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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.05.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110501021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911050102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911050102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-01
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Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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Friedrich Bernhard Saupe in Leipzig das tragbare Ehrenzeichen für Ireue »n der Arbeit verliehen. — Werter hat die Königliche Kreishauplmannschaft Leipzig der seit 1. Mai 188V ununterbrochen in dem Wasche- und Aussteuergeschäjt von H. Zander in Leipzig, Petersjtraße 15. beschäftigten Direktrice Bertka Amanda Anna Ren sch in Leipzig eine Beluoigungsurkunde ausgestellt. Die Auszeichnungen wurden den Iulnlaren heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber durch Oberbürgermeister Dr. Dittrich an Ralsstelle ausgehändigt. * Jubiläen. Der Straßenbabnschaffner Friedrich Wilhelm stützet in Lerpzig-Bolkmarsdors begeht morgen das Jubiläum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit >m Betriebe der Groszen Leipziger Strotzen» bahn in Leipzig. — Der Hausmann Carl August Meyer an der 3. Höheren Bürgerschule begeht heute das Jubiläum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit als Beamter der Stadtgemeinde Leipzig. * klnioersitätsnachrichten. Dem ordentlichen Pro fessor der Philosophie und Pädagogik und Direktor des philosophisch pädagogischen Seminars Dr. phil. Ernst Mcumann hat das Kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts infolge dessen Ucbertritts in das öffentliche Vorlcsungswescn zu Hamburg die erbetene Entlassung aus dem Leipziger Lehramt unicrm 30. September d. I. bewilligt. ' Ei siihrung des Rektors OberstudienratvDr.Opitz. In der Aula des K önig-Albert-Gymnaiiums fand heute vormittag die Einführung des neuenRektors der Anstalt, Oberstudienrats Dr. Opitz, statt. Zu dem Akte hatten sich erngeiunden Vie Rektoren der hiesigen staatlichen und städtischen Gymnasien und Oberrealschulen, ferner der vollzählige Lehrkörper des König-Albcrt-Gymnasiurns und die Schüler in grotzer Zahl. Eingclei'et wurde die Feier mit dem Bor trage des Beethovenschen Lobge.angs „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", den die Sängerschar und der Orchesterchor der Schule unter Amadeus Nestlers präziser Direktion vortrefflich widergaben, Dann bestieg der Konrektor Studienrat Professor Dr. Lehmann das blumcngeschmückte Podium, um den neuen Leiter der Anstalt niit herzgewinnen den Worten zu begrüßen. Möge er das Ziel, das er sich gesteckt, in freudigem Streben er reichen oder begleich erkämp,en. Der Lehrkörper werde ihm freudig zur Seite stehen. Nachdem der l'inn»-- o ne den Rektor willkommen geheigen, ent. bot Obcrstudienrat Rektor Pros. Dr. Böttcher als dienstältester der Leipziger Rektoren dem neuen Kollegen die herzlichsten Grütze. Hierauf hielt Ober- studienrat Pros. Dr. Opitz »eine Antrittsrede. Ge fühle der Wehmut, der Freude und des Dankes beherrschten ihn in dieser stunde. Es sei ihm ein wehmütiger Gedanke, der Nachfolger eines Richter und Gerth zu jein, zweier Männer, denen er persönlich befreundet gewesen sei und die beide zu trüh ihrem Wirken entrissen wurden. Und doch sei es rhm eine Freude, gerade an die Sprtze dieser Schule zu treten, wo er einen so gut vorbereiteten Boden finde. Er sei zwar seiner neuen Umgebung ein Fremder, aber die Schule sei ihm nicht fremd. Seine Vorgänger hätten öfter über drc Einrichtungen der Anstalt init ihm im Meinungsaustausch ge standen und so hoffe er, unter Mithilfe der Kollegen Erspnegliches wirken zu können. Endlich beieele ihn noch das Dantgeiühl gegen Gott, der ihn bis zu diesem Ziele geleitet habe. Es liege ihm nun lern, heute an dieser Stelle über die Ideen des Gymna siums im allgemeinen zu sprechen. Aber ln der Neuzeit habe inan den Gymnasien so manche Bor würfe gemacht, und gegen diese wolle er sich wenden. So spreche man von einem übertriebenen Erlernen sprachlicher Grammatil. Man überiehe dabei aber deren hervorragenden, geistesbildenoen Wert. Weiler halte man die Uebersetzungen für überflüssig. Auch dem müsse er entichieden widersprechen Und endlich könne er dem nicht bcipslichten, datz die Er temporalia eine Qual für die Schüler und eine Be unruhigung für das Elternhaus leien. Der Lehrer müsje sich davon unterrichten können, was der Schuler, ganz auf sich selbst angewiesen, leisten könne. Der neue Reltor betonte dann, datz er mit Vertrauen den Schülern entgegentretc. Er erwarte aber von ihnen Aufmerksamkeit, Fleitz, Gewissenhaftig keit sowie gehurtes Betragen innerhalb und außer halb der schule. Bor allem mögen die Schüler den i'bermätzigcn Alkohol- und Nilotingenutz meiden! im Zntcrege der Gesundheit sei jein gänzliches Ausgeber» am meisten anzuratcn. An diese Antrittsrede knüpfte Obcrstudienrat Dr. Opitz seine erste Amtshandlung. Er teilte mit, datz aui Anordnung des Königlichen Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts nut der Anstalt ein pädagogisches Seminar verbunden werde. Ihm sollen Kandidaten des höheren Schulamts zur prakluchen Vorbildung zu- acteilt werden. Er weise hiermit die Herren Schaefer, Weber, Schöpkc, Pollatz. Treut- , er und Jacob als die ersten Kandidaten ein. Indem sie eintretcn, treten sie zugleich als Mit- glieder in das Lehrerkollegium ein und er heiße sie herzlich willkommen. 'Nachdem die drei Primi» den neuen Lehrern das Gelöbnis durch Handschlag ge geben halten, fand die eindrucksvolle Feier mit dem Bortrage des „Niederländischen Dankgebets" ihren Abschluß. rt. Verein für die Geschichte Leipzig». Für den diesjährigen Studienausflug, der Donnerstag, den 25. Mat lHimmclfahllsscitj, stattfindet, ist Meißen bestimmt morden. Die Mltglieder werden erjucht, An meldungen hierzu rechtzeitig an Herrn Dr. Ernst Kroker, Direktor des Städtischen Archivs und der Stadldibliothek, gelangen zu lassen. Eingcführte Gäste sind willkommen. * Zeuge gesucht! Aus dein Meßplatze gelang cs Sonntagabend, eine 41 Jahre alte Frau und einen 51 Jahre alten Arbeiter von hier wegen ge meinschaftlich verübter Diebstähle festzunehmen. Für die Untersuchung ist cs von Wichtigkeit, datz sich bei der Kriminalpolizei ein Herr meldet, der kurz vor Festnahme der beiden die Diebereien beobachtet und einen Bestohlenen darauf aufmerksam gemacht hat. * Entkommener Dieb. Aus einem Geschäftslokale in der Hainstr atze entwendete ein Unbekannter einen braunen Iackettanzug mit grünlichen Streifen, eine dunkle Hose mit grauen Streifen, einen Pfand- jchein des Städt. Leihhauses über 2 Gehröcke und einen Frack, eine 5-Rubelnote und das Geschäftsbuch eines Trödlers. Der Dieb ist etwa 30 Jahre alt, groß, und har Anflug von dunklem Schnurrbart. * Nach Unterschlagung vereinnahmter Gelder in Höhe von etwa 150 hat sich der am 2. April 1894 n Greiz aeboren« Kellnerlehrlinq Karl Alfred R o- ick von seiner Arbeitsstelle in Groitzsch entfernt: er . oll sich in Leipzig aufhalten. * Festgenommen wurde ein 25 Jahre alter Markthelfer, der aus den Vorräten eines Trikotagen- geschäfts in der Windmühlenstratze, wo er erst kürzlich Stellung gefunden hatte, Waren im Werre vcn 180 .tl entwendete. * Einbrüche und Diebstähle. Gestohlen wurden drei Fahrräder: ein „Persekl"-Rad aus der Hain- stratze, ein „Brennabor"-Rad aus der Elisen» st r a tz e und ein älteres Rad ohne Marke und Nummer aus dem Darsutzgätzchen: ferner eine silbern« Anker-Remontoiruhr, 333159, Fabrikat „Omega", mit Nickelkette,' aus einer Wohnung in der Salomon st ratze: 11 Dutzend meiste und bunte Taschentücher und andere Wäschestücke von einem Der- kaufsstande am Mcßplatz; eine Partie Flasch«» Wein aus einer Ke'llerabteilung in der Kohlgartenstratze. Aus einer Wohnung der inneren Stadt wurde eine goldene Damen-Rcmontoiruhr, ein goldner Ning mit rotem Stein und ein Geldbetrag gestohlen. In Ver dacht kommt eine etwa 30 Jahre alte Frauensperson von schlanker Gestalt mit gesundfarbigem Gesicht und blondem Haar, die mit hellblauer Bluse, dunkel blauem Nock und ebensolchem Jackett bekleidet ge- wejen ist. — Ein 15jähriger Anstaltszögling aus Stötteritz entwendete aus einer Wohnung in der Ludolf-Colbitz-Straße zu wiederholten Malen Geldbeträge in verschiedener Höhe, bis er dabei ertappt und sestgenommen wurde. — Line 18 Iabre alte Verkäuferin entwendete in einem hie sigen Gesclmft, wo sie angestellt war, nach und nach Waren im LUerte von mehreren hundert Mark: bei einer Haussuchung konnte der größte Teil der Dieb- stahlsodjekte wieder zur Stelle geschafft werden. * Selbstmordversuch. Heute morgen versuchte sich ein Bäckerlehrling im Hause seines Meisters in Gohlis zu erhängen. Der junge Selbst,nordkandidat konnte noch rechtzeitig an seinem Vorhaben gehindert werden. * Unfall. Heute morgen gegen 10 Uhr gingen in der Lützner Stratze die beiden Pferde eines Mitch- aeschirres durch. Der Milchhändler Hermann Franz «chwicdus stürzte dabei vom Wagen und zog sich schwere Verletzungen zu. Der Verunglückte, am li. Februar 1804 in Leulitz bei Wurzen geboren, wohnhaft in Quesitz, mutzte nach dem Krankenhaus transportiert werden. klus Sschlen. Dresden, 1. Mai. * Hosnachrichten. Bei der Prinzessin Mathilde sand gestern nachmittag 1 Uhr in der Villa zu Hoster- witz Familicntafel statt, an der der König sowie die Prinzen und Prinzessinnen teilnahmen. * * Schwarzenberg, 1. Mai. (Lohnbewegung.) In der erzgebirgischcn Schnittwerkzeugfabrik sind di« vom Grütze. (Nacvdluck verboten.) Wir leben in einer Zeit, di« den Grutz nicht mehr hoch ciitzchätzl. Datz die zu Ausdrücken wie „Tag", „n Abend". „Mahlzeit" verstümmelten Grutzwone längst wertlose Scheidemünzen geworden sind, bei deinn man sich nichts mehr denkt, hat wohl schon jeder eingfutlden. Wir Menschen sind in unserer über füllten und hastigen Welt so gleichgültig gegen einander geworden, datz wir die guten Wünsch« für den Näckfflen, die im Grütze enthalten sind, längst nicht mehr als solche cmpsinden. Wir haben uns auch das herzliche „Lebewohl", das „Behüt dich Gott" längst ibon abgewöhnt und bas gedankenlose „Adieu" ist uns unverlierbar tn Fleijch und Blut übergegangcu. llllr grutz.'n heute so wenig wir nur tonnen. Der Großstädter empfindet es als eine wahre Wohltat, in der gcotzeu S.adt zu leben, wo er tagsüber auf der Stratze nur wenige, kaum einen zu grüßen braucht. Ain meisten grüßt der b-eschäfrsmann: den Kunden, der cinlritl und geht. Aber gerade dieser Grutz ist zur bloßen Phrase geworden, deren Ausdruckswcis« sich nach dein Stande der Kunden und der Höhe des baren Einlaufs richtet. In kleinen Städten wird noch am meisten gegrüßt, jedoch auch mehr aus Pflicht als aus Neigung, denn hier ist ja immer der «ine vom andern abhängig. Am echtesten ist noch der Grutz aus dem Lande. Wir danken erstaunt und auss angenehmst« berührt, wenn uns ein altes Mütterchen ihr „Guten Tag" zunickl, wenn uns ein Bengel am Weg« grüßt. Unser Gegcngrutz ist hier wirklich rin Danken, denn wir empfinden erfreut jeden Grutz als ein un erwartetes Geschenk aus fremdem Munde. In geist lichen Ständen und Beziehungen hat sich der ehrlich« Grutz noch am echtesten bewahrt, hier klingt auch der Unterton der rechten Nächstenliebe noch herzlich mit, den wir andern schon verloren haben. Nicht zu ver gessen das hcrzlick)« „Grüß Gott!" in den Bergen, wo der Mensch noch am meisten Mensch. Unsere Vorfahren dachten sich noch etwas beim Grutz und legten in ihre Grüße etwas hinein. In unserer Zeit würde sich keiner mehr finden, der «inen Gruß in Töne setzen, ja zu Liedern ausgestaltcn möchte, wie es «inst geschah in den trauten Gutenacht- liedern und Morgengrüstcn an die Geliebte, in dem Ausklana des Liedes an den Wald: „Lebe wohl, leb« wohl, du schöner Wald!" Zn unserer Zeit singt man ja auch keine Serenaden mehr. Unsere Studenten verschlafen den Morgen, und die jungen Damen sehen immer nur den Tennisschläger in der Hand ihrer Verehrer, niemals die Laute. Die würdigen Grütze der mittelalterlichen Zünfte verhallten lang« schon, und selten hört man noch: „Gott schütze ein ehrbares Handwerk!" Unsere Studenten, die der alten Lieder unvergängliche Schätze hüten, haben den Grutz nicht in gleick-er Weise w«rtgehallen, sie vor allem haben die Grütze verflacht und ins Lächerliche gezogen. Der Grutz des Soldaten ist zur dlohen pflcchlmähigen Ehrenbezeigung geworden, und allein der Zuruf des obersten Kriegsherrn hat noch den. alten, treuen Klang, wenn er, vor die Front reitend, den Tausend in einer Reih zurust: „Guten Morgen, Grenadiere!" Die Antwort darauf: „Guten Morgen, Eure Majestät!" klingt wie nur von einem mächtigen Munde gesprochen, aber ihre Exaktheit ist ein gedrillt und der Gegcngrutz erscheint dem feineren Ohr ohne Seele. Unsere Grüße und Glückwünsche find heute Laute der Zunge, nicht Worte des Herzens. Der Mund sprlchl sie aus, das Ohr hört den Schall, und der andere Mund antwortet, dankt, aber das Herz bar nicht »eil an Len Worten des Wunsches und Dankes. 'Nur zu wenigen Zeiten im Menschenleben wird uns der Grutz zur goldenen Schale, die tausend Wünscl-e in Treuen darubringt. Die Mutter, die ihr er wachendes Kind in den Kissen begrützt und ans 5,crz druckt, spricht lausend heilige Wünsche mit dem einen Wort aus, und ihr Grutz ist ein Geber, das dem Herrgott wohlgeiallt. Das Kind, das dem heimkehrcn- den Vater die Arme entgegenstrcckt und stammelnd das beglückte „Papa" vorbringt, legt unbewutzt feine Freude in dies eine Won, das dem Vater himmlisck e Musik dünkt. Der Jüngling, der das angebetete '.Näschen ehrerbietig auf der Ttraßc grüßt, gibt seinem Gruße tausend frohe verlangende Wünsche mit auf den Weg, und das liebende Mädchen, das den Herzensschatz in verstohlenen Dämmerung aus seinen Armen läßt, legt eine ganze Welt von Hoffnung und treuen Wünschen in sein leises Lebewohl. Eltern, die den Sohn in die Welt schicken, reichen ihm als letzte tsiabe ibr treues „Behüte Gott", und das flatternde Taschentuch am offenen Wagensenster kündet Dank und Sehnsucht, Wehmut, Liebe, bis cs entschwindet. Arbeiter in eine Lohnbewegung eingetreten. Ci« fordern eine Verkürzung der Arbeitszeit, eine Lohn aufbesserung von 2 Pf. pro Stunde und die Festsetzung eines Stundenmindestlohnes von 30 Pf. * Burckhartsdorf, 1. Akai. (Von einem Auto« mobil tödlich überfahren.) Auf der Land straße zwischen Gelenau und Besenschenke wurde in der vergangenen Nacht der 40 Jahre alte Maurer Louis Drexel von einem Annaberger Automobil über fahren und getötet. Der Verunglückte hinter lässt Frau und fünf noch unerzogene Kinder. * Wilsdruff, 1. Mai. (Tod durch Blitz schlag.) In Dittmannsdorf wurde die Wirtschafts gehilfin Müller vom Blitz erschlagen. * Potschappel, 1. Mai. (Mordversuch.) Eine in Birkigt wohnende Arbeiterin, deren Mann von ihr getrennt lebt, hatte einen Brief erhalten und war zu einer Unterredung am Sonnabendabend nach der Zwripfennigbrücke bestellt worden. Als sie dort an gekommen war, trat ihr ein kräftiger Mann entgegen und band ihr trotz heftiger Gegenwehr die Hände auf dem Rücken zusammen. Ihre Hilferufe wurden von einem Zimmermann gehört, der rasch hinzukam und di« Frau im Bett der Weisteritz gefesselt liegend an traf. Die Frau gab an, datz sie von dem unbekannten Mann in den Flust Hinabgestosten worden sei. Nach dem ihr der Zimmermann die Fesseln abgenommen, meldete die Frau den verbrecherischen Vorgang auf der hiesigen Polizeiwache. Die Erörterungen nach dem Täter sind sofort ausgenommen worden. 9. SsüMcher Ssnülunysyelittlentag. — O. Chemnitz, 29. April. Diesmal haben sich di« deutschnationalen Hand lungsgehilfen Chemnitz zu ihrem Tagungsort ge wählt. Zum 9. Mal« versammelten sie sich auf Ver anlassung des Gaues Königreich Sachsen im Deutsch nationalen Handlungsgehilseno?rband, um öffentlich die Forderungen zu vertreten, die sie an die Prinzi- palität und an die gesetzgebenden Körperschaften der Gemeinde, des Landes und des Reiches glauben stel len zu müssen. Am Sonnabendabend kurz nach s48 Uhr eröffnete Stadtverordneter Christoph, Dresden, den Hand lungsgehilfentag. Im Namen des Ministeriums des Innern und der Kreishauptmannschaft Chemnitz be grüßte Oberregierungsrat Dr. Perthen die Ta gung. Nun folgten die Berichte der Abteilungen, lieber „Die Sonntagsruhe und Schaufensterfrage in Sachsen" berichtete Fischer, Leipzig. Den zwei ten Bericht erstattete Nickow, Dresden. Er betraf die „Konkurrenzklausel". Sander, Ein- siedel, referiert« dann über „Ladenschluß und Mindest ruhezeit in Sachsen". Das Thema des vierten Be richts, den Spindler, Plauen, gab, lautete „Brauchen wir Handelsinspektoren?" Den letzten Be richt erstattet« Hartmann, Dresden. Er be handelte „Die Kaufmannsgerichte in Sachsen". Zu jedem Referat wurde eine entsprechende längere R e- solution gefaßt. Abends 10 Uhr fand ein Be grüßungskommers der Ortsgruppe Chemnitz statt. Am Sonntag vormittag 9 Uhr fand zunächst eine Stimmführer- und Dertraucnsmännerversammlung statt, an die sich um 11 Uhr die Fortsetzung des 9. Säch sischen Handlungsgehilsentages anschloß, die die bei den Hauptvorträge der Tagung brachte. Chri stoph, Dresden, begrüßte die Erschienenen und erteilte hierauf Martin Vorhölz. Leipzig, das Wort zu einem Dortrage über das Thema »Die wirtschaftliche Lage der Handlungsgehilfen in Sachsen". Der Redner ging von dem Gedanken aus, daß gesunde Verhältnisse der abhängigen Arbeitskräfte auf die Dauer ein Gewinn für den ganzen Gewerbszwcig seien. Diese herbeizuführen, sei Zweck und Ziel der Handlungsgehilfenorganisationcn. Durch gewerk schaftliche Arbeit nutzt die Organisation dem gesam ten deutschen Handel, für dessen Gedeihen es von größter Bedeutung ist, Mißstände abzustellen, die sich in der Behandlung und Lage der kaufmännischen Ar beitskräfte gezeigt haben. Redner streift diese Miß stände, wodurch ten Handlungsgehilfen die Lebens und Schaffensfreude genommen würde. Diese Freude ihnen wieder zu verschaffen, sei der ideale Zweck der geiverkschastlichen Arbeit. Der Deutschnationalc Hand- liingsgrhilfen-Verband kann für sich das Verdienst in Anspruch nehmen, zum erstenmal ein umfangreiches Material zur Beurteilung der Standesverhältnisse herbei geschafft zu haben. Nachdem nun die Unter lagen vorhanden seien, must an ein« Besserung der Gehaltsoerhältnisse heranaetreten werden. Ueber die Wege würde der demnächst in Breslau stattfinderxd« Deutsche Handlungsgehilsentag beraten. Bei der Ver schiedenartigkeit der Entlohnungsformen, die ganz inoividuell seien, bei der Verschiedenartigkeit der Stellung sei eine Regelung der Gehaltsoerhältnisse mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Die nua„.> Aufgabe müsse die Steigerung der Anfangsgehälter sein. Die Machtmittel, die der Arbeiterstand für sich »n Anspruch nehme, seien auf die Verhältnisse im Handelsgewerbe nicht übertragbar. Der Redner schloß sein« Ausführungen mit der Aufforderung, die Er kenntnis über die wirtschaftliche Lage der Handlungs gehilfen zum Gemeingut aller Beteiligten zu bringen und die Organisation zu stärken, da da» die Voraus setzung für einen guten Erfolg der gewerkschaftlichen Arbeit sei. (Großer Beifall.) Zum letzten Punkt der Tagesordnung »Die staatliche Pension», und Hinterbliebenea-Ler» sicherung" sprach der Chemnitzer Geschäftsführer des Deutsch nationalen Handlungsgehilfen - Verbandes Franz Stühr. Der Redner führt« etwa folgendes aus: Mit dem Erscheinen des Entwurfes eines Verjiche- rungsgejetzes für Angestellte sei ein wichtiges Kapitel in der Geschichte des rund 10 Jahre währenden Stre bens der Privatangestellten nach Herbeisührung emer ausreichencen Znoalidiräis-, Alters- und Hinterblie bene,i-V«rsorgung zum Abschluß gekommen. Dieser dock zweifellos hockbedeutsame Versuch eurer Ausge staltung unserer sozialen Bersicherungsgesetzgebung habe merkwürdige Erscheinungen gezeitigt. Die arn sätzlicljen Gegner der besonderen Kasseneinrichtung, die in der Freien Vereinigung zusammengeschiossenen Gruppen, etwa 60 000 Köpfe zählend, versuchten den im Haupiausjchuß vertretenen 700 000 Angestellten klarzumachen, daß der Entwurf unter allen Umstän» den adgclehnt werden müsse. Die Pnoatversicherungs- gejellschaften und die mit ihr verbündete Bersiche- rungswissenschast mußte man aus naheliegenden Gründen von vornherein im Lager der Feind« de» Gesetzes erwarten. Sie alle operierten gegenwärtig mit dem recht fadenscheinigen Argument vom Ausbau der allgemeinen Invalidenversicherung. Als ein Ver spiel für die Art, die Tatsachen auf den Kopf zu stel len, oezeichnete der Redner Den von der Handels kammer Chemnitz kürzlich veröffentlichten Bericht über die in dieser Körperschaft zu dem Gegenstände gepflogenen Verhandlungen. Der einzige gangbare Weg sei der im Gesetzentwurf vorgesehene. Das oeweise auch schlagend di« Entwicklung, die die ganze Bewegung genommen habe. Nach der Veröffentlichung der zwer 1 en D e n k s ch r i f t, die auch in den Rei ben der Minderheit nicht unbedingt verworfen wurde, hätte kein ernsthafter Sozialpolitiker, der bewußt den Ausstieg des Standes der Privatangestellten wolle, dem Phantom des Ausbaues mehr nachjagen dürfen. Allerdings zeige der Gesetzentwurf noch verschiedene Mängel. Der Redner erörterte diese im einzelnen und stellte ihnen die vom hauptausschusse gestellten Verbesserungsanträge gegenüber. Diese gipfeln in der Forderung einer angemessenen Erhöhung der Bei träge, di« höhere Leistungen im Gefolge habe und in der Beseitigung der Versicherungsgrenze. Der Verwaltungsaufbau sei im allgemeinen übersichtlich und klar, und die Regierung habe mit der dem Gesetz entwurf beigcgebencn Begründung gezeigt, daß sie für den Ernst der Lage und die Bedürfnisse des „neuen Mittelstandes" volles Verständnis besitze. Man dürfe daher erwarten, daß der Gesetzentwurf in der Herbsttagung des Reichstages zur Verab schiedung komme. Täusch« man sich darin, so wäre die hoffnungsloseste Resignation unter den Privatangestelllen zu befürchten. Denn auf absehbare Zeit hinaus würden die Privatangestellten mit einer 'Wiederaufrollung der Frage wohl nicht zu rechnen haben. Das sollten sie auch ihrerseits beden ken, die Größe der Stunde erkennen und durch ihr« geschlossene Zustimmung zu der vorliegenden Ent schließung bekunden, daß sie gewillt sind auszuharren, bis der Sieg errungen ist. (Stürmischer Beifall.) Im Anschluß an den Vortrag wurde die nach stehende Resolution einstimmig angenommen: Der 9. Sächsische Handlungsgehilsentag begrüßt den vom Rcichsamt des Innern vorgelegten Entwurf eines Versicherungsgesetzes für Angestellte als einen brauchbaren Weg zur Durchführung der von den Pri vatangestellten ersehnten staatlichen Alters- und Hin terblicbenenversorgung. Der Handlungsgehilfentag macht die vom Hauptansschuß vorgelegten Leitsätze zur Verbesserung des Gesetzentwurfs zu den seinen und bittet die gesetzgebenden Körperschaften, sich nicht durch die in letzter Zeit hervorgetretene Gegnerschaft irremachen zu lassen, sondern den Abschluß der jahre- Alles aber, auch das Unaussprechliche, spricht der letzte Gruß am Grabe. Für die großen Ereignisse hat sich Familie den echten Gruß aufgespart, am Alltag grüßen Eltern und Kinder einander gedankenlos, wie man Fremden die schuldige Pflicht nicht weigert. Mit der neuen Zeit kamen neue Grüße auf, die noch rascher entwertet wurden als die altgewohnten. Wo rufen heute zwei Radfahrer beim Begegnen einander noch „All Heil!" zu? Mich dünkt, man hätte es nie mals getan. „Gut Heil!" und „Gut Holz!" sind Formeln geworden, Trinkruse, die dem Durstig«!» einen Grund zum Trinken geben. Die mit sym bolischen Bewegungen der Ehrerbietung verbundenen Grüße des Islam behielten noch am längsten den alten Wert. Der Deutsche, der heute jeder Frau des Mittelstandes die Hand küßt, weil er das für vor nehm hält, mag nicht einmal mehr den Hut vom Kopfe ziehen und gründet Antigrustvereine. Es wird niemals ehrerbietig wirken, wenn wir den Finger gleichgültig an den Filzhut Heden, kreuzt eine Dame unser« Weg, wie auch der steife Gruß des Grenadiers, den er des Königs Rock an seinem Hauptmann be zeigt, nichts mehr von dem Wunsche des rechten Grußes in sich trägt. Aber es wird immer als ein Zeichen der Verehrung und Bewunderung empfunden werden, wenn ein schmucker, junger Leutnant einer vielschönen Frau die Honneurs macht, die Hacken hörbar zusammenklappt und mit leichter Verneigung die Hand an den Mützenrand hält. Welche Frau empfände das nicht als Gruß, der ihrer Schönheit gilt? Die Frauen, denen die Ordnung mehr den Dank als den Gruß auftrug, wissen noch am besten gegenzu grüßen. Dem jungen Mädchen, das wir achtungs voll begrüßen, steht der Tank auf den erglühenden Wangen geschrieben, es senkt geschmeichelt den Blick, und auch ohne daß sie den Mund öffnet, glauben wir ihr den beredten Gegengruß. Des Grußes innigste Gestalt ist der Kuß. Seit Judas den Herrn mit einem Kusse verriet, ist der Kuß auch al? Gruß mißbraucht, zu aller» Zeiten und non allen Ständen. Der Handlich ein erhabener Ausdruck unserer Verehrung nor der Majestät der Schönheit. Güte und Treue, ist Scheidemünze geworden, und der Bahnhofskuß weckte längst den Spott Dritter; er ist im Zeitalter des Automobils selbst den Beteiligten peinlich geworden und erscheint ihnen mehr als je überflüssig. Mit dem Händedruck beim Gruße sind wir heute glücklich so weit, daß man oft nicht recht weiß, ob man dem andern die Hand hinstrecken, di« Hand des andern nehmen soll und darf oder nicht. Die Zeitalter üben auf den Gruß der Menschen untereinander großen Einfluß. Die Grüße haben ihre Moden wie Kleider und Literaturen. Das „Glückauf" des Bergmanns ist fast ein leerer Schall geworden, jetzt haben wir einen ähnlichen Gruß, der zeitgemäß ist. Vorläufig erschallt er noch erst an den Gondeln der Luftschiffe aller Svsteme und hat einen herzlichen Klana, das „Glück ab!" Wie lange noch und es acht von Mund zu Munde, das schwerwieaende, wunschrciche „Glück ab!" Bold inird sich auch bei diesem Gruße kaum einer dann noch bewußt sein, daß im Gruße des Menschen ein Wünschen liegt, das Glück zu beschwören, das flüchtige, trugvolle, goldene Glück. p. s. Kunst unü Dillenlchskt. * „Leib! und sein Freundeskreis". Unter diesem Titel veranstaltet die „Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst" anläßlich ihres 10jährigen Bestehens vom 7. Mai bis 10. Juni eine Ausstellung, an der auch die National-Galerie sich beteiligt. Sie enthält fast nur aus erlesene Werke ans privaten und öffentlichen Galerien, deren Versicherungswert wohl drei Viertel Millionen Mark übersteigen dürfte. Von vierer Summe ent fallen allein mehrere hunderttnulend Mark auf die Kollektion Carl Schuchs, des so spät und rasch be rühmt Gewordenen, während Trübner und Thoma mit je etwa 20 Werken aus ihrer ersten Periode (1870—81) vertreten sein werden. Dazu kommen sechs Originale von Leib! selbst, sowie reiche Kollektionen von Johann Sperl, Theodor Alt. Hirth du FrSnes und Otto Scholderer. K. „Maler Rainer". Oper in 3 Akten von Karl Moschet, Musik von Franz Picker, fand bei ihrer Uraufführung im Praaer tschechischen National, theater lebhaftesten Beifall und gab dem Verfasser, der selbst dirigierte. Gelegenheit, sich nach den Akt- schlüssen zu bedanken. Das Werk ist nicht epoche machend, auch träufelt der Quell eigener musikalischer Gedanken nicht allzu reichlich, aber es ist wirksam gemacht und vorzüglich sind die Chöre, weshalb der 2. Akt, der von ihnen beherrscht wird, auch den stärksten Eindruck machte. Auch der Text ist unterhaltend.
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