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«US Leimig ms Umgegenü. Leipzig, 4. Juni. Historischer Tagestateuder siir Leipzig. 4. Zu ui: 1884 Wilhelm koscher, Professor der Bolkswirt- schastslehre -f. 1SVS Deutscher LuftflotteMag. Das Felt üer Maien. Pfingsten ist gekommen! „Schmückt das Fest mit Maien!" singt üer alttestamentliche Länger, der sich als guter Interpret der Pfingststimmung zeigt. Wald und Flur leuchten noch unberührt und oerheihungs- voll im jungen Grün, und die Natur gewährt dem Wanderer die Erfrischung, die der Lommer nur all zubald versagt. Und wenn wir auch seine dörrende Glut in den letzten Tagen schon ein wenig spürten, wir wollen sie zu den Feiertagen gern mit in Kauf nehmen, denn Pfingsten ist das Fest der Freude, des Sonnenscheins, der Herzenserneuerung. Selbst die sonst so ernste Kirche muhte sich im buntscheckigen Mittelaller dazu bequemen, aller- lei Ergötzlichkeiten für das frohbcwegte Volt zu schaffen und ihm in drastischer Form die biblischen Festtatsachen zu veranschaulichen. So wurde im Hin blick auf den einleitenden Spruch der Frühmesse: „Ich will reines Wasser über euch sprengen, daß ihr rein werdet" lHesekiel 36, 25), aus dem hohen Kirchen himmel Wasser auf die versammelte Gemeinde hinuntcrgespritzt, und groh war hier der Jubel, auch dort üer Acrger, wenn der „von aller Unreinigkeit säubernde Strahl" scheinbar zufällig gerade solche Personen traf, die durch ihren unsittlichen Wandel den übrigen Glaubensgenossen „ein Aergernis" waren. Noch gewöhnlicher war die in keiner Kirche unterbliebene Darstellung der himmlischen Sendung des Heiligen Geistes, und gerade hierbei griff man zur gröbsten Symbolik. Es erhob sich plötzlich „das Brausen eines gewaltigen Windes und erfüllte das Haus, wo sic sahen" (Apostelgeschichte 2. 2). erzeugt durch Chorknaben, die von oben herab durch Blaseil unü Pfeifen, durch Schütteln ihrer steifen Mäntel und Rütteln der Bänke des Heiligen Geistes Sturmes- wehen vergegenwärtigten. Wenn der betende Diakon mit erhöhter Stimme predigte: „Beni, sancte Spiri tus", stoben zahlreiche Funken von angezündetem Werg ins Schiff üer Kirche hinab, ja mutwillige Kin- der warfen ganze flammende Bündel nieder, um die ..feurigen Zungen" der Bibel vor den Augen der an- süchtigen Menge erscheinen zu lassen. Sehr sinnig ward die in der biblischen Pfingstgeschichte erwähnte Verschiedenheit der Sprachen angedeutet durch eine Menge bunter Blumen, von denen jeder fromme ^irchengast mindestens eine zu erhaschen strebte, um !>e mit hcimzubringen und fürsorglich aufzuheben. Den mgentlichen Glanzpunkt des Pfingstgottesdienstcs bildete aber das Erscheinen einer weihen Taube, die, den Heiligen Geist versinnbildlichend, entweder aus Holz hergestellt war und an einer Schnur aus dem .Himmel" herabgelassen wurde, oder es handelte sich aar um ein lebendiges Tierchen, das man aus einer t.uke des kirchlichen Gewölbes flattern lieh. Selbst redend wurde dadurch die Andacht der versammelten Gläubigen mehr gestört als gefördert, weshalb denn auch dieser Brauch später abgeschafft wurde. Nur eine symbolische Handlung, eine Aus- 'chmückung des Festes hat unsere moderne schnellebige SOS« Zeit noch deibehalten: das Aufpflanz^n des Mai baumes, das Schmücken der Häuser mit frischgrünender Maie. In unserer Gegend bezeichnet man als Maie die im Walde geschlagene junge Birke oder auch nur einzelne ihrer Zweige, wie wir sie zu festlichem Strauße vereinigen. Doch versteht man andernorts unter Maien wohl auch junge Buchen, in Bayern so gar mit allerhand Schmuck unü Flitter gezierte Fich ten und Tannen. Schon in der Bibel (3. Moses 23, 40) wird die Maie als Festlchmuck genannt, denn es heißt dort: ,,Und sollt am ersten Tage Früchte nehmen, Palmenzweige und Maien von dichten Bäumen", auch singt der Pjalmist: „Schmücket das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!" Aber nicht allein die Bibel berichtet uns von der Maie als schmuck und Zierde bei festlichen Gelegenheiten, auch die Dichter machen sie zum Gegenstand lieblicher Poesie und sinni ger Deutung. So wird in einem Werke aus dem 16. Jahrhundert die Maie erwähnt, die „man auf- pflanzete vor den Häusern solcher Leute, vor denen man eine Liebe und Verehrung hat". Hans Sachs singt ebenfalls von ihr: „So sollen wieder umb den Maien, sie tanzen springen und raien", und auch in unserer Zeit während der Pfingsttage wird es an Freunden und Freundinnen von Tanz und Reigen nirgends fehlen, die um die Maie ein Tänz chen riskieren möchten. Genießt die Reize der Natur, solange sie mait, jetzt ist die blühende, goldene Zeit! möchte man daher allen freudig zurufen, die nach angestrengter Tätigkeit während der Pfingst tage sich erholen wollen, denn nur im reinen Natur genuß gewinnt man neuen Mut und frische Kraft zu weiterem Schaffen und Wirken. v. ö. Kusviige nach Nauntwk. Nach Naunhof, der waldumrauschten Sommer frische Leipzigs, werden Ausflüge zu den Feiertagen voraussichtlich wieder in großer Zahl stattfinden. Deshalb dürften ein paar praktische Winke nicht ganz unangebracht sein. Von 6 bis 11.25 Uhr gehen Sonn- und Festtags 8 Züge, von 12,27 bis 5,n nachmittags 5 Züge nach Naunhof. Man kann also ganz früh schon im Walde sein oder bequeni im Laufe des Tages eintreffen. Um Vr12 Uhr findet jeden Sonn tag und am ersten Feiertage öffentliches Promc naoenkonzert der Stadtkapelle auf dein Marke statt. Jenen, die eine Fußwanderung unternehmen wollen, empfehlen wir, bis Beucha zu fahren. Es gibt von hier aus zwei Möglichkeiten. Erstens: Von der Südccke des Dorfes aus betritt man links den Weg nach Albrechtshain: kurz vor der Albrechtshainer Parthenbrücke schwenkt man, ebenfalls wieder links, in den Weg nach Kleinsteinberg ein und folgt ihm einige Minuten: dann biegt man rechts ao und ge langt auf den sogenannten Dreiflügelweg, der durch grüne Wiesen und wunderschönen Wald führt. Ist man ihn etwa eine halbe Stunde gewandert, so trifft man im Walde an einer Straßenkreuzung einen Ruhe punkt, dicWcttin-Schutzhütte. DerDreifliigelweg führt dann schließlich auf die Großsteinbcrger Straße, die in Naunhof mündet. Zweitens: man kann auch in Albrcchtshain die Parthenbrücke überschreiten und, abwechselnd durch Wald und grüne Wiesen, den Weg durch die ..Parthendörfcr" (Albrcchtshain, Eicha, Erdmannshains nehmen. In beiden Fällen ist man in etwa 1'/.., Stunde in 'Naunhof, dessen hübsche, vielfach mit Bäumen bepflanzte Straßen, reizende Villen mit grünen Vorgärten einen idyl lischen Eindruck machen. Für die Rückfahrt stehen an Sonn- und Feiertagen von Abends 6—12,25 Uhr nicht weniger wie 11 Züge zur Verfügung. * Geldspenden an Kriegsveteranen und deren Witwen. Die städtischen Kollegien hatten im ver gangenen Jahre beschlossen, daß alljährlich am 10. Mai, dem Tage des Frankfurter Friedens. 20000 an bedürftige Kriegsveteranen und deren Witwen verteilt werden sollen. Diese 20 000 .X sind am 20. und 21. Dezember 1910 zum ersten Male ausgezahlt worden. Berücksichtigt wurden dabei nur solche Eemeindemitglieder oder deren Witwen, die als Mitkämpfer an den Kriegen von 1864, 1866 oder 1870/71 teilgenommen hatten und nicht über 1500.X Einkommen Haven. Auf eine in den Tages zeitungen erlassene Bekanntmachung meldeten sich nsgesamt 910 Veteranen und 432 Witwen, zu amen 1342 Personen. Einer so großen Zahl gegen iber erwies sich aber der bewilligte Betrag als zu inapp und so konnten die Veteranen nur 17 die Witwen nur 11 .X erhalten. Aus den von Herrn Kaufmann Beyer gesammelten Geldern konnten dann noch jedem Veteran 3 .x zugelegt werden, so daß jeder Veteran 20 .X erhielt. Für die dies jährige Verteilung haben sich rm Ganzen 953 Veteranen und 5l2 Witwen gemeldet, das sind rund IM Personen mehr als im Vorjahre. Wenn jeder Veteran wieder 17 .x und jede Witwe nur 0 .X erhielt, so ergab sich schon eine Ueberschreitung der bewilligten Summe uni 809 Da allem Anscheine nach im nächsten Jahre die Zahl der Gesuche noch steigen wird, zumal etwa 100 Veteranen und Witwen, die am 2. März d. 2. aus der Friedensstiftung eine Spende erhalten haben, an die Veteranenspcnoe — aus der sie eben falls bedacht werden könnten — nicht herangetreten sind, so hat der Rat auf Antrag der Stiftungsdepu- tation beschlossen, für das Jahr 1912 die zu ver teilende Summe von 20 000 .X aus 40000 zu erhöhen. Die Stadtverordneten sind um Bei tritt zu diesem Beschlüsse, sowie auch um Nachbe willigung von 809 .X für 1911 ersucht worben. * Strahenherktellungen. Der Windmühlenweg soll noch rn diesem Herbst auf der Strecke zwischen Linnestraßc und Reitzenhainer Straße im Unterbau fertiggestellt und dabei - sollen die Fußwege mit Granitschwellen gegen die Fahrbahn avgegrenzt und belieft werden. Die gesamten Kosten sind auf 123 300.X veranschlagt. — Nachdem die Nord st raße zwischen dem Nordplatz und der Gneisenaustraße neu befestigt worden ist, oll die Strecke zwischen der Gneisenaustraße und Porkstraßc in derselben Weise hcrgestellt werden (nnt einem 4,50 Meter breiten Schmuckstreifen in der 15,50 Meter breiten Fahrbahn, wodurch zwei Fahrbahnen von je 5,50 Meter Breite entstehen). Die Kosten der Neubefestigung der be zeichneten Strecke betragen 26 700 .X — Die Prcn- dclstraße soll auf der Strecke zwischen Gohliser Straße und Kickerlingsberg in endgültiger Weise bc festigt werden. Die Kosten belaufen sich aus 23 600 .X * Der Hauptausschuß für das 12. Deutsche Turn fest in Leipzig, dem die Oberleitung sämtlicher Fest I angelegenbeiten obliegt und der die Geschäfte an die I Einzelausschüsse nach Maßgabe ihrer Bestimmung f verteilt, ist nunmehr durch die gemeinsamen Beschlüsse der Vertreter der städtischen Behörden und der turnerischen Abordnungen gewählt worden. 1. Vor sitzender ist Herr Stadtverordnetenvorsteher Justizrat Dr. jur. Roth. 2. Vorsitzender Herr Bürgermeister Friedrich Roth, 3. Vorsitzender Herr Professor Paul Erbes. Beisitzer sind die Herren Stadtrat Lampe und Etudicnrat Professor Küchen in eist er, städtischer Turninjpektor. Schriftführer die Herren Rechts anwälte Martert und Brecht. Sämtliche Herren erklärten sich zur Uebernahme dieser Aemter bereit Der vorläufig vorbereitende Aus schuß, der unter Vorsitz des Herrn Gehsimen Sanitätsrats Dr. F. Goetz aus Kreisen der Leipziger Turnerschaft und des Leipziger Schlachtseldturngaues gebildet wurde uud am 13. Juli vorigen Jahres erstmalig zusammentrat, ist damit am Ende seiner Wirksamkeit angelangt. Durch das große Ent gegenkommen des Rates der Stadt und durch Unter stützung des städtischen Bauamtes konnte in ver hältnismäßig wenigen Sitzungen die Fest platz frage erörtert und in günstigster Weise erledigt werden. Die hierüber ausgestellten Pläne über Verteilung der Räume, über die notwendigen Fest bauten und ihre Kosten haben auch bei den, in vergangener Woche in Leipzig tagenden Ausschuß der Deutschen Turnerschaft vollste Zustimmung und Anerkennung gefunden. * Personalien. Der König hat dein Bauamtmann beim Landbauamt Leipzig Gerlach die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst unter Belassung seines Titels und Ranges bewilligt. " Erweiterung der 17. Be,(irksschule. Nachdem die Grundstücke Lorenzstraße 'Nr. 6, 8 und lO für insgesamt 104 000 .X zum Zwecke der Errichtung eines Anbaues an die 17. Bezirksschulc in L. Neuschönefeld von der Stadtgemeindc erworben worden sind, soll nunmehr mit dem Erweiterungsbau begonnen werden. Durch diesen werden nachstehende Räumlichkeiten neu geschaffen: 1) im Kel lcrgesckioß ein Knabcnhort, ein Brausebad sowie zwei Wasch kiicbcn für die Haushaltnngsschule, die vom alten Gebäude nach dem Neubau verlegt werden, um im jetzigen Schulgebäude Platz für emc zweite Hausyal tungsküche zu gewinnen: 2> im Erdgeschoß«! nlasicn zimmer, 1 Kombinationszimmer, 1 Lehrmittelraum. 1 Geräteraum für die Turnhalle und die Haus mannswohnung: 3) im ersten Obergeschoß 6 Klassenzimmer, Konferenz- und Lehrerzimmer, 2 Sammlungszimmer: 4) im zweiten Obergeschoß 10 Klassenzimmer. Unter Einrechnung der im alten Schulgebäude vorhandenen Räume wird sodann die Schule 43 Klassenzimmer nebst dem erforderlichen Zubehör enthalten. Die gesamten Kosten des An baues betragen, außer den 104 000 .X für die er worbenen Gebäude. 413 824 .X, wovon 348 883 .X auf die Baukosten, 41049 .X auj die Beschaffung non Mobiliar usw., 180t2 .X auf Anliegerbeiträgc und 5850.X auf Einrichtung einer zweiten Haushaltung? küchc entfallen. Kirchliche Nachrichten. Am 1. Psingstseiertag predige«: Lt. Aikolai: ,Zrüh s^M UM Pastor Planitz, S Uhr Beichte- Pastor Planitz und Pastor Lchuch, vorrn. Z412 Uhr Kinder, gottcödicnsl: Pastor Planitz, abends 6 Uhr Pastor Lchuch. Am r. Psi«gstseiertag predige«: 2t. Aikolai: Jriih (LU) Uhr Pastor Elsaßer, !i Uhr Beichte: Pastor Planitz, Pastor Lchuch u. Pastor Slsaher, abends 6 Uhr Pastor Krug. — Mittwoch, den 7. Juni, gohrroseft der Gva«g.»l«th. Heide« - Misst»». Jesi predigt: Lenior Ltz. Lchmidt aus Prehburg. Jahresbericht Missivnsinspeltor SScishaupt. Abordnung de» Mission? iandidaten Hank nach Jnoicn und des Missionökondidaien -sauvimann naa> deutsch Lstasrika durch Missionar Gehring. Donnerstag abend 7 llhr Bibelstunüc: Pastor Slsaxcr, im Heini des HausvätervcrbandeS, Eingang Maricnstrapc 7 und Tauchaer Ltrastc «. Kochenamt: P«s»vr Gtsnßert— l5minauskirchc 02. Leilerhausens: Bor der Predigt: „Lied, das Alte ist vergangen", von A. Becker sEopransoloj. W 140 EEKLMKb SL5IMTI0UN0 LKLLTM >ÜUi Lsrtkek 60k t^alnkrsüe 1 O H4it l40^ullerrimmern in reitxemstzer einfacher unck vornehmer ^rt bietet such tÄr ckle kommenckeLsilon ckie xrölfie unck vollencketfic ^urfieilunx l^eiprixs cksr lstsuptmöbelmsrsrin VVMK8TÄHX k-cik «VNI^INOLKUE'r B