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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.06.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110627014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911062701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911062701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-27
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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Be^uq-Preit Mr L«kp«i» »«» v»r»n« d»rch «mk» Iröarr und kordttrur« Lmal tigltch tn» r an» grdrachl «l VI. «onall.. l.7u »Ik. vt«U«iiadN V«> unlrr» AiUotrn » Vn- aatzmekrllen ad»,doU 7» V). »»»aU, «.WMl »irnrltüdu. Dnrch »u VK: »nnerhald Divuchtano, uno der d«»tlch«> «olonirn ,>,n«liodkl r.«i MI„ munatl. I.At R«l. au,ahl PoiidrllkUaild A<in»r tn Belgien Donemail. ven runauvoolen, Italten vuremdura. Rirdrrian»«. Rar» wegen Lotten»»». Ungarn, Rußland, Schweden, Schwele « Soanlen 2n alle» üdrlgrn ktaalen nui d>r«t> ouich bd» TelchatlrlleUe de» Blatte» erdaUllch. Da» Uelvllg«, Lagrdlan erlchriiu 7 «al tägltch. Sann- a. »>el»nag» nai inorgen». Vd»nn«m,nr».<lnnadm« 3»da»n>»g»It» 8, d«> «nieren Tragern, ^iliaten Soeoileure» und lllnnadmetlrllen. >»wi« BaUamlern aud Bnetlragera. <t»,,z»«rla»i»pr«l» bGi. : Morgen-Austtabe. KWigcrTagMM ikl.-7t»lchl.>»M «^anoelszeintttg. ÄmtsSkall des Nates UN- des Notizeiamtes der Ltadt Le'"zig. Anzckqcn PrciS für Jnleral« au» l.'«lpjlg und Umg«d»ng dt« Ilpaltig» Bettl«»»l» LBI dl»A«klame« »e»l« I Bit. »an au»wärr» AI PI, Reklamen lll) Ml.. Znleralr aan Behörden im amt lichen Teil di« Pettteeil« !iö PI. S«Ichatl»ant«igen mtt Platzoortchrtste» u. tu der Bdendauagad« >m Prerl« erhöht. Rabatt nach larrt. Beilagegedudr Geiamt- autlag« ü !vtk. i> Taulend «rkl. Poftgedahr. leildeUage höher. Aeftertrtlt« Auirraae können »Ma »urück- aerogen werden Fitr da» Lrlchetnen an veuimauen logen und Plauen wird kein« Larantt« iidernommen. Lnirtgen - Annahme. JahanniagnN« 8. bet lämlttchen Jiltulen a. allen Annonc«» Ljpedittonen de» Zn. und Äu»land«n Druck nu» Varlag »,» Uerutig«, Dag«- blau«, L. Volz. Inhaber Paul XtlrUe». Uedaktto« ,»» G»lch<It»Itell«: 2ahannr»,all« 8, Va«»l - Arlial« Drr»d«,: Seellrage < 1 llelephon ZS2U. l05. Zshrgsns Nr. 176 Olenstsy, üen 27. Juni 19N. Die vorlieqende Au'qade umfaßt 20 Leiten. Las MÄtigNe. * Zn Leipzig, im Grundstück Zweinaun- dorserStraßek wurde gestern der Z i g a r r e n- händler Beug in seinem Laden tot in einer Blutlache aufgesunden. Ob ein Verbrechen oder Selbstmord vorliegt, ist noch nicht aufgeklärt. (S. des. Art.) * König Friedrich August trat am Montag eine dreitägige Landesreise nach der Lausitz an. (S. bes. Art.) * Der 8. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands wurde am Montag in Dresden er öffnet. (S. bes. Art.) * Der neugebildete Kirchengemeindeausschuß des Vereins für evangelische Freiheit in Köln ruft zur Sammlung einer Jathospende für Zatho und andere Geistliche in ähnlicher Lage auf. * Der österreichische Ministerpräsident Freiherr von Bienerth hat demissioniert. (Stehe Letzte Dep.) * Präsident Fallieres ersuchte Caillaux, die Bildung des Kabinetts zu übernehmen. (S. Leitart.) * Zn Amsterdam haben sich die Auslader und Hafenarbeiter dem Seeleutestreik ange schlossen. (S. Letzte Dep.) * Oberingenieur Hirth hat gestern abend den Flug um den Kathreiner Preis München —Ber- lin angetreten. (S. Letzte Dep.) Der wirkt Minllter? Diese inhaltschwere Frage hat die französische Presse seit Sonnabend in fieberhafter Erregung gehalten, denn um die Erbschaft, die Herr Monis hinterläßt, ist's nicht gerade gut bestellt. Wenn der bisherige Ministerpräsident nicht für die proportionelle Listenwahl eingetretcn wäre, hätten ihn die Proportionalisten, die mit 341 Stimmen die Mehrheit in der Kammer besitzen, gestürzt,' da er dafür eintrat, stürzte ihn das Gros feiner Partei, der Radikalen, die nichts von der Wahlreform wissen wollen. Wie wird sich ein anderes fortschrittliches Kabinett aus dem Dilemma erretten? Die Prop ortionalisten bilden eine kompakte Gruppe, für die keine andere politische Frage momentan eine höhere Bedeu tung hat. 2aur> s erklärt in der „Humanite", daß die Sozialisten keine Verzögerung der Wahlreform erlauben werden; der „Temps" spricht sich ähnlich namens des Zentrums und der Rechten aus. Das große gemäßigt-republi kanische Blatt verfährt mit den radikalen „Seigneurs", die sich nicht daran gewöhnen können, in die Minderheit geraten zu fein, sehr spöttisch. Dagegen versichern „Radical",„Aurore" und „Lanterne", daß der kommende Mann nur dann auf eine fortschrittliche Mehrheit zählen dürfe, wenn er bei der Wahlresorm nicht auf die Mitarbeit der Radikalen verzichte. Es scheint aber zur Stunde ausgeschlossen, daß diese Mitarbeit möglich ist. Während der jüngsten Debatte haben die Radikalen deutlich bekundet, daß sie nichts von der Proportionellen Wahl wissen wollen. Die Mehrheit des Hauses zeigte sich dagegen entschlossen, um keinen Schritt breit von dem Prinzip des „Proporz" abzutreten. Jeder Deputierte weiß heute ganz genau, welche Stellung er in dieser Kapitalfrage einnimmt — er richtet sich danach, ob er mit oder ohne die Reform mehr Aussichten auf die Erhaltung seines Mandats hat! Das nächste Ministerium würde sich auf die proportionelle Mehrheit stützen' können, indem es die Wahlreform allem voranstellt; aber dann ist ihm jede andere Politik verboten; denn die Radikalen würden keine Gelegenheit vorüber gehen lassen, ihm ein Bein zu stellen. Alle Neformbestrcbungen wären gelähmt. Man kann es für ausgeschlossen erklären, daß eine Regie rung auch nur einen Monat lang bloß auf - Grund der „R. P." leben könnte. So sieht man einer trüben Zukunft entgegen. Die Mi nisterien werden wie Kartenhäuser zusammen purzeln, versichern erfahrene Parlamentarier. Einige reden von der Notwendigkeit, die Kammer aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben. Vielleicht lassen die Depu. tierten es nach einiger Verlängerung der An- archie hierzu doch nicht kommen; denn sie fürchten die Wähler wie das Feuer, da sie bislang eine politische Unfähigkeit sondergleichen bekundet haben. Das Budget von 1911 ist noch immer nicht votiert, nachdem das erste und zweite Kabinett Briand und jetzt das Kabinett Monis, also drei Ministerien, darüber das Zeitliche ge segnet haben. Die Altersversicherung soll am 3-Juli inKrast treten, und noch haben wederSenat noch Kammer die nötigen Kredite dafür bewilligt. Was man noch nie gesehen hat, wird man dies mal sehen: Minister, die schon demissioniert haben, müssen den Parlamenten legislative Vorschläge machen. Finanzminister Caillaux wird das siebente Dutzendtel des Etats von 1911 provisorisch votieren lassen und, wenn Präsident Fallieres damit einverstanden ist, auch provisorisch die Mittel für den Beginn der Altersversicherung verlangen — andernfalls muß eine Vertagung eintreten und die Herren Volksvertreter halten den vielen Arbeitern, die sich für den 3. Juli einschreiben ließen, nicht das gegebene Versprechen. Niemand sucht zu leugnen, daß die Ge schäfte Frankreichs sehr verfahren sind, daß die Unordnung in den Parlamenten ge fährlich zu werden beginnt. Präsident Fallieres, der sich zu den Festen der Tausendjahrfeier in die Normandie begab, konnte nicht sofort zurück kehren, der vielen ausländischen Gäste halber, die ihm in Rouen offizielle Grüße überbrachten. Er hat am Montag die Demission des Kabinetts Monis definitiv angenommen und dem bisherigen Finanzminister Caillaux mit der Neubildung des Kabinetts be traut. Caillaux ist ein sehr kluger und auch ein sehr kühler Kopf, ein Redner, der elegant mit vielstelligen Ziffern jongliert, für die administrative Leitung großer Banken riesige Summen bekommt und nichtsdestoweniger über zeugt für die progressive Einkommensteuer ein tritt. Vielleicht hat er die Zauberformel ge funden, die Proportionisten und Radikale ver- öhnen kann. Er hat schon Dinge vollbracht, die nicht viel unwahrscheinlicher waren, und ist auf der Linken beliebt. Wer wird aber neben ihm ins Kabinett einziehen? Es gehört unter den gegenwärtigen Verhältnissen ein tüchtiges Stück Wagemut dazu, französische Ministerporte feuilles zu übernehmen. Skizzen von üer Kieler Woche. (Eigenbericht für das Leipziger Tageblatt.) III. I'r. k. Kiel, 24. Juni. Llaestoso. Es gibt mancherlei Berufe, in denen der Mensch sich das, was zu seinem Unterhalt und Wohlbefinden gehört, leicht erwerben kann. Eins aber ist sicher: Wettermaä-er möchte ich um keinen Preis werben, denn aus bie wirb noch mehr geschimpft als auf oie Zeitungen, und bas will doch sicher viel heißen. Was hat der alte Petrus in Viesen Tagen alles hören müs. jen? Er weiß aber auch wirklich nicht, wie er es den Menschen hier recht machen soll. Die Segler wollen frischen, lebhaften Wind, die Flieger dagegen keinen Wind, und da die Flieger diesmal in der erheblichen Mehrheit waren, so schlug sich Petrus auf ihre Seile und sperrte die Wind« ein. Dabei vergaß er aber, daß die Flieger selbst bereits gestern in aller Herr- gottsfrühe Kiel verlassen hatten, daß er also für den um i/xäl Uhr stattsindenden Start der großen Jachten ganz ruhig eine kräftige Brise wehen lassen konnte. Resultat: es wurde wieder aus ihn geschimpft. Freilich, man hatte auch alle Ursache dazu. Trübe und bleischwer spannt« sich der Himmel über dem Kieler Hafen aus, und es herrschte ein« drückens« Schwüle, di« doch den Rauch der Dampfer gar nicht abziehen, sondern in langen Schwaden sich über d«m Wasser lagern ließ und die Fernsicht gehörig er- schwerte. Das gab Veranlassung, den Wettermachera abermals nachdrücklichen Tadel auszusprechen. Um 9 Uhr 15 Min. setzte sich der Begleit dampfer des kaiserlichen Jachtklubs, zu dem den Pressevertretern wieder in bekannter Lie benswürdigkeit vom Klub Karten ausgestellt worden waren, vom Dahnhofsquai in Bewegung, und zu- nächst mit halber Kraft ging es durch den Hafen, der Außenföhrde zu. An Bord war wieder eine zahlreiche Gesellschaft versammelt, die auch die interessant« Zu- sammensetzung zeigte, die den Sportsfreund so erfreut. Was sich dort zusammenfindet, ist weitaus in der Mehrzahl „seebefahren Volk", das die Regatten mit allem, was drum und dran hängt, einer gründlichen und dabei sachverständigen Kritik unterzieht. Die Oberhand hat entschieden der hanseatisch« Kaufmann und nicht zum wenigsten auch die sportliebende Zu. gend, soweit sie über das Einjährigenzeugnis hinaus gewachsen ist. Kein vorlautes Wesen, wohl aber ein lebhaftes Interesse für alles, was mit der See zu- fammenhängt und dabei vielfach eine Kenntnis von wossersportlichen Dingen, die dem Binnenländer fabelhaft vorkommen muß. So ist's recht! Lieb Vater, land, magst ruhig sein! Als wir Düsternbrook passieren, sehen wir, wie die großen Jachten sich gerade fertig machen, um an den Start zu gehen. „Meteor" begibt sich eben ins Schlepptau eines größeren Torpedobootes. Deutlich sehen wir den Kaiser im Zachtanzuge an Deck stehen, der sich lebhaft mit dem Admiral v. Tirpitz unterhält. Daneben steht der Botschafter Hill im Gespräch mit dem Chef des amerikanischen Geschwaders Admiral Badger, sowie eine ganze Anzahl anderer Herren. Auch „Iduna" läßt sich an den Start schleppen, und sogar „Orion" geht unter Segel, beide aber nur als Zuschauer. Auch „Nordstern", der einst „Meteor" ge heißen, begnügt sich mit dieser Rolle und nimmt an den Kämpfen nicht teil. Völlige Flaue herrscht, als um 10 Uhr 15 Min. der Vorbereitungsschuß fällt. Die großen Jachten, „Meteor", „Germania", „Hamburg" und „Water- witch" kreuzen mit fliegenden Schoren in der Start zone. Als fünf Minuten später ein neuer Kanonen schuß das Zeichen zum Beginn der Regatta für sie gibt, steckt „M e t e o r" sofort die Nase über die durch Deckpeilung von Tonne „Kiel 5" mit einer weißen Villa In Strande gebildete Startlinie, weit nach Luv liegend, hinter ihr „Hamburg", während in Lee „Waterwitch" und am meisten zurück „Germania" liegen. „Meteor" nimmt sich übrigens in der ver änderten Besegelung weit günstiger aus als früher, auch erweist sich die Vergrößerung des Großsegels und die Kürzung des Gafseltopsegels und der drei Vorsegel als sehr vorteilhaft: die Jacht läuft bedeu tend bester, geht auch beim Kreuzen schärfer an den Wind. Daß „Germania" recht daran getan hat, ihr Segelwerk gegen früher zu verringern, will mir nicht recht einleuchten, die Jacht kann viel Zeug tragen, also hinaus damit, jeder Quadratzoll Leinwand hilft doch ziehen! Gestern schob sie sich bald in Lee an der „Waterwitch" vorbei, „Hamburg" juchte dagegen ver geblich, an „Meteor" heranzutommen. Nach meiner Beobachtung hat sich die Hamburgerin wieder, wie schon am Dienstag, ihre Chancen durch einen ungün stigen Start verscherzt. Mit vollem Zeug, großen Obersegeln und Großstengenstagsegel, ziehen jetzt die Jachten davon, voran „Meteor", der seewärts die Führung übernimmt. Schade, daß die Amerikanerin „Westward", die voriges Jahr so siegreich hier auf trat, wegen Teilnahme an den Regatten von Cowes nicht wieder hier erschienen ist. „Meteor", „Ger mania", „Hamburg", „Waterwitch" und „Westward", das hätte ein Quintett gegeben, wie es in gleicher hochwertiger Zusammensetzung wohl kaum ein zweites Mal zu finden gewesen wäre. Leider läßt sich di« Regatta der großen Jachten nichr im vollen Verlaufe beobachten, da unser „Pri:rz Waldemar" bald wieder den Bug nach Kiel zu richtet, damit wir den S t a r t der kleineren Klassen beobachten können. So reizvoll das Bild ist — sind doch nicht weniger als fünfzehn Jachten am Start er schienen, uno zwar durchweg Prachtexemplare —, so findet es doch nicht ganz das Interests, das es mir Recht hätte beanspruchen können. Allgemein sind oie Gedanken bei dem Wettkampfe der großen Schuner, und die Frage: „Meteor", „Germania" oder „Water witch" wird lebhaft erörtert, jo daß man manchmal glaubt, man jei in eine Reichstagsjitzung geraten. Freudig begrüßt man es daher, als unser Damp fer abermals wendet und auf Dulk-Feuerschiff zu steuert. Da sehen wir auch schon das Geschwader der Großen heranziehen, und zwar jetzt, da der Wino frisck)«r geworden ist, mit voller Leinwand, herrlich glänzend im goldenen Sonnenschein. „Wer ist voran?" so geht es von Mund zu Mund. „Meteor" meldet ein mit brillantem Glas bewaffneter alter Graubart, übrigens ein Regatta-Stammgast, den ich seit sieben Jahren bei jeder Wettfahrt getroffen habe. Er hat recht. „Meteor" ist vorn, dann kommt „Germania", und in weitem Ab tande (etwa zehn Minuten zurück) „Hamburg"; dicht hinter ihr „Waterwitch". Der Eng länderin gelingt es aber durch ein geschicktes Ma növer, sich an der Hamburger Konkurrentin vorbei zuschieben. Die letzte Strecke, vom Bulk-Feuerschrss brs zur Zieltonne bei Laboe bringt keine Aenderung der Placierung mehr, sondern nur eine Verschiebung in den Abständen. Um 1 Uhr 43 Min. geht „Meteor" als glänzender Sieger durchs Ziel und hat damit den von Frau Wwe. Krupp ge stifteten Krupp-Erinnerungspreis gewon, nen. Ein dreifaches „Hipp, hipp, Hurra!" schallt von den Begleitdampfern hinüber, dankend schwingt der Kaiser, dem die Helle Freude über den errungenen Sieg aus dem Gesichte leuchtet, die weiße Mütze. Vier Minuten später postiert „Germania" das Ziel, neun Minuten hinter dieser „Wale'witch". und nochmals drei Minuten später, also sechzehn Minuten hinter „Meteor", die „Hamburg". Weshalb diese, einfl die schärfste Rivalin des „Meteor", in diesem Jahre zum zweiten Male so schlecht obgelchnitten Hot. habe ich noch nicht erfahren können. Der ungünstige Start kann nicht allein die Ursache bilden. Jetzt beginnt ein zweites Rennen, das der Jour nalisten nach dem Telegraphenamte. Aber wie sie kommen? Da höre ich aus einer Pinoste längsfeit eine bekannte Stimme. Ein hoher Seeoffizier ist darin, besten Bekanntschaft ich einst in Bremerhaven gemacht habe. „Hallo, Herr Kapitän, nehmen Sie mich mit an Land?" „Gern, aber fix!" Die Pinaste läuft auf uns los an die Fallreep, ein paar Matrosen, fauste packen mich. „Ab! voll voraus!" und dahin jausen wir. Schlag 2 Uhr stehe ich am Postamt Laboe. „Bitte, dringend Leipzig 13 963." Zehn Minuten später ist die Verbindung da, und als einziges aller deutschen Binnenlandesblätter kann das Leipziger Tageblatt noch in der Abendausgabe das Regalta- Resultat mit dem Siege des Kaisers bringen! Hoffentlich ist übrigens morgen mehr Segelwind, so daß ein wirklicher Wettkampf der großen Schuner mählich wird, noch dem man namentlich di« Leistungs- fähigkeit von „Waterwitch" gegenüber dem „Meteor" beurteilen kann. Da» gestrige Rennen darf man, wie ich auch schon telephonisch berichtet habe, der ungün stigen Windverhältnisse wegen gerechterweise nicht als Maßstab nehmen. veutlcher Aerztetag. 1l^. Stuttgart, den 24. Juni. (Telegraphischer Bericht.) Zu Beginn der heutigen Sitzung wurde das Er gebnis der Vorstandswahl mitgeteilt. Der bisherige Vorsitzende Geh. Medizinal rat Professor Dr. Löbker-Bochum wurde mit großer Majorität wieder gewählt. An erster Stelle stand auf der heutigen Tages ordnung die Stellung des Arztes im Strafgesehbuche. Der erste Referent Geh. Sanitäts-Rat Dr. S. Alexander-Berlin führte aus: Es handelt sich hier nur um die Punkte, bei denen der Arzt persön lich in die Lage kommt, in Konflikt mit dem Straf gesetz zu geraten, so die Frage der vorsätzlichen Körperverletzung und der Wahrung des Berufs geheimnisses. Der Vortragende legt der Versamm lung folgende Leitsätze vor: 1. Nach der Fassung des geltenden Strafgesetz buches sind auch 1-L0 Nitis ausgeführte ärztliche Berufshondlungen mit Strafe bedroht. Insbesondere wird durch Einbeziehung ärztlicher Berufshand lungen unter die Bestimmungen über Verbrechen und Vergehen wicer das Leben und über Körper verletzungen eine Rechtsunsicherheit erzeugt, die die ärztliche Tätigkeit zu erschweren und die öffentliche Gesundheit zu schädigen geeignet ist. 2. Ohne Anspruch auf generelle Straflosigkeit ärztlicher Berusshandlungen zu erheben, erwartet der Aerztetag, daß bei Revision des Straiaeietz- buches den Forderungen des Aerztestandes auf Schutz seiner berechtigten Interessen Rechnung getragen wird. 3. Der Aerztetag bringt insbesondere zum Aus druck, daß ärztliche Handlungen, wenn sie nach den Regeln der ärztlichen Wissenschaft und Kunst aus- aeiuhrt werden, als solche unter den strafrechtlichen Tatbestand der vorsätzlichen Körperverletzung nicht fallen dürfen. 4. Einen gangbaren Weg zur Beseitigung der Unzuträglickilciten erblickt der Aerztetag in 867 des Vorentwurfes zu einem Deut chen Strafgesetzbuche, wenn er folgende oder eine ihr gleichwertige Fassung erhält: „Nicht strafbar ist. wer eine Handlung zur Rettung der Perion oder des Eigentums seiner selbst oder eines anderen aus einer gegenwärtigen, auf sachgemäßere Weise nicht zu beseitigenden, unver schuldeten Gefahr vornimmt, es sei denn, daß die Gefahr nur gering ist, oder, soweit es sich nur um die Rettung von Eigentum handelt, der von der Handlung zu erwartende Schaden unverhältnis mäßig größer ist als die Gefahr. Nicht ftrasbar ist, wer eine Handlung zur Rettung einer Person aus einer gegenwärtigen, auf sachgemäßere Weise nicht zu beseitigenden Geiahr an ihr selbst vornimmt, es sei denn, daß die Gefahr nur gering ist." Der Vor tragende begründete diese Leitsätze im ein-elnen. Als zweiter Referent sprach Sanitätsrat Dr. Hansberg-Dortmund: 2m allgemeinen erkläre ich mich mit den T he i en ein verstanden, jedoch nehme ich persönlich zur Frage der vorsätzlichen Körperver letzung eine schärfere Stellung ein als Herr Geheim rat Alexander. Das Reichsgericht betrachtet als straf ausschließendes Moment die Einwilligung des Patien ten, aber gerade dieEinwillunasfrage stellt außerordent liche Handlungen an das Takt- und Pflichtgefühl des Arztes und kann nicht vom grünen Tftche aus oder in der Studierstube beurteilt werden. (Leb hafter Beifall.) 2n der Debatte stellt Dr. Schönheim er folgenden Antrag: „Der 38. Deutsche Aerztetag hält bei der Neu fassung des Strafgesetzbuches eine Ausdehnung der gesetzlichen Schweigepflicht über Privatgeheimnisse auch aui Angestellte privater Versicherungsträger für erforderlich. Zur Deoriindung verwaist er auf die Gewohnheit der privaten Versicherungsgesellschaften, ärztliche Gutachten über Personen, die sich zur Auf nahme melden, untereinander auszutau'chen. Darauf wird die Resolution Schönheimer sowie die Leitsätze Dr. Alexanders ange nommen. Es folgen die Berichte verschiedener Kommissionen. Geh. Hofrat Dr. Pfeiffer-Weimar berichtet über die Krankenkasscnkommissionen. Das Mandat der Kommission wurde auf das nächste Jahr erweitert und ihr das Recht der Zuwahl ge geben. Sodann nahm die Versammlung die Berichte der Kommission zur Bekämpfung der Kurpfuscherei entgegen, sowie über den Gesetzentwurf zur Bekämpfung der Mißstände im Heilgewerbe. Die Referenten waren Geh. Hofrat Dr. Deahna- Stuttgarl und Dr. Reißig-Hamburg. Die Kom mission hakle einen Bericht ausgearbeitet, in dem u. a. ausgeführt wird, dag der neue Gesetzentwurf gegenüber dem vorläufigen Entwürfe einen ent schiedenen Fortschritt bedeute. Die unumgängliche Voraussetzung sei aberdieMeldepflicht, die wir auch auf die Gewerbebetriebe außerhalb des Wohnortes der Meldepflichtigeu ausgedehnt wissen wollen. Als zuständige Behörde für die Anzeiaeerjkattung ist der beamtete Arzt allein oder neben der Polizeibehörde zu bezeichnen. Die Beaufsichtigung soll sich sowohl auf die Geschäftsbücher, als auch aus die Personalien der behandelten Personen, deren Angaben über ihr Leiden, die Bezeichnung der Krankheit, Beginn und Dauer der Behandlung, die Behandlunasweise und die geleistete Verfügung erstrecken. Den Kurpfuschern ist die Behandlung bestimmterKranlheitsformen verboten, so die Behandlung von gemeingefährlichen Krank heiten. die Behandlung aller Krankheiten oder Leiden der Geschlechtsorgane, die Behandlung von Krebs krankheiten. Erichöpjend sind die Maßregeln des Gesetzen wuries noch nicht und zum Schutze des Volkswohler ist die Wiedereinführung des Kur pfuschereiverbotes unbedingt notwendig.
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