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Anzeigen-Prel- Mr 2»l«rat» «»» L«i»»ia »ad Umgeda», »t« llpaltigePetitjeil« LPf, dieNeklame» »eU« 1 Ml., 00» «»»wärt» 30 Ps^ Netiamen 1_Äi Ml.. 2»Irrat« v»a Behörden im amt« ltche» leit di« Petitieil, SV ««. G«ichäst»anj«tge» mit Platzvorlchrifte» ». t» der Bd«nda»»gade im Prelle erhöht. Nadatt nach Tarif. Bella,egedührSesaml. a»slag« S Ml. 0 Taalend «rkl. Poltgediihr. Teildeila,« hüyer. FeRertetU« lilasträo« können nicht t»rück- aeza,«» «erde». Für da» Erscheinen a» demämUen Tage» and Plätzen wird lein« Garantie übernommen. »n,«t,en» Annahme 2,h»»»t»,»ss» bet sämtlichen Filialen a. allen Annoncen» Erveditionea de» In- and Auolande». Dr»ck an» Verl», de» t!et»ii»e> Tatze blatte» ch. V»l». Inhaber. V»»l Kürst«». Redaktion >»» M»schält»st«ll«i Iohannl»gass« 8. Fernsprecher. ltM. l«KS3. l«60ä Ha»ot - Filiale Dr«,d»»: Seettratz» 4. l iTeleohon «821X Nr. 120. Die »oi!iege»de Aasgabe imMt 8 Seile«. Glne Warnung snKsnkreich. Seit Wochen waren die Spalten der Presse von Mitteilungen über die Vorbereitungen des Vor marsches der Franken auf Fez gefüllt. Nachrichten aus Frankreich ließen keinen Zweifel darüber auf kommen. daß die französische Regierung nicht etwa nur den Entsatz bedrohter Europäer beabsichtig«, sondern daß es darauf ansging. Marokko voll- ständig unter seine Abhängigkeit zu bringen. Die Verwirklichung dieses Strebens würde zweifelsohne, wie wir wiederholt dargelegt haben, gegen den Wortlaut und Deist der Algecirasakte ver stoßen. Man konnte daher auf die Stellung der Mit unterzeichner dieser Akte zu dem eigenmächtigen Vor gehen Frankreichs gespannt sein. S p a n i e n hat an geblich Truppen zusammengezogen, um nötigenfalls einen Einmarsch in die sogenannten „bedrohten" marokkanisch)«»: Gebiete zu vollziehen. Die deutsche Regierung hatte sich bisher ausfälligerweise in Schweigen gehüllt, und die von verschiedenen Seiten aufgestellte Behauptung, sie habe sich für den Vor marsch Frankreichs aus Fez Kompensationen zusichern lassen, fand ziemlich skeptische Aufnahme. Jetzt hat nun Herr v. Kiderlen-Wächter durch die „Nordd. Allg. Ztg." seine Meinung kundgetan. Wir lesen La u. a. folgendes: „Es bleibt natürlich dem Ermessen Frank reichs überlassen, welche Mittel ihm geeignet erscheinen, da es auch die Verantwortung für die Folgen der angewantten Mittel trag!. Nach bünülgen Versicherungen der sranzosijchen Negierung hat sie lediglich die Absicht, die zur Sicherung ihrer Staatsangehörigen nötigen Maßregeln zu er greifen . . ., auch liegt eine Besetzung von Fez nicht in ihren Absichten. Es ist zu hoffen, ^>aß die Er eignisse der französischen Regierung die Innehaltung ihres Programms gestatten werden. E i n Hinausschiebcn über dasselbe würde deshalb mit der Algecirasakte nicht inEinklangstehen, weil ein wesentlicher Be standteil der Akte ein unabhängiger mar 0 lka .risch - r Herrscher ist Ein Durch brechen wesentlicher Bestimmungen der Algeciras- aktc, selbst wenn es durch zwingende äußere Um stände und gegen den Willen der handelnden Macht herbciqesührt würde, würde sämtlichen Mächten ihre volle Aktionsfreiheit wiedergebcn und könnte damit zu Konse quenzen führen, die sich zurzeit nicht über sehen lassen." Tas ist eine sehr deutliche, eindringliche War nung an Frankreich, in seiner Eigenmächtigkeit nicht zu weit zu gehen und den Bogen nicht zu Über spannen. Die Drohung, das; man gegebenenfalls auch vor den nötigen Konsequenzen nicht zurückschrccken werde, wird hoffentlich in Frankreich die richtige Be achtung finden. Jedenfalls wird man am Quai d'Orsay sich versichert halten dürfen, daß die deutsche Regierung gegen eine Beschränkung der Unabhängig keit des Sultans von Marokko auf Grund der Alge- cirasaltc tcn schärfsten Widerspruch erheben wird. Im d e u t s ch c n V 0 l k c aber wird diese mannhafte Sprache, die man gerade n der Marokkoangelegen heit lange nicht zu hören gewöhnt war, nut leb hafter Befriedigung vernommen werden. Oss Grüne Nuw. Roman von August Weißt. 361 (Nachdruck verboten.) Der Polizeirat klingclie und befahl einem De tektiv. einem Juwelier aus der Nähe zu holen. Von diesem ließ er den Schmuck genau untersuchen und noüerte sich die angegebene Fabrikmarke und Fa brikatnummer. „Punkt Nr. 1". sagte der Polizeirat zu Sphor, „sie sprach von einem alten Familienstück, nicht wahr'? Alte Familienschmuckjachen haben keine Fabrikmarke, mein Lieber. In früheren Zeiten wurde nichts in Fabriken erzeugt, sondern jeder Goldschmied arbeitete für sich in seiner Werkstätte. Also von Familienstück kann keine Rede sein." Wurz öffnete das Medaillon und bat den Ju welier. die unter einem kleinen feinen Glas befind liche Miniaturphotographie herauszuheben. Auf die Rückseite des Bildes war ein Kreuz mit Tinte gezeichnet, darunter standen die Worte: 12. Ja nuar 1907. Wurz legte das Bildchen wieder in den Rahmen zurück und ichloß die Spange; der Juwelier wurde entlassen. Sphor und der Polizeirat waren wieder allein. Der Polizeirat schritt nachdenklich im Zimmer auf und ab und passte dicke Wolken einer schweren Zigarre vor sich hin. Im Gehen begann er zu sprechen, gleichsam, als wurde er laut denken: „Diese paar Worte, die auf der Rückseite des Bildes stehen, sprechen Bände. Mehr als das, sie können ein Todesurteil werden. Die Schrift ist nicht frisch. Die Frau, der da» Armband gehört, mußte also schon zu einer Zeit, da wir olle über die Person des Ermordeten noch im unklaren waren, wissen, wer er ist. Wieso", frage ich, „wußte sie, daß Adolf Strebinaer und Georg Tastellmart ein und dieselbe Person sind? Wi« könnt« fi« e» wissen, wenn sie nicht mit dem Morde t» unmittelbarer Verbindung stand?" Der Polizeirat war auf seiner Promenade vor Sphor stehen geblieben und fragte: „Wie sieht sie eigentlich au», diese Campobello?" „Sie ist eine der Fleur d'or-Damen", antwortete Sphor. „Die Personbeschreibung, welche die beiden Kutscher von jener Frau gaben, die auf so merk Montsy» üen 1. Ms! lSU. los. Jahrgang. Man ist zu dem Schluss« berechtigt, daß die Zeiten vorüber sind, in denen das Deutsche Reich alles, was von Frankreich in Marokko getan wurde, ruhig hin nahm. Die Möglichkeit energischer diplomatischer Maß nahmen ist inzwischen auch bereits recht nahe gerückt, denn die Mahalla des Majors Brsmond ist tatsächlich in Fez angelangt. Darüber unterrich tet folgende Depesche: Tanger» 1. Mai. (Tel.) Di« Ankunft der Ma halla Bremond in Fez wurde der englischen Gesandtschaft heute durch eine Mitteilung des englischen Konsularagenten bestätigt. Auch der spanische Konsul hat aus guter Quelle die Be stätigung der Nachricht von der Ankunft Brömonds in Fez erhalten. — Don dem französischen Vizekonsul Boisset ist aus Suk el Arba ein Brief vom 27. April eingetroffen, wonach die Mahalla Brümond am 2V. April im Gebiet der Uled Djama, 20 Kilometer nördlich von Fez, stand und vermutlich am 2 7. April Fez erreichte. Kongreß üer Sttlsksllen Deutlchlanüs. Im Berliner Gewerkschaftshause tagte am Sonn abend der zur Besprechung der Reichsoersicherungs ordnung einberufene Hilfskassenkongreß. Es waren etwa 100 Delegierte aus allen Teilen Deutschlands an wesend. Das Reichsamt des Innern teilte mit, daß sein Referent verhindert ist, dem Kongreß beizu wohnen. Von den sämtlich eingeladenen Reichstags fraktionen ist nur die sozialdemokratische Fraktion durch Abgeordneten Schmidt-Berlin vertreten. Die österreichischen Arbeiterkrankenkassen haben vier Ver treter entsandt, da auch dort sich Bestrebungen zur Einschränkung der Selbstverwaltung der Kranken kassen geltend machen. Ueber das Thema „Die Reichsver- s i ch e r u n g s o r d n u n g und die ein geschriebenen Hilfskassen" referierte Zaffke. Tie Rcichsregierung hat 1906 erklärt, daß sie ihren Entwurf zur Reichsversicherungsordnung umgestalten werde je nach der Aufnahme, die er in der Oeffentlichkeit finden werde. Das Gesetz geht darauf hinaus .daß in Zukunft die Hilfskassen als Ersatzkassen i-ick-t mehr zngelaG'N werden süssen und daß .ässe Hilfskassen aufbören müssen. Dagegen hat man kür die Jnnungskassen diese Beschränkung nicht mit ein- aefübrt. Die Reichstagskommission hat in der zweiten Lesung alle Verschlechterungen, die in der Regierungs vorlage gegen den heutigen Zustand vorhanden sind, wieder bergcstellt. obwohl sie in der ersten Lesung manche Verbesserungen voraenommen hatte. Da der Bundesrat auch bei der kaufmännischen Hilfskassen berechtigt sein wird, diejenigen zu bezeichnen, an die die Pflichtkassen vier Fünftel der Beiträge abfiihren sollen, die die Arbeitgeber für die Mitglieder ab führen müssen die den Ersatzkassen zugewiesen werden, ist die Befürchtung gerechtfertigt, daß man sich diese Ersatzkassen aussnchen und vielleicht nur die deutsch nationale Hamburger Kasse zulassen wird. Die Arbeiter wünschen jehnlichst die Beseitigung d«r Innungskassen, die nach der Vorlage aufrechterhallen werken sollen, da diese Kassen nichts leisten und sogar bis zu 16 Mitglieder heruntergehen. (Heiterkeit.) Bei der Stellenbesetzunq sollen die Arbeiter entrechtet werden. Die Arbeitgeber werden cs durch Versagung ihrer Zustimmung jederzeit in der Hand haben, diese Stellen zu besetzen. Redner faßt dann in einer Reso lution die einzelnen Wünsche für die Abänderung der Vorlage zusammen. Hierauf sprach Deisinger über den „Ent wurf des Gesetzes, betreffend die Auf hebung des Hilfskassengesetzes". Schon das jetzige Gesetz gibt den Behörden die volle Möglich keit, gegen Schwindelkassen oorzugehen. Das hat man aber nicht getan, sondern man ist gegen die Arbeiter blätter eingeschritten, die die Arbeiter vor den Schwindelkassen gewarnt haben. Redner unterbreitet eine Resolution, in der die Regierungsvorlage als ein Ausnahmegesetz gegen die eingeschriebenen Hilfskassen bezeichnet und vom Reichstag die Ablehnung dieser Vorlage verlangt wird. Vertreten waren auf dem Kongreß 205 Kassen mit 675 198 Mitgliedern und 4 Kassenverbände mit 76 000 Mitgliedern. Der Vorsitzende verweist darauf, daß auf der Tagesordnung des Zentralverbandes Deutscher Industrieller die Reichsregierung ver treten war. In d«r Diskussion wird von einem Dresdner Delegierten hervorgchoben, daß die Lahmlegunq der Hilfskassen, die aus Gründen der so genannten Mittelstandspolitik erfolge, gerade zahllose Kleingewerbetreibende schwer schä digen würde. (Zustimmung.) Nach Annahme der Resolutionen wird beschlossen, die Hilfskassenkommission bestehen zu lassen, und der Kongreß sodann geschlossen. palitilche Nachrichten. Zum Tode des Fürsten Georg von Schaumburg-Lippe erhält der „Berl. L.-A." weitere Nachrichten, denen wir folgendes entnehmen: „Der Fürst litt schon längere Zeit an Asthma und Arterienverkalkung, doch glaubte man nicht, daß der Zustand so bedrohlich sei. Gestern gegen Mittag trat eine plötzliche Herzschwäche, die sich im Laufe des Nachmittags trotz aller Gegenmittel mehrfach wiederholte, ein. Gegen Abend verfiel der Fürst in Bewußtlosigkeit, und entschlief sanft gegen 9s/> Uhr. Nock in der Nacht traf der bisherige Erb prinz, jetzige Fürst Adolf, aus Bonn in Bückeburg ein, auch die anderen Söhne sind noch in der Nacht an gekommen. Es ist eine sechsmonatige Hof trauer und eine sechswöchige Landes trauer angeordnet." Fünsundzwonzigjähriges Bestehen des Berliner Sachsenvereins. Berlin, 1. Mai. (Tel.) Das 25jähr ige Be stehen des Sachsenvereins zu Berlin wurde gestern abend unter Teilnahme der Herren von der sächnschen Gesandtschaft, von jetzigen und früheren Bundesbevollmächtigten und in der Reichshauptstadl angesessenen zahlreichen Landsleuten festlich be gangen. Bayrisch« Landtagsersatzwahlen. Straubing, 1. Mai. (Tel.) Bei 'der gestrigen Landtagsersatzwahl im Wahlkreise Straubing wurde der Zentrum slandidat Raab mit 3981 Stimmen gewählt, der Kandidat des Bauern bundes erhielt 2794 und der sozialdemokratische Kan didat 1106 Stimmen. Rosenheim, 1. Mai. (Tel.) Bei der gestrigen Landtagsersatzwahl im Wahlkreise Rosenheim wurde der Zentrum skandidatSchnarnagl mit 5400 Stimmen gewählt. Der liberale Kandi dat erhielt 865, der sozialdemokratische 1330 und der Kandidat des Bauernbundes 289 Stimmen. Nachklänge zu, Eröffnung der Turiner Ausstellung. Turin, 1. Mai. (Tel.) Aus Anlaß der Eröffnung der Ausstellung fand gestern abend im Kgl. Schloß Galatafel statt, an der der Hof, die Minister, das diplomatische Korps, die Präsidenten des Parlaments und die Spitzen der Behörden tcilnahmen. Eine ostentative Ernennung. Paris, 1. Mai. (Tel.) Der von Hammon be schuldigte französische Geschäftsträger in München Allizö ist vom Minister Cruppy zum Vor sitzenden der Kommission für die diplo matische und Konsularprüfung ernannt worden. Der 1. Mai in Paris. Pari», 1. Mai. (Tel.) Wie cs heißt, wollen die Arbeiterverbände zur heutigen Maifeier das Militär und die Polizei nicht provozieren, aber mit allen Mitteln jedem Versuch der Sprengung des Zuges entgegenwirken. Neue Winzerausschreitungen in Frankreich. Bar-sur-Aube, 1. Mai. (Tel.) Nach Schluß einer Versammlung von mehreren tausend Winzern zugun sten der Wiedereinbeziehung der Cham pagne in den Weinbaubezirk kam es zu einem Zusammenstoß zwischen den Winzern und Militär. Hierbei wurde ein Dragoneroberst vom Pferde gerissen und verwundet. Mehrere Ver haftungen wurden vorgenommen. Bar-sur-Aube, 1. Mai. (Tel.) Die Zusammen stöße zwischen Soldaten und Winzern wieder holten sich zweimal. Oberst Dimitry wurde bei einem Sturz seines Pferdes aus dem Sattel ge schleudert und leicht verletzt. Die Zusammenstöße waren ziemlich heftig: mehrere Frauen, Soldaten und Demonstranten wurden niedergetreten, einige leicht verwundet. Um 9 Uhr abends war die Ruhe wiederhergestellt. Keine Ministerkrisis in Konstantinopel. Konstantinopel, 1 Mai. (Tel.) Wie aus guter Quelle verlautet, teilte der Kriegsminister gestern abend dem Eroßwesir mit, daß Oberst Sadik, in dessen Hause die Vereidigung der Mitglieder eines Eeheimbundes stattfand, morgen nach Saloniki abreise. Somit scheine einer Ministerkrisevqr gebeugt zu sein. Nus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 1. Mai. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussagefür Len 2. Mai. Südwestwinde, zeitweise aufheiternd, etwas wärmer, kein erheblicher Niederschlag. Pühlberg: Glänzender Sonncnunter. und auj- gang, Himmelssärbung orange. Fichtelberg: Matter Sonnenuntergang, Abendrot, glänzender Sonnenaufgang, Morgenrot. * Ordcnswesen. Der Herzog von Anhalt hat dem Dirigenten des Leipziger Lehrergesangoereins Prof. HansSitt in Leipzig die Ritterinsignien 2. Klasse des Herzog!. Anhaltischen Hausordens Albrechts des Bären verliehen. * Auszeichnungen. Das Königliche Ministerium des Innern hat dem seit 1. Mai 1881 ununterbrochen in der Klinik für orthopädische Chirurgie des Medi zinalrats Professor Dr. Kölliker in Leipzig, Marien- straße lO, beschäftigten Operationsgehilfen und Masseur würdige Weise von der Erillhoferstraße in die Stadt fuhr, könnte auch auf sie passen." Der Polizeirat ging zum Fenster und blickt« ein« Weile auf die Straße hinaus, ohne zu sprechen. Plötzlich wandte er sich um und sagte: ,,Ja, das wird das Vernünftigste sein. Ich fahre selbst zu ihr. Kein noch so guter Bericht kann mir de-r persönlichen Eindruck ersetzen. Bitte, finden Sie sich gegen sechs Uhr bei mir ein, dann wollen wir das Weitere besprechen." * * * Um halb fünf Uh: wurde der Gräfin di Campo- Lello der Beamte Les Fundbureaus, Wurz, gemeldet. Wurz, der einfache Zioilkleidung trug, wurde in den Salon geführt, in welchem ihn die Gräfin bereits erwartete. Mit einem einzigen raschen Blick umfaßte der Polizeirat die Gestalt der Gräfin, die ihn, ohne aus- zublicken, aufforderte, näherzutreten. „Ich bitte, ich komme wegen des Armbandes, be gann er." „Ich weiß ... ich weiß . . . Machen Sic keine langen Einleitungen. Wie hoch ist der Finderlohn?" „Zehn Prozent des Wertes." „Also, jagen wir: Vierhundert Kronen. Hier sind sie." Der Polizeirat steckte die Noten ein und stellte darüber eine Empfangsbestätigung aus. »Jetzt geben Sie mir endlich einmal das Arm band." „Sehr gern. Nur muß ich Sie vorher bitten, cs mir genau zu beschreiben!" „Gott, ist das eine Umständlichkeit! Damit Sie aber ja nicht fehlgehen . . ." Die Gräfin schritt zur Tür und rief ihren Mann. ,/Bitte, sage du dem Herrn, wie das Armband aussieht. Sonst glaubt er vielleicht gar, ich habe mir die Details gemerkt, als Baron Sphor es mir zeigte." Der Graf erschien im Türrahmen, nickte dem Polizeirat flüchtig zu und gab die schon bekannte Be schreibung. „Stimmt", sagte der Polizeirat, „besondere Merk male vermögen sie keine anzugeben?" Während der Graf gesprochen hatte, war seine Frau zum Fenster getreten und trommelte nervös an die Scheiben. Bei der Frage des Polizeirates drehte sie sich jäh um. „Von besonderen Kennzeichen weiß ich nichts", antwortete der Graf. Die Gräfin setzte heftig fort: „Es ist gar nichts Besonderes an dem Armband. Wenn ich gewußt hätte, daß das so viel Umstände und Fragen hervorruft, hätte ich es wirklich unter lassen, den Baron zu bitten, in der Sache zu inter venieren!" „Verzeihen Sie, aber es ist meine Pflicht, genau nach den Vorschriften vorzugehen. Ich kann zu meinem Bedauern auch dann nicht davon abgehen, wenn ich lästig falle. Uebrigens genügt mir die Auskunft, die ich erhalten. Bitte, hier ist das Armband." Der Graf verschwand im Nebenzimmer. „Ich bitte Sie nur noch", begann der Polizeirat Wurz wieder, „diese Empfangsbestätigung zu unter schreiben." Der Polizeirat l«gte ein Formular auf den Tisch, das die Gräfin rasch unterschrieb. Der Polizeirat Wurz empfahl sich. Als er über die Treppe ging, wurde er plötzlich von oben gerufen. Ein Bedienter beugte sich über das Geländer. „Die Frau Gräfin läßt noch einen Augenblick bitten." Wurz wurde in das Zimmer zurückgeführt, das er eben verlassen. Die Gräfin oi Campobello saß beim Tisch und hielt Las Armband in den Händen. „Mein Herr", jagte sie mir einem leisen Beben in der Stimme, ohne den Polizeirat anzublicken, „dieses Armband ist nicht mein Eigentum. Nehmen Sie es zurück, damit es der rechtmäßigen Besitzerin zugestellt werden kann." Der Polizeirat war einen Augenblick betroffen. Was war da vorgegangen? Er sah sich im Zimmer um. Nichts Auffälliges war zu bemerken. In höflichem Tone wandte er sich an die Gräfin: „Verzeihen Sie. aber vor wenigen Minuten haben der Herr Graf und Sie das Armband als Ihr Eigen tum erkannt. Auch Baron Sphor gegenüber haben Sie erklärt, die Besitzerin zu sein." Die Gräfin fuhr gereizt aus. Während ihre Hände sich zu Fäusten ballten, blitzten ihre großen dunklen Augen den Polizeirat herausfordernd an. „Ich denke, es genügt, wenn ich Ihnen sage, daß dieses Armband nicht mir gehört. Soll ich mir fremdes Eigentum aneignen? Ich habe geirrt. Es liegt eine täuschende Aehnlichkeit vor, aber mein Schmuck ist es nicht." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ der Polizeirat das Haus der Gräfin. In tiefem Nachdenken schritt er dahin. Auf dem Wege in sein Bureau legt« sich der Polizeirat nur die eine Frage vor: Was konnte die Frau veranlaßt haben, plötzlich den Schmuck abzu leugnen, auf dessen Besitz sie so hohen Wert legte, von dem sie sich nie getrennt hatte? Denn daß es der ihre war, stand für den Polizeirat fest. In den wenigen Minuten, in denen sie sich allein im Zimmer befunden hatte, mußte irgend etwas ge schehen sein, das sie im Innersten aufwühlte. Sonst hätte sie nicht so bleich und zitternd dagesessen, als er wieder ins Zimmer trat. Beim Lichte seiner Lampe prüfte der Polizeirat nochmals das Armband. Als er die Lmaildecke öffnete, bemerkte er zu seiner Verwunderung, daß das Glas vor der Photographie fehlte. Und wie seine Blicke bei dieser Entdeckung in Ge danken über den Tisch schweiften, sah er das kleine feine Deckglas aus seinem Aktenbündel hervorlugen. Sapperment, daß er das übersehen hatte! Offen bar hatte er nachmittags im Gespräch mit Doktor Martens vertieft in der Eile vergessen, das Glas wieder aufzulegen. Und nun war alles klar. Die Gräfin hatte wohl, als sie sich allein befand, nach dem Bilde gesehen, das Fehlen des Glases be merkt, daraus geschlossen, daß Unberufene ihr Ge heimnis durchschaut, sofort die Tragweite und Gefahr dieser Entdeckung erkannt und zur Abwehr aller Kon sequenzen den einzig möglichen Ausweg gewählt: den Besitz des gefährlichen Schmuckes abzuleugnen . . . Das war eine böse Sache, nun konnte man nicht an sie heran. Wie wollt« man ihr beweisen, daß dos Armband doch ihr gehörte? Wie konnte man der Gräfin di Campobello beweisen, daß gerade sie dieses Armband verloren? Auch die Baronin Sternberg hatte im ersten Augenblicke geglaubt, ihren Schmuck in Händen zu halten . . . konnte die Gräfin nicht ebenso geirrt haben? Dann aber verfolgte man aber mals eine falsche Spur, vergeudete Zeit, verschwendete Mühe. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)