Volltext Seite (XML)
142 saurem Kali kocht und dann durch diese Lösung einen Strom Chlor streichen läßt. Jetzt fügt man Salzsäure zu und ganz zuletzt rothes Bleioxyd. Die weiße Weiche Masse wird dann gesammelt, gewaschen und in Stangen von verschiedenen Längen gezogen. Diese Art Lack wird nicht viel gebraucht, hauptsächlich zur Bereitung der verschiede nen Hellen Schattirungen des Mode-Siegellacks. Ehe ich zum Schluß meiner Bemerkungen übergehe — nämlich die gegenwärtigen Han- delsverhältnifse dieses Artikels zu besprechen, — will ich noch anführen, daß guter Schellack ca. 84—90 Proc. Harz, allein mit verschiedenen Quantitäten Färbestoffs, enthalten sollte. Bei nicht sorgfältiger Zubereitung findet sich oft Sand darin, welcher den Schellack ver schlechtert und seinen Werth verringert, wenn er als Firniß u. s. w. gebraucht wird. Seit ungefähr zwei Jahren findet eine beständige und unerklär liche Preissteigerung aller Lacksorten statt. Im October 1858 war der Preis sowohl in London als in Liverpool 82 Sh. (48 fl. 24 kr.) der Centner. Während desselben Monats 1859 stieg er auf 123 Sh. (73 fl. 48 kr.) der Centner und October 1860 wurde er auf den- ! selben Märkten zu 260 Sh. (156 fl.) der Centner verkauft, während auf beiden Handelsmärkten in den letzten 14 Tagen der enorm hohe Preis von 14 Pfd. St. (188 fl.) erreicht wurde. Auf den ersten ! Blick ist man versucht, solch extreme Preise für das Resultat der Speculation zu halten, aber ich habe mich vergewissert, daß die letzte Notirung des Calcutta - Marktes 57 Rupien (68 fl. 24 kr.) das Maud war. Wie ich höre, gehen 3 Mauds auf 2 Centner oder ! 1'/? Mauds auf 112 Pfund. Wenn ich nun die Rupie zu 2 Sh. (1 fl. 12 kr.) annehme, so haben wir den Kostenpreis in Indien vor Verschiffung 8 Pfd. St. 41 Sh. (96 fl. 33 kr.), Unkosten für Fracht kann man in Bausch und Bogen 2 Pfd. St. rechnen, wodurch fick der Preis beim Landen auf 10 Pfd. 11 Sh. (120fl.32kr.) stellt. Diesscheint eine sehr hübsche Differenz zu Gunsten der Importeure. Aber aus ziemlich guter Quelle höre ich, daß gegenwärtig keine 50 Kisten wirklich guten, feinen Orange-Schellacks in London zu haben sind. Wenn dies der Fall ist, kann man über oben gegebene Differenz zwischen dem Netto-Werth und hier verlangten Preis nicht verwun dert sein, noch ihn excessiv nennen. Man kommt aber sehr natürlich zur Frage : Was ist die wirkliche Ursache so hoher Preise und solchen Mangels ? Ick glaube, der wahre Grund ist der, daß die Wälder, worin Lack bisher in solchem Ueberflusse gefunden wurde, im letzten Kriege so außerordentlich gelitten haben, daß den Sammlern das rohe Material fehlt. Nun ist dies höchst wahrscheinlich, denn wir wissen, daß einige der größten Lac-Factoreien an den Ufern des Ganges liegen, aber dann kann man für die friedlicheren Districte diesen Grund nicht auf recht halten. Ich bin einigermaßen geneigt, zu glauben, daß in den Dschungeln wirklich ein natürlicher Mangel an Lack producirendem Insekt besteht, und daß die zwei zusammenwirkenden Ursachen den gegenwärtigen Stand der Dinge hcrbeigeführt haben. Sehr unbe greiflich ist, daß die Preise von Uao 0)6 nicht gestiegen sind, und daß ein genügender Vorrath von diesem Artikel am Markte ist. Dies kann nur auf zweierlei Weise erklärt werden — entweder, daß die Zufuhren im Einklänge mit der Nachfrage sind, oder daß sehr große Quantitäten von Uae vze ausgespeichert wurden, ehe der Mangel eintrat.*) Die Quantität aller von Calcutta jährlich exportirten Arten Lacks schätzte man vor 8 Jahren auf ungefähr 1800 Tonnen (3600000 Pfund), während sie im Jahre 1858 auf ungefähr 700 Tonnen (1400000 Pfund) fiel, im Jahre 1859 um */§ weniger, während im laufenden Jahre sich die Quantität wieder bedeutend vermehrt hat. Im November 1858 betrug der Vorrath in London und Liverpool 3958 Kisten und Säcke; im selben Monat 1859: 1316 und im November 1860: 1345. Davon kann ich leider nicht die verschiedenen Verhältnisse Orange, Garnet und Leberbraun an geben ; natürlich sind alle Arten inbegriffen. Uebrigens sind nun Schiffe nach England unterwegs, welche nicht weniger als 3192 Kisten und 363 Säcke Schellack an Bord haben, wodurch zweifels ohne, wenn sie nicht untergehen, unser Vorrath vermehrt, aber auch die Preise gedrückt werden müssen. Andererseits haben wir gehört, daß sich für den amerikanischen und ausländischen Markt große Frage zeigt, während alle unsere Droguisten und andere Kaufleute so gänz- ') Oder daß im Perbättniß wcniger I-ac V70 als Schellack gebraucht wirk. ' M lich ohne Vorrath sind, daß sie bereit sein werden zu kaufen, sobald der Preis etwas mäßiger wird. Ohne Zweifel wird es schon Manchem eingefallen sein zu fra gen, warum man bei so außergewöhnlichen Preisen nicht an irgend eine andere Substanz oder Mischung dachte, welche statt Schellack verbraucht werden könnte. Dies geschah allerdings, allein ohne allen Erfolg. Als ich vor ungefähr acht Monaten in London war, zeigte man mir einen Artikel, welchen eine eben gegründete Gesell schaft verfertigen ließ und statt Schellack verkaufen wollte. Der Preis war 3 Pfd. St. für 100 Pfund (36 fl. 36 kr.) billiger und die Unternehmer dieses Fabrikats hegten große Hoffnung auf Erfolg. Man sagte mir, sobald der Artikel in Quantität verschickt werden könnte, solle ich eine Probe davon erhalten. Nach ungefähr einem Monat kam auch richtig dieselbe an und wurde ich um meine Mei nung befragt. Nachdem ich den Artikel sorgfältig untersucht hatte, gab ich meine Ansicht dahin ab, daß der Gebrauch desselben in allen Fabriken und Künsten, welche den gewöhnlichen Schellack bisher an wendeten, zu verwerfen sei. Obgleich mir dazumal für diese Aeuße- rung kein großer Dank wurde, so glaube ich doch, daß dieser Artikel nicht lange fabricirt wurde. Es wird nicht viel anders gewesen sein, als eine Mischung von Schellack und Aloe-Harz, sehr wahrscheinlich von der 6ap ^loe. Sei dem wie ihm wolle, so war ich durch meine Untersuchung gewiß, daß das Fabrikat selbst mit den geringern Sorten von Schellack nicht concurriren konnte. Indem ich diese Bemerkungen schließe, möge es mir erlaubt sein, die Hoffnung auszusprechen, daß der Schellack seinen höchsten Preis erlangt hat und daß derselbe im Jahre 1861 bedeutend fallen wird. Ich glaube ungern daran, daß die einheimischen Zufuhren wirklich geschloffen sind, während die jetzt noch bestehenden vergleichs weise enormen Preise nur dazu dienen können, die Thätigkeit und Energie beim Aufsuchen neuer Zufuhren zu vermehren, was hoffent lich zur Folge haben wird, daß die einheimischen Lackfabriken mehr rohes Material emfangen werden, und so durch vermehrten Vor rath nach und nach der Marktpreis auf einen gemäßigteren Stand heruntergebracht wird, welcher sich den festen Preisen nähert, zu welchen bis vor Kurzem Schellack immer in den Preislisten notirt stand. (kdarm. ckournal anä Mansaotions, Januar 1861, 2. R., Bd. II, S. 358.) — Der patentirtc Maischkühlapparat von Oscar Kropff L Co. in Nordhausen in Preußen. Mit 1 Holzschnitt. Der Intelligenz werden die technischen Fortschritte in den Lei stungen des Maischkühlapparates sofort klar werden, wenndie be treffenden Gewerbtreibenden erwägen, daß die Darstellung einer vollkommenen Maische die erste Bedingung, und ein Hauptersorder- niß zur Erzielung von Alkohol ist. Diese Aufgabe zu lösen, eine immer vollkommen gleiche und gute Maische darzustellen, sind die bis jetzt im Gebrauche befindlichen Apparate, namentlich die Kühlvor richtungen, nicht geeignet, und ist diese Unvollkommenheit darin zu suchen, daß die Maische beim Kühlen zu viel der atmosphärischen Luft ausgesetzt ist, da sich der in letzterer befindliche Sauerstoff mit der Maische verbindet und eine schale Säure bildet, welche der Alkohol entwicklung höchst schädlich und hinderlich ist; deshalb wird in den Brennereien die größte Reinlichkeit, namentlich mit den Gärbottichen, gehandhabt, damit sich keine Essigbildung entwickeln kann. Aber ! was hiermit Gutes geschaffen, wird bei der Kühlung der Maische auf dem Kühlschiffe wieder verdorben, indem bei der großen Fläche, welcher die Maische auf dem Kühlschiffe ausgesetzt ist — wie schon oben gesagt, — der Sauerstoff der Atmosphäre sich mit der Maische verbindet und eine schädliche Säure bildet. Manche Brenner begehen sogar in ihrer Unwissenheit den gröb- ! sten Fehler, indem sie Windflügel in Bewegung bringen, nicht ahnend, daß sie der Maische fortwährend neue Portionen Sauerstoff zusetzen und auf diese Weise den Keim zur Verderbniß legen. Der rationelle Brenner hat die Erfahrung, daß, nachdem der Zuckerbil- dungsproceß beendet, die Maische so schnell wie möglich gekühlt wer den muß , wenn er eine gute Ausbeute erzielen will; er hat es aber mit den bestehenden Kühlschiffen mit dem besten Willen nicht in seiner Gewalt, denn bald ist die Lufttemperatur kalt, die Maische kühlt