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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110302021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911030202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911030202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1911
-
Monat
1911-03
- Tag 1911-03-02
-
Monat
1911-03
-
Jahr
1911
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Nr. 61. 10S. Hstzcyaus. ist, die Finanz«« wieder m Ordnung M bringen und dadurch den eurspSischen Regierungen den Vor wand zu E t n m i s ch u nae n in die Angelegenheiten der amerikanischen Republiken zu nehmen. Kus Leliylg unü Umgegenü. Leipzig 2. März. Wetterbericht der König!. Söchs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für de, 3. Marz 1911. Westwind«, Bewölkungszunahme, wärmer, zeit- lveise Niederschlag. Pöhlderg: schwache Schneedecke nur auf dem Berge, glänzender Sonnenaufgang, Himmelssärbung gelb, Schneetiefe 20 Zentimeter. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab, starker, an haltender Reif, großartiger Rauhsrost, Schneetiefe 250 Zentimeter. * Prinzessin Johann Georg traf heute Donner tag 12.25 Uhr in Begleitung der Frau Oberhos- incisterin Freifrau von Fink und des Hofmarjchalls von Mangoldt nebst Dienerschaft hier ein und stieg im Hotel „Der Kaiserhos" ab. Di« Herr schaften nahmen um 1 Uhr da» frühstück im Hotel ein. * Abschiedsfeier für Polizeisekretär Wischuer. Zu einer schlichten, aber erhebenden Feier gestaltete sich der Abschied Les in den Ruhestand tretenden Polizei sekretärs Herrn Wischuer, der noch vor einigen Tagen mit dem KSntgl. Sächs. Albrechtskreuz aus- gezeichnet worden war. Nachdem Herr Wischner vom Polizetdireftor Herrn Dr. Wagl«, in ehrender Weise verabschiedet worden war, versammelten sich die Beamten des Meldeamt«», dem Herr Wischuer :<7 Fahre lang zugeteilt war, am Mittwochmittag, um von ihrem Mitarbeiter Abschied zu nehmen. Dabei hielt der juristisch« Leiter des Meldeamtes eine An sprache. in der in herzlichen und anerkennenden Worten der Dank für die allezeit treue Pflicht erfüllung des Scheidenden und der Wunsch auf einen frohen Lebensabend zum Ausdruck kam. Kunstjalon F. W. Mittentzweq-Wnidsch, Ritter straße 1.3. Augenblicklich befinden srch interessante Stilicbcn erster deutscher Meister aus kurze Zeit aus gestellt In Vorbereitung befindet sich eine be sonders eigenartige und bis jetzt stets mit großem Erfolg gezeigte Kollektion der Traubenmalers I. A ß ni a n n. * Goethe-Gesellschaft. Montag, den 6. März, findet im Rosentalkasino die Otto-Julius-Bier- bäum Feier statt. Frau Helen« Dornstedt und Herr Hans Leibelt vom Schauspielhaus tragen Bier baum Dichtungen vor. Herr Konzertsänger Richard Schmidt singt Bierbaum-Lieder. Der zweite Vor sitzende hält den Vortrag Reservierte Plätze zu 50 Pf. und 1 .R in der Serigschen Buchhandlung. * Arbeitgeberverband für das Schneidergewerbe — Ortsgruppe Leipzig l (Herrenbranche). Diese Ber einigung hielt im Hotel de Russie ihre ordentlich« Generalversammlung ab, in der der Vorsitzende Herr Mar .Kraus den Jahresbericht erstattete. Diesem war zu entnehmen, daß das letzte Geschäftsjahr ein sehr arbeitsreiches war und daß sich d«r Verband vor- züalich entwickelt«. Das Zusammenarbeiten der Mit glieder in Verbandscmgelegenheiten ließ nichts zu wünschen übrig. Di« Kassenverhältnisie sind sehr günstig.. Nach Nichtigsprechung der Jahresrechnung genehmigte die Versammlung den für 1911 am gestellten Haushaltptan. Zum Zweck der Pramiieruntz bemerkenswerter Leistungen von Lehrlingen, sowie Lehrmeistern ist ein Fonds gebildet worden, dessen Höbe jetzt 3600 beträgt und wovon die Zinsen Berrveudung finden. Herr Goldmann berichtet« dann über den Stand der Lohnbewegung. Die Verhand lungcn sind im Gange, und es ist nicht ausgeschlossen, Las? eine Verständigung zustande kommt. Es fanden noch geichärtliche Angelegenheiten ihre Erledigung. Die Bauarbeiter Leipzigs (Maurer und Bau Hilfsarbeiterj beschäftigten sich in einer Dersamm lung mit dem von den Arbeitgebern beantragten Schiedsgcrichtsabschlusse eines Akkordtarifs. Die Versammelten faßten dazu jedoch keinen Beschluß, sie wollen vielmehr an den Beschlüssen der Maurer Leimiger Tageblatt. und Bauhilfsarbeiter festhalten, in denen festgelegt worden ist, daß beide Gewerkschaften Gegner der Akkordarbeit sind und daß die Verhandlungen des Schiedsgerichts über die Frag« abgelehnt wurden. Hieran schloß sich der Bericht über die Verhand lungen der Schlichtungskommisfion über einige im Berufe vorgekommene Streitfälle und die Aussorde- rung, die über ein hiesiges Jsoliergesckmst verhängte Sperre zu beachten. * Von der Heilsarmee. Zu der gestern abend in der Thiemcschen Brauerei abgehaltenen Versammlung der Heilsarmee, zu der «in Vortrag des Komman danten und Leiters der deutschen Heilsarmee Mac Alon-a angesetzt war, der aber insolge dessen plötzlicher Erkrankung auf später verschoben werden mußte, waren gegen 250 Personen erschienen. Unter den Be teiligt«« befanden sich etwa 50 „Offiziere" der Säch sisch Mitteldeutschen Division der Heilsarmee. An den srattfindenden Lobgesängen und Gebeisübungen beteiligte sich auch der Bürgermeister Felix Krctschmar aus Bad Kösen, der seit einigen Jahren Mitglied der Heilsarmee ist und aus diesem Grunde von vielen Einwohnern Kösens angefeindet wird. * Gut adgelanfeu. Am Täubchenweg lief gestern abend ein achtjähriger Knabe aus Unachtsamkeit in ein zweifpänniges Geschirr hinein, kam zu Falle und wurde von den Wagenrädern gestreift. Er erlitt zum Glück nur Hautabschürfungen. * Lebensmüde. Heute vormittag gegen 9 Uhr hat sich in feiner Wohnung in der Elisenstraße ein dreißig Jahre alter Weinreisender in di« Brust geschossen. Er wurde schwer oerletzt in» Krankenhaus geschafft. — In seiner Wohnung am Kirchwea in Gohlis hat sich heute mor«n ein 62jShriger Kaufmann aus un bekannten Gründen erhängt. * Ctubenbrand. Heute morgen entstand in dem Hause Zweinaundorfer Straße 64k ein Stubenbrand, der jedoch keinen großen Schaden anrichtete. Die sofort herbeigcrufene Feuerwehr löschte das Feuer sehr schnell. * Jugendliche Diebin. In Ler Eilenburger Straße entwendete ein 13jähriges Schulmädchen einem siebenjährigen Mädchen einen Geldbetrag mit Gewalt aus der Hand. Die jugendliche Diebin, die bisher noch nicht ermittelt werden konnte, trug einen Schul ranzen auf dem Rücken und in der Hand eine Leder tasche. * Der Pferdedieb. Das am 25. Februar an der Markthalle gestohlene Geschirr konnte seinem Besitzer, einem Gärtner aus Radefeld, wieder ausgehändigt werden. Pferd und Wagen waren bereits in dritte .Hand verkauft, als Dieb wurde ein 36 Jahre alter Fleischer aus Grafendors ermittelt. * Verhaftungen. Ermittelt und festgenommen wurde eine schon seit Jahresfrist von einer aus wärtigen Gerichtsbehörde wegen Diebstahls gesuchte Frauensperson aus Breslau. — Wegen Betrugs und Urkundenfälschung wurde ein 33 Jahre alter Handlungsgehilfe aus Borna fest genommen, der in einem hiesigen Geschäft als Pro visionsreisender tätig war. Er kassierte bei der Kundschaft Gelder, ohne dazu berechtigt zu sein, und stellt« darüber auch Quittungen aus. Das erlangte Geld verwendete er in seinem Nutzen. * Diebstähle. Aus dem Vorkeller eines Grund stücks in der Scharnhorst st raße wurde ein Fahrrad, Marke „Imperial", und aus einem Grundstück in der Alexander st raße ein solches mit unbekannter Mark« und Nummer gestohlen. — Während des F a s ch i n g s b a l l c s wurde in einem Lokal des Südens eine?« Herrn, vermutlich durch Taschendiebstahl, eine silbern« Herrcn-Remontoiruhr mit Goldrand, System Glashütte sauf dem Zifferblatt , I?esinden sich znnft sichtbare Reparaturstellen) und eine l wertvolle goldene Panzeruhrkettc mit Medaillon ge stahlen. * Thekla, 2. März. (Kirchliches.) Die kirch liche Einweisung der neugcwähltcn Kirchenvorstehcr erfolgt kommenden Sonntag, den 5. März, im Vormittagsgottesdicnst durch Herrn Pfarrer Dr. Hermelink. Aus Lachsen. Dre»den, 2. März. * Seiten» der Dresdner Kaufmannschaft sind die Zinsen eines Stiftunaskapitals von 20 000 zur Erlernung fremder sprachen alljährlich an christ liche, aus dem Königreich Sachsen gebürtige Kauf leute zu vergeben. Die Zinsen sollen insbesondere zur Unterstützung bei der Erlernung der türkischen, arabischen, japanischen und chinesischen Sprache zur Verteilung kommen. ^V. Mit Leuchtgas. Gestern ließ der Hausmann des Hauses T i t l m a n n st r a ß c 45 die Wohnung einer Witwe von einem Schlößer öffnen, weil sich vor der Wohnung Gasgeruch bemerkbar machte. Beim Eintritt in die stark mit Leuchtgas gefüllt« Wohnung wurde die Inhaberin im Bette liegend besinnungslos vorgefunden. Es liegt ein in einem Schwermutsanfall begangener Selbstmordversuch vor. O (*) Nerchau, 2. März. (Vermächtnis.) Laut letztwilligcr Verfügung ihres jüngst verstorbenen Gatten, des Herrn Kommerzienrats Hessel, hat dessen hinterlassene Witwe der Stadlgemeinde erneut 5000 .ik überwiesen mit der Bestimmung, diese Summe zur Erweiterung der vor bereits neun Jahren mit gleichfalls 5000 Z( begründeten Stiftung zur Er- richrung eines Asyls für alte, erwerbs- unfähigePersonen von Nerchau zu verwenden. Auch die Armenkasse wurde mit 1000 bedacht, die unter der Bezeichnung Richard-Hessel-Stlf- tung werbend angelegt werden sollen. ' -artba, 2. März. (Rücktritt des Bür germeister») Bürgermeister Hinckel wird in Kürze wegen eines körperlichen Leidens von feinem Amte zurücktreten. -o> Pirna, 2. März. (Königl. Seminar.) Die während der letztvergangenen Tage am hiesigen Königl. Seminar stattgefundenen Abiturienten prüfungen hatten das Ergebnis, daß sechs Kan didaten die Gesamtzensur Id, sieben Ha, acht II, acht IIK und zwei Illa erhielten. Sus Lschlens Umgebung. * Zeitz, 2. März. (Der Ches der Firma Gebier L Co.), der 45 Jahre alte Hermann Gebier, hat Dienstagnachmitlag Selbstmord verübt. Der Konkurs der Firma soll unausbleiblich sein. * Weißenfels, 2. März. (Die Schiedsge richtskommission des Deutschen Schuh fabrikantenverbandes) schlug gestern zur Verständigung im Schuhmacherstreik die sofortige Einführung der 9'Hstiindigen Arbeitszeit beziehungs weise der 57stündigen Wochenarbeitszeit mit Lohn ausgleich für die Zeitlohnarbeiter und eine 25pro- zcntige Erhöhung der Ueberstundenlöhne vor. Die Fabrikanten stimmten diesem Vorschläge zu und der Gewerkverein der Schuhfabrikarbeiter, der 1000 Mitglieder zählt, beschloß gestern abend, diesen Ver gleich anzunehmen und am Montag die Arbeit wieder aufzunehmen. Der Zentralverband der Schuhfabrikarbeiter hat noch keine Stellung zu den Vorschlägen genommen^ man nimmt an, daß er gleichfalls darauf eingehen wird. /V Köthen, 2. März. (Schweres Geschick. — Kampf m i t W i ld e r e r n.) Von einem schweren Geschick ist eine hiesige Familie betroffen worden. Dor einigen Wochen starb im besten Mannesalter der Kaufmann und Fuhrwerksbesitzer Hübner, lsiestern hat sich nun der einzige Sohn, der mit seiner Mutter das Geschäft weiterführte, durch unvorsichtiges Han- tieren mit einer Pistole eine schwere Schußwunde in die Brust beigebracht. Er wurde nach dem Kranken bause gebracht, wo er noch in Lebensgefahr schwebt. — Einen Kampf mit Wilderern hatte letzte Naht der Amtsdiener des benachbarten Dorfes Mälz zu be stehen. Er traf in der Mälzer Feldmark vier Wild diebe: als er diese anrief, krachte ein Schuß und eine Kugel sauste ihm am Kopfe vorbei Darauf schoß auch der Amtsdiener, und der dem Schuß folgende heftige Aufschrei ließ erkennen, daß er einen Wilderer getroffen hatte. In der herrschenden Dunkelheit konnte jedoch keine Spur von dem Verletzten gefunden Donnerstag, 2. Mürz ISN. werden. Di« Wilderer hatten ihren Genossen in Sicherheit gebracht. * Kobnrg. 2. März. (Bahnhofserweite- runy.) Am 1. April wird hier ein Baubureau für d?e Erweiterung de» hiesigen Personenbahnhofs errichtet. Die Dauer des Umoaues, dessen Gesamt kosten auf 2 765000 veranschlagt sind, wird sich auf 2 bis 3 Jahre erstrecken. * Aken, 1. März. (Schadenfeuer.) Gestern abend brannte hier da» Wohnhaus de» Kolonial warenhändlers Schüler nieder. Das Feuer entstand dadurch, daß brennendes Sikkatio überkochte und leicht brennbare Gegenstände in Brand fetzte. Der Besitzer erleidet empfindlichen Schaden. s. Aschersleben, 1. März. (Ertrunken) ist gestern die Witwe A. Stettenheimer. Die 75jährige Frau war gestern morgen nach Westdorf ge gangen und hatte mittags den Rückweg ang.rreten. Sie ging den Feldweg hinter der Zätzschen Mül'le entlang. Hier führt der schmale Weg stellenweise direkt an der Eine entlang, und aus noch nicht auf geklärten Ursachen stürzte die Frau in die Eine und ertrank. - * Staßfurt, 1. März. (Erdbeben.) Gestern früh wurde im Senkungsgebiet ein starker Erdstoß verspürt. * Bad Sieben, 2. März. (Vermächtnis.) Der früher hier als Arzt ansässige, nunmehr in Nürn berg verstorbene Dr. Wilhelm Engelmann hat der Gemeinde Sieben 10 000 -4t und dem Frankenwald verein 5000 Ut vermacht. * Steinach, 2. März. (Raubmordversuch.) Der 20jährige Sohn des Grünwarenhändlers Greiner verübt« einen Raubmordversuch auf den Bäckermeister und Materialwarenhändler Richard Höhn. Er kam in den Laben Höhns und gab vor, einen Pfeifenkopf kaufen zu wollen. Als Höhn das Gewünscht« suchte, schlug Greiner ihn mit einem Beile nieder. Die Verletzungen des Ueberfallenen sind schwer. Der Verbrecher ist entflohen. * Böhmisch-Kamnitz, 1. März. (Schwer ver unglückt) ist in der Gemeinde Habendorf der zwölfjährige Sohn des Wirtschastsbesitzers Albin Lorenz. Der Knabe spielt« mit einer Flobert- pistole, wobei ihm die Kugel in die Magengegend eindrang und das Bauchfell durchbohrte. Es ist fraglich, ob der Knabe mit dem Leben davonkommt. Tsgeschnmlk. München, 2. März. (Vergiftung.) In einer Villa in Gern wurde gestern eine erst 25jährigc Rentnersgattin tot ausgefunden. Ihr 17jähriges Dienstmädchen, das unter deftigen Vergiftungs erscheinungen erkrankt war, konnte nur durch das schnelle Eingreifen eines Arztes gerettet werden. Nach den vorläufigen Konstatierungen des Arztes liegt eine Fleisch- oder Wurstvergiftung vor. Frankfurt a. M., 2. März. (Ausschreitungen be i in Fasching.) In der Nacht auf den Faschings dienstag kam es auf den Hauptstraßen der Stadt zu wüsten Schlägereien, bei denen auch der Revolver ein« Rolle spielte. Zahlreiche Personen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Innsbruck, 2. März. (Don einer Staub lawine getötet.) Im Passautale ging eine Staublawine nieder, als sich zweihundert Per sonen zum Kirchgang begeben wollten. Ein Bauer wurde mitgerissen, seine Leiche ist noch nicht ge funden worden. Paris, 2. März. (Ein Fechtmeister von seinem Schüler getötet.) In Nantes wurde der 28 Jahre alte Fechtmeister Carrichon während einer Uebung mit einem seiner Schüler dadurch getötet, daß der Korb des Floretts abbrach und die Klinge der Waffe die Brust des Achters durchbohrte. Hazebrouc, 2. März. (Die Brieftasche des ermordeten Schultz.) In Hvudezham, wo der Mörder Juetz am Dienstag gesehen worden ist, wurde in einem Graben die Brieftasche des ermordeten Mechanikers gefunden, die einen auf den Namen Schutt lautenden Anstellungskontrakt als Mechaniker und Visitenkarten enthielt. Außerdem wurden die Klinge des Rasiermessers, mit dem die Tat ausgeführl worden ist, und ein Schlüsselbund mit dreißig offen — sie stand auf der Schwelle, mit dem roten Mantel an, ich mußte dicht an ihr vorbei — den Mantel kenne ich an den Knöpfen wieder — große, dlante Knöpfe, mit einem Pferdckopf darauf." Stoß weise rangen sich die Worte von ihren Lippen. „Sie müssen sich irren", der Direktor schrie bei nahe, doch als die Zofe mit größter Zungenfertigkeit versicherte, daß sie ihrer Saclre sicher wäre, sprang er von seinem Stuhle auf. „Donnerwetter, das hätte ch nicht gedacht, ein« Diebin unter meinem Personal!" . „Na, Herr Direktor, das ist noch nicht erwiesen", beschwichtigte Stetten. „Ich hole sie her, vielleicht hat sie das gestohlene Schmuckstück noch 1?ei sich" — in höchster Aufregung wollte der Theaterleiter das Zimmer verlassen, doch der Referendar hielt ihn zurück. „Ducklorcben, so geht das nicht! Zunächst ver buchen Sie mal, möglichst bald ruhiger zu werden, setzen Sie sich zu diesem Zweck lieber noch einen Augenblick. — «o ist's recht. Und nun sagen Sie, Fräulein Schulz, in welcher Garderobe sahen Sie die betreffende Person?" „Im zweiten Zimmer, von hier aus links." „Das ist die Garderobe Nummer 3, für das weid lichc Chor- und Statistericpersonal. Etwas weiter aus der rechten Seite, ungefähr schrägüber, liegt Garderobe Nummer 1, die heute Fräulein Zvendland innehattc. und die nur für unsere gastierenden Künstler bestimmt ist", erklärte der Direktor, Ler sich nun so weit bezwungen, daß er schon wieder gleichmäßiger atmete. „Nun, meine Herrschaften, bitte ich Sie, jetzt nur keine Unbesonnenheiten. Am besten ist cs, das gnädige Fräulein begibt sich mit Fräulein Schulz in ihr Zimmer und kleidet sich um. Indessen werde ich mir die Frau oder das Fräulein in dem roten Mantel mit goldenen Knöpfen etwas genauer ansehen. Der Herr Direktor ist wohl so gut und zitiert die Be treffende hierher. Möglichst freundlich, unter irgend einem Vorwand natürlich." Mit einem leichten Trugen des schönen Hauptes verschwand die Künstlerin, begleitet von ihrer Jungfer. Wenige Minuten später folgt« ihnen der Di^ftor. um schon gleich darauf in Gesellschaft eines großen, schlanken Mädchens wieder einzutreten. Dieses blickte verwundert auf den fremden Herrn, der sich da vor ihr von dem Stuhl erhob und es scharf ins Auge faßte. (Fortsetzung folgt.) Berliner Neue Lezellion 19 n. Berlin, 24. Februar. Die Gruppe jüngerer Künstler, die sich von der alten Sezession abgespalten, tritt mit dieser Winterausstellung sehr entschieden und zielbewusst auf. Auch sie gibt, wie Liebermann und die Liebcr- männer, ihrem Katalog ein programmatisches Vorwort, das die kiinstlerisck»cn Entwicklungs linien dieser Gemeinschaft belichten will. Diese Richt linien weisen vom Impressionismus, von der Natur schilderung, die als wichtige und disziplinierende Dinchgangsschule anerkannt wird, zu einer Stilisie rung, zu einer malerisch dekorativen Umwertung des Objektes. Das Objekt ist hier nicht mehr, wie bei den Impressionisten, der Zweck und das Ziel der Dar stellung, sondern nur Mittel und Anhalt, farbige Empfindungen auf einer Wandfläche schmuckhaft aus- zusprechen. Und zum Farbigen kommt ein neuer Wille zur Form. Nicht das Aufgelöste in Luft und Licht, das Phänomen, wie es venchwebend vorüber zieht, soll sphärisch flüchtig gebannt werden, sondern gerade im Gegensatz zu dem nur Eindrucks-Momen ranen wird die Linie, der Umriß, raumgliedernd, stilisierend, wie di« Verbleiung aus den Glas gemälden wieder, angeroendct. Das sind Anschauungen und Vorstellungen, die der alt«n Sezession keineswegs fremd sind. Die klugen und kennerischen Köpfe in ihr haben schon den Sinn für den Fluß der Dinge, das Neubildende, und die Fülle der Temperamente. Hätten sie sonst den Werken derer, die für die junge Grupp« vorbildlich sind, den Werken C<zannes, van Goghs, Hodlers, Mattisse so weitgehend« Aufnahme gewährt? Nur gegen das Problematische, diesen Meistern Nach lastende bei den Jüngsten und gegen den ablehnenden Uebermut verhielt sich die alte Sezession mit dem Recht der Eigenwehr verwerfend und ausschließend. Diese Persönlichkeitskonflikte — wie sie z. B. durch den Streit Liebermann Nolde öffentlich geworden — gehen uns wenig an, wir halten es da mit den über legenen Worten Liebermanns: der Briefe sind genug gewechselt, nun laßt uns endlich gute Bilder sehen. Gute Bilder fand ich nun auch in der Neuen Se zession und ich freue mich, dafür Zeugnis ablegen zu können. Daneben aber auch viel nur absurd sich Gebärdendes, voll innerer Ohnmacht hinter der Exzentrik-Maske. Und gerade Nolde, der Liebermann Senilität verwirft, ist hier recht peinlich zu betrachten. Sein Christus in Bethanien mit den Beqleitkövken ist eine Grimassen - Etüde, etwa wie die karikaturistische Wandzeichnung eines römischen Soldaten. Und sein Männergesicht aus dunkelschmierigem 5ftnteracu*d mit der Gorillabortfress« und den roten Tupfen auf Raft und Backen wirft als ein betrunkener Witz. Man muß an -»ebccmenns letztes Porträt, seinen Bürgermeister Adrckes, sich erinnern, um das grenzen lose Erdreisten Noldes (de-; übrigens Fünfunov.'rz! gers). das in jenem Senilitötsvorwurf lag. aanz ui erfassen. Ein <->>tant rom-istlo scheint auch Erich Deckel (1887, aeboren). Sein weißes Mädchen ist eine primitive Holrpuppe. ein roher ethnographischer Fitlchi Fetisch — Unkunst im Leben des Kindes. Seine Menschen im Walde und Akte im Freien sind Calibane und Kannibalen, Körperfragmente. mit der Axt zusammengehauen, und rotbüutig aus dem Farb kübel angestrichen. Das ethnographisch« Element, dies Spielen mit den Schnitz- und Tünchmotiven wilder Völkerstämme, diese Neigung zum exotischen Typ, wo er am gro- teskesten ist, begegnet hier immer wieder. Kirch ner (1850 geboren) malt eine Tänzerin mit Fächer, äthiopisch sletschend, mit Ziegcncuterbusen und ge drücktem Flossenfuß. In seiner Badeszenc tauchen merkwürdige illuminierte Leiber in blaues Wasser zwischen grünem Gebüsch. Farblichen Reiz aber haben Sie „Dancing Girl", zierliche Mädchcnäsfchen mit hvchgcwchten grünen Röcken, gleich großen Lampen schleiern, über weißen Höschen und schwarzen Strümpfen. ' Ganz menschenfresserisch wirken die Typen von Pechstein (1881 geboren). Seine „Orangen- schälcrin", sein maskierter Akt sind Schaubuden schönheiten, hingestrichen mit einem koloristischen Fanatismus zum Unwahrscheinlich ^chstichm, Nigg.r haften. Die Annahme, daß eine Lust am Bluff mit spricht, liegt nah«, mit ihr allein und den hier viel leicht allzu bequemen Witzen kommt man der Sache aber doch nicht bei. In Pechstein, der übrigens der Häuptling der Gruppe ist, sprudelt zweifellos eine echte, wenn auch wüste koloristische Leidenschaft. Man hat dos Gefühl von Exzeßen und Ausschweifungen aufgepciischter malerischer Sinnlichkeit. Man fühlt, wie es vor diesen Augen rot wird in einem rasenden Rausch, und wie in Lieser roten Flut die Erscheinun gen taumelnd ertrinken. Dafür sind die Zelte am Abend mit Waberlohe und wabernden Menschenzüg.'n ein Beispiel. Anderseits zeigt ein Mädchenvorträt im roten Kleid vor Hellem Ofen gegen grünen Hintcr- arund eingelassen in eine Wandrahmenarchitektur (schwarz mit weißen Jntarsia-Linien) auffallende Ge schlossenhcit. Eine Kreuzung aus Ludwig von Hofmann und van Gogh sind Dengens (1870 geboren) „Mädchen am Strande" in lichten, kreiselnden Linien voll Tanz- und Wellenrhvthmus. Cesar Kleins Stilleben aus Poterien, Früchten. Stoffen haben in ihrem lebhaften Rotgelbgrün etwas von der frohen u.,d harmonischen Buntheit der ge stickten Dauerntücher und der Douerntöpfe. Melzer (1877 geb.) liebt es. wie schon die erste Ausstellung zeigte, die schiefen Straßen öfter S'ädte mit Giebeln und Balksnen flächig gleich einer Theaterdekoration zu malen, pikant unwahrscheinlich, imaginär. In einem großen, sreskohaften Wandbild. ..Krieger und Frauen", macht er Monumental- aebärdcn, zwischen Cözanne und Hodler. Eine Akt- Sinfonie aus bewegten. sich überschneidenden Männerleibern und hockenden, kauernden Frauen am Rand der Meeresweite, «in Motiv, dar auch an Maröes denken läßt. Zeichnerisch scheint hier manches bewältigt, doch das Menschenfleisch ist von einer bizarren Laune, grün, braun, rosa, mit weiße: durch geführter Sprenkelmusterung behandelt und gleicht der Epidermis glasierter Steinzeugfiguren. Schmidt-Rottluffs (1880 geb.) Gitarren spielerin wirkt wie aus farbigen schmetterlin zsy^ren Tupfen zusammengeflattert, flächig wie ein Schatten, von Koloristik übergossen, sehr dekorativ, sthr artistisch, dabei drollig, an Justinus Kernerschc „Klccksographien" erinnernd, jener merkwürdigen Bil düngen aus zusammenqewischten Tintenflecken zwischen zusammengefaltetem Papier. Große Qualität finde ich in Otto Müller (1874) geb.).- Sein weiblicher Kopf von exotischem Typus — aber einem verführenden, — gelblich, im Kaskett der schwarzen Haare mit weißen Tuffen und mit dunklem Pelzsaum um Hals und Arm vor einer rosagxau gelogefelderten Wand — nur der Kopf be tont. der Körper übergehend in di« Harmonie der Wand — das ist ein bestrickendes Ecschmacksstück. Gegend des Wieners Klimt etwa. Persönlicher noch raffiniert im Artistischen und dabei frappant in der Ausdrucksstarke erscheint das Selbstbildnis ein schmal spitziges, etwas zerriges Schauspiclergesicht Genre Alfred Abel vom Kleinen Theater — mit lang- gezipfelter Nase, aufgerecktem Ohr und schwarzer Haarsträhne über der Stirn. Tonig hebt sich das gelbe Gesicht mit diesem schwarzen Akzent aus dem grautonigcn Grund. Und ein hellgrüner Kittel nuanciert diese Sinfonie. Charakteristik wie male rischer Esprit ist hier gleich fein und vcrglcichsivcrt besonderen japanischen Blättern, vor allen denen des dämonischen Beschwörers der Schauspielermasken Sharaku. Anregend und anziehend sind schließlich die Arbeiten Seqals (1875 geb.). Er verfügt über eine ganz persönliche Technik, die ihm sichere Handschrift für seine temperarmentsstark erlebten Eindrücke wird. Seine Art ist bei landschaftlichen Motiven, der Eisen bahnbrücke z. D.. strähnig, strichiq: Flächen bildet ,r von abtropfenden Farbenrinnsalen: geknetet, modelliert erscheint Las und durchaus zwingend. Dazu kommen diesmal dekorative Deli katessen. Ein Stilleben von einem raffinierten Schmelz, daß man an die Gleitsarben ausgesuchter Eisspeisen oder orientalischer Haremskonfekte denkt. Und der ganze Oricnt leuchtet tief und brennend aus den Bildern der Leiden Türkinnen mit Emailtönen. grün, gelb. rot. mit Teppichlüster und dem Seiden relief der Stickereien. Uebrigcns — auch einen Senior haben di« Jungen, den sechzigjährigen Christian Rohlf. der, vordem braver Weimarer Professor, danach ein sanatttcher Anbeter van Goghs wurde, und in diesem Zeichen hier drei Naturvariationen ausstelll. So läßt auch die Neue Sezession, gleich d«r aiu»^, die Alten zu sich kommen. kvlir Doppenkvrg.
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