Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.11.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19131127018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913112701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913112701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-11
- Tag 1913-11-27
-
Monat
1913-11
-
Jahr
1913
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Donnerstag, 27. Honember tsu. „t Tageblatt. Rr. 602. Olargen-fiusgabe. Sette 7. jwJWfflM Kunst unu Wissenschaft :»• in >et ler in en )ie l s )as om ot= fjn= f)te, bet Aid) fle» ten» efcte ung ung noch aus Ut(f) ixen» lege feft» t>ei« Itter not aus, offen iteit, An» .irfx« mit Bio» bet 5 fich • pc= mit« >enbc , bc» tb au Diele bem ngen. Muffe burrf) »räche fjatte. is ab» >t bes eugen ►crtrf>t efefces ttags- eitiag biefes retten Gin» einen lorben je unb Saßre ; woßl sgejeij f)t nut jinter» ®elb- nfieljt, >intcr» ne Be» lenben Unfete ibe ge» nötig, weifen, n ober it von nee un» Seipjig, 27. Movember. ‘Jieued Ißcater. („Tannßäufer") Stein Künft- ler fann ftd) beffet empfehlen ald burd) 'Befefti- gung bet Ueberjeugung tut ßufdjauer, er fdjaffe in Gfftafe. Pridta 'Aid) tat alfo. $ßre Glifabetlj überrafdjte, intereffierte unb befriebigte meßt a!3 bie vorangegangeiten Darbietungen, fo beifällig fie bamald auch aufgenommen mürben. Die Künftlerin lebte in biefer ©eftalt unb fit in ißr; eine tvunbcrvolle 2l l cdjfe[ivirhing, bie Qllu* fiou aufö ßödjfte belcbenb unb unaiidaejeßt an» regenb. Der Grfdjctnuun itad) von aller magb- lidjer Sieblidjteit unb etwa einer Mlabonnenfigur Tielntattn Miemcnfdjneiberd ju vergleidjcn; im Spiel bon jener einfachen Matürlidjteit, bie fidj von fclbft ju geben feßeiut unb bodj fo Viel vor- audfeßt; in ber Darftelluna uon feinfter Müan- cierung. Die Glifabetß ift auderfeßen ju lei* bcn. Sie grüßt „bie teuere ©alle" mit einer, eben übertuunbenen, Scßnterj aßnen [affenbeit ^nnigfeit unb faft etwas vcrljaltenem ftubel, unb lann fidj bei ber Sßieberbegegnung mit Dann* häufet neuer Srfpnerjcn nidjt ertveßten. Selten uod) faß id> bann bie völlige Söanbelung bet We» ftalt unb Büge GlifabetßS fid) fo volljfeßen lute geftern abenb. CS mar, als ob bie ganje per* föutidjfcit bei Kutibtnacßung ber VJtär bom JßettuSbcrg allntäblidj verglimme unb audlöfdje; lein eigeiitlidjed iMiettenfpiel, fonbern ein bon innen IjerauS erfdjeinenbes ßufammenfinten, ein Grftcrbeit ber Seele, bie nur in gewaltiger Glau- benStraft ißre Urftänb feiern lann. ©efanglidj unb mufifalifdj bot bie ©affin ebenfalls feßr Bebeutenbcd baut vortrefflidjer Stimmittel unb geförberten Könnend. 2ludj ßier war troß frfjat* fer Cljaralteriftit alles fdjön unb natürlich, aller Tßeaterfpiclerei total abgeioanbt; oon ergreifen* ber ÜBirfuug troß bcS aufänglidj unfidjeren ein* faßcd ii. a. ber t’ortrag bei Debets. .(ju 9 fllt a geringem Teil trifft baS eben Gefügte auf beit jweiteu öaft beS Mbenbd 51t. Kammerfänger Mb. Söltgen-Dredben befifct feßr große» 9Jla* terial. Gutweber ift biefed unfertig, weil über* eilt auSgebilbet, ober bet Sanger war nidjt rcd)t bisponiert. $u oft tarn ber Ton ju ljart ge* flößen ßcraud obre ber Klang abgebrodjen. 'Auf ftnbibibualifierung einzelner, bcbciitungSboller jßßrafen warb troß guter Teftaudjpracße mcrtlid) 311 wenig Akrt gelegt, ebenfo audj bie Dar- ficllung meßt nut nadj äußeren Vinicn unb im ,'yteSfoftil, aber oljne Größe, oßne perjönlidje Eigenart betrieben. Gino einge^enberc llöürbi* guiig bleibe erfpart, wenn bet Sänget in we nigen Sagen als Sigmunb triebet auf tritt. Eugen Segnitz. * Ser „Unterpräfett" im Sdjaujplelh«ufe. (töajh fpiel 'Jtidjarb 21 les an ber.) 22ir erinnern uns, als wir Stiuber waren, faßen wir uns bie fpaftljaften Streidie eines fictrn i*ubowsti) an, ber bei einem gewiifen Doltor StlauS bebienftet war. llnb jubelnb teilten wir unteren Großeltern mit, baß biefer 2lrjt feinen fßatientcn Dinte alS lUicbiain oertauft ljattc. Der s .ßfeubobüftor JÖu« bowfti) ift längft beni tfjeatralifdjen 2i?acbS- figurenfabinett überwiefen worben, aber Xfeon Ganbillot ßat fid) subor nodj fein Uni» berfalresept üermadjen laffen. $n ber Dat fieljt bas Stillt, in bem geftern iRidjarb 2llcjanber fein biesjäbrigeS Gaftfpiel begann, beni alten guten M’2lrrongcfdjeii ünftfuiele jum ü<erwcd)fcln äljnlid). Dort ein 2ltjt, l)iet ein ^täfelt. Unb bajwifdjen ber stammerbieuer. Das Ganje ins ‘ßarifer 'Milieu übertragen, unb bet Dreiatter ift gefdjaffen. Sein $nl)alt bebarf cigentlid) nad) beu uorftefjenben fitrjen 2lnbeutungeu nidjt meßt üicter Üöorte jur Grrlärung. $m Delegrammftil würbe fid) bie Sadjc etwa fo auSneljmen: Der ridjtige Unterpräfett will ftreunbin in ißaris befudjen — ^reunbin will Jreuub in ber 'JJrä* fettur befudjen — General will ridjtigen Un terpräfetten bienftlid) fpredjen — ftantmerbiener wirb für ridjtigen Unterpräfelten geljaltcn — ,yreunbin bon richtigem Unterpräfelten $rau bon falfdjent Unterpräfelten — General verliebt. — Midjtigcr Unterpräfcft teßrt Ijeimlid) jurürf, als lagung u m mit» :o» .■ Ite ib« 25, es, ftt ine •er» jeb. do» 'JJl. Hs, i<f)= Obren« Sie fitfj venben. orm in em ®e« cfj otjnc it jagen nb bas jen für srjößren fjen Ge» it bem udj ein» etr. Ge» djtstoeg, fcung ift harten« fdjweren Die ßotburg. 18] Vornan von ftritj Ganzer. (1Racf)bru<f uerbotett.) '.Marlene bcrjidierte eilfertig, baß fie baS fofort tun würbe. Mur baS Dudj, bas bas 2Jün- bei cinljülle, niödjte fie gern mitneljmen. Denn es fei ißt SonntagStud). Unb fie wartete, baß man es auffnüpfe unb ißt übergebe. 2lbct iRegine uerljarrte in ißrem bewegungS» lofen Starren unb fagte nur: „Gewiß." lieber bie träge, laftenbe Stille. Se- lunbenlang. Unb nun jerfdjnitt ein fläglidjeS, wie aus weiter f^erne fommenbeS Söintmern biefc träge, laftenbe Stille. 'Jieginc jurfte jufammen unb würbe fdjlol)- weiß im Gefidjt. Sie preßte bie Rippen auf- cinanber unb füßlte fid) üerfudjt, bie £>änbc gegen bie Jüfjren ju preffen. $n JMarleneS Sinn fdjien baS tläglidje StinbeSwimmern unangenehme (Erinnerungen auSjulöfen. Sie trat mit einem entfdjloffeiten Stritte ßinju, tnüpfte baS Xucß auf unb... Da lag nun baS SHnb. Sauber gefleibet unb gewirfelt. Dafür ßatte (EraSmuS geforgt. Das patte er SMarlene ftreng angefagt: „Sluf alle gfälle fauber unb rein. fMit feinem Untät- eßen am ganzen ÄJeibe. Dafür fteßen Sie mir, 3rrau $ilgenbadj." Slber es blieb boeß ein elenbeS SHnb. Modj immer baS Greifenßafte in feinem wellen Gefidjt. Modj immer fo, als wenn eS ber Dob ftßon gefußt ßätte. Megine erfdjauerte. Sie tonnte baS Shnb nidjt anfeßen unb wanbte jicß rud- artig jurüd. ... Megine (EraSmuS wat mit bem llagenb wim- mernben Sfrinbe 2lntje ßolmS allein. . . . Die blonbe f^tan jitterte, ißr ganjer iieib bebte. Sic mußte fid) »um bleiben förmlicß jwingen. So ßeiß war ißre Seßnfudjt, ßiitweg- jutommen. . . . ^ßre ißlidc irrten über bie Sänbe ßin. Unb wieber, wie vorßin, blieben fie auf bem löilbe von QJurg Mßeinftein mit bren- nenber 'öegierbe ßaften. ffin wilbeS SSegeßren (Einbredßer gefangen genommen. — ^alfdjcr Un- terpräfelt wirb wieber Äannncrbicner, ber (Slip bredjer wieber ridjtiger Untcrpräfctt unb ^tä felt, frreunbin von ridjtigem llnterpräjettcu wirb ftreuitbin von General. Da« ift bie $anbfung, ju bereu Stuße man nodj einen ®u» reaudjef, einen fßolijeilommiffar, ^ournaliftcn, Mbjutanten nub einen Cntel nebft einer Slödjin aufmarfdjieren läßt. Sold) eine Sadje muß na» türlid) in 'fJariS jpiclen, wo „ftean" ober „Seo- polb" nidjt nur Kenntnis von bem ftnßalte bcS Portefeuilles ober ber Mltcnmappe, fonbern and) ber SBrieftafdße unb ber Briefe felbft ißrer Herren ßaben. Unb biejen JSeopolb gab natür» lid) Midjarb 2( l e j a n b c r. 2llci:aiibcr, ber in» jwifdjcn Berlin ben Müden gefeßrt ßat, unb an beffen Stelle nun ifterrp Sifla alle jene (Ehe männer mit bem »weiten ^oßannistricbe fpielen muß, bringt für btefe Mollen bie Staffagen mit, bie wir nun einmal mit einem Parifcr Kammer» bienet in ßufammcnljang bringen. 'üJie einft ber Sdjnitt unb bie ftarbe feiner Unterbein* Keiber bas fMobcblatt für bcn ^Berliner Gent waren, fo fann feine (üßarattertfierung berartiger Mollen wie bie bes ftammerbienerS Scopolb je- bem Sdjaufpiclcr als iMobcll bienen. Cr gibt eben nidjt nur Storni!, fonbern jetdjnct in weni gen Stridjen eine Düpe. DiefeS $in- unb .'öer* Senbeln jwifdien falfdjer präfcltennatur unb ver» Irperter Salaienfcclc feffclt fclbft ba, wo man refigniert verjidjten will, unb nur auf bie ,,2(uf» löfung in SJoljlgefallen" wartet. So waren ba» ftunime Spiel im jweiten 2lft, ba ber „linier- präfeft" baS Äaffecgefcßirr »ufammenräunit, unb fpäter, ba bet General bie Söünfdje für ba» erftc ftrüßftüd jum Slulbrude bringt unb SeopoJb in iniarnierter Domeftitennatur fein „Seljr woßl, Gßofalabe" fdjmaljig unb bevot fjeraiwquetfdjt, Stabinettftüde altmeiftcrlidjcn föumorS. Das (En* femble bcS Srfjaiifpiclßaiifeä wirttc fräftig mit in ber luftigen „Stoinöbie ber Errungen". Por allem ftanS ’S e i b c 11 unb Silit) fM 0 n f c c wuß ten als alternber General mit bem jugcnblidjcn Öerjen unb als ftreunbin, Sdjaufpiclcrin unb falfdje Gattin wohl ju gefallen, fy. '.M. Sau* rence war ber fdjablonenßaften 'Jiollc eines teießtfinnigen franjofijeßen Scamten infofern nodj nidjt gewadjfcn, als cr bic ftigur wenig fclbftän- big umriß unb nur Kopien Idjuf. ©ermann 2B 0 l f- ram ßatte bas Stürf int ganjen anfpredjenb in Sjenc gefeßt. Die MuSftattung war „gute pro- Vinj". Dem Stürf würbe eine feßr liebens- würbige Mufnaßntc juteil, wenngleidj bie 33e» jießungen jivifcßcu Deutfrfjlanb unb ^ranfreidj augenblidlicß in bet Dat redjt fdjlcrfjt fein ntüf- fen, beim baS ©aus war nidjt eben gut befeßt. Arnold Jünke. Pioltnabenb oon pond). Die alte Gefdjidjte: Sobalb ein junges 'JJlenfcfjentinb muftfaltfdj Begabung jetqt unb in tedjnifeßer jjtttfkßt ein gut 6tüd feinen illtersgenoffen voraus ijt, fennen geroifje Seute feine anberc Sorge, als ein berartiges ,,'Jßunbertinb“ fo »eitig wie möglid) öffcntlicß fpielen ju laßen. 2ludj ber llfäßrige Geiger 'JJlaj pondj geßört eßet in bie Stinberjtubc als in bcn ftonjertfaal. Ganj gewiß würbe cr fid) bort woßlcr fiißlen als ßicr. Denen, bie für feine Grjicßung verantwortlid) ßnb. ift mit allem Madjbrutf ber idjwere Borwuri »u madjen, bic» jen Änaben viel ju früß »um öffentlichen Süiufijicren veranlaßt ju ßaben. Denn bic für fein ’JlItcr gewiß anerfennenswerte tcdjnijdjc fiertigfeit, bic aber muß gar feßr ber weiteren Slusbilbung bebarf, berechtigt um fo weniger baju, ba non einer aud) nur einiger» maßen in bic liefe geßenben Bortragsweife burdjaus nidjt gefvrodjen werben fann. üaffc man bodj biefem Stnaben 3*?it für feine törperlidjc, geiftige unb mufi» taliirfje Gntwidlung! Das fann für ifjn wie für bas publifum nur von Mußen fein. Unb bamit bie fünft- lerifdje Silan» bes 9lbenbs ein norf) größeres Defizit ergab, füßlte fidj Jperr Bcrnßarb P ß i l i p f e n , ber bereits SMojart (in ber Begleitung feines 9l»Dur» Biolinfonjertesj tüdjtig jugeießt ßatte, veranlaßt, Gßopins $=9Jlon»Älavierfonate vorjutragen. Bier aber fo gar feine Slßnung bavon ßat, weldjc Sdjätje ßier verborgen liegen, audj rein tcdjnijdj biefem 'jßerfe längft nidjt beijutommen vermag, fönte bodj bie ftinger ßübfdj bavon laßen, ’s ift eben eine bettle Sadjc um btc liebe Sclbjtettenntnis. C. II. 6(ßiOer«Sercin: Cilin Braun. 3weiter Dichter» abenb im Saale bes Stdbtifdjen Äaufßaufcs (DJlitt- warf), ben 2U. Morvmber.) Sir waren woßl alle bem Srfjiller'Berein bafür bantbar, caß er uns Gelegen» beit gab, bie perfönlicbteit, ber man wenigstens immer ?nteiefje entgcqenbrtnqen mußte, non Mnge» fidjt »u 2lngefidjt ju feßen; ßillo Braun, llnb fie tnterefflcrt unb gewinnt nidjt nur burd) bie lat ißrer 3’ugenb; fie ließ bic Konvention ißrer arifto» tratifdjen ftamilie unb befanntc fid) ju ber verfemten hingen Strömung, bic ftart unb fauatifd) über Deutfdilanb ßtnfdjoß unb fid) »ur Sojialbcmofratie organificrtc. unb fie fteigerte ißren Ginbruc! unb Ginfluß auf bie jo.iialeii fragen unferer läge nidjt nur burd) ißre fdjönen, lebenbigen Bücher, fonbern fie bewies bie Suggcftivtraft ißrer Perjönlidjteit aud) geftern abenb wieber, als fie fidj gab wie iie ijt: voller Jiigenb unb voller Jbcale. 3ßre autoßiogra» pßifcße Stellungnahme »u einer Brennfraae ber Gegenwart—jur päbagogifdjcn — biftanjiertefie unb obieftivlcrte fie burch bas Dßema ihres Bortrages: Goetße unb bie 3uäe nber»1 eßung. Goethe als Künftler muß in iebem Blenldjcn einen lebenbigen SUert, eine neue fütelobic filßlen unb fo beißt für ihn im Sinne Platons erließen — werfen! Der Grwadjenbc muß bann fieß beobachten, bie Matur unb bie 'JRenfcßen erleben, um fid), bas heißt feine perfönlicbe Gigenart aus bem Gljaos gebrängtefter Ginflüffe auslöfen (fid) crlöjen) ju tonnen. Die päbagoaifdw Pronin» würbe natürlich jur #aupt quelle für btc Belege, an benen bie Braun bie fior» beruiigen einer mooernen Grjießung an ber SSiiiib Goetljefther Mbjirfjten beweisen tonnte. Die Mot» wenbigteit einer herben, inblotbuellen Grüeßuiig würbe gefoxbert, weil wir bort) fonjt weiterhin als Bilbungsibeal ben pßilifter ßinftellen müßten, b. I). unfere 3uflenb insgefamt in eine alleinfeligmathetibe Morm mit Sjilfe von ÜJlcmoirenmaterial unb Gra» menejefutioiTcn brängen. Der fiumanismus — um biefe attuellc ftragc nicht unerwähnt ju laffen —, wirb von Goetße nur als tünftlcrifcfjes Pilttel jur ?freiibe, nicht »u moraliicßen ober grammatitalijiheu 3wccten geforbert Bcfoirbereii Marfjbrurf legt Goetße auf bie etljifdje Seite ber Grüehung unb aud) hier wieber fagt er, nicht Biidjer unb Ißeorlen, nid)t pre» bigten erließen, fonbern allein bet Stampf uno bie 'llrßeit, alfo bas breimalbeiligc unmittelbare Seben. — 3<h reicrierte biejc Goctßefcßcn, päbagogijcßcn 'llbfidjten unb ließ fie mir geftern fo gern wieber einmal verführen, weil man hinter jebem 3>tat bie Motwenbigfeit bet SBaßl, hinter jeber bet alten (jforberungen bas iibetjeugte, junge Temperament einer eigenen reifen, großen Pcrfönlicßteit erleben burftc. Hanns Johst. * „Slnbrotlus unb ber 2öwe“. lieber bic erftc beutfeße 'Aufführung ber neuen Komöbic von Bern» liarb S ß a w feßreibt in Grgänjung feines Draßt» berußtes unjer Berliner Sdjaujpiclrcicrcnt: „Um meinen Sejcrn Hat ju maeßen, was ein plüloiopß ift, fann id) bloß fügen, baß ich ein pßilofopl) bin“; fo beginnt ein 'lluffaß von Bcrnßarb Sßaw. Gr ßat ßunbertmal recht! 'IBie biefer foftbare Kopf über haupt immer im tiefften Grüfte reißt ßat, wenn cr bic Scutc üppig ladjen macht. So auch in feinem „antiten“ SRärcfjenfpicl oon 'llnbrollus unb bem fiöwcn. Die Pietät feßaubert ein wenig vor ber Sßawfdjen Bcßanblung ber römtjdjen Gfriftenoer» folgung. Dort) man erinnert fidj, baß biefer Dichter aud) fcßon anberen großen Dingen ju Seihe ging: ber Sjclben», bet ^errießerpofe, ber gefcßicbtlidjen 'Jlureole, ber ibeologifdjen pßrafe. Sßaw anerfennt nur eine Autorität: bie reine 9Menfd)Iicßtcit. Unb in jebem ßiallc unb auch bicsmal erhebt jid) hinter bem oon ißm »erhörten Mimbus etwas, was cbler ift. Gs minbert bie Gßrfurcht vor bem (Seifte ber Mläittjrer nidjt, baß in ber „2lnbrotlus“»Stomöbie ber Kampf »wifdien ber Staatsreligion unb bem rcligiöfen Ge» füßl auigebeeft wirb unb baß [id) unter bcn Gßriften allerlei brcllige Kumpane befinden, öarunter bas rüßrenbe Scßneiberlein Slnbrotlus (ber wahre öelb, ber nießts vom „^elbentum“ weiß) unb ber riejige Miorbsfcrl fyerrcoius, ben es gelüftet, ein fanftes Sümmchen »u werben. 'Uber unverjeßens fcßlägt er bie Glabiatoren tot unb tcßrt »u feinem alten Gott IMars Aurürf. Die Gßriften bes Sßaw jinb pofficrlidje Ceute, aud) fpielt ber Dichter bosßaft mit ben Dog» men; aber ber Gcbante, ber aus feiner Dichtung leuchtet, ift wahrhaft cßriftlid): ber SBeltfriebc aller lebenben Kreatur. Äünftlerifcß ift bie 'JJlif^ung bes Sjeroijrfjen unb bes Komijcßen in ber tüßlcn Metorte eines überlegenen Geiftcs von unfehlbarer Jßirtung, unb bic ffets belebte Sjenc, ber bunte 2Bcrf>iel ber Situationen madjen ben „Ünbroflus“ außeroem ju einem gltinaenbcn Iljeaterftürf. Ginc conditio sine ftieg in ißr Ijocfj . . . (Sie erfdjraf vor fiel) felber. . . . äßirflidj bie3 Begeßrcn ... bic tvilbc . . . tvaßnfinnigc. . . . £>, ba3 mußte getötet werben. Sofort jäß getötet! (Sie fpannte ißre ganje Straft an.... Gin Meßet, eine Solle fdjieit übet bie fonnen- überflirrten Sinnen ber Burg am Mßein baljin» jufcßiveben. Der Glanj verblid). Sie in Düfter- ni3 ragte fie nun auf. Sie in btoßenber 'Un- Hage. . . Unb Megine (EraämuS wanbte fid) wie in Sdjam ab unb tat taumelnbc ^cßritte ju 'Antje ©olntS SHnb. . . . (E3 war gut, baß bie gütige Mladjt bet nädjften ÜMinute ißr ein tveidje-s iMitleib in bad juclenbe, jagenbe ©erj fdjüttete unb es in Stille erftarfen ließ, fouft märe fie vor bem Mottinbe jufammengebrotßen. Unb in ftitler «Stärfc erbarmte fie fidi nun bed SlinbeS. Modj vor ©ctunben ßatte fie Jurdjt empfunben, ba3 SHnb mit ißren .©änbeu bc* rüßren ju müffen. Mun ßob fie ed auf. iMit einem fidjeren .ßufaffen. (So, ate tönnte eö nidjt anberä fein, alö wäre eö faft ißr eigenes. „Du unfdjulbigeä SBefen!" fagte fie. „Du ein Stürf Von ber Meinßett." fMit beßutfamem ©cßieiten trug fie baö SHnb. „PSa3 ift ba3 mit mir?" fragte fie fieß. „ftdj !enne mieß nidjt. $dj lann bie3 SHnb mit Be- badjt tragen, idj taumele nidjt. lann e3 Vor bem g-all ßüten? Dßie wunbcrlirfj, baß idj nidjt su Boben ftürjc troß meiner intvcitbigcn Mot, bie mieß nodj martert, nodj ftößt, mit Jäuften ftößt." Durd) jwei flimmer trug fie ba3 ivunbcrlidj tvimmernbt Gefdjöpf. Daun ftanb fie vor bem Scßlafgemacß. . . . Sie wußte nidjt, wad fie in biefen Sefunben beö Berßarrend empfanb. ftaft beueßte ed fie ein Sdjreien ißrer Seele, faft ein quälenbed Drängen: Geß nidjt mit biefem fremben SHnbc über bie ,f>eilig!eit biefer Scßwcllc . . . ©ber war fie im Draum? Träumte fie bad Gefüßl biefed Slugenblicfd? . . . Sic fdjüttelte wie im Berwunbetix über bie Bertvorrenßeit ißred (xmpfinben» ba» blonbe ©aupt nnb tlinfte mit bem (Ellenbogen bie Tüt auf. Sie überflog ben Maum. Dort ftanb ein tleincd jierlicßed Betteßen mit weißen Bezügen. (Ed ftanb ju ben ©änptcn jweicr anbercr üager- ftätten. G3 war leine Sonne in bem Gemiirfjc. Der büftcre Movcmbertag faß burd) bie fjenftcr. (Er fdjien plößlid) nodj büfterer ju iverben . . . (Ed breitete fid) wie birfe Dunlelßeit vor Me* gine» Singen . . . '.Mit bem 'Aufgebot ißrer leß« ten Straft jitterten ißre göße ju bem blauten Bettdjen ßin. Sie war nodj fäßig, oad SHnb ßineinjulegen unb bie Derfe über feinen Körper ju breiten. Dann taumelte fie, fdjrie auf unb fant jur (Erbe . . . Megine Gradmud weinte in grenjenlofcr Mot unb Bitternid. — ^Minuten vergingen, audgcfüHt von bem ßeißen Sdjlufß.jen. vulmäßlidj verrann ed. Gd verrann im Bewußtfcin eined überflüffigen Titnd. Sie ftrieß fid] bad ©aar jureeßt unb er hob fieß. Ginc maßlofe Trauet war in ißr. Dann eine ßeiße fUngft vor fieß fclbft. Denn ed burdjjucfte fie: ,,$d) muß von Sinnen gewefen fein, ald icfj mein 2ßort biefed Sinbed wegen gab . . . Gd fdjeint mir, ald ftänbe idj an ent- weißtet Stätte, weil biefed Stinbed Sdjreien bie 2uft bnreßfeßneibet . . . Aber nun ift cd ju fpät ... ©, bit meiner Seele große, frfjwere Mot!" - Unb Megine Gradmud fdjlidj gefoulten §anpted aud bent Maum. — • « * 2lm fpäteu Madjmittag teßrte ^oßanned Gradmud ßeim. Seine erfte frragc galt bem SHnbe. Gr wolle fogleidj naeß ißm feßen, fagte er. ©aftig, nervöd war cr in Uöort unb Be wegung. Midjt einmal abgelegt ßatte er. Mlit ©ut unb '.Mantel war er ind 3i |nt ner getreten. Ob Megine ißn in bad Sdjlafgemacß begleiten wolle, fragte er »war. 'Aber cr ertunbigte fid) erft, über bie Sdjulter weg, jwifdjcn Tut unb qua non beftefjt atlerbingo; baß man für ben Mn« Orotlus, für biejeo *jcn voll fcßlirtjter Güte, für biejen perfonllldetten Tierjcßiißverein ohne Programm, einen nünftlet habe, ber bie ^erjlidrfeit cßamo mit teinem rilnrfeligen Irirf unb mit (einer Komtter» grimaffe fälfdjt. 3n ben Äammeripielen (wo, nebenbei, bie Megie, in ber erfinberifchen 'Aiionußiing ber Heinen 'Bühne »u großen Perfvettiven, maßte 'lÜunber leiftete), fpieltc ben cchneioer Bictor '11 r» n 01 b, ber für beu Anbrotluo geboren, für ben ber ÄnbroHuo geboren ijt. Die Träne, bie er erpreßte, fragte: Komm ich vom Schmer» ober von öer jyreube? Ten römifrfjeti Kaiier gab ein Dilettant, oer im Geijtc Shaws ein Pteiiter unb für öen Mus» bmrf bes eleganten Kretinismus eine Spezialität ift: ber UUitner Scfniflfteller Dr. Gqou rieb dl. Gine junge Ghriftiu itart im bogmenfreien Glauben, würbe leiirfjtenb burd) 'JJ(nri) Dietridj. llnb ber bloße Mi’blid! bes Miefen ^errovius in Diegel» man ns Geftalt, noch mehr feine gar nidjt fomiter ßafte Komif, wirtte erfeßütternb. Des vierbeinigen Küciftlcro (Gritjt Piatran) nießt w vergefjen! Der gab mehr als ein 'llifentunititürt. Sem ööwe brüllte unb [prang wie ein wafrfjecfjter iUüjtenfönig, boef) et ßatte eine verfeßämte inenfd)licf>‘ Seele. — Uno fo war bet 'Abenb ein Grfolg unb eine ftreube. Hermann Kienzl. * 'Aus ber Iljeaterdjronit. l!eo G rein e r s Schau« fpiel „'Arbares unb pantßea” würbe im Srfjanlpielßaiife uißrantfurt a.'JM. jur llraufriißrung gebracht. Gs ijt eine 'Arbeit von großer bicijterifcßer Schönheit, bie allein burd) bie Sprache fcffelt, jumal fie m ber Snuip jaihe von einem Kiinftler wie'lllexanber 'JMoifü geführt würbe. Plit Mecßt ließ Veo Greiner, ber pcrjönlicl) erfrtjlenen war, 'Moiffi ben größten 'An teil am Gefolge. — „Der '.Uiärdjenontel“ ift bec Titel eines 'Ißeißnacßtsinärrfjens in ficben Bilbern von Kurt K ii tl) l e r unb Dr. $ans üoetvenfelb, bas am (1. Tejember im Hamburger Stabttßeater jur Uraufführung tommen wirb. * Selij Jjollaenber tcßrt ju Meinljarbt jurürf. ßwi'djen "Direttor Meinljarbt unb «yelix öollaenber, befjen plöglirtjes Berfrfjwinbcn aus Sranlfurt a. tM. ieinerjeit viel erörtert ivurbe. frtjiveben augenblirf» lief), wie bem ,,'B. I. u gcmelbet wirb, Berßanolungen wegen eines 'IBieberengagemcnts Sjollaenbers an bie Memßarbtfdjen Siißnen. Der Kontralt ift »war norf) nidjt perfett, biirfte aber bemnäcßft abgefcßloffcn werben, «yelir Jjallaenber, bet augenblirflief) in Italien weilt, wirb jebod) erft in bet närtgten Saiion feine Tätigteit bei Direttor Mcinßarbt wieber aufnebmen. * Kupfcriticßoerittigeriing bei G. G. Boerner. Ginc fehr anjeßnlicße Kupferiticßfammlung aus 'JJiai» länbet privatbefiß tommt in viertägiger Bcrfteige» rutig unter ben jammer. Ter er tc Tag brachte folgcnbc Grcicbniffe: Gin gamilienbi b oon'Auguftin öe St.»'Muoin KM) .A; ein prachtvolles Porträt 'lluguft III. oon polen unb Sacßfen 155.//; 13 Blatt von Bartolojji nad) Sjolbein 125 .A; jwei'Blatt von Bauboin 160 ./K; ein ÜRolidrebilb von Firmin-Beau« varlet 120 .//; 3ubitß ooti S. 'Beßain 115 .//; ein ieltener Sarbjtich von Gajenave 280.4; burcfjtveg ßoeß im preije ftanb bet Gnglänbet Samuel Goufins mit 390 ./& unb 340 .4 für jwei Samilienportrdts, 155 unb 205 ./A für jroei Danienporträts. Grauadjs rcitenber Knabe brachte 165.4; pß. Drcvets Bilbnts bes Königs Philipp V. oon Spanien 155 .4; ein Porträt liubwig XV. 100 .4 Die Machfragc war burcfjweg lebhaft unb bic erhielten Preifc verhält nismäßig reeßt bejötenb. * Gine neue Ggorfinfonic. 'Aus '-Weimar wirb uns berichtet; SUalbemar von Baußnetn, ber Direttor ber Mlufitlchule in'lüeimar, hat nad) jähre» langer Arbeit ein 'IKert vollenbet, bas er felbft als fein liebenswert bezeichnet. Gs ift „Das hohe Hieb n 0 m 1! e b e 11 u n b S t e t b c n ", ein wiufit» wert für Ginjelftimmen, gemifeßten Gßor, Drchcjtcr unb Orgel, bas brei groge, in fitf) abgejdjloffene Teile enthält, bereu Gefangstcjte nad) Dichtungen von Goctßc, Schiller. $cbbel, Gidjenborf. G. w 'JNetjer, Gbuarb Plöricte, Sriebricf) Mießfrt)e, 'IBilhelm von Polenß, Gottfrieb Keller ujw. »ufammengejtellt jinb unb bie burd) bie Miufit ju einem harmonifchcn Ganjen verichmoljen würben. Das 'IBert ift eine Schöpfung, bie jur 'Aufführung einen Miefenapparat von wlitwirtenben beanfptuchr. Das Drthejtet er» forbert 110 Blufiter. 3ur Bollenbung bes 'Alertes ßatte ber Großßerjog von SBeimar Baußnern einen ßalbiäßrigen Urlaub bewilligt. Der Komponift ßat bie §auptfäßc feines '-Ißertes einem tleincn Kreis von SBeimarern unb auswärtigen Mlufitgelehrtcn biefer Tage vorgcfiibrt. 'IBo bie erfte örfentlidie 'Aufführung mit vollem Orrfjciter jtattfinbet, fteljt norf) baßin. 'Angel banadj. ilöartete bann eine Grwiberung übevßaupt nidjt ab, fonbern entfernte fid) fo* fort, feine ^-rait jurütflaffenb. Megine faß ißm bcftürjt nad). Kaum einen tnappen örufi ßatte et für fie. geßabt. Sic bünttc fieß wie ein Iteberflüjfiged beifeite ge- fd)obeii . . . Seit jwci Tagen immerfort: bad Klub . . . bad Kiub ... Gr fdjien für anbered überhaupt fein ^ntcreife meßt ju ßaben. Megine füßlte eine Heere in jid). SMit mübet öelaffenßeit naßm fie auf einem Stußle piaß unb wartete auf bie Müdfeßr ißred Mianned. Sie mußte lange warten. Gine öbe Hatige- iveile befiel fie ... Dad Tapetenmuftet ftn- biertc fie; fie jäßlte bie Blumenftürfe in ben Meißen ßinauf unb ßinab, verjäßlte fid), be gann von neuem, jäßlte unb wartete. Dann vernaßm fie feinen Sdjritt. Gr tarn in bet alten Apaft. 'Aid er über bic Sd)welle ge treten war, bemertte Megine einen Mudbrnct ber Sorge auf feinen ßügen. „Dad SHnb ift feßr eleub," jagte er. „$dj will Statßrin fofort 511 Doftor Stlempt fdjirfen. ... Gntfcßulbige midj uod) einen Augenblirf..." llnb wieber wartete Megine. Gd tatn ißr jeßt ftßon faft jo vor, ald ob ed fo fein müßte, ald ob ed gar nidjt anberd ginge, wie ein fid) in Gfebulb faffenber Krautet im Borraum xunt Spred)jintmcr bed 'Arjted wartete fie. Das Tapetenmuftet wat ißt fogar gleidigiiltig ge worben. Sic ftarrte mübe burd) bad fünfter. Berlor fidj in träumerifdjc (3ebanfen, Die fie entführten. SBoßin nut? Daßin, wo . , .? . . . „Kathrin geßt fofort." . . . Megine fefirat jufammen. Sic ßatte bcn Gin tritt ißred Mcanned gar nießt bemertt. Sic erßob fieß unb faß ißn an. Gr fdjien rußiger, oic bemertte ein leifed Uädjetu auf feinem Gefidjt. Gr ßatte jeßt audj tm glur '.Mantel unb ©ut abgelegt. (3ort|efcun|| in bet Abenbausgabe.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)