Beifall.) Vizepräsident Rechtsanwalt Dr. Rumpf-Mün chen: Auch die deutsche Rechtsprechung hat sich in letzter Stund eines Besseren besonnen. Der Sach verständigenunfug in der forensischen Behandlung dieser Dinge hat aufgehört. Man hat die Sachver ständigen gefragt, ist das Bild künstlerisch oder nicht; wenn die Frage nach der künstlerischen O.ualität be jaht wurde, da hieß es, also kann es nicht unzüchtig sein. Das ist «in Nonsens. Dieser Kampf gegen di« Unsittlichkeit muß interkonfessionell sein. Alle müssen herangezogen werden, denen etwas an der Reinheit der Familie und an der Erhaltung der Volksgesundheit liegt. Wir arbeiten hier zusammen mit Protestanten und Angehörigen des jüdischen Glaubens. Der Antrag wurde einstimmig ange nommen. Gleichfalls einstimmige Annahme fand ein An trag aus Unterstützung des neugegründeten Ver bandes Geselliger katholischer Vereine. Schließlich wurde ein Antrag des Reichstagsabg. Marx-Düsseldorf angenommen: Die 58. Generalver sammlung der Katholiken Deutschlands empfiehlt dringend den katholischen Eltern, vor allem den mit Schul- und Erziehungsfragen sich beschäftigenden Ver einen, den Anschluß an die neugegründete Organi sation des katholischen Deutschlands zur Verteidigung der christlichen Schule und Erziehung. Damit hatte die 3. geschlossene Versammlung ihr Ende erreicht. Gerichtslrml. Reichsgericht. r-c. Wegen Untreue und Unterschlagung, gewinn süchtiger Urkundenfälschung und Betruges, sowie wegen Beihilfe zum Vergehen des ß 116 des Ec» nostenschaftsgesetzes ist am 6. Mai vom Landgerichte Frankenthal der pensionierte Lehrer Jakob D. in Böhlen, geboren 1865 in Hochstetten, zu einer Ge samtstrafe von 5 Jahren sechs Monaten Gefängnis und 1000 Gclostrafe, sowie 5 Jahren Ehren- rcchtsverlust verurteilt worden. Ende 1900 war dein Angeklagten eine Filiale des Krcditvereins Haßloch für Böhlen übertragen worden. Er hatte keine selbständige Kassenführung, sondcrn sollte die Gelder, die er einnahm, gelegentlich an den Kassierer des Vereins abliescrn. Er war nicht ermächtigt, über die Gelder zu verfügen. Dennoch hat er nach 1902 tat sächlich solche Verfügungen vorgenommcn, außerdem von 1900 bis 1910 zugestandenermaßen Gelder aus genommen, die den Kunden nicht oder teilweise nicht gutgeschricben worden sind. In 22 Fällen hat er insgesamt 24,999,10 unterschlagen. Der Kassierer Les Kreditvereins, Sch., mit dem der Angeklagte ge schäftlich zu tun hatte, ist ebenfalls verurteilt wor den, insbesondere nach tz 146 des Genossenschafts gesetzes. D. war ferner Rechner des landwirtsche.fi- lichen Bezugsvereins Böhlen. Auch in dieser Eigen- schäft hat er sich Unregelmäßigkeiten zu , chu'den kommen lassen. An die Zentralgenofsenschaft in Neu stadt hat er weniger Geld abgeliefert, als er abzu liefern hatte. Der Fehlbetrag war nicht genau fest- zuslcllen, doch beträgt er mindestens 7000 Nt. End lich war der Angeklagte D noch Bevollmächtigter der Holzverwertungs-Industrie Böhlen K. K D. Diese Firma, die später in Konkurs geriet, hatte oei dem Kreditverein ihren Kredit non 30 000 -stl um 33 000 tt überschritten. Um dies zu verdecken, führte D. mit Sch. Wechseloperationen aus, die aber nicht den voll erwünschten Erfolg hatten. — Die Revision D. wurde von dem Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Schulz aus Frankenthal, vor dem Reichsgericht ver treten. Er bat nach Ausführung einzelner Beschwer den den höchsten Gerichtshof, das Urteil aufzn- heben, damit in dcr neuen Verhandlung eine mildere Beurteilung eintreten könne. Die hohe Strafe werde bei dem schlechten Gesundheitszustände des Angeklagten für diesen eine Lebensgefahr bilden. — Der Reichsanwalt führte aus, das Urteil unter liege rechtlich keinerlei Bedenken Eine fortgesetzte Handlung sei in den beiden ÄnterschlagungssäileN einwandsfrci festgcstellt. Verjährt sei kein Einzeliast, denn bei fortgesetzten Handlungen beginne die Ver jährung erst mit dem letzten Einzelfalle. — Das Reichsgericht erkannte hiernach auf Verwerfung der Revision. ^1>x/3ige Lesclixvei-öen übest unstegel- mäkige LuLlellung öes „I_eiprigest lageblättes" bitten uns unvestrüoliLb — am besten ctustcb k^ostk3stte ociest Lstief — bek3nntrugeben, ci3mit >x/ist fibbilfe scb3sfen können. Oie llsmme^gellirichtllche Beüeutung des Rettels üer menlHijchen Gehjrnrlnüe. In, Mittelpunkt der gestrigen Sitzung der Anthro- pologenocrfammlung stand ein viel beachteter Vor trag von Professor Dr. K l a a t s ch - Breslau über „Die siammesgcfchichtlichc Bedeutung des Reliefs der menschlichen Gehirnrinde." Die graue Rinde der Hemisphären unseres großen Gehirns stellt das eigentliche Organ der Seele und der Intelligenz dar. Die Erforschung des Baues dieses Apparates, rn welchem alle Reizzuleitungcn dcr Außenwelt zum Bewußtsein gelangen und durch Bewegunggsanlworien nusgelöjt werden, ist in neuerer Zeit durch dre mikroskopischen Zcllenstudien von O. Vogt und Brodmann außerordentlich geför dert worden. Die Einteilung der Gesamtrinde in einzeln lokalisierte Felder für Zentren des Gehörs, Gesichts, Geruchs usw. hat durch die mikroskopische Analyse eine wesentliche Vertiefung erfahren, wobei sich gezeigt hat, daß das Furchen- und Windungs relief der Oberfläche zwar in mehreren Hauptpunkten, aber durchaus nicht rn jeder Hinsicht mit den Loka- lisationsseldern übcrcinstimmt. Solche Abgrenzungen bestehen bereits an (stehirnen. welche feglicher Fur chenbildung entbehren. - Ein Zustand, den auch die menschlichen Vorfahren sehr lange Zeit besessen haben. Auf dieser Ahncnstufe war das Gehirn der Erstlingstiere oder Primaten dem der niederen Säu getiere ähnlich durch den Besitz eines hochentwickelten Riechtciles von bedeutenden Dimensionen, wie ihn heute z. B. die Igel, die Raubtiere, die Huftiere be sitzen. Die starke Rückbildung dieses Ricchhirnes lRhinozephalon) gegen das übrige, den sogenann ten neuen Hirnmantel (Neopellium) bei den Pri maten erklärt sich durch die enorme Entfaltung des Sehvermögens, bedingt die Vorlagerung der Augen nach vorn und die Parallclstcllung der Scharen. Hierdurch wird das stereoskopische sehen ermöglicht, das allein den Primaten, dos ifl den Affen und den Menschen zukommt. Dieser Fähigkeit hat sich der Augenhintergrund durch Ausprägung einer Stelle schärfsten Sehens angepaßt, de» sogenannten gelben Flecks. Am Gehirn kommt diese Nenerwerbung der Pri maten zum Ausdruck durch eine Verlängerung des Hinterhauptteilcs der Gehirnhemisphären und ine Entwickelung einer tiefen Furche auf der Medial fläche, dcr Spornfurckp? il'ik^uiu cnlouriuu), soge nannt, weil sie die Hirnwandung gegen den Raum im Innern — die Ventrikel — so hoch verschließt, daß dadurch eine einem Vogeljporn nach der Romen- katur der alten Anatomie ähnliche Vorragung ent steht, „c-nst-ar nvi-.". In dcr Umgebung der Sporn furche entfaltet die Großhirnrinde eine ganz beson dere Struktur, die offenbar mit der Beurteilung der Scheindrücke zusammenhängt. Anfänge dieser Hirn entfaltung finden lich bei den Halbaffen, dis sich den Primaten anschließen, zu denen Linne bereits die selben auf Grund anderer Merkmale hinstellen wollte Die spitze Vorragung des Okzipitalpoles des Graß Hirns, das die Hinteren Hirnteile überlagert, ist ein absolutes Charakteristikum der Primaten, nicht min der auch die Vorragung des vorderen, des Stirn- oder Frontalvols, ebenfalls im Zusammenhang mit Rück bildung des Niechapparates, in denen der ursprüng liche große Ricchlappen zu den dünnen Riechnerven sich umbildet. Am vorderen Pol vergrößert sich das Stirnhirn bedeutend, besonders gegen die seitlichen Teile, den Schläienlappen. dcr nur bei den Primaten sich abwärts und vorwärts verlängert, durch eine tiefe Furche vom übrigen getrennt. Die dreipolige lhestalt der Eroßhirnhcilften kehrt bei allen Affen wieder, mit Ausnahme der drei großen Menschen affen Orang, Schimpanse und Gorilla haben alle eine große Aehnlichkeit untereinander, nicht nur in der Form des Gehirn», sondern auch in den einzelnen furchen und Windungen. In diesem Relief prägt sich der den Menschenaffen und Menschenrassen ge meinsame Urtypus au», dem das Großhirn des Gibbon am nächsten steht. Ueberaus charakteristisch ist die Entfaltung der Zentralfurche als Hintere Grenze dcr Bcwegungs- Zentralorgans, die Ausprägung der ersten Schläfen furche parallel zur sylvijchcn Spalte, die Gliederung dcr Ccheitelpartie in einen oberen und unteren Seitenwandlappen oder dcr Insel, die den mensch lichen Sprachzentren entspricht, in die Tiefe der Schläfcnregion, überwallt durch die Opercula des Stirn- und Schläsenlappens, endlich die scharfe Ab- setzung der Eehsphäre am Hinterhauptteil durch eine tiefe Furche, die jog. Affenspalte. Für das M: n > sch e n g e s ch l e ch t ist der Anschluß an diesen Urzustand unverkennbar und durch zahlreiche Ar beiten bereits in Einzelheiten nachgewiejen. Es fehlte jedoch bisher gänzlich eine Stellungnahme zu der Frage, wie denn die überaus mannigfachen Variationen des Reliefs der menschlichen Gehirn rinde srammcsgeschichtlich zu beurteilen seien. Das Hauptinteresse konzentriert sich naturgemäß auf die Frage, ob an dem Hirnrelief der jetzigen Menschheit sich Nnssenunterschiede feststcllen lassen. In neuester Zeit ist man sehr geneigt gewesen, diese Frage ne gativ zu beantworten; die überaus große individuelle Variation des Hirnrelicfs schien diese Auffassung zu begünstigen, aber nur deshalb, weil bisher nur die Gesichtspunkte fehlten, von denen aus das scheinbare Chaos sich auflösen läßt in eine Anzahl bestimmter Typen und Kombinationen von Befunden, die ge trennt voneinander auftreten können und alsdann sich leicht anreihcn lassen an Zustände, die beim Men schenaffen sich finden. Der Hauptfehler der bisherigen Forschungs- Methode war, daß man dem Menschen als Einheit ten Mcnschcnasfen gegenüberjtellte. Sobald man aber den Erfahrungen folgend, zu denen die Kennt nis des Skeletts führte, auch das Gehirn auf die Frage prüft, ob hier den östlichen und westlichen, asiatischen und afrikanischen Formen enisprcchende Unterschiede sich finden, so ergibt sich aus die Frage als bester Beweis für die Richtigkeit ihrer Aus stellung sofort dl« positive Antwort. Der Eingeborene des malaiischen Archipels, z. B. ein Da;ek von Borneo, unterscheidet sich von einem Zentralafrikaner, z. B. Herero, ganz bedeutend in fernem Hirnrelief und zwar in durchaus entsprechender Weise wie das Gehirn eines Orangs non dem der großen Westaffen, des Gorilla und Schimpansen. In geradezu über raschender Weise löst sich bei konsequenter Verglei chung der Rassen und Eroßaffen miteinander das scheinbar regellose Bild der Furchen und Windungen auf in ganz verschndenc Lntwickelnngsnchtungen. Für das Gesamtbild des Gehirnes, wie für alle ein zelnen Teile, besonders deutlich für den Hinterhaupt teil und die Sehsphäre läßt sich der Nachweis des Zusammenhanges afrikanischer Eehirntvpen mit Gorilla und Schimpanse erbringen. Die starke indi viduelle Variation Lieser Menschenaffen ist dabei kein Hindernis, sondern im Gegenteil, sie gestattet be stimmte individuelle Befunde, z. B. bei Hereros mit entsprechenden Kombinationen bei afrikanischen Men schenaffen zu vergleichen. Der Vortragende stützte sich aus das ihm zur systematischen Bearbeitung zur Verfügung gestellte reichhaltige Rassenmaterial an Gehirnen der Waldeyerjchen Sammlung. Hierbei hat sich bereits eine solche Fülle von wichtigen Beobachtungen er geben, daß man sich fragen muß, wie es möglich war, daß bei anderen Untersuchungen des gleichen Ma terials gar nichts davon wahrgenommen worden ist. Die Erscheinung ist sehr einfach dadurch gegeben, daß man überhaupt nicht auf den Gedanken einer ver gleichenden Untersuchung des Hirns von Menschen und Menschenaffen kam. Das gilt von Sergi für die Afrikaner und von Kohlbrügge für die iapcn.ijcken Gehirne. Die ängstliche vpezialbetrachtung der Furchenvariationen brockte es mit sich, Laß dicse Untersucher die augenfälligsten großen morpholo gischen Unterschiede einerseits und die Zusammen hänge andererseits gänzlich übersehen. Für die mo derne Europäer-Bevölkerung ergiot sich aus den Untersuchungen Klaatschs, daß hier auch diese beiden Typen des Hirnrelicfs — des westlichen und des öst lichen —, teils nebeneinander, teils gemischt vor kommen, wie das ja nach den Fossilfunoci von Skeletten der Rassen der Eiszeitmenschen nicht an ders erwartet werden kann. Zahlreiche Beobach tungen liegen in der Literatur vor, die auf diese sicher verschiedenen Zustände Hinweisen, ohne daß man den Schlüssel für das Verständnis derselben finden konnte. Deshalb versuchte man mannigfache Erklärungen, z. B cs seien sexuelle Charaktere. Der Vortragende, der seine Ausführungen durch Tafeln, Lichtbilder und stereoskopische Aufnahmen illustrierte, erklärte am Schlüße ausdrücklich, daß es ihm vor ollem darauf ankomme, hier den Fachkollcgen die neuen Gesichtspunkte darzulegcn, von denen aus eine erfolgreiche neue Erforschung des Hirne:''.-fz der Menschenrassen und Menschenaffen zu erwarten sei. lieber das eigene groß« Tatsachenmaterial unv die Arbeiten früherer Forscher stellt Klaatsch eine größere Publikation in Aussicht.
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