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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110216028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-16
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Nr. 47. ros. Ishryany. der Deutsche Landwirtschaftsrat dahin aus. die Lantesregierungen, die noch keine Inlandslegiti- mation für die ausländischen Arbeiter vorgeschrieben habe«, wiederholt zu bitten, tunlichst bald et«hettliche Bestimmungen mit den übrigen Bundes A«oten zu vereinbaren politische Nachrichten. Gegen die Orduungsstrafea der Rechtsanwälte. Im Reichstage ist von den biiracrlichen Par teien mit Ausschluß der Konservativen und der Reichs partei einAntrag eingebracht worden, der die B e - seitigung der Ordnungsstrafen gegen Rechtsanwälte wegen Ungebühr fordert. Wahlen zum Berliner Kausmannsgericht. Bei den Arbeitgederwahlen zum Berliner Raufmannsgericht in 24 Wahllokalen haben di« So zialdemokraten am Mittwoch dreiEitzege wonnen. Aussperrung. Der Arbeitgeberverband deutscher Mützcn- sabrikanten beschloß, sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen, soweit sic im Kürschnerverband organisiert sind, vom nächsten Montag ab auszu- sperren. Es kommen 1500 Arbeitnehmer in Frag«. Zur Erkrankung de» Papstes. Wir teilten bereits heute morgen kurz mit, das; der Papst erkrankt sei. Reuere Depeschen besagen darüber folgendes: Rom, 16. Februar. (Tel.) Wie „Osservatore Romano" mitteilt, leider der Papjr an einer leichten Erkältung, die er sich vorgestern zn- gezogen hat. Der Arzt verordnete «ine kurze Zeit der Ruhe. Deshalb wurden die üblichen Audienzen für heute aufgehoben. — „Tribuna" meldet, die Temperatur des Papstes sei am Abend auf 37,8 ge stiegen. Die grösseren Bronchien seien leicht in Mitleidenschaft gezogen. Die Krankheit sei nicht ernst. Der Arzt höbe mit Rücksicht auf das hohe Alter strenge Diät verordnet und hoffe, vier Tage würden zur völligen Genesung genügen. Die Freilassung Durand». Pari». 16. Februar. (Tel.) Der freigelassene Zyndikatssekretär Durand wurde bei seiner Ankunft in Havre von einer grossen Menge begrüsst und sodann in das Bolkshaus geleitet, wo an lausend Arbeiter versammelt waren, di« ihm stürmisch zu jubelten. Hierauf fand unter seinem Dorsch ein« Versammlung statt, in der Durand seine Dankbarkeit über die zu seinen Gunsten unternommenen Schutte ausdrückt« und den Arbeitern empfahl, an der Syn - Likatsbewegung fest zuhalten. Kus Leipzig nnü Umgegenü. Leipzig, 16. Februar. Wetterbericht der Königl. Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 17. Februar 1911. Südwcstwinde, wolkig, milde, kein erheblicher Niederschlag. Pöhl berg: Starke Schneedecke, fester, guter Weg bis Annaberg, Schneeticfe 60 Zentimeter, glän zender Sonnenaufgang, Himmelsfärbung gelb. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler, starker anhaltender N«if. grossartiger Rlnchfrost. * Bezirksausschuss. In der heute oormittrq ab gehaltenen Sitzung des Bezirksausschusses begrüsstc der Vorsitzende Amtshauptmann v. N o st i tz - W a l l w i tz die neu cingctretenen Mitglieder tOemcindeoorstand L a n d m a n n - Großdalzig und Sanitätsrat Dr. Schmidt-Schönefeld. Genehmigung bzw. Befür wortung fanden sodann folgende Punkte der Tages ordnung: Die Festsetzung des Gehalts des Bürger meisters in Zwenkau (3600 steigen- bis 5600 .il), desgleichen des Gemeindevorstandes in Knautkleeberg (2100 .8, bisher 2000 4t), ferner des Gemeintevorstandes in G a u tz s ch (3100 .tt, bisher 2600 .8), des Gemeindevorstandes in Franke »beim (325 .8!, des Gemeindevorstandes in Dewitz (300 . Il), des Gemeindevorstandes in Löbschütz <500 .<(), des Gemeindevorftandes in Rüben (250 -tz» und endlich des Gcmeindcvor- standes in Lausen (400 .«). Weiter fanden Er ledigung in zustimmendem Sinne: Der zweite Nach trag zum Statut für das Gewerbegericht der Königl. Amtshauptmann'chaft Leipzig, die Erweite rung der G a s a n st a l t 1 der Stadt Leipzig: die Er richtung einer Gasanstalt in Engclsdorf durch Leipziger di« Thüringer Gasgesellschaft: der Beitritt der Ge meinden Abtnaundorf, Grossdalzig, Grosstölzig und Rückmarsdorf, sowie des Ritterguts Zehnten dem Gemeinde verband für das Elektrizitätswerk Leipzig-Land: das Anlagenregulativ der Ge meinde Rüssen (Aufbringung zur Hälfte von Ein kommen und Grundbesitz. Steuerfreiheit für alle Ein kommen bis 100 .8 und für Veteranen bis 900 .<): das Ortsstatut für die Gemeinde Thekla, beireffend die Oefsentlichkeit der Gemeinderatswahlen: das lOe such der Gemeinde Böhlen um Bewilligung der Ausnahmen von Vorschriften der Landgemeindcord- nung hinsichtlich des Anlagenregulativs: der erts- statutarischc Beschluss des Gemeinderats zu Schöne feld über die Ernennung des Sparkassenkassierers Klemm zum Sparkassendirektor: das Ortsge^ctz über die Verteilung des Aufwandes für Anlegung öffent licher Plätze nsw als Bauabgaben auf gewisse, in den Teildebauungsplänen t und 2, sowie im Bebauungs plan« über die Flurstücke Nr. 260, 261 und 262 an gegebenen Ortstei le von Schönefeld: der erste Nachtrag zum Regulativ über di« Erhebung von Be sitzveränderungsabgaben in Rüben und endlich tie A b t re n n n n g v o n G r u n d st ü ck c n in Lützschena, Reutzsch (Theklal, Zeschwitz Markkleeberg. Grossmiltitz und Lindenthal. Bezüglich der Ausdehnung des Gemeindeversicherungsverbandes zu Dresden auf ganz Sachsen hielt man es für das zweck mässigste, wenn der Dresdner Verband die Kreis hauptmannschaften Dresden und Bautzen, dagegen der Leipziger Verband die Amtshauptmannschaften Leip zig, Chemnitz und Zwickau umfasse. — Es folgte eine nichtöffentliche Sitzung. * Jubiläum. Vorgestern versammelte sich zum 13. Male das Personal der Rllschenfabrik von Heinrich Breitreld, Leipzig, in einem Fabrik räume, um das 25jäyrige Arbeitsjubiläum eines An gestellten dieser Firma zu feiern. Diesmal war es Herr Ern st Hermann der seit 25 Jahren, unter stützt von seiner Frau, im genannten Fabrikgebäude den Hausmannsposten versieht und sich während dieser langen Zeit treu bewährt hat, so dass ihm nicht nur die öffentliche Anerkennung seitens der Kgl. Kreis hauptmannschaft durch eine Ehrenurkunde, sondern auch die Zufriedenheit seines Chefs und di« freund schaftliche Gesinnung des ganzen Personals durch wertvolle Geschenke sowie durch eine Ansprache aus gedrückt wurde. * Neue Ferusprechftelle. Zn Bockwitz (Amts- hauptmannschaft Grimma) ist am 16. Februar eine Telegraphenanstalt mit öffentlicher Fernsprechstelle eröffnet worden. Die neue Anstalt hält befchränkten Tagesdienst ab. * Aus Leipziger Kunstsalons. Das kürzlich vom Städtischen Museum zum Preise von 82 000 er worbene Original Leibis „Spinnerin" ist musterhaft als Faksimile-Gravüre reproduziert er schienen und im Schaufenster der Firma F. W. Wittentzwey-Windsch ausgestellt. Wegen der Vorzüglichkeit der Reproduktion ist die Besichti gung sehr zu empfehlen. * Verein für Volksuuterhaltuugen. Der fünfte grosse Volksunterhaltungsabend findet am 18. Februar abends V28 Uhr in der Alberthalle statt. Dieter Abend ist dem Humor gewidmet, und wird an dem selben Herr Dr. Robert Riemann über Deutsch lands grossen Humoristen „Fritz Reuter" einen Vor trag halten. Ferner werden an diesem Abend noch folgende Künstler vom Stadttheater initwirken: die Opernsängerin Fräulein Grete M e r r e m, der Opern sänger Albert Kunze, der Opereltensänger Hugo Claus und der Operettensänger Oscar Wehle. * Elektrische Beleuchtung der Hainstrasse. Nach dem das Messviertel der inneren Stadt in der Haupt- fache mit elektrischer Beleuchtung versehen ist (mit Ausnahme der U n i 0 e r s i t ä t s st r a ss e und N i k 0 l a i st r a ss e. die noch bis zur Frühjahrsmesse elektrisches Licht erhalten sollen), hat der Rat in Ge mässheit einer Eingabe von Geschäftsinhabern der Hain st rasse beschlossen, auch in dieser Strasse elektrische Beleuchtung einzuführen. Es sollen in Ab ständen von 30 bis 35 Metern sechs Bogen lampen angebracht werden. Die Kosten betragen 5000 wovon rund 1600 4l auf Kabellegung und 3400 ^8 auf die übrigen Einrichtungen entfallen. Für die jährliche Unterhaltung sind pro Bogenlampe 413 .8, insgesamt also 2478 .8 auszuwcnden. Der Rat hat nun die Stadtverordneten um Zustimmung ersucht. * Die Ortsgruppe Leipzig I der Bereinigung Sächsischer Polizeibeamten hielt am 15. d. M. ihren zweiten, wiederum stark besuchten Vortragsabend im Lehrervereinshausc ab. Herr Fachlehrer Schöp pe n t h a u sprach über Pfcrdepflegc und die richtige Beschirrung des Pferdes im Interesse der Verkehrs sicherheit. In kurzen Umrissen schilderte der Redner die bestehenden Missstände und ersuchte die Anwesen Tageblatt. den, auch in dieser Hinsicht mehr wie bisher ihr Augenmerk auf diese Schäden zu richten. Anschliessend hielt Herr Peter, Beamter der Luftschifsahrts-Ä.-G. in Frankfurt a. M., einen Lichtbildervortraa (ca. 100 Lichtbilder) über die L u f t f ch i f f a h r t, seine bis herigen Erfolge und Aussichten. Der Vortragende zeigte an Hand von Lichtbildern die ersten schwachen Versuche in Len srüheren Jahrhunderten, Sie vor allem in Frankreich ihren Anfang hatten, führte darauf die Bilder des Freiballons vor und ging dann dazu über, wie versucht wurde, diese Ballons lenkbar zu machen, und in welcher Weise Gras Zeppelin dieses Problem in der bekannten, bis heute vollkommensten Weise gelöst hat. Er schilderte das Genie des Grafen, seine Enttäuschungen und Erfolge, die doch am Ende zum Siege geführt haben. Die bisher vom Grafen Zeppelin erbauten Luftschiffe wurden im Bilde vor geführt, die Entwickelung in sachlicher Weise erläutert und die vorgekommenen bedauerlichen Unglücksfälle erklärt. Auch wurde auf einem Phonographen die Rede des Grasen Zeppelin, „Der Dank an das deutsche Volk für die Spende zum Neubau von Luftschiffen", zu Gehör gebracht. Die Platte stammt von den Favoriias Werken in Hannover. Den musikalischen Teil des Abends hatte Herr Kamerad Adam (Geige) unter Klavierbegleitung weiterer Herren übernommen. Die Ausführungen trugen ganz er heblich dazu bei, dass sich dieser Abend zu einem ge nutzreichen gestaltete. Herr Adam konnte auch an dieiem Tage fein angeborenes Künstlertalent nicht verleugnen und erntete ebenso wie die anderen -Herren Vortragenden grossen Beifall. * Ein umfangreicher Balkenbrand war heute morgen im Grundstück Brühl 6 entstanden, und zwar in der Flanellfabrik Dietrich, G. m. b. H. Die Haupt wache rückte auf die Meldung hin unter Brandmeister Fritsch sofort mit dem ganzen Löschzug aus, doch brauchten nur die Wasserposten in Tätigkeit zu treten. Diese hatten allerdings etwa 3 Stunden zu tun, bis jede Gefahr beseitigt war. Jedenfalls ist Las Feuer am Fussboden ausgebrochen und hat dann langsam die Deck« durchbrochen. * Der Diebstahl auf dem Lagerhof des Dresdner Bahnhofs. Am 14. Februar abends in der 7. Stunde beobachtete ein Beamter der Wach- und Schliehg.sell- schaft drei Männer, die sich in verdächtiger Weoe auf dem Lagerhof des Dresdner Bahnhofs an einem eisernen Träger zu schaffen machten. Als sie sich beob achtet sahen, ergriffen sie die Flucht. Dem Beamten gelang es aber, eines der Beteiligten habhaft zu werden und dem Polizeiamt zuzuführen. Wie sich herausstellte, hatten die durch die Flucht Ent kommenen den Festgenommenen erst zum Diebstahl angestiftet. Die Diebe hatten zum Transport einen zweirädrigen Handwagen, die Arme mit starkem Eisenblech beschlagen und über den Rädern Lchutzbogen, mit an den Tatort gebracht. Diesen Wagen liessen sie im Stiche. Gegenwärtig befindet sich der Wagen in Verwahrung der 2. Polizeiwache, Hofmeisterstrahe. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auch dieser Wagen gestohlen worden ist. Der Eigentümer kann sich bei der Kriminalpolizei melden. * Gesuchter Droschkenkutscher. Eine Dame, d e am 9. Februar kurz vor 6 Uhr am Bayrischen Platz eine Droschke II. Klasse bestieg und nach der Elfterstrasse gefahren ist, hat versehentlich in der Droschke ihren Taschenmufs aus dunkelbraunem Fuchsfell, mit Kopf und Schweif, mit weissem Atlas pefüttert, liegen gelassen. Bisher ist der Muff nicht abgegeben worden. Der Droschkenkutscher wird dringend er sucht, sich bei der Kriminalpolizei zu melden. * Die Zigarrenrrisende. Gegenwärtig tritt in hiesiger Stadt eine unbekante Frauensperson auf, die Zigarren vertreibt. Unter geschickten Angaben ver steht es die Schwindlerin, die Zigarren an den Mann zu bringen. Die Zigarren enthalten durchschnittlich nur gewöhnlichen Rippentabakschnitt und repräsen tieren im höchsten Falle einen Wert von pro Stück 2 Pfennigen. Sie lässt sich dafür sehr hohe Preise zahlen und gibt dabei noch an, im Zigarrengeschäft dieselben Qualitäten bedeutend teurer bezahlen zu müssen. Die Betrügerin wird beschrieben als etwa 35 bis 38 Jahre alt, 1,60 Meter gross, kräftig, langes, volles, gesundfarbiges Gesicht, grosse Nase, blondes Haar: bekleidet mit schwarzem Mantel, desgl. Barett, braungelber Boa und ebensolchem Muff. * Vermisst. Seit 12. Februar wird aus de: Woh- nung ihrer Herrschaft in der Ho henzol lern st! ässe vermisst das Dienstmädchen Elsa Oesterreicher, geboren am 18. Mai IM in Leipzig. Die Vermisste ist mittelgross, schlank, hat schmales Gesicht und blaue Augen. Bekleidet war sie mit schwarzem Kleid, hellgrauem Mantel, grauem Filzhut mit grünem Samtband. Nach Lag? -er Sache dürfte sich die Oesterrcicher ein Leid angetan haben. — Ferner wird seit 13. Februar aus jeine: Donnerstag, is. /ebruar lSN. Wohnung in der Gothaer Strasse in L.-Eohli« ver misst der Instrumentenmacher Ernst Otto Hopf, geboren am 24. Juni 1883 in Zwora. Hopf ist mittelgroß, hat dunkelblondes Haar, blonden Schnurrbart, dunkelblaue Augen. Bekleidet war er mit grauem Jackett, dunkler, geblumter Weste, dunkler Hose, blauer Schirmmütze und Schnallschuhen. * Teure Droschkenfahrt. Nach einen: feucht fröhlich -urchbrachtcn Bockbicrfeste unternahm ein hiesiger, schon in gereiftem Mannesalter stehen der Bürger mit zwei angeblich auch schon in ge reift e m Alter stehenden Sirenen, die er zufällig traf, eine nächtlich« Droschkenfahrt. Nach der intimen Fahrt bemerkte er, dass ihm aus seinem Portemonnaie ein ansehnlicher Geldbetrag gestohlen worden war- Die beiden Holden, die sich entfernt hatten, werden beschrieben, die eine etwa 45 Jahre alt, lange, schmächtige Statur, die andere etwa 35 Jahre alt, kleine, untersetzte Statur. Verhaftet wurde gestern ein 21 Jahr« alter Schneider aus Sagan. Der Unverbesserliche liess sich in einem Geschäftshaus der Petersstrahe eine Anzahl Boas zur Auswahl vorlegen. Durch gewandte Redensarien verstand er die Aufmerksamkeit der Verkäuferin abzuienken, und benutzte diele Gelegen heit, eine Boa im Werte von 375 Mark verschwinden zu lassen. Die Verkäuferin merkte aber den Diebstahl und veranlasste die Fest nahme des Mannes. Bei seiner Festnahme nannte er sich Mütter, enrpuppie sich aber später als der bereits Genannte. Er ist ein flüchtiger Fürsorge; ög- ling von der Anstalt Lauchstädt. — Weiter kam ein 41 Jahre alter Kaufmann aus Chemnitz in Haft, der von der hiesigen Gerichtsbehörde wegen Unterschlagung gejucht wird. — Zur Rechrnichaft ge zogen wurden zwei Waff e n s ch m i e 0 e ' e h r - linge im Alter von 18 und 15 Jahren aus Dewitz und Volkmarsdorf, die ihrem Meister eine Anzahl Gegenstände gestohlen, verkauft und den Erlös ver tan hatten. — Ermittelt und festgenommen wurde ein 31 Jahre alter Arbeiter aus Neusacz- brunn i. Schl., der von der Königl. Staatsanwalt schaft Sagan steckbrieflich verfolgt wird. * Einbrüche und Diebstähle. Wiederum drangen Nachschlüsseldiebe in eine Wohnung der Berg gartenstrasse ein und stahlen daraus einen Herren-Iackettanzug von dunkelbraunem Cheviot, einen Herren-Iack.'ttanzug aus hellgrauem gestreiften Stoff, einen graugrünen Lodenanzug, einen braunen Sommerüberzieher, ein blaues Damenjackett und ver schiedene andere Sachen. — Durch ein Oberlicht- fenster stieg ein Spitzbube in «in Geschäftslokal der Bayerschen Strasse und stahl 32 Stück Taschen messer, 12 Broschen, eine Anzahl Portemonnaies und eine Handtasche. — Gestohlen wurden aus einen: Grundstück in der Kirchstrasse acht Stück Feder betten für Erwachsene, zwei Deckbetten für Kinder und 14 Kopfkissen: von verschiedenen Trockenplätzen im West viertel eine grössere Anzahl Wäschestücke: von einem Platze eine Anzahl Kopfkissen- und Bett Überzüge, teils ^1. X. und I,. gezeichnet: aus einem öffentlichen Gebäude in der Marschnerstrasse ein Fahr rad ohne Marke und Nummer. * Hyäne. In Haft genommen wurde eine 35 Jahre alte stellenlose Bllfettmamsell aus Gutentag, die dringend verdächtig ist, einer ihr bekannten Händlerz ehefrau, als diese von einem plötzlichen Unwohlsein befallen wurde» einen Geldbetrag gestohlen zu haben Sus Sschlen. * Wurzen, 16. Februar. (Bismarckturm.) Der aus öffentlichen Mitteln errichtet« Bismarck- turm aufdem Wachtelberge wird demnächst in das Eigentum und die Verwaltung der Stadt gemeinde Wurzen übergehen. * Falkenstein, 16. Februar. (Stiftung.) Frau Ernestine verw. Vogel in Netzschkau hat der Methodistengemeinde ein Hausgrundstück im Werte von 23 000 .8 hypothekenfrei überlassen. Das Ec bäude ist zur „Waisen- und A l t e n f ü r s 0 r gc" bestimmt und wird hilfsbedürftige Alte, Arme und Krüppel aufnehmen. Frau Bogel erhält eine von ihr gewünschte Rente bis zu ihrem Ableben. * Klingenthal, 16. Februar. (Messer stecherei.) In der Nacht zum Montag hat sich in Schwaderbach eine Messerstecherei zugetragen, der leider ein Menschenleben zum Opfer gefallen ist. In einer dortigen Gastwirtschaft waren die Parteien aneinandergeratcn, und auf dem Nachhausewege artete der Streit zu einer verhängnisvollen Stecherci aus. Der verheiratete 41 Jahre alte Arbeiter Hiller aus Grünberg, Vater von drei Kindern, wurde hier bei von dem 20 Jahre alten Arbeiter Riedel aus Grünberg so zugerrchtet, daß er in bedenklichem Zu stande in das Krankenhaus in Eraslitz eingeliefert Bruderkind, die dieser Tage von der Heide herüber ziehen sollte So ging die Sonne einer neuen Zelt langsam, ganz langsam auch für Lür Bolten vom Moorho; auf. Nur diese sauere Lake mordertc dumpf und rätsel voll wie vordem. Und nur Trina Renken lag in ihrer Butze, rauchte und schalt auf die törichten Menschen, die das alte, feine Leben verdrängen und neue Ansiedler in diese verlorene Welt rufen wollten. Sie sagte: „Es is een Wind upstahn, de rungeniert -e Weit!" Den Erddüwel batten sic vier Monate eingesperrt. Trina Renken klagte Gott und alle N*elt an. Um diese Zeit geschah das: Aleit Holsten kam aus der Lüneburger Heide; und Lür Bolten, der Moorbauernsohn, verdingte sich als Knecht zu Friech Lerz. Für den war ein Grossknecht zwar zuviel — aber: er mutzte in diesem Frühjahre neues Land brechen und bestellen: das forderte dreifache Kraft und drei fache Zeit. Und darum war's ihm schon recht, dass Lür Bolten daheim in Trutz und Sorge -ic Zügel ans der Hand legte. So hatte dieser Mann nun doch den Hof im Stiche lassen müssen, der einst ihm gehören sollte! Im Stiche gelassen in der höchsten Not? Und Geffke Bolten, die Alte, hatte an seiner Stelle einen Knecht eingestellt. Bekka Holsten sagte: „Lür — mit dem darf sie aber nicht so wild umspringen als mit dich: sonst packt er seinen Kram und qeht. Ich weiss nicht, ist das nun das Ende der Geschichte vom Moorhof? Oder geht sie erst los?" Der Moorhof. Zwei Geschlechter hindurch war er gewachsen nach dem Masse, nach dem um diese Zeit auch das neue Anwesen des Friech Lerz wuchs. Im dritten Geschlecht war der Bauer gestorben — zu einer Zeit, da Lür Bolten fast noch ein Knabe war. Daher war es gekommen, dass Geffke Bolten in den Ge danken sich hineingelebt hatte, er wäre auch heute noch einer. Lür war ihr zu weich, und Lür war ihr zu jung. Darum regierte sie und hatte ein herrisches, verblendetes Niesen. Nun hatte Geffke Bolten zwar ein geiziges Gemüt, aber daneben die Sucht, ihren Töchtern zu bringen soviel -er Hof für diese hergab . . . Und noch mehr' (Fortsetzung folgt.) Lin Srlegsromsn von 1870/71. Es ist «ine ausfallende Erscheinung, dass unsere neue deutsche Literatur keinen einzigen deutschen Kriegs roman besitzt, der das ereignisreiche Kriegsjahr von 1870/71 zum Vorwurf oder wenigstens zum Haupt inhalt hat und -en Enkeln der Sieger von Spichern, Graoelotte und Sedan einst ein lebendiges, packendes Bild des mörderischen Krieges hcraufzaubcrn könncc. Die Besiegten in jenem Kampfe, der das Deutsche Reich zusammenschwcisste. die Franzosen, haben ein unvergängliches, mahnendes Literaturdenkmal in Emile Zolas gigantischem „Zusammenbruch". Wir Deutschen haben dieser Romandichtung nichts Gleich wertiges an die Seite zu setzen. Man hat das gänz liche Fehlen guter deutscher Kriegsromane — es gab einige ohne Bedeutung, die schnell vergessen wurden — wohl darauf zurückgeführt, dass der Sieg ein Volk weniger zum Nachdenken und Erinnern erziel;« als das Unterliegen in -er Schlacht, das noch in Jahren und Tagen schwer auf dem besiegten Volke lastet, während der Sieg den Menschen sröhlich und unter nehmend, leichtherzig und vergeßlich macht. Auch uns Deutsche. Als 1870 der Krieg ausbrach, da war kein deutscher Dichter weitum unter den Jungen und Alten, der nicht seine Stimme erhoben, seine Leyer gestimmt hätte zu flammenden Dithy ramben auf den Krieg und den Sieg, die Freiheit und das deutsche Heer und Reich. Ganze Bände würde jene Kriegsly'rik füllen, und es wäre das schlechteste deutsche Literaturdenkmal gewiß nicht, machte sich einer die Mühe, jene begeisterte deutsch« Kriegslyrik von 1870 zu sammeln. Auch die Schlachten, die grossen Siege auf französischem Boden verfolgten die deutschen Dichter in der Heimat mit neuen begeisterten Liedern, die heute längst Nationaleigentum geworden find und bei allen Schulfeiern und Festen wiederkehren. Dann kam der Frankfurter Friede, die Heimkehr, und die Dichter verstummten nach und nach Jetzt kam di« Zeit der Kriegserinnerungen und Kriegstayebücher, seren Veröffentlichung Blätter und Bücher für Jahre erfüllte. Und dann setzte die dritte Epoche nach dem Kriege ein, die Dichter und Kriegsteilnehmer schwiegen vom Kriege, aber die Künstler, die Maler vor allem, die am Kriege selbst noch teilgenommen hatten oder den Krieg aus beredten Schilderungen der Kombattanten vor ihren geistigen Augen wieder erlebten, malten jene großen Schlachtenbilder, die I^ute die Galerien und Regimfntshäuscr zieren. Nun ist auch diese Epoche vorüber, und abgesehen von einigen verspäteten Kriegsvcröffentlichungen aus dem Nachlaß verstorbener Sieger von 1870 ist uns von dem großen Kriege, aus dessen blutigen Siegen L!e herr liche Snat des Deutschen Reiches erwuchs, nichts weiter geblieben als das Schlachtenpotpourri von Saro, das in den Gartenkonzerten sein (gräliches Da sein fristet. Kein Dichter hat sich gefunden, der, ein deutscher Homer, die Ilias von 1870 besänge. Man darf auch das nicht mit einem mangelnden Interesse des deutschen Volkes an 1870 begründen, /-wir lichtet sich von Tag zu Tag die alte, wacker: Kämpferschar und das Eiserne Kreuz der Ehren auf der Brust der Tapferen wird immer seltener, doch 'n den Söhnen und Enkeln des militärischen Deutschland lebt auch nach 40 Jahren noch eine stolze Begeistc u,g für den DeutscknFrcm- zönschen Krieg. Warum gebar nun diese Begeisterung nicht einen einzigen, ^deusjähige.i Kriegsroman? Die Antwort ist leicht zu finden. Nach 1870 setzte in Deutschland, nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im geistigen Leben auf allen Gebieten ein so reger Umschwung ein, daß jede Wissenschaft und Kunst, daß jeder einzelne mithalten und vorwärts- dringcn mußte, wollte er nicht über den Hausen ge rannt werden und hintanbleibcn. Es kam die Zeit der Ende 80er, Anfang 90er Jahre, in de: die damals jungen Dichter Hauptmann und Sudermann^ die Küinpfer Brahm, Schlenther und viele den Existenz kampf um den Naturalismus führten. Und dann wieder kamen Jahre der inneren Krise, der Reife, bis eine allerneuste Litcraturrichtung die kaum ge festigte herzhaft ansprang Da gab cs neue Kämpfe. So waren die Interessen der deutschen Dichter immer mehr dem eigenen Kampf und Krieg als dem letzt vergangenen deutschen Feldzuge zugewandt, und sie holten ihre Stoffe überallher, doch kaum einer ans dem glorreichen Kriegsjahre. Jetzt endlich hat sich ein Dichter gefunden, der einen deulschen Kricgsroman von 1870 schrieb. Keiner von den Alten, die Deutschlands Schlachten mit gekämpft. deutsche Siege daheim mitgeseiert haben, einer von den Jüngeren, -er kaum zweijährig war, als die Kanonen vor Straßburg donnerten, Walter Bl 0 em. Der Name ist uns von einem guten, kraft voll zugreifcnden und ehrlichen Studentenromane „Der krasse Fuchs" her bekannt, den ich das „Jena oder Sedan" des deutschen Studenten nennen möchte, denn er birgt so gan^ die hohen Werte jenes Herr» lichen Beyerleinschen Soldatenromans in sich. Offen bar auf Beyerlein fußt nun auch der Krjegsroman „Das eiserne Jahr", der vorigen He?bst zuerst in der „Kölnischen Zeitung" erschien und jetzt bei Grethlein L Co. in Leipzig als Buch (501 Seiten, 5 .8, geb. 6 ^t) herauskomnit. Es ist ein starkes und eigengeartetes Kunstwerk, ein Roman von mehr als nur literarischer Bedeutung, an dem man nicht vor übergehen wird. Reizvolle Individualität, frappantes Draufgängertum, ein gesunder Patriotismus, deutscher derber Humor charakterisieren dies neue Buch von Walter Bloem, der früher einige flotte Offiziers geschichten herausgab, die ihn in Gefahr und Verruf bringen konnten, ein bedeutungsloser Vielschreiber wie Schlicht u. a. zu werden. Sein „Eisernes Jahr" wird nicht ungeteilte An erkennung finden, dazu ist der Inhalt zu wenig den allgemeinen Erwartungen entsprechend. Bloem geht nämlich seine eigenen Wege, und es will manchmal scheinen, als ob ihm Krieg und Schlacht im letzten Grunde doch nur Folie für einen, als solchen freilich ziemlich minderwertigen — Liebesroman sind. Man lasse sich davon, auch von dem unvermittelten Schluß des Buches nicht irreführen und stelle das Interesse des Lesers und Beurteilers bei der Lektüre einmal ganz allein auf den Krieg ein. Fällt dann die ziemlich ungeschickte und auch wenig taktvolle Liebes geschichte ganz aus dem Bilde des Buches heraus, so gewinnen wir vom „Eisernen Jahr" den Eindruck, daß es ein temperamentvoller und allgemeiner Beachtung würdiger Kriegsr 0 man ist, der durch aus die große Lücke auf ein paar Jahre ausfüllen könnte. In Enis setzt die Handlung ein. Das Badepubli kum des Juli 1870 debattiert lebhaft die Zeitungs. nachrichten über die spanische Thronfolgeraffäre. Eine deutsche Generalstochter von Adel und Rasse hat einen ernsten Flirt mit einem galanten Windbeutel von französischem Offizier und ergibt sich dem Genüß- ling. Der Krieg bricht aus. Der General verstösst seine Tochter. Sie geht als freiwillige Kranken- nflegerin mit in den Feldzug und findet im Feld lazarett die Versöhnung des Vaters, der -en Räuber ihrer Ehre in der Schlacht niederschlug. Beim Aus fall von Straßburg wird der Franzose, der neben allen galanten Abentenern an Marianne von Rassow liebe-
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