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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.02.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110213023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911021302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911021302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-13
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Bezug--Preis wr Lrchjia und Lorirl« durch uul«, krög« und Spediiru« 2m«l tä glich «« yau« gebracht: -v -- nrnatl., T.7v^k vierteULHrl Bet uuIeru Lilialen u. Ln. oahmestelle» adgedvll« 7d monatl., L.LS vierteljLtzrl. Durch dir Vok: innerhuld Leullchiand« und der deutschen Kolonien vierreljädri. 2. SO monatl. I«2S autlchl. Pvftdeltellacld. ferner in Belgien, Däneniark, den Donaustaaten, Italien. Luxemburg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Rußland, Lchmedeo, Schweiz u. Spanien. In alle» übrigen Staaten nur direlt durch di« »eichLlrllielle de« Blatte« «rhtillich. La« Leipziger Tageblatt erlchemi 2 mal itglich. Sonn. » Fei erlag» nur morgen», rldonaemeat-lilnnahm«: tlugustusplatz 8, »et unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, lowie Postämtern imv Britirrägern. Stazelvertauisprei» »er Morgen- nus-ab« 1t» d« Abend iu»gab« » ch. sttedaktton und Gefchäftlftellei Johannitgasjc 8. ^erusprecherr l«ÜVL IlliLli. c4«St. Abend-Ausgabe. UripMcrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt -es Aales und des Volrzeiamtes der Lta-t Leipzig. Lazeigru Preit M Iuierat« au» Leipzig und Umgeduni S^ipalten» b0 tttt» der«» Petitzeii- S »tz d» 7« uuu drett» gi^lam^ril« I an «wärt» M ReName» OL) Inserat» o»a «ehärde» u» «ntltcheu Teil die 7« ww drrtt« PettrzeU» 40 »eichätt»anzeigen mu P agvorlchrilten und i, de» Lbendautaad« im Preis, »rhähl. Rabatt nach Laril. Beilaqegebühr r, p. Tausend exkl. Postgebühr. ii eitert eilte Lusträae kennen nicht zurück- gezoge» werden, »ür da» Erscheinen an bestimmten Lag« und PILge» wird kein« i-arantt« übernommen. Anzeigen-Annahme, Augustusplatz bi. bei sämtlichen Filialen u. alle» Annoncen. Erpeditroaeu de« In» und Lullandel. chau»t-Gtlial« Berit»! Carl D»»L»i. Herzog,. Bahr. Hosbuch- handlang Lükowftrasi« Isti tTelcvdo» Vl. «r. 4«S). Haupt-SUtal« Dre-dea: Secstritt« 4. t iTeleptzon 4ü^l . Nr. 44. Zur Neubesetzung -es Lrzswhls van Pulen-Snelen. Wie der „Goniec Wielkopolski" berichtet, soll die Wahl Les Weihbischoss Kloske (Gnesen) zum Erzbischof von Posen nahe bevorstehen. Unter diesen Umständen dürfte es für die Öffentlichkeit von Interesse sein zu erfahren, welche Rolle der Weih bischof seinerzeit als Student der Theologie auf der Universität zu Breslau bei der sogenannten Weckung des polnischen Geistes unter seinen Kommilitonen gespielt hat. Das Material hierzu finden wir in einem Artikel, den Dr. Karbowiak im „Swiat Slowianski" (Jahr gang 1908) unter dem Titel „An den Quellen der nationalen Wiedergeburt Oberschlesiens" veröffent licht hat. Danach hat seit dem Jahre 1866 in Breslau ein Verein der polnischen Oberschlesier bestanden. Die Mitglieder dieses Vereins waren, wie der Verfasser wörtlich schreibt, meist Söhne des oberschlesischen Volkes — und hauptsächlich katholische Theologen, mit einem Worte polnische Oberschlesier. Diese polnischen Oberschlesier trugen meist deutsche oder polnische verdeutschte Namen. Sie sprachen und schrieben das Polnische größtenteils schlecht. Die Vereinssitzungen waren in deutscher Sprache verfaßt. Die Protokolle wurden zwar in polnischer Sprache abgefaßt, aber diese Sprache war von Grund aus durch Germanismen verdorben. Sie war eine deutsche Sprache in polnischer Hülle. Im Vereinsleben sind zwei Abschnitte zu verzeichnen — vor und nach Ver öffentlichung der Falkschen Gesetze 1872. Während bis zu diesem Jahre die Studenten sich ausschließlich mit dem Studium der polnischen Sprache be schäftigten, so wurde dies nach 1872 anders. Es machte sich von da ab eine straffe Reaktion gegen das Deutschtum bemerkbar. Kloske hat damals als erster ein anderes Thema als die üblichen rheologischen und kirchlich-geschichtlichen zu einem Vortrag gewählt; er hielt diesen Vortrag am 13. De zember 1873, und zwar über die Anhänglichkeit der Völker zur Muttersprache. Der Vorirag fand großen ANklong. Er trug wesentlich dazu bei, das polnisch-nationale Leben im Verein zu stärken. Von jetzt ab nahm er einen rein polnisch nationalen Charakter an. Auch das Interesse für die polnische Geschichte wurde nun im Verein geweckt. Die Serie der Vorträge auf diesem Gebiet begann wiederum das Mitglied Kloske mit dem Thema: „Die Ursachen des Unterganges Palens". Schließlich be richtet der Verfasser, daß sich im Verein das Bedürf nis nach polnisch-nationalen Liedern fühlbar machte und daher im November des Jahres 1875 die natio nalen Lieder von Josef Chociszewski bestellt wurden. In diesem Jahre (1875/76) war Kloske Präside des Vereins. Im Jahre 1876 löste sich der Verein aus Mangel an Mitteln auf, um im Jahre 1880 unter dem Namen „Oberschlesischer Verein" wiederzuerstehen. Danach scheint der Weihbischof Kloske während seiner Studentenzeit einen starken Anteil an der Hebung des polnischen Geistes in Oberschlesien gehabt zu haben. Die Polen hätten somit allen Grund, ,,, Sein eigener Sahn. Roman von R. Ottolengui. (Na»druck verboten ) Einige Minuten später hörte ich an oer Haus türe klopfen. Da ich dachte, cs könnte der junge Marvel sein, der mir noch weiterhin nach dem Leben trachte, beschloß ich, mich oorzusehen und zu bewaff nen. Ich nahm nicht den Revolver Virgies, da ich vielleicht damit schießen würde und ihr Name darauf stand. Es fiel mir ein. daß ich den Marvels im Besitze hatte und nahm ihn daher an mich. Es klopfte nochmals: ich öffnete, und da ich sah, Laß es nicht Marvel, sondern ein bärtiger älterer Mann war, führte ich ihn ins Empfangszimmer. Ich bat ihn um seinen Namen. „Ich brn Walter Marvel", er klärte er. „Der Tag her Abrechnung ist gekommen!" Erst mar ich verblüfft, da ich gar nicht mehr daran dachte, daß ick zwei Männer dieses Namens kannte. „Unmöglich", sagte ich. „Ich erkenne Sie nicht." „Sie werden mich sofort erkennen", antwortete er und fuhr mit der Hand in seine Brusttasche. In diesem Augenblick verstand ich, daß es der ältere Marvel war, und Laß er oder ich auf dem Platze bleiben müßte. Ich war überzeugt, daß er nach einem Revolver griff; erst in der Verhandlung erfuhr ich. daß er dos Medaillon als Beweis seiner Identität herausziehen wollte, das meine Schwester ihm gesandt hatte. Er wollte jedenfalls erst wissen, wo seine Tochter war, bevor er zum Aeußersten schritt. Ich jedoch hatte meinen Revolver bereits in der Hand, ich schoß auf ihn, und er starb fast auf der Stelle. Sofort machte ich mich daran, meinen lange vor bereiteten Plan auszuführen. Ich kleidete mit großer Mühe den Leichnam aus. und zog ihm eines meiner Hemden, das mit meinem Namen gezeichnet war, an. Sodann drückte ich es auf die Wunde, um es mit Blut zu beflecken. Auf diesen Flecken schoß ich, um ein Kugelloch im Hemde zu machen. Die Kugel wird sich jedenfalls im Fußboden finden lassen. Sodann streifte ich über einen Finger des Leich nams einen großen Diamantring, Len ich stets ge tragen hatte; dies verursachte einige Schwierigkeit, da seine Finger viel größer als die meinigen waren Hierauf machte ich ern großes Kaminfeuer, zu dem ich die Leiche schleppte und so lange ihren Kopf hinein 105. Jahrgang Mvnts-, üen l3. /evrusr 191 l. mit der Wahl Kioskes zum Erzbischof zufrieden zu sein. Wie hierbei die Deutschen in den Ostmarken fahren werden, wird die Zukunft lehren. Vermutlich werden wir eine Neuauflage der Aera Stablewskc erleben. Prinz Seinrich unü Sie „innere Sekshr". Nach der Meldung einer Berliner Lokalkorre- fpondenz sott Prinz Heinrich am Sonntagabend im Berliner Kriegervereinshaus vor einer Versamm lung ehemaliger 35er eine Rede gehalten haben, die ihres politischen Charakters wegen Aufsehen und Verwunderung erregen dürfte. Auf Einladung des Prinzen hatten sich zehn Vereine ehemaliger 35er im Kriegervereinshaus zu einem Kommers vereinigt. Gleich nach Beginn des Kommerses erhob sich der Prinz und hielt eine Ansprache, die ungefähr folgen den Wortlaut hatte: „Liebe Kameraden! Ich freue mich von Herzes darüber, daß Sie Zeit und Kosten nicht gescheut haben, und meiner Anregung zu dem heutigen Abend und zu einem Beisammensein beim Glase Bier Folge geleistet haben. Es ist mir dies um so erfreulicher, als wir in einer überaus ernsten und schweren politischen Zeit leben. Dank eines vierzigjährigen Friedens erfreut sich das Deutsche Reich nach außen unverändert seiner von allen Seiten geachteten Machtstellung. Sieht man so keinen Anlaß, um den äußeren Feind, die Neider Deutschlands in aller Welt zu fürchten, fo haben wir alle Veranlassung, um so wachsamer zu sein und als alte und junge Soldaten zu unserem Kaiser und allerhöchsten Kriegsherrn zu stehen und sich um ihn zu scharen im Kampfe gegen den immer drohender werdenden inneren Feind. Wir sind weit entfernt, irgend jemandem seine politische Meinung wie deren Be tätigung aus gesetzlichem Wege zu verargen. Wo aber der Boden des Gesetzes verlassen wird, da hat ein jeder von uns die Pflicht, die Obrigkeit zu unterstützen und dafür zu sorgen, Laß Recht und Ordnung nicht verletzt werden. Es wird sich, wie wir alle wissen, in kommender, in nicht zu ferner Zeit Gelegenheit bieten, königstreue und staarserhal« lende Gesinnung bei aller sonstigen Ver schiedenheit der Meinungen zu beweisen. Die festeste Stütze des Staates ist und bleibt die Armee unter ihrem allerhöchsten Kriegsherrn. Ihm gelle unser erster Hoch. Seine Majestät der Kaiser Hurra!" politische Nachrichten. Metzjchs Nachfolger. Der Minister des Königlichen Hauses Staats minister a D. v. Ni c tz s ch wirb, nach einer Dresdner Meldung der „D. Tgsztg.", demnächst wegen hohen Alters ausLem Amte scheiden. Zu seinem N a ch- folger ist der sächsische Gesandte in Wien Graf Nez bestimmt, der jetzt den König von Sachsen auf deiner Reise begleitet. (Zu dieser Meldung teilt uns unser Dresdner ft-Mitarbeiter mit, daß ec auf persönliche Anfrage beim Stoatsministcr v. Mctzsch hin von diesem ermächtigt, die Meldung, an der kein wahres Wort sei, in vollem Umfange zu dementieren.) Eine Bewegung im Bochumer Kohlenrevier. Bochum, 13. Februar. (Tel.s Hier tagte gestern eine Reoierkonferenz der drei in der Lohnfragc zusammengehenden Bergarbeiter organisationen des alten Verbandes, der pol nischen Berufsvereinigung und des Hirsch-Dunckerschen Eewerkoereins, um dahin übereinzukommen, daß man zunächst eine abwartende Haltung einnehmen und sehen will, ob die Werkbesitzer ihr Versprechen einlösen werden, die Löhne steigen zu lassen. Zündwarenmonopol in Oesterreich. Wien, 13. Februar. (Priv.-Tel.) Eine hier ab gehaltene Versammlung der österreichischen Zündwarenfabrikantcn formulierte bin dende Angebote, zu denen sie ihre Betriebe -er österreichischen Regierung bzw. der zu bildenden Betriebsgesellschait über lassen wollen. Durch diesen Beschluß soll die Vor lage zum Zündwarenmonopolgesetz be. schleunigt werden. Zur Reform des italienischen Senats. Rom, 13. Februar. (Tel.s Der Senat nahm nach längerer Beratung über die Zweckmäßigkeit und die Art einer eventuellen Reform Les Senats eine Tagesordnung an, in der das Haus sein unerschütter liches Vertrauen zu dem jetzt in Kraft be findlichen Statut ausspricht, das in seiner An wendung wohl den Zettverhältnissen durch ent sprechende interpretative Reformen an gepaßt werden könne, die, falls sich dies als nötig er weisen sollte, die Gestalt eines Gesetzes annehmen könnten. Das Haus erklärt, der Erwägung eines opportunen Gesetzentwurfs stimmen zu wollen, in sofern er den obigen Prinzipien entspreche und geht unter dieser Voraussetzung zur Diskussion der Reso lutionen der Kommission über. Unangenehme Erfahrungen. Paris, 13. Februar. (Tel.) Gegenüber dem offiziösen Dementi halten mehrere Blätter die Mel dung aufrecht, daß eurige Panzerschiffe, ins besondere „ D e m o c r a t ie " und „ Iustice ", durch »re auf der Reede von Toulon mtt 305-Millimeter- geschützen aus eine Entfernung von 8300 Meter vor genommenen Schießversuche einigermaßen ge litten hätten Die an den Geschützen und Panzer türmen der „Democratie" und der „Jüstice" notwendig wordenen Ausbesserungen würben etwa acht Tage in Anspruch nehmen. Ein überflüssiger französischer Berwaltnngsposten. Paris, 13. Februar. (Tel.) Der frühere Unter staatssekretär im Finanzministerium Lefevrc er klärte gestern einem Journalisten, man habe ihm drei Monate lang keine einzige An gelegenheit zur Entscheidung vorgelegt, und er sei deswegen der Ansicht gewesen, daß der Posten eines Unterstaatssekretärs noll ständig überflüssig sei. Wie richtig diese Auffassung sei, gehe übr-gens daraus hervor, daß man den Posten ohne weiteres abgcschafft habe. Zum Ausstand im Jemen. Konstantinopel, 13. Februar. (Tel.) Gestern und zwei weitere Bataillone an Bord eines russischen Dampfers nach dem Jemen abgegangen. Nus Leipzig MI- llmgegenü. Leipzig, 13, Februar. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 14. Februar 1911. Ostwind, teils heiter, teils neblig, sehr kalt, vor wiegend trocken. Pöhlberg : Ununterbrochen starker Nebel, starke Schneedecke, fester, guter Weg bis Annaberg, Schnee tiefe 60 Zentimeter. Fichtelberg: Berg nebelfrei, Nebel in den Tälern, starke Schneedecke, Schnectiefc 230 Zentimeter, starker, anhaltender Reif, großartiger Rauhfrost. Bezirkstag. * In der l-eute vormittag abgehaltenen Sitzung des Bezirkstages, der auch der Kreishauptmann v. Burgsdorfs beiwohnte, gedachte der Var sitzende Amtshauptmann v. N o st i tz - W a l l w i tz zu nächst des Ablebens der früheren Mitglieder Dürr und Brei 1 ing. deren Andenken von der Versamm lung durch Erheben von den Plätzen geehrt wurde. Als stellvertretender Vorsitzender wurde Geh. Oeko nomierat VoIlsack wieder gewählt. Nach Richtig sprechung der Rechnungen der Bezirkskassc und der Bezirksanstalt wurde zur Beratung des Haushalt Plans für 1911 übergegangen. Eingestellt ist u. o. in Len Haushaltplan ein Betrag von 250 zur Sub ventionierung der R e ch t s a u s k u n f t s st e l l e im Leipziger Volksburcau. Hierfür soll eine Auskunfts stelle in Markranstädt eingerichtet werden, wo hin wöchentlich einmal ein Beamter des Leipziger Bureaus zur Auskunftserteilunq sich begeben soll. Be währt sich der Verbuch, so sollen auch in anderen Städten des Bezirks Auskunftsstellen eingerichtet werden. Hiermit erklärten sich die Versammelten all seitig einverstanden. Genehmigt wurden dann u. a der Betrag von 8000 für den Fonds zur Abwehr eines allgemeinen Notstandes lbei Epidemien), 1250 Mark für die Tuberkulosebekämpfung und 2000 -ti als Rücklagefonds für die Erweiterung der Bezirksanstall Thekla. Aus der Debatte ist hervorzuheben, daß Oberbürgermeister Dr. D i t t r i ch seiner Freude über die günstige finanzielle Lage des Bezirks Ausdruck gab, die in der reichlichen Dotierung der Fonds sich zeige. Amtslmuptmann v. N o st itz - W a l l w i tz er wähnte die mustergültitien Verhältnisse in der Be zirksanstalt Thekla, um die sich der leitende Beamte wie auch der Sanitätsrat Dr. Schmidt-Schönefeld in gleicher Weise verdient gemacht haben. Von einem Redner wurde angeregt, die Leichen verstorbener In fassen der Anstalt durch Feuer zu bestatten. Die Anregung soll im Bezirksausschuß weiter verfolgt werden. — Die Veränderung der Bezirksgrenzen zwischen Leipzig-Stünz und Engelsdorf- Paunsdorf wurde debctttelos genehmigt. — Zu der Veränderung der Bezirksgrenzen, die sich infolge der Ausbezirkung der Po st gründ stücke aus Schönefeld und ihrer Einbezirkung in den Stadtbezirk Leipzig erforderlich macht, hatte der Bezirksausschuß bereits früher Stellung genommen und beschlossen, diese Veränderung unter der Be dingung zu genehmigen, daß der Gemeinde Schönefeld für den Verlust an Einnahmen aus Grundstücken eine Entschädigung zugebilligt werde. Gegen diese Bedingung wendete sich Oberbürgermeister Dr Dittrich, weil Schönefeld aus dem erhöhten Ein kommen, das die Postbeamten durch die Berechnung Les Wohnungsgeldes nach dem Tarife der Stadt Leipzig beziehen werden, eine Mehreinnahme an Ge hielt, bis das Gcsiclft unkenntlich geworden war. Schließlich schrieb ich die Notizen, die Sic aus der Verhandlung kennen, wobei ich in meiner Ausregung nicht daran dachte, daß der junge Marvel denselben Vornamen trug, wie jein Onkel, mein Todfeind, daß meine Beziehungen zu letzterem nicht bekannt waren und daß man wissenschaftlich würde nachweisen können, daß der Tod unmittelbar nach der Verwundung etn- getreten sei. Da ich beim Ankäufe des Hauses die Notwendig keit des Verbrechens voraussah. hatte ich dieses ge heime Gemach Herstellen lassen. Hier hatte ich alles Nötige bereitgestettt. So wusch ich mir Kopfhaare und Augenbrauen mit einer besonderen Flüssigkeit, wodurch ihre natürliche blonde Farbe wiederher gestellt wurde, und rasierte mir den Bart ab. Sonstige Aehnlichketten, hoffte ich, würden sich durch die Ver wandtschaft erklären lassen. Dann legte ich meine längst bereitgehaltenen Seemannskleider an. Die Kleider, die ich an jenem Tage getragen, ließ ich im Schlafzimmer, um dadurch den Anschein zu unter stützen, daß ich schon ausgezogen gewesen sei. Die des Toten packte ich in eine Handtasche, mit Aus nahme keines Ueberrockes, den ich über meine See mannskleider anzog. Ich erreichte mit Leichtigkeit den Zug, oer um zehn Uhr neununddreißig Lee ver läßt. So geschah das Verbrechen, während Virgie und der junge Marvel ihre Zusammenkunft hatten In Epping stieg ich aus. Der Wirt in Epping glaubte in mir den jungen Marvel zu erkennen, der zu sein ich auch zugao. sodann ging ich zu dem alten Hause Marvels und verbrannte die Gegenstände, die ich in der Handtasche hatte, sowie die,e selbst; das Stückchen Draht, das Burrows fand und von dem er zur Unterstützung seiner Theorie fälschlicherweise an nahm, daß es von einem falschen Barte herrührte, hatte ich oeniitzt, um oas Schloß an Marvels Haus in Epping zu öffnen. Schließlich verbarg ich den Revolver unter einem Steine nahe beim Herde in solcher Weise, daß jeder, der suchen sollte, das Ver steckte leicht finden könnte. Marvel befand sich ja, wie ich glaubte, schon in Sicherheit. Wenn der Ver dacht auf ihn fiele, konnte iym das persönlich nichts schaden, würde ihn aber davon abhalten, sich noch weiteryin um meine Nichte zu bewerben. Es war jetzt erst halb zwölf Uhr, und da ich dachte, ich hätte noch genügend Zeit, versuchte ich. zu schlafen. Aber zwer oder drei Stunden später hörte ich jemand dos Hans betreten. Ich fuhr auf und sprang ans Fenster. Die Aeste einer großen Ulme ließen sich leicht erreichen, und so verbarg ich mich im dichten Blätterwerk des Baumes. Der späte Besucher war, wie ich deutlich sah. der junge Marvel selbst. Alles schien meinem Plane günstig zu sein. Ich schlüpfte aus meinem Versteck, als das Licht ver schwunden war, wobei ich ncir, nebenbei bemerkt, den Fuß verstauchte, und ging nach New Market Iunction, wo ich Len ersten Zug nach New Market benützte; ich wollte dadurch meine Erzählung, daß ich von Portsmouth komme, glaubhafter machen. In der Kneipe erkannte ich Sie und Herrn Burrows als Fremde, die ich auch in der Bahn gesehen. Sie er innern sich vielleicht, daß ich mich dadurch beinahe verraten habe. Ein anderer Vorfall, den ich nicht erwartet hatte, war der, daß mich mein Hund zu Hause er kannte. Es gelang mir indes, eine matte Er klärung dafür oorzubrrngen. In der ersten Nacht war mir das Schicksal so günstig gesinnt, daß ich in meinem eigenen Zimmer schlafen konnte. Ich überlegte den Full nochmals, und plötzlich kam mir der Gedanke, daß durch die Leichen schau festoestellt werden würde, daß die eine Wunde augenblicklich den Tod berbeigeführt haben mußte, und die andere, soweit ich es beurteilen konnte, ähn licher Art war. Indes sah ich sofort ein, daß die einzige Möglichkeit, die Notiz, die ich hinterlassen hatte, zu erklären, durch die Annahme verstanden werden konnte, daß eine der Wunden durch einen der beiden Schüsse von draußen verursacht worden sei. In diesem Falle würden die Detektive nach dem ent sprechenden Loche in der Kleidung suchen. Daher beschloß ich, diese Kleider hier zu verstecken, und lhr Verschwinden einen Teil des Geheimnisses bilden zu lassen. Alles ging, wie ich vorausgesehen, nur daß das Papier Virginia in die Hand fiel und sie an Mar vels Schuld glauben ließ. So kam sie durch ihre Bemühungen, ihn zu retten, selbst in Verdacht. Um die Folgen abzuwenden, brachte ich Sie auf den Ge danken, in Marvels Haus nachzuforschen, damit Sie die von mir gelieferten Beweisgründe gegen Marvel auffinden sollten. Ich wollte währenddessen das Klei derbündel suchen und zerstören, wurde jedoch von Ihnen daran gehindert. Als Burrows in Epping alles entdeckt hatte, fiel mir eine große Last vom Herzen, da zeigten Sie mtt einem Male, daß nur . zwei Möglichkeiten vorhanden waren: entweder konnte Marvel sein Alibi nachweisen, oder mußte Virginia als Mitschuldige betrachtet werden. So bleibt mir nur noch eines übrig: zu sterben. Ich weiß, daß Sie, Herr Barnes, die Wahrheit ahnen! Falls Sie, wie ich hoffe, meinen Leichnam und diese Mitteilungen entdecken, so ist meine letzte Bitte an Sie, eine Geschichte zu erfinden, durch die Virginia nichts von meinem Derbrecken erfährt Wenn das nicht möglich ist, so bitte ich Virglc um Verzeihung für das Unglück, das ich ihr vereitel habe Ich wünsche ihr viele Jahre ungetrübtesten Glückes. Möge sie dereinst einsehen, wie herzlich ich sie geliebt habe. Und jetzt geschehe Gottes Wille! Möge er sich meiner erbarmen!" Einundzwanzig st es Kapitel. „Das war im Grunde ein edler Mensch, der nur einer Kette von unglücklichen Umständen zum Opfer gefallen ist", sagte sich Barnes, als er über das Ge lesene nachdachte. Lange saß er La, das Haupt in die Hand gestützt, und trommelte mit einem Bleistift aus den Zähnen, was bei ihm ein Zeichen angestrengter Ueberlegung war. Endlich erhob er sich: „Ich Hab s", murmelte er. „Das Geheimnis dieses Mannes soll gewahrt bleiben!" Er verbarg den Brief in seiner Brusttaschc un sammelte alle Schreibmaterialien, die auf dem Tische lagen, um den Verdacht zu beseitigen, daß der Per storbene etwas Schriftliches hinterlassen habe. Hier auf ging er ins Empfangszimmer und wartete dort auf die Ankunft des Richters, der nach einiger Zeit mit Virginia, begleitet von Burrows und Doktor Snow, erschien. „Guten Tag, Herr Barnes!" rief der Richter atem los. „Virgie sagt mir eben, Sie hätten den Schleier gelüftet, der über dem geheimnisvollen Mord lag?" „Jawohl. Der Zufall hat mir geholfen, und es freut mich, den Angeklagten gerettet zu haben, ohne daß es nötig sein wird, ihn weiter zu verhören." „Bist du deiner Sache sicher?" fragte Burrows. „Gewiß! Ich hätte Marvels Freilassung erwirkt, sogar wenn ick den Mörder selbst nicht entdeckt hätte; ich habe nämlich die Verkleidung gefunden, die er in den Fluß warf, und in der Westentasche fand ich Las Medaillon, das, wie er sagte, darin sein sollte." Burrows war im ersten Augenblick sprachlos vor Erstaunen, aber n»pch wollte er nicht ohne weiteres nachgeben. „Wie erklärst du die Anfangsbuchstaben des
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