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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110216028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-16
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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»ez«tz4-Prei» Mr L«ch»ta i»»d itiorortt durch «q«r» ftrtaer und Sjxdtlvrre S»«l täglich in« Hau« gebracht; VH cz nouatl., ft.7v^ss vierteliLhrl. Bet unter» stüialen ». An» nahm«Ve0en abgeholn IS «»a«tl., L.kS vierteltSbrl. Durch dt» Poft: iu»erha!d Deurtchland« und der deutschen volonte» »iertellihrt. lt.v* mvnatl. 1LV auttcht. Postbeücllgeld. iterner m Belgien, Dänemark, den Donaullaalen, JKlira, tiurrmdurg, Niederlande, d<»r» m«e» Omerretch - Ungarn, Stutzland, Schweden, Schwei, u. Spanten. Ja allen übrige» Staaten nur direkt durch di« GetchLstlftelle de« Blatte« erkMtlich. Da« Leipziger Dagedlari erschemi 2„l >«glich, Sona. ». Feiertag» au« morgen«, «dann« ^«llt-Annahm« > Auu»ftu«vl»tz 8, bei unteren LrLgern. Jiliale», Spediteuren und Lnnahmesicllen, iowte PollLmter» au» BrrettrSgeru. St,,,l»,rta,t«»ret« der «ommi. lusgabe kV cz, dar Ädeadensgab« » Skrdattton and SeschäfttzNellri Johanatsgatte «. uer»w««der! 146VL I4ÜLP Abend«Ausgabe. MpMerTagMalt Handelszeitung. Nmtsklatt des Rates und des Volizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis Ift, Jaterut, «u« Lewug an» UmgeSu», die -^gi-ipalten« SV mm breit» Petttzei> L dt, 7« mm breit» «eklame,etl» l «»««art» L Sieklameo l.L> Jaterate von Bebdrdea k» «mrUchea Lei! dt« 7« mm breit» Petit>Bl» 40 ltz »etchan«a'>ie>aen mit P'.ayonichrltre» and i» der kldendautgad» >n> lireit« erdtht. Aadaü »ach Lorn. Bciiagegebüdr l> p. lauieno exkl. PottgedüHi. >eiierletlt« Autirag« können nichk zurück gezogen werden. Für da« iirtcheinen an b«ti>mmk«n Lagen und Plätzen anr» kein» Garantie übernommen. tlnzeigen-Lnaahmer Bugufta-plutz t», bei tämrlichen Filialen a. allen tlnnonerii. Uipeditlon<i> »e« In» und Lutzlande«. Haupt SUtal» Berit»: <art Daack»«. Herzvgt Vapr. Hasvuch. bandluii, Lützowitratz« kV crel-tdoo VI. «r. 4««). Haupt-LiNale Lreßdrn: Lecür Itze 4, l (Leletchoa 4b-lj. Nr. 47 Vomierst»-, aen lS. Fevrusr »Sil los. Jahrgang. Oss Scho ües Fehüeruts. Die doppelte Fehdeansage der Konservativen an die Nationalliberalen durch Herrn v. Heydebrand und die „Kons. Korr." ist natürlich Gegenstand lebhaftester Erörterung in der Presse wie in allen politisch inter essierten Kreisen der Bevölkerung. Zn national- liberalen und fortschrittlichen Zeitungen wird die Klärung mit unverhohlener Genugtuung begrüßt: die konservativen, agrarischen und ultra montanen Blätter sind des Lobes voll über den Herrn von Klein-Tschunkawe: nur die professionellen „Sammlungs"-Organe klagen wie die betrübten Loh gerber um die fortgeschwommenen Felle. Wir ver zeichnen hier die wesentlichsten Pressc-Aeußernngen und beginnen mit dem Abdruck einer Kundgebung in der „Sachs. Natlib. Korr.". die sich mit unseren Aus führungen im Leitartikel der heutigen Morgen nummer völlig deckt. Ganz besonders wertvoll ist, daß auch hier Heydebrands ttzercde von einer nationalliberal-sozialdemokratijchen Allianz inSachsen n<I absuiäiuu geführt wird. Die parteioffiziösc „Sächsische Natl. Korr." schreibt: „Herr v. Heydebrand hat in seiner Donner rede im preußischen Abgeordnetenhause auch die s ä ch - fischen Nationalliberalen schlimmer Neigungen verdächtigt. Sie sollen der Sozialdemokratie Bei stand geleistet haben, ja, mit ihr im Bunde stehen. Der Führer der Konservativen griff damit eine üble Nachrede auf, die ihm wohl von seinen sächsisä)en Freunden zugetragen worden sein mag: er hätte aber die Pflicht gehabt, sie vorher zu fragen, ob sie im stande seien, ihre Behauptung zu rechtfertigen. Sic haben sie niemals gerechtfertigt und werden sie nie mals rechtfertigen. Es kann sich doch nur um die letzten Landtagswahlen handeln. Der Fall hat sich ereignet, daß in einem ländlichen Wahlkreise die So zialdemokraten den nationalliberalen Kandidaten in der Stichwahl gegen den konservativ-agrarischen Kan didaten unterstützten. Diese Unterstützung ist aber weder verlangt worden, noch haben überhaupt irgend welche Abmachungen in diesem oder andern Wahl kreisen stattgefunden. Wenn es die Sozialdemokratie in einem Wahlkreise einmal für gut hält, einen Nationalliberalen für das „kleinere Uebel" zu er klären, so wäre es doch lächerlich, wenn diese dagegen Verwahrung einlegen wollten. Oder hätte vielleicht der gewählte nationalliberale Abgeordnete die Wahl ablehnen sollen, weil in der Stichwahl Sozialdemo kraten für ihn gestimmt hatten?! Er hatte sie mit keinem Worte aufgefordert; keinen Augenblick waren sie im Zweifel, daß sie einen politischen Gegner wählten. Was sind das also für Lächerlichkeiten? Oder hat Herr v. Heydebrand irgend einen andern Vorgang im Auge? Dann mag er es doch deutlich sagen. So oft in der sächsischen konservativen Presse die Beschuldigungen auftauchen, die jetzt Herr v. Heyde- brand in gröbster Form erneuerte, haben wir die nötigen Nachweise gefordert. Wir haben aber auch diesen Beschuldigungen stets Tatsachen gegenüber gestellt, die besser erhärtet sind als das, was von kon servativer Seite vorgebracht wurde. Wie stehl cs um die lOll weißen Zettel, die bei der Stichwahl im 17. städtisch en Wahlkreise (Geyer-Lößnitz- Der Msorhok. Bon Max Geißler. Zn diesen Tagen kam der Gendarm zu Trina Renken. Hat aber nichts erfahren, als der sueren Lake ihre giftigen Reden. Auch etliche Berittene sind durch Moor und Heide gejagt — nichts gefunden haben sie. Ist er tot? So oder jo — ist er nur weg, so bin ich ihn los, meinte der Förster. Auch auf dem Moorhose haben die Gendarmen Vorgesprächen. Das hat ihnen Geffke Bolten aber sehr übel an gerechnet. Sie ist in einen Schreikampf verfallen und hat mit Händen und Beinen um sich geschlagen — was ginge sie denn der Erddüwel an? Trina, die ja des Wilderers Frau werden wollte, hatte dabei wortlos zur Seite gestanden. Das kant den Gendarmen merkwürdig vor. Es hieß, sie woll ten auch den Moorhof im Auge behalten einige Tage, ob der Entwischte dort ein- und ausginge. Zn der nächsten Zeit zeigte sich keine Spur von ihm. Desto mehr redeten die Leute darüber, und Bella Holsten sagte zur schwarzen Trina: das hätte sic ihr schon im verflossenen Zabrhundert erklärt, der Erd düwel würde ein Süper und Swinegel werden. ..Wenn du so neunmal klug bist", antwortete ihr da die suere Lake, „so sag doch auch, wo er jetzt ist?" Uns sie jammerte laut um den verlorenen Sohn, den die Gendarmen in den Tod gehetzt hätten. Die Forstoerwaltung setzte fünfzig Taler Beloh nung aus für den, der ihn finge oder jo zur Anzeige brächte, daß man des Galgenstrickes habhaft würde. Der Herr Förster aber kriegte einen Wischer. Und di-- suere Lake wünschte allen das himmlische Feuer an den Hals. Danach schlug die Kälte ab, und ein Tauwind fuhr über das Land . . . Auf einmal war auch der Erddüwel wieder lebendig geworden . . . aber in die Hütten im Moor war er nicht wieder gekommen — der Gendarm hatte ihm die Handfeste! angelegt im Moorhos und hatte ihn abgoführt. Kein Mensch ahnte, daß er sich dort verborgen hielt — niemand als Trina Bolten, die seine Frau werden wollte. Droben über der Hille auf dem Heuboden hatte Stollberg) abgegeben wurden, um den Sieg des nationalliberalen Kandidaten über Len Sozialdemo kraten zu Hintertreiben? Unvergessen ist die bei der Reichstagswahl in Plauen vom Bunde de r L a n d w i r te an die Vertrauensmänner schrift lich gegebene Anweisung: Besser ein Sozial demokrat, als ein freihändlcrischer N a t i o n a l l i b e r a le r. Wahrhaftig, der konser vativen Partei in Sachsen hat Herr v. Heydebrand mit seinem Ausfall am wenigsten gedient, denn des Kehrichts gibt es vor ihrer eigenen Tür genug. Herr v. Heydebrand hat nicht einmal die Ent schuldigung für sich, bei seiner Verdächtigung in gutem Glauben gehandelt zu haben. Es muß ihm bekannt jein, daß die sächsische sozialdemo kratische Presse niemals auch nur vorübergehend ihre Feindseligkeiten gegen die nationalliberale Partei unterbrochen hat, was doch wohl der Fall gewesen ein müßte, wenn seine Vermutungen Sinn und Per tand hätten. Keine andere bürgerliche Partei wird Tag für Tag mit jo viel Schimpf und Schande von dieser Seite überhäuft. Welchen Grund hat die Sozialdemokratie zu solcher Ausdauer, als den einfachsten, den es für sie geben kann: den Partei haß! Die wahre Ursache des Gebarens des Herrn v. Heydebrand liegt ja auch ganz wo anders — sie liegt ostwärts der Elbe! Die Hürden, die dort von alters her die konservativen Be sitztümer schirmten, sind morsch geworden. Die alten Stammsitze des Fendalismus sind durch nationalliberale Kandidaturen schwer bedroht. Als der Bund der Landwirte in die nationallibcralen Wahlkreise in Hannover einbrach, war dies nach seiner Meinung offenbar ganz in der Ordnung; wenn die Nationalliberalen im Osten das gleiche tun, so ist das nicht in Ordnung, und Herr v. Heydebrand gerät in einen Heidenzorn. Wie es scheint, betrachtet die konservative Partei den Osten als ein Reservat, oder gar als ein Gottes lehn, das bei Leib und Leben nicht anaetmtet werden darf. Es kann nur heilsam jein, wenn sic gelegentlich der nächsten Reichstagswahl non diesem Irrtum befreit wird." Ganz in unserm Sinne schreibt auch der natienal- liberale „Hannoversche Kurier": „...c seltsam, daß Herr von Heyde brand, der doch auch dem andern Hause angehört, diese Reichstagswahlrede gerade im preußischen Abgeordnetenhaus«: absolvierte, daß er gerade hier den hundert mal richtiggestellten Satz von dem angeblichen Raub zug auf die Taschen des Volkes zum hundertcinsr'n Male falsch zitierte, wo der Angegriffene ihm nicht antworten konnte! Und doch war es vielleicht ganz gut jo, daß Herr v. Heydebrand und der Briefsteller Bieberstein gerade hier das Visier lüpften. Zn diesem preußischen Hause sitzt immerhin der eine oder andere von jenen, die dem zerrissenen konservativen Draht nachtrauern. Auch sie sehen nun wohl klar, was in unseren Tagen not tut." Der fortschrittliche „Berliner Börsen - Kurier" konstatiert mit Recht: „Jedermann stand unter dem Eindruck, daß es in diesen Reden zu einem erneuten schroffen Bruch zwischen den Konservativen und den Nationallibe ralen gekommen ist. Ein Bruch, der um ,o be merkenswerter ist, als sich zweifellos in der leisten Zeit diese beiden Parteien einander wieder genähert hatten! Ein Bruch, der so viel Feindseligkeit zeigte, daß wirklich nur schmähliche politische Charakterlosigkeit die Nationalliberulen bestimmen könnte, jetzt wieder einen An schluß nach rechts zu suchen." er gelegen; auch ein Loch hatte er durch das Stroh dach gewühlt und ein faustgroßes Stück Fensterglas cingc,ctzt — so hungrig ist er gewesen nach dem Lichte des Tages. lieber sechs Wochen hat er im Heu verbracht und hat gesagt: sinn davon hätte er verschlafen. Trina hat ihn mit Essen versorgt; denn er hat sich kaum regen dürfen, so tags wie nachts. Zn der Nacht wohl einmal, aber heimlicher als die Katz, die über die Tenne schleicht; denn auf dem Moorhosc schläft die Magd in der Butze auf der Vrehoiele. Am Ende aber wurde selbst dem Erddüwel diese Teufelei zu bunt: er hat an den Gendarmen einen Brief geschrieben und Trina Hot ihn dem Postboten mitgegeben. Sic selbst hatte ein Ende gewünscht der vermaledeiten Gcschichic. Hier ist der Brief! „Her Schandarm ich habe mir nich uffgehenkt indem ich was besseres weiß. Meiner Mutter uu den Minschen zum Trost will ich widder iort aus dem Heu vom Moorhof. Dor hab ich geschlafen fünf Wochen; eine wach gewesen. Trina is dreu; aber sie hat nichts von gewußt: indem ich nachts die Eier geholt habe von den Hihnern und eine Kuh gemolken, wenn ich Durst hatte. Immer, wen» ich die Magd von Bolten schnarchen hörte. Her Schandarm, sie können sich die finzig Taler v«r- dienen, die auf mir ausgejezt sin. Aber geben sic mir etwas davon, indem ich sie den weg gezeigt. Bloß nick zu wenig. Es grißt der Erddüwel." Es war wieder Frühling geworden im Lande. Allenthalben lag neues Licht — nur auf dem Moor hofe hockte die Sorge. Und Lür Bolten saß dort in seinem Leid-, Es war, als wäre der Witwe Holsten ihre Stunde noch nicht gekommen, in der sie auch die Leute vom Moorhof in ihre Hellen Augen nehmen und mit ihrer lichten Freude durchsonnen sollte. Einwcilen hatte Bekka Holsten noch in Lerzens neuem Hofe Frühling zu schaffen. Lerz hatte schon längst in sein Thüringer Heimat- land einen Brief schreiben wollen. Daß sein Weib im Winter schlafen gegangen war den ewigen Schlaf — davon hatte er schon eine kurze Nachricht gesandt. Aber von Land und Leuten wollte er nun zu ihnen reden. Dabei sollte ihm Bekka Holsten Helsen. Und so ist der Brief zustande gekommen: Das gleichfalls fortschrittliche „Berliner Tage blatt" kommt zu folgendem Schluß: „Die reinliche und für den Fortschritt >n Preußen wie im Reich unumgängliche A u s einandersetzung dürfte doch gestern etwas vorwärts gekommen sein. Die junkerliche Ueber- hebung, wie sie Herr v. Heydebrand gestern so deutlich zum Ausdruck brachte, wird auch aller Wahrscheinlich keit weiter dafür sorgen, daß der Riß zwischen Konservativen und Nationallibcralen nicht jo schnell wieder verschwindet. Die fortschrittliche „Vojsische Zeitung" kommentiert die Vorgänge ganz rn demselben Sinne: „Wir freuen uns, daß die Geister sich zu scheiden beginnen. Endlich! Wir freuen uns, daß die Rechte eine „gebührende Abrechnung mit ihren Gegnern von Bebel bis Bassermann ankündigt" und daß gestern, als Stahl und Stern aufeinanderjchlugen, Funken flogen. . . . Die nationalliberale Partei kann dieses Mal dem deutschen Bürgertum, dem Liberalismus, dem Vaterland außerordent liche Dienstc leisten. Würde sie nach allen tapfe ren Worten wieder schwach, fiele sie abermals um, so müßte die Nation an rbr verzweifeln und sic aus der Liste der ernst zu nehmenden Parteien streichen." Die für Sammlungspolitil begeisterte, unparteiische „Tägliche Rundschau", die rn letzter Zeit freilich wiederholt den Konservativen einiges am Zeuge flickte, klagt: „Was soll die Betonung des gar nicht existieren den Blocks von Bebel bis Bassermann, den alle Po litiker abgelehnt haben? Heißt das nicht sich künstlich Feinde schassen und die Mittel parteien mit aller Gewalt nach links abzudrängen versuchen? Uno diese Förderung des Radi kalismus soll konservative Politik sein!" Noch lauter jammert die freikonservativc „Post": „Es scheint wirklich, als ob bei den künftigen Reichstagswahlen ein K a m p f a l l e r g c g e n a l l c stattfinden solle. Zeder wirkliche Vaterlandsfrcund wird die Ereignisse des gestrigen Tages nur auf das tiefste bedauern können." Eine treffende Antwort gibt ihr die ultramontanc „Germania" darauf: „Daß die F r e i k o n se r v a t i o e n den Zwie spalt „aufs tiefste bedauern", ist sehr begreiflich, denn sie können leicht dabei die eigentlichen Leid tragenden sein. Sie lebten bisher immer von den Brosamen, die von dem konservativen und natio nallibcralen Tische fielen; wenn nun aber Konser vative und Nationallibcrale selbst darum kämpfen, könnte am Ende für sie nicht viel übrig bleiben." Zm übrigen empfiehlt sich das Zentrumsblatt auf dringlich den „blauen Blockbrüdern": „Die Zentrums Partei aber wird natürlich alles tun, um die Aus Nutzung des konfessionellen Hasses gegen die Konser vativen zu vereiteln. Manchmal dürste sie doch im stande sein, den Konservativen das zu er setzen, was sie durch das Abschwenken der Natio nakliberalen verloren haben." Die konservative „Kreuzzeitung" jubelt laut: „Diese kräftige Abrechnung tat bitter not. Wer nicht hören will, muß fühlen. Und die Abfuhr durch den konseroattven Führer wird den von Bassermann mißleiteten Nationnlliberalen noch lange fühlbar bleiben." Die gleiche Befriedigung spricht aus der agrari scheu „Deutschen Tageszeitung"; aber ihre sonst so laut sich gebärdende Freude bleibt nicht ungetrübt: „Zn unserer liebe rraschung und unserem Veda u e r n haben wir vernehmen müssen, daß auch m a ß g e b e n d e R e g i c r u n g s k r c i s e die Schärfe „Fricch Lerz", sagte Frau Holste» eines Tages, „es ist eine Gefahr in dieses Land, daß die Menschen darin sich einspinnen lassen von die Nebel. Wie ich so eine kleine Deern gewesen bin. da habe ich mir immer gedacht: es muß irgendwo in das Moor eliic große Kreuzspinne sitzen, die zieht ihre Fäden mang die Büsche und zieht ein Netz, und die Menschen hängen sich darin auf als die Fliegen. Ich weiß nun: es is nich so aber meine Gebauten sind doch nicht dumm gewesen, indem die Menschlichkeit durch das Torfstechen ein stämmiges Blut gekriegt hat ..." ..Bekka Holsten, du mußt nicht sagen „Menschlich keit" — du mußt jagen Menschheit ..." „Ach was, ich kann mir mit solche Kleinigkeiten nich befassen — dazu is der Pastohr da; denn ich muß zuscben, daß wir jeden Tag 'n Stück vorwärts kommen ... ob mit oder ohne Sprachrichtigkeit, das is mir Tüfften, Lerz. Nur das Herz muß richtig gehen als so 'ne kleine Reptiluhr, und wenn man hinborcht, muß man gleich wissen, was es gejiagen Hot. So habe ich's nun durch zwei Jahrhunderte gehalten . . ." „No!" lachte Lerz. „Zowohl, Friech Lerz. Denn ich habe schon in das vorige Jahrhundert auch hier gelebt, und da is die Nichtsnutzigkeit von der sueren Lake ind von das andere Unzcug ins Kraut geschossen. Sowas mag ich nu gar nich gern leiden, llnd wenn du willst, daß es besser werden soll . . . merkst du, Friech Lerz, wohin ich 'naus will?" „Nee." „Na. ein gleichmäßiges Dorf möchl' ich hier wachsen sehe, ! Aber wenn sich die Erddüwel mehren auf Erden, so wird da natürlich lein Himmclretch draus, oos lannst du dich denken; indem die Erddüwel an einer ansteckenden Faulheit leiden. Ich will dich was sagen, Friech Lerz: jeder Mensch Hal eine Ver wandtschaft — so zu dem Beispiel Lür Bolten vom Moorhof auch eine hat, auf der sich die Faulheit niedergeschlagen hat als der Grünspan an die Kupfer pfanne. Du hast mich aber da mal erzählt, daß in deinen Leuten daheim auch die Lust wäre, aus ihr Vaterland zu ziehen und von ihrer Freundschaft. Un weil wir nu mal so schön in die Erzväter sind, so könnten wir da gleich mal einen Brief schreiben: Ziehet in ein Land, das icy euch zeigen werde! . . ." Darauf sagte Lerz, er hätte dos schon seit langem vorgchabt „Siebst du. Lerz, da könnten wir mal gleich los der konservativen Abwehr nicht billigen. Das ver rät eine Kurzsichtigkeit, wie wir sic nach den Erfahrungen der letzten Zeit nicht für möglich er achtet hätten. Man glaubt in leitenden Kreisen immer noch, daß cs möglich sein werde, die National liberalen, wenn man so jagen darf, zu versöhnen und an die jetzige Mehrheit heranzuziehen." Wir können uns denken, daß Herrn von Bcth mann die grausame Zerstörung »eines Sammlungs Projekts herzlich schlecht paßt, geben aber zu bc denken, daß die neue Situation lediglich die logische Konsequenz aus den jüngsten und weiter zurück liegenden Vorgängen ist. Zum Schlug sei noch die Stimme des sozialdemo kratischen „Vorwärts" zu Gehör gebracht: „Die Konservativen wissen zwar, daß die Na tionalliberalcn, wenn sie sich nur getrauten, ihnen j eh r ge f ä h r l i ch werden und ihnen nament lich im Osten schweren Abbruch tun könnten; sic wissen aber ebenso genau, daß die Nationalliberalen sich eben nicht getrauen werden, weil sie selbst politisch und sozialpolitisch so reaktionär sind, daß nie mand mehr als sie oas Verschwinden der Konser vativen fürchtet. . . . Die Nationalliberalen stellen immer wieder Ansprüche, an den Fultcrtrog heran gelassen zu werden, find aber viel zu feig, sich solche zu erkämpfen, llnd mit solchen Leuten machen die Junker eben nicht viel Geschichten. Sie find nun mal für die Prügelstrafe und lange Erfahrung har sic gelehrt, daß sic mit NationalÜberalen dabei in der Tat stets die besten Erfahrungen gemacht haben." Der „Vorwärts" befindet sich hier in starker Täuschung. Die Nationallibcralen wissen ganz genau, was s i e z u tun haben. Deutscher Lsnümjrtlchsktsrst. Berlin, IG Februar. Nach Beendigung der Verhandlungen über lic Entschuldung des ländlichen Grundbesitzes, über die wir ausführlich berichtet haben, hielt gestern noch Stabsarzt Dr. Basjcnge einen Vortrag über die „W eiterbildung der Jugend nach dem Ver lassen der Volksschule bis zum Eintritr bei der Truppe". Er bezeichnete als eine Hauptaufgabe, um die schulentlassen« Jugend vor leiblichen und sittlichen Gefahren zu bewahren. Maßnahmen zur körperlichen Ertüchtigung derselben. Es wurde ein A ntra q an genommen, der erklärt: Zm Interesse der Wehrfähig keit der deutschen Nation erscheint cs dringend ge boten, Einrichtungen zu schassen, die die physische und moralische Weiterbildung unserer Jugend vom Verlassen der Volksschule bis zum Ein tritt in die Truppe ins Auge fassen. Dazu gehört vor allem die Ausdehnung des reichsgesetz lichen Schutzes jugendlicher Arbeiter. Weiterhin sprach Dr. Freiherr v. Ectto- Neichartshausen über das ländliche Tarwesen bei Grundstücksbeieihungen und machte eine Reihe Vorschläge, die ohne Besprechung die Billigung der Versammlung fanden. Zum Schluß der Sitzung berichtete Reichsrat Frei herr v. T h ü n g e n - Thüngen über die Einfüh rung der Legitimierung ausländischer Arbeiter in allen Bundesstaaten. Er stellte fest, daß der Legitimierungszwang in allen Bundesstaaten eingeführt sei. bis auf Hamburg. Bremen, sowie die süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen. Die von S ü d d c u t j ch l a n d geltend gemachten Einwendungen staatsrechtlicher Art gegen die auch von den süddeutschen landmirtichaiilicheu Vertretungen erhobene Forderung seien nicht stich- hgltiq. Nach dem Vorschläge des Referenten sprach sich gehen. Du weißt es auch nicht so — un denn, mit dar Srcibcn . . . nnd denn, es is besser, wenn da zweie zu sind: der eine malt immer die Buchstaben, un der andere denkt sich es indes aus. Du bist noch zn kurz hier! Zch will dich das mal oorsagen, und es is am besten, wir machen das gleich heute, indem hernach das Mistfahren kommt, denn wenn du des Tags mit der Forke fuchtelst, kannst du abends um die Stahlfeder dl« Finger >nch mehr krummkriegen. Ich hab ein großes Stück Popier in meine Truhe, das will ich dich man gleich holen, du kannst derweil immer die Znstromcnte zu das Schreiben parat machen." Damit rollte Pekka Holsten über den Damm, und nicht lange, so saß Fricch Lerz daheim am Tische, versuchte die Stahlfeder am Daumcnnagel und Bckka Holsten legte ihm den Bogen Papier vor. Es war, als wäre der Brief aus lange hinaus die letzte Tat Bekka Holstens gewesen, mit der sie dem neuen Lauer ha.f; denn wie ein heimliches Rufen klang von jenseits der sueren Lake die Not herüber in die Hütte auf dem Moore. Und nun hatte Fran Holsten noch vor, ihres Bruders Kind, ein reifes, schönes Mädchen von zwanzig Jahren zu sich ziehen zu lassen . . . Die Sache war so: Lür Bolten, der Sohn van Gesfke Bolten auf dem Moorhofc, für den sie schon lange eine Frau suchten — dieser Lür Bolten sah Alert Holsten gerne. Aber der alten Bolten war das Mädchen des Imkers von der Heide zu arm. Die sagte: „Lür, köp Nachbars Rind, free Nachbars Kind; do mecst, wat beide wert se sind." Nachbars Kind aber mochte bZeffke Bolten nicht zur Schwiegermutter, wenn sie auch den ernsten stillen Lür gerne genommen hätte Lür Bolten wanderte in der letzten Zeit manch mal durch die Dämmer der Frühlingsnacht um die sauere Late und beredete sich über diesen Fall mit Bekka Holsten. Ihre wachen Augen und ihr Helles Herz sollten dem Moorhose wieder aufhciken können, dachte Lür Bolten. Aber die Sorge stand »eben seiner Hoffnung und sagte: damit wird es noch gute Wege haben; denn Geffke Bolten wird die munteren Augen von Bekka Holsten nicht als Wächter vor ihre Tür fetzen wollen. Aber Bekka Holsten machte sich einen Plan, ohne dabei Lür Bolten allzusehr in ihr Herz sehen zu lallen. Und mitten darin stand Aleit Holsten, ihr
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