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So«««-, le. Juli l9ll. VrfochmlNU, baH ^na» berauchen K-rperSbvna«w tunlich nüchtern anstellen soll, sonst wird einem leicht übel dabei. So ging es auch dem Onkel Otto. Wie «r sich so nach vorn neigte, wie ein Hofmann auf 'xm glatten Parkett, wenn er dem Könige gegen übertritt, verlor er oben die Balance und unten mit seinen großen, breiten Füßen den Halt, daß sie unter chm hinten ausglitten, wie ein Schlitten auf spiegel glattem Eis«. Er fiel über den Tisch, der Tisch stürzte um, und der gute Onkel der Länge nach mit seinen Siebensachen auf die Nase. Hierhin und dahin rollten die Taler, spritzte die Tinte, klirrten die Scherben, nur der Hammer stand unbeweglich in dem Wirrwarr mit dem Stiele nach oben. Das war ein Gelächter in dem Saale, wie nie wieder und nie zuvor, wenn die tollsten Scherze von der Bühne herab in das Publikum schwirrten. Schimpfend raffte sich der Onkel auf. was ihm bei seiner Läng« nicht gerade leicht wurde, getreulich unterstützt von seinen Ver wandten. Ein Unglück kommt selten allein; die Drille war zerbrochen, die Nase zerschunden und bisse Por- zcllansplitter hatten sich in seine Hände eingegraden. Man wußte gar nicht, wo man ihm zuerst mit Pfla stern und Salben beispringen sollte. Die Aution mußte geschlossen werden. Am Nachmittaa fuhr er, innig von allen bemit leidet, zur Bahn. Der Vater gab ihm das Geleit und all« außer mir standen um den Wagen herum. Da konnte sich der gute Onkel nicht enthalten, für das warme Mitgefühl nochmals sichtlich zu danken und mir noch einmal Glück auf den Lebensweg zu wün schen. Er sprang im Wagen auf, als die Pferde an zogen, wollte nochmals aus dem Fenster rufen und winken und fuhr mit dem Kopfe durch die Fenster scheibe, daß die Splitter sprangen. Da guckte er nun betrübt hinaus, umrahmt von spitzen, ragenden Splittern, den großen, verbeulten Filzhut auf dem Kopfe, ein schwarzes Pflaster auf der Nase und die Häicde verbunden. Ich muß heute noch lachen in Ge danken an dieses Bild, das ich mit eigenen Augen nie gesehen habe. Aber wäre es irgendwo im Bild« verewigt worden, so wäre ich dem geneigten Leser sehr dankbar, wenn er mir Näheres nachweisen könnte. Dies« Erinnerung an den guten, seligen Onkel in der Stube an der Wand hängen zu haben, möchte ich mir nicht gern entgehen lassen. I?. Ole Fähigkeiten üer menlchlichen Nsle. Menn n«rn bedenkt, wie die Wahrnehmungen d«s Auges durch die Physik der Farben und die des Ohrs durch die Wissenschaft vom Schall und von den Tönen streng geordnet find und beide außerdem noch durch die Kunst einerseits der Malerei und andererseits der Musik gepflegt werden, so nimmt daneben un sere Nase eine geradezu traurige Stellung ein. Es hat auch fast den Anschein, als Pb selbst die Wissen- ichaft an ihr verAweifelt, denn man hört wenig von einem Fortschritt in der Erforschung der Gesetze, nach denen die Wahrnehmungen des Geruchs vor sich gehen. Und doch wäre es falsch, ihnen einen ganz nebensächlichen Rang anzmoeksen. Jeder wird wohl eimnal die Erfahrung gemacht telpztyrr Tayrdlsn. Haden, welch geheimnisvoll« Macht tm Geruch steckt. Ein Geruch beispielsweise, der an den eines Hause» erinnert, wo man vor langer Zeit, vielleuhr in d«n Kinderjahven, sich aufgehalten hat, kann plötzlich ganze Gruppen von Vorstellungen in di« Erinnerung zurückrufen, an die man seit Jahrzehnten nicht ge dacht hatte. Auch sonst gibt es viele Gelegenheiten, sich von dem engen Zusammenhänge des Geruchs mit der Gehirntängkeit im allgemeinen und mit dem Gedächtnis im dchonderen zu ükderzeugeit. E» sind auch immer mied« Versuch« g«macht worden, die Vielheit der Gerüche in gewisse Klassen unterzu bringen, haben aber eigentlich nur iinmer aufs neue die fast hoffnungslose Schwierigkeit der Aufgabe ge zeigt. Die Unterscheidung, die wir bei Gerüchen machen, beschränkt sich in der Regel darauf, daß wir von einem Geruch sagen, er sei ähnlich wie der oder der. Ein Gegenstand riecht vielleicht nach Veilchen, ein anderer nach Kampier, ein dritter nach faulen Eiern usw. Von dieser allgemeinen Art hat di« menschliche Nase schon eine sehr große Zahl bestimmter Gerüche festgestellt. Da ist einmal die Fülle verschiedener Pflanzen mit ihren Blüden und dann eine kaum übersehbare Menge anderer Naturerscheinungen der verschiedendsten Art. Man brauch: nur an solche Be griffe zu denken wie Erdgcruch, Sck)weißgeruch und dergleichen, die eine so scharfe Bezeichnung darstellen, daß man sie sich sogar im Gedächtnis vorjtellen kann. Außerdem trennt die menschliche Nas« alle Gerüche in zwei Gruppen, gewissermaßen nach ihrem Lvert, indem man nur der einen den eigentlichen Ehren namen der Gerüche läßt und die andere, wenigstens wenn man aus seinem Herzen reine Mördergrube macht, als Gestank kennzeichnet. Die Grenze zwischen diesen beiden Heerlagern der auf den Menschen lau ernden Gerüche ist allerdings sehr schwankend. Manch« werden einen Geruch als Gestank empfinden, der für andere wieder durchaus angenehm ist. Solche Mei nungsverschiedenheiten heroschen beispielsweise über di« Gerüche von Benzin, von Terpentin, Teer und auch vieler Blumenarten. Es kommt sogar vor, daß der Geruch von Gegenständen, die fast allgemein 'möglichst gemieden werden, für einige Menschen nickst unangenehm ist, z. B. sogar der an Schwefel wasserstoff. Wer ehrlich gegen sich selbst ist, wird außerdem zugsben, daß manche physiologischen Gerüche für ihn ganz erträglich sind, wenn sie mit seinem eigenen Körper zusainmenhängen, unleidlich aber, wenn si« von einem anderen Körper «nsgehen. Den ersten ernstlichen Versuch, die Verwirrung unter den Gerüchen ein wenig zu beseitigen, machte vor vielen Jahren Dr. Septimus Pieße, indem er die Ge rüche gewissermaßen in eine Tonleiter brachte, die der musikalischen Torrfolg« entsprechen sollte. Er unter nahm es sogar, danach «ine Art von Geruchschormonie herauszufinden, indem er „Buketts" von Gerüchen zu sammenstellte, die auf Grund der Stellung ihrer Be standteile in der Skala angenehm wirken sollten. Das Beispiel eines solchen Buketts nach dem Vorbild des T-Dur-A7kords gab Pieße in der Gruppierung von Sandelholz, Geranium, Akazie, Oraugenblüte und Kampfer. Der F-Dur-Akkord wurde vertreten durch eine Mischung von Moschus, Rose, Tuberose, Tonka- bohne und Narzisse. Neuerdings hat Dr. Williams im .Lancet" «in« Anordnung verschiedener Gerüche vorgöschlagen, bk« etwas wissenschaftlicher anmutet. Er will dazu ver- schrrdene Arten unterscheiden, nänAich Ammoniak, Schwefelwasserftpfsi Brom, Baldrian, Aether, Pfeffer minz, Kampfer, Moschus, Nitrobenzol und Bitter mandelöl. Di^se neu«n Begriffe müßten nun die Möglichkeit geben, alle anderen Gerüche nach ihrer Aehnlichkeit unter od«r zwischen sie einzuordnen. Da» wird nun freilich ohne Willkür nicht abgehen, und «s läßt sich kaum ooraussehen, daß die Klassifizierung der Gerüche jemals befriedigend gelingen werd«, «he man sie durch ein physikalisches Mittel unterscheiden gelernt hat, wie die Töne und Farben nach Schwin gungen oder Wellen der Luft od«r des Aethers. Oss Dienstmäüchen mit üen ürei Vornamen. Aus M«u wird un» geschrieben: Die Hausfrauen haben, wie ein Prozeß schreibt, mit den Dienstmädchen immer größere Schwierig keiten. Die Dienstmädchen haben jetzt ihre Persön lichkeit entdeckt und hallen sehr energisch darauf, daß diese auch respektiert wird, aber nicht selten in einer Form, die geradezu das Gelächter herausfordert. Nicht grundlos haben üch ja bereits die Witzblätter der Ansprüche unserer Dienstboten angenommen. Das Aeußerste leistete aber ein Dienstmädchen mit dem Familiennamen Schmidt und den drei Vor namen Anna, Marie, Luise. Diese drei Vornamen waren der Grund dazu, daß sich vor einigen Tagen Sie Herrin und das Dienstmädchen als Beklagte und Klägerin vor Gericht gegenüberstanden. Das Dienst mädchen war nämlich bereits drei Tage nach dem Dienstantritt von ihrer Herrin plötzlich entlassen worden und klagte auf Auszahlung des Lohnes und Les Verpflegungsgeldes. Der Grund war folgender: Man war in der Familie der Dienstherrschaft übereinaekommen, das Mädchen mit dem letzten ihrer drei Vornamen, also Luise, zu rufen. Man konnte aber gut rufen, denn Luise kam nickt. Als die holde Küchenfee von ihrer Herrin zur Rede gestellt wurde, erwiderte sie sehr schnippisch, daß sie wohl das Recht habe, mit ihrem richtigen und vollen Namen genannt zu werden. Die Herrin erwiderte ihr, daß nach dem polizeilichen Aus weis ihr der Name Luise zustände, mit dem sie auch gerufen worden sei. Luise war damit aber nicht ein verstanden. sondern erklärte, daß sie gewohnt sei, mit ihren drei Vornamen Anna, Marie, Luise ge nannt zu werden und auch hier darauf bestehen müsse. „Wie", fragte die Hausfrau, ganz ungläubig, „mit allen drei Vornamen soll ich Sie nennen?" — „Jawohl, mit allen drei Vornamen, die ich besitze", erwiderte mit kalter Ruhe die Beherrscherin der Küche. Der Gerichtsvorsitzende suchte ihr klarzu machen, daß dies doch ein recht unbilliges Verlangen sei, und fragte sie nach dem Grunde ihres eigentüm lichen Verhaltens. Die Köchin erwiderte darauf, daß es sich erstens sehr vornehm anhöre, wenn man mit drei so schönen Vornamen angeredet werde, und daß sie zweitens der Willkür der Herrschaft begegnen wolle, die meistens den Dienerinnen irgendeinen beliebigen Vornamen geben, der ihnen geläufig ist und mit dem sie alle ihre Dienstmädchen bedenken. Während ihrer m. ISS. WL Istzr-rnrr. socksMrk«»» DtmrWßekt sk I« verschißen« Stellen gehabt skj. Za diese» b, Stell,« sei st« be reits mit 36 verschiedenen värmrmen bedacht worden Es sei geradezu unglaublich, welche Vornamen st« über sich ergehe« lassen nmßbe. Eimmrl sei st» sogar Hyazinth« genannt worde«. Dann habe st« fick vorgenommen, energisch darauf -u bestehen, daß ihr ihre eigenen Vornamen zugebilltgt «erden, und davon wolle st« auch >»t« keinen Umständen ab- gehen. Wer sich ihrem Wunsch« nicht fügen «olle, der könne auch nicht verlanqen, dvß sie bei ihm in Stellung sei. Auf diese schöne Rede hin entschied der Richter, daß sie äber dann nicht verlangen könne, daß man ihr Gehalt und Verpflegungskoften zahle. Sie wurde demgemäß auch mit ihrer Klage abgewiefen und bo- hält, wie der Richter sarkastisch bemerkte, als einzige» Aequivakent ihre drei Vornamen. Dee Alkohol i« Weltverbrauch. Das englisch« Parlament hat ein besonderes Weißbuch heraus gegeben, worin in ausführlichen statistischen Tabellen die Erzeugung und der Verbrauch an alkoholischen Getränken, und zwar sowohl Wein als Bier und Spirituoien nachaewiesen wird. Die Erhebungen er strecken sich über das ganze britische Weltreich, und außerdem werden sogar noch entsprechende Angaben für die besten ausländischen Staaten binzugefllgt. Auch die Erträgnisse der Alkoholindustric haben Berücksichtigung gefunden. In einer Hinsicht kann sich der Bericht sehr kurz fassen, nämlich in bezug auf den Wein. In Großbritannien und Irland wird überhaupt gar kein Wein gezogen, und über haupt ist die Weinerzeuaung im Britischen Reich trotz dessen ungeheurer Ausdehnung sehr gering. Nur das Kapland in Südafrika und neuer dings einige Gebiete in Australien kommen als Weinlieferanten in Betracht. Das bedeutendste Weinland der Erde ist bekanntlich Frank reich, namentlich wenn Algier hinzugerechnet wird, und an zweiter Stell« stebt Italien, das an Menge des erzeugten Weines mit Frankreich sogar in Nebenbuhlerschaft treten kann. Ganz anders stellen sich die Verhältnisse beim Bier. Hier nimmt in der Erzeugung Deutschland selbstverständlich den ersten Rang ein, dann folgen die Vereinigten Staaken von Amerika und an dritter Stelle Großbritannien und Irland. Jedes dieser Gebiete produziert mehr als 40 Millionen Hektoliter jährlich. In beträcht lichem Abstand kommen danach Oesterreich, Belgien. Frankreich und Rußland, während alle übrigen Länder weniger al» 4 Millionen Hektoliter jährlich brauen. Die Hauptgebiete für die Erzeugung von Spirituosen sind Rußland und Deutschland, denen sich die Vereinigten Staaten, Frankreich und Oesterreich anschließen. England steht erst an sechster Stelle, wird aber von Ungarn veinahe erreicht, «ine größer« Industrie von Spirituosen haben ferner nur noch Italien, Holland und Belgien. In jedem dieser Länder werden mindestens 40 Millionen Liter Nor malem erzeugt. Küchenzettel kür Sonntag: I. Bouillon mit funaen Gemüsen, geräucherte Ochsenzunge, Kalbskeule, Salat, Torte, Johannisbeeren. — II. Heidelbeerkaltschale, Kalbsnierenbraten, Salai. Ob/IIaumann S.m.v.tz. LetpLtA Nurhüruckerer tadrik anü Nontor, Srebursstrofie Nr-57 NelclDÜftstrücder öericdtlicfteuswkormutare kapier- unü Schreib marrn hanüiuna Universitätsstr. Nr-1* L2S SS vol.7.^7^" «»schl. Ld Ttt. 8lasch«nvta»d ftkLemhlzweckeVs. go vol.7. -u-schl. LS PI. M.lchnws'm» Vs. stk Sochzwecke Vrennspiritus.L 4«^ GKKKD N Aeberstl erhältlich!------- E Auskunft über Bezugsquellen für Wieder- M MM «MM 88» Verkäufer und Private erteilt bereitwilligst M W 88888888 Spiritus-3eukrale,v«lii»w.s. V D VeiÄeiM »iM» imä 1büelis!r»ii?eii Mobilien, Waren, Nachlässe« usw. üb-rnimmt zu kulant. Bedingungen L». Auktionator und Taxator, Dresdner Str. 51 (Tel. IS672). «7«»« Reisen, Konferenzen, Beobachtungen in privaten, diskreten und geschäftlichen Aimelegenkeiten übernimmt I*. l-lreat', Leipzig, Dresdner Straße bl. Tel. 19672. ivi8 llsi- lkll,liefen. E lagert. 2«, P-sia nt 11. .<»„<>» Rechtsmittel in Kterrevsachen usw. erhebt r. Leipzig. Dresdner Ltratze 51 <Tel. 1V672). ,7«n kßsksn sin ISuko ru reparieren oder 211 moderwsiereo, «> Übertrage» 8ie ckieae ^rdeitov ver- trauevsvall .L k. 0.8ti-«dae!i (i. in. b. U., dsieriulv. orkstat eu kur daedgvmä-e ^uto-Uepnrntureu, ule dtellmaober-, AeobRllik««-, I.»ekl«i«r- uui 8»ttler-ürdeit»a. Lperialitat: l^marbeite» ült. ünroi^erieu >u solod« mit geacdl. kllbrvrditr. Lo»t«»»u,«Illüx« gr»tta. kel»st» Lek«re»reo. »», ^6US, ep8ililll88ig6 ül'pekilon. 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