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soll, hatte bereits Uhr Nachmittags das ganze Kohlenquantum von 20 Scheffeln consumirt, während für den Etagenrost des mitt leren Kessels, für die Feuerung Nr, 2, bei gleicher Leistung, also bei gleichem Quantum verdampften Wassers, noch ein ziemliches Quan tum Kohlen übrig war. Das Abbrennen der Kohle und das Abblasen des Dampfes bei Nr. 1 währte bis 2^ Uhr, worauf dann zum Zusammenhalten der Wärme die Feuerungs- und Aschenthüren dicht verschlossen gehalten wurden. Der Wasserstand, der mehrere Zoll unter die bei Beginn des Versuchs angebrachte Normal-Marke gesunken war, wurde dar auf, während der Kessel seine Wärme noch nicht verloren hatte, durch Nachfüllen aus obigem Maßcylinder wieder hergestellt. Die nachgesüllte Wassermenge betrug im Ganzen lO^/^ Cy- linderfüllungen zu 880 Pfund Netto-Wassergewicht; das Gesammt- gewicht des verdampften Wassers war also 9473,58 Pfund. Die Etagenrostfeuerung Les östlichen Kessels, mit Nr. 2 bezeich net, hatte um 4 Uhr Nachmittags das zugemessene Kohlenquantum gänzlich aufgezehrt. Das Ablassen des Dampfes erfolgte in ganz gleicher Weise, wie beim Kessel Nr. 1. Beim Aufgeben frischer Kohle zeigte sich beim Kessel Nr. 2 nicht die Verdunkelung der Flamme, wie sie bei den gewöhnlichen Rostfeuerungen nach jedes maligem Aufgeben sich bemerklich machte, auch entstieg dem Schorn stein nur ein Heller wasserdampfähnlicher Rauch; die Feuerungsrück stände bestanden aus leichten porösen Schlacken und zeigten von einer sehr vollständigen Verbrennung des Materials. Die beim Kessel Nr. 2 nachgefüllte Wassermenge betrug l^"/^ Maß Cylinderfüllungen zu 880 Pfund, im Ganzen also waren 12971,85 Pfund Wasser verdampft worden. Berechnet man aus den vorstehenden Zahlen die Wirkung des Brennmaterials in Bezug auf Verdampfung, so ergibt sich, daß bei dem Kessel Nr. 1 mit gewöhnlicher Rostfeuerung 1 Pfd. Steinkohle 4,934 Wasser verdampfte. Der Kessel Nr. 2 mit Etagenrostfeuerung hatte dagegen eine erheblich größere Wirkung dargethan. Auf 1 Pfund Steinkoble berechnete sich hier eine Verdampfung von 6,756 Pfd. Wasser, dagegen bei der gewöhnlichen Rostfeuerung eine Verdampfung von 4,934 Pfund Wasser, mithin bei jener ein Plus von 1,822 Pfund Wasser. Nun verhält sich aber 4,939 : 1,822 — 100 : x; und es ist x — 36,93. Es ergibt sich hiernach zu Gunsten des Etagenrostes gegenüber der als sehr zweckmäßig construirten Fairbairn'schen Feuerung den noch eine Mehr-Verdampfung von 36,93 Procent. Die Brennmaterialersparniß ferner stellt sich aus den angege benen Daten zu Gunsten des Langen'schen Rostes gegenüber dem Fairbairn'schen Doppelroste auf 27 Proc. heraus. Diese Thatsachen sprechen die Vortheile aus, welche sich durch die Langen'schen Etagenroste erreichen lassen und dienen zu deren unbedingten Empfehlung. Für das Königreich Sachsen ist die Aus führung dieser Roste dem Eisenwerke der Herren Nestler <L Breitfeld in Erla bei Schwarzenberg übertragen worden. Die Hausindustrie. sMit Benutzung von Wilhelm Roscher's „Ansichten der Volks- wirthschaft vom geschichtlichen Standpunkte.") Die Hausindustrie bildetdurch die Art und Weise ihres Betriebes gleichsam eine Mittelstufe zwischen dem Handwerks- und Fabrik betriebe. Mit dem Handwerke ist sie insofern verwandt, als der Arbeiter zu Hause, zwischen seinen vier Pfählen, seine Arbeit mit einer gewissen Selbstständigkeit verrichtet. Sie bat daher in socialer Beziehung vor dem Fabrikbetriebe den großen Vorzug, daß sie die Familienbande nicht lockert, auf die Häuslichkeit nicht so störend einwirkt wie jene, und das Mitarbeiten der Familienglieder leicht gestattet. Mit dem Fabrikbetriebe hat der Hausbetrieb eines Ge- werbzweiges wiederum insofern Verwandtschaft, als der Arbeiter oftmals das Rohmaterial in einem gewissen Stadium der Bearbei tung von dem Arbeitgeber oder Verleger empfängt. Dieser Arbeit geber vertheilt zugleich dann die Arbeit, dem Principe der Arbeits- theilung folgend, unter die Arbeitenden, läßt dieselben wohl auch während der Arbeit in gewissem Grade beaufsichtigen und sorgt schließlich dafür, daß die abgelieferte Arbeit auf fabrikmäßigem Wege die letzte Politur, den Schliff oder die Appretur, erkält. Die Haus industrie geht also oft neben dem Fabrikbetriebe her; die Hausin dustrie besorgt die Hauptarbeit, die Vorarbeiten und schließlich die Vollendung des Products übernimmt hingegen die Fabrik. In dieser Weise wird z. B. die Crefelder Seidenweberei betrieben. Der Fabrikant bezieht den Rohstoff, läßt denselben in besonderen Anstal ten färben, besorgt dann in seiner Fabrik das Aufziehen der Kette, das Aufspulen des Einschlags u. s. w., übergibt diese Vorarbeiten den Webern und empfängt das Gewebe zurück, um die letzte Appretur desselben wiederum in der Fabrik besorgen zu lassen. Der Grund, der hier hauptsächlich die Unternehmer dazu be stimmen mag, den hausmäßigen Betrieb beizubehalten, ist die Lang wierigkeit des Webens. In Lyon und St. Etienne wird aus dem selben Grunde die Arbeit von den Webern zu Hause, mit Bethei ligung ihrer Familien, verrichtet; der eigentliche Fabrikant liefert nur die vorbereitete Seide und übernimmt die letzten Verschönerungs arbeiten an dem fertigen Stoffe. Gerade die Schwierigkeit in der Ausführung einer Arbeit, die Unmöglichkeit, in manchen Fällen das Werk der intelligenten Men schenhand durch Maschinenthätigkeit verrichten zu lassen oder der Hauptsache nach einen fabrikmäßigen Betrieb einzuführen, verweisen verschiedene Erwerbszweige in das Gebiet der Hausindustrie. Das Sticken wird in der Schweiz sowohl, wie im Voigtlande, von den Arbeiterinnen zu Hause betrieben. Die französischen Stickerinnen betreiben es nur als Nebengewerbe, indem sie einen großen Theil des Jahres Feldarbeiten verrichten. Es ist schwierig, das Wesen der Hausindustrie im Allgemeinen festzustellen, weil dieselbe unter den verschiedenartigsten Verhält nissen auch selbst verschiedenartig auftritt und sehr oft nur sich als ein Anfangsstadium der Fabriksindustrie zeigt. Charakteristisch aber für sie ist ihr Auftreten als Nebenbeschäftigung des Landbaues. Als solche hat sie sich meist zuerst aufgedrängt und als solche erhält sich dieselbe lange Zeitperioden hindurch an einzelnen Orten. So in Schweden, wo der lange Winter die Bewohner in ihre Häuslichkeit einschließt; dieselben beschäftigen sich während dieser Zeit mit Möbelschnitzereien, fertigen Wanduhren, betreiben Weberei und haben in letzterer sogar die Fabriken zu Gothenburg überflügelt. Die Bewohner des Schwarzwaldes sehen sich aus ähnlichen Gründen wie die Schweden auf die Hausindustrie verwiesen und es ist bekannt, daß jährlich hunderttausende solcher Uhren nach allen Theilen der Welt auswandern. Die Spitzenklöppelei kann ebenfalls nicht fabrik mäßig betrieben werden, sondern fällt dem hausmäßigen Betriebe anheim. In Brüssel hat man allerdings die Arbeiterinnen in großen Sälen vereinigt, doch arbeitet jede da ebenso gut für sich wie zu Hause, und der größte Theil der Arbeit wird immer noch den Klöpp lerinnen ins Haus gegeben. Ein großer Theil der Pariser Shawls wird in den Departements auf Rechnung Pariser Fabrikanten, die zuletzt das Bleichen, Pressen, Glätten u. s. w. besorgen, durch Haus weber gefertigt. Die Pariser Hemdenknöpfchen werden im Kleinen an der Oise gemacht, in Paris nur in Gold gefaßt; die Pariser Fächer werden in der Umgegend von Noailles gefertigt, in Paris nur mit Stiften und Band versehen und noch verziert. Die Luxusindustrie eignet sich überhaupt vorherrschend für das Hausgewerbe. Die Herstellung der berühmten Gobelins, welche in Paris z. B. in einem besonderen Gebäude gefertigt werden, fällt in das Gebiet der Hausindustrie schon deshalb, weil die Arbeiter ihre Geschicklich keit meist auf ihre Söhne übertragen, indem sie dieselben von Kind heit auf anlernen. Seine vornehmste und sicherste Stelle behauptet das Haus gewerbe in der Metallindustrie. In Solingen wirken zur Klingen fabrikation z. B. folgende Meister zusammen, ohne Fabrikhaus, ohne Maschine, jeder Einzelne ökonomisch selbstständig: Hammer schmied, Klingenschmied, Färber, Schleifer, Aetzer, Vergolder, Da- mascirer, Scheidenmacher, Gefäßmacher, Montirer. Der Verleger nimmt die Bestellungen an und übergibt dem Schmiede Rohstoff, Modell u. dgl. m. Aehnlich geht es zu bei der dortigen Messer fabrikation, wo der Hammerschmied, Messer- und Gabelschmied, Federschmied, Schleifer, Heftmacher und Raider zusammenwirken. Der Federschmied fertigt die metallnen Theile mit Ausnahme der Klinge; er steht gewöhnlich im Lohne des Raiders, welcher Alles zusammensetzt und in der Regel Commissionär des Fabrikanten ist (v. Viebahn „Beschr. des Regierungsbez. Düsseldorf" l., S. 163 ff.).