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< sruayr. vlrnstsg, Frdrusr 19N. Lelorlger Tsvevlan. schlllliruch tm Sslen. Roman von Ida Vock. »erholen.) Plötzlich hellte sich ihr Gesicht auf Sie klingelte nach Käte. Als das Mädchen eintrat, befahl Annett«: „Rufen Sie Fräulein Else!" Wenige Minuten später stand Else vor ihr. „Frau Baronin wünschen?" „Ja. Else, was ist Ihnen denn, sind Eie krank?" rief Annette ehrlich erschrocken und starrte Else be troffen an. Das sonst so starke Mädchen hatte jeden Halt ver loren dadurch, daß ihr ihr angstvoll gehütetes Ge heimnis entschlüpft war. Ihre qeraoe Natur wehrte sich gegen die Rolle, die sie jetzt zu spielen gezwungen war. Hundertmal in der schlaflos verbrachten Nacht hatte sie sich vorgenommen, das zu tun, was sie allein für das richtige hielt: Annette die Wahrheit zu ge stehen und dann das Haus zu verlassen. Den Kampf zu Ende führen mutzte Hans, ihr über fiel es zu, die Entscheidung herbeizuführen. Aber dann war doch wieder die Angst über sie gekommen. War es denn möglich? Sie sollte vor Annette hintreten, die sie freundschaftlich und voll Vertrauen in ihr Haus genommen, und .ihr sagen: ich liebe Ihren Mann, und er liebt mich — geben Sie ihn frei, damit wir glücklich werden! Das wollte sie doch! War das nicht Wahnsinn? Und durfte sie über haupt Hans zu einer Entscheidung drängen? Ihr nüchterner Verstand zeigte ihr auch jetzt voll brutaler Grausamkeit alle Möglichkeiten, die sic- rrgeben konn ten, ohne datz es ihr gelang, sich zu einem Entschlüsse durchzuringen. Einfach heimkehren und hier alles Hans überlasten — so natürlich der Ausweg schien, ihr dünkte er unmöglich. Sie konnte nicht fort von ihm, jetzt noch nicht. Sie musste abwarten, wie er sich zu der neuen Situation stellen würde. Und die Seelenqual hatte ihrer Physis den Stempel auf gedrückt, sie sah elend aus. Di« Wangen blutleer, grünlich-blah, die Augen flackernd und von schweren Ringen umgeben, die ganze Haltung müde und kraftlos. Das Herz schlug ihr bis zum Halse hinauf, als sie vor Annette stand, deren erschrockene Frage sie kaum verstanden hatte. „Else, Kind — was ist Ihnen denn?" wiederholte Annette gutmütig. In ihrer frohen Stimmung tat ihr das blass« Mädel leid. Sie trat an Else heran und ergriff ihren Arm. Durch die Berührung kam Else zu sich und richtete sich gewaltsam auf. Sie strich sich mit der Hand über die Augen und sagte dann ruhig: „Verzeihen Frau Baronin, ich fühle mich aller dings sehr angegriffen. Der Kopfschmerz will nicht nufhüren!" „Immer noch Kopfschmerzen? Wie schade!" Zu dem Tone des Bedauerns hatte sich eine ge wisse Enttäuschung gesellt. Else Hörle es genau heraus. „Wünschen Sie etwas, Frau Baronin?" „Nein, nein — wenn Sie sich nicht wohlfühlen —" Annette sah Else zweifelnd an. „Bitte, sagen Sie doch, was Sie wünschen?" ent gegnete Else hastig. »Ja, eigentlich wollte ich Sie zur Stadt schicken, Els«'" Else sah erschrocken auf. Hatte Hans da irgend etwas verfügt, um ihrer habhaft zu werden? Denn datz er in die Stadt gefahren, hatte sie von Käte ge hört. Sie fatzte sich aber bald. „Selbstverständlich fahre ich sofort, Frau Baronin!" sagte sie ruhig. „Wird Sie's auch nicht zu sehr ermüden? Ich habe eine Menge Kommissionen. Insbesondere eine, die ich meinem Manne nicht übertragen konnte, weil sie ihn selbst betrifft. In zehn Tagen ist sein Ge burtstag — ich wäre ja gern selbst gefahren, aber dazu fühle ich mich doch noch nicht kräftig genug!" „Selbstverständlich fahre ich, Frau Baronin!" wiederholte Else eindringlich? „Oh, es hat Zett — nach dem Mittagessen, Else — Sie müssen sich auch mit hem Zurllckkommen nicht eilen, wenn Sie es anstrengt —" „Ich werde schon trachten, nicht zu spät zu kommen — aber — Sie bleiben Hann ganz allein, Frau Baronin?" „Das tut nichts, Else! Ich fühle mich heute so wohl und kräftig. Für alle Fälle habe ich ja Käte! Sagen Sie doch bitte dem Thauffeur, datz das Auto um vier Uhr fertig sein soll, der Monteur wird wohl schon da sein!" Else entfernte sich eilig. Gott sei Dank, sie durfte fort! Diesen Tag, d«r sie noch so ganz fassungslos fand, den wenigstens durfte sie mit sich allein ver bringen, fern von Stramitz, besten Luft sie erdrückte. Sie verbrachte den Nest des Vormittags auf ihrem Zimmer und kam erst wieder zum Vorschein, als der Schall des Gongs zum Mittagesten rief. Annette war lebhaft und aufgeräumt. Else fragte sich immer nur, wie es denn möglich sei, datz diese Frau, die. sonst so argwöhnisch war, deren beleidigende Art in der letzten Zeit den Gedanken in ihr wachgerufen hatte, datz sie sie durchschaue, gerade heute, wo sie ihr als Schuldige gegenüberstand, gütig und liebenswürdig war, wie lange nicht! Sie konnte kein fein organi sierter Nkensch sein, diese Annette! Sie kannte nicht mit den Fasern ihres Herzens in der Liebe ^u dem Manne wurzeln, sonst hätte sie fühlen müssen, datz er ihr entglitten war, datz sie kein Recht mehr auf ihn hatte. Während des Mittagessens war Else einsilbig und brachte fast keinen Bissen über die Lippen. „Was aus Ihnen geworden ist, Else!" Annette sah immer wieder besorgt in das blaffe Gesicht des Mädchens. „Was waren Sie doch für ein frischer, fröhlicher Mensch!" „Frau Baronin, das Leben modelt einen schon manchmal um!" sagte Else beklommen. „Ach was, man darf sich nicht Niederdrücken lassen!" erwiderte Annette lebhaft. „Das war doch früher Ihr oberster Grundsatz, Eischen! Sehen Sie, ich bin auch eine Zeitlang jetzt dumm gewesen, aller dings war's bei mir physisch und habe mir Gott weitz was für Gedanken gemacht, mir das Leben verstört — aber das wird nun ganz anders — ganz anders!" Sie brannte sich eine Zigarette an und sog hastig den Rauch ein. „Frau Baronin — Sie wollen doch nicht rauchen!" bemerkte Else zögernd. „Ach was — damit ist'« auch Rest! Ihr macht mich ja alt mit euren ewigen Mahnungen, und ich will nicht alt sein, ich bin jung, jung, jung — ah!" Sie lehnte sich in den Stuhl zurück und schlotz die Augen. Ein genutzsüchtiger, sehnender Ausdruck lag dabei auf ihrem Gesicht. „Ah!" Sie sprang auf und trat hinter Else. „Da, gucken Sie — eine ganze Liste habe ich Ihnen auf gesetzt. Vorerst gehen Sie zu Hackenschmidt — Sie wissen, der grotze Juwelier in der Bahnhofstraße — er soll in den nächsten Tagen herauskommen und mir Manschettenknöpfe und Ringe zur Ansicht mübringen. Dann lasten Sie sich bitte von der Köchin sagen, was man schicken soll, nächste Woche Sonntag gebe ich mein „Eenesungsfest", und ja — zu Lehrens müssen Sie, di« Behlen» soll morgen herauskommen und mir Muster von nilgrünem CrSpe de chine und Gold stickereien mildringen und die neueste« Pariser Modejournale — sie muh in acht Tagen ein Meister stück liefern, lass ich ihr sagen! Aber nun machen Sie sich fertig, Else, sonst wird's zu spät!" Annette schwieg ganz atemlos. Sie hatte das alle» in ihrer alten, lebhaften Art hervorgesprudelt, so datz Else ihr kaum folgen konnte. Sie hatte den hastigen Redestrom über sich hinbrausen lassen, ohne zu antworten. Annette war ihr unheimlich. Wusste sie «twas? Oder ahnte sie doch die Gefahr und wollte die Macht des Reichtums aufbielen, um den Mann scstzuhalten? Die widerstreitendsten Gefühle bewegten Else, als sie nach kurzem Grütze zur Tür ging. Aus dem Chaos tönte ihr immer nur das eine deutlich heraus: „Ich liebe ihn — liebe ihn — liebe ihn!" Und gleich darauf das bange: „Was soll nur daraus werden?" Annette stand an den Tisch gelehnt und sah auf die Tür, die sich hinter dem Mädchen schlotz. Sie war jung, diese Else, ja, und in der letzten Zeit, da hatte sie gezittert vor dieser Jugend, in der sie eine neue Gefahr sah! Heute, plötzlich, war das anders ge worden! So frei, so leicht fühlte sie sich! Nun kam die Vergangenheit noch einmal zu ihr, und beinahe war es Annette, als müsste sie Felix Wessel danken, daß er sich gewaltsam an sie herangedrängt. Hatte er doch die alte Annette erweckt, die in törichter Sentimentalität und sinnloser Selbstquäleret unter gegangen war! Ach, wie das wirkt, wenn eine Frau ihre Macht fühlt, wenn sie weitz: da ist einer, dem du alles bist, der dich liebt, besten Schicksal in deiner Hand liegt! Wie das wirkt, auch wenn sie selbst kein wärmeres Empfinden dabei verspürt! Annette sah auf die Uhr. Schon vier! Nachdem sie nicht abzelegraphiert hatte, kann Wessel gegen sieben da sein. Fatal, datz es jetzt noch so lange hell bleibt, dachte sie, beruhigte sich aber gleich wieder. Ah bah — wer sollte ihn denn sehen? Annette drückte auf die Klingel, und gleich darauf öffnete Käte die Tür. „Gnädige Frau befehlen?" ' „Käte, trennen Sie von meinem weitzen Tüllkleid die Volants ab, plätten Sie sie gut, und dann gar nieren Sie den Rock wieder damit, aber viel weniger reich. Sie können einfach wegschneiden, was zu viel Nr. 4S. los. Islltyrmy. ist. Aber flink, Käte, morgen möchte ich das Kleid anzi«h«n!" Käte v«rsch»and lautlos mit «inem sehr langen Gesicht. Annette atmete tief auf. Nun hatte sie auch Käte festgelegt! Dann nahm sie einen Hellen Spitzenschirm, der in der Fensterecke lehnte, spannte ihn auf und ging langsam über die Terrasse hinab in den sonnen durchglühten Park. Es war totenstill. Die schwüle Hitze des Sommerdoges brütete erschlaffend über dem stillen Park. Nicht ein Windhauch bewegte die Blätter — alles schien zu schlafen. Eine Zeitlang tauchte noch Annettes Helles Kleid zwischen den Stämmen auf, dann war sie in der Tief« des Parkes verschwunden, von weither drang das Knirschen des Kieses unter ihren Schritten. Kein Laut unterbrach die Stille des Sommernachmittages. Einundzwanzig st es Kapitel. Felix Wessel stund an dem offenen Fruster seines Hotelzimmers im „Habsburger Hof" in Salzburg und sah hinab auf dt« Stratze. Wer ihn im Laufe der letzten zwei Jahre nicht gesehen, würde ihn schwerlich wiedererkannt haben. Der rassige, elegante Offizier von damals, der mit seiner Uniform ver wachsen schien, sah in dem Hellen Zivilanzuge weder stattlich, noch vornehm aus. Das Gesicht grünlich braun, mit eingefallenen Wangen und stark hervor tretenden Backenknochen, umsprotzt von einem harren, stark angegrauten Bollbart, die Stirn faltig, wie ver wüstet von heißen Gedanken, die dahinter glommen. Der Ausdruck von Wildheit in den Augen harte sich verstärkt durch da» Unruhige, Flackernde des Blickes, der auch nicht eine Sekunde lang auf einer Stelle haften konnte. Und wie d«r Blick, so drückte sein ganzes Gehaben eine fortgesetzte Unruhe aus. Es hielt ihn nicht an einer Stelle. Jetzt trat «r von dem Fenster zurück und schritt zur Tür, horchte einen Augenblick und ging wieder zum Fenster. Und wieder zur Tür. Immerfort. Wie ein wilde» Tier im Käfig. Alle fünf Minuten sah er nach d«r Uhr. Er erschrak, so oft er draußen auf dem Korridor Schritte hörte, die sich scheinbar seiner Tür näherten. Dabei rauchte er unausgesetzt, eine Zigarette an der anderen anbrennend. Der große Aschenbecher, der auf dem Mittelrisch stand, vermochte die Stümpfe kaum mehr zu fasten. Ab und zu griff er nervös nach der rückwärtigen Tasche seiner Hose, einmal zog er sogar ein kleine« blitzendes Ding hervor, einen Taschen revolver, steckte ihn aber dann hastig wieder ein. Danach segelten immer die mageren Hände mit den stark hervortretenden Adern heftig an den Beinen vorbei, und er blieb einen Augendlich stehen. „Ob es nicht das klügste wäre? Ein leiser Druck des Fingers, ein Knall — fertig, Schluß! Das Leben? Pfui! Hol's der Teufel! Wer ist er? Einer, der einmal Offizier gewesen, ohne Vermögen, dafür von einem ganzen Regiment Gläubigern verfolgt, von dem lebend, was die arme Schwester Lydia ihm gibt. Zermürbt, zerbrochen, unbrauchbar für alle Zukunft, ohne die physische und psychische Kraft, sein Leben von vorne zu beginnen — also!" (Fortsetzung folgt.) km >1 >3130 »3»ar SW v s 8 Nlr v»llerkr»oäökell unck 8aiikrrr»5-^ol»«oi> Uvtsrt ^sciss tzuavlum Lsi»I 8«rknvicke^ vavkS kutritvoodor 8tr. HO (U»«ch-Tdtkr. ?reil»äed»dvkol N D«l. 819k. gut vassrnd, auch Ausbcsfern, B. Torotyeenstr. 2. ».< - K Loenrreekens Kopier masclüne „lkql«><rsLrrr" 'N /ecke« M,«' nn Alev,«. 2»/«« von cm«/ Mc>r?e/-en. S> Soax/e //? De//« LMr? 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Dabei ergibt sich auch das erstaunliche Resultat, daß Van Houtens Cacao, ganz abgesehen von seinem unerreichten Wohlgeschmack und Aroma, sich im Gebrauch ökono mischer stellt als die sogenannten billigen Angebote. Für Fein schmecker bedeutet guter Cacao immer: Van Houtens! Idleganle Fracks u. «eseUschastSaninge vt verl. «r.Llvckorinuou, Salzgätzch.9,1. ckosr» ...... ^//i^e/möüe/ u//e such vo//LlSsck/9e st/LLe50k"c/e/)k//'ch he^sb- SeZe^ke/) /^e/se/7 Z-e/'^MS/r^-IoLl-Ft/'SLLe 2S/29, 08817 ZIIIM Schmunzelnd beachten MonSre sich ganz wesentlich reduzieren! Die erprobten Bruno - Glühstrümpfe lassen sich bequem handhaben, besitzen eine fast unverwüstliche Lebensdauer, sparen auch erheblich Steuern, geben ein brillantes Licht und sind »udem sehr preiswert! Verlangen Sie in den einschlägigen VerkaufsgeschLften stets die echten Bruno-Glühkörper, die immer durch Namenszug kenntlich sind! Bruno-Gesellschaft m. b. L., Berlin, Liebenwalder Straße 1v. 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