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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.11.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131101019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913110101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913110101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-01
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Monat
1913-11
-
Jahr
1913
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Sonnabend, 1. nonetnber 1913, £eip}i0et STageblott Seite 2. ne. 555. ßlotoen-Hnogabe« jeben ^aU bleibt bas Serbien!! Gaffelmanns unb ber Ciberalcn befteßen, bajj fic ben Minifrerpräfrbcnten , jti einer ißren 3Bünf<fjen entfprecßenben Grtlärung veranlaßt ßaben. n i cf) t int „Sirtfdjaften", ift n i cf) t nur auf ba« materielle Xajeiu eingeftcllt, unb — mir finb fo altmobifd), bas für ein große« Elüct gu halten. Dr. B. W. 8. $m ©cßiifmeiftMhaitfe ju ?)bb« ging ba« Heben feinen ruhigen tGang, a’« wäre nießt« ge- fdicßen. Anna ijatic r id) in ißre pflichten Doll* jtänbig eingelebt unb fid) in allen ißren An Ord nungen eine Biclfießefcßeit erworben, bie fclbft Vit /ibn>i<flung der Öalfanwirren. Tic Pforte flogen ©fafonoiu. Konftantinopcl, 31. Ottober. Tic in bem Blatte „Rußtojc Slowo" veröffentlichten Grtlärunflen bes ruffi|djen Minifters bes Reudern S f a f o n o in roer= ben in ber ßiefiflen halbamtlichen Breffe u ngün« ft i g befprodjen. Die offijiöjen Blätter erflären ein« fttmmig, bie Pforte crtcnnemeljr als jeber anbere biefRotwenbiglcitnon Reformen in Anatolien an. werbe aber jeben Berfucß einer fremben Gin» mifdjung gurücfroeifen. (Gewalttaten jerbifdjer Jöeßörbcn flCflcn bie (Griechen. Saloniti, 31. Ottober. (K. K. Sßiener lei.« Kotr.«Bur.) Sie ferbifeßen Behörden in ffietnßhcli bemächtigten fiel) geroaltfam ber bortigen grieeßiießen Schulen unb wanbeiten fie in ferbifeße Schulen um. Sie nerhinbern Berfammlungen non Griechen unb »erbieten ben Bertrieb griechischer Beitungen. Die fltiecßifcße Gemeinde hat fieß an ben K ö n i g von Serbien gewanbt. Rußland Vermittler jwifdjen Serbien und Bulgarien l Sofia, 31. Ottober. Bon juftänbiger Stelle ver* lautet, baß bie rufftjeße Regierung in Sofia unb Beigrab Schritte unternommen habe, um bie SBiederaufnatjme bet diplomatischen Begießungen gwifeßen Serbien unb B u l g a r i e n anaubaßnen. Serbien habe fich Sofort bereit ertlärt. Die Antwort Bulgariens werbe fich wahrfdjeinlich oerjögern, weil beabfießtigt fei, bie SBieberaufnaljme ber biplomatichen Begießungen non ^Bürgschaften für bie gute Beßanbiung her bul garifchen Bevölterung in Magebpnien abßängi k ju machen. SHnber, wa« ßabt ihr benn? ftfjr fifrt ja ba, als ob ihr jeben Rugenblid not bas £wcßgerid)t geführt werben Würbet. 23a« habt ihr benn?" Ta fprang Anna auf, warf fich ungeftünt an bie Bruft ber ftorftmeiftcrin, unb brach in ein heftiges (Schluchten aus. $riß (Schieber aber erhob fich, nnb müßfam ftieß er bie Sorte heraus: „^dj bin heute gum leßtenmal ba, ftrau gorftmeiffer. Anna unb ich haben eben Abfdjicb voneinander genommen." „Alfo barum?" fagte bie gforfrmeiftcrin, unb givang fid) gu einem Hädjcln. „Trenniing«weß alfo?" llnb babei machte fie fich fanft aus ben Armen ihrer Rid)tc frei, unb fdjob fie fo weit weg, baß fie ihr in bie Ulugcn fefjen tonnte. Unb ber volle, wohl von Tränen umflorte Blicf bcS Mäbcßcn fagie ißr, was fie wiffen wollte: ein ©turnt war an biefen beiben jungen (Picnfcßenblüten Vorübergebrauft, ohne ihnen ihre reine ©cßönficit gu nehmen. Ulm nädjftcn Morgen ftaub Anna fdjon um fünf Ußr an bem Jcnftcr bcS langen (Ganges, baS gegen bie Stabt ßinuntcrfal). Tid)t ßing ber Rebel ßeruieber, fo baß nicht einmal bie Mauern bcS .£>ofc« jn feßen waren, ber an bie Straße grcnjtc. Ta ertönte baS Reifclieb bcS (Boftßorn«, gebämpft erft, bann immer lauter unb beiitlidjcr. Cinen Augenblid war cS ißr, als müßte fie jur Straße ßinuntereilen, aber fie bejroang fid). llnb nun horte fie bas (Getrappel ber ^ferbe unb bas Rollen ber Räber. ^miuer näher tarn cS, immer näher, unb auf einmal crllaug mit heller Stimme bas Hieb: „es fleht ein Saum im Dbenwalb" unb flang fern unb ferner ver- fdjwimmenb aus: „bei meinem ©djafc geweft." Seim Rbfdßieb«maßl bes/ biaunidjwei« gifeßen Hanbtage« für ben ^erjofrregenten am TonnerStag war bet. s pr.effe in einem Hei nen Rebengimmer $laß 0‘.gewiefen wor ben. Turcß einen Heinen TütiPalt follte fie (Gelegenheit h a &en, ben Vorgängen im ©aale au folgen, ©ie v c r 5 i eß t e t e ahe r auf bie IRolle, bie man ißr jugebadjt Ijcxtte, unb nahm infotgebeffen auch hon ben bei Xiidj gehaltenen Dieben Hießt Gtotij. anfdjliefjt, fie oueß in gleicher UBeifc wie biefer aus. aulcgen ift. Dlacß Sepbcl, bem fid) auch Wot? in ber neueften Sluflage bes Staatsrecßts oon Gepbel anfcßließt, ift bie 91 c eßt s w t r ff a m!ei t ber Ginfeßung ber Utcßentflßaft oon ber 3uftimmunß bes fianbtaßs abßänßiß. Tiefe Ulnjcßauung halten wir für ganj jweifellos. Dann muß basfelbe aber auch oon ber JSeenbigung ber 9teßentfcßaft gelten. Gs wirb deshalb auch l> ei Gntiwurf oon uns baljln oerftanben: Die (Ertlärung ber Beendigung ber 9legentfcßait ift babureß bedingt, daß der ßandtag anerfennt, daß bie Borausfegungen oorliegen> unter benen ber (Regent bie 'Re’gentfcßaft für beendigt er* Hären tonnte. 3eß bitte bie Ägl. Staatsregierung um Üleußerung darüber, baß die im (Ent» wurf oorgeicßlaigene Borfcßrrft in ber gleichen Weife ausjulegen ift, wie bie bes § 11. Wir haben ge» glaubt, über bie angebeuteien DRängel, bie ber Jaffung bes (Entwurfs anhaften, ßinwegießen ju tonnen, ba ber tatsächliche Unterfdjieb gegenüber einet «Jaffung, bie wir vorge&ogen hätten, nießt fo erheblich ift, wie er nach formalen Unterfcßieb junäcßft erfdjeinen fönnte. Xatfächlicß wirb ja auch ber Regent, eße et fid) entjcßließt, bie Regcntfchaft für beendigt ßu er» flären, fid> bureß Bermittelung bes (Dlinifteriums ber -Buftimmung bes ßanbtags oerfießern müßen, ba er |icß unmöglich einer nachträglichen Ablehnung ausfeßen tann. 3Iuf ber anderen Seite aber wtrb aueß bet Üanibtag, wenn ißm jwingenbe Gründe für bie Beendigung ber Regentfcßaft oorgelegt wer« ben, bie Buitimmung nußt oerweigern. Weine freunde feßen alfo die gorberungen, die wir be* ftüglid) bes Witwirtungsrecßtes bes fianbtags ge* ftellt haben, als in der ^auptfaeße tatjädjlicß er« füllt an unb »erdichten deshalb aud) auf Ulbänbe- rungsanträße. Dabei tann icß aber nicht umhin, namens meiner greurtbe unferer Berwunbe» rung darüber Rusbruct ju geben, baß bie Be« grünbung ber Borlage bas Witwirtungs* reeßt bes fianbtags bureß bie jpervot« ßebung bes Go11e»gnabentums in fo auffallenber Weife in benScßatten ft eil 1 Man hätte bas bei aller Rüctfidjtnaljme auf bie legitimiftifdjen Äreife benn boeß 0et- rn eiben fallen. Mo narcßif^eGefinnung, bas mögen fieß biefe Greife unb aueß bie Regierung gefagt fein laffen, ift nießt gleichbedeutend mit bet Rnertennungbes Gottesgnabentums. 3rür biefes letjtere wirb man in breiten Äreifen bes Boltes, bte treu ju ißrem £>errfcßerßaufe freßen, wenig Berftänbniü finden. U m f 0 w e n i g er, als boeß nießt }u beftreiten ift, baß aus einer po pulären Bewegung heraus ber Rn« gefeügeberifcßen bie Befeitigung bet frrießen, ftiegen bic Märcßenbilber einer wunber- famen Buhinft auf unb verfeßwanben Wehmütig inö rinnenbe Vlbenbgolb, wenn Ulnna fieß mit einem ©enfser crßob unb fagte, baß fic nun wicber ßeiinfeßren müffc. ©0 verging ber ©ornuter, unb ber £erbft feßritt bic Ufer be$ ©tromed entlang. (5rft färbte er ba$ Obft auf ben Bäumen ber (Gärten, unb bann jünbete er bic Stießen in ben Berg- wälbcrn an, baß fic wie goldene g-lammcn* garben in bem bunflcn (Grün ber g-idjtcu fran- den. lieber ben ©trom ßin aber breitete er abenbö weiche graue Tücßer, und nahm fic erft weg, wenn die ©onnc bed näcßfrcn Tageö gar ju feßr fcßmcicßcltc. Ulber ein leifcr blauer ©cßlcicr blieb imnierbar an ben A?ößcn ßBngett unb rüefte fic in eine fcßnfiicßtigc fterne, bic ungeahnte Wunder verßiefj. Ulbcr in Rnita weetten fic ein banges (Ge fühl, unb wenn fic mut an iyrifrenS ©eite faß, von feinem Ulvnic umfcfjlungcn, bann war cö ißr, als fei all bied (Glühen und Vciußten, bas baä ganje Vanb vor ißr bi$ in ben lebten Winfcl mit ftraßlcnbcn Jvarbcn erfüllte, ein ciiiügcd ivilbfüfic-? Vlbfa'icbneßnicn, bae- in einem lebten (Glücf ben ftnßalt eiltet ganzen Vcbeu‘5 jufammenfaffen will, um bann in grauen Tob 31t vergeßen. llnb ba warf fic am lebten Tage, ben fic mit Arifr verbrachte, plötilicß leibcnjcßnftlicl) bie Vlrtne um feinen Raden unb flüfrerte: „fjrih, mir ift fo bang!" (ir preßte fie an fieß, unb fic feßmiegte fid) an ihn, immer inniger, immer ßingciienber. JJippc faugte fidi an Vippc feft, bic .vtcrAcn hämmerten wild gegeneinander, unb e? erfaßte fic ein Taumel, ber ißtten ba-S Blut raufeßenb bnrd) bic Ulbcrit trieb. Vlber ba ertönte braußen auf bcni Wege vor ber Haube bic rufende ©timme ber Tante: „Ulnna Grfßjroclcn fußreit bi? beiden auö’inanber, und al>? nun bic (yorfrmeifterin in bie Haube trat, fand fic bic jungen Heute in folcßer Ber- legenßeit, baß fic feßerjenb fagte: „3a, aber bie tote Mutter in biefem Maße nießt befeffen ßatte, lunb bic auf bie Tienfrteute einen tiefen (iinbrud machte. 1 „Tie gerät ganj ißrem Bater naeß!" flüfrer- ten fie fieß ju. „Wer bie amal triegt, ber muß a bocflcberne £>ofen anjießn!" Unigemadß tarn fie fogar in ben R if einer untveiblichen Spälte unb ßoeßmütigtett, beim außer mit bem ©ßeim in Sßerfenbeug, 311 dem fie aueß jefct noeß allwöcßentlicß fieß ijtnüber- rubern fieß, verteßrte fie mit feinem Menfcßen,p fefbft nießt mit ißren ftugenbfreunbumen, bic fieß jeßt, ba fie Ulnna in trauriger Beremfainung wäßnten, an fie ßeraiijnmacßen *fucßicn. ©ie ßatte eine ganj eigene Ulrt, folcße Rnni ßerungä- Verfließe fo abjuweljren, baß feines ber jungen Mäbeßen bcleibigt fein fonntc, unb ba; fic erft fpätcr gewaßr würben, fic hätten :ine ÜQ?» weifung erfahren. Ulnna Ijatlc Bedürfnis nach Ginf nfeit. bem großen Betriebe beö väterlichen Kaufes gab cS fo Viel ju tun, baß ißt an manchen Tagen nießt eine Biertelftunbc für fieß überblieb unb fie abenbs tobmübc inö Bett fiel unb jofort cin- fcßlicf. Ulbcr bann fam bod) wicber einmal ein leich terer Tag, unb bann ging fie mit ißrem treuen Begleiter ^elbmann, einem braunen Borjtcß- ßunb, ben ißt ber ünfel 5 or frmcifrcr gefdjenft ßatte, ßinauö in bic ßerbftbunten Ulnen, bie fid) am ©trome ßinjogen, unb aus ihren fäufelnben ftronen ganje Haften von bicßtverfpoinieneni wil- ben Äjopfcn unb Walbreben niebcrfließen ließen, AWifeßen benen bic roten gfrudjttrauben ber Ber- berißen unb ber (Sberefdjen wie Rubiitfdjmuef auf gelber unb grauer ©cibe herborblißten. ©0 ftill war cS hier immer; nur bie Ipcrbftluft ging mit leifem Rafcßcln über baö bürre «aub, unb ber ©trom fang bureß ben Rebelfcßleier, ber ißn verhüllte, fein eintöniges Wanbcrltcb baßin. (Sortierung in ber Abendausgabe.) bie bayerifeßen liberalen und die Regentßßafrooorlage. llnfcrem geftrigen Bericht über bie Behandlungen der baperifßen Ulbgeorbneteiitanuner über bie Re« gentfcßaftsvorlagc tragen wir noeß ben Wortlaut ber (Ertlärung bes ,3ä'h icrs 1,61 Hiberalen, 3Ibg. ttaffelmann»Bapreutß, naß, bie in mehrfacher Bejießung von grunbjätjlid^er Bedeutung ift, leiber aber vom Wolfjjßen Bureau — etwa mit Rütfjicßt auf bpiiafrifiße Gmpjinblicßtcitcn? — nießt mit ver» breitet worben ift. Ulbg. Gaffclmann erflärte: „3tß habe namens meiner politifcßen Sreunbe ju ertlären, baß wir ber Borlage jujtim« in e n werben. Wir haben uns baju eutfcßloffen, obfeßon wir au bem Minifterium, bas bie Borlage eingebraeßt hat, ebenjo juier Meßrßeitspartei biejes Kaufes, bie freß jeßt au ber Ruffaffung ber Borlage belehrt hat, im 1 d) ä r f ft e 11 p 01 i 11 f d) e n Kampfe freßen. Gs ift heute nid)t ber geeignete Moment, um biefe Gegcnjätje weiter ju verfolgen. Da^u wirb fieß an anderen Stellen Gelegenheit bieten. Wenn wir darauf vernichten, bei unterem Gnt« feßluß parteipolitijcben Grwägungen Raum au geben, jo gejdjieljt es, weil wir bei einer «Jrage oon fo tief ein|d)neibeirber Bedeutung uns lebig» ließ von bem 3nterCTfe bes Hanbes leiten laffen bürfen. Diejes ^nterejje aber fordert eine Befeitigung bes jeifrgen unnatüriidjen Buitanbes, ber auf bie politijdje Gntwictlung naiß manchen Richtungen ßemmeitb wirk. '4n biefer Uluffaffung tann uns aud) nießt bie Grwagung irre machen, baß bie Be endigung ber Regenrfcßajt in Anwendung ber Bor« fdjrijten ber Berfaffun^ mit einem finanaiellen Mehraufwand für bas Hanb oerbunben ifr. Um ber Borlage auauftimmen, haben wir n i cß t einen Wed)fei unferer Rnftßauungen über bie Anforderungen bes baperifeßen Berfaffungsrecßtes oorneßmen inüffen. Wir haben uns von Anfang an, fo feßon im Degem« ber vorigen auf ben Stanbpuntt gefteHt, baß erfrens eine Beenbigung ber Regent- fißaft nießt möglich ifr burd) e i n f e i t i g e n Alt bes Regenten, alfo nießt auf bem Wege ber Btollamation, fon'bern nur bureß eine Aen- berung ber Berfaffung, bie auf bem bureß bie Beriaffung vorgefcßriebenen Wege gu erfolgen hat. Wir ßaben zweitens, was ben 3n» ßalt ber neuen Berfaffungs'befrimmung anlangt, gefordert, bah für bie Beenbigung ber Regcntfeßaft bic Mitwirtung bes Landtages in bem« felben Maße gewahrt werbe, wie für beten Gin» feßung. Die Borlage ber Regierung erfüllt bie erfte biefer Sorberungen volttommen. Wir werben ein« gelaben, eine Berfafrungsänberung vorguneßmen, um eine Beenbigung ber Regentjcßaft auf oer- fafjungsmäfjigem Wege gu ermöglichen. Was unfere gweite ^orberung anlangt, fo ift im gweiten Säße bes vorgefeßlagenen neuen Rbfatjes bes § 21 bes Iit. II ber B. U. bestimmt, bag „bie Grüiibe, aus benen freß bie bauernbe Re« gierungsunfäßigteit ergibt, bem Hanbtag gut 3u< ftimmung angugeigen find.“ 3d) will nicht darauf eingehen, bafr bie ßfaffung biefer Borfdjrift f p r a eß- ließ nidjtgana einwandfrei ifr. Offenbar ßat ber Gntrourf bie ftafrung abfrcßtlicß ber Spracße ber Berfaffungsurtunbe naeßgebilbet unb barum er- feßeint uns feine Spracße etwas frembartig. Die Raffung ifr jebodj aud) fachlich nießt gweifelsfrei. Sie läfjt ben 3®eifeI offen, ob ber Hanbtag bereeßtigt rft, feine Buftimmung gu verweigern, unb fic gibt aud) feinen Runtßlufj übet bie redjtlidjen folgen, iveldje eine folcße Berweigerung ber 3“’ ftimmung ßat. Der Begründung dürfte allerdings, was ben guerfr betonten 3weifel anlangt, gu ent nehmen fein, bafr ber Hanbtag aueß befcßliefren tann, feine Bestimmung gu verweigern. Dagegen enthält über bie gweite 3u>eifelsfragc, nämlidj übet bie Jragc, wclcße rccßtlicßen folgen es ßat, wenn ber Hanbtag feine Buftimmung verweigert, aud) bie Begrünbung nidjts. Wir nehmen aber al» gang felbftoerfränblid) an, baß, ba bie neue Bot- feßrift freß an ben § 11 besfetben Berfaffungstitel» Polififche UeberHchl Vor dem ^in^ug des ^erjogopaareo in Vraunföweig. Tie ivelfifcßen Vereine der Sßro, Ving Hannover hatten ßefeßtoffen, gemein fam naeß Braunfeßweig gu fahren, un beim (Singuge be3 neuen TerjogSpaarc^ mit bei welfifdßen $aßnen Rufftellung gu neßmen uni ben jungen ^erjog offiziell ju begrüßen. VIu befonberen Wunfcß beO alten .^ergoge Von ßumberlanb tvirb jedotß bie ? l 5- gebung unterbleiben. Taö Tireiiorium bev Teutfcß-frannoVerfcßenJßattei ßat baier an alle beutfeß-ßannoverfeßen Waßlvereine fjr fßroving Hannover bie Weifung ergeßen Taffe», fieß ben Wünfcßen beö alten $erjüg§ ju füget unb Vtm Taö ©erüeßt ber Äciifer werbe fiel nach ©raunfeßweig begeben, um baö iimgc Ber lin feine neue ^efrbeng ein« an maßgebenden ©teilen als SBünfcßen beö alten $erjüg§ ju füget unb vrm jeber Jhrnbgebung abgufeßen. Taö (Gerücßt, ber Äaifer werbe fiel nach ©raunfeßweig begehen, um baö iimgc $er- gügSpaar felbft in feine neue Refrbcnj ein« gufußren, Wiro unö an maßgebenden ©teilen als Völlig unzutreffend bejeirmet ©ine Teilnahme be§ SVaiferS an ben <5in .ugöfeierlid)- feiten fei feßon beößalb auägcfcßlof en, weil fid) ba£ ftntereffe ber BeVöllerung au3 cbließlfcß auf bett .verjag unb bie ^erjogin fang ntrieren foll. Im Scbiffmeisterbause. 37] Roman von Kar! Bitnenftcin. Copyright IW13 Uy Grethlein X Co., u. m. b. 11., Leipzig „Ta feßau, $rifc," fpottetc Tottor ©eßieber, „was würben bte grauen ber Kimbern 311 bei- ner Mutter gefagt ßaben!" „Unb erft gu bir mit beinen Ulugcngläfern'." gab fie feßlagfertig gurücf. „Wenn nur bic alten braven (Germanen bloß nodj fo etwas erlebt hätten!" ©0 verftanb cS bic fleittc luftige grau jebeSmal, baö ißr unangenehme politifdje (Gc- fprädj in anbere Bahnen gu tonten, unb Batet unb ©ofjn füßtten bann immer mit Wohl behagen, wie ißr lcibcnfd)aftlid)eö (Sntflammt- fein gu einer wohligen Tafeinöwärmc ausglüßte, bte gleich traulichen ^erbflammcn alle' guten (Geifter be« beutfeßen .ftaufe« um ben gamtlien- tifcß verfammelte unb bie Banbc ber Hiebe, bic biefe brei Menfdjen Vcrbaubcit, nur noch immer fefter unb inniger um ißre $ergctt gufaminengog. llnb ba tarn oft ein träitmcrifdjc«, welt ferne« ©djimmern, wie von ©terncii, bie in felig-Harcn Rädjtcn nod) jenfeits bet Wunbcr- flur ber Mildjftraßc mit reinem, garten Hiclit aufuttern, in bie Augen ftrifj ©djicbers, mit» er faß neben fieß Anna fißcn unb füßltc fafr förperlidj, wie fie ißren stopf an feine Bru|t leflte unb ftill unb glüefließ fid) vom ©egen ber Hiebe feine« BatcrßaufcS umraufeben ließ, ivie ein verlecßgenbe« Bäumlein vom ©ommer- teflen. Unb fie bfburftä ja ber Hiebe fo feßr. ^ebc fiöocfH’, in mand)er fogar giucimal, madjte fic fieß frei unb fußt gum £ßcim gorftmeifter hin über, n>o fie aueß iebeömal ftrih traf, ber, um Mauracßer nießt aufmertfam gu madjen, auf ben verfeßiebenften Umwegen fid, in« ©djloß gu fteßlen wußte. Ta faßen bic beiben jungen Hcutdjen in ber Haube, Arm in Arm unb Wange an Wange, « unb vot ißnen, in ben fonnenburdjflirrten i’uf- fcn, feie twn %ag «u Tag ftifeßet über ben ©trom froß gu ber jefcigen R11 i 0 n gelommen unb hindern iffe erfolgt ifr. Wenn wir ber Borlage guftimmen, frnb wir uns ber großen Berantwortunä voll bewußt, bie wir damit auf uns neßmen. Möge bie Gntfcßei« buna bes Kaufes bem Baterlanbe gum Segen gereteßen!“ Die Berechtigung biefer Bedeuten geßt aueß aus einem Ruffaß bes bekannten Staaferecßtsleßrers Rnfcßüß in ber „Deutfcßen Surif^Biß“ ßervor. Dort ßeißt es: Ungwecfmäßig erfeßeint mir nur bie in bem Borfrßlage angeorbnete nachträgliche 3ufrimmung bes Hanbtages. Tiefe Rnorbnung gibt bem Regenten bte Macht, ben Hanbtag vor eine vollzogene, ißm aber nießt geneßme latfadje gu freOen unb bamit eine 3nx»ngslage gu fdjaffen, welcße mit einem politifeßen Konflirt gleicßbebeu« tenb ift. Tiefer Konflictsmöglicßteit wirb vor« gebeugt, wenn man ftatt ber nachträglichen bie vorgängige Buftimmung bes Hanbtags forbert. Temgemäß wäre ber leßte Saß bes Bot« fdjlages gu frreidjen unb in ben erfreu gwifrßen „Regent" unb bie „Regentfcßaft" eingufeßieben: „mit Buftimmung bes Hanbtages". Minifterpräfrbent Breißerr v. Bertling er füllte ben vom Rbg. Gaffelmann geäußerten Wunfcß, indem er, allerdings reidjlidj verflaufuliert, gugab, baß bem Hanbtage gut Beenbigung ber Re« gentfeßaft basfelbe Red)t gufreße, wie er in ber Berfaffung gu beten Ginleitung votgefeßen fei. Tie Hiberalen geigten freß von biefer Grläuterung be« friebigt, bie beiben Temolraten Quibbe unb Koßl vermochten es inbes nießt, als genügende Garantie für bie Mitwirtung bes Hanbtages aufgufaffen. Ruf geübt wirb. Unb ber ©tümper finb in ber Regel mehr al« bet SWnftler. Steinern Bernünftigcn fällt e« beößalb ein, ben Stönner verantwort lich gu maeßen für bie RidjtSfönner. (f« ift eine unfäglicß Ileinlicße, wir möcßten faft fagen un- faubere Sluffaffung be« Barteileben«, bie ba meint, jeber ißarteimann fei nießt« weiter al« ein von (Sitelteit Berfüßrter, fei ein niederer öeift, ber in perfönlicßer (Genugtuung feine Be friedigung, in der Traufgängerei feine Hand«- Inedjtchre fließe, die 5 C£J Uioncn nidyt« andere« al« Uäglidjc, auf armfeligfte $artcifelbfrfud)t ab« geftimmte (Souleurbruderfd)aften. Wer fo nied rig d c n f t, urteilt natürlid; aueß niedrig. 3 um (Glücf ßat jebe (Partei — wir neßmen feine au« — Männer, bie eßrlid) au« ißrem Rnfdjanung«- freife heran« ba« (Gute wollen, fittlidjc Gßarat- tere, bie all bie Wiberwärtigfeitcn unb Haften nur auf fieß neßmen, weil e« ißnen um ein Räßere« gu tun ift. Ta« war fo unb ift aueß beute fo. Aber angenommen, bie (Gegner be« .^artcilebcnö hätten bennveß reeßt, cö wäre wirf- lid) fo, baß ba« SHeinlidje unb £>äßlid)e alle« anbere überwudjere, Wie Wollen fie beweifen, baß mit ber Rblöfung ber Parteien burd) be« ruföfränbifdje Vertretungen mit einem ©erfrage alle jene liebel befeitigt unb burd) bie voll« ömmenfte ©acßlicßteit, ßöcßfte Tüdjtigfeit er- eßt würben? vll« wenn wir nießt jeden Tag äßen, wie felbft innerhalb beruföjtänbifd)er £r- ganifationötreife bie benfbar Ijeftigfren Kämpfe unter (Sinfap vieler perfönlicßer Kräfte auö- gefoeßten werben. Unb nun erft bie großen (Gc- genfäße gwifdjen Unternehmer- unb Rrbeiter- organifationen! ©teßen fie fieß nid)t genau fo gegenüber Wie feinblidje (Parteien! £>aben fie vor ben politifcßen (Parteien ben Vorgug einer ß ö ß e- ren (Stßif? $err ©teinmann-Budjer ßilft fid) ba feßr einfaeß: biefe SVämpfe müffen eben auf hören, unb fie werben aufßören, wenn ein mal bie beiben Teile ba« (Gemcinfame ißrer ^ntereffen erfannt ßaben! ^a, wenn! $n biefem „ilßenn" liegt genau baöfelbe $beal wie in bem anbern „AJenn", ba« für bie (partei- politif gilt: Sßenn einmal bie (Gegenjäße gwi« feßen ben (parteirid)tungen aufßören, bann gört aueß ber SVampf auf. Ta« ift ein 3nuftrci3*ßeriim« Tenfen, womit bureßau« nicht« angufangen ifr. SBa« ift benn einem Bolte würbiger? Gin mutige«, eßrlidje« Turdjfed)ten feiner politifd)cn Hebensfragen, ober reftlofc« Rufgeßen in ber äußeren Rüplidjteit, im Grwcrb, im Beruf? ÜVo bleibt ba ber vielgerüßmte beutfdje $beali§- muö? Uöir reben bod, fo viel von ißm. Ten gießen wir Wobt auf glafcßen, um bei feftlid)en $icfnicf« bie (pfropfen (nullen gu laffen. .’perr ©teinmann-Budjer lobt bie Heute, bie fid) grunbfäfelicß von (ßolitif unb »Partei fern halten ; fie finb iljm fdjlcdjtßin bie TüCßtigen. ,yaft fdjeint er e« mit bem Tidjter $oßann (ßetcr .$ebel gu ßaltcn, ber im ^aßre 1805 fdjrieb: „^feß bin in biefem Kriege fo neutral wie mein gaßme« ßeimlicßc« £au«mäu«lein, ba« aueß wie idj feine Leitung lieft." iö i r meinen aber heute nad) hundert Jjaßren, gcreidjtcn un« derartige gute Käuge noeß weniger gut Gßre al« bamal«. G« wirb immer ©taat«burger geben, bie ber (politif unb nod) weniger bem (ßartcileben (Gefdpnacf abgewinnen, fei e«, baß fie von ißrem ivirt|djaftlid)cn ober fünftlerifeßen Beruf gang in Bcfdjlag genommen werben, fei c«, baß fie ein meßt in« innere gelehrte« Heben füßren, ober vorgichen, fieß in irgendeiner befonberen Ulrt uüßhdj gu maeßen. Run gut, aber in einer Beit, wo ba« ©taatöbürgertum erft in vollem ©inne gur Entfaltung brängt, wo wir erfennen, wie fel)r bie Ergießung gunt ftaat«bürgerlid)cn Berftäirbni«, unb ba« beißt bod) woßl aud) gur Betätigung biefe« Berftänbniffe«, nottut, ba nimmt es fid) gar iviberfprud)«voll au«, wenn al« ßödjfte jtaatsbürgerlicße Söcisßcit bas »Partei- wefen, ba« boeß eine ber nädjftliegenbfrcn unb natürlidjften formen biefer Betätigung ifr, in (Grund unb Boben verdonnert Wirb. 3Bir bleiben babei: Tic BerufSorganifation ift für unfere Beit unb bie 3 llfun ft Von ber größten Tragweite; fie wirb fortfdjreiten unb in ba« (Gcfamtlcbcn be« Bolfc« in vieler Be gießung beftimmenb cingreifen; aber allein beftimmenb wirb fie nießt fein. Tas Heben be« Bolle« unb be« ©taatc« erfeßöpft fid) eben
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