Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.07.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191107160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110716
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110716
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-16
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. lSS. los. Lr-ryrmV. bLlvnaer Tsgevisn. JiteMiomIk Kachih-AiiBkllmi!! mil ZmiitmsßkllilWtii Kim ISI3. Zur Gewinnung von Plänen für unsere in der Zeil von Ansang Mai bis Ende Oktober 1913 slatt- ftndendc Ausstellung schreiben wir hiermit unter den Architekten Leipzigs einen Men-MitbeMrb aus. Die Herren Architekten, die mindestens seit dem 1. Januar dieses Jahres in Leipzig ihren Wohnsitz haben, laden wir zur Teilnahme ein. Für die vier besten Entwürfe gewähren wir folgende Preise: einen I. Preis von Mark 4000.— , II. . - 2500 — - III. 1500 — . IV. . . 1000 — Außerdem stehen Mark 3000.— zur Verfügung für Ankäufe von höchstens 5 Entwürfen. Das Prcisrichteramt haben freundlichst übernommen die Herren: Prof. Dr. Leeman Ü68lelm6>el', Dresden, Oberbürgermeister Dr. vittrioch Leipzig, >igl. Sachs. Baurat Baumeister Otto Luke, Leipzig, Stadtbaurat Prof. K3N8 krlvvein, Dresden, zkgl. Sachs. Obcrbaurat Oupt ksüan, Leipzig, i^ch. Baurat Prof. Dr.-Iug. ttugo l_ietit, Leipzig, Stadtvcrvrdnctcn-Vorsteher Dr. kolbe, Leipzig, zrgl. Sächs. Oberbaurat Stadtbaurat Lobüi'enbel'g, Leipzig, Stadtbauiuspektor Architekt k3N8 Stnobel, Leipzig. Die Entwürfe, die nach erfolgter Prämiierung öffentlich ausgestellt werden, müssen bis spätestens am g. Oktober 1911 bei der Post eingeliefert sein. Alles Nähere ist aus den Ausschreibungsbedingungen zu ersehen, die die rechtliche Grundlage des Wettbewerbes bilden und kostenlos von unserer Geschäftsstelle, Eottschedstratze 22, I., überlassen werden. Leipzig, den 11. Juli 1911. Divektsvirnn der Internationalen Baufach Ausstellung nut ^onderausstellunaen Leipzig W3 e. V. Lparkasse Wahren. Geschäftsstelle: Rathaus, Erdgeschoß Irnts, Zimmer -zl/ 0/ N'r. 4. Zinsfuß jür Einlagen -- /-» /<» ber täg licher Verzinsung. Geschäftszeit: 8—1 und 3—ö Sonnabends nur 8—2 Uhr .an? Uns üen übrigen Umtsblkttlern. In das Güterrechtsrcgister ist eingetragen worden: Die Verwaltung und Nutznießung des Zeitungs agenten Friedrich Wilhelm Martin Peter in Leipzig an dem Vermögen seiner Ehefrau Else Marie Martha geb. Wagenknecht ist durch Ehevertrag vom 12. Juli ausgeschlossen worden. Linyelsnül. <5ur den Inhalt o-r tkuiienLuiiü^n unter vieler Nubrtk übernimmt die Redaktion ander oer prctmeletzUHen leine Licrantwortuna.) Schars rechts fahren bestimmt die neue Straßenverkehrs-Verordnung der Stadt Leipzig für Fuhrwerke und Radfahrer. Dem schnell beweglichen Auto ist aber gestattet wor den, die Mitt« der Straße, oder doch nähe der Mitie die rechte Seite zu befahren. Als Grund für diese Ausnahmebestimmung wird die schnelle und geräuschlose Beweglichkeit des Autos angeführt, und dies ganz mit Recht! Aber warum der Radfahrer nicht? Fährt er nicht ebenso grüujchlos und schnell? Dem Auto ist in der Stadt eine lbeschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde zuaelassen, diese lOcschwin- digkeit fährt doch aber der Radfahrer auch! Diese neue Bestimmung ist wohl nur geschaffen, um das Publikum, das sich auf dem Fußwege bewegt, beim Verlassen desselben vor dem Uebersahrenwerden durch die geräuschlos und schnell daherkommenden Autos zu schützen. Ist dies bei dem Radfahrer vielleicht nicht der Fall? Der Rat der Stadt Leipzig würde hier Tausende von Radfahrern, aber auch das Publikum vor U n g l ü ck s f ä l l e n schützen. Die Radfahrer wünschen zum mindesten die gleichen Rechte wie die Autofahrer. O. X. Zurzeit gehen Notizen durch die hiesige Presse, daß die Leipziger Verkehrsordnuirg dahin verschärft werden soll, dasz der gesamte Fährverkehr streng darauf hrnaewiesen wird, scharf rechts zu fahren. Diese Maßnahme ist in mancher Hinsicht zweifel los begründet und deshalb zu begrüßen. Ihre Wir kung dürfte aber weittragender jein, als es zunächst erwartet ist. Die neue Bestimmung enthält näm lich im Grunde nicht nur eine Warnung an die Ge ichirrführer usw., bas zwecklose, verkchrshindernde Fahren auf der Straßenmitte zu unterlassen, na mentlich das in langsamem Schrittmaß, sondern sic wird vielmehr auch geeignet sein, die Fuß- gängerschaft zu erhöhter Aufmerksamkeit zu zwingen. Es ist eine gerade in Leipzig oft beobachtete Un sitte vieler Leute, ohne sich vorher umzuschen und sich über den augenblicklichen Fährverkehr zu ver gewissern. vom Fußsteig herunterzutreten, um auf die andere Seite zu gelangen. Dahnr gehört ferner das hier sehr beliebte, aber ost völlig unbegründete Gehen auf dem Fahrdamm, das Warten auf die Straßenbahn ebenda und manches andere. Solange nun jetzt höchstens lanasam fahrende Fuhrwerke un mittelbar an der Bordschwelle entlang fuhren, liehen sich Kollisionen noch verhältnismäfzig leicht vermeiden. Wenn aber in Zukunft auch schnelleres Pferdefuhr werk und Radfahrer scharf rechts fahren werden, so werden unerfreuliche Folgen nur durch größere Vor sicht des Publikums sich vermeiden lassen. Es hat den Anschein, als ob bie Polizeiorgane den Fahrern gegenüber zur strengen Durchführung der Bestimmung angewiesen werden oder angewiesen worden sind. Es ist aber kaum zu erwarten, daß die letzteren ohne weiteres jede Schuld an Unfällen auf sich nehme« werden. Den genannten, oft unberechenbaren, nicht voraus zusehenden Schritten des für eine Großstadt fast un- verständlich sorglosen Publikums wird der Fähr verkehr eben wegen dieser Eigenschaften nicht be gegnen können, wie da« bisher noch der Fall war, wo vom Fußsteig bi» zur meist benutzten Fahrbahn immer einige Meter »urückzulegen waren und wo inzwischen von den Fuhrwerken her Warnungszeichen gegeben werden konnten. — Es wäre eine dankens werte Aufgabe der Polizei, wenn sie sich auch des Fußgängerverkehr« einmal annehmcn wollte. Damit soll freilich keiner unnötigen, schematischen Ein ¬ schränkung das Wort geredet sein. Die beständige Regelung des Fährverkehrs allein aber ist zwar unter gewissen Gesichtspunkten gerechtfertigt, sollte aber auch bestimmte Grenzen haben und ein allzu scharfes einseitiges Anspannen der neuen Verordnung, die es den ausübenden Organen zur Pflicht machen sollte, den Gesamtvcrkehr schärfer ins Auge zu fassen unter billiger Berück sichtigung des augenblicklichen Verkehrsbildes nicht rein schematisch auf die Verordnung zu pochen — cxvmpln äoc-ent —, dürfte zu einer wesentlichen Häufung von Klagen und Beschwerden führen. Ge wisse Knotenpunkte sollten, um eine solche bessere Uebersicht zu ermöglichen, endlich mit berittenen Schutzleuten besetzt werden. Die Posten zu Fuß sind fast jedem Fuhrwerkslenker von einiger Intelli genz unterlegen, der von seinem erhöhten Sitze das Straßenbild weit besser beurteilen kann. Obendrein ist cs — das muß anerkannt werden — für die Schutzleute zurzeit gewiß nicht immer leicht, sich zur Geltung zu bringen und den eigenen Körper unversehrt zu erhalten. Sie selbst treten eben oft nicht genug als die „ruhenden Punkte in der Er scheinungen Flucht" hervor. Hier dürften ruhige, kräftige Gäule, wie sie z. B. in Berlin mit ihrer stoischen Gelassenheit typisch sind, den wünschens werten Erfolg bieten. Leb. Hamster- und Mäusegraben. Die Zeit der Ernte ist gekommen und damit die Zeit, wo nach alter Gewohnheit unsere Jugend mit allerhand Gerät bewaffnet hinauszieht, um auf den abgemähten Fluren nach Hamstern und Mäusen zu graben. Nun wird kein Einsichtiger etwas dagegen ein wenden, wenn diese Schädlinge vernichtet werden, sofern es nötig ist und sofern cs von anständigen Erwachsenen unter Anwendung geeigneter Mittel und ohne Qualen für die Tiere geschieht. Was aber unsere Jugend tut, ist etwas ganz anderes. Für sie ist das Hamster- und Mäusegraben nur Vergnügen und Sport. Sie denkt gar nicht an die Schädlichkeit der Tiere und an ihre planmäßige, schnelle und quallose Vernichtung. Und mit diesem Vergnügen, diesem Sport geht Hand in Hand eine erschreckende Tierquälerei. Alljährlich werden uns Dutzende von Fällen solcher Quälerei gemeldet, darunter solche der entsetzlichsten Art. Wir versagen es uns, hier Beispiele anzuführen, um die Nerven der Leser zu schonen: man kann uns aber glauben, daß es schlimm, sehr schlimm ist, daß das Hamster- und Müusegraben zu einem Uebel schrecklichster Art und zu einer wahren Schmach geworden ist. Im vergangen Jahre haben wir uns in Gemein- schast mit dem Leipziger Tierschutzverein und der Zentrale für Jugendfürsorge an den Rat, das Polizeiamt und die Kgl. Amtshauptmannschaft gewandt, diese Behörden aus das Uebel und seine Größe aufmerksam gemacht und sie um seine Unter drückung gebeten. Dre Bitte ist mit Wohlwollen aus genommen und geeignete Maßnahmen sind in Aus sicht gestellt worden. Jiideßcn — auch die Aussichtsbeamten der Behörden tönnen nicht überall sein: sie allein vermögen das Uebel nicht zu bannen: dazu sind die Zahl der Uebel- täter und der örtliche Bereich zu groß. Hier muß die Allgemeinheit helfend cingreifen. Und deshalb rufen wir alle Einsichtigen, im be sonderen die Freunde unserer Juaend und die Tier freunde, zur Mitarbeit auf: Helft dazu, daß diesem tierquälerischen und verrohenden Treiben ein Ende gemacht, daß unsere Jugend und unsere Stadt von einem Uebel befreit werde, das ihnen wahrlich nicht zur Ehre gereicht. Neuer Leipziger Tierschutzverein. Wieder ein Wunsch de» Osten»! Wo kein Kläger, da kein Richter, wo keine Kritik, da keine Besserung. Dem Osten dient als einzige Erholungsstätte der Stünzer Dark. Schön gepflegte Wege führen um den Teich und um die Rasenflächen, aber vergeblich sucht der Radler nach einem Rad- fabrweg. Die Linie, das Rosental, der Johannapark und König-Albert-Park sind dem Radler offen und haben schon angelegte Radfahrstraßen, der Osten ist wieder hintenangesetzt, der kann vorlieb nehmen mit dem, was für ihn abfällt. Es ergeht deshalb das berechtigte Ersuchen, durch Anlegung eines Radfahr weges, möglichst als Kreis, auch im Stünzer Park dem Radler die Möglichkeit zu geben, nach des Tages Last und Mühen in freier Natur noch einige Zeit Erholung zu finden. Die Kosten einer solchen Anlage können nicht groß sein und die Mittel sind vorhanden, sobald anderswo mal nicht so viel gebuddelt wird. Selbstverständlich geht mit jenem Ersuchen auch die Notwendigkeit Hand in Hand, für eine Besserung der Zugangswege zum Stünzer Park zu sorgen. Die Karl-Krauze-Straße ist tatsächlich für den Radler, noch mehr aber für jein Rad ein Schrecken. Der bereits ausgesprochene Wunsch, wenigstens durch Schaffung ernes schmalen Teerstreifens auf diesem schauderhaften Pflaster eine kleine Abhilfe zu schaffen, hat bisher noch kein Gehör gefunden. Möge uns deshalb dieser kleine Anstoß für die nächste Zukunft das Beste hoffen lasten. Eivi«. Reisefragen. Zur Zeit des sommerlichen Hauptverkehrs werden die nie schlummernden Verpflegungs- und Trinkgeld fragen besonders aktuell, und bie Klagen über unge nügende Bedienung, über die Last des Trinkgeld gebens und über tatsächliche oder vermeintliche Be nachteiligungen haben bereits lebhaft wieder einge setzt. Neben manchen wohlbegründeten Beschwerden läuft da auch manches nur falsch Gesehene einher, und nur zu selten wird der eigenartigen Stellung Rechnung getragen, die das gastwirtschaftliche Per sonal bei der Entlohnung einnimmt. Das Bedie nungspersonal, das für den Trinkgeldempsang über haupt in Frage kommt (Portier, Kellner, Hausdiener, Stubenmädchen), erhält in den meisten Fällen über haupt kein Gehalt. In den anderen Fällen ist letzteres so gering bemessen, daß es als Ent lohnung nicht angesehen werden kann. Diese Angestellten sind also, dafern sie von ihrer Ar beit leben und vorwärts kommen wollen, auf die Trinkgeldeinnahme in ganz hervorragendem Maße angewiesen, und insbesondere der Umstand, daß sie trotzdem Trinkgeld nicht fordern dürfen, macht es nur zu begreiflich, daß sie den Gast in erster Linie auf seine Neigung zum Trinkgeldgeben einschätzen und dementsprechend bedienen. Die Hotelbesitzer und Gastwirte haben bisher nur mit ganz seltenen Aus nahmen versucht, dem Unwesen zu steuern, und trink geldfreie Wirtschaften gibt es in Deutschland kaum ein Dutzend. Die Wirte lassen eben die Dinge laufen, wie sie sind. Die Angestellten, obendrein bald hier bald da, sind trotz ihres Strebens nach Aenderung machtlos. Das Publikum verharrt in passivem Zorn, uno die Gesetzgebung scheut sich anscheinend, die Materie auch nur anzufassen. — Trotz dieser Ver hältnisse wird es im allgemeinen dem Kellner stark verdacht, wenn er sich hin und wieder zu seinen Gunsten verrechnet. Man macht aber seltener Auf hebens davon, wenn der Irrtum zugunsten oes Gastes stattfand, und in beiden Fällen beoenkt man nicht, daß die Kellner jedes Tagewerk mit einer sehr unbestimm ten Aussicht auf Verdienst beginnen, daß sie stunden lang eine ganze Anzahl ständig wachsender Zechen im Kopfe behalten und dabei die verschiedenartigsten Aufträge erledigen müßen, daß sie von dieser Berufs aufmerksamkeit meist gegen ihren Willen durch Gesprächcbrocken der Gäste zeitweilig abaelenkt werden, und daß schließlich durch jeden Fehler in ihren Berechnungen nicht der Wirr, sondern sie allein geschädigt werden. Das alles sollte dahin führen, daß jeder East und Reisende selbst seine Zeche auf merksam überwacht und damit allen Differenzen den Boden entzieht. Er sollte aber ebenso dem Be dienungspersonal den gebührenden Lohn nicht als Bettel hinwerfen, sondern als wohlverdient mit einiger Freundlichkeit zukommen laßen, eingedenk dessen, daß auct^ das Trinkgeld nicht entwürdigt, wenn es mit Würde gegeben wird. X. Offener Bries an die Herren Rechtsanwälte Leipzigs. Sehr geehrte Herren Rechtsanwälte! Die Eerichtsferien haben mit dem 15. Juli be gonnen! Infolge der eingeschränkten Tätigkeit un serer Justizbehörden ist gerade die Ferienzeit für die Anwaltsbureaus die sogenannte „ruhige Zeit", während ohne Ausnahme außer dieser Zeit und gerade mehrere Wochen vor den Gerichtsferien der Dienst für Chef und Angestellte sehr anstrengend ist. Rastlos wird den ganzen Tag über g-arbeitet und Körper un- Geist aufs höchste angestrengt. Die ge eignetste Zeit, Erholung zu schaffen von all den Mühen in arbeitsreicher Periode, ist die Zeit der Gerichtsferien, vor» 15. Juli bi» 15. September. Dieserhalb ist e» auch allgemein üblich, dah jeder Angestellte «in bi« drei Wochen Urlaub erhält. Wenn auch diese Urlaubsgewährung sehr anerken nenswert und den Angestellten willkommen ist, so ist es aber doch in einer Anzahl Anwaltsbureaus all gemein üblich, daß während der Gerichtsferien aüch die täglich« Geschäftszeit verkürzt und der übliche Bureauschluß von 7 Uhr auf 6 Uhr abends festgesetzt wird. Durch diese einfache und leicht dnrchzuführende Einrichtung wird den Angestellten noch eine weitere Erleichterung und Erholung gewährt insofern, als Gelegenheit geboten ist, noch mehrere Abendstunden hinaus zu wandern in die schöne Natur uno sich zu kräftigen für das bevorstehende gerade für dir An waltsbureaus arbeitsreich« Winterhalbjahr. Die Bureauangestellten, die jahraus und jahrein in -en Kontoren sitzen und die Stubenluft «inatmen, be dürfen der Erholung im Freien ganz besonders, und schon aus diesem einfachen gesundheitlichen Grunde wär« d«r Bureaufrüh«rschlutz dringend zu wünschen. Wir bitten daher die Herren Rechtsanwälte — so weit es noch nicht eingeführt ist —, sich dem guten Beispiele allgemein anzuschließen und während der Gerichtsferien die Bureaus um 6 Uhr abends, anstatt um 7 Uhr zu schließen. Mit vorzüglicher Hochachtung Der Vorstand des Kreisvereins Leipzig im Verbände Deutscher Bureaubeamten. Protest der Hausfrauen aeaen den Ersatz männlicher Angestellter durch weib liche in städtischen und anderen Betrieben. Nach dem die Schreiberin dieser Zeilen heute zufällig Zeugnis des Jammers war, der durch Kündigung der männlichen Kontrolleure im Palmcngarten her- vorgerusen worden war, kann sie nicht umhin, im Namen aller Hausfrauen ein Wort der Warnung in dieser so wichtigen Angelegenheit an die Väter der Stadt und an die maßgebenden Autoritäten zu richten! Wenn den Mädchen alle öffentlichen und städtischen Stellen offenstehen, wird eine Dienstbotennot ent stehen, wie wir sie bisher noch nicht gekannt haben. Zu Ostern, der besten Ziehzeit, hat sich diese Not schon in der schlimmsten Weise fühlbar gemacht. Wir Hausfrauen müssen wochenlang unsere kostbare Zeit, die doch der Familie gehören soll, durch Suchen nach Dienstmädchen vergeuden und finden im besten Falle nur solche Mädchen, die man gegen seine Ueberzeugung mietet, nur um der häuslichen Ungemütlichkeit ein Ende zu machen. — Wie wenig iunge, schutzlose Mädchen im Palmengarten am Platz sind, davon kann sich jeder überzeugen, der dort das nächtliche Treiben ange- leiterter Leute beobachtet hat. Die bisher ange- tellten Männer konnten nur mit Mühe die chlimmsten Szenen verhindern, junge Mädchen wür den einfach ihrem Rnin entgegengetrieben werden. — Die Eltern der Mädchen freuen sich, wenn ihre Töchter eine sichere, feste Anstellung erhalten und ahnen nicht. welchen Gefahren sic ausgesetzt sind. In den meisten Fällen werden heutzutage die Eltern gar nicht um Rat gefragt, und ausgelacht, wenn sie den Töchtern raten, sich in öomuay, l6. JuU l9N. den sichern Schutz ein«» Hausfrau zu begeben. — Gehorchen und sich unlrrorone« ist ja eine Schande. Selbständigkeit und UnabhSuoigkeit um jeden Preis ist ia die Parole unserer Zett. — Die Männer werden immer mehr und mehr der Existenzmittel beraubt und der Möglichkeit, sich einen eigenen Herd zu gründen. E» ist die "höchste Zeit, daß das Recht des Mann« auf Anstellung und Gründung einer Familie mehr betont und dem Geschrei der Frauenrechtlerinnen ein Ende bereitet wird. Dem alten System, das bis jetzt nur zu oft in der Ehe herrschte, und der Knechtschaft und Unterdrückung der Frau wollen wir Hausfrauen durchaus nicht das Wort reden, sondern der Gleichberechtigung beider Geschlechter, wodurch das Ideal der Ehe, daß Mann und Frau wie gute Kameraden in Liebe und Einigkeit zusammen leben sollen, alleinerreicht werden kann.—Je schwerer und teurer die Zeiten werden, desto nötiger ist dem Mann eine Gefährtin, die durch Sparsamkeit und durch Rückkehr zur Einfachheit und Anipruch- losigkeit der guten alten Zeit seine Berussiorgen tragen hilft. Die Mädchen sollten, nachdem sie oie Schule verlaßen haben, ebenso ein Freiwilligenjahr abdienen wie die jungen Männer, und der Besuch einer Fortbildungs- und Haushaltschule sollte obligatorisch werden. Das Herzogtum Sachsen-Meiningen ist der einzige deutsche Staat, der in ausreichender Weise aus dem Wege der Gesetzgebung für die allgemeine Fortbildungs schule gesorgt hat, indem er zwei Jahre hindurch vier Wochenstunden Unterricht verlangte. Die Angst junger Männer vor dem Heiraten ist heutzutage nur zu berechtigt. Wo soll er den Mut finden, einem Mädchen, das seine ganze Einnahme an Putz und Ver gnügen verwendet, zumuten, eine bescheidene Existenz mit geringen Mitteln mit ihm zu teilen? Trotz aller Schwärmerei für die verschiedenen Berufe, die jetzt den Mädchen offen stehen, ist doch die Sehnsucht nach demeigenenHerdundnach derLiebeeinestüchtigen Mannes und besonders nach dem Besitz eines Kindes in jedem Mädchenherzen vorhanden. Daß der Mann nicht mehr ans Heiraten denken kann, ist nur die Schuld der heutigen Erziehung und der um gekehrten Weltordnuna. — Mögen diese Mahnungen dazu beitragen, den Vätern der Stadt die Augen zu öffnen und dem Ersatz der männlichen An gestellten durch weibliche Einhalt tun. — Sparsam keit kann doch in einer so reichen Stadt, wie Leipzig, nicht der Grund dieser Maßregel sein. Sittenlosigkeit und Verrohung wären unausbleib lich, wenn den Männern die Dtöglichkeit zum Hei- raten genommen würde. Eine für viele. Bogelkäfige in der Sonnenglnt. Es ist ein trauriges Zeichen von Gleichgültigkeit und Härte des Herzens, wenn Vogelliedhaber zur heißen Sommerszeit die Vogelkäfige tagelang unbc- jchützt den brennendheißen Sonnenstrahlen aussetzen. Die Herzlosen bedenken nicht, daß an solchen Tagen jeder Vogel im Freien im dichten Laubdach der Bäume ein schattiges Plätzchen sucht, während der im Käfig gehaltene dazu verurteilt ist, in unerträglicher Sonnenglut schutzlos auszuharren! Sie beachten nicht, daß die Metallstäbe des Käfigs heiß werden und dem Vogel beinc Berühren Unbehagen bereiten, daß das bißchen Wasser im kleinen Näpfchen bald wann und unerquickend und da» Futter, namentlich der Weich fresser, leicht sauer und für den Vogel schädlich wird! Also ihr, die ihr dem eingefanaenen Vogel sein höchstes Glück auf Erden, die Freiheit, entzieht, tut wenigstens insofern eure Pflicht, als ihr demselben, ob bewußt oder unbewußt, nicht noch seine Gesangen schaft verbittert! 3. X. Straßen-Hygiene war ein „Eingesandt" in der Nr. 140 über schrieben und kann man dem Verfasser zu seiner Tat wirklich nur Glück wünschen und ihm danken, daß er Mißstände berührt und rügt, die von vielen unangenehm, meist aber klaglos empfunden werden. Es hilft ia doch nichts, sagen die einen, daß ich zugc- stehe, daß es mir widerwärtig ist. mich von meinem lieben Mitmenschen, der über mir wohnt, mit allen möglichen Unreinigkeiten, die er aus Wischtüchern, Bettvorlagen. Teppichen, Kehrbesen und ähnlichen Reinigungsinstrumentell auf den Kopf schütteln zu lasten, wenn ich auf Balkon oder in Veranda sitze, oder die Rudern einer im oberen Geschoß vorgenommenen Pediküre durch das bei der sommerlichen Wärme ge öffnete Küchenfenster in die dort stehende Milch und Süßspeise, wie mir das passiert ist, hineingeschüttelr wird. Es ist merkwürdig, wie andere, selbst hochgebildete Frauen uns verständnislos an schauen, wenn man sich solche Schmutzereien verbittet und sich dann gebärden, als ob man „Aufgabe un veräußerlicher Menschenrechte" von ihnen forderte. Ja, wenn ich nur meine Wohnung rein habe, wer den Schmutz von mir aufnehmen — muß — upres uo.ls lo äölugs! So hat's meine Mutter gemacht und das laste ich mir nicht verbieten! Punktum! Da mache einer was, wenn dies Argument der Frauen herangezogen wird! Es ist aber nicht allein die unerträgliche Schmutze rei, meine Gnädige, die ich geißle, nein, die Sache ist auch von eminent wichtiger Bedeutung in hygie nischer Hinsicht. Lasten Sie mich Ihnen erzählen, was ich miterlebt habe. In dem Hause, in welchem ich damals wohnte, erkrankte im 3. Stock ein kleines Mädchen leicht am Scharlach und genaß in wenigen Wochen. Nach dieser Zeit sah ich, wie die Mama der Kleinen drei Betten auf den Balkon zum Simmern legte, alle Gardinen, Teppiche rc. ausklopfen, die Kinder bettstelle abfegen und abwajchen ließ. Während dieser Arbeit waren die Fenster der Küche und des Mädchenzimmers im zweiten Stockwerk geöffnet, es war ja Sommer. Kurz darauf, etwa der Zeit cnr- sprechend, zu der Scharlach hätte ausbrechen können, erkrankte dieser Familie ein Mädchen und das Stubenmädchen ebenfalls an Scharlach sehr schwer. Sollte es sich nicht lohnen, ernstlich darüber nachzu denken, wie man dem gefährlichen Schlendrian be gegnen und seinen Dienstboten die elementarsten Vegiffe von Hygiene und nicht zum wenigsten die Achtung vor feinen Mitmenschen beibringen könne? Vielleicht Hilst man uns in Etwas von Dresden aus, wo jetzt ja mächtig in Hygiene gemacht wiro. c-^vis. Brielkatten. 10V A. B. Sobald das Kind adoptiert ist, brau chen Sie keine Alimente mehr zu zahlen. E. L. Sie wenden sich am besten an das Reichs kolonialamt in Berlin. A. IVO. Sie müssen auch für das zweite Kind be- zahlen. Wenden Sie sich an das Gericht, don-tt von dort aus «in bestimmter Betrag festgesetzt wird. A. E. i. W. Das Testament, das Ihre Eltern ae- macht haben, ist gültig. Im Falle einer Wiederver- heiratzung können Sie aber di« Auszahlung des mütterlichen Erbteils verlangen. t8axlkknkl-'s öiltki-quellv). l.L88vn 8ie 8ioli mokl8 kVIinll6l'tzV6i'1ig68 3lll- spängen, und verlangen 8ie ll38
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)