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Ur. 6. Friedrich Keorg Wieck s 1861. Wnter besonderer Mitwirkung der Herren M LR. Freiherr von Weber. Or. F. von Sleinbeie Dr. Wilhelm Ritter von Schwär; Or. Rudolph victz, Großhcr;ogl. Bad. Geb. Referent, im Handels: Mimst., Ritter >c in Earlsruhc. I)r. M. Lühtmann, Prof, der Königl. Polylechn Schule, Ritter in Hannover. W. Oechclhciuser, Seneral-Direcl. d. Lonlinental Ga«-Gesellsch. in Dcßau. vr. Knapp, ' Professor der anqewandlen Chemie in München. A. LR. Ritter von 6»rg, Rea.-Ratb u.Prof., Mitglied d.Akademie». vr Lrnll Lngct, Rgl. Prcuß Geb. Reg.-Rath, Direktor de« Rgl. Statist. Bureau, Ruter >c. in Berlin. tk. R. ScttionS-Ratb und Ranzlei-Director de« österr. General-Consulati >c. in Pari«. Dirett. d. R. Würtlemb. Centralftelle f. Handel u. Gew., Lomth u. Ritter >e. in Stuttgart. Ingen., R. Säcks. Finanz-Rath u. Staat«eisenb - Dircctor, Eomlbur u. Ritter in Dre«den. Herausgegcben von vr. Heinrich Hirzcl. Privatdocent der Ckemre a. d. Universität Leipzig, d. Z. Director der Leipziger Polytechn. Gesellschaft. Wöchentlich 14—2 Bosten. Zu beziehen durch alle Buchkaudiungcn und Postämter. SechslllldzWaNzistster JllhrstlMst. Die deutsche Industrie uns der Londoner Jndnstrie- ansstellnnst von 1862. Von vr. H. Renhsch. Dresden, 24. Juli. Die deutsche Industrie nimmt in der ganzen Welt einen der ersten Plätze ein. Wenn auch von andern Nationen in einzelnen Artikeln übertroffen, zeichnet sich das deutsche Volk in Bezug aus Solidität der Arbeit, auf Geschmack und Billigkeit der Waare vor fast allen andern Völkern aus; es hat endlich seine Artikel, in denen es unübertroffen dasteht. Gleichwohl wird im Auslande nur selten mit der Anerkennung deutscher Erzeugnisse der Name Deutsch lands in Verbindung gebracht. Man spricht in der ganzen Welt von sächsischen Baumwollenwaaren, von schlesischen Leinenwaaren, von der Gewehr- Eisenwaarenfabrikation Steyermarks und Preu ßens, von Nürnberger Spielsachen und Galanterieartikeln, von böh mischem Glas und bayrischem Bier — der Name Deutschlands läuft bei den der Geographie meist unkundigen Ausländern nur selten mit unter. Auf den ersten Blick scheint dieses Mißverhältniß nur die poli tische Stellung der deutschen Nation nach außen zu berühren. Ob der Italiener, der sich in unsere Baumwollenstoffe hüllt, der Ameri kaner, der unsere Tuche kauft oder mit unfern Leinenwaaren handelt, der Franzose, der unsere Metallerzeugnifse den meisten andern vor zieht, der Engländer, welcher sich immer mehr an den Rheinwein gewöhnt, ob sie wissen, daß dies gleichzeitig deutsche Produkte sind, ist dies für die Fabriken selbst nicht ganz gleichgiltig, wenn man nur im Auslande die richtigen Bezugsquellen kennt? Wäre es gleich giltig, so würden wir allein schon, um durch die deutsche Industrie auch den Namen des Gesammtvaterlandes nach außen in Ehren zu bringen, verpflichtet sein, mit allen Kräften auf eine würdige Ver tretung des deutschen Namens hinzuwirken, allein auch für die In dustrie selbst ist dies ein überaus wichtiges Hilfsmittel, und stellt sich die Nothwendigkeit bei der nächsten Weltausstellung in London ganz deutlich heraus. Bei der ersten Londoner Industrieausstellung im Jahre 1851 waren die Products des deutschen Gewerbfleißes nicht gerade voll- ' ständig und, was am meisten zu beklagen war, nicht allemal in ihren ausgezeichneten Leistungen vertreten, die Gesammtvertretung war aber immerhin, wie von vielen Seiten bestätigt ward, eine in jeder Beziehung Achtung gebietende. Leider war das aber nur für den der Fall, welcher wußte, daß alle die bunt durch einander zer streuten und auf verschiedenen Räumlichkeiten ausgestellten Produkte die Erzeugnisse deutschen Fleißes waren. Die Commifsarien der deutschen Staaten hatten sich alle Mühe gegeben, für ihre anver trauten Maaren den möglichst besten Platz, aber nur ja jeder für sich, zu erhalten, und so kam es denn, daß die deutsche Industrie, obgleich sie an Quantität und Qualität nur von der einheimischen englischen übertroffen wurde, einen höchst ungünstigen Eindruck auf den unkundigen Ausländer machte, ja vielfach zu der Meinung Ver anlassung gab, daß Deutschland gar nicht vertreten sei. Aber selbst auch da, wo durch einen glücklichen Zufall mehre deutsche Staaten aneinander grenzten, wiederholten sich die Zerstücklungen. Während andere Staaten, beispielsweise Frankreich, ihre Erzeugnisse nach Classen aufgestellt hatten und von ihren einzelnen Industriezweigen je ein vollständiges Gesammtbild dieser einen Branche zu geben in den Stand gesetzt waren, konnten damit die Einzelaufstellungen der deutschen Staaten keineswegs concurriren. Manches schöne Stück des deutschen Gewerbfleißes ist gar nicht beachtet worden, weil es als Fremdling seiner Umgebung gegenüber, von dem nicht gefunden ward, der es suchte, während Tausende es zufällig bemerkten, seinen Werth aber nicht zu würdigen verstanden. Der Nutzen solcher Welt, ausstellungen besteht ja hauptsächlich darin, daß den einzelnen II