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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110211029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-11
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Nr. 42. los. ^atlryans. Leipziger Tageblatt. Sonnadenü. ll. /evruar l91l. Da» Grautier aber hat wenig Sinn dafür, keilt höchst unwillig au» und stößt kläglich-beleidigt seine melodi schen Hilferuf« au». Aber da» schwere Werk gelingt doch; der Esel wird überzeugt, daß er heute nicht »hne Blumen auftreten darf * Auf dem Etlenburaer Bahnhofe. Schon auf dem Bahnhose Taucha mahnte das Plakat: „Kauft Margareten!" Hier und da blinkte die Blume in den Knopflöchern. Doch als sich nach zehn Mi nuten der Strom der Reisenden in die Borhalle des Eilenburger Bahnhofes ergoß, waren die freund lichen Verkäuferinnen der „Blume der Gerechtigkeit" zur Stelle. Mit gewinnendem Lächeln wußten sie jedermann zur Barmherzigkeit zu gemahnen, und bald zierte das weiß-gelbe Sternchen den einfachsten Kittel des Arbeiters wie den Rock des Kutschers, die Uniform der Dienstmänner und die seidene Robe der Damen. Wer dann im stolzen Bewußtsein getaner Pflicht auf der Elektrischen der Stadt zustrebte, dem predigt« die blumengezierte „Krt«g»kasse" von neuem: Wohltun ist edel^ Auch in Lindenau. Plagwik, Gobliv und Eutritzsch war der Verkehr äußerst lebhaft. Auf Straßen und Plätzen wurden die Blumen ver kauft. In vorgeschrittener Vormittagsftunde schon konnte man kaum noch einen Menschen sehen, der keine Blume hatte, ohne Unterschied der Stellung beteiligte sich die ganze Bevölkerung in wirklich auf opfernder Weise an dem Liebeswerk. Vie vrrmMsttanyen ües Tages. Bei Kitzing ch Helbtg fand heute mittag in der Passage ein Promenadenkonzert statt. hier hatten sich ein« große Anzahl Personen eingefunden, die das Restaurant bi» auf den letzten Platz besetzt hielten, um dem Konzert der Kunstlerkapelle zu lauschen. Di« verkaufenden Damen verkehrten zwang los in den Räumen und setzten ihre Blumen in Massen ab, so daß der Erfolg durchaus als ein befriedigender bezeichnet werden kann. Das Lehrervereinshaus hatte sich die Hauskapelle vom „Park Meusdorf" verschrieben und in der Zeit von 12—2 Uhr ein Konzert veranstaltet. Die Brauerei C. W. Naumann hatte das Bier gestiftet und Herr Guthardt die übrigen Getränke. Der Erlös hieraus wurde dem Komitee überwiesen und hat bei der Menge Gäste einen recht hohen Betrag erreicht. Auch hier entwickelte sich ein lebhaftes Treiben, da man sich vor allem um di« Klingerschen Postkarten förmlich riß und schon um diese Zeit Lieb haberpreis« für diese bezahlte. Im Alten Theater fand nachmittags die letzte öffentliche Ausführung des Weihnachtsmärchen» Die goldene Gans" statt und zwar zum Besten des Mar- garetentages zu halben Preisen. Das Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt, und man konnte an den Hellen Kinderaugen, an dem fröhlichen Lachen, seine Freude haben. Die Vorstellung verlief zu all gemeinster Zufriedenheit. Auch das Schauspielhaus hat sein Weihnachts märchen „Die goldene Märchenwelt" zugunsten des Tages aufgelllhrt, und damit ein volles Haus erzielt. In beiden Theatern fand ein lebhafter Vlumenver- kauf statt und allgemein war die Stimmung eine sehr gehobene. Postkarten waren hier schon fast gar nicht mehr, und nur zu hohen Preisen erhältlich. * * * Wir geben nachstehend noch einmal eine Auf stellung der Veranstaltungen de» Nachmittag» und Adeuds: Nachmittag» Zur Traube: Ftve o'clock tea. Anfang 4sH Uhr bis 6'^ Uhr. Casö Handelshos: Five o'clock tea. Anfang 4 Uhr bis üf,2 Uhr. Zrntraltheater - Weinrestaurant: Fioe o'clock tea. Anfang 4 Uhr bis tis/, Uhr. August Pölich: Five o'clock tea. Anfang 4s/z Uhr. Hotel Kaiserhos: Five o'clock tea. Anfang 4^ Uhr. Tasö Harme»: Five o'clock tea. 41/4—6^ Uhr. Abend». Nenes Theater: Festvorftellung „Der Opernball". An fang 7 Uhr. Neue« Operetten-Theater: Festvorstellung..Da» Musi kantenmädel". Anfang 8 Uhr. Kristallpalast-Varietc-: Festvorftellung. Anfang 8 Uhr. Weinrestaurant Paege am Markt: Musikalische Abendunterhaltung durch Damen und Herren der Gesellschaft. Friedrich Wilhelm Krause, Katharinenstraße: Musi kalische Abendunterhaltung durch Damen und Herren der Gesellschaft. Hotel de Pologn«: Musikalisch« Abendunterhaltung durch Herren und Damen der Gesellschaft. Hotel Hausse: Streichkonzert von 7 Uhr an. Hotel de Nusfle: Streichkonzert von 7 Uhr an. Zum Römer: Streichkonzert von 7 Uhr au. * Ferner Haden folgende Firmen sich in den Dienst der Wohltätigkeit gestellt: M. Schneider, Grimmaische Straße, will einen Prozentsatz der Tageseinnahme an das Komitee ab geben. Fritz Fleischhauer, Handelchof, stellt von Damen der Gesellschaft bergestellte Margareten als Nadelkissen zum Verkauf. Der Ertrag fließt dem Komitee zu. Paul Steinert, Kunsthandlung und Ein- rahmungen. Windmühlenstraße 18. stelzt die farbige saksimile Gravüre von Professor Seeger „Margue- rlten" zum Verkauf Die ganze Einnahme geht un- g.kürzt an da» Komitee. Euae »Franke, Hainstraße 11, hat 200 Dutzend weiße Damentaschentücher gestiftet und liefert die ganze Einnahme an das Komitee ab. Sollten die Taschentücher nicht verkauft werden, so werden sie dem Komitee zur Verwertung überwiesen. Da» Privat-Tanzlehrinstitut von Paus«, Pjafsendorser Straße 8. arrangiert ein Tanzkränzchen, dessen Reinertrag dem Komitee zufließt. Otto Hein. Schokoladengeschäft, Kurprinz straße 1, verabreicht Schokolade oder Kakao mrt Kuchen und Schlagsahne die Portion für 20 Pf. Der Ertrag fließt ohne jeden Abzug dem Komitee zu. Der S. Schußheimsche Iournallesezirkel will den Reinertrag des ersten Vierteljahres der von Don nerstag bis Sonnabend hinzutretenden Abonnenten dem Komitee überweisen. Der Tenien-Derlag stellt seinen Almanach in der Roßberg schcn Buchhandlung, der Fleischer- schen Sortimentsbuchhandlung, beide in der Univer sität, und in der Hinrichsschen Buchhandlung in der Grimmaischen Straße zum Verkauf. Der Ertrag geht an das Komitee. F r i KE ck a r d t D e r l a g, G. m. b. H., stellt die Werke „Das Lied vom Kind", eine Anthologie von Hewcr, und „Kinderballaüen" von Frieda Schanz in der Serig chen Buchhandlung zum Verkauf, der auch noch einige Tage nachher stattfindet. Der Ertrag fließt ebenfalls dem Komitee zu. Die bekannte Firma M. Hörügel, Hof-Harmo- niumfabrik, Inh. Paul Hörügel und Wilh. O. Jürgen», Leipzig-Leutzsch, hat, wie schon öfters bei ähnlichen Gelegenheiten, auch diesmal eine wertvolle Unterstützung der guten Sache geboten, in dem sie ein sehr schönes Harmonium im Werte von 700 Mark dem Komitee zur beliebigen Ver- Wertung zur Verfügung stellte. Das schöne Instru ment war am Margaretentaoe im Schaufenster der Firma August Pölich ausgestellt. Herzog Johann Albrecht auk üer Lchallermahheit. Breme», 11. Februar. lTel.) Im Hause „See fahrt" sand gestern die Schasfermahlzeit statt. Konsul Acheli » rief die Gäste zur Tafel. Während des Mahle» hielten die diesjährigen Schaffer, Vieadmiral z. D. von Ahleseld, Freiherr Rössing und Konsul Möle die üblichen Toaste auf den Kaiser, den Norddeutschen Lloyd, die Han delskammer, den Senat, das Hau» der Seefahrt, die Schaffer für 1913, die Oberalten des Hau es der Seefahrt, die Gäste, den Handel, die Schiffahrt und deren Flotte. Sodann ergriff der Regent Johann Albrecht des Herzogtums Braunschweig das Wort zu folgender bemerkenswerten Ansprache: „Oft und gern weilte ich in Bremens Mauern, und Bremer Schiffe trugen mich über die Ozeane fast aller Zonen. Wenn ich hinaufjchaute zu den Malten Ihrer Schiffe, »amen m»r doch allerhand Gedanken und Vergleiche über einst und jetzt. Ehe Eie einzogen in Ihr altehrwürdiges Haus, sank langsam und sicher trotz allen Glanzes Deutschlands Kaisermachr. und die auf sich gestellten Füllten paralysierten ihre Kräfte rm gegenseitigen Kampf. Nur draußen, aus den Wogen der Meere, da war ein Gedanke, ob über den Masten Iyrer Schifte auch mancherlei bunies Tuch flatterte, ein Gedanke bewegte alle und vereinigte sie; der alte hanseatische Geist, alle Kräjle, unter welchen Farben sie auch waren, zuiammenzusalsen zu einem großen Werk. Jetzt erstrahlt da» Deutsche Reich in alter Macht, in neuen Grenzen Deutschland» Kaiserkrone. Inmitten Europas steht als gebietender Friedensdewahrer da» Deuttche Reich. Wie steht e» mit dem alten Geist in der Ferne und daheim? Unter dem schwarz weiß raren Tuche sieht man einen wilden Konkurrenzkampf, einen Kamps alter gegen alle, ein Ausein- andergehen der deutschen Interessen. Und das zu einer Zeit, wo die fremden Völker alle Kräfte, die mit dem Handel zuiammengehören» zu vereinigen suchen. Wir sehen cch.itt für schritt den Deutschen zurückweichen, und manch ernstes torgenvolles Auge blickt empor zu den hohen Masten mit der Frage: Wann wird das Banner niederstnken, um demUnion 2ack, derTrikoloreodersogarbem gelben Drachenbanner Platz zu machen? Das ist ein ernstes Wort; aber ich meine gerade an dieser Stätte darf es wohl von jemand, der ein warmes Herz sür den deutschen Handel hat, für die deutsche Seesahrt gesprochen werden und hierauf der Rus erschallen, ehe es zu spät ist Alle Mann an Deck! An die Reeder, die großen Schiffahrtsgesellschaften, die Bergwerke und die Industrie richteichden Appell! Schließt Euch zusammen wie die anderen unter dem großen Gesichtspunkte: Zum Wohle de» Ganzen. Dann wird auch der all« Hanjagetst auf leben, dann wird er zu neuer Kraft sich entwickeln und unser Handel, unsere Seeiahrt werden die Stelle unter den Nationen einnehmen, die dem deutschen Handel und der deutschen Seefahrt gebührt." Der Herzogregent schloß mit einem Hoch auf den immer noch lebendigen hanseatischen Geist und auf das Blühen und Gedeihen der jreien Haniastadt Bremen. PMflche Nachrichten. Zur Landtagsersatzwahl im 23. ländliche» Wahttrei», Der Kandidat der nationalliberalen Partei, Bau meister Unger-Mölkau, stellte sich am 2. Februar in Lützschena, am 7. Februar in Schönau und am 10. Februar in Oetzich der Wähler schaft vor. Diese Versammlungen waren gut besucht. Unger wußte durch die ruhige, gelassene Ar» seiner Ausführungen, die eine allseitige umfaßende Kenntnis unseres Geschäftslebens, einen großen Schatz wirtschaftlicher Erfahrungen und den sicheren Blick de» praltischen Manne» er kennen ließen, bei seinen Hörern den besten Ein» druck zu erwecken. Er betonte u. a. die dringend« Notwendigkeit einer umsaftenden Reform der Ersten Kammer. Weiter führte er au», daß unbedingt eine schärfere Bilanzierung de» Etat» zu for dern lei, der nicht mit einer Unterbilanz ab schließen. aber auch nicht zur Herauswirtschastung millionenschwerer Ueberjchüsse dienen solle. Ferner forderte er eine Reform der Landgemeindeordnung. Das Selbstoerwaliungs- und Selbstbestimmungsrecht müsse den kleineren Gemeinden in weitreichenderem Maße als bisher zugebilligt werden. Der wichtigsten Ausgabe des kommenden Landtags, der Neugestaltung des Volksjchulunierrichrs, widmete Unger einen br'ei- ten Raum in seinen Ausführungen. Er wünschte vor allem an stelle üer jetzigen Lernjchule die Arbeitsschule, Beibehaltung des Religions unterrichts im Lehrplan, aber dessen Besreiung von allem überflüssigen Memorierstoff. In der anschließenden Debatte sprach in Schönau und Oetzsch Parteisekretär Hofmann für den Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei, in Lützschena zwei sozialdemokratisch« Redner für Lagerhalter Möller. Bon nationalliberaler Seite traten die Herren Berger und Schindler in länoerer Red« in überzeugender Weise für Baumeister Unger ein. Der ihnen aus der Mitte der Versammlung her aus zuteil werdende Beifall zeigte, daß sich die natio nalliberale Kandidatur Unger einer erfreulicherweise wachsenden Anhängerschaft erfreut. Ein Nachspiel zum Berliner Professorenstreite. Nachdem in dem Zwist zwischen den älteren Na tionalökonomen an der Universität Berlin und P.o- sessor Bernhard durch Vermittelung des Uiuer- jtaatssekrctärg 0. Schwartzkopf eine E i n i g u n g zu stande gekomm.n war, hat die philosophische Fakultät, vermutlich auf Grund des Berichts der „Schieds kommission", Veranlassung zu einer Erngabe an den Kultusminister genommen, in der die weitere Zugehörigkeit Bernhards zur B rliner Fakul tät als nicht wünschenswert bezeichnet wurde. Wie die „Deutsche Tageszeitung" aus akademischen Krisen cri-h. . uai e-cr atullusminsster es ab ge lehnt, dem Wunsch« der Fakultät Folge zu geben. Eine sonderbare Friedensrede. Wie wir bereits meldeten, erfolgte am Freitag im Pariser Staatsgebäube die feierliche Ueberrerchung der Nobelpreismedaille an Destournelles de Eon stank. Dabei jagte, wie der „Lot.-Anz." meldet, Senatspräsident Du kost: „Vergessen Sie bei Ihren rühmenswerten Bemühungen um den Wett rieden nicht, daß wir Söhne des ver- tümmelten Frankreichs inmitten des waften- tarrenden Europas. die Hand auf Len Degenknaus gestützt, die Stunde der aus gleichenden Gerechtigkeit erwarten. Den Tag der allgemeinen Memchenoerbrüderung werden wir wohl kaum erleben." Diese Ansprache wurde in Gegenwart Pichons. zahlreicher Senatoren und Deputierten sowie der Botschafter der Vereinigten Staaten und der Türkei und mehrerer anderer Mit glieder des diplomatischen Korps gehalten. Die Trennung von Kirche und Staat in Portugal. Lissabon, 11. Februar. (TelI Bei dem wöchent lichen Empfang der ausländischen Journalisten er klärte der Minister des Aeugern über die vorgesehene Trennung von Kirche und Staat, der Eniwurf wahre die Freiheit des Gewissens, des Unterricht» und der kirchlichen Propaganda unter üer einfachen Kontrolle des Staate», halte die V 0 r r e ch t e des Klerus auf recht und stelle die Kirchen zu seiner Verfügung, sobald der Klerus genügende Mittel zur Un terhaltung habe. Amerikanische Kalisorgen. Columbus lOhioj, 11. Februar. lTel.) Präsident Taft hielt gestern abend eine Rede, in der er erklärte Lein eigener Lohn. Roman von N. Ottokrngut. (Nn»dkuci verübten.) „Es ist keine Kunst, das Gemach zu finden, wenn man von seiner Existenz etwas weih. Erstens muß es einen Eingang in dem Zimmer besitzen, worin Ihr Onkel zu schlafen pflegte. Kommen Sie, wir wollen zuerst dorthin gehen!" Sie begaben sich zusammen tn Lewis' Schlaf zimmer, und Barnes schaute sich nach einem Anzeichen um, woraus er den Platz der Türe entnehmen könnte. Nach einer kurzen Ueberlegung sagte er: „Ich habe es! Ich will geradeswegs hineingehen. Burrows hat den Mann in dem geheimen Gemach gehört, und da er oben war, bin ich überzeugt, daß ser gesuchte Raum nach oben liegt. Wo liegt er nun genau? Er muß von diesem Zimmer aus zugänglich sein, und trotzdem ist Burrows' Zimmer so groß wie oiescs. Sehen Sie, dieses Kabinett in der Ecke da springt in die Halle vor; dasselbe ist in Ibrem Zimmer auf der anderen Seite der Fäll: zwischen beiden befindet sich der Gang von der Halle in den Speisesaal. Im oberen Stockwerk« fehlen solche Kabinette, und trotzdem sind die Verhältnisse sonst dieselben. Daher zeigt uns der Raum, den die Kabinette hier unten einnehmen, an, wo im oberen Stockwerke das gelzeime Gemach liegen muß!" „Aber wie sollen hineingelangen?" Harnes öffnete die Tür zu dem Kabinett und fuhr zurück, als er die große Dogg« darin erblickte. Dre Dogge stand auf und ging winselnd und schweif wedelnd auf Virginia zu. Hieraus kehrte sie in das Kabinett zurück, sprang aus die Hinterbeine und blieb mit den Vorderbeinen an der Wand stehen, indem sie ihren Kopf Virginia zuwandte und in ein jämmer liches Geheul aüsbraiy. „Sehen Sie", bemerkt« Barnes, „das Tier weiß, daß hier etwas nicht in Ordnung ist." Virginia zog. als sie sich von ihrer Ueberraschung etwas erholt hatte, das widerstrebende Tier aus dem Kabinett heraus, während der Detektiv auf einen Stuhl stieg und die Decke untersuchte. Alsbald sagte er: „Ich habe es! Hier ist die geheime Tür." Er «astete an der Tapete entlang. Als er «ine bestimmte Stelle berührte, sprang «ine klein« Tapetentür auf. Eine Minute später war Barnes in der Oesfnung ver öl wunden Aber sogleich kam er zurück und sprang mit den Worten auf den Boden: „Fräulein Lewis! Bitte, erschrecken Sie nicht! Ich habe Ihnen ein« überraschend« Mitteilung zu machen!" Virginia war bei den Worten de» Detektivs er blaßt. Sie lehnte sich gegen die Wand an, sagt« aber dann mit fester Stimme: ,Zch bin auf alles gefaßt Reden Sie, Herr Harnes!" Der Detektiv sah ihr forschend ins Gesicht und er klärte sodann: „Ich habe den Mann gesunden, dort droben liegt er, tot. Selbstmord, wie ich annehme. Gehen Ei« sof»rt zum Richter und holen Sie ihn! Berzet.hen Sie, daß ich bei dem Leichnam bleibe, aber ich hgb« einen besonderen Grund, dies zu tun, bis der Coroner an Ort und Stelle ist/' Trotz ibrer Versicherung, sie sei auf alles gefaßt, überlies oei dieser Enthüllung des Detektivs ein Schauder das sonst so Willensstärke Mädchen. Sie stand wie gelähmt und fand keine Worte. Dann aber raffte sie sich auf und «Ute davon, sich ihr».s Auftrages zu entledigen. Die freudige Erregung über die oaldige Freilassung ihre» Geliebten batte über das Entsetzen gesiegt, das ihr Barnes' Worte eingejagt hatten. Sobald Virginia das Zimmer verlassen hatte, be- aab sich Barnes wieder in das geheime Gemach. Zuerst wollte er feststellen, welches die Todesursache gewesen war. Dies bot keine Schwierigkeiten. Ein kleines Kohlenbecken und der scharfe Kohlenaasgeruch erklärte den Selbstmord zur Genüge. Nunmehr richtete der Detektiv sein Augenmerk auf die anderen ltzegenstände in dem Gemach. Die einzigen Möbel waren ein Tischchen und ein Stuhl sowie ein kleiner Schrank mit einigen Lebensmittelvarräten. Ferner entdeckte er einige Kleidungsstücke. Sofort kam Barnes der Gedanke, daß der Mann in der Nacht, in der Burrows das unerklärliche Geräusch gehört hatte, in dem geheimen Gemach gewesen war, um diese Kleider hineinzubringen, die Lewis in der Nacht ge tragen hatte, in der der Mord geschehen war. Barnes untersuchte die Kleider mit großem Interesse, um fest zustellen, ob etwa Lewis den ersten Schuß erhalten hatte, als er noch angekleidet war. Mit großer Be friedigung fand er, daß kein Loch darin zu finden war, was leine Theorie unterstützte. Sodann suchte er in den Papieren, die auf dem Tische lagen, und fand zu seiner freudigen Ueberraschung einen gewichtige^ Brief, der die Aufschrift trug: An Herrn Barnes." Neugierig öffnete Barnes den Umschlag und las den Inhalt, durch den das ganze Verbrechen klargelegt und zugleich seine eigene Ansicht darüber bestätigt wurde. Er lautete: „Nach jahrelangen Vorbereitungen komme ich zu dem Ergebnis, daß meine Plän« gescheitert sind. Ich bin indes Fatalist und beug« mein Haupt vor dem Unvermeidlichen. Nunmehr bin ich durch die Um stände gezwungen, zwischen meinem eigenen Leben und dem des Mädchen» zu wählen, das ich so herzlich liebe; ich zaudere nicht, mich zu opfern, damit sie am Leben bleib« und glücklich werde. Um das Geschehene erklären zu können, muh ich kurz meine Geschichte er zählen. Zunächst muß ich feststellen, daß ich John Lewis heiße und er selbst, nicht dessen Sohn bin; der Ermordete ist Walter Marvel, der Onkel des Angeklagten Marvel. Ich bin in Richmond, Virginia, geboren und stamme aus einer adeligen Familie, die, al, üer Bürgerkrieg ausdrach, mit allen ihren Sympathien aus fetten der Sezessionisten stand. Mein Vater wurde für seine Tapferkeit in diesem Kriege zum Obersten ernannt. Während seiner Abwesenheit wurden ver wundete Kriegsgefangene nach Richmond gebracht. Meine Schwester war damals im Spitale mit der Pflege der Verwundeten beschäftigt: sie fühlte sich zu einem Leutnant hingezogen, der Walter Marvel hieß, und erwirkte, nachdem er aus dem Spital ent lassen war, seine Freilassung. Diesem Marvel gelang es, meine Schwester so zu umgarnen, daß sie nch ins geheim mit ihm verheiratete. Mittlerweile kam mein Vater schweroerwundet aus dem Kriege zurück, und so wagte es meine Schwester nicht, ihm ihr Unrecht zugestehen, denn ein solches war es gewesen, daß sie ihre Ellern nicht über einen so entscheidenden Schritt befragt hatte. Mit der Zeit konnte das Verhältnis nicht länger verheimlicht werden, aber als sie im Be griffe war, es dem Vater zu gestehen, entdeckte er es ^lost. Dadurch verschlimmerte sich sein Zustand zu- fehends, insbesondere da seine Wunde wieder auf- 1 gebrechen war. Meine Schwester war aus dem Hause I verschwunden; da ich annahm, daß sie bei ihrem Manne sei, eilte ich dorthin und fand sie in seiner Wohnung ohnmächtig am Boden liegen. Erst später erfuhren wir, daß ihr der Leutnant erklärt hatte, er wolle nicht einem Vater sein Kind rauben und was ähnliche Ausflüchte sind, und er sie hierauf verlassen batte. Durch dieses Unglück erklärt sich, daß das klein« Mädchen meiner Schwester zu früh geboren wurde, aber beiden ging es von Tag zu Tag oesser. Sobald es ihr möglich war. übernahm sic die Pflege unseres Vaters, dessen Befinden sich aber fortwährend ver schlechterte, bis er endlich starb. Als Virginia fünf Jahre alt war, saß ich eines Tages mit meiner Schwester beim Frühstück. Letztere las die Zeitung, als ihr plötzlich em Schrei entfuhr. Ich san-d, daß sie in der Zeitung eine Notiz entdeckt hatte, wonach der Leutnant Walter Marvel mit einer diplomatischen Mission nach Paris gesandt werden sollte. Nach einem kurzen, aber schmeichelhaften Be richt über sein tapferes Verhalten im Kriege folgte noch die Bemerkung: „Wir wollen nicht unterlassen, zu berichten, daß den tapferen Offizier seine Braut begleiten wird." Meine Schwester und ich verfolgten ihn nach Paris. Dort wurde uns ein Empfang zuteil, der alle meine schlimmen Erwartungen noch übertraf. Er hatte sich bereit», und zwar auf französischem Boden, ver heiratet, und leine Frau sowohl, wie er, überschüt teten meine Schwester mit Beleidigungen. Zuletzt bot er ihr noch eine Geldentschädigung an. Nunmehr übergab meine Schwester die Sache den Gerichten, da er nach dem französischen Gesetze wegen Bigamie verurteilt werden konnte. Dies geschah auch. Aber noch vor Gericht wandte er sich mit ven hestiastm Anschuldigungen gegen mich und rief zuletzt: „Sobald ich aus dem Gefängnisse herauskomme, werde ich Sie aufsuchen und auffmdrn, wo Eie sich auch immer verbergen, und so wahr mir Gott helfe, ich werde Sie tötend Kein Wunder, denn seine ganze Karriere war zerstört! — Meine Schwester starb noch vor der Rückreise. Ich aber beschloß, meine Vorkehrungen zu treffen. Wenn Marvel über den Ozcan fahren würde, um mich zu ermorden, so konnre. meiner Ansicht nach, ein gewandter Detektiv nach der Tat Sen Sachoe halt ausfindig machen. Daher beschloß ich. der Sache ihren Lauf zu lassen. Sollte er mich auffinden und einen Mord an mir versuchen, so war ich entschlcssen, auf Leben und Tod mit ihm zu kämpfen, ihn — falls der Sieg m i r zufiele — rn meine Kleider zu stecken, und cs 10 einzurichten, daß man den Leichnam Marvels als üen meinigen identifizieren würde. Denn daß er seine Drohung wahr machen würde, stand bei seinem Charakter fest. Da ich aber dann meine eigene Gegen wart erklären müßte, ohne Verdacht zu erwecken, be schloß ich, als mein ergener Sohn wieder zu erscheinen. Zu diesem Behufs besuchte ich eine Schule in New Port und sprach dem Direktor von meinem Sohne, den ich hier unterbringen wollte. Später blieb ich selber einige Zeit dort unter dem Vor wande, Verbesserungen einzuführen, nachdem ich er- - klärt hatte, ich habe meinen Sohn in einer anderen Anstalt untergebracht. So konnte ich mir unschwer die Briefe zusenden, die Cie selber gesehen haben. Sodann ließ ich mir den Bart wachsen, wie ihn Marvel stets getragen hatte und wie er ihn sicher nach seiner Entlassung aus dem Gefängnisse wieder tragen würde, da er eine Narbe hatte, die sein Gesicht ohne Bart entstellt hätte. Hierauf färbte ich meine olonben Haare dunkel, wie es die seinigen waren. Ich hatte gar keine Bekannten im Norden; daher verkaufte ich alle mein« Besitzungen im Süden und fand in Lee einen angenehmen Wohnort. Allen meinen neuen Freunden erzählte ich von meinem Sohne, der mich verlassen hab« und aus See gegangen ser. Ich war damals noch sehr jung, erst neunzehn Jahre alt, was jedoch kein Mensch ahnte, oa ich, zumal mit meinem dichten Vollbart, viel älter aussah. Die Jahre gingen vorüber, und nichts störte unser ruhiges Leben, als die Ankunft der Familie Marvel. In meinem Fatalismus ließ ich mich dadurch nicht bewegen, fortzuziehen. Schließlich kam der Geburtstag Virginias. Nach dem Wettschießen unterhielt ich mich mit Olney, war aber zur gleicyen Zeit in die traurigen Erinnerungen üer Vergangenheit vertieft, als der junge Marvel mich zu sprechen wünschte. Ich war nunmehr außer mir, als er, ein zweiter Walter Marvel, erklärte, er habe die Liebe meiner Pflegetochter gewonnen. War es erstaunlich, daß ich handelte, wie rch es tat? oder daß ich in meiner Wut einen Teil der Wahrheit ous- plauoerte? Und dann kam die Nacht des Mordes. Ich saß im Empfangszimmer und dachte über meine trau rige Lage nach. Ich begann einzusehen, daß ich, wenn ich den einqcschlagenen Weg weiter verfolgen und Marvels Verhaftung erwirken würde, Virginias Liebe verlieren würde. Während ich darüber nach sann. hörte ich einen Knall, und eine Kugel schlug du'ch das Fenster. Ich sprang auf, eilte an» Fenster und sah einen Mann mit meinem Hunde kämpfen. Ich hielt ihn für den jungen Marvel und dachte er habe ouf mich geschossen. Virginia hatte ihren Re volver auf die Kaminplatte gelegt, und so lchoß ich damit dem Flüchtlinge nach. Im gleichen Momente knallte es zum zweiten Male, und die Kugel st e fte mir die Kopfhaut, woraus ich schloß, daß man auf mich gefeuert hatte, und zwar nabm ich an, daß sie aus dem Revolver des Flüchtlings stammte, wa» nicht richtig war, wie ich in der Verhandlung erfuhr. LFvrtsetzuna folgt.)
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