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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.08.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110811010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911081101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911081101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-11
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Monat
1911-08
-
Jahr
1911
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ru. 2N. los. Iüllrysny. Besonders der Milchmann«! macht sich in Krankenhäusern und des der Ernährung der Kinder schwer fühlbar. Bei der gewaltigen Agitation, die unter den Eisenbahnern, den Diiterarbeitern der Bahnhöfe und den Droschkenkutschern eingesetzt hat, sind di« folgen, di« der Ausstand zeitigen kann, noch gar nicht abzusehen. Ueber den Ernst der Lage unterrichtet weiter folgendes Telegramm: London, 10. August. Die durch den Streik ge schaffene Lage war heute morgen sehr ernst. Die Kais sind überfüllt mit Vorräten an Lebens mitteln, die verfaulen. Die Eingänge zu den Docks sind voll mit ruhenden Frachtkrahncn. Die Strassen sind erfüllt von der erbitterten Menge, die alle Magen, die Maren führen, überfällt und umstürzt. Die Polizeiist in grosser Stärke ausgeboten, jedoch unzulänglich gegen über Volksmassen, die sich auf so viele Plätze ver teilen. Die Benzinvorräte nehmen schnell ab. Die Omnibusgesellschaften und Selbstfahrer werden in zwei Tagen gezwungen werden, den Be trieb einzustellen. Wie heute morgen erklärt wird, wird für die Bevölkerung von London bald kein Fleisch, Gemüse und Obst mehr vorhanden sein. Der Ausstand in den westenglischen Häsen. In Liverpool wurden die vom Hafen kommen den Frachtwagen mit Lebensmitteln von den Aus ständigen angehalten und geplündert. Gemüse und Fische wurden geraubt und auf den Strassen zer streut. Auch die Milchkutscher mussten sich den An ordnungen der Streikenden fügen, ihre Pferds aus spannen und zusehen, wie die Milch auf das Pflaster laufen gelassen wurde. Von mehreren Bierwagen »urden die Fäller geraubt und angezapft. In falt Älen westenglischen Häfen gewinnt der Streik täglich unter den Dockorbeitern und Fuhrleuten mehr An hänger. Auch andere Berufe beteiligen sich an ihm. Ao sind in Sun light 200 Arbeiter einer Oel- fabrik in den Sympathie-Aus st and ge treten. Weiter wird gemeldet: Ausschreitungen in Liverpool. Liverpool, 10. August. (Eig. Drahtmold.) Heute früh wurden Anstrengungen gemacht, alle Güter, die auf der Zentralstation aufgehäuft liegen, abzu- kaden. Dies ist zwar gelungen, aber erst nach den angestrengten Bemühungen der Polizei, die unaus- gesetzt von ihren Knüppeln Gebrauch machen musste, so dass sie sich schliesslich erschöpft znrückzog und durch berittene Polizei ersetzt wurde. Hundert Polizeibeamte, die von Birmingham ankamen, wur den unter dem Hohngelächter der Menge mit allen möglichen Wurfgeschossen empfangen. Die Volksmenge hieb auf die Helme einiger Offiziere e-in und jagte wild hinter den Polizeibe amten her, als diese sich nach der Hauptpolizei station begaben. Ein Polizeibeamter, der einen Ausständigen verhaftete, wurde von der Menge ver folgt; er musste in einem Laden Zuflucht nehmen. 58. Deutscher Sscholllrentsg. (Tel. Bericht.) Ilx. Mainz, den 10. August. Der 58. Katholikentag ging heute zu Ende. In ^er letzten geschlossenen Sitzung wurde über die An träge verhandelt, die die christliche Bildung betrafen. Hierzu liegt ein Antrag vor, der in An betracht der von Tag zu Tag grösser werdenden Be deutung der öffentlichen Büchereien wünscht, dass in allen katholischen Gemeinden öffentliche Büchereien auf der Grundlage des Borromausvereins errichtet Gin Lsnü ohne Steuern unü Zölle. Von Eduard Engel. Eine solche Ueberschrift klingt märchenhaft, und wer's nicht glaubt, ach hin und seh. Ich komme eben daher und fühle mich gedrängt, gleichgesinnten Lesern, die Steuern und Zolle für eine der ärgsten Folgen der Vertreibung aus dem Paradiese halten, das Paradies zu nennen, worin sie wenigstens jenen Menschheitsplagen entgehen können. Ich kam von Paris dorthin, von Paris, dem „Mittelpunkt euro päischer Gastlichkeit", wie neulich eine Pariser Zei tung das Welen der französischen Hauptstadt bezeich nete. Nun wohl, wer nach Paris reist, muh zweimal eine Zollschranke durchschreiten: an der französischen Landesgrenze und dann noch einmal, des Octroi wegen auf den Pariser Bahnhöfen. Steuern zahlt der fremde Gelegenheitsbesucher in Paris zwar schein bar nicht, weniasiens keine direkten; was ihm aber durch Zoll und Octroi abaenommen wird bei allem was er verzehrt, das drückt sich in den teuren Preisen für jeden Verzehrungsgegenstand aus. Da war cs mir denn ein ganz besonderes Vergnügen, aus Paris geradenwegs in ein Land oder doch Ländchen mich zu flüchten, in dem einfach die Preise des Welt- markte» und die edlen Sitten eines Landes ohne Zölle und Steuern herrschen. Das Ländchen Helpt Jersey und ist eine der englischen Kanalinseln an der Rordwestlüste Frank reichs, aber zu England gehörig. Man sollte es kaum für möglich halten, da;; icnes kleine irdische Paradies bis zur Stunde der alles aufstöbecnden Neisewut. wenigstens von Deutschland aus, noch >o gut wie ganz entgangen ist. Ich bade das zu meinem Schaorn erfahren deutsche Reisende sind auf Jeriey eine so grosse Seltenheit, dass keine der drei ansehn lichen Banken der Hauptstadt Saint-H lier mir deutsche Goldstücke in englische umwechseln wollte: sie hätten dafür keine Verwendung, könnten sie an niemand im Lande loswerden, sondern müssten sie gegen teures Port» nach London übersenden. Es wird schwerlich noch ein europcmchcs Land geben, wo einem deutschen Reisenden dergleichen wider fahren könnte. Die Einwohner von Jersey zahlen keine Steuern, die fremden Be ucher keine Zölle. Man landet ohne irgendeine Zolldurchsuchung, und erst bei der Rück kehr nach Frankreich geniesst man diese Errungen schaft der Kultur, sein Gepäck öffnen und durch wühlen zu lassen, was von den iranzösischen Zöllnern in Larterets Saint-Malo oder Granville zwar mit grosser Höflichkeit, aber auch mit grosser Gründlichkeit besorgt wird. Ich habe manches Land in Europa gesehen, kenne unter anderen Italien und Griechenland, und muss doch gestehen: einer solchen Bereinigung von feinsten Retzen der Natur und vollendeter, höchster englischer Kultur, Bequemlichkeit, Sauberkeit, Gesittung bin ich bisher in meinem Leben überhaupt noch nicht Lewrtsn Tayedlvu. /rrUsy, ll. Lluyult 19ll. werden, und die schon bestehenden so ausgebaut werden, dass sie allen berechtigten Anforderungen zu entsprechen in der Lage sind. — Direktor Braun begründet den Antrag und wendet sich dabei scharf gegen die moderne Literatur. — Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Eine Reihe weiterer Anträge betrifft di« Mässialeitsbewegung Hierzu liegt ein Antrag des Katholischen Mässiakettsbunder vor, der die Aufmerksamkeit der Katholiken Deutschlands auf die Gefahren lenkt, die dem gesundheitlichen, wirt schaftlichen und sittlichen Leben des ganzen Volkes durch den modernen Alkcholismns drohen uild emp fiehlt allen Katholiken die eifrige Unterstützung der beiden gegen den Alkohol gerichteten Vereinigungen für die Mässiakeitsbeslrcbungen, de» Katholischen Mössigkeitsbundcs für Deutschland und des Kreuz bündnisses. Auch dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. In das Zentralkomitee wurde an Stelle des aus scheidenden Präsidenten des Breslauer Katholiken tages Neichstagsabg. Herold der Präsident der diesjährigen Generalversammlung. Graf Galen, gewählt.' Ferner wurde Graf Joachim von Schöne berg Glauchau neu in das Zentralkomitee gewählt. Damit waren die Arbeiten der geschlossenen Sitzungen erledigt und cs trat in der wiederum über- füliten Festhalle die letzte öffentliche Versammlung des diesjährigen Katholikentages zusammen. Zunächst sprach Abt S ch a ch l e i t e r - Prag über christ lich e K u n st: Die religiös christliche Kunst soll mit helfen, dass Gott besser erkannt, ihm treuer gedient werde. Darum hat die Kirche sie in ihren Dienst genommen. Welch eine Aufgabe für den Maler und Bildhauer, die Wohnung Gottes unter den Menschen mit Vildwerken zu schmücken! O, dass doch unsere Künstler immerdar ihrer Ausgabe eingedenk blieben (BenalU. Die Kirche rennt auch die Zaubermacht der Musik, Einheit. Vereinigung aller Künste zu einem Ganzen im Dienste der Liturgie. Kntte die christliche Kirche je eine herrlichere, die Menschen mehr beglück-'nde Aufgabe gehabt? Suchen wir zuerst das Reich Gottes, dann wird auch die christliche Kunst unter uns neu aufleben und zu herrlicher Blüte gelangen lAnhaltender Beifall). Dann sprach Fürst Aloys zu Löwenstein über das Papsttum: Als der Patriarch von Venedig, Kardinal Sara, zum Papst gewählt wurde, erschien er der Welt als das Muster eines liebevollen Seelenhirten. Und Lieser Schein hat nicht getrügt. Aber viele haben dann ge glaubt, von seiner Einfachheit auf Schüchternheit, von seinem warmfühtenden Herzen und seiner Milde auf untätige Schwache des Papstes schliessen zu sollen. Aber sie haben eine Enttäuschung erlebt. Tenn schon in dem ersten Mort, das Pius X. an die Christenheit gesprochen hat, hat er sein Programm scharf umschrie ben, und mit keinem Schritt hat er Len tlveg verlassen, den er sich Larin vorgezeichnet hat mit den Morten: „Alles erneuern in Chrrsloi" (Lebhafter Beifall.) Der Papst beginnt mit den Kindern und sieht in dem Kampf uin die Jugend den Kampf um Lie Zukunft. Die Rettung ter Menschen zu Christus ist unzertrenn lich von der Reinerhaltung der von Gottes Sohn ge predigten Wahrheitslehre. Als alle väterlichen Er- Mahnungen des Papstes nicht genügten, da kamen nacheinander der Erlass „Lamentabili", das Rund schreiben „Pascendi gregis", «ine Widerlegung des so genannten Modernismus, und endlich das „Motu proprio" vom 1. September 1910, in welchem der Papst von den Seelsorgern die eidliche Erklärung ver. langt, dass sie in aufrichtigem Glauben und in Treue an Len unverfälschten Lehren ihrer Kirch« festhallen. Ob heute noch Männer im katholischen Lager stehen, die bewusst dem religiösen Modernismus anhängen, das weiss rch nickst. Aber der Papst hat dafür gesorgt, dass sic nicht meyr als kirchliche Führer das katholische Volk verderben können. (Stürmischer Beifall.) Die M o d e r n i st e n b r i c f c des Papstes haben auch im gläubigen Protestantismus Aer- g c r n i s e r r e g t. Ich bitte jeden chrliüfen Prote stanten. der in dem Streit um dies« Vorgänge n der katholischen Kirche vorurteilslos klar sehen will, er möge das Rundschreiben ..Pascendi" von Anfang bis zu End« denkend lesen. Er wird erkennen, dass es sich bei den Irrlehren modernen Stils um «ine Unter- wühlung des Fundaments handelt, auf d«m der Glaube an die Gottheit Christi überhaupt beruht. Können wir nun von den Protestanten nicht so viel gerechtes Verständnis für da, Wes«n der katholischen Kirche verlangen, dass sie zug«b«n. dass das Oberhaupt dieser Kirche gar nicht and«rs kann, al» mit Hint ansetzung aller menschlichen Rücksichten solcher Treiben im Keim zu ersticken? (Lebhafte Zustimmung.) Wir haben jüngst einen Glaubensprozess in der evangelischen Landeskirche Preußens erlebt, der uns hier sonst nichts angeht. Als ich in der Urteilsbegründung dos Glaubensbekenntnis jenes Kölner Predigers las, da sah ich mit Staunen, dass eine klarere Entwicklung der modernistischen Lehren auch in der Enzyklika Pascendi nicht gegeben sei. (Leb- hvktc Zuüimmung.) Wie mancher katholische Moder nist war stolz darauf, seine Anstauungen mit den geistreichen Lehren Harnacks in Einklang zu sehen. Nicht Harnack ist di« logische Folgerung des Modernismus, sondern Iatho. (Sehr richtig!) Auch die sogenannte Borrom äuscnzy- klita ist aus dein Regierungsgcdankcn Pius' X. zu verstehen. Da die höchsten Verdienste des heiligen Borromäus auf dem Gebiete kirchlicher Reformation liegen, konnte der Papst nickt anders, als die vcrderbliciz« Tätigkeit der Modernisten mit dem segensreichen Wirken jenes Heiligen v« gleichen. Dass der Papst di« sogenannten Reformatoren des 10. Jahr hunderts, die ganze Länder von der Kirche losge- risscn, auf das schärfste verurteilt, ist nalurnotwendig. Sollt« schon dem aufmerksamen Leser der Borromäus- «nzyklika einleuchten, doss der Passus über die soge nannten Neiormatoren nicht eine Provokation unserer nichtkatholischen Mitchristen sein soltte, so zeigt dies die Logik der päpstlichen Regierungshandlungen noch klarer, und di« ausdrücklich« Versicherung Pius' X. Hot es bestätigt. (Lebhafter Beifall.) Mir Katho liken Deutschlonds sind entschlossen, den Weg voranzn- geljen, den. Pius X. uns gewiesen, und keiner will fehlen! Und heute flehen wir zum allmächtigen Gott, dass er seinem getreuen Knecht, dem obersten Hirten seiner Kirckj«, die ermüdenden Arm« stütze, domit er wie Moses für uns beten könne, bis der Sieg errun gen, damit er vollende, was sein glühendes Avostcl- herz ersehnt: „Alles erneuern in Christo!" (Stürm, minutenlanger Beifall.) Damit waren die Arbeiten des Katholikentages beendet, und Präsident Graf Galen hielt die programmatische Schlussrede. Er teilte zunächst mit, dass der Regierungspräsident g von Wiesbaden die nachgesuchte Genehmigung zur I Niederlassung der Gesellschaft der barmherzigen Brü- ! der in Ems nicht genehmigt habe, weil ein ! Bedürfnis hierfür nicht vorliege. (Stürmische Pfui rufe.) In Ems tein Bedürfnis für Krankenpflege! (Erneute stürmische Pfuirufe.) De: Redner zog dann das Ergebnis der Verhandlung der Tagung, alle Katholiken zu eifriger Weiterarbeit im Sinne der gefassten Beschlüsse aufzufordern. Er schloss mit den Worten: Wir haben einig getagt und gehen einig, und wir haben unseren Gegnern nicht die Freude bereitet, hier uneinig zu sein. Unsere Gegner haben zu früh gejubelt über unsere Uneinigkeit. Wir gehen einig auseinander und bleiben, was wir sind. Wir gehen mutig voran, mit dem Mut unter dem Kreuze. (Minutenlanger stürmischer Bei fall.) Hierauf nahm Bischof Dr. Kirstein (Mainz) das Wort: Es war ein Hochgenuss, in die Tau sende von leuchtenden Augen katholischer Männer zu schauey. Rehmen Sie das heilige Feuer der B»- aeisterung mit nach Haufe. Und nun dis Frauen! Welche Aufgaben sind ihnen erwachsen in unserer Zeit, wo die konfessionelle Schule so sehr gefährdet ist! Ihr Frauen, nehmet den Vorsatz mit nach Hause, alles zu tun, um in der Zeit unseres Ne u h e i d e n t u m s eure Kinder in katholischem Glauben und bei echt katholischer Gesinnung und Sittlichkeit zu erhalten. (Minutenlanger Beifall.) Die Bischöfe segneten darauf die Versamm lung, und unter Avsingung des Tedeum loudamns ging der Katholikentag zu Ende. Programm üer 63. Sarrptverlammlung ües evsn-rMrlicn verslns Ler Gulrav- Küott-SMwng. Für Vie Versammlung, die in Frankfurt am Main vom 22.-25. September stattfindet, rst folgende Festordnung vorgesehen: Freitag, den 22. September, nachmittags 4 Uhr: Beratung des Zentralvor stände». Sonnabend, 23. September, vormittags 0 Uhr: Fortsetzung der Beratung de» Zentral- Vorstandes. Nachmittags 3 Uhr: Erste nicht- off entliche Versammlung der Abgeord neten. Tagesordnung: 1. Aufruf der Abge- geordneten. 2. Wahl des Versammlungsvorsitzenden und des Ausschusses zur Berichterstattung behufs Richtigsprechung der Zentrallassenrechnung für 1910, aus Grund des von den Rechnungsreoijoren rn Leipzig crsiatetsn Berichts. 3. Wahl von 3 Rech nungsprüfern in Leipzig zur Prüfung der Zen- ttaltassenrcchnung in den Jahren 1912—1914 an Stelle der ausscheidenden, aber wieder wählbaren Herren Kaufmann Albert Dufour-Feronre, Kaufmann und Handelsrichter Otto Landmann und Kaufmann Hugo Linnemann. 4. Wahl von zwei Zentralvorstandsmitgliedern auf die Zett bis zum 0. November 1915 an Stelle des am 11. März 1911 verstorbenen Herrn Kirchenrats Pfarrer I). Hölscher in Leipzig und des am 31. Januar 1911 zurückgetretenen Konsistorialpräsidenten a. D. Wirk lichen Geheimen Rats O. Dr. Chalybäus, Exzellung, in Hannover. 5. Endgültige Festsetzung der Tagesordnung für die öffentlichen Hauptversamm lungen. Abends 8 Uhr: Oeffentliche volkstümliche Versammlung im Grossen Saale de» Kaufmännischen Vereinchonscs, Eschenheimer Anlage 4'1—41. Leiter: Universrtärsprofessor 1). Rendtorjf-Lcipzig. Sonntag, den 24. September, nachmittags 4 Uhr: Erste öffentliche Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Eröffnungsansprache des Vorsitzenden. 2. Jahres bericht des Zentraloorstandes, erstattet von feinem Schriftführer, Unioersitätsprofessor v. Nendtorff- Leipzig. 3. Ueberrcichung der Geldsestgaden. 4. Ueberreichung der Gustav - Adolf-Kinveraabe durch Herrn Pastor I). Zauleck - Bremen. 5. Ansprachen und sonstige Mitteilungen von Abgeordneten und Gästen. Abends 8 Uhr: Oeffentlicl)« volkstümliche Versammlungen. Montag, den 25. September, vormittags 8 Uhr: Zweite nichtöffentliche Versammlung der Abgeord neten. Tagesordnung: 1. Sammlung für das Refor- mations-Jubiläumsjahr 1917. 2. Antrag des Haupt- Vereins der Gustav-AdolssStiftung in Oldenburg: Es möge ans der diesjährigen Hauptversammlung in eine Beratung und Beschlussfassung darüber ein getreten werden, ob es nicht zweckmässig sei, die Bildung bzw. weitere Verstärkung eines Darlehen- undus (eines besonderen, zur Gewährung von Dac- ehen bestimmten Vermögensstocks) anzustreben unü oweit erforderlich, die Vereinsjatzungen dement- prechend zu ergänzen. 3. Mitteilungen. Vor mittags 10 Uhr: Zweite öffentliche Hauptver sammlung. Tagesordnung: 1. Besprechung des Jahresberichts des Zentralvorstands. 2. Bericht über die Zentralkasscnrechnung für 1910 und Beschluss fassung. 3. Waisenpflege in der Diaspora. Bericht erstatter: Pastor Deissler-Leipzig, Generalsekretär des Zentralvorstandes. 4. Das gemeinsame Liebeswerk, für welches vom Zentralvorstand die nachstehend in alphabetischer Reihenfolge aufgeführten Gemeinden.: Banjaluka in Bosnien, Donaueschingen in Vaden und Tions in Posen vorgeschlagen worden sind, a) Anmeldung der Beiträge. i>) Bericht des Wirk lichen Geheimen Rats Professor v. Dr. Wach- Leipzig, Exzellenz, über die vorgeschlagenen drei Gemeinden, oj Abstimmung der Abgeordneten der Hauptvereine und des Zentralvorstandes. 5. Be ratung und Beschlussfassung über die etwaigen, in nichtöffentlicher Versammlung auf die Tagesord nung der öffentlichen Hauptversammlung gebrachten Gegenstände und Bekanntmachung der in nichtöffent licher Versammlung gefassten Beschlüsse der Abgeord neten. 8. Bestimmung über Ort unv Zeit der nächsten Hauptversammlung. 7. Fortsetzung der Ansprachen. begegnet. Italien und Griechenland haben einen noch höheren, noch äthergleicheren Himmel; das Meer um die griechischen Küsten ist noch tiefblauer als der Atlantische Ozean, der Jerseys Küsten bespült; an Kunstwerken übertrifft natürlich jede Provinz Ita liens ganz England. Dagegen findet sich auf Jersey kaum irgend etwas von den zahllosen kleinen und grossen Widerwärtigkeiten, die geraoe dem Reisenden in Italien wie in Griechenland manche äroerliche Minuten bereiten. Aui Jersey gibt es keine Bettler. Eiice österreichische Dame, der ich in Jersey begegnete, > erzählte mir, dass sie ihrem Töchterchen eine sran- zösische Silbcrmünze gegeben mit dem Auftrage, sie irgendeinem Bettler zu schenken, und dass es dem Kinde während eines ganzen Tages in der ansehn lichen Stadl Saint-Hslier mit ihren 26 000 Ein wohnern nicht gelungen war, die Münze an einen Bettler oder nur an einen wie ein Bettler anstehen den armen Teufel loszuwerden. Saint-Hclier ist eine Hafenstadt, in der tngein tagaus grosse und kleine Dampfer wie Segelschiffe, bcionoers aus England und Frankreich, verkehren. Ich bin bis in die Nacht hinein an den Hafen mauern umhergewandelt, — niemals ist mir eine der in Hafenstädten üblichen Roheiten vorgetommen. Am merkwürdigsten aber war mir, während meine» mehrtägigen Aufenthalts auf der Insel nicht einem einzigen Polizeibeamten begegnet zu sein. Es wird auf Jersey wohl auch Polizisten geben, denn so para diesisch ist wohl kein Kulturland, dass es ohne Polizei auskäme. Ist es aber nicht schon wundervoll, dass man drei Tage lang keinen Hüter der Ordnung zu sehen bekommt und doch überall schönste Ordnung walten sieht? Himmel und Meer, Städte nnd Wälder, Dörfer und einzelne Landhäuser, alles erinnert an süd europäisches warmes, reiches Leben: aber zugleich alles an das bequeme Gehege englischer Freiheit, Sitte und Ordnung. Kaum eine Stunde, nur zehn Seemeilen, trennt den französischen Haien Carteret von Jersey — nnd doch welch ein erstaunlicher Ucbergang aus einer Kulturwelt in die andere! An keiner Stelle treten Frankreich und England einander so nahe wie dort. Man sieht ohne Fernglas von Küste 'u Küste, unterscheidet einzelne Häuser, mit einem Fernalase sogar deutlich die Menschen. Mir aber ist es beim Uebergana von Land ru Land vor gekommen, als wäre ich im Traum von Planet zu Planet versetzt. Wusste ich, dass ich durch diesen Hinweis den Strom der Massenreisenden nach jenem holden Aus ruheplätzchen lenken könnte, ich wurde ihn unge schrieben lassen. Dagegen empfinde ich den berz- lichen Wuncd, feinfühlenden, gebildeten Deutschen, die sich nach Ruhe, gepaart mit bestrickendem land schaftlichen Reiz, mit sonnigem und dabei doch mildem Klima, nach einer Umgebung freiheitlich erzogener, gesitteter Menschen sehnen, eines von den wenigen Plätzchen zu nennen, die es in Europa für solche Reisende noch gibt. Wie gelangt man nach Jersey? Man nehme seinen Atlas zur Hand und schlage entweder das südliche England oder das nordwestliche Frankreich auf. Der Weg über Paris und Can nach Carenian und Tar ieret wäre der schnellste, ist aber wegen der himmel schreienden Zustände auf der französischen Westbahn der wenigst erfreuliche. Indessen für die meisten Reisenden, die über Paris nach Jersey fahren wollen, bleibt dieser Weg als der kürzeste auch der gegebene. Eine Rückfahrkarte 2. Klasse mit einmonatiger Gültigkeit kostet von Paris nach Jersey rund 44 Fr. Auf den französischen Eisenbahnen kann die Gültig keit jeder derartigen Sommerkarte zweimal um je einen Monat verlängert werden gegen Nachzahlung von je 10 vom Hundert. Von Carteret fährt alltäg lich, auch Sonntags, ein Dampierchen nach dem welt lichen Hafensrädtchen von Jersey, Gorey, in fünf viertel Stunden zu wechselnden Zeiten, die von Ebbe und Flut abhüngen. Von Gorey wiederum iährt ein Eisenbähnchen nach Saint-Hatter in 20 Minuten. Von Saint-H'lier selbst, der Hauptstadt, gibt es ein anderes Eisendähncticn nach dem westlich gelegenen zweiten Städtchen Saint-Aubin, das sich zum behag lichen Nuhcaufenthalt vielleicht noch besser eignet als Saint-Hülier. Die besten Wege fübren, wie immer, über» Meer. Ich empfehle, einen der Dampfer der Hamburg- Amerika-Linie oder des Norddeutschen Lloyds nach Cherbourg oder nach Southampton zu benutzen. Don Cherbourg nach Carteret sind cs bei gutem Anschluss, der allerdings in Frankreich leiten ist, 2 bis 3 Stunden Bummelzug. Von Southampton fährt täglich ein Dampfer über Gnernjey, der Zufluchtsinset Victor Hugos während seiner Verbannung, nach Jersey. Eine Rückiahrlaric mit mehrmonatiger Gültigkeit tostet gegen 22 Man sieht, es handelt sich beim Aufsuchen dieses kleinen irdischen Paradieses um er schwingliche Fahrpreise. Dazu kommt, dass die Auf enthaltskosten, selbst bei Benutzung der besten Gast häuser von Saint-Hc lier — und nun gar der billigen reizenden Pensionen, die man über die ganze Insel zerstreut findet — sich wesentlich niedriger netten als in irgendeinem der mir bekannten meistbesuchten Ostsee- oder Nordsee-Bäder, billiger als jede an ständige Unterkunft im Harz, in Thüringen, im Riesengebirge oder wohin sonst der Massenzug der deutschen Reisenden geht. Ich will übrigens bei dieser Gelegenheit verraten, was mir den letzten Anstoss gegeben hat, einen lange gehegten Wunsch endlich zu erfüllen und die Kanal- insecn aufzusuchen. Mir geriet ein Roman ,,'t'bo IZ-cmir ok ikc rjlioo»!" (Der Kampf der Starken) von Gilbert Parker in die Hände, einem englischen Kan dier, der in seiner Heimat eine sehr berechtigte Be rühmtheit geniesst. Es ist mir ein wahres Vcrgnüoen, diesen ausgezeichneten englischen Roman an sich wie als Vorderettung auf den Besuch von Jersey den Lesern zu empiehlen. Er behandelt im Rahmen einer ergreifenden Liebesgeschichte das wichtigste Er eignis aus Jerseys Vergangenheit: den Versuch der Ueberrumpelung der Jnjel durch die Franzoien im Jahre 1781 und die ruhmreiche Zurückweisung des Angriffes durch die heldenmütigen Verteidiger, eng lische Besatzung und Landcsbewohner gemeinsam. Ohne ein bisschen Literatur reist der gebildete Deutsche nun mal nicht, und so sei ihm denn geraten, diesen Roman, einen der besten der neueren englischen Literatur überhaupt, mit in den Koffer zu packen. Da er bei Tauchnitz erschienen ist, so macht das keine grossen Kosten und Schwierigkeiten. Ausserdem ver gesse man nicht, sich schon in der Heimat mit eng lischem Gelde zu versorgen, denn, wie gesagt, selbst so anmutige Mare wie unsere deutschen Zwanzig. Markstücke sind dort noch unbekannt. Theater unü Konzerte. * Bom Leipziger Stadttheater. Am Sonntag, den 13. August, findet im Alten Theater die erste Aufführung des sowohl in Kopenhagen als auch an einer Reihe erster deutscher Bühnen mit Erfolg au'geführten dänischen Lustspiels „Wie Minister satten" von P. L. V. Hansen statt. Eingeleitet wird der Abend durch die vor mehreren Jahren hier schon erfolgreich gespielte Komödie «Eine Ab rechnung" von dem Landsmann« Hansens, dem bestbekannten und geschätzten dänischen Schri-tsteller Gustav Wied. Der Gesundheitszustand Ernst Haeckels lässt noch immer sehr zu wünschen übrig. Kürzlich schrieb der « reise Gelehrte in einem Brie'e an einen Bekannten folgendes: „Meine Genesung gebt sehr langsam vor wärts; jetzt bin ich schon 12 Wochen an das Kranken zimmer gefesselt: auch das Allgemeinbefinden hat sehr gelitten. Wenn ich im August wieder gehen kann, werde ich wohl im September eine Badekur versuchen müssen. * Tonkünstlernerbandstag. Der achte Deiegierien- tag des „Zentralverbandes Deutscher Ton künstler und Tonkünstlervereine" lE. P.) fi ndct am 16. und 17. September in Frankfurt a. M. im Grossen Saale des Dr. Hochschen Konser vatoriums statt. Das Frankfurter Komödienhaus ist vom 1. Oktober ab an den jetzigen Direktor des Kur theaters rn Davos in der Schweiz Fischer - Peschlow auf mehrere Jahre verpachtet worden. ^r. Hochschulnachrichten. 2n Freiburg im Breisgau hat sich Dr. C. Wcpjer aus Pordenone in Ober italien für Geologie und Paläontologie habilitiert. — Unter den gelegentlich Les Breslauer Universitäts jubiläums durch Ernennung zu Ehrendoktoren Aus gezeichneten befindet sich auch di c Freiburger Jurist ordentlicher Professor: Lr. Otto Lencl. der ron der philosophischen Fakultät zum Ehrcndol'or ernannt wurde. — Das Programm des Eidgenössischen Poly technikums in Zürich rür das Wintersemester 1911/12 ist zum erstenmal mit dem neuen Namen Eidge nössische Technische Hochschule versehen.
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