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Nr. l3S. los. Istzrgrmtz. Leipziger Tageblatt. Dienstag, 16. Mat lSll Denn kleine Kinder lpielen gehn... Von Grete Filling. tRachdruck verboten ) Es gibt Erwachsene, die da meinen, der liebe Gott habe den Frühling eigens für sie geschaffen, damit sie Gelegenheit halten, nach den neuesten Hosenrock- jrühjahrsmoden und Dreimasterhutfaßons auszu schauen oder sich wieder einmal lyrisch zu betätigen und somit chrlill)<n Dichtern ins Handwerk zu pfuschen. Es gibt aber doch auch noch andere, sür die der liebe Gott den Frühling schuf, und das sind die kleinen und Kleinsten. Das wissen diese aber auch sehr wohl, und sie machen von ihrem kostenlosen Be nutzungsrecht egoistisch ausgiebigsten Gebrauch. Nicht von den pausbäckigen Landkindcrn will ich erzählen, die sich schon in aller Herrgottsfrühe in Wald und Flur tummeln dürfen, auch nicht von denen, die in ihrer Bäter grünenden Gärten den komfor tablen Luxus moderner Kinderspielzeuge und Sport- mittel zu genießen das Glück Haben, sondern von denen will ich reden, die den Frühling in den Straßen Ser Großstadt verleben müssen und die nur des Sonn tags einmal mit Vater und Mutter zum nahen Walde wandern, Schneeglöckchen und Primeln zu suchen. Von den lustigen frechen Leipziger Gassen buoen und den kleinen niedlichen Mädchen mit Hängezöpfchen und bunten Schleischen weis, ich zu plaudern, deren Lärmen und Lachen an grauen Häuserfronten widerhallt. In die dunkelste Gasse, eintönigste Straße vermag dock die Frühlingssonne ein wenig Freude hineinzu tragen, Hoffen und Wünschen zu spenden. Neugierig lugt sie durch die schmalen Fensterscheiben, kitzelt in der Frühe den Buben und Mädels die rosigen Ntangen und Stumpfnäschen, daß sie erwachen und schlaftrunken dem Lickte entgegenblinzeln. Hei, wie um so vieles flinker huscht cs sich aus oen Federn, wenn Petrus bei guter Laune ist und blauen Himmel beschert. Flugs in erfrischendem Wasser die jungen Glieder genetzt, in das Frühbrot mit spitzen, weißen Zähnchen hineingebisscn und dann hinunter in Hof oder Straße. Meist wird die letztere bevorzugt, oa sie mehr Abwechslung bietet, und so kommt es, daß es in -er Großstadt Nebenstraßen, in denen der Ver kehr weniger stark pulsiert, so ist, als atmeten die groszen dumpfen Mietshäuser zum Frühling nichts aus, als frohe, lustige, spielfreudig« Kinder. Da die eigens für die Kleinen errichteten Spielplätze bei weitem nicht ausreichen inmitten des städtischen Häuserkomplcxes, so machen sich Knaben und Mäd chen skrupellos die Straße zu ihrem angestammten Königreich, und indes der Vater seinem Tagewerk nachgeht und die Mutter auf des Hauses Herd für hungrige Mäuler das Mittagsmahl zubereitet oder andere Wirtschaftsarbeit verrichtet, tummeln sich die Kinder da draußen, atmen Frühlingsluft und ergötzen sich aus ihre Weise. Das ist ein Jubeln und Jauchzen, Lärmen und Lachen ringsumher. Das nimmt die Sinne der eiligen oder zögernden Passanten gefangen, daß sie leise vor sich hinlächelnd, die Jugend gern gewähren lassend, ihrer einstigen Kindhertstage gedenken. Jst's auch bei oem einen länger her als bei dem anderen, so ist doch die Erinnerung an Jugendlust und Jugendsprel, gleich einem wundersamen Märchen, daß sie sich durch des Lebens Leid und grauen Alltag hindurch gerettet haben als ein Kleinod aus ihrer Kindheit Wunderland. „Plimplim" klimpern heiser die kleinen gelben Zahling« aufs steinige Pflaster, deren sich die Knaben -mm ausdauernden Spiele bedienen. Das rollende Diabolo schwirrt — wieder zu neuem Ansehen nach langem Winterschlaf gekommen — farbenfreudig in die blaue Frühlingsluft. Schnarrende Kreisel, un vergessenen Ecken bcrvorgehort, feiern Auferstehung aus steinigem Pflaster, unter der Peitsche Schlägen possierliche Sprünge vollführend. Zierlich gedrehte Springseile streifen schleifend den Boden, um hurtig hindurchspringendcn flinken Kinderfüßchen zu ent eilen, während des „Himmelhupfens" geheimnisvoll« Hieroglyphen mit gravitätischen Hopsern durchquert werden. Und des tollen Treibens nimmt's kein Ende. Manches Fenster, hinter dem über den Schreibtisch gebeugt ein Weiser des Lebens Nätsel zu listen sucht, wird verärgert zugeworfcn, weil der lärmenden Kin der bejahende Lebensfreude seiner Theorien Wissens stückwerk, das er krampfhaft zu halten bestrebt ist, will kürlich zunichte macht. Manch einer verschließt sich auch, gequält vor des Lebens Stimmen da draußen, die ihn gemahnen an Gesundheit. Kraft und Freude, während er verzichtend und wissend dem enlgegenlcbt, das eines jeoen End ziel wird. Was aber wißen die Kleinen von Krank heit und Tod'? Scheu erschreckt hören sie eure Mahnung, ihr lautes Lachen ein wenig zu dämpfen — aber noch ehe ihr euch gewendet habt, siegte der Ju gend ungebändigter Uebcrmut uird zeitigte Vergessen. Es mag auch wohl einmal jemand hinter der Gardinen dichtem Gewebe sehnsüchtig verlangend auf die spielenden Kleinen schauen in heißem Begehren nach eines Kindes Zärtlichkeit, seinen kleinen Un arten, seiner sonnigen Heiterkeit, nach seiner ver trauenden Liebe, wenn es sich des Abends, ein müdes Singvögelchen, in die weißen Kissen kuschelt. Vielleicht auch blickt eine einsame Frau brennen den Auges auf die sonnige Straße hinunter, jener Tage gedenkend, da auch ihr einziges noch spielte mit seinen' Gespielen, fröhlich war mit den Fröhlichen und tollte mit den Uebcrmütigcn, bis es dem Engel des Todes Zeit dünkte, einer Mutter Kino von dannen zu führen. . . . Vor den Türen aber singen die Buben und Mädels, und wenn das eine Lied zu Ende ist, so beginnen sie mit einem anderen, oder fangen das erste noch einmal von neuem zu singen an. Das Repertoire der Kinder ist ia ein ganz gewaltiges, daß, der Eigenart nicht entbehrend, der Individualität der Phantasiebegab ien entsprechend verbessert, bereichert oder durch Mimik belebt wird. Und alle die Kleinen — ohne Rücksicht auf Um gebung oder Verhältnisse, in denen sie gedeihen — ge nießen den Frühling, die Armen und Reichen, Hüb schen und Häßlichen, die ungezogenen Rangen und die Braven. Sie leben allesamt auf in der gesunden Maienlufl und sind nichts denn naiürliche Kinder, die unbewußt Wärme und Sonnenschein ersehnend, dem Boden moderner Eroßstadt-Blasiertheit entsproßen sind. Mancherlei gibt deren harmloses Spiel dem auf merksamen Bcooachter zu denken, denn in dem sicheren Gefühl ungebundener Freiheit verraten sich oftmals und ungewollt Charakter, Veranlagung und Eigenart. — Was wird den Buben und Mädels, deren Kinder seelchen so frühlingsdurstig die Straßenfreiheit er sehen, das Schicksal bringen? Noch stehen sie vor ihres Lebens verschiossenem Tor und ahnen nicht, was ihrer wartet. .. . Großstadt-Maien. — Und ifi's nicht so, wie es ehe dem und immer gewesen ist? Das find noch die alten Kinderspiele und die alten Kinderspielzeuge, nur die Technik verstand es, sie im modernen Gewand neu zu gestalten. Aber der Frühling ist geblieben ganz so wie er immer war — ewig schön, ewig verheißend, immer ersehnt und willkommen. Der psnsmshut... üie große üerrenmoüe. Die Hutfrage spielt bei den Herren eine große Rolle in der Kleidungskunst. Nicht alle Männer wissen, was für Hüte zu den bestimmten Ge legenheiten und Jahreszeiten erforderlich sind, wenn sie modern und schick gekleidet sein wollen. Der Herrenhut hat den Vorzug, verhältnismäßig wenig aufzufallen, und die Vertreter des starken Geschlechts dürfen es sich schon einmal leisten, mit einer Kopf bedeckung spazieren zu gehen, die nicht den Gesetzen der Mode entspricht. Der schicke Mann muß eigent lich in jeder Saison vier Hüte besitzen. Da ist zunächst der steife Herrenhut, wegen seiner Form auch die Melone genannt, dann kommt der Uebergangshut, der Sommerhut und der Zylinder, der nicht fehlen darf, weil es eben Ge legenheiten gibt, bei denen man diesen Rührenhut, trotz der Abneigung, die sich gegen ihn fühlbar macht, aufsetzen muß. Uebergangshut und Sommerhut weisen in der Saison des Jahres 1911 eine gewiße Uebereiw stimmung in der Form auf. Sie zeigen nämlrch beide die sogenannte Panamaform, womit schon ausgedrückt ist. daß der Panamahut in diesem Jahre sich eines Zuspruchs zu erfreuen haben wird. Und wirklich, Eingeweihte wißen schon, daß der Panama hut. der zwei Jahre lang von der Bildfläche etwas verschwunden war, in diesem Jahre die Herrschaft wieder behaupten wird Er ist. mit einem Wort gesagt, modern. Er wird sogar die große Mode des kommenden Sommers werden, vielleicht in der Dor ausahnung. richtiger gesagt in der Vorausbestimmung der Wetterpropheten, daß wir in diesem Jahre Hitze und einen wirklichen Sommer zu erwarten haben. Er taucht in den Ausstattungsgeschäften sur di« elegante Herrenwelt in den verschiedensten Formen auf. Am meisten beliebt ist die hohe Form, die vorn mit zwei Kniffen eingedrückt ist. Dazu paßt das bunte Band, das um den Hut geschlungen wird, sehr gut, denn die gibt im Verein mit dem Bande dem Hut einen gewißen Schwung, der den Männern ja immer recht gut zu Gesicht steht. Elegante Herren legen Wert darauf, daß dieses Band zu der Farbe des Anzugs einerseits und zu dem Zipfel des seidenen Taschentuchs, das aus der Tasche hervorlugt, andcrseit in Harmonie steht. Man hat, um das zu erreichen, nicht wie die Damen nötig, immer andere Kopfbedeckungen zu wählen, sondern man wechselt einfach das Band, das elastisch ist und leicht um den Hutkovf geschlungen werden kann. Ebenso wie eine Krawattenausstat tung gehört eine Bandsammluna also zu den Toilettenrequisiten des eleaanten Mannes. Der Panamahut wird aber auch rund getragen, mit aufaescklagener Krempe, ebenso ist es modern, die eine Seite ä 1-, Chasseur aufzukrempeln, die andere Seite flach berunterbängen zu laßen, damit sie dem Gefickt Schutz aegen den Sonnenbrand gewährt. In der Farbe hat der Panama einige Schwankungen er fahren. Man nimmt nicht mehr, wie ehedem, die ganz weißen Geflechte, man legt Wert darauf, daß das Stroh leicht gelblrch getönt erscheint, ungefähr so, als wäre es von der Sonne ein wenig einge brannt. So modern der Panamahut im kommenden Sommer sein wird, so ist er doch eigentlich nur ein Tageshut und ausschließlich während der Mittygs- hitze und der Glut des Nachmittags zu tragen. Am Abend hingegen setzt der Mann von Geschmack den Uebergangshut auf, selbst wenn die Temperatur ziem lich hoch ist. Der sogenannte Uebergangshut, der nicht nur für die Jahres-, sondern auch für die Tageszeit den Uebergang andeutet, ist aus leichtem Filz ge fertigt und schwankt in seinen Farben zwischen hellgrau, dunkelgrau und graugrün. Das Band, das den Kopf umschlingt, rst dunkler in der Schattie rung. auch nimmt man bei Einfassung-Hüten die Einfassung etwas tiefer im Ton als den Filz. Auch hier tragen die Herren die Krempe heruntergeschlagen oder seitlich in die Höhe gerichtet. Die sogenannte englische Form, die den Hut in der Mitte des Kopfes länglich eindrllckt und den Rand hochschlägt, ist we niger beliebt. Als Strohhut, somit als Tageshut, wird auch der englische Hut von den Herren, für die der Panama nicht eigentlich kleidsam ist, gern ge wählt. Die neueste Mode schreibt vor, den Kopf breit und flach, den Rand desgleichen zu wählen. Um -en englischen Hut kann man ausschließ lich nur das schwarze Band anlegen, bunte Bänder um den einfachen englischen Hut gelten als geschmack los. Zu dem Sommerhut gehören gewiße Bedin gungen für den Anzug. Man kann den Strohhut nicht zu einem dunklen Anzug tragen, das wirkt un elegant und wird von den tonangebenden Herren ver schmäht. Zu dem Panama gehört ebensogut wie zu dem englischen Strohhut ein Sommeranzug in lichter Farbe. Da die Mode in diesem Jahre hellgrau und hellbraun für den Herrenanzug vorschreibt, so ist die Uebereinstimmung zwischen Hut und Kleidung ge geben. Ent. wenn es Zeit und Wetter ist, den Sommeranzug zu tragen, erst dann darf man den Panamahut aufsetzen. Auck die Krawatten zeigen die Farben freudigkeit, die der Sommer eigentlich gebiet«. Sie sind rosa, rostrot, weinrot. man trägt sie grün, resedafarben, man liebt sie strahlend blau, auch bleu genannt, man bevorzugt die lila Farbe, die mit schwarzen Tupfen unterbrochen ist. und man wählt, namentlich zu den braunen Anzügen, auch ein kräf tiges Gelb. Die Schuhe für den Sommer sind haupt sächlich Knövfschnhe. die Schleifen gelten als über wundener Standpunkt. Die Farbe ist kräftig gelb oder dunkelbraun, während grau und Champagner farbe nicht mehr auf der Höhe ist. Zum Sport trägt der Herr der Made weiße Schube, sofern sich das mi» dem Sport vereinbaren läßt. Wer sich trotz der Hitze von dem schwarzen Schuh nicht trennen will, der darf, will er gut gekleidet sein, zu dem Hellen Anzug nur Lackschuhe anleqen. Lackschuhe, die durch Wildleder einlage zum Straßenschuh gestempelt sind. Dttzel hfake! (Londons. Küchenzettel für Dienstag. I. Kaviar in Eisblock. Echte Schildkrötensuppe. Kalbsrücken mit Cham pignons. Lachs mit Austernsauoe. Frische Morcheln urä» frischer Spargel. Gefüllter Truthahn mit Salat. Pfirsiche nach Makba. H Pilzsuppe. Gefüllte Kalbs schulter mit Salat. ict. in lileEnmutt UluM» mit »ll»« Nt»io»oktüpt»» on<j all-«-» «01» onS r»r»tap««lnl k»ot« pss»ktl,«d» U«o»sr»o M dMett« klrrilietsl Vinedlor^ dtUtß »«»e. MV »M<n>nu«a» s»pV »6 tue—» »»s ruvna««»»»» >» 8»»»« »ok U»ttd»«ck»N dVV, »0« VM80»8l Vll8 KkM Mills Wdr MlMIl »»«7 llMekMelilWil LLottvQtötuvLs Vollkommen gratis volleu vir, um unsere neue kirms mit einem bedinge bekannt eu macken. W»- inillv eine unserer aus^okükrten Oravüron, voleko naek den neuesten Origioal^emäldon korttbmtcr -leister kvrkestollt sind, liekorn. ^t»vr lbnaitltv anr «tu«. 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