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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.06.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191106045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110604
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-06
- Tag 1911-06-04
-
Monat
1911-06
-
Jahr
1911
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bund sein 50jähriges Bestehen durch ein großes sängerfest in Nürnberg, wo 1861 die Bundesgrun- dung angeregt wurde. Pfingsten dieses Jahres findet zur Vorbereitung des festes eine Sitzung des Ge samtausschusses des D. S.-V. in Nürnberg statt, dem von Leipzig die Herren Prof. B. F. Gellert und Kgl. Musikdirektor Gust. Wohlgemuth zugewählt sind. Das Amtsblatt des Deutschen Sängerbundes ist die Deutsche Sängerbundeszeitung (Schriftleitung Gust. Wohlgemuth), die auch in Leipzig bereits in mehreren Lokalen ausliegt. * Sänzerfahrt. Gelegentlich seiner Sängerfahrt (24.-27. Junis gibt der Leipziger Männerchor Kon zerte in Hannover (Konzerthaus), Bremen (Union) und Norderney (Kurhaus). Dabei wirkt das Leip ziger Vokalquartett ldie Damen M. Fritzsche und E. Grundmann und die Herren P. Siegenbach und A. Gelbe) mit. Anmeldung von sangesfreudigen Herren beim Chormeister, Herrn Kgl. Musikdirektor G. Wohlgemuth, erbeten. * Kein Ertrinken mehr. Das neue Schwimm - kostüm „Rettung" scheint berufen zu sein, eine Um wälzung auf dem Gebiete der Seereisen und des Wassersports hervorzurufen. Verschiedene praktische Vorführungen und Versuche haben dies zur Evidenz bewiesen. Auch hier fand vor einiger Zeit eine der artige Vorführung statt. Zuerst stellten sich einige Badeengel im gewöhnlichen Badetrikot vor, das aus Brust und Rücken eine Fütterung mit dem rettung bringenden Stoff — einem Material aus Renntier haaren — bekommen hatte. Nach dem Sprung ins belebende Naß schwammen sie dann alle oben. Der sich etwas „aufplusternde" Stoff fesselte sic an die Wasseroberfläche, und machte sowohl den Nichtschwimmern das Untergehen wie den Schwimmern das absichtliche Tauchen unmöglich. Noch wichtiger als diese erste Probe war die zweite Vorführung. Plötzlich sprang ein vollbekleideter Herr ins Wasser. Er machte sich nicht einmal die Haare nah, sondern trieb gleich den andern vergnügt auf der Oberfläche. Es stellte sich dann heraus, daff sein Jackett — dies ist die haupt sächliche Neuerung des Herrn Hartwig — mit dem tragfähigen Stoff gefüttert war. Das Jackett verriet in nichts seinen Zweck, war vielmehr ein dickgefütter ter Rock, wie er an und auf der See schon an sich wegen der kühlen Witterung gern getragen wird. Der Gedanke, den tragfähigen Stoff, den wir in den Rettungswesten ja schon lange kennen, derart als Futter in Jackett, Rock, Mantel oder sonstiges Klei dungsstück hineinzuarbeiten, daff man es unauffällig ohne Unbequemlichkeit während der ganzen Wasser fahrt tragen kann, ist durchaus gut. Für die See reise, für Nichtschwimmer im Bade, für das Rettungs wesen und auch für militärische Zwecke dürfte das Schwimmkostüm eine groffe Zukunft haben. C) Mitteilungen der Landeskriminalpolizei. In der Nacht zum 11. März d».J. waren auf dem Friedhöfe zu Mühlbach bei Frankenberg 13Grabdenkmälerzer- tkümmert worden. Durch die von der Kriminal brigade Chemnitz mit der Polizeibehörde zu Penig aufgenommenen Erörterungen konnte bald darauf der Täter in der Person des Sattlers Philipp Seck ermittelt werden, den das Königliche Landgericht in Chemnitz wegen dieser Taten am 18. Mai d. 2. zu iwei Jahren Gefängnis verurteilte. — Im Kerichts- aefängnis zu Magdeburg verbüfft gegenwärtig ein Tischler Mortzky eine Freiheitsstrafe wegen Rück- sallsbctrugs. Er wurde von derKriminalbrigade Chemnitz als derjenige festgestellt, der in der Chem nitzer Gegend wiederholt - Dienstvermittlungs betrügereien verübt hatte. — 2n der Nacht zum 22. September 1909 war zu Weinböhla in ein Grund stück eingebrochen und dessen Besitzerin, die, durch ein Geräusch erwacht, um Hilfe gerufen hatte, von den Tätern gewürgt und dabei am Halse und im Munde nicht unerheblich verletzt worden. Jetzt ist es nun der Kriminalbrigade Dresden gelungen, als Täter die Brüder Emil und Otto Hoffmann aus Großenhain und Ernst Kirsten aus Naundorf, wie wir schon berichteten, festzustellen. Sie sind geständig. * Straffenunfälle. 2n der Waldstraffe wurde eine 26jährige Friseursehefrau infolge eigner Unvorsich tigkeit von einem Kraftwagen umgerissen und leicht am linken Unterarm verletzt. — Freitag abend war in der Zschocherschen Straffe ein Straßenbahnwagen beim Vorüberfahren an einem dort haltenden Last wagen mit dem Trittbrett des Anhängewagens am linken Vorderachsenschenkel des Lastwagens hängen geblieben, obwohl schon mehrere Straßenbahnwagen norübergefahren waren. Durch den Anprall war die Deichsel des Lastwagens nach rechts geschlagen und hatte eine Frau und einen Schulknaben getroffen, die beide verletzt wurden, so daß sie in der Sani tätswache verbünden werden mußten. * Warnung. Erfahrungsgemäß werden von Ein brechern während der Feiertage mit Vorliebe Ge schäftsräume sowie Wohnungen, deren 2nhaber ver reist oder aus einem anderweiten Anlässe abwesend sind, zur Ausführung von Diebstählen aufgesucht. Auch pflegen sich Diebe in leerstehende, über Ge schäftsräumen liegende Wohnungen einzumieten, um von dort aus durch den Futzboden in die Geschäfts räume einzudringen. Die Wohnungs- und Geschäfts inhaber werden hierdurch gewarnt. * Wahren, 3. Juni. (Der Geschäftsverkehr bei der hiesigen Gemeindesparkasse) war im Mai 1911 folgender: Eingezahlt wurden 342 261 in 1852 Posten. Rücknahmen erfolgten 169 729 ./z in 733 Posten Neue Bücher wurden 295 ausgefertigt. Erloschen sind 76 Bücher. Das Guthaben der Ein leger betrug am Schlüsse des Monats 10 869 000 * Oetzsch, 3. 2uni. (Der vor 200 Jahren er baute Gasthof zur Linde) geht seinem Abbruch entgegen. Ein prächtiger Neubau ist neben ihm ent standen, der als eines der schönsten Vergnügungs etablissements der Umgebung zu bezeichnen ist. Mit Verwunderung betrachtet man diesen Bau, der an Anlage und Ausstattung nichts zu wünschen übrig läßt, Herr Architekt Heinrich Moßdorf in Leipzig hat in dem eleganten Bau, der in vollkommen mo dernem Stil gehalten ist, Räumlichkeiten entstehen lassen, die es ermöglichen, auf einmal zehn Festlich-, leiten abhalten zu können. Der Architekt hat die Raumverhältnisse des Neubaues, der seinen alten Namen „Gasthof zur Linde" beibehalten bat, vortrefflich auszunutzen verstanden. Das Erdgeschoß teilt sich in eine Vorhalle, eine Wandelhalle, Treppenhalle, Wirtschaftsgang, kleine und große East- und Gesellschaftszimmer, Garderobe und eine prächtige große Küche. Eine zweiarmige Haupt treppe führt in das Obergeschoß Alle Räume sind der Neuzeit entsprechend modern und vornehm ein gerichtet. Ein großer Festsaal mit Bühne und einer Tanzfläche von 240 qm und einer Galerie fesselt das Auge. Theatergarderoben, Kegelbahnen, Ausspan nung, Autogarage, sowie herrlich angelegte Konzert gärten sind ebenfalls vorhanden. Die Maler arbeiten hat die Firma Paul Edlich in Leipzig aus geführt. Sie entsprechen in jeder Hinsicht der Innen architektur und ergänzen sie zu einem vollen schönen Ganzen. Besonders haben sich um den Bau noch verdient gemacht die Herren Baumeister Dübelt, die Firma Gebrüder Kärner, Klempnerarbeiten und Wasserleitungen, Wilh. Nuhahn, Dachdeckerarbeiten, Panster L Herrmann sowie Reinhold Dierschke, Glaser- und Tischlerarbeiten, ferner die Schlosser meister H. Pfeiffer und Emil Schubert in Leipzig. Der Pächter Herr G. Kipping wird es sich angelegen sein lassen, durch vorzügliche Speisen und Getränke auch dem verwöhntesten Gaumen gerecht zu werden. * Markranstädt, 3. 2uni. (Auf Einladung des hiesigen Pädagogischen Vereins) hielt der Bezirkslehrerverein Leipzig-Land seine Monats versammlung in unserer Stadt ab. An derselben nahmen 120 Lehrer teil, die Herr Lehrer Kästner- Schönefeld begrüßte. Er nahm gleichzeitig Gelegen heit, den anwesenden Herrn Oberschulrat Zimmler anläßlich seiner ihm gewordenen Auszeichnung zu beglückwünschen. Herr Schuldirektor Dr. Steitmann hier hielt einen Vortrag über „die Praxis der Arbeitsschule". Der Vortragende wies daraus hin, daß die Jetztzeit zu viel Gewicht aus das Wissen, zu wenig auf das Können lege. In diesem Sinne sind die Bestrebungen der Arbeitsschule geeignet, bei Einschlag einer mittleren Linie Wandel zu schaffen. Indem der Referent die einzelnen Schulfächer hin sichtlich ihrer Aufgaben beleuchtete, zeigte er. wie es jetzt schon möglich sei, den Forderungen der Reformer gerecht zu werden. Eine Ausstellung zeigte die Ob jekte. die an der hiesigen Bürgerschule bereits von den Kindern verarbeitet worden sind. * Markranstädt, 3. Juni. (Unfälle.) Ein Leip ziger, von Naumburg kommendes Automobil fuhr aus der Landstraße zwischen Quesitz und hier gegen einen starken Kirschbaum, der umbrach. Das Fahr zeug fuhr in den Straßengraben, wodurch es verkehrs unfähig wurde. Die Insassen wurden heraus geschleudert, ohne ernstlichen Schaden zu nehmen. — In der Leipziger Straße lief ein 7jähriger Knabe direkt in ein Automobil. Der Führer hielt jein Fahrzeug schnellstens, schleifte den Knaben aber noch einige Meter auf der Straße. Als man den ver meintlich toten Knaben unter dem -Automobil vor zog, sprang er aus und lief weinend heim. X Borsdorf, 3. 2uni. (Straßensperrung.) Auf der Staatsstraße Leipzig-Dresden vom Gasthof „Stadt Leipzig" bis „Feldschlöffchen" wird- von Dienstag ab mit der Pflasterung der Leipziger Straße begonnen werden. Dieser Teil der Straße wird auf drei Wochen für den Verkehr gesperrt werden, der selbe wird über die Haupt-, Bahnhof- und Elisabeth- straffe geleitet und mündet am „Feldfchlößchen" wieder in die Staatsstraße ein. Das neue Programm Im krifkallpslast. Wissen Sie, was paradox ist? Wenn man einen Betrunkenen nicht für voll nimmt. — wenn ein Kreisarzt einen Menschen um die Ecke bringt. — Wenn ein Onkel seinen Neffen vernichtet! — Solcher Scherze eine große Zahl, dazu Lebensweis heiten, Schnurren und Anekdötchen erzählt seit dem 1 Juni allabendlich im .Kristallpalast-Variete Erich Bell mann, der moderne Plauderer des Bunten Theaters vom Kgl. Belvedere in Dresden. Uns will cs — zwar nicht paradox — wohl aber nicht allzu glücklich erscheinen, daß die Direktion für das neue Programm eine Mischung von Variete und Kabarett gewählt hat. Denn was die Mitglieder des Bunten Theaters vom Belvedere bieten, ist reine Kabarettkunst in vortrefflicher Hochzüchtung, gewiß, aber für einen Riesensaal wie den Leipziger Kristall palast doch wohl nicht ganz das Richtige. Trotzdem, Das neue Programm ist gut und sehenswert und besonders die Darbietungen des Dresdener Cabarets sind zum größten Teil ganz vorzüglich. Gleich die erste Nummer des Programms bringt diese Gäste in einem modernen Sketsch „In der American Bar", dargestcllt von Maud Handlet), Grete Mang- Hof, Wolter Ritter und Erich Bellmann. Es ist nicht sehr genußreich und nicht sehr Handlungsreich, was hier vorgetragen wird, aber die Aufmachung ist sehr hübsch, gefällig, elegant und sollte andere Ca barets anspornen, dieser Art der Aufmachung nach zueifern. Maud Handley trägt einige neue und einige bekannte Cabaret-Chansons mit gefälligem Ausdruck vor, Erich Bellmann ersetzt, wie schon gesagt, den sonst üblichen Humoristen und zum Schluß des Programms spielt das Gesamtensemble eine Revue in 9 Bildern und einem Vorsvicl von Harry Waldau, genannt „Hallo Halley!'* Die Revue wird auf dem Zettel „aktuell" genannt, scheint also aus dem vorigen Jahr zu stammen. Sie behandelt, kurz gesagt, einige Erlebnisse des Halley'schen Kometen — der Compere — (Erich Bellmann) und der Venus — die Comanere — auf der Erde. Die Venus wird von Luci Berber mit entzückendem Schneid und Schick gegeben. Was beide auf der Erde erleben? Bei Mr. Poiret läßt sich Venus einen Hosenrock anpassen, sie sehen dann den Polizei hund, Pastor Breithaupts Zöglinge, das Sport mädel, die Frau im gefährlichen Alter, alles kost bare Typen bzw. Karrrkaturen, die ihre Couplets ausdrucksvoll vortragen. Sehr pompös wird der neue Tanz, Tango Ärgentin getanzt und schließlich sind die beiden Parodien: Das Publikum beim „Rosenkavalier" und die Zirkusaufführung des „Oedipus" der Gipfel des Grotesken. Vielleicht be seitigt man einige Langweiligkeiten aus der Revue und arbeitet sie unter einem anderen Titel um, dann wirds sicher besser. Die eigentlichen VarietSnummern beginnt Käte Eultini, eine recht tüchtige Jongleuse, die sowohl mit leichten Gegenständen, z. B. 8 Kugeln trefflich zu spielen weiß, aber auch mit schweren Sachen graziös arbeitet. Elegante und sichere Akrobaten sind The Brodaks, die in komplizierten Hand ständen erstaunliche Kraft und neuere Tricks zeigen. Ein zoologisches Potpourri führt Fräulein O klavio vor. Wir sehen Katzen, Hunde, Affen, Kakadus, Papa geien ihre Kunststückchen produzieren. Famos sind besonders die Affen, als Radfahrer und die kleine Meerkatze als Rollschuhläufer. Heutzutage darf die Aviatik ja auch im Varietä nicht fehlen. Durch drei schneidige Aeroplan-Ladies ist sie vertreten, die auf einem Doppeldecker arbeiten und, an den Zähnen hängend, als Serpentintänzerinnen usw. durch die Lust fliegen, eine Nummer, die z. B. stark in Be leuchtungseffekten macht. Den Clou des Programms bilden unzweifelhaft die Charaktertänzer La brador und NSgrel, eine Dame und ein Herr. Ihre Darbietungen sind das Entzückendste an fran zösischem Schick, an wirklicher eleganter Tanzkunst, was man sich denken kann. Diese Biegsamkeit und Gelenkigkeit in Verbindung mit Dezenz und Eleganz sind ein ästhetischer Genuß erster Klasse und der nicht cndenwollende Beifall ist wohlverdient. Das ist doch etwas anderes, den guten Geschmack mehr erfreuendes als die einer überhitzten Sinnlichkeit entstammenden Produktionen einer Lotte Sawow. v. L. * Variete Battenberg. Ein völliger Umschwung ist mit dem Junipro gramm eingetreten. Dort, wo man sich an Sou bretten, Humoristen, Equilibristen usw. erfreute, wo man die Wunder der Dressur an Hunden, Tauben und anderem Getier anstauntc, hat eine sehr leicht beschwingte Muse ihren Einzug gehalten: Das sogen. „Parisiana-Ensemble." Die Benennung läßt schon in etwas auf die Tendenz schließen. Und in der Tat: die vier kleinen Stückchen, die das En semble bietet, sind hier und da etwas stark ge pfeffert. 2m ersten „Turfgeheim nisse", einer Rennstallkomödic von A. Neidhardt, gibt es über haupt nicht eine Person, die nicht in punkto der Liebe auf sehr wackligem Untergründe steht. Dabei ist das Stück plump zugeschnitten und wurde zudem etwas steifleinen gespielt. Es konnte keinen Ein druck machen. Das zweite, „Verbotene Frucht", ist ein Interieur von Michel Provius und handelt von einem reichen Provinzler, der nach der Liebe einer Sängerin dürstet, aber — unbewußt getäuscht in die Arme seiner ihm nachgeeilten Ehefrau gerät. Das gleiche Motiv ist schon oft ver wendet worden. Das dritte Stück, ein Sketch von Gaston Cronild, ist betitelt. „Ein wenig Musik". Ls ist eine richtige Diebskomödie: durch einen raffi nierten Gaunertrick wird ein biederer Komponist arg ausgeplündert. Die Liebe und die holde Weib lichkeit fehlen in diesem Stück vollständig, sind dafür aber desto mehr vertreten in dem letzten und zweifel los besten Stück „Loos Nr. !A", das sich unter der anspruchslosen Bezeichnung Schwant gibt. Der Ver fasser (W; Äscher) hat sich die Erfindung nicht gerade gar zu schwer gemacht: der eingeschobene Dienst mann, der es sich an Stelle des erwarteten Ange beteten „bequem" macht, war leicht zu finden. Aber im ganzen hat das Stück Schneid und wirkt gut. Von den männlichen Mitwirkenden sind Direktor Max Bira zu nennen, der den Wahnsinnigen im dritten Stück vorzüglich spielte, sowie Franz Weber als Dienstmann. Von den Darstellerinnen trat be sonders Claire Hammer hervor, namentlich im letzten Stück. Wenn das Ensemble über ein ab wechslungsreiches Programm verfügt, mag es für einige Zeit gehen. Die Rückkehr zu dem, was sonst das Variete bietet, ist im übrigen erwünscht. D (Cabaret Blunrenlale.) e. Das glänzende Juniprogramm wird von der Humoristin pur exsellevee Fräulein Lisette Norbert eröffnet, die zum ersten Male in Leipzig debütiert. Chik und schneidig präsentiert sich die Künstlerin in der kleidsamen Rolle einer Telegraphenbotin und offenbart sich als launige Vorkämpferin des Frauenrechts. Ihr „Leipziger Allerlei" ist von feinem Humor durchsetzt und fordert wie ihre anderen pikanten Chansons heiteren Beifall heraus. — Hans Babrik, Sänger zur Laute. Als fahrender Sänger in Wort und Lied läßt Herr Babrik ganz bedeutende Stimmittel hören: sein Gesang ist voll und geschmeidig und umfaßt Höhe und Tiefe mit gleicher Tonfülle. Das „Ständchen des Dieterich", eine derbdrastische Ritterballade aus alter Zeit, reißt infolge feiner unbezwinglichen Komik alles mit sich fort,' ein Sang gleichen Genres ist das Spott lied „Der Ritter und die Nonne". Mit dem bayerischen Volkslied „Tabak" versucht der Sänger das Publikum zu animieren, was ihm aber nicht recht gelingen wollte. — Ebenfalls zum ersten Male in Leipzig stellt sich die Diseuse Lotte von Syrow vor. Sie bringt mit viel Geschmack und Empfindung seriöse und heitere Dichtungen zum Vortrag. Am besten gefielen „erblich belastet" und die „Liebesregeln" für Damen und Herren. — Stau nenswertes leistet die exzentrische Soubrette Rosa Kicky im Pfeifen; ihre Wiedergabe des Liedes von Abt: „Gute Nacht, Du mein herziges Kind" klang wie lockender, süßer Nachtigallenschlag. Unübertroffen vermag die Künstlerin zweistimmig zu pfeifen; ge wiß etwas noch selten gehörtes. Für diese, wie auch den feschen Eassenjungenmarsch aus „Künstlerblut" wurde ihr lebhaft gedankt. — Herr Kapellmeister Richardy bringt als Novität eine eigene Kompo sition: „Nanita, indianisches Intermezzo. Das Werk fesselt ungemein durch seinen pittoresken Aufbau; die geniale Melodienführung und der geschmackvolle Ton satz kommen unter den erprobten Händen des Kom ponisten zu denkbar bester Wirkung. — Prolongiert vom Mai mit neuem Repertoir ist der elegante Conferencier und Chansonier Willy Fern au. Sein Vortrag „Die Pantöffelchen" ist uns von früher her noch bekannt. Weiche Stimmung läßt das rührende „Gretelchen" auskommen, ebenso das von Herrn Richardy äußerst zart und feinsinnig vertonte „Plauderstündchen", die der Künstler beide mit der ihm eigenen vollen Hingabe an das Werk vortrug. — Den Beschluß macht der ebenfalls schon bekannte Humorist Werner Eoldm an n; feine Parodie auf ein Berliner Tingel-Tangel sowie die drei Variationen des deutschen A-B-C beschwören Lachkrämpfe herauf, die sich bei der Ringkämpferparodie womöglich noch verstärken. Der Künstler bringt dann noch eine Dichtung „Margot" und eine Reihe gepfefferter Aphorismen. — Allen Anforderungen an ein vor nehmes Cabaret ist mithin Rechnung getragen und die Konsequenzen mögen ein immer volles Haus und ein fleißiger Besuch sein. Sus Sschlen. Dresden, 3. Juni. * Hofnachrichten. Der König gedenkt vom 26. bis 28. Juni eine Landesreise nach der Lausitz anzutreten. — Am Pfingstsonntag findet vormittags 11 Uhr in der katholischen Hofkirche Hochamt mit Orchestermesse von M. Hasse statt. * Kleine Chronik. Rad Unfall. Auf der Wettinerstraffe blieb ein 14jähriger Knabe mit seinem Zweirad in dem Straßenbahngleise hängen stürzte zu Boden und geriet unter den Vorderperron eines ankommenden Straßenbahnwagens. — 2n die Elbe gefallen ist unterhalb der Carola- Brücke von der Kaimauer ein 8 Jahre alter Knabe, der aber sogleich wieder von einem in der Nähe beschäftigten Schiffer herausgezogen und ans Land gebracht wurde- * * Themnitz, 3. Juni. In dem im benachbarten Neustadt gelegenen Rittergut Höckericht brach heute vormittag kurz nach 11 Uhr Feuer aus, das rasch um sich griff. In kurzer Zeit war das Seitengebäude niedergebrannt. Die Flammen griffen auch auf das Herrenhaus über. Es besteht wenig Aussicht, von dem Gut noch etwas zu erhalten. Die Enstehungs- ursache des Feuers ist nicht bekannt. * Freiberg, 3. Juni. (Der Verband der Barbier-, Friseur- und Perücken mach c r i n n u n g e n in Sachsen) hält hier am 12. Juni (Montag) seinen 8. Verbandstag mit Fach ausstellung ab. Auf der Tagesordnung findet sich: Regelung der Lehrzeit der Friseusen, Ladenschluß an den 2. Feiertagen, ferner Gründung einer Verbands- sterbekassc und einer Haftpflichtversicherung von Vereins wegen. Am Dienstag soll die Hygiene-Aus stellung in Dresden gemeinschaftlich besucht weroen. Am 23. und 2l Juli wird hier ferner der Sächsische Jnnungsoerband tagen. ^VSb. Freiberg, 3. Juni. (Die Stadtverord neten stimmten gestern abend der llebernahme einer Zinsgarantie von 1050 ./-! jährlich für die geplante Automobilverbindung Freiberg — Hainichen — Mitt weida-Lunzenau auf 3 Jahre zu, womit die neue Verkehrslinie, die besonders auch zwischen Freiberg und Hainichen einem starken Bedürfnis entspricht, ihrer Verwirklichung ein bedeutendes Stück näher gerückt ist, zumal auch die Oberpostdirektion Dresden das Unternehmen finanziell unterstützen will, was schon die Leipziger Postbehördc zugesagt hat. * Crimmitschau, 3. Juni. (Städtisches.) Das Stadtverordnetenkollegium nahm in seiner letzten Sitzung die Ratsvorlage an, für das im August hier stattfindende 105er Regimentsfest eine Garantie summe von 500 ./L zu bewilligen. Die sozialdemo kratischen Vertreter stimmten dagegen. * Oberplanitz, 3. Juni. (Einen Unfall) durch Heraussprinqen glühender Kohle aus dem Ofen er litt der fünfjährige Knabe Möckel zu Oberplanitz. Der Knabe fpielte in der Nähe des Ofens, als ihm ein Stück Kokszünder ins Auge sprang und dasselbe erhebliche verletzte. Das Augenlicht ist gefährdet, weshalb die Eltern den Kleinen in die Augenklinik zu Leipzig brachten. * Bärenwalde, 3. Juni. (Das Groß feuer), das in der Nacht zum Sonntag in der hiesigen Bürstenhölzerfabrik von Ernst Tittel ausbrach, ist, wie jetzt einwandfrei festgestellt, durch Blitzschlag entstanden. Der Wert des bei dem Brande vernich teten Geldes belief sich nur auf 120 * Coschütz, 3. Juni. (Elektrizitätsver sorgung.) Zwischen dem hiesigen Elektrizitätswerk und den Gemeinden Gompitz, Pennrich und Zöllmen ist ein Vertrag abgeschlossen worden, nach dem die Ge meinden mit elektrischem Strome zu Licht- und Kraft zwecken vom Coschützer Werk versorgt werden sollen. Man hofft, daff noch im Herbst dieses Jahre» mit der Stromlieferung begonnen werden kann. * Briesnitz-Kemnitz, 3. Juni. (Die Einver ¬ leibung nach Dresden), die von einem Teil der Bevölkerung lebhaft herbeigewünscht wird, soll jetzt günstige Aussichten auf Verwirklichung haben. Ein mal würde dadurch die Stadtgrenze, welche auf dem rechten Elbufer bis Kaditz reicht, auch auf dem linken Ufer geregelt werden, wodurch wiederum mancherlei Fragen hinsichtlich der Kläranlage ihre Erledigung finden würden, und zum andern bekäme Dresden einen bedeutend größeren Einfluß auf das Gemeinde verbands-Elektrizitätswerk „Elbtal", wodurch sich die Easfragen in Cotta selbstredend leichter regeln lassen würden. verelnsnschrlchten. Vereinsnachrichten veröffentlicht vom Verein Auguste-Schmidt-Haus und seinen angeschlossenen Vereinen. 1) Frauen-Yewerbeveretu, Königftr. 2S, l. Bibliothek und Lesezimmer täglich geöffnet nachm. 3—Z4W Uhr. 2) Berel» für HauSbeamtinaeu. Donnerstag, 8. Juni, abend 6 Uhr im Sugufte-Schmidt-HauS, Inselstr. 25, Bor besprechung der Agenturen. Vorher um 4 Uhr Vorstands sitzung. 3) AraneubilduugSvenet». Fürsorgestelle für Alkoholkranke. Sprechstunde TienStagS und Donnerstags nachm. 3—5 Uhr, ThomaSrtng 11, Z. 2. 4) verband kansmSnnische« vehilfiuueu. Auskunft und Rai in allen Fragen deS Berufslebens und kaufmännische Stellen- Vermittlung, Ncumarkt 3, Tr. UI., wochentags 12—4 Uhr. 5) Verein stir Verbesserung der Frauenbekleiduug. Aus kunftcrtcilung jeden Mittwoch von 5—7 Uhr bet Frau Bogel, Kaiser-Wiihelm-Straße 84». S) Verein Leipziger Sprachlehrerinnen. Sprechstunde: Dienstag und Freitag 3—5 Uhr, Egelstr. 8, N. 7) Verein-Angnste-Lchmidt-HanS, Fuselstr. 35. Wohnungs- nachweis für alleinstehende Damen. Tsgeskslenüer. Städtisches Rusen« der bildenden Sünft« und Leipziger Lnnst- verein (dm AugustuSplatz). iSeöffnet an Sonn, und Feier- tagen Z-11—3 Uhr. Montags 12—8 Uhr, au -en übrigen Wochentagen ii—3 Uhr. Eintritt t» da» Museum Sonn- tagS, Mittwochs und Freitag» frei. Montag» 1 DtenS- tag», Donnerstag», Sonnabend» 50 Pf. Mir die Be sichtigung de» Slingerschen Beethoven wird ein besonderes Eintrittsgeld von 1 erhoben. Der Eintritt in den Sun st- verein beträgt für Richtmttglteder 1 ^il. Srasfi-Museu», Muse»» fiir «»lkerknnde. »eSsfnet an Sonu- nut Feiertagen von 10ZH—8 Uhr, an den übrigen Lagen von tz—2 Uhr. Montags geschloffen. Eintritt frei. «rasfi^otuseu«, k»«stge»er»e»nse«». Eröffnet an Sonn- und Feiertagen von 10Z^—2 Uhr, an Wochentagen von S—2 Uhr, Montag» geschloffen. Eintritt frei. Bibliothek mit Lesesaal geöffnet Sonntag» von 10Z-—1 Uhr, an Wochen- tage» von 0—2 und 4—» Uhr abends. Montag» geschloffen. Eintritt frei. Srasfi.Museu«, Mus«»« für Läuderkuud« (2. Stock, link»). Besuchszeiten wie tm Museum sür Völkerkunde. Musen» für lkricgseri»»er»»Ueu de» Verbände» deutscher EriegSveteranen, Brühl 2, Luchhalle, Aufgang ». Eeösfnet alle Wochentage von 8—1 und 3—S Uhr. Echlustzet« für den Besuch des Neuen JohanntSfrtedhofeS, de» Süd- und Nordsrlcdhoses (48 Uhr. 4SSS 74 SS-
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