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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.11.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131110028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913111002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913111002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-10
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Monat
1913-11
-
Jahr
1913
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Abendausgabe (•« ««Mio an« Oorerta dord) anfm fraget "•J" y 0 pr* *l| K • and Cpeolteure »mal tagtldt In» ftou» gtbradit i Mbnatltd» i.*$ m., oltrtalläbrllA J.7J UX. Vel Act OeftbdftentUa, anfm ftltalra and Rueflab«fl«tlar> abgabolti monatUA 1 m.. »larttUCbrtld) 3 UL ftard) Ole P»ft> innwbalb Oeut|d)tand» and dar öeutfAen Holoniaa mbaailiA 1-50 m.. olerteliabrllA 150 UL. aunlAHagUA PoftbadcUgald. bu IctpjigarCagablatt erfAeint marrtogn »mal. 0onn> a. jeiertage ImaL 3n ttlpjig. dan tlaAbarerlen and den Arten mll eigenen Filialen wirt dit Abendausgabe oo<b am Abend des Crfdietncns Ins Paus geliefert, berliner Bedaftlsni Ja den Selten 17, $ernfpre<t>» Anfoiufli Uloablt Ut.M7. ¥«2. = fanbeteiJdtuno Amtsblatt bea Rates unb besPolbtiamtes Dec Stabt Ifewjia Bedattlea und «efdjaftolUUe: )»|>aanlegafrt Br* •» ♦ Jernfpred>*AuKblu8 Ur. Ubox 14003 unb 14604. 107. Jahrgang Anjefgenpeelfe: ,‘n". oon auemarts 3C pu Rtflamen I.70UL. Jomlllen. u. (leine Anzeigen die Petttjelle nuridPf., Jnferate sonOebbeden Im amtUAtnCeil die Petitjeile 3b Pf. «efAaftsanjeigen mit Plaftporfcbrift Im prelfe erhöbt. Rabatt nad) latif. PellageoebQbri «eramtauflagesm.pro Saufend exfLPoAgebdbr- Rnjelgen.Annahme; )obcnnlaganrt4, bei famtlldien Silialtn des lelpjtgee Sägeblattes unb allen Annonten.dxpeöltlonen des 3n» unb Auslanbes. eefdidftsftcUe für Berlin a.die Pt.Brandenburg: BlreftlonWalterSliegei, Berüu ». i«, margaretbenftraSe t. ftrafpred). Anf<blu0i lütjon, 4071. Iflontag, den 10. nooember. 1913. Das Widjtigfte. * Sius Vatis flautet, baß Cnglanb mit einem Sermittlungsvorfd>l<xge gugunften Griedjenlanbs an bie Großmächte Ijerantreten wirb. (6. bef. Art.) * Huerta gab eine formelle Grtlärung ab, baß er niemals baran gebaut fabe, abgubanfen. (S. Ausl.) Die guten Bitten und die pre^lrcibeit. ♦ fßrofeffor Dr. GI b a cfj c r tjat am <Svnn- abenb in bet Verleitet §artbcb3»^ocf)fdjule an* läßlidf» ber Uebetnaljmc" bes iRettoratS einen bebeutfamen Vortrag über ben «Sdjixb bcs Pri vatlebens vor öef f entlid) feit unb preffe gehalten. Gr tarn 311 bem Sorfdjlage, eine neue ©trafbeftimmung gu fdjaffen, bcs !An- Ijalti: Ber entgegen ben guten Sitten Zeit teilungen aus bem Privatleben eines anberen veröffentlicht, roirb mit Gelbftrafe bis gu 10000 Barf obft mit öefängniS bis ju brei 3aljrcn beftraft; bie Verfolgung tritt nur auf Eintrag ein. — Beiter bejürivortete ber Webner eine Grivciterung bcS § 847 beS Sürqcrlidjcn Gtfepbudjcä baljin, baß ber Verlebte nidjt nur für ben materiellen, fonbern aud) für ben ibcel- len Schaben erfafeberedjtigt fein füll. Diefe Vorfdjtäge ftno, rocnngleid) fdjon öfter ähnliche Jorberungen erhoben Würben, be* adjtenSivert ^nt allgemeinen neigen ivir nidjt baju, baS in unferer 3 c ü fo fjäufig aiiftrctenbe Veftreben, gegen jebcs Uebel bie ©ejeßgebung anjurufen, für foitberlid) erfpriefjlid) gu ljalten. Bit wollen unS nidjt auf baS Urteil bcs alten XacituS über bie Badjt ber guten Sitten bei unteren Vorfahren berufen; aber ridjtig ift: wenn in einem Volle bie fittlidjen Vcgrifje fdjroinben unb fdjledjic Gigeiifdjaftcn übcipanb- neljmen, fo helfen bie fdjärfften Gefefce uiditS mefjr. ^m vorliegciiben J-alle fommt es nun fcljr barauf an, ob bie (iijajcinuiigcn, von ivel- djen Prof. (Elbbadjer auSgeljt, nur beteiligen auftraten, ober ob fie fojufagen ein djronifdjeS Uebel finb. prof. (Slßbadjer fd)cint, wcnigftenS nad) bem Veridjt über feine 9?ebe, oljne weiteres anguneljmcn, baß eS fidj talfäd)lid) um ein bau* ernbcS ober gar eingewurjelteS Uebel Ijanbelt, um ZHßbraudj ber Ccffentlidjfcit unb lieber* fdjreitungen ber prcfjfreibcit. lieber biefe 9ln* naljmc tann man natürlid) ftreiten. 2Bir glau* ben nicht, bafj fdjon ber ^»iiüvciS auf eine iHcibe von „Slanbalprogcffen" fjinreidjen würbe, baS Verlangen nadf neuen <Strafbe[timmungcn ju rechtfertigen; widjtiger ift ivoljl bie Jrage, ob ein namljaftcr 2cil ber preffc auf einen böfen iSeg geraten ift unb bie Vdjtung vor bem JHcdjtc ber perfon auf ben Sdjitß iljrcS Privatlebens verloren hat. §ier ift allcrbingS ein Ueberljanb* neljmen fdjlimmer Gepflogenheiten nidjt 31t leugnen, Wobei gang ununterfudjt bleiben tann, tue Id)e Veweggrünbe für biefe preffc maf»* gebenb finb, ob ba ein übler GefdjäftSfinn ober — auSgcfd)loffen ift baS im einjelnen Jalle gewiß nid)t — ein verftiegener VoIfStribunen^ eljrgeig mitfpiclt. „Tie llnvcr(eßlid)fcit ber Perfon," fo führte ber jRebiier aus, „ift längft Veftanbteil unfcreS 9led)tcS. 2ßir finb nicht nur gegen Slörperver* leßungen, fonbern gegen alle moglidjen §anb* lungen, bie unfer Beben gefäljrben tonnen, gegen feelifdfje (sdjäbigungen, Veleibigungen ufro. gefdjüßt. $n gewiffem Sinne genießen Wir and) einen <2d)uh gegen bie .hineinserrung un* fereS Bebens in bie ©effentttdjteit. Ter 9lrjt, bie jjebamme, ber Scamtc bürfen nidjtS in bie ©effentlicßfcit bringen, was iljnen in il)tem Ve* rufe anvertraut worben ift. Tie Unverleßlidtfeit ber perfon ift bemnad) eine großartige ®d)öp» fung beS 9lcd)tSwefenS. Sic ljat aber Bürfen, namcntlid) in bejug auf ben Sdiuß beS Privat lebens in ber Ceffentlid)teit. 'JBer ein frcmbcS Geheimnis and) aus unfittlidjcn Grünben an bie Ccffcntlid)(cit bringt, ber hnnbelt heute recht» mäßig, troßbem baß fid) unfer gange? innere ba* gegen fträubt, baß baS Privatleben in ben Stru* bei ber Ceffcntlich’teit gefloßen wirb. Gewiß muß bas pribatintcreifc jurüeftreten vor bem 'Bert ber freien Siebe unb einer freien Prcffe, bie ju ben fidjerften Vürgfchaftcn eines Kultur* VolfS gehören. Bir ntü|fch baßer ben Sdjuß vor ber Teffcntiidjfeit fo geftalten, baß er nicht gur Knebelung ber Preßfreiheit mißbraucht wer ben tann. Jrcie Siebe unb Preßfreiheit finb nuS fo fidicrcr Vefifo, baß wir ruhig baran beulen bürfen, ihnen vernünftige Grenjen gu gießen. ®ir fdjränten ja auch bie Vcrichterftat* tung ein, wenn cS fiel) um Gehcimniffc ber Ban* beSVcrteibigung hnnbelt. Genau fo berechtigt finb mir, uns gegen bösartige ftlatfdjcrcien unb bie nieberträdjtigc Ausbeutung frember Geheim* niffc 311 mehren." Tiefe Vcgrünbung geigt, in welchem Sinne prof. Glßbadjer feine Vorfdjläge aufgefaßt wif- fen will. Gs ift ihm nid)t barum 311 tun, gc* wiffc rcaftionärc Strömungen gegen bie ptcife gu förbern. Gleidfwohl bleiben Vebcnfen ge nug übrig. Tie „guten Sitten" finb ein fcl)r allgemeiner Vegriff. Ter fJlidjtcr, ber ilpt im gegebenen Jall anwenben foll, wirb leicht in allerlei GciviffenSbebrängttiife unb ßwcifelS* fragen hi»cingcratcn. Tod) gu ängftlid) wollen wir bamit nidjt fein. Tas ^Bürgerliche Gefcß* bud) hat beit Ausbrurf übernommen, oßnc feinen ^nljalt näher gu beftimmen. Ter Gcfeßgeber nimmt an, baß ber s Jiid)tcr weiß, was im Volte als gute Sitte gilt, baß ihm baS eigene Gefühl ben rcdjteu Pfaßftab geben wirb, lieber jold)c Vebentcn wirb alfo ivoßl weggufommen fein. Aber eine anbere Jrage wirb mit 'Jicd)t aufgeworfen werben. Birb mit ben geltcnben Strafbcftimmungen für Ve* leibigungen wirflid) nitijt auSgitfommen fein? ^u ber Siegel wirb ießt nur auf Gelbftrafe erfannt, obwohl und) $aft unb Gefängnis vor* gefeljen finb. Bo wirflid) fernere Sdjäbigungen ber G'hre vorliegen unb vor allem aus nichtiger «Gefimtung ßicl)tini>elttourbc, wirb bie ft r e n g ft e Veftrafung bem allgemeinen SicdjtSgefühl bnrd)* aus entfpiriedjen. Bir fürdjten, baß eine (Er weiterung ber ^trafbeftimmungen über bie Preffe gu Vcrfudien anreigen wirb, bie über baS, was Prof. (Elßbadjer will, weit hivausgehen. GS gibt and) bei uns Beute, bie mit Vergnügen beobadtten, tvic in 9?ußlanb — flehe VeiliS* Progeß — mit ber Preffe umgefprungen wirb unb biirdians nichts baivibcr hatten, wenn bie* feS Veifpicl „freunblidje Veadjtung" finben würbe. Der ruflßche Wanderarbeiter und die deutfeb^ 2anöwirtr<t)aft. O Berlin, 7. Aovembcr. Gin auf ben erften Vlicf ciwaS unbel)ag« lidjcS Gcrüdjt gießt burd) bie Plätter: 'Äußlanb, fo hört man fagen, will bei ber Grncucrung ber £>aitbclSoerträge fid) bcs ilmftanbes erinnern, baß uitfcrc ö)tlid)e BanbWirtfdjaft, foiveit fie eine Birtjdjaft ber großen Vcfißer ift, int wc- ientlidjcn fid) auf ber .fjilfe ber flawifcßen Banberarbeitcr aufbaut unb fvietc mit bem Gebauten, bem regelmäßigen Abfluß biefer Piaffen tünftighin einen Wieget vorgufd)ieben. Wuu wirb bis 1917 fa wohl noch mandier Trop fen Baffer ben Wtjein unb bie Bolga hcrab- fließen unb and) biefe Suppe wirb vermutlid) nidit. gang fo heiß auSgclöffelt werben, wie fie jeßt aufgetragen wirb. Gcrabc barum aber, fdjeint uns, hätte man Grunb, bem Gerücht bant bar 311 fein. GS ift wie ein BarnungSfignal, baS von befreunbeter, forgenber ftanb uns auf- gcriditct mürbe: Cito vabiS? Taß Wußlaub, wenn cS wirflid) wollte nnb wir feine Gelegenheit gum Gcgenftoß fänben, aus bem Spiel Gruft machen fönnte, braud)t nicht begweifclt gu werben. Tenn Wußlanb ift — fo fdjmerglich eS fein mag, bas angnertennen — in biefem Vclattg bet ftärtcre. Wußlanb h fl t ein $ntcrcffc baran, fid) beit bcutfdjcii Slapital- martt offen gu halten; nun ja. Aber im übrigen: wir eg-portieren nad) Wußlaub Jabrifate, alfo im Grunbe BujuSgegenftänbc, auf bereu Vegug fid) vcrgidjten ließe unb auf bie baS 3 avcnrc id) im IJntereffe feiner nidjt oßnc VcfdjivcrniS unb Geivaltfamteit ciitftchcnben ijnbuftrie vermutlid) aud) gang gerne vergidjtcte. Wußlanb aber ver* forgt unS mit BcbcitSnotwenbigfeitcn, fogar ben allerbringlid)fieit: mit Vrot. Ann I)dbcn bie ßerren vom Vuitb ber Banbwirtc fretlid) bie Bohre von ber Autarlie TcutfdjlanbS aufge- bradjt. Außer Korinthen — fo ungefähr brüefte bie BebcnSwciSl)cit beS ^anufdjauerS baS ein* mal aus — fei Teutfdjlaub imftanbc, alles gu feiner Wahrung unb Wotburft Grforbcrlidje felbft gu ergeugen. Angenommen: bem wär wirilid) io (in Bahrßcit ift eS leiber nidjt ber Jall, ver mag bie beutfdje Banbwirtfdjaft baS gur Gr- näßrung unferer ivachfenbcn Vevöltcrimg not- ivenbige Vrottorn nid)t, wenigftenS nodt nidjt gu befdjaffen), aber angenommen: .^crr von ölbenburg unb £>err Tietrid) $aßn unb bie Gelehrten ber „Teutjdjcu Tagesgeitung" hätten redjt, fo wäre baS, wie bie Tinge gurgeit liegen, boefj nur eine öalbmahrheit, Vielleicht nod) ctivas SdjlimmereS: eine Verfdjleieruitg bes wirilidien TatbcftanbeS. Tenn aud) waS wir innerhalb ber BanbeSgrcngen probugieren, probugicrcn wir nidit mit beutfdjen fänben. Gilt Jebcrflridj bcs weißen $arcn, ein paar Gebote aus ben Slang» leien ber an ben verhaßten Bejten grengenben Gouvernements unb bie Banbtvirtjdjafc ber großen GutSljöfe Wäre gerftört, bie Grntc müßte, Obrfo Von Oscar S3rehm. Täbris, Gnbe Ottobcr 1913. Jn orientalifthen Stabten fiep gurecptgufinoen, i|t •ne leicht. 3n Täbris, biefem liabqrinti) aus lieljm unb Staub, ift cs faft unmöglich, benn ein plan in ber Anlage ift nie gu ertennen, unb in ben glcid>* förmigen 3wii<h<mräumen gwijehen hohen Bepm* mauern, bie fid) Straßen nennen, finbet bas Auge leine SKertpuntie. Ter Äamaß bes Äonjulates ober irgenb ein anberer Sfliprer, ber im Orient häufig nur beioratioe Vebeutung hat, wirb in Täbris ein un< entbehrlicher Begleiter; außerbem baljnt er ben Beg burd) bas (Sebränge oon uRenfchen, pierben, ©fein unb Kamelen mit einer jouoeränen IRücijicfjtsloftgicit, bie ipm bas Sewußtiein gibt, einen (Europäer hinter fid) ju haben. 3’n Orient tommt man erft gut (Er* ienntnis unb Scbätjung feiner Perfönlichleil; jeher Kommis fühlt fid) als Kulturfaftor, als Snbiotbuali* tat. 2Ran befinbet fiep einer fremben ÜJienfdjenmafie gegenüber, beren geiiriges unb feeti|djes Befen uns unzugänglich ift, unb bte ben meiften (Europäern ba* per treferftehenb erjeheint, gumal ba fie fid) bie äußeren formen un|erer 3ioilifation nidjt aneignet. Könn* ten toir in bie Tenlweije unb Beltanichauung bes Orientalen tiefer etnbringen, fo würbe es uns wahr* fcheinlich mit ben SRenjchen ähnlich gehen wie mit ihren Käufern. Son biejen fiept man nur graue, hohe Außenwänbe, bie öbe Straßen unb (Baßen bil* ben. Tie Türen finb nichtig unb fdjmal, wie per* itedt; nur feiten unterbricht bas ben bemotratifchen (Seift bes Orients iptegclnbe (Einerlei bes Straßen* btlbes eine reicher oergierte pfortc. Turdjjchreitet man ben (Eingang, bann entgieljt noch eine Heine Vorhalle urtb ein Sang ben unmittelbaren (Einbltd hinter bie Umfafiungsmauern. Dem Per|er ift jein peim feine SBelt, bie er ängftlid) vor frember Weu* gierbe behütet unb mit aller Siebe unb Sorgfalt aus* itattet pinter ben grauen Bchmwänben oon Täbris bergen jid) paläftc, bte in ihrer reidjen unb gragiöjcn Schönheit, mit ihren Baßcrbafjins unb Spring» brunnen, ihren Särten unb Scranben bas poetiidje Sifb verrvirtlichen, bas fid) ber (Europäer vom Orient madjt. VradJtDollc Teppiche beden ben Jußbobcn, funitvofle Stidereien bienen als Türoorpange, bie Bänbc unb bie Tecfe ßub bemalt urtb in Sifdjen, bte gragiöfe Stalattiten abfchließen, fiepen tofttare Sojen. (Eine alte Kultur unb eine überrafchcnbe Kunft gu leben fpridjt aus folger Bohnjtätte. Ter Tee wirb in fifbergejaßten ffiläfern aus Schiras gereicht, unb ber Kalian, bie JBaßerpfeife, bte ber Diener guerjt Hem Saft anbietet, ift ein Kunitwert. 3 m Speije« jaal, beßen einziger Scpmucf Teppiche aus (Ehoraßan, Samöban, Jerachan unb von all ben 3*ntren alter TeppicbtniipTtunit bilben, ift bas Alittagsmahl Pc« reitet. Bohl groei Tußenb ncrfcpicbene Speijen beden ben Soben: Porfpcijcn, eine innerliche Suppe aus Söhnen unb anberem Semüje, pilaw, Scmüic» fotelettes, fjupn mit Weis, Hammelbraten, Salate, Jtofenblätter mit Sahne u1b>. Das cingtge Sctränt ift Jogurt, gegorene 9Rildj. Die anweienben Perfer eßen mit Den Hänben. Jeher nimmt ttad) Selieben, opne bie Sorfdjrift eines URcnüs eingupaltcn. Saut* los tommen unb gehen bie Diener ober ße ftefjen mit ncrfdiräntten Arnien an ber Tür. Täbris, ber bebeutcnbftc E>anbelsplaß perfiens, birgt großen Weicfjtum unb galjlt Diele ’vermögenbe Seute unter feinen (Einwohnern, perjer wie Arme* nier. Son ben 'Rüd'jchiägen. bie fein Hanbcl not wenigen Jahren, erft burd) bie ÜReoolution, bann burd) ben 3uiammenitoß mit ben Außen erlitt, pat es |id) Taft völlig erholt. Tie Sroßfaujmannidjaft gewöljnt fid) immer meljr an bte SRcthoben bes mobernen Selboertchrs, unb bte englifdje fogenannte „Kaiferltche“ Sani, wie bie rufßid)c Disfontobanf befjncn ihre Sejdjäfte ununterbrochen aus. Gs ift ein für europäifdje Augen ungewohntes Silb, bie Sin» geborenen auf bem Soben hodenb gu fepen, wie fie bas Silbergelb — faft nur ioldjes lurjiert — in Haufen fefjütten unb in große Säde gäijlen. Jm Sajar gibt es perfifdje Santiers, beren Heine Bäben nidjt ertennen laßen, baß ihre Kaßetten hunbert* taujenbe von Timans (etwa 1 Dollar) bergen. Jür Iben Orient ift überhaupt djarattcrijtifch, baß auf bie äußere Aufmachung wenig Bert gelegt wirö. Wad) bem Ausjehen bes Sertaufsitanbes läßt fid> nidjt be* urteilen, ob er einem Sroßtaufmann ober einem Krä» ntet gehört. So weitläufig ber Sajar mit feinem Babprinth von Saßen unb Kararoanfereien ift, er fdjeint gu eng für bie Taujenbe von Hänblcrn, bie fj’ßt tpre Baren feilbicten. Bertjtatt unb Saben ßnb eins. Hier jepmiebet ein Solbarbciter wcrtoollen Sdjmucf, baneben poefen 6 bis 8 Sdjujter in einem Waum oon fünf Quabratmetern, bort ift eine Sartücpe unb gegenüber breitet ein Teppicpljänbler feine Sdjäße aus, um bie Kauflujt gu reifen. Alles liegt offen gutage unb Hanbroerter unb Kod) verrichten ihre Ar» beit oor aller Auaen. Bte in einem Ameifenpaufen wimmeln SRenicpcn. Hunbe, Karawanen, Bagen burcheinanber, unb bisweilen bricht fid) eines ber wenigen vorpanbenen Automobile rücfjidjtslos Sapn burd) bas ffiewtrre. Der Saiar ift eingebedt. fo baß in oen Straßen etn Halbbuntel perricht. Bäbrettö ber oeritpiebenen Kämpfe ber leßten Japre litt aud) ber Safar burd) Sefdjteßung, bereit Birhing bant ber gum Teil oberflächlichen Bteberfjerftellungs» arbeiten nod) w jepen ift. Tic Scprcdenstaac, bie Täbris burdjlebt pat, hoben bis heute ipre ©puren hinterlaßen. 3«hlrei^e Häuier unb Bauern ßnb wie geliebt oon Scwepr» gejefjoßen. unb von ben Serwiijtungen ber Artillerie wie von ber Wacpc ber Wcoolutionäre an tpren Seg* nern jpreepen Häufcrruinen. Wirgenbs war aber bte Verwüstung fo grünblid), wie in bem Stabticploß bes Dertriebenen Sqaps, bas er als Gouverneur von AjcrbeiDiban bewohnt patte, unb in feinem Sommer» jitj uor ber Stabt, ber einer Büjtc gleicht. An ben Kampf uDijchcii Außen unb Konititutionalijtcn er» innern bie Sdjießlödmr ber Granaten in bet Surg, beren Bänben f»e aber nichts anpaben tonnten, unb bie heute nod) jtepen würbe, wenn nidjt eine ge fällige (Ejplojton großer Pulcctnorrätc ben gcivaiti» gen Sau vergangener Jaljrbunberte größtenteils gum (Einjturg gebracht hätte. (Eine rujjiicpe Kompanie flog bei biejem Vorfall mit in bie Suft; vorher waren gegen 100 Bann burdj ben Ueherfcill ber gibais gc* fallen. Tiefe Verlufte waren fdjmergltd); aber fie gaben ben Vorwanb, bte Scicßungstruppen in Wicrbcioihan erheblich gu veritärten, unb heute haben fidj bie ruf» fijdjen Truppen in Täbris häuslich eingerichtet. Vor ber Stabt liegt bas weiße 3eltlagcr, unb in ber Stabt finb rujiüche Offijterc unb Solbatcn eine ge» wohnte (Erfdjeinung. Borgens unb abenbs Hingen Beden unb 3apfenftrcid) über bie Stabt, unb ber Gejdjüßbonncr manönricrenber Truppen hallt von ben Tälroänben. Jn ber Stabt fiept man galjlreidje ruijifdje Auifcpriften auf Säben unb Gaitljäujern, bie mcift Armeniern gehören. Unter ihnen hauptiädjlid) iit ber Anhang ber Außen gu finben; benn ber Ar» menier ift nur Getdjäftsmann unb gept mit bem, beßen 3freunbicfjaft ipm am nüßltdjiten idjeint. Unter ben Armenierti finb Diele, bie bie rußifdjc Sprache oeritepen unb fpredjen. Unter ben Verfem finb ehr* lidje Außenfrcunbc nidjt Diele gu finben, unb bie Sc» müpungen ber Außen, bie Baplcn gum Bebjdj'.is in ben brei, bem rufftfd)cn Ginfluß näcbiten Aorbprooin* gen gu hintertreiben, haben bte liberale Kaufmann* jd>aft von Täbris beunruhigt. Ter gang bem ruf* ßfeben Ginfluß verfallene Gencralgouocrncur wäre wopl ben Ginflüfterungen gefolgt, wenn nidjt oon engliidjer Seite ein Drttd auf ihn ausgeübt rooroen wäre. So werben wenipitens bie BahlPcftimmungen öffentlich betannt gemodit. An ber wtrflidjen Sage ber Sroving tönnen aber webet bie Bahlen nod) bas neue Varlament etwas änbern. fiunjl und tVißenJäjaft. ♦ Gine Jahrhundertfeier bet Jenaer Unioeriität fanb, wie uns gefeprteben wirb, im großen Solls» hausfaale gu Jena ftatt. Sie begann mit bem Halleluja von Hänbcl, bem ber „Aufruf“ oon Theobor Körner unb brei Bännercpörc aus ber 3<*it ber Sefreiungstriegc folgten. Tiefe Gböre, „Das Gebet vor ber Sdilacpt“, „Des Deutfcpen Satcrlanb“ unb „Eütgows wilbe Jagb“ machten tiefen Ginbrud unb leiteten bie Stimmung ein. aus bet bte Aebe bes Vrofeßors bet Gefchicptc, Dr. Aleranber Gar» teHieri über „Beimat unb Jena in bet 3«it ber beutfepen Aot unb Grbcbung“ entfloß. Dcrjgcmein* famc Gefang bet Aationalptjmnc jcploß bie Seiet. * „S r au Bajas Wad)«." Hebet bie bcutfrfjc Ur» auffübrung von Sven Sanges Komöbic „Jrau Bafas Aarfje“ im Altonaer Stabttlieater wirb uns gejdjrieben: grau Bafa bat wopl ein Jnftinltwejen toetben jollen mit t»et gefahrvollen Iriebitätle einet Sulu. Unter bcs bänifepen Autors Hänben uetbarb fie gu einer anrüchigen grauenspetjon. Demzufolge gewinnt ipre Banblung — ße gebt gum Dbfeft ihrer Aadje über — einen peinlichen Seigejdjmad oon Verrat unb rangigfter Sentimentalität. Tic blonbc Jungcnbaftigfeit ihres geinbes unb jpäteren Geliebten nerfanbet in ober Vertrobbelung. Grob tbeatralifd) ober jerfabren ift aud) bie Gljarattcrifie* tung ber Wcbcnperjonen. Wichts ertlärt ben Import jo übler Bache, wäre nidjt effeltoolle 3uipißung pifanter ©jenen ihrer Vublitumswirlung fidjer. Snen Banges Bcjen bat jid) nicht iijinpatpijd) profilier*. Bat er nicht einmal nach Deutjctjlanb gefontmeit mit ber leifen Gebärbc oerionnener Scejie? — Uebtigens tonnte bte Wepie bes Herrn Jelento nicht einmal bie faoenfepeintge Woblejje bcs Tones wahren. E. E * Gine neue Operette. Aus Hcibclberg wirb uns gejdjrieben: Aragos oielgefpicltcs Euftfpiel „Die Bent 0 t r c tt bcs Teufel5“, finb von bem Btesbabener Wcgißeur S e r t r a m frei gu einem Eibrctto umgearbeitet, gu bem ber junge Bann* heimer Komponift Homann=Bebau bte Bujit ge* jeprieben pat. Die neue Operette unterfdjeibet jitp höcpjt vorteilhaft von ben übrigen Grgcttgntßcn bet Icßtcii ßeit; cs ift ein Vcrfucp, bem mehr als min» berroertigen Gefdjmad ber Gtlbcrtcpocpe gu troßen. Tas Sud) iit für „Sdjlagcr“ gänglicp ungeeignet unb geht eigene, etwas fpiifbajte, romantifepe Bege, wobei aber gerabe ber Komponift ein breites geh ber Sctätiaung gewinnt, ber feinerfeits, ohne prätentiös opernpaft gu werben, fidj auf Gparal* teriftif ber Belobien unb auf bie Jnjtrumcntation oerlegt unb eine neue Art Singfpiel anjtrcbt. Tas Bert hatte einen von Alt gu Alt wadßenbcn, vollct» Grfolg. A. C. * Gin Dentmal für Andre Tfjeuriet. Aus Varis wirb beririjtet: 3n Sourg»la»Weinc würbe biejer Tage auf bem Sabnboisplaß in Anwefenheit bcs Sräfi* beuten Voincate ein Tenlmal enthüllt, das bejtimmt iit, in ber Wadjwelt bte Grinneruttg an ben betannten Stfjrtftiteller unb Dichter Anbre Tpeuriet lebenbtg xti erhalten. Aur hohem Södel jieht man bte Geftalt bes Voeten läiftg in einem Seßel gurüdgelcljnt, mit iibcrgcjdjlageneii Seinen unb bas Haupt wie finnenb jur ©eite geneigt. Das Bert iit eine Arbeit bes betannten Silbbattcrs Gbarles Serron. * Kapitän Scotts Vermächtnis im Siid)hanbeL Aus Bonbon wirb berichtet Dem 1 iterarifepen Ver» mäeptnis Scotts, bas am Donnerstag in Bonbon in Sudiiorni er tpien, iit es befepieben geweien, bereits am Tage ber Vcrößcntlidning in ber Klajfe ber» artiger Berte ben Welorb eines Sudjerfolges aufguitellen. Die beiben großen Sänbe, bte unter bem Ittel „Scotts legte Gjcpebition“ rund 1000 Seiten umfaßen unb ntdjt weniger als 42 Schilling foiten, waren in einer Auflage von mehreren laufend Greniplareit gebrueft: unb |d)on am Abenb bes erften Tages waren alle Gjemplare vergriffen. Die Verleger ertlärten einem Bitarbeiter ber „Dailt, Bail“, baß es einftiveilen nur möglich jein werbe, täglid) ungefähr 300 Gjcinplare ausjuliefctn. ba die Sud)btnberei nicht mehr teilten fönnc Die Seftellcr müßten alfo für bie ndchftc Seit Wadificht üben. Das Bert erfdjicu am gleichen Tage auch in Amertfa. eine beutfebe Ueberfcttung roirb tn ben nädßten Tagen erfepetnen unb Uebertragunoen ins gran« göjtjche, Soanijdic, Hollänbijrfjc unb Sthtvebijcpe finb bereits in Arbeit.
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