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Nr. 46. los. Haliryang. sprach z« de« gerichtliche« Feststellua- gen. Mr halten es nicht für richtig, wenn an der -Spike der Verwaltung politische Partrimänner stehen. (Beifall links.) Abg. Nissen (Dän«) bracht« Beschwerden über die Lage der Dänen in Nord-Schleswig vor. Abg. o. Kardorff (Freikonk.) führte aus: Die Klagen des polnischen Redners find u n, begründet. Nicht die Polen werden unterdrückt, sondern die Deutschen, wo sie in der Minderheit sind. Wir werden ti« Ostmarkenpolitik der Regierung nachdrücklich unterstützen. (Beifall rechts.) Abg. Marx (Ztr.) sagte: Die preußische Polen politik hat bisher keine Erfolge erzielt: -s wäre daher das beste, diesen Weg zu verlassen. Die Polizei muß ihre Maßnahmen zur Forderung der öffentlichen Sittlichkeit verschärfen. Minister des Innern v. Dallwitz führte aus: Das Komitee zur Bekämpfung des Mädchenhandels wird von der Negierung unterstützt werden. Di« Beschwerde Nissens kann ich nicht als begründet erachten. Wir können nicht dulden, daß sich sogenannte Heimatlose dauernd an den national umstrittenen Grenzen aus halten. (Beifall rechts.) Abg. Schiffer (Natl): Die konservative Partei versendet Flugblätter, die an Ge hässigkeit gegen uns nichts zu wünschen übrig lassen. Ich muß es als eine Unehrlichkeit bezeichnen, lvenn wir als Feinde der Landwirtschaft hingestellt werden. Wir verlangen, daß die La »dritte sich auf den Boden des Rechts stellen. (Beifall b. d. Nationalliberalen ) Abg. o. Heydebrand und der Lasa (Kons): Seit eineinhalb Jahren regen nationallibcrale Agitatoren das Volk mit der Behauptung auf, die Mehrheit, zu der Nationallibcrale gehören, die jedoch unfähig waren, habe einen Raubzug auf di« Taschen der Arbeiter unternommen. (Sehr gut! rechts: großer Lärm bei den Nationalliberalen.) Derartige Behauptungen schlagen der Wahrheit ins Ge sicht. Agitatoren, die das sagen, unterscheiden sich nicht von den sozialdemokratischen Agitatoren. (Sehr richtig! rechts: große Unruhe bei den Nationallibe ralen.) Die Nationallibcrale» gehen bei den LLahlen vielfach mit Sozialdemokraten zu sammen. Die Frucht der Sünden der National liberalen ist das Anwachsen der Sozialdemokratie. <Lebh. Beifall rechts: stürmischer Widerspruch bei den Nationalliberalen.) Abg. Granowski (Ztr.) führte aus: Die National liberale» unterscheiden sich in der Bekämpfung des Zentrums nicht von den Sozialdemokraten. Die christliche» Arbeiter lehnen es ab, dem Volke unerfüll bare Hoffnungen zu machen. (Abg. Liebknecht (Svz.) ruft: Phantasie!) Ich glaube, meine Phan tasie kann Ihre orientalische Phantasie nicht über treffen! (Abg. Liebknecht: Lasse! — Der Prä sident ruft den Abg. Liebknecht zur Ordnung. Auch auf einen weiteren Zwischenruf Liebknechts wird dieser z um zweite n Male zur Ordnung gerufen.) Gronowski (fortfahrend): Die Sozialdemo krat ie hat in ihrer ganzen Handlungsweile kein Pflichtgefühl dem Staat und dem Naterlande gegenüber. Wir werden bei den nächsten Wahlen da für sorgen, daß die sozialdemokratischen Bäume nicht in den Himmel wachsen! (Lebhafter Beifall im Zen trum.) Darauf vertagt sich das Haus zur Weiterberatunq auf heute abend 7'^, Uhr. Schluß 5 Uhr. Deutscher LrmümirMsktsrrit. Berlin, 14. Februar. Jin Sitzungssaale des Abgeordnetenhauses hat heute vormittag die lll). Plenarversamlung des Deutschen Landwirtschassrates begonnen. An dieset beteiligten sich der Herzogregent von Braunschweig, der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück und der preußischeLandwirtschastsministerv. Schor lemcr- Lieser. Der Vorsitzende, Graf Schwerin-Löwitz, teilte mit, daß dem Lendwirtschastsrat in Aussicht gestellt worden sei, am Freitag den Kaiser hier begrüßen zu dürfen. Er schloß seine Ansprache mit einem Hoch auf den Kaiser, die deutschen Bundes staaten und die Freien Städte. Staatssekretär Delbrück überbrachte die Grüße des Reichskanzlers und seines Ressorts. Hieraus fand die Wieder wahl des Grafen Schwerin-Löwitz zum Vorsitzenden und des Freiherrn v. Soden-Frauenhofen (Bayern) wie des Dr. M eh ne rt (Sachsen) zu stellvertretenden Vorsitzenden statt. Freiherr v. Soden überreichte dem Grasen Schwe rin Löwitz als Ausdruck des Dankes der Versamm lung für dessen lOjährige Tätigkeit im Vorstande eine in Buchiorm gefaßte Auslese aus den Aufsätzen und Reden des Grasen, die landwirtschaftliche Fragen behandeln. Zum Schluß des geschäftlichen Teils er stattete der Generalsekretär Professor Dade den Ge schäftsbericht. Aus ihm geht hervor, daß der Deutsche Landwirtschaftsrat im letzten Jahre u. a. eine Erhebung über die Getreide vorräte in erster Hand angestellt, und sein Aus schuß sich u. a. zu einer Verlegung des Volkszähl termins vom 1. Dezember auf den 15. Januar aus gesprochen, die Beschlüße der bayrischen Kammer zur Bekämpfung des Grundstückswuchers als geeignetes Mittel bezeichnet hat, um der gewerbsmäßig be triebenen Güterzertrümmerung in erfolgreicher Weise entgegenzutreten und der Anregung der Deutschen Landwirtschastsgcsellschast zur Abhaltung eines Landarbeitskongresses keine Folge gegeben hat, da der Ausschuß sich einen praktischen Erfolg für die Landwirtschaft von diesem Kongreß nicht verspricht. Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetreten. Zunächst wurde verhandelt über die Maßnahmen für dieFleischversorgung derBevölkerung und der Stellungnahme der Städteverwaltungen zu den Anträgen des Deutschen Landwirtschaitsrats. Hierzu unterbreitete der Referent Geh. Oekonomie- rat A n d r ä - Braunsdorf der Versammlung folgen den Antrag: „1. Der Deutsche Landwirtschaftsrat spricht sein Bedauern aus, daß das Ergebnis der zufolge Be schlaf) der IM. Plenarversammlung bei 511 Stadt verwaltungen gehaltenen Umfrage, die Geneigtheit vieler Stadtverwaltungen, bei der Lösung der Frage der Verbilligung der Fleischversorgung mitzuwirken, vermissen läßt. 2. Die deutiche Landwirtschaft ist den erhöhten Anforderungen an die Versorgung des einheimischen Fleischmarktes nachgckommen. Daß vereinzelt die Marktzufuhren nicht ausreichend erscheinen, ist be gründet durch örtliche Futterverhältnisse und durch geschäftliche Maßnahmen de» Handels. Die unerwünschte Höhe der Fleischpreise im Kleinhandel liegt aber in Verhältnissen begründet, auf deren Gestaltung die Landwirtschaft einen Einfluß nicht auszuüben vermag. !t. Es ist Pflicht der deutschen Landwirtschaft, ihre Leistungsfähigkeit auf dem Gebiete der Fleisch produktion mit dem zunehmenden Bedarfe an Fletsch weiter zu steigern. Letzteres erscheint möglich, ») wenn die Rentabilität der Viehzucht und Vieh haltung durch beeinträchtigende Maßnahmen nicht gefährdet wird, b) durch weitere Steigerung der ein heimischen Futtererzeugung, e) durch Kultivie rung der Moor» und Heideländereie«. ceipzlger Tageblatt. 4. Die landwirtschaftlichen Interessenvertretungen haben durch Förderung des Genossenschafts wesens auf dem Gebiete der Viehverwertung, ins besondere durch Hinweis auf die Einrichtungen der Zentralstelle für Viehverwertung zur Lösung der Fletschoeriorgungssrage beizutragen. Zu ihren Aus gaben gehört auch die Aufllärung der interessierten Kreise über die Bewegung der Schlachtvieh- und Fleischpreise. DiePreisberichiftelle des Deutschen Landwirt'chastsrats wird deshalb beauftragt, fort laufend über die Bewegung der Schlachtvieh- und Fleischpreise Veröffentlichungen zu machen, insbeson dere durch g r a p H i s ch e Darstellung dieser Preise weite Kreise auf die vielfach abweichende Bewegung der Großhandels- und Kleinhandelspreise aufmertfam zu machen. 5. Von den Stadtverwaltungen ist da'ür Sorge zu tragen, daß die Spannung zwischen Schlacht vieh und Fleischpreise» sich in gerechtfertigten Grenzen bewegt. Vor alle» Dingen ertcheint es notwendig, n) daß die iin Interesse der Wohlfahrt der städtischen Konsumenten getroffene» Einrichtungen zur» Zweck der Versorgung mit Fleisch unter Be rechnung einer mästigen Verzinsung und Tilgung des Anlagekapitals zur Verfügung gestellt werden, !) daß eine den tatsächliche» Verhält nissen entsprechende Notierung der Preise für Lebend- und Schlachtgewicht au, den Schlachwich- märkicn durchgeführt wird, <) daß das Verständnis der Konsumenten über die Angemessenheit der jeweiligen Spannung zwischen Vieh- und Fleisch preisen gefördert wird. 6. Die Förderung der Kultur von Moor- und Heideländereien durch Gewährung von staat lichen Beihilfen erscheint gerechtfertigt und angezeigt." Der Antrag wurde nach ausführlicher Be gründung durch den Referenten ernstimmig an genommen. Darauf wird mit Rücksicht aus die Anwesenheit des Herzogregenten Johann Albrecht von Braun schweig der Punlt der Tagccordnung „Die Ziele und Wege der landwirtschaftlichen Entwickelung unserer Kolonien" vorweggenom men. Das Referat hatte Geh. Negie- runasrat Prwessor Dr. Wohltmann-Halle a. S., der aussühcte: Unsere Kolonien sind keine Auswanderer kolonie» geworden, dafür jedoch für unsere deutsche Volkswirtschaft sehr bedeutungsvoll ist der Landbau in den Kolonien, in denen koloniale Stoffe für Existenz- und Kulturbedürfnisfe unseres Volkes er zeugt werden können. Unser Ziel muß eine Agrar- kolonialpvlitik sein, wir müssen genau den Weg gehen, den die Landwirtnhast in der Heimat gegangen ist. Der Vortragende stellt dann folgenden Antrag: „Der Deutsche Landwirtichastsrat erachtet cs als notwendig: 1. daß Professuren für koloniale und tropische Landwirtschaft und höhere landwirtschaftliche Lehr anstalten in Deutschland baldigst errichtet werden, 2. daß mit möglichster Beschleunigung eine land wirtschaftliche Abteilung im Reichstolonial- amt geschaffen wird. 5. daß in unseren Kolonien die Verwaltung mehr als bisher landwirtschaftlich ausgeftiltt wird, indem bei jedem Gouvernement nicht/nur landwirtschaftliche Sachverständige angestellt, sondern auch landwirt schaftliche Kulturämter zur Förderung der Land wirtschaft eingerichtet werden. 4. Daß in unseren Kolonien in größerer Zahl als bisher landwirtschaftliche Versuchsstationen — auch zur Förderung der Viehzucht — eingerichtet und zwar zweckentsvrechend ausgestaltet werden, ferner, daß für die Anlage von botanischen Gärten und Vermehrung der Kultnrgürten Sorge ge tragen wird. 5. Daß di« Einrichtungen für systematische Er ziehung und Belehrung der Eingeborenen zur Hebung der landwirtschaftlichen Produktion in den Kolonien vermehrt Werden". Die Debacte, in der auch Staatssekretär v. L inde- quist das Wort ergriff, ergab allgemeine Zustim mung zu den Ausführungen des Referenten. Der Antrag wurde dann einstimmig angenommen. Taseschronik. Line Rlatterhorrrbeltejgung im Januar. Aus Zürich wird uns geschrieben: 2Bas man noch vor 20 Jahren als verrückt bezeichnet hätte, die Be steigung unserer höchsten Alpcngipfel und Traversie rung aller möglichen Pässe mitten im Winter, gehört heute beinahe zum Alltäglichen. Eine Matterhorn- beste igung im Monat Januar jedoch fand bis jetzt von der Schweizer Seite aus noch nie statt. Wohl hat der verstorbene Führer Titane Alms Burgener vor etwa 15 bis 16 Jahren eine Besteigung dieses Berges Ende Mürz ausgesührt, doch sind da um diese Zeit die Tages- und Wärmeverhültnisse schon ganz andere, denn am 5. Mürz überschreitet auch die Sonne das Malterborn und von da an wird West- und Nord seite bis abends von den Sonnenstrahlen erwärmt, während jetzt schon von 1 Uhr ab die Abstiegroute im Schatten liegt. Es war darum ein Ereignis erster Klasse, als dem Engländer Macde mit den Führern Pollinger Josef und Lochmatter Josef eine sehr gelungene Mat- terhornbesteigung glückte. Unter alle» Fenstern, an allen Straßenecken wurden di e Kühnen mit Fernrohren verfolgt. Die ungemeine Klarheit der Luft ließ di« Kletterer auch in ihren kleinsten Bewegungen beobachten. Natürlich zweifelte niemand, daß der Aufstieg gelinge, denn die Schneeverhältnisse des Berges sind außerordentlich günstige. Das Matterhorn ist ganz schwarz wie im Sommer, ja von der Schulter an ist es im Sommer nie so schneefrei wie jetzt. Aber man harte doch einige Bedenken wegen der Kälte, denn während der Nacht hatte sich plötzlich di« sogenannt« Bise erhoben, d. h. ein kalter Nebel, und allen Wald mit seinen Eis kristallen geziert. Am Morgen aber war cs wieder spiegellrell, doch das Thermometer war bis auf 15 Grad Kälte gesunken, und man sagt« sich, wenn es dort oben entsprechend kälter ist, so wird eine Matterhornbesteignng wohl etwas kritisch. Die Kälte welle mar aber nicht so hoch gedrungen, und man sah bald, daß in der Höhe ein leichter Süd wehte. Die mutigen Bergfexen kamen denn auch zum Erstaunen rasch vorwärts. Um 11 Uhr waren sie schon ob der Schulter und um 12 Ubr auf der Spitze. Auch der Abstieg vollzog sich nicht weniger schnell. Um 4 Uhr war die Karawane bereits unter der alten Hütte, und nun war man sick)«r, daß dieselbe noch bei Tageslicht bei der Klubhütte anlangen würde. Dort erwartete sic in dem neuen Restaurant ein gewärm tes Zimmer mit warm«n Speisen. Die ganze Besteigung vollzog sich ebenso schnell und glatt wie im Sommer bei gute« Berg- und Schneeoerhältniflen. L. * Berlin, 14. Februar. (L e i ch e n f u n d.) Inder Nähe des Bahnhofes Kietz Rummelsburg wurde lzcute früh der Körper eines etwa 40jährigcn Mannes ge funden und nach längerem Suchen, etwa 50 Meter entfernt, im Unterholz, auch der Kopf der Leiche. Düsseldorf, l4. Februar. (Falschmünzer.) Die Kriminalpolizei entdeckte hier eine Falschmünzer- wcrkstätte und verhaftete den Stukkateur Thcooor Schroer als Falschmünzer und beschlagnahmte zahl reich« falsche Zweimarkstück«, Wie«, 14. Februar. (Da, Begräbnis Roth- schilds) Heute vormittag fand die Beisetzung des verstorbenen Seniorchess d«s Hauses Rothschild statt, zu der sich viele Mitglieder der verschiedenen Käufer Rothschild eingesunden hatten. An der Trauerfeier im Palais Rothschild nahmen auch das diplomatische Korps, darunter der deutsch« Botschafter und der bayrisch« Gesandte, Mitglieder der Hofgesellschaft und des österreichischen Hochadels, Vertreter der Regie rung uitd Zivil- wie Militärbehörden teil. Paris, 14. Februar. (Sechs Menschen ein gebrochen.) Gestern versuchte der achtjährige Andr6 Pessonneaux bei Montböliard den leicht über frorene» Rhein-Nhone-Kanal zu überschreiten und brach dabei ein. Auf seine Hilferufe eilte sein zehn jähriges Schwesterchen Bcrtbe herbei und verschwand gleichfalls in den Fluten. Juliette Pessonneaux, so wie deren 2Üjährige verheiratete Schwester Marthe Doinon suchten die Kinder zu retten und gerieten ebenfalls unter das Eis. ebenso der 15jührige Henri Pessonneaux und die lOjährige Helene Desseroy. Herbeigecilte Nachbarn vermochten nach großen Schwierigkeiten schließlich die Bergung der Ver unglückten zu bewerkstelligen. Bei der kleinen Berthe jedoch blieben die Wiederbelebungsversuche erfolglos. London, 14. Februar. (Die Opfer der Pest in Indien.) Die „Times" erhält von ihrem Cpezialmitarbeiter in Indien eine Mitteilung über das außergewöhnlich starke Umsichgreifen der Pest in Indien. Nach dieser Meldung soll die Epidemie im indischen Kaiserreich zwischen 10000 und 20000 Opfer pro Woche fordern. Die Hindu organe melden, daß in der mit dem 21. Januar endenden Woche 20 167 Todesfälle infolge von Pest verzeichnet wurden, während in der vorher gegangenen Woche 12 143 Personen derSeuche zum Opfer fielen. Seit mehr als 14 Jahren herrscht die Pest in Indien. Eine genaue Zahl der Opfer der Seuche anzugeben, ist zwar nicht möglich, doch sei als wahrscheinlich anzunehmen, daß die Epidemie bisher ungefähr neun Millionen Menschen hinweggerafft hat. Eine offi zielle Statistik vom Ende des Jahres 1908 gibt die Zahl der bis dahin an Pest Gestorbenen mit sechs Millionen an. Madrid, 14. Februar. (Der verschollene Herzog.) Der spaniiche Grande und Betrüger erster Klasse Herzog von Montemar, über besten Schwindeleien wir gestern berichteten, ist nach der „V. Z." nicht auszufindsn. Man glaubt, daß er sich auf dem Wege nach Buenos-Aires befinde. Der spanische Gesandte in Argentinien wurde ange wiesen, von den argentinischen Behörden die Ver haftung des Herzogs bet besten Landung zu erwirken. Die beiden Individuen, die vor dem Notar bei der Unterzeichnung der falschen Hypotheken als Zeugen fungierten und dafür 20 000 Fr. erhielten, sind ver haftet. Die Affäre erregt hier um >o größeres Auf sehen, als die Großmutter des flüchtigen Her zogs eine Schwester des Dom Francois d'Assisi, des Gemahls der verstorbenen Königin Isabella, also des Großvaters des Königs Alphons XIII. war. Lissabon, 14. Februar. (Diebstahl im Kar- m e l i t e r k l o st e r.) Im Karmeliterkloster von Olsvaes ist die rechte Hand der Statue der heiligen Therese gestohlen worden. Diese Hand war mit kostbaren Juwelen besetzt, die einen Wert von Millionen Fr. repräsentierten. Man glaubt, daß die Juwelen auf dem Wege nach London sind. Petersburg, 14. Februar, (P e stundKorrup- t i o n.) Unter dieser Spitzmarke schreibt die „B. Z.": Die russische Verwaltung und das russische Beamten tum haben wieder einmal ein vollständiges Fiasko erlebt. Selbst angesichts einer so schweren Gefahr, wie sie die Pest augenblicklich darsteltt, haben die Beamten sich nicht zu treuer Pflichterfüllung auf schwingen können. Statt die Kranken zu pflegen, hat das russische Sanitätspersonal in der Mandschurei sie ausgeolündert. Dauernd liefen Beschwer den über ihre Gewalttätigkeiten ein. Das inter national« Bureau zur Bekämpfung der Pest in Char din hat sich daher veranlaßt gesehen, das russische Sanitätspersonal zu entlassen und statt dessen Chi nesen anzustellen. Moskau, 14. Februar. (Untergrundbahn.) Seit einiger Zeit bewirbt sich amerikanisches Kapi tal in großem Maßstabe um Unternehmungen in Rußland. Dem großen Getreidespeicher-Projekt folgt jetzt der großzügige, von Amerikanern der Mos kauer Stadtverwaltung unterbreitete Plan, eine Untergrundbahn in Moskau zu bauen und große unterirdische Warenlager längs des Bahn gleises zu errichten. Den ganze» grandiosen Plan gedenken di« Amerikaner, die, wie die „B. Z." er fahrt, gegenwärtig in Moskau mit der Stadtver waltung verhandeln, in der kurzen Zeit von acht Monaten auszuführen. Kunst unü DMenschsft. bie Organisation drr Journalisten. Man schreibt uns aus München: Die wichtigste Aufgabe im wirtschaftlichen Kampf der Gegenwart ist der Zusammenschluß bestimmter Berufsgruppen zu einer festgefügte» und darum auch autoritativen Organisation, die den ein zelnen Angehörigen dieser Berufe gegenüber dem weit stärkeren Kapitalismus einen Rückhalt und Schutz gewährt. Non allen Berufen waren die Jour nalisten die letzten, die sich organisierten, respektive die ersten ernstlichen Versuche dazu machten, sie, die tagtäglich für die wirtschaftliche Besserstellung aller möglichen Leute mit imponierender Selbstlosigkeit eintraten und kämpften. Dieser Idealismus ist etwas sehr Schönes, und man möchte ihn gerade beim Journalisten nicht misten, wenn auch vielleicht die All gemeinheit zu weit geht und diesen Idealismus als etwa» so Selbstverständliches betrachtet, daß man sich für berechtigt hält, dem Tagesschriftsteller die bißchen Lebensnotwendigkeiten am kärgsten zuzumessen. Ader auch der Journalist ist nur ein Mensch, mit genau den gleichen Bedürfnissen wie feder andere, und wenn er auch, wie der brave Mann, an sich selbst zuletzt denkt, so darf daraus doch nicht gefolgert werden, daß man an ihn überhaupt nicht zu denken braucht. Alle die sozialen Errungenschaften der letzten Jahre, wie di« acht- oder neunstündige Arbeitszeit, di« vollstän dige Sonntagsruhe können bei der Eigenart de» Zei- tung»betri«be» für den Journalisten nicht in Betracht kommen, aber auch di« Gehaltsfrage hat in den letz ten zehn Jahren keine wesentliche Aendcrung erfah ren, sowohl di« Lebenshaltung sich um 100 Prozent gesteigert hat. Wuttke gibt in seinem lesenswerten Buch« über die Presse, das vor etwa zehn Jahren erschienen ist, das durchschnittliche Gehalt e,ne, Journalisten zwischen 1800 und 4500 an, und wenn wir Umfrage halten, so werden wir finden, daß dieser Durchschnitt auch heute noch gilt, von weni gen Ausnahmen abgesehen, die hauptsächlich auf die großen Städte fallen. RUttum-, lS. /evruar wir. All« dies« Momente haben die dringend« Notwendigkeit einer Organisation des Journalistenberufes immer deutlicher gezeigt. Die Hauptschwierigkeit, dieses Ziel zu er- reict-en, lag zunächst in d«r Divergenz, die zwischen den Redakteuren und fest angestellten Mitarbeitern einerseits und den freien Berufsjournalisten ander seits bestand, .statt daß man den Journalisten als solchen oewertete, gleichviel, ob er aus einem Redak tionsstuhl sitzt, oder im Außendienst seine (st'wiß nicht leicht« Pflicht erfüllt. Dann war ein werteres Hindernis der Mangel wirklicher Kollegialität, der daran schuld war. daß so mancher in seinem Kolle gen nur d)N unliebsamen Konkurrenten sah, der ihm das Brot schmälerte, und schließlich das Eindringen vieler minderwertiger Elemente und solcher Leute, di« ihre journalistische Tätigkeit nur im Nebenberuf ausüoten, von den Verlegern aber bevorzugt wurden, weil sie billiger arbeiteten. Diese Schwierigkeiten sind aber nun behoben und mit der Gründung des Neichsoerbandes Deutscher Presseder erste bedeutsame Schritt zu einer Organisation getan. Nun gilt es, diese Orga nisation auszubaucn, und da ist nun Bayern dieser Tage aus dem Plan erschienen. Unter starker Beteiligung wurde der Landesverband Bayern gegründet, dem bereits alle aufnahmefähi gen Journalisten beigetreten sind und der die gesamte bayrische Presse in sich vereinigen wird. Geschieht der Ausbau der Organisation in den anderen Bun desstaaten mit der nämlichen Begeisterung und dem gleichen Verständnis wie am Sonntag in München, dann wird sich bald das erfüllen, was Chefredakteur Adolf Müller in seinem Referat sagte: Das Märchen, beim Journalismus seien nur Leute, die ihren Beruf verfehlt haben, wird gründlich zer stört werden, und es wird künftighin nicht mehr heißen, ich bin nur Journalist, sondern ich bin G o t t sei Dank Journalist. AI. X. * * Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hat die Wahl seines Vorstandes für die nächsten zwei Jab,re vorgenommen. Zum Vorsitzenden wurde Geh. Re gierungsrat Dr. Bng. Hermann Muthesius und ru seinem ersten Stellvertreter Direktor Dr. Peter Jessen von der Bibliothek des Berliner Kunst gewerbemuseums gewählt. * Die Freie Studentenschaft in Göttingen hat für einige Tage das Stadtthcater von Nord hausen gemietet, in dem eine Zeitlang die Kunst ganz schlief. Die Studenten werden dort am 10. und 11. März Grillparzers Lustspiel „Weh dem, der lügt" aufführen. Die Freie Studentenschaft hat eine dramatische Vereinigung gebildet, die über geschulte Kräfte verfügt. Wenn die ersten Aufführungen in Nordhauien Erfolg haben, dann wollen die Musen söhne öfter dort den Thespiskarren schieben. * Stiftung zum Schutze deutscher Biihnenange- höriger. In einer Petition an den Reichstag bittet Hanna Buchholz in Elberfeld um Erlaß eines Recchs- Theatergesetzes. Sie bietet für den Fall des In krafttretens einer „Reichs- oder Staats Versicherung zum Schutze deutscher Bühnenangehöriger" eine Stiftung von 100 000 .X an. Die Petition wurde dem Reichskanzler als Material überwiesen. * Eine neue Professur. An der Architekturabtei lung der Technischen Hochschule zu Berlin-Char lottenburg ist eine n-ue etatsmäßige Professur begründet worden für Formenlehre der Nenaissaiice. Auf diesen Lehrstuhl ist Professor Klingholz, bisher etatsmäßiger Prozessor an der Technischen Hochsthule in Hannover, berufen worden. * Aufgehobene Konsiskatio«. Das Oberlandes- gericht in Wien hat die vor einiger Zeit erfolgte Konfiskation des kulturhistorischen Werkes von Eduard Fuchs „Das erotische Element in der Kari katur" aufgeboben. Es heißt in der Begründung des Urteils, daß das Werk nicht gegen die staatlich anerkannte katholische Kirche oder gegen einzelne Gesellschaften aufreize: es liege keine Absicht vor, jemanden zu verletzen. * Alexander Tolstoi erhielt die kaiserliche Ge nehmigung zum Drucke aller Schriften Tolstois ohne Ausnahme, doch dürfen die Schriften nur in einem Gesamtausaabewerl ericheinen. Die Druck legung besorgt der Akademiker Graf Golenitschew. * Ein neues französisches Wörterbuch von Prof. Pfohl erscheint soeben bei F. ist. Brockyaus in Leipzig, das von einem praktischen Schulmann nach den modernsten Gesichtspunkten uusgearveitet ist und sich durch Neuaufnahmen des heutigen Sprachscha^es, ^eitcrjparendc Anordnung, Berücksichtigung guter Verdeutschungen und dialektischer Eigentümlichreiten, neueste Rechtschreibung und dabei doch so lustigen Preis (7 ./t) auszeichnet, daß es jeden. Gebildeten und jedem Lernenden hochwillkommen sein dürfte. * Musikchronik. Aline Sanden (vom Leipziger Stadttheater) feierte als Elektra im Hofthearcr zu Dresden wahre Triumphe. 8t. Hochschulnachrichten. Der nach Marburg als Direktor der dortigen Universitätsklinik berufene bisherige Internist an der Atademie für pralttiche Medizin in Köln Dr. Max Matthes ist zum Ordinarius ernannt worden. — 2n Göttingen ha bilitierte sich Dr. W. Fischer aus Stuttgart mit einer Probevorlesung Uber die Beziehungen der Tuberkulose zu den Lymphknoten. — An der Uni versität Zürich hat sich Dr. G. I. Peter als Privat dozent für schweizerische Verfassungsgeschichte nieder gelassen. — Geheimrat Dr. Adolf Slabv. der Lehrer der Elektromechanik in der Abteilung für Maschinen-Jngenieurwesen der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg hat einen sechsmonatigen Urlaub zur Wiederherstellung seiner Gesundheit an getreten. — Dr. Gerhard Kowalewski, der seit zwei Jahren als ordentlicher Professor der Mathe matik an der deutschen technischen Hochschule zy Prag wirkt, hat einen Ruf an die Universität Gießen erhalten und angenommen. (Professor Kowalewski war vor seiner Berufung nach Prag Prioatdozent an der Universität Leipzig.) HmtZmü kt,' /tdae»p2nntlieit, Oereirlneit, biervn<,itöt, Oeciö^lNniS^ooiicde! tnlolxe Oebersnstrermcmg cler dlerven, cke« Körper» unck 6o!»to» »ctnvinclel de« biubrunx cmck Lturkcinsk cker bierven unct cte» Orgsnlsmu», «i» von Lrrttickev ^utorii.»«» lest- xettellt, mit L-eeiraorol, ,<» orkevUrrrNt. ssescdUtrte», resordlrrdire» Pd-Mpkwrkeekkblnöl. nervorrsgeuckc, LiörkuvozpröpLrcit onct b.'ervenn»droi^ ctcr 6eben*»rt. Verrucde deuei^en. flircstsn, l-rcLen» unck Klemer«, leiclit «ebluckdire KLv«eIn: A.— lZt prompter VeriLnct clurck ctie äpotöeken: kn^et-, tlok-, kHeoed-, ltzokren- Lslomonis-^potstelce. *) allkrN » Tournier. Arrcl» verirkse I^VI, «101, «NW, Nvt. l^ncere»,» t <!» mr-.'. wtern. SieNerl, rkerip. t-ü. «WI. «errcir», >>,»»» mrU. >*V». 6o0ner, IR». C-srUr Öilnplc» ren».